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Kleine Mittheilungen.

Die Reste des Archivs des Klosters S. Cristina bei Olonna. Es ist schon oft die Frage aufgeworfen und erörtert worden, wann das Kloster S. Cristina bei Olonna, welches im Privilegium Ottonis I. unter den Besitzungen der römischen Kirche genannt wird, an diese gekommen sein mag. Sind noch jüngst Lamprecht und Simson (dieser im N. Archiv 15, 574) auf sie näher eingegangen, so hat letzterer die Vermuthung ausgesprochen, dass etwa das Archiv des Collegium Germanicum zu Rom Aufschluss über die ältere Geschichte des von Gregor XIII. dem Collegium zugewiesenen Klosters bieten könnte. Sie trifft nicht zu, wie ich mich überzeugt habe und wie ich mit folgenden Angaben über den Bestand jenes Archivs erhärten will.

Der P. Steinhuber, welcher jetzt dem Archive vorsteht, stellte mir den im Jahr 1806 von Nicolo Ratti angefertigten Indice dell' Archivio ven. Collegii Germanici-Ungarici di Roma (Folioband) zur Verfügung. Von den hier in 12 Abtheilungen verzeichneten und excerpirten Urkunden reichen nur die in fünf Abtheilungen untergebrachten über die Zeit der Gründung des Collegs zurück. Die Fonds der drei in den Besitz des Collegiums gekommenen Kirchen in Rom S. Saba, S. Apollinare und S. Stefano rotundo beginnen mit dem 15. Jahrhundert. Etwas älteres Material findet sich in den Abtheilungen von S. Cristina und von S. Croce di Fonte Avellana.

Für die Reichhaltigkeit der letzteren Abtheilung spricht schon, dass die Inhaltsangaben der Urkunden S. 1-152 des Registerbandes füllen. Die Kaiser- und die Papsturkunden sind hier, wenn auch nur in mangelhafter Weise, besonders zusammengestellt worden. Das betreffende Verzeichniss ist vor kurzem aus dem Indice abgedruckt wordem vom Abte D. Alberto Gibelli in dessen Memorie storiche sull' antico monastero di S. Cruce di F. A. (Nuovo Giornale Arcadico serie III.

und Separatabdruck Milano 1890) S. 58. Gibelli hat, wie ich nebenbei bemerken will, S. 54 auch den ältesten Bibliothekskatalog der Abtei veröffentlicht und zwar nach dem Cod. Vatic. 484, welchen Gottlieb Ueber mittelalterliche Bibliotheken S. 202 No. 570 verzeichnet hat.

Dem Fonds S. Cristina sind im Indice nur die S. 225-228 gewidmet. Zuerst sind da unter No. 1-16 Informationen und Processakten jüngeren Datums eingetragen und erst unter No. 17 folgt ein Verzeichniss von Urkunden. Doch diese gehören fast ausnahmslos dem 16. Jahrhundert an; von älteren Stücken werden nur erwähnt ein angebliches Diplom Friedrich II., auf das ich zurückkomme, und ein Instrumentum concessionis in emphyteusim factae a D. Anna Riccada d'Este comitissa Belgiojoso (ohne Jahresangabe).

Da ich am Schlusse des Indice vom J. 1806 eine Zusammenstellung von Urkunden fand, welche einst dem Archive angehörig abhanden gekommen sind, fragte ich nach älteren Repertorien und erhielt ein solches vom J. 1652. Dasselbe ist betitelt Tavola delli libri che sono in Milano di scritture appartenenti all' Abbadia di S. Cristina, et altre tavole di bolle e privileggi che si conservano nell' Archivio del Collegio G. U. di Roma. Aus dessen zweitem Theile hebe ich das Verzeichniss der damals in Rom befindlichen und auf sämmtliche Besitzungen des Collegs bezüglichen instrumenti in carta pecora hervor; sie kehren fast sämmtlich in dem Indice von 1806 wieder. Der erste Theil aber gilt, wie ja auch der Titel besagt, ausschliesslich dem Fonds von S. Cristina, d. h. dem grösseren Theile desselben, welcher nie nach Rom gekommen, sondern in Mailand verblieben und dort in Napoleonischer Zeit dem Staatsarchive einverleibt worden ist. Am meisten zu achten wäre wohl auf den einen im J. 1652 als Libro intitolato Lombardia n. 40, cioè S Cristina eingetragenen Band, nicht weil er die Copie eines Privilegiums Friedrich II. aus Lodi vom 16. Februar 1185 gemeint ist wohl Stumpf Reg. 4405, d. h. D. Friedrich I. aus Lodi mit XVI. kal. febr. 1185, dessen Original sich im Staatsarchiv zu Mailand befindet, sondern wegen etwaiger anderer und älterer Schriftstücke.

