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in Oesterreich mit einander (sei es auch mitunter nicht ohne Zank, Streit und Eifersucht) gewaltet und geschaltet, nachdem sie zur Mannesreife gekommen, ihren beiderseitigen Vortheil aus diesem Verhältnisse noch richtiger auffassen und sich darnach benehmen werden. Dem Herrn Verf. aber wird sich für diese großartige schöne Arbeit die Weltgeschichte, wie die Bibelforschung gleich verbunden fühlen, die Hoffnung und den Wunsch nährend, es möchte den Japhetiden bald noch ein ähnliches Werk über die Aramäer oder die semitischen Japhetiden nachfolgen und nachge= wiesen werden, welche Spuren von Os, Hul, Gether und Mes in Europa sich nachweisen lassen.

Dr. Theol. Franz Joh. Richter.

Art. IX. Allgemeine Kulturgeschichte der Menschheit, von Gustav Klemm. Nach den besten Quellen bearbeitet und mit rylographischen Abbildungen versehen. Fünfter Band: Die Staaten von Anahuac und das alte Aegypten, mit 8 Tafeln Abbildungen. Leipzig, Verlag von B. G. Teubner. 1847. 474 S. gr. 8.

Der Der unermüdet fleißige Verfasser fährt in diesem Bande fort, seine schwierigen, aus dem tiefsten und genauesten QuellenStudium hervorgegangenen Untersuchungen und Erfahrungen mitzutheilen.

Er hat bisher die passiven Völker der Urwälder, der öden Küsten, der weithin gebreiteten Steppen und die activen Volksstämme der Hochgebirge der alten Welt und der an sie gränzen= den Wüste in ihren Urzuständen betrachtet, sodann einen Blick auf die Verbreitung der leßteren über den Erdball gerichtet und darauf eine Schilderung derjenigen Erscheinungen versucht, welche die Unterjochung und Beherrschung der passiven Rasse durch die active zunächst hervorbringt.

Der Schauplah dieser Erscheinung waren die Inseln der Südsee, jene Inseln, die unter einem milden Klima die ersten Lebensbedürfnisse in reicher Fülle darbieten, und die Entwicklung der menschlichen Kräfte nächstdem durch ihre Lage inmitten einer an wechselnden Erscheinungen reichen See wesentlich fördern. Wir fanden die schwarzen Ureinwohner hier nicht bloß als die Diener der weißen Herren, sondern überhaupt auf der tiefsten Stufe der gesellschaftlichen Stellung, zum Last- und Mastvich herabgewürdigt, in welchem der Besißer nicht einmal eine Seele anerkennt. Die Herren dagegen erscheinen als übermüthige Besizer alles Grund und Bodens, aller Erzeugnisse, aller Lebensgenüsse, als die einzigen Inhaber alles Geistigen und jeglicher Kultur. Dieser Zustand erklärt sich zum großen Theile aus der insularischen Lage

der Südsee-Völker. Die Herrscherfamilien wuchsen allgemach zu großer Mehrzahl heran, sie waren kraftvoll und gewandt genug, um auch ohne Beihilfe der passiven Urbevölkerung fremde, von Außen stammende Angriffe abwehren zu können. Daher blieb denn auch der Gebrauch der Kriegswaffen, wie das ganze Kriegshandwerk ihr ausschließliches Eigenthum. Die Herrscher aber blieben für die unterjochte Urbevölkerung immer nur höher stehende Wesen; sie wurden ihnen nicht näher befreundet, als der Hirt es seiner Heerde wird, die er nur pflegt, um sie zu benußen.

Andere Erscheinungen müssen sich da ergeben, wo die Urbes völkerung die überwiegende Mehrzahl der Nation bildet, und die active Rasse nur in kleinen Haufen als Herrscher bei derselben erscheint, wo nicht bloß leibliche Uebermacht genügt, um ihr Ansehen und Geltung zu verschaffen. Die active Rasse steht hier ohngefähr in demselben Verhältnisse zu der passeven, wie der Schiffer zu der See; während der Mensch die friedlichen Binnengewässer nach seinem Belieben benüßt, nach seinem Gebrauche abdämmt oder ihnen einen Lauf anweiset, wie er eben für seine Zwecke dienlich ist, muß er der unendlichen See gegenüber feine Pläne und Mittel nach den Eigenschaften der gewaltigen Wassermasse einrichten; er muß ihre Eigenthümlichkeiten genau erforschen, die Gefahren kennen lernen, die sie ihm bringen kann, eben so die Schwächen und Vortheile, die sie ihm darbietet, und darnach muß er seine Kräfte bemessen, seine Maßregeln nehmen. Nur durch umsichtige und kluge Benußung aller Umstände, jeder Strömung in der Tiefe, jedes Luftzuges oberhalb der Gewässer, durch zweckmäßige Anwendung aller sich darbietenden Hilfsmittel gelingt es dem Seefahrer die unwirthliche Wasserwüste zu durchschiffen. In ähnlicher Weise sehen wir denn auch kleine Haufen der activen Rasse ganze Völker der passiven Urbewohner der Erde nicht bloß besiegen, sondern sie auch beherrschen und sie dadurch einer höheren Kultur zuführen.

