Publikationen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Neue Folge. Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels. IX. Leipzig, Verlag des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Fünfter Bericht an die Hißtorische Commission des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Ich freue mich, meinen fünften Bericht mit der Mittheilung beginnen zu können, daß ich im Laufe des lezten Jahres ein bedeutendes Stück Arbeit bewältigt habe und daß ich, wenn meine Gesundheit sich nicht verschlechtert, bis zum Ende des laufenden Jahres den ersten Band meines Werkes beendigen zu können hoffe. Derselbe wird in etwa fünfzehn Kapiteln, mit der Erfindung der Buchdruckerkunst beginnend, von Gutenberg zu deren Ausbreitung und dem ersten Handel mit gedruckten Büchern übergehen, einen Rückblick auf den Handel mit Handschriften werfen, dann das buchhändlerische Geschäft, so weit dies an der Hand der in dieser Beziehung ziemlich mageren Quellen möglich ist, also Druck, Verlag, Preise und Vertrieb schildern, den Einfluß des Humanismus und der Reformation auf den Buchhandel näher ausführen, die Stellung der Reichsstände und der Reichsregierung zu ihm actenmäßig belegen (Bücher-Polizei, Censur und Bücher-Commissarien), die Bedeutung und Stellung der Buchhändlermessen und der Meßkataloge nachweisen, und schließlich das Aeußere des Buches, Papier, Herstellung, Illustrationen und Einband, so wie endlich auch die Stellung der Buchhändler zu den ihnen nahestehenden Gewerben und Geschäften berühren. Ich bedaure auch heute wiederholen zu müssen, daß es mir trot eifrigen Forschens noch nicht gelungen ist, die bis zur Mitte Archiv f. Gesch. d. Deutschen Buchh. IX. 1 des 16. Jahrhunderts nur spärlich fließenden Quellen über die geschäftliche Seite meines Themas wesentlich zu erweitern. Wohl finden sich in den zahlreichen Briefen und Schriften der Humanisten und Reformatoren werthvolle Thatsachen und Notizen, die sich gut verwerthen lassen; allein positive Nachweise für die innere Organisation, Creditverhältnisse und Usancen fehlen in dem ersten Jahrhundert fast gänzlich. Für spätere Perioden ist wieder so reichliches Material vorhanden, daß die Beschränkung manche Schwierigkeit verursacht. Als Erläuterung zu dem Text, soweit er sich auf die äußere Entwickelung des Buchhandels erstreckt, habe ich verschiedene graphische Tafeln angefertigt, deren Idee ich der Güte des Herrn Geh. Rath Dr. Zarncke verdanke. Es wird durch sie auf den ersten Blick das Verständniß der einzelnen Strömungen und Epochen in der Geschichte des Buchhandels klar, so namentlich der Auf- und Niedergang der Publikationen, das Verhältniß der deutschen zur außerdeutschen, namentlich lateinisch geschriebenen Literatur, die Entwickelung des Verlagshandels in den einzelnen deutschen Landschaften. Mehrere der obigen Kapitel sind schon abgeschlossen, andere bedürfen noch der Feile und einzelner Nachträge oder Kürzungen. Das Kapitel über den Nachdruck hat der Herr Professor Lewis hierselbst übernommen, wegen des das Aeußere des Buches betreffenden Kapitels stehe ich noch mit einem hervorragenden Wiener Gelehrten in Unterhandlung, dessen Schriften auf diesem Gebiete verdienten großen Ruf genießen. Ich werde mir erlauben Ihnen nach Beendigung meines Sommeraufenthaltes, also im Herbst des laufenden Jahres, ein paar Kapitel einzusenden, damit Sie aus ihnen meine Auffassung der Aufgabe ersehen und einen kritischen Ueberblick über meine Darstellung gewinnen. In Wien bin ich noch nicht gewesen und werde erst am zweiten Ostertage, 26. März cr. hingehen. Ich hoffe dort mit zwei Wochen fertig zu werden. Herr Wirkl. Geh. Rath v. Arneth, der Chef des dortigen K. K. Staatsarchivs, hat mir aufs Zuvorkom= mendste gestattet, die Acten des Reichshofraths über dessen Correspondenz mit den Bücher-Commissarien in Frankfurt a. M. einsehen zu dürfen. Es sind dort sechs sehr umfangreiche Fascikel |