Urgesch. II. S. 186 ff.) 1) andeuten; daß der Discus, als Bedeutung von Sonnenscheibe, in griechischen und italischen Mythen und Festgebräuchen so oft hervorgehoben wird, wie die Bulla an den Hälsen der etruskischen und römischen Patricierknaben, die Lunulae auf etruskischen Münzen und auf den Schuhen der römischen Senatoren; daß ein griechischer Literator schon Stoff genug vorfand, über die symbolische Bedeutung des Rades einen eigenen Tractat zu schreiben (Clemens Aler. Stromm V. 8); und daß es daher höchst seltsam wäre, wenn die Scheiben, Ringe, Mondchen, Räder u. s. w. auf den vom Verfasser beschriebenen celtischen. oder etruskischen Gefäßen bloße Phantasiespiele und willkürlich ersonnene Verzierungen wären. Diese und einige andere bildliche Darstellungen sind auf drei lithographirten Tafeln dem vorliegenden Werkchen beigefügt. = Von hier kehren wir zuleht in südöstlicher Richtung zurück, indem uns Nr. 15 (s. oben) nach Salzburg verseßt. Mit dieser Schrift beschließt Herr von Minutoli eine lange und rühmliche ethnographische und archäologische Laufbahn. Denn außer seinem großen Reisewerke hat er die Völker und Kunstgeschichte mit einer ganzen Reihe durchweg auf eigene Anschauungen und Forschungen gegründeter Schriften bereichert, und sich darin besonders als einen großen Kenner der antiken Technik ausgezeichnet 2). In vorliegender Schrift hat es der kunsterfahrene Verfasser mit der Herausgabe einer Zahl römischer, aber auch anderer Denkmäler der verschiedenen Völker zu thun, welche Einfluß auf die Sitten und Culte des kaiserlichen Roms übten. Der Fundort ist Salzburg, eine Stadt, deren Boden und Umgegend schon manche. Alterthümer geliefert, und darunter vor mehreren Jahren ein Mosaico, das uns einen der berühmtesten Mythus der alten Griechen, die Theseïde, darstellt. Sehr passend schickt der Verfasser 1) Auch Belenus Grannus genannt, von welchem dem alten amykläischen ähnliche Bildwerke in rheinisch-gallischen Ländern vorgefunden werden. Die Belege sind Zur Archäologie II S. 120 f. ge= geben. Außer diesem Sonnen - Apollo erscheint der Sonnenlöwe und andere solarische Symbole auf füdgallischen Münzen bei de la Saussaye und anderwärts. 2) Ich erinnere hier an seine zahlreichen artistischen Mittheilungen im Berliner Museum für bildende Künste von Kugler und Gropius; an seine Abhandlungen vermischten Inhalts, welche sich über alle Zweige der alten Kunst und Technik erstrecken; an desselben Monographien über Keramographie, gefärbte Gläser, Mosaico, Murrhinen, Gemmen und Kameen (eine von ihm mir gewordene gütige Mittheilung ist Gegenstand eines Artikels des unter der Presse befindlichen Bandes meiner deutschen Schriften: »Zur Archäologie«), und zwar aus dem Umfange fast aller Länder der alten Welt. den historischen Nachrichten über das alte Salzburg die Verse eines anonymen Poeten voraus: „Tunc Adriana vetus, quae post Juvavia dicta Praesidialis erat Noricis et episcopi digna Ruperti sedes," worin die römische Gründung und die christliche Bedeutung dieser berühmten Stadt begriffen ist. In der ersten Anmerkung aber, wo es heißt: „Die ersten Nachrichten hierüber findet man im Itinerarium Antonin's, und zwar in der Tabula Peutingeriana, in welcher Juvavia's Erwähnung geschieht u. s. w.," muß das zwar ausgelöscht werden. Der Verfasser erzählt darauf die Ergebnisse der