manzenmachen zur Modesache machten, und dadurch die Form ausweiteten und aushöhlten, diese Dichtungsgattung in der Kunstpoesie in Verruf gebracht, während der Volksgesang immer mehr zum Bänkelgesang herabgesunken war; und doch sind es die Kunstdichter, welche die ächte unzerstörbare Romanzenpoesie für die Kunst, für die Nation und für das niedere Volk mit allem Reiz der Neuheit ausstatteten und wieder in's Nationalleben einführ ten, indem sie sie den Anforderungen der Zeit gemäß dramatisch umgestalteten und zum Fundament der Nationalbühne machten. Schon die alten ächten Volksromanzen enthielten dramatische Elemente nicht nur in den Stoffen, sondern auch in ihrer Behandlung. Die von Joglares wenn auch nur von Einem - vorgetragenen Romanzen wurden wahrscheinlich dramatisch, d. i. mit Veränderung der Stimme, mit Mienen und Geberdenspiel rezitirt; so tragen wenigstens, wie wir in der ersten Abtheilung gezeigt, noch heutzutage ihre entarteten Nachkommen, die Bänkelsänger, die Romanzen auf Pläßen und in Ventas vor. Jedenfalls läßt es sich nachweisen, daß schon bei der Entwicklung der dramatischen Kunst in Spanien die Romanzen mit ihr in enger Verbindung standen; denn schon zur Zeit des Lope de Rueda wurde jede Theatervorstellung mit einer alten Romanze eingeleitet, die anfangs hinter dem Vorhang, dann, seit Navarro, auf der Bühne gesungen wurde (s. Cervantes, Vorrede zu seinen »Ocho Comedias y Entremeses;" Agustin de Rojas, Viaje entretenido, Madrid, 1793. 8°. T.I. p. 89; vgl. Schack, I. S. 105 ff., 229, 248; Depping, I. p. XXI); später wurden die Loas" oder Prologe zu den Stücken gewöhnlich in Romanzenform abgefaßt (Schack, II. S. 107). Natürlich benügte daher das spanische Drama, als es in seiner volksthümlichsten Entwicklung zugleich seine höchste Blüthe erreicht hatte, sowohl die reiche Fundgrube der sagenhaft- historischen und abenteuerlichritterlichen Stoffe, welche die volksmäßigen und die JoglarRomanzen boten, als auch die nationalste und geschmeidigste aller Formen, die Romanzenform, die schon vor Lope de Vega und noch mehr von ihm und seiner Schule häufig angewandt, und seit Calderon die fast allein herrschende in den Comedias wurde (Schack, I. S. 115, II. S. 83 - 84; — Angel de Saavedra, Romances historicos," p. 8, 17). So sind viele Stücke von Lope de Vega, Damian Salustio de Poyo, Guillen de Castro, Mira de Mescua, Matos Fragoso, Luis Velez de Guevara u. f. w. dramatisirte Romanzenstoffe (vgl. z. B. Schack, II. S. 270 ff., 431, 442, 490 u. s. w.), und enthalten sogar » noch Bruchstücke alter Romanzen (vgl. Saavedra, L. c. p. 2; Depping, I. c. p. XXI — XXII, und in dessen Sammlung mehrere Beispiele davon, wie I. p. 328, 348, 359, 410; II. p. 31, 146, 232, 283, 407). Daher sagt v. Schack in seiner oft angeführten vortrefflichen Geschichte der dramatischen Litera= tur und Kunst in Spanien» mit Recht (Thl. III. S. 88): „Es ist beachtenswerth, wie das Drama in seiner ausgebildetsten Kunstform bei Calderon der Romanze, als der Wurzel aller spanischen Dichtung, größeren und selbstständigeren Raum verstattet, als dieß in früheren Stadien der Fall gewesen war. Es ist als wollte das spanische Schauspiel auf seiner höchsten Höhe noch einmal den Tribut der Dankbarkeit an die Volkspoe= sie, aus der es hervorgegangen, entrichten, und den Zusammenhang mit ihr recht deutlich zur Schau tragen." Dafür sind aber auch, wie wir am Schlusse der ersten Abtheilung gezeigt, viele Stellen der Comedias als Romanzen wieder unter das Volk gekommen, und selbst seine Sänger haben nun ihre eigenen Romanzen häufig dramatisch gestaltet und vorgetragen. So zeigt sich recht augenscheinlich der innere Zusammenhang und die organisch bez dingte Wechselwirkung zwischen der Comedia und der Romanze; denn sie sind nur zwei verschiedene Formen desselben Nationalbewußtseyns, aus demselben durchaus volksthümlichen Principe hervorgegangen, und haben daher beide einen so unzerstörbaren Keim, eine so vitale Kraft, daß sie zeitweise wohl durch fremde Einflüsse zurückgedrängt oder modificirt werden können, aber immer wieder aufleben werden, so lange die Spanier ihr Nationalbewußtseyn nicht gänzlich verlieren, wie denn in neuester Zeit die Romanzen, und zwar gerade die volksmäßigepischen, bei den spanischen Kunstdichtern sogar wieder zu Ehren gekommen, und von ihnen, wie wir bemerkt, wieder nachgeahmt und kultivirt worden sind. Denn um mit Lope de Vega zu schließen-: Estos romances Nacen al sembrar los trigos. Ferdinand Wolf. Art. V. 1) a. Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande. Herausgegeben von Lersch und vielen Mitarbeitern. Bonn, auf Kosten des Vereins, 1842-1846. gr. 8. Mit vielen lithographirten Tafeln. 8 Theile. — Dazu gehörig: b. Centralmuseum rheinländischer Inschriften von Dr. Laurenz Lersch. Bonn, Habicht, mit Lithographien. 8. 1. Cöln, II. Bonn, III Trier. 1839-1842. 2) Zeitschrift des Vereins zur Erforschung der rheinischen Geschichte und Alterthümer in Mainz. Mit Beiträgen von Gredy, Emele, Kehrein, Hennes, Klein, Külb, Lindenschmit, Becker, Barfuß und Kaufmann. Zwei Hefte mit Kupfertafeln. Mainz, Seifert. 1845 1846. 8. 3) Annalen des Vereins für nassauische Alterthumskunde und Geschicht s f o r s chung. Hefte, mit lithographirten Tafeln. Wiesbaden, 1827 ff. gr. 8. 4) Archiv für hessische Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben aus den Schriften des historischen Vereins für das Großherzogthum Hessen von J. W. Chr. Steiner. Darmstadt, 1835-1845. 5) Jahresberichte des historischen Vereins der Pfalz, mit Bildertafeln. Quart. Speyer, Kranzbühler, 1842. 6) Das großherzogliche Antiquarium in Mannheim. Zusammengestellt von G. Fr. Gräff. 2 Hefte. fl. 8. Mannheim, bei Löffler, 1837 1839. 7) Die römischen Inschriften, welche bisher im Großherzogthum Baden aufgefunden worden, zusammengestellt von Ph. W. Rappenegger. Mannheim, bei Kaufmann, 1845, 1846. 8. 8) Schriften des Alterthumsvereins für das Großherzogthum Baden zu Baden und seines Filialvereins, der historischen Section des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte zu Donaueschingen. Zwei Bände mit artistischen Beilagen. gr. 8. Baden-Baden, bei Scoßniovsky, 1845-1846. 9) Die Donauquellen und das Abnobagebirg der Alten. Eine geographische Untersuchung als Ercurs zu Taciti Germania I. von C. B. A. Fickler. Carlsruhe, 1840. 10) Urgeschichte des badischen Landes bis zu Ende des siebenten Jahrhunderts, von F. J. Mone. 2 Bände. gr.8. Mit Holzschnitten. Carlsruhe, Macklot, 1845. 11) Wirtembergische Geschichte von Joseph Friedrich Stälin. Erster Theil: Schwaben und Südfranken von der Urzeit bis 1080. Stuttgart und Tübingen, bei Cotta, 1841. gr. 8. 12) Verzeichniß der in Wirtemberg gefundenen römischen Steindenkmale des königl. Museums der bildenden Künste. 13) Kirchengeschichte Deutschlands von F. W. Rettberg. Erster Band. Göttingen, 1846. gr. 8. 14) Historisch - archäologische Abhandlung über unteritalischkeltische Gefäße in der Vasensammlung des Bernisch en Museums. Ein Beitrag zur Kunde keltischer Ornamentik und Symbolik, mit antiquarisch - topographischen Notizen über den Kanton Bern und drei lithographirten Tafeln. Von Albert Jahn. Bern, bei Jenni, 1846. Quart. 15) Notiz über einige in dem Roseneggerischen Garten zu Birgelstein in der Vorstadt Stein von Salzburg auf Kosten des Eigenthümers ausgegrabene römische Alterthümer. Herausgege ben vom Generallieutenant C. von Minutoli. Nebst 12 litho graphirten Tafeln. Berlin, bei A. Asher et Com., 1846. Quart. Im LXII. Bande dieser Jahrbücher in der Abhandlung: „Zur Kritik der römischen Kaisergeschichte,» mußte ich meinen Standpunkt mehr östlich nehmen, in den Donauländern, wie denn auch gleich zu Anfang aus einem griechischen Städteverzeichnisse 1) eine Notiz über Ungarn vorkam; die Uebersicht der hier verzeichne= ten Schriften leitet uns von Ost und Süden in eine westliche Richtung, nämlich von Juvavum im Noricum (s. Nr. 14) bis nach Lugdunum im Bataverlande und nach Belgien (s. Nr. 1) 2); von