arabische Architektur angezeigt worden seyn, welche im CIX. Bande dieser Jahrbücher besprochen worden. Die hier gelieferte Anzeige kann also als ein Anhängsel zu jener im CIX. Bande dieser Jahrbücher gelieferten sechs Bogen starken Geschichte der arabischen Baukunst betrachtet werden, so wie die Anzeige des ersten Bandes der gesammten Werke des Hrn. Marchese von Villarena (Vincenzo Mortillaro), worin auch orientalische Terte befindlich, ein Seitenstück zu dessen schon seit vielen Jahren erschienenen zwei Bänden der Geschichte Siciliens unter den Arabern, deren dritter Band aber bisher vergebens erwartet worden. Wir beginnen un= sere Anzeige mit dem leßterschienenen der drei vorliegenden Werke, gehen dann zur Topographie Morso's über und wollen mit dem Dome von Monreale des Hrn. Duca Serradifalco schließen. Der erste Band der sämmtlichen Werke des Hṛn. Marchese von Villarena enthält zuerst einen mit Studio bibliografico überschriebenen, eigentlich bibliothekarischen Auffah von hundert Seiten, welcher zunächst in Bezug auf die Stadtbibliothek von PaTermo geschrieben worden, in drei Abtheilungen, deren erste von den Bibliotheken, die zweite von den Bibliothekaren, die dritte von der Literaturgeschichte handelt, worauf der Anhang folgt, abermals in zwei Abtheilungen bestehend, deren erste von den in Sicilien zerstörten und erhaltenen Bibliotheken, die zweite von der Stadtbibliothek Palermo's besondere Kunde gibt. Daß so vielfältige Gegenstände auf hundert Seiten nur sehr oberflächlich behandelt werden konnten, geht schon aus der beschränkten Seitenzahl hervor. Der erste Abschnitt handelt von dem Nußen öffentlicher Bibliotheken; der zweite von den berühmten zerstörten des Alterthums, der Alerandrinischen, der Attalischen zu Perga= mos, der von Pisistratos zuerst zu Athen gestifteten, der von Gnidos und Apamea; dann von den römischen, nämlich: die zuerst von Julius Cäsar, dann die von Asinius Pollio auf August's Wunsch; hierauf die von Augustus selbst gestifteten beiden (die Octavianische und Apollinische), weiters die Bibliothek Tibers in der Nähe seines Palastes, die von Ulpius Trajanus auf den Rath des jüngeren Plinius; die große Bibliothek von Constantinopel; die, welche Cassiodor, der Minister Theodorich's, in einem Kloster, und die beiden, welche gleichzeitig der Papst Hilarius in der Kirche des heiligen Stephanus gestiftet. Unter den zerstörten berühmten Bibliotheken fehlt eine der größten und wichtigsten, nämlich die von Tripolis in Syrien, von welcher Hr. Quatremère zuerst nach der damals in Paris befindlichen Wiener Handschrift Jbn Forat's im zweiten Bande seiner geographischen und historischen Denkschriften *) über Aegypten Bericht *) Mémoires géographiques et historiques sur l'Égypte. 1. p. 506. erstattet hat. Die Angabe, daß dieselbe drei Millionen Bände enthalten haben soll, worunter allein fünfzigtausend Exemplare des Korans und zwanzigtausend Commentare des Korans, ist freilich eine arabisch übertriebene, welche, um einigermaßen glaublich zu seyn, durchaus um eine Null decimirt werden müßte, aber ihr historisches Daseyn läßt sich nicht abläugnen und hätte eben sowohl, als die große Bibliothek Kairo's und die zwei Dußend anderer arabischer Bibliotheken, wovon Hr. Quatremère in seinem Auffage: Sur le goût des livres chez les Orientaux 1), Kunde gegeben, erwähnt werden sollen. Da Hrn. Q.'s Aufsag fünf Jahre früher als das vorliegende Werk des Hrn. Marchese erschienen ist, so war von diesem als Orientalisten die Bekanntschaft mit jenem Aufsage um so mehr zu erwarten; übrigens ist auch Hrn. Q.'s Auffah nichts weniger als vollständig, demselben ist bereits ein Dußend bei ihm fehlender Bibliotheken, welche an den Medreseen Kairo's bestanden, in diesen Jahrbüchern nachgewiesen worden 2), und ein zweites bei Hrn. Q. fehlendes Dußend behält sich Rec. vor, ihm bei einer anderen Gelegenheit nachzuweisen. Von diesen drei Dugend arabischer Bibliotheken hat der Herr Marchese keine Kunde. Die hierauf folgende. Uebersicht der in Europa dermalen bestehenden Bibliotheken ist eben so unvollständig, als die der zerstörten. An die Spize wird nach der veralteten Quelle von Montfaucons griechischer Paläographie die Bibliothek des Berges A thos gesezt, als ob dort eine einzige große Bibliothek gesammter Klöfter bestände, welche nie bestanden hat. Ueber die Armuth der einzelnen Klosterbibliotheken an Handschriften sowohl, als an gedruckten Büchern haben noch jüngst