Doch über die Vergabung des Klosters an die römische Kirche haben die Herrn vom Staatsarchiv zu Mailand, an welche ich mich einmal vor Jahren gewandt habe, keinen Aufschluss zu geben gewusst. Und hat sich noch eine Urkunde oder auch nur eine urkundliche Notiz erhalten, so wird in andern mailändischen oder lombardischen Sammlungen nachzuforschen sein, in welche Archivalien von S. Cristina übergegangen sind. Zunächst mache ich auf eine, wie es scheint,

Lamprecht und Simson unbekannt gebliebene kleine Publication von Alessandro Riccardi aufmerksam: Inventario dei . . . beni possedenti nel secolo X dal monastero di S. Cristina (Lodi 1889). Allerdings, wenn hier Schenkungen von Carlus Magnus, Ludovicus imp., Rodulfus rex, Berengarius anticus, Ugo atque Lhotarius rex, Lampertus imp. erwähnt werden, so geschieht dies in so unbestimmter Weise, dass sich diese Angaben kaum verwerthen lassen. Aber wie aus dem von mir oben citirten 'Instrumentum concessionis per emphyteusim, so ergibt sich desgleichen aus den Noten des Herausgebers Riccardi, dass mit den Gütern des Klosters auch Urkunden desselben in das Archivio Belgiojoso d'Este in Mailand, in das der Conti Somaglia ebenda, in das Archivio Negroni in Lodi u. s. w. gerathen sind, so dass noch an allen diesen Orten nachzuforschen sein würde.

Rom, März 1891.

Sickel.

Zwei Notizen aus der Trierer Stadtbibliothek. Die beiden nachstehenden Stücke sind dem grossen zu Anfang des vorigen Jahrhunderts angelegten Diplomatarium Treverense entnommen, welches in einer langen Reihe von Bänden Trierer Urkunden enthält. Das erste Stück befindet sich im dritten Bande des Diplomatarium Wernheri (1388-1418), also an einem Orte, wo niemand eine Urkunde Rudolfs von Habsburg vermuthen und suchen wird; das zweite in einem Bande des Diplomatarium, welcher Urkunden und Notizen aus der Zeit des Erzbischofs Balduin (1307-1354) enthält, und zwar unmittelbar nach einer längeren Dedicationsnotiz, laut welcher Daniel Metensis episcopus de ordine fratrum Carmelitarum, vicarius in pontificalibus des Erzbischofs Balduin am 12. Dezember 1337 eine Kapelle auf der Rheininsel (Niederwörth) gegenüber Vallendar unterhalb Coblenz eingeweiht hat. Am Schlusse derselben Dedicationsnotiz heisst es, dass ein Kaplan Balduins mit Namen Konrad Winter, Priester des PrämonstratenserOrdens im Kloster Romersdorf die verfallene Kapelle sammt Zubehör neu erbaut habe, so wie man sie zur Zeit sehen könne. Aus diesen Angaben ist deutlich zu erkennen, dass das zweite Stück eine dem gemeldeten Faktum ganz gleichzeitige Aufzeichnung ist, und es ist zu vermuthen, dass es ebenso wie die Dedicationsnotiz aus einem der drei älteren,Balduineum" entnommen ist.

1. Urkunde Rudolfs von Habsburg.

Rudolf verspricht dem Nicolaus von Scharfenstein für geleistete und zu leistende Dienste 60 Mark Silber und verpfändet ihm dafür zwei Fuder fränkischen Weines, welche jährlich aus dem königl. Kelterhause bei (Ober) Wesel zu erheben sind 1). Wien 1278 Mai 15.

