Jahren zu Neapel erschienenen Encyklopädik, deren Titel schon nicht vortheilhaft für die Einfachheit und Klarheit des aufgestellten Systemes einnimmt *). Bei der Eintheilung des Materiencatalogs einer Bibliothek handelt es sich weit weniger um die haarspaltenden Unterabtheilungen einzelner Wissenschaften nach. philosophischen Theilungsgründen, als um eine klare praktische Uebersicht des Bücherschaßes aller Wissenschaften, welche aber freilich nach irgend einem encyklopädischen Systeme geordnet seyn muß; wir wissen nicht, daß encyklopädische oder bibliographische Handbücher, welche seit einem Jahrhundert in Deutschland, Frankreich und England erschienen sind, eine praktischere Eintheilung gegeben hätten, als die auf der Tafel des ersten Theiles von Denis' Einleitung in die Bücherkunde gegebene. Dieselbe bedarf zwar einiger Aenderungen, besonders in Betreff der Künste, und einiger Zusäße neuerer Wissenschaften, welche die Zeit in den siebzig Jahren, die seit der Erscheinung dieses schäßbaren Werkes verflossen, herbeigeführt hat, indem solche Wissen= schaften, wie z. B. die Nationalökonomie, auf jener Tafel ganz und gar fehlen; aber im Ganzen dürfte dieselbe die beste Grundlage des Materiencatalogs einer Bibliothek seyn, indem jene Tafel selbst denen der vor sechs und dreißig Jahren zu Jena von Schmid herausgegebenen allgemeinen Encyklopädie und Methodologie der Wissenschaften vorzuziehen ist. Den besten Anhaltspunkt von allen gibt wohl Gräße's vortreffliches Lehrbuch einer Literärgeschichte der berühmtesten. Völker des Mittelalters, welches an und für sich schon ein wohlgeordneter Materialiencatalog der ganzen Literatur des Mittelalters, im XCI. Bande dieser Jahrbücher mit Hallam's Literaturgeschichte des XV., XVI. und XVII. Jahrhunderts angezeigt worden ist. Die verschiedene Ansicht des Theilungsgrundes der Wissenschaften je nach den Facultäten und Broterwerb oder nach Hauptwissenschaften und Vorbereitungswissenschaften hat auch den bei verschiedenen Akademien Europa's verschiedenen Rang der Class sen bestimmt. Die Rangordnung der französischen Akademien und die Eintheilung der königlich bayerischen haben wie die Morgenländer in ihrer Encyklopädie die Sprachwissenschaften vorausge= Geno - Grafia dello Scibile considerato nella sua unità di utile e di fine con la dichiarazione differenziale ed integrale de' rapporti tra l'uomo e la natura quanto alla origine al legame ed alla funzione de' medesimi nella Filo-Agatia e nella Filo-Calia per elevare a scienza esatta da Filo-Sofia dello spirito umano tavole sin ottiche di Giacinto de Pamphilis, Dottore in Medicina, Professore di lingua italiana nel real collegio di Abruzzo citra e socio onorario di quella reale società economica. Napoli, 1829. stellt, weil ohne Sprachentwicklung keine Wissenschaft denkbar; daher hat die Académie Française, welche sich ausschließlich mit der Muttersprache beschäftigt, den ersten Rang; hierauf folgt die Akademie der Inschriften und schönen Literatur, nach diesen die dritte, die der mathematischen und physischen Wissenschaften, die vierte die der schönen Künste und die fünfte die der moralischen und politischen Wissenschaften. Die Münchener Akademie stellt ebenfalls die philologisch - historische Abtheilung der physisch - mathematischen voraus, die russische hingegen läßt auf diese erst die Klasse der russischen Sprache und Literatur und hernach erst die der Geschichte und Philologie folgen, so daß der Philologie, welcher in München der erste Plag, zu Petersburg der leßte angewiesen ist. Den Sprachwissenschaften gebührt der erste Rang als Vorbereitungswissenschaften und nach der Zeitfolge des Unterrichts, aber an innerem Werthe gehen ihnen die Denkwissenschaften und sogenannten genauen gewiß voraus, doch sollte auch diese Abtheilung nicht die physikalisch- mathematische, sondern mathematisch - physikalische heißen, weil die Mathematik den reinsten Begriff der Wissenschaft darstellt. Eben so ungenügend, als die zwei ersten Abschnitte dieses bibliothekarischen Studiums (wie der Aufsaß überschrieben), ist der dritte, der