in einer Reihe von Jahren in diesem Bezirk unternommenen Ausgrabungen, wodurch Alterthümer aller Art und des verschiedensten Materials zu Tage gekommen, wie Aschenurnen, Gefäße, Schalen von Metall, Stein, Glas und Thon, ganze Figuren, Büsten und Reliefs, welche Gottheiten, Laren, Imperatoren, Krieger und andere Personen darstellen; ferner Waffen, Werkzeuge, Hausges räthe, Lampen und Münzen aus Silber und Erz. Unter den lehteren wird besonders ein Medaillon aus Bronze mit der Aufschrift MHPOZ bemerkt (wobei ich auf die ersten Tafeln von Tischbein's und Heyne's Homer in Bildern, und von Inghirami's Galleria Omerica und E. Q. Visconti's Iconographie grecque I. pag. 77 sq. ed. de Milan verweise; wo auch die späteren Nachbildungen mit verderbter Namensschreibung und mit Bildern aus der römischen Kaiserzeit besprochen werden). Antiken und Anticaglien, die theils an Ort und Stelle verblieben, theils in die königlich bayerische und andere Sammlungen übergegangen. Es werden sodann einige Terracotten ausgezeichnet, die durch meisterhafte Arbeit sich theils als Nachbildungen berühmter Werke der antiken Plastik, theils als treffliche Originale darstellen; wie ein Dornauszieher, erinnernd an das treffliche Werk der Lysippischen Schule auf dem Capitol; ein sterbender Krieger, von dem der Verfasser, anspielend auf den berühmten Moribundo, sagt: Diese Statuette ist von so musterhafter Ausführung, daß man wähnen möchte, sie sei aus den Händen eines der ersten griechischen Künstler hervorgegangen, weßhalb sie auch jedem plastischen Künstler zum Muster und jedenfalls einem Antiquarium zur Zierde dienen würde*). Ich möchte sie, ihrer Meisterhaftigkeit nach, eher für ein Original als für eine Copie halten, wiewohl sie in allen ihren Modalitäten mit jener Figur übereinstimmt. Ein Umstand, der mir bei dieser kleinen terra cotta besonders beachtungswerth schien, *) Also z. B., füge ich hinzu, wie dem Berliner Museum, dessen Terracotten neulich Panofka herauszugeben angefangen, oder der Karlsruher Kunsthalle, welche bereits schöne kleinere Stücke der Art best. ist der, daß sie bronzirt ist, denn sie ist mit einem feinen Ueberzug versehen, welcher die Patina um so täuschender nachahmt, als man an einigen Stellen noch Goldblicke zu erkennen glaubt.» „Ferner fährt der Verf. (S. 6 f.) fort, möchte ich eine dritte kleine Bildsäule aus weißem Thon wegen der Vortrefflichkeit ihrer Ausführung noch in gleiche Kategorie von Meisterhaftigkeit verseßen. Diese kleine Figur stellt nämlich die mit dem linken Fuß an einen Felsen geschmiedete Andromeda vor. Ihr größtentheils über den linken Arm geschürztes Gewand bedeckt nur zum Theil ihren reizenden Körper, während man auf ihrem lieblichen Gesicht alle Spuren des Schreckens und der Angst beim Erblicken des Ungeheuers, das sie mit aufgesperrtem Rachen zu verschlingen droht, ausgedrückt findet. Diese Peinlichkeit ihrer Lage ist so meisterhaft dargestellt, daß sie unsere höchste Theilnahme anspricht; nur ist zu bedauern, daß sie dem Styl nach etwas manierirt erscheint." Jm Verfolg macht Herr v. Minutoli (S. 8) noch auf den Kopf eines Homer aufmerksam. Er bemerkt dazu: „Angeblich aus Serpentinstein. Er ist mit der Stirnbinde versehen und steht auf einem Sockel, der eine Löwenklaue darstellt, und ist, wenn gleich er nur fünf Zoll in der Höhe zählt, von