Diese Erscheinung begegnet uns in dem großen Landstriche, der sich von Norden nach Süden durch mehr als hundert und dreiBig Breitengrade zwischen dem atlantischen Ocean und dem stillen Weltmeer dahin streckt. Eine Gebirgskette, die bis zu zwanzigtausend Fuß Höhe aufsteigt, ist das Grundgerüste dieses Erdtheiles, dessen vornehmlichste Landmasse nach dem Osten sich abdacht, wohin denn auch seine meisten, zum Theil riesenhaften Ströme abfallen. Das Land selbst bietet in der heißen und gemäßigten Zone eine endlose Fülle von Gesteinen und Mineralien, Hölzern und Cerealien, in der kalten Zone einen großen Reichthum aller Fleisch, Fell, und Pelzthiere dar.

Die Urbevölkerung Amerika's gehört den frühern Betrach

tungen des Verfassers zufolge offenbar der passiven Rasse an, die wir in Neuholland, den Südseeinseln, der Polarzone, wie in Afrika gefunden haben. Die gefärbte Haut, die Schädel- und Gesichtsbildung, vornehmlich aber ihre Indolenz, ihr Streben nach Ruhe, das nur durch die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse unterbrochen wird, und das namentlich da hervortritt, wo sie nicht mit Europäern in Berührung kommt, das Alles spricht für diese Bezeichnung. Es begegnet uns indessen hier eine Erscheinung, die in Uebereinstimmung mit der übrigen Natur uns den bewunderungswürdigen Reichthum ihrer Formen abermals vor Augen stellt. Die amerikanische Abtheilung der passiven Rasse erscheint in demselben Grade milder und bildsamer als die Neger, in welchem auch ihre Hautfarbe heller ist und ihre Körperform der activen Form näher steht; ein Erfahrungssaß, der uns auch bei den Polarvölkern bereits entgegengetreten ist. Die amerikanis schen freien Indianer von Brasilien und Surinam sind bei weitem eher und mit besserem Erfolge zu einem geordneten Leben zu bringen, als die Neger, wie sich aus der Geschichte der Missionen, namentlich der Jesuiten, deutlich nachweisen läßt. Um lautesten aber spricht für jene Behauptung eine Vergleichung der Geschichte von Amerika mit der von Afrika; in legterem Erdtheile konnte nur an den Punkten sich eine höhere Kultur entfalten, welche dem Zuströmen der activen Völker ununterbrochen ausgeseßt wa= ren, in Aegypten und an der Nordküste; im Süden und an der Westküste, wo die Negerbevölkerung das Uebergewicht hat, verblieb das Volk Jahrtausende lang in der alten Barbarei.

Die Geschichte von Alt-Amerika dagegen zeigt uns ganz an= dere Erscheinungen. Die alten Sagen der Peruaner und Merikaner melden uns, wie die aus Norden gekommenen, weißen und bärtigen Gründer jener Staaten eine zahlreiche Bevölkerung vorfanden, die noch auf den niedern Stufen der Kultur verharrte, und in Stämmen zusammen lebend, von Jagd und Fischfang sich nährte, ohne eine feste Wohnstätte zu besißen. Diese Sagen melden ferner, wie jene Herrscher das Volk nicht allein besiegt, sondern auch wie sie dasselbe mit den friedlichen Künsten des Ackerbaues, der Webekunst, der Thierpflege, der Schmiedekunst bekannt gemacht, und wie sie eine gewisse Ordnung in Bezug auf das häusliche, gesellige und öffentliche Leben bei demselben heimisch gemacht haben. Die Ureinwohner zeigten sich dabei äußerst gelehrig und anstellig. Die spanischen Eroberer fanden in diesen altamerikanischen Staaten eine so treffliche Organisation, eine so große Achtung für das Geseß und die Sitte, wie sie z. B. von keinem Reisenden bei irgend einem Negervolke jemals bemerkt worden ist. Dagegen erscheinen die Amerikaner aber auch nie in

dem Verhältnisse, in welchem z. B. der Neger zu seinem maurischen Herrn steht, und nur die fanatische Tirannei der spanischen Eroberer würdigte den wehrlosen Indianer zum Lastthiere herab.

Dieser Abschnitt des Werkes hat nun die Aufgabe nachzuweisen, wie die active Rasse die passiven Urvölker zu sich heranzieht, wenn sie in kleineren Massen unter jene tritt, welche Mittel fie dabei anwendet, und welche Formen des häuslichen, wie des öffentlichen Lebens aus solchem Zusammentritt hervor gehen.

Die Untersuchungen der Staaten von Anahuac betreffen die Urbevölkerung, Nahrung, Kleidung, Wohnungen, Werkzeuge, Gefäße, Beschäftigungen, Familien, geselliges und öffentliches Leben, öffentlichen Verkehr, das Kriegswesen, Religion, Priesterschaft, Tempel, die Götter, Kultur und die Geschichte. Die Uns tersuchungen und Darstellungen sind eben so umfassend, klar und anschaulich, wie in den früheren Bänden.