Rudolphus dei gracia Romanorum rex semper augustus uniuersis imperii Romani fidelibus presentes literas inspecturis gratiam suam et omne bonum. Ad incrementum glorie regalis pertinere dinoscitur, si illi, qui in nostris et imperii fideliter se exercitaverunt serviciis, sue capiant premia servitutis, quo exemplo ceteri de bono in melius animati ad obsequendum nobis et eidem imperio fervencius accendantur. Hinc est quod nos grata et placita, que strenuus vir Nicolaus de Scharpenstein nobis et imperio gratanter impendit obsequia et adhuc impendere poterit, graciora benignus () intuentes sexaginta marcas puri et legalis argenti sibi de regia liber[ali]tate promittimus 2) nos daturos, duas carrattas vini Franconici de torculari nostro sumendas apud Wesaliam sibi tamdiu obligantes, quousque prefate sexaginta marce per nos vel nostros in imperio successores sibi vel suis heredibus fuerint persoluti. In cuius rei testimonium presens scriptum maiestatis nostre sigillo duximus roborandum. Datum Wienne ydus Maii indictione sexta, anno domini millesimo ducentesimo septuagesimo octavo, regni vero nostri anno quinto.

2. Ueber die Zusammenkunft des Königs Eduard III. von England mit Kaiser Ludwig IV. zu Coblenz. 1338. Aug.-Sept. 3).

Nec est oblivioni tradendum, quod anno domini M. CCCo. XXXVIII. in die [decollationis] 4) beati Johannis baptiste preclarus ac magnanimus Edwardus rex Anglorum venit ad insulam predictam 5) et habuit parlamenta et tractatus 6) cum imperatore Romanorum et principibus imperii nec non cum aliis quam pluribus nobilibus et dominis Alamanie pro adiutorio 7) sibi prestando per eos contra Philippum 8) regem Francorum, qui sacro Romano imperio et sibi in multis iniuriabatur; et mansit in insula predicta usque in diem nativitatis beate Marie virginis proxime subsequentem.

1) Aus: Diplomatarum Wernheri III. Trier. Cod. nr. 2142 (744) (ex cod. Confluent. fol. 285' transsumptum). 2) permittimus Hs. 3) Aus: Diplomatarium Treverense. Trierer Stadtbibl. cod. 2141 (742) pag. 49. 4) Ergänzt für den leeren Raum in der Hs. 5) Niederwörth gegenüber Vallendar unterhalb

Coblenz.

6) retractatus Hs.

7) adiutoria Hs.

8) Ph. VI.

H. V. Sauerland.

Literatur.

Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich. Herausg. von einer Commission der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, bearbeitet von Dr. J. Escher und Dr. P. Schweizer. 1. Bd. (741-1234). Zürich, S. Höhr 1888 (1890) XXV und 412 S. 4o.

Urkundenbuch der Stadt Basel. Herausg. von der historischen und antiquarischen Gesellschaft zu Basel. 1. Bd. (751–1267) bearbeitet durch Rudolf Wackernagel und Rudolf Thommen. Basel, C. Detloff 1890. XIV und 434 S. 4o, mit Karte und Abbil

dungen oberrheinischer Siegel.

Wieder liegen zwei schöne Werke vor uns, die zum guten Theile durch den Gemeinsinn einsichtiger, auch für geistige Interessen warm fühlender Bürgerschaften ermöglicht wurden. Dem Beispiele, das letzter Zeit in löblicher Weise schon mehrere altberühmte Städte deutscher Zunge gegeben, folgen nun auch Zürich und Basel: sie bieten uns in äusserlich und innerlich würdig ausgestatteten Sammlungen die urkundlichen Quellen ihrer reichen Geschichte. Sie bilden beide eine werthvolle Fortsetzung zu den zahlreichen Werken dieser Art, welche die Heimatsliebe der Schweizer und die rastlose Rührigkeit in der Erforschung ihrer Geschichte bereits geschaffen hat und über die der ehrwürdige Altmeister schweizerischer Geschichtsforschung, Georg v. Wyss, in dem Vorwort zum Urkundenbuche von Zürich eine lehrreiche und erfreuliche Uebersicht gibt.

Der Plan eines Urkundenbuchs der Stadt und Landschaft Zürich wurde 1884 von einem Kreise Züricher Geschichtsfreunde gefasst. Das Werk gewann durch die Selbstauflösung der vaterländisch-historischen Gesellschaft und die Ueberweisung eines bestimmten Fonds derselben eine erwünschte materielle Grundlage, welche dann durch die bereitwillige Unterstützung von Seite der Regierung und des Stadtrathes von Zürich eine vollständig gesicherte wurde. Im Auftrag der zur Herausgabe des UB. von der antiquarischen Gesellschaft bestellten Commission arbeitete Staatsarchivar Schweizer ein Programm und einen Redaktionsplan aus, die in ihrer endgiltigen Gestalt in die Einleitung dieses ersten Bandes aufgenommen sind; die darin S. XXII eingeflochtenen Bemerkungen über die

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