meisterhafter Ausführung." Diese Beispiele beurkunden hinlänglich, daß unser deutscher Römerboden mitunter auch plastische Kunstwerke der edelsten Art verbirgt. Doch unser Verfasser hat diesmal als Gegenstände seiner zwölf lithographirten Tafeln, die er hier mittheilt und beschreibt, hauptsächlich Stücke ausgewählt, die ihm wegen ihrer sonderbaren Zusammenstellung, so wie durch das Hinüberschweifen in fremde Culte merkwürdig schienen (.8 f.)," welches ihm (S. 17 f.) zu einer Schlußbetrachtung Anlaß gibt, in welcher er unter Anderm sagt: „Es darf übrigens nicht befremden, wenn man in dieser Sammlung Gegenstände antrifft, die auf den ägyptischen, asiatischen und indischen Cultus Bezug haben, oder im Geschmack jener Völkerschaften gebildet worden sind, indem bereits zur Kaiserzeit der zu nüchterne Inhalt des nationalen Polytheismus dem Römer nicht mehr genügte, und er daher seinen Glauben mit den Lehren des Morgenlandes, d. h. den Natur- und Elementardienst mit dem Gestirndienst vermischte, und diesem zu Folge den Isis - und Mithra sdienst und den syrischen und chaldäischen Cultus, d. h. den iranischen, arabischen, sabäischen und phönizischen Feuer- und Gestirndienst einführte. Dieß geschah seit Augustus Zeiten (doch zum Theil wohl früher, muß Referent bemerken) bis in das vierte Jahrhundert unserer Zeitrechnung." Ich will zum Schluß als Probe nur Tafel 9 herausheben; worüber ich auch etwas Eigenes zu bemerken habe. In zwei Terracotta-Figuren, wo neben einem Adler zwei nackte weibliche Wesen stehen, in der Größe verschieden, wie Mutter und Tochter, aber beide mit dem Auffassen ihres Haupthaars beschäftigt, glaubt unser Verfasser Dione und ihre mit Zeus erzeugte Tochter Aphrodite (Iliad. V. 370) vermuthen zu dürfen, indem der Adler auf den Jupiter hinweise. Die zweite Thonfigur derselben Tafel bes schreibt er (S. 14) so: „Eine weibliche Figur, die mit der rech ten Hand nach dem entblößten Busen greift und mit der linken den ebenfalls entblößten Unterleib berührt, Kopf und Schultern bis zum Rücken mit einer Art von Kalantika oder auch Cuculus bedeckt; auf den Knieen liegend vor einer wie ein Schiffchen gestalteten Bahre, in welcher eine mumienartig eingehüllte Leiche liegt. Unterhalb der Knieenden sieht man einen in das Schiffchen hineinblickenden Vogel und daneben, füge ich hinzu, einen aufspringenden mit den Vorderfüßen anfassenden Hund, und glaube mich nicht zu irren, wenn ich in dieser morgenländisch kauernden weiblichen Gestalt die Isis erkenne, die in ägyptischer Trauerhülle den an der Küste von Byblos durch die Seh- und Spürkraft von Vögeln und Hunden wieder aufgefundenen Leichnam des Osiris mit klagender Geberde auf einem Papyruskahn in die Mündungen des Nil wieder nach Aegypten zurückzuführen im Begriff ist. (Plutarch. de Isid. et Osir. cap. 13 sqq. p. 461 ed Wyttenb.) 1). Endlich blicke ich nur noch auf Nr. 13 zurück, dessen ganzer Inhalt eigentlich außer meinem Bereiche liegt, das jedoch hier mit einem Wort erwähnt wird, weil es ein mit Geist und Gelehrsamkeit verfaßtes Werk ist, und aus den Quellen der griechischen und römischen Literatur, verbunden mit den Untersuchungen der Alterthumsforscher, uns eine getreue Darstellung der welthistorischen Bewegung liefert, wodurch auf den Grundlagen der altrömischen Kultur die Anstalten der christlichen Religion und Sittigung in den deutschen Ländern gegründet worden 2). Heidelberg. Creuzer. 