die drei deutschen Pilger nach dem heiligen Berge, Zachariä, Grisebach und Fallmerayer berichtet; auf die Bibliothek vom Berge Athos folgt gleich die von Marokko, von der bisher eben so wenig Näheres be= kannt, als von der nicht erwähnten zu Tunis. Ganz unerlaubt ist es für einen Orientalisten, daß er über die Bibliotheken Constantinopels keine anderen Quellen, als Spon's Reise in den Archipel, und nicht einmal Toderini's Werk und noch viel weniger den IX. Band der Geschichte des osmanischen Reichs kennt, in welchem die vierzig Bibliotheken Constantinopels aufgezählt sind. Er kennt nur eine einzige, nämlich die von Sultan Hamed (soll heißen Ahmed) dem Dritten i. J. 1719 im Innern des Serai errichtete. Die chinesischen Bibliotheken werden halb bezweifelt und dann auf die sonderbarste Art mit denen, die sich zu Fes, Ghasa und Damaskus befinden sollen, zusammen 1) Journal Asiatique, troisième série, tome VI. p. 35. 2) C. Bd. S. 105. gestellt: Si pretende da molti esservi nella Cina biblioteche di non piccol momento, come pure a Fez, a Gaza, a Damasco. Da China mit gedruckten Büchern überfluthet ist, so kann es dort an Bibliotheken wohl nicht fehlen; bei den 32,000 Bänden, welche Erpenius in der Bibliothek zu Fes gesehen haben will, wird wohl wenigstens eine Nulle zu viel seyn; von einer Bibliothek zu Ghasa hat Rec. nie gehört und keiner der in jüngster Zeit so zahlreichen Reisenden in Syrien berichtet. Zu Damaskus müssen an den Moscheen wohl mehrere Bibliotheken vorhanden seyn, über deren Daseyn oder Nichtdaseyn Niemand besseren Bericht erstatten könnte, als der k. k. Generalconsul in Syrien, Herr von Adelburg, an den schon seit geraumer Zeit das Gesuch der Hofbibliothek ergangen, aus den damaskischen Bibliotheken die Biogra= phien der berühmten Männer des XII. Jahrhunderts der Hidschret, deren Verfasser Chalil Efendi ed-Demeschki, d. i. der Damaszener, zu Tage zu fördern. Zu Paris hätte doch außer der k. Bibliothek noch derer des Pantheon, des Arsenals und des Institutes Erwähnung geschehen sollen; bei den von Leyden wird die Erwähnung des Schages orientalischer Handschriften, die sich von Erpenius und dem Warner'schen Legate herschreiben, vermißt. Dieser Schaß hätte so ehrenvollere Er wähnung verdient, als die betrauten Custoden desselben nie bloß wie Drachen über dem zu bewachenden Schase gesessen, sondern zum Besten der Wissenschaft ihre Schäße auch anderen Orientalisten mitgetheilt, wie dieß der den orientalischen Musen zu früh entrissene Weijers gethan, und sein Nachfolger hoffentlich in dessen Fußstapfen tritt. Unter den englischen Bibliotheken hätten doch wenigstens die Lord Spencer's und die besonders an orien talischen Handschriften so reiche des Museums von London ausgezeichnet werden sollen. Der Verf. scheint nicht einmal das Werk von Dibdins zu kennen, da es unter den zahlreichen Citaten seiner Quellen in den Noten fehlt. Unter den deutschen Bibliothe= ken werden zwar die von Hannover, Hamburg, Bernburg, Coburg, Altenburg und unter Einem mit denselben (als stünde sie ganz mit diesen auf gleichem Range) die von München erwähnt, unter den nordischen zwar die von Upsala und Stockholm aufgeführt, aber die von Kopenhagen und Petersburg ganz mit Stillschweigen übergangen. Selbst von den Bibliotheken Italiens, von denen Rec. auf seiner italienischen Reise i. J. 1825 acht und zwanzig durchforscht, über die in zehn derselben, nämlich zu Neapel, Turin, Rom (auf der Vatikanischen und Barbarinischen), zu Florenz auf der Laurentinischen, zu Bologna, Modena, Parma, Mantua und auf der von S. Marco zu Venedig befindlichen orientalischen Hand schriften in neun gedruckten Briefen Kunde gegeben 1), und überdieß über alle acht und zwanzig von ihm besuchten besonderen biz bliothekarischen Bericht erstattet hat; von diesen acht und zwanzig erwähnt der Verfasser nur vierzehn, bei der vatikanischen des vom Rec. in den oben erwähnten Briefen ausgesprochenen Wortes ge= denkend: e il de Hammer compreso da meraviglia ebbe a chiamarla vero, e magnifico tempio delle muse 2). Der zweite Theil des ersten Aufsages handelt von den Bibliothekaren, deren Stelle nur sachkundigen und gelehrten Männern zu verleihen, welche ihrem Posten nicht nur durch ihren Namen Ehre machen, sondern auch das Wohl der ihnen anvertrauten Bibliotheken mit Sachkenntniß zu fördern im Stande find, wie z. B. in der jüngsten Zeit Angelo Mai und Mezzofanti, welchen die mit der Cardinalswürde verbundene