Das Familienleben der alten Ureinwohner von Amerika glich dem der heutigen freien Indianer. Der Mann war der Mittelpunkt, um den sich Alles drehte, und der Frau lag die meiste Arbeit ob, ihre Stellung war eine sehr untergeordnete. Die Stellung der Frauen bei den durch die weißen Herrscher unterjochten Amerikanern war eine günstigere und durch Geseze geschüßt, und der Abschluß der Ehe durch gewisse Gebräuche gefei ert, die jedoch bei den verschiedenen Stämmen des merikanischen Reiches mannigfache Abweichung erlitten. Allgemeine Sitte war es, daß der Mann mehrere Frauen haben durfte, d. h. so viele er ernähren konnte.

Bei den Otomies war es Sitte, daß der junge Mann mit dem Mädchen seiner Wahl schlief; gefiel sie ihm in der ersten Nacht nicht, so trennte er sich wieder von ihr; fand sie aber seinen Beifall, so blieb er den ganzen folgenden Tag bei ihr, und durfte sie fortan nicht wieder verlassen. Hierauf folgten 20-30 Tage der Enthaltsamkeit und Buße, während welcher sie sich fleiBig badeten und Blut abzapften.

Bei den Mirteken band man die Mantelzipfel der Brautleute zusammen, schnitt ihnen einige Locken ab, und der Bräutigam trug dann seine Braut eine kurze Strecke auf dem Rücken fort.

In Jcheatlan war die Ehe unter den unmittelbaren Einfluß der Götter gestellt. Ein Mann, der ein Weib nehmen wollte, begab sich zu den Priestern, welche ihn zum Tempel führten, ihm vor dem darin verehrten Götterbilde eine Haarlocke abschnitten, und ihn sodann dem Volke mit den Worten: Dieser Mann wünscht eine Frau zu nehmen," vorstellten. Der Mann stieg dann vom Tempel herab, und das erste ledige Frauenzimmer, das

er antraf, ergriff er als die ihm von Gott bestimmte Gattin. Mädchen, die keine Lust hatten, ihn zu heirathen, hüteten sich, dem Tempel nahe zu kommen.

Im Allgemeinen aber wurden die Ehen nie ohne Beistimmung und ausdrückliche Einwilligung der Eltern geschlossen. Wenn ein Sohn 20 bis 22 Jahre und das Mädchen 16 bis 18 erreicht hatte, dachte man an ihre Verheirathung. Die Eltern suchten dem Sohne eine angemessene Braut; bevor sie jedoch weis tere Schritte thaten, mußten die Wahrsager aus den Geburtsta= gen der Brautleute den künftigen Erfolg der Ehe erforschen. Waren die Zeichen ungünstig für die Erlesene, so gab man die Absichten auf dieselbe auf und suchte eine andere aus. Wenn nun ein günstiger Ausspruch erfolgt war, so ward bei den Eltern des Mädchens durch gewisse Weiber, Cihualtanque, Freiwerberinnen, angehalten. Die ältesten und ehrwürdigsten Frauen aus der Familie des Bräutigams übernahmen diesen Auftrag. Das erste Mal gingen sie um Mitternacht in das Haus des Mädchens, brachten ihren Eltern Geschenke, und hielten auf ehrfurchtsvolle Weise um ihre Hand an, worauf denn, unter Anführung mancher Scheingründe, allemal eine abschlägige Antwort erfolgte. Nach einigen Tagen kamen die Weiber wieder und wiederholten ihre Werbung und unterstüßten sie mit allerlei Gründen. Sie stellten den Rang und das Vermögen des jungen Mannes dar, meldeten, was er der künftigen Frau zum Leibgedinge bestimmt habe, und erkundigten sich auch, was sie zum Heirathgut mitbringen würde. Nun antworteten die Eltern, daß sie vorerst ihre Verwandten und Freunde um Rath fragen, auch die Gesinnung ihrer Tochter erforschen müßten, bevor sie eine bestimmte Antwort abgeben könnten. Die Eltern ließen hierauf durch andere Frauen ihre Entschließung an die Familie des Bräutigams melden.

War nun eine bejahende Antwort erfolgt, so wurde der Hochzeittag angeseßt. Die Eltern ermahnten zunächst ihre Tochter zur Treue und zum Gehorsam gegen ihren Mann, und zu einem Lebenswandel, der ihnen Ehre mache; dann brachten sie dieselbe unter zahlreicher Begleitung und mit Musik nach dem Hause ihres Schwiegervaters; war sie vom Adel, so trug man sie auf einem Tragsessel. Der Bräutigam und seine Eltern empfingen sie an der Hausthür mit vier Fackeln, welche vier Weiber trugen. Bei der Zusammenkunft brachten Braut und Bräutigam sich einander Räucherwerk, alsdann nahm der Bräutigam die Braut bei der Hand, und führte sie in das zur Hochzeit zubereiz tete Zimmer. Beide seßten sich auf eine neue, künstlich gewirkte Decke, welche mitten im Zimmer und nahe am brennenden Feuer ausgebreitet war. Darauf knüpfte ein Priester einen Zipfel vom

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