1) Wobei die doppelte Bewegung der Hände nicht zu übersehen ist, die der rechten, nach der Brust, die der linken, nach dem Leib; durch welche lettere angedeutet wird, daß Isis nach dem Tode des Osiris ihm noch einen Sohn gebären wird, den Harpokrates (Plutarch 2. 2. p. 470 Wytt.) — Es ist dies also eine gelehrte Composition, wie man in der Kunstsprache sagt, die uns wesentliche Züge des Mythus beim Plutarch anschaulich macht. 2) Hier am Rheine schon im zweiten Jahrhundert, wie Frenäus in dem nicht fernen Lyon bezeugt (contra Haeres I. 3, vgl. Tertullian advers. Judaeos II. p. 299 Seml. und s. jezt Rettberg und L. Häuser, Gesc). der rheinischen Pfalz. I. S. 4 f.). Art. VI. Reise in Dänemark und den Herzogthümern Schleswig und Holstein. Von J. G. Kohl. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1846. II. Band, 448 S. (Sch I u s.) Der größte Theil dieses Bandes umfaßt die Darstellung der gegenwärtigen Beschaffenheit von Kopenhagen, die so anschaulich und so umfassend ist, daß sie als die vorzüglichste jener, in so vielfacher Beziehung merkwürdigen Königsstadt gelten kann. Von vorzüglichem Interesse ist die detaillirte Darstellung der wissenschaftlichen und künstlerischen Institute Kopenhagens, und die vergleichende Gegenüberstellung derselben mit denen der Nachbarländer. Für alle nordischen Forschungen ist Kopenhagen der Mittelpunkt, wo wiederum Dänen die merkwürdige Gesellschaft gestiftet haben, welche auf die Alterthumskunde Skandinaviens jest ein so helles Licht wirft. So wie die Dänen unser deutsches Licht weiter nach Norden hin leiten, so sind auch sie wieder die Vermittler, durch welche uns Kunde von den Flammen wurde, die aus jenem unter der Asche glimmenden Feuer hervorschlagen. Durch sie sind wir mit den isländischen Schäßen bekannt gewor den, und die Edden, die herrlichen Sagen Snorre Sturlesons wurden eher in's Dänische als in's Schwedische überseßt, so daß, wie die Schweden einst die Religion Odin's von den Dänen empfingen, sie auch nun wieder über die Beschaffenheit jener Religion hauptsächlich durch die Dänen sich belehren ließen. In Kopenhagen ist das wahre Centrum aller nordischen Studien, hier sind die größten Schäße skandinavischer Antiquitäten aufgehäuft, hier findet sich in der nordischen Bibliothek das wichtigste Material für die Geschichte und Kultur Skandinaviens aufbewahrt. In den Künsten gehen die Dänen den Schweden fast noch in höherem Grade vor als in den Wissenschaften. Die Sammlungen von Kunstwerken in den dänischen Schlössern beweisen, wie die dänischen Könige von jeher beslissen waren, Kunstwerke für ihr Vaterland in der Fremde zu sammeln. Stockholms Kunstschäße sind mager im Vergleich mit denen. in Kopenhagen, wo man die nördlichsten sehenswerthen Museen und Sammlungen Europas findet. Wie einst in Padua, in Paris, in Wittenberg und andern berühmten Universitäten des Mittelalters die dänische Nationalität durch eine nicht geringe Anzahl von Compatrioten repräsentirt wurde, während man die Schwes den dort kaum fand, so gibt es auch jeßt wieder in Rom, der Hauptstadt der Künstler, eine große Auswahl von Dänen, die, wenn man die Kleinheit des Landes, das sie sandte, bedenkt, wahrhaft in Erstaunen seßt, während von den Schweden weit seltener die Rede ist. |