Präfectenstelle der Vaticana verliehen worden: Però è stato sempre lodevole costume quello di conferirsi per lo più tale carica a persone, che avessero potuto onoratamente sostenerla. Der Verfasser zählt die Namen der großen italienischen Gelehrten auf, welche als Vorsteher von Bibliotheken der Welt schon früher durch ihre gelehrten Werke bekannt. Er hätte diese Aufzählung aber nicht auf die italienischen Gelehrten allein beschränken, sondern auch auf die anderen Länder ausdehnen sollen, unter welchen Denis in die vordersten Reihen gehört, der durch seine Einleitung in die Bücherkunde und durch seine Buchdruckergeschichte Wiens sich als Gelehrter einen nicht minderen Namen erworben, als durch Offian's und Sined's Lieder, ein würdiges Vorbild. seines jüngsten Nachfolgers, des Hofraths Freiherrn von Münch, der zweifelsohne den unter dem Namen Halm erworbenen Ruhm des Dichters durch den des Gelehrten unter seinem eigenen Namen vermehren wird. Daß der Herr Marchese die beiden obgenannten Werke von Denis nicht anführt, scheint zu beweisen, daß dieselben in der Bibliothek zu Palermo sich nicht befinden, oder daß er des Deutschen nicht kundig. Indessen führt er doch Wilken's Geschichte der Berliner Bibliothek an, kennt aber nicht die der Wiener Hofbibliothek von Mosel, und was noch auffallender ist, nicht einmal den Essai statistique sur les bibliothèques de Vienne seines Landsmannes Balbi; endlich kennt er nicht 1) Ho esaminato le biblioteche di Parigi e di Cambridge, la Bodleiana e l'Ambrosiana, quelle di Germania e di Costantinopoli; ma in alcuna di esse non sono stato giammai da tanta maraviglia compreso, quanto nella Vaticana, vero e magnifico tempio delle Muse. Lettera III, 2) 3m XLII., XLV., XLVII., XLIX., L., LIV., LIX. und LXII. Bande der Biblioteca italiana. einmal Schelhorn's Anleitung für Bibliothekare und Archivare und citirt den einzigen Lomeier de bibliothecis. Nachdem in zwei Abschnitten die Typographie und die Seltenheit der Bücher kurz berührt worden, wird in dem dritten das bibliographische System behandelt, nach welchem eine Bibliothek geordnet und der Materien - Catalog derselben verfaßt seyn soll. Die dreifache Eintheilung in Scienze, Lettere, Arti, welche der Verfasser vorschlägt, scheint uns um so mehr eine verfehlte, als die Geographie, Chronologie und Archäologie unter dem zusam= menfassenden Titel der zweiten Klasse der Lettere eingereihet sind, als ob dieselben gar nicht den Wissenschaften beizuzählen wären. Zweckmäßiger noch als diese Eintheilung ist die alte, aber von den Encyklopädikern längst beseitigte Diderot's aller Wissenschaften unter die drei Rubriken des Gedächtnisses, der Phantasie und des Verstandes, welche der vorvorleßte Vorsteher der Bibliothek von Brera zu Mailand, der gelehrte Abbate Gironi, dem Materiencataloge dieser Bibliothek zum Grunde gelegt, und welche der dermalige verdienstvolle Vorsteher dieser Bibliothek, Herr Francesco Rossi, in seinen Cenni storici *) bekannt gemacht, von denen hier weiters zu sprechen um so überflüssiger, da dieselben schon in Schmidl's Blättern für Literatur und Kunst umständlich angezeigt worden. Da dieses die Eintheilung der Bibliothek von Brera beschreibende Werk schon i. J. 1841 erschienen, so ist es sehr zu wundern, daß Hr. Marchese von Villarena zwei Jahre darnach noch keine Kunde davon hatte. Die dem Werke Hrn. Rossi's beigegebenen drei Tafeln der unter das Gedächtniß, die Phantasie und den Verstand eingetheilten Wissenschaften geben zwar eine erschöpfende, aber höchst mühsame und nichts weniger als vollkommen logische Uebersicht, indem z. B. unter dem Haupttitel Antiquitates, dann unter dem zweiten Institutiones die folgenden Rubriken: Antiquitates figuratae, Palaeographia, Epigraphia, Numismatica, Diplomatica auf einer und derselben Linie stehen, und den beiden Haupttiteln dann die Mores coordinirt sind, welche in Spectacula, Cultus und Mores stricte dicti untergetheilt sind; von diesen drei Abtheilungen gehören die Schauspiele augenscheinlich unter die schönen Künste, der Cultus zur Religionsgeschichte, die Sitten zur Ethik oder wenigstens alle drei zur Ethnographie, welche in den Unterabtheilungen der Geographie ganz und gar fehlt. Indessen ist diese Klassificirung doch bei weitem der höchst unpraktischen encyklopädischen vorzuziehen, welche auf sieben großen Foliotafeln der vor sechzehn *) Cenni storici e descrittivi intorno all' I. R. Biblioteca di Brera. Milano, 1841. |