den Schweizeralpen (Nr. 13) bis an die Nordsee und gegen die Eyder hin; wobei jedoch die von Andern schon besprochenen Entdeckungen Troyon's am Lemanersee und de la Saussaye's numismatisches Werk über das narbonnesische Gallien ausgeschlossen bleiben und die Rhein- und Donaugebiete hervorgezogen werden. So viel von dem geographischen Umfang der hier aufgeführten fünfzehn Schriften. In Betreff ihres materiellen Inhalts wird wohl niemand einen in's Einzelne gehenden Bericht über diese zum Theil umfangreichen Werke erwarten, am wenigsten von mir, der ich selbst neulich Gelegenheit hatte, viele Ergebnisse derselben und Kritiken darüber dem Publikum vorzulegen 3). Hier kann es einzig und allein unsere Aufgabe seyn, 1) Ein zweites neben jenem hat jezt Th. L. Fr. Tafel bekannt gemacht Append. V ad Constantin. Porphyrog. de provinc. Imperii Byzant. Tubing. 1844; worin zu den Worten: Zoo, vv Ovyypía der Zusak kommt: xai Expiwμos, worüber wöhl am Ersten österreichische Gelehrte Auskunft werden geben können. Wozu unter Andern mein Freund und Schüler Roulez Beiträge liefert, derselbe, dem wir eine schöne Monographie über Cäsars belgische Feldzüge (Louvain, 1833) verdanken. 3) In den zur Archäologie gehörigen drei Bänden meiner deutschen Schriften. Leipzig und Darmstadt, 1846 und 1847. die Hauptmomente zu bezeichnen, worauf es bei Untersuchungen ankommt, die den Gegenstand der oben angegebenen Schriften bilden, und den Geist anzudeuten, in welchem sie im Ganzen bearbeitet sind. Außerdem muß Referent als Philolog und Archäolog von seinem Berichte Alles ausschließen, was über die Gränzen der eigentlichen Römerwelt hinausliegt, und mehr dem Mittelalter oder selbst der noch späteren Zeit angehört. Da endlich diese Schriften einen Zeitraum von mehr als einem gan= zen Jahrzehend ausfüllen, so muß er sich mehrentheils bei seinen Notizen auf die Theile und Hefte aus den neuesten Jahren beschränken. Mit Einem Worte: die Leser dürfen hier eben nicht viel mehr als Andeutungen von besonders bemerkenswerthen Ergebnissen dieser Forschungen erwarten. Da diese Arbeiten in zwei Klassen zerfallen, in Vereinsschriften und Abhandlungen oder Bücher einzelner Forscher, so ist es dem Referenten, als Mitglied fast aller hier genannten Vereine, eine Angelegenheit, über diese einige Worte im Allgemeinen vorauszuschicken. Noch im vorigen Jahrhundert waren solche Alterthums-, Kunst- und Geschichtsvereine größtentheils Anstalten der Höfe und Nachahmungen der französischen Akademien, deren Namen sie auch wohl annahmen, wie z. B. die Karl Theodorische in Mannheim, oder wenn auch nicht, so doch sich, selbst wenn die Arbeiter Deutsche waren, mitunter der französischen Sprache bedienten, wie z. B. die Hessen- Casseler, wobei ein Mann wie August Wilhelm Schlegel besser an seinem Plage gewesen wäre als Referent, der seinen Beitrag für die Mémoires des Inscriptions sich von einem französischen Literaten hat müssen übersehen lassen. Dabei beruhten diese deutschen Gesellschaften auf fürstlichen Stif tungen, und wurden oft von Fürsten außerordentlicher Weise unterstüßt, konnten daher oft Bedeutendes leisten, wie die tüchtigen Arbeiten einiger deutscher Gelehrten in der Casseler und in der noch fruchtbareren Mannheimer beweisen. Jeßt aber lesen wir auf den meisten dieser deutschen Gesellschaftsschriften: Gedruckt auf Kosten des Vereins, und die Landesfürsten stehen an der Spiße der Mitgliederverzeichnisse, und geben nur, wenn auch mitunter wohl ansehnliche, Beiträge. Nur die königlich preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin macht hier durch die großartigen Unterstüßungen, die auch ihre historisch - philologische Klasse genießt, eine preiswürdige Ausnahme, denen die königlich bayerische und königlich hannoverische Akademien in München und in Göttingen sich würdig anschließen. Dieß ist der erste Man= gel, der die deutschen Alterthumsforscher drückt, und es geschieht bloß im Interesse der Wissenschaft, daß es hier öffentlich gesagt |