die Literargeschichte behandelt, und am schwächsten ist der Abschnitt, den man sich vom Herrn Marchese als Orientalisten am genügendsten erwarten konnte, nämlich der des Mittelalters in Betreff der orientalischen Literatur; die Namen find so italienisch verweichlicht, daß viele derselben dem Rec. zu erkennen ganz unmöglich; z. B. Absa elefantino; ob dieser Absa Hafß oder wie sonst geheißen, ob elefantino sich auf einen Ele= phanten oder die Insel Elephante beziehe, ist dem Rec. durchaus unbekannt. Der Name Samachschari's (richtiger Semachscheri's) ist in Zamkhasereo, Sibeweih in Saibuiah, Dsche w= beri in Giheuar verstümmelt. Als Rhetoriker werden Althai, Assiutheo und Alsokak aufgeführt. Von diesen Dreien ist nur der legte, der aber es-sekjaki heißt, ein Rhetoriker, nicht aber der große Polyhistor und Polygraphe Sojuthi und noch weniger Althai, unter welchem vermuthlich der großmüthigste der Araber, Hattimthaij gemeint ist. Motenebbi wird zwar als Principe dei poeti arabi erklärt, aber die deutsche Ueberseßung: Motenebbi, der größte arabische Dichter (Wien, 1824), ist dem Verfasser unbekannt. So wird auch Thaberi als il Tito Livio degli Arabi geschildert, aber auf welche Autorität? nicht auf Kosegarten's, seines Herausgebers, sondern auf die von Ferrario's Costume antico e moderno! Von der zu Constantinopel erschienenen türkischen Ueberseßung ist dem Verfasser eben so wenig etwas bekannt, als von der arabischen Herausgabe und englischen Ueberseßung des größten aller arabischen Biogra phen, nämlich Jbn Challikian's, durch den Freiherrn Mac Guckin Slane. Jbn Challikjan verdient eben sowohl den ihm längst beigelegten Titel des arabischen Plutarch, als Kaswini den: il Plinio degli Orientali und als Jbn Chaldun den des arabischen Montesquieu. Der Verfasser nennt diesen eben so wenig, als den arabischen Plutarch. Genügender, als die zu Anfang dieses bibliographischen Studiums gegebenen Nachrichten über die alten zerstörten und neuen europäischen Bibliotheken sind die dem Ende desselben angeschlossenen über die Stadtbibliothek (Libreria del comune) Palermo's, in welcher die Geschichte der Gründung und Uebertragung dieser Bibliothek, der dort befindlichen Inschriften und derselben gemachten Geschenke, so wie der in dem Museum befindlichen arabischen Inschriftsteine umständlich gegeben ist. Die Inschriften sind die von Grabsteinen, auf deren dreien der als Grabschrift gewöhnliche 186. Vers der III. Sure des Korans vorkommt: Jede Seele wird verkosten den Tod ), ihr werdet finden euren Lohn am Tage der Auferstehung, und wer vom Feuer entfernt in's Paradies eingeht, wird selig seyn, das Leben der Welt ist nur vergängliche Waare." Hierauf folgen drei kritische, an den Pater Johann Baptist Tarallo auf Monte Cassino gerichtete Briefe über das von Luigi Garofalo herausgegebene Tabulario della Cappella Palatina und über die wahre Bedeutung des Wortes Assisa in sicilischen Diplomen, in welchen Assisa eben so viel als Auflage (impôt) heißt. Die übrigen vierthalbhundert Seiten des Werkes sind nur eine neue Auflage des um ein Jahr früher vom Verfasser herausgegebenen Catalogo Ragionato 2) der im Archive der Ka= thedralkirche von Palermo aufbewahrten Diplome, unter welchen einige arabische im J. 1732 nach Rom gesandt, dort vom Marioniten Gabriel Mabbani mit syrischer Schrift umschrieben und überseßt, lange Zeit in einem Schrank des Archivs verborgen gelegen hatten, bis sie der Verfasser auffand und mit Beihülfe seines Schülers im Arabischen, Francesco Castagna, zur Herausgabe vorbereitete, und sein Werk dem Beförderer desselben, dem ') Diese Worte finden sich nicht nur hier, sondern auch im 57. Verse der XXIX. Sure, in welcher auch eine Wiederholung des Gedankens, womit der obige Vers endet, nämlich im 64.: Und das Leben dieser Welt ist nur Pösse und Spiel. 2) Catalogo ragionato dei diplomi esistenti nel tabulario della cattedrale di Palermo ora coordinati per ordine del regal Governo da Vincenzo Mortillaro Marchese di Villarena. Palermo, 1842. Fürsten von Campofranco (Antonio Lucchesi - Palli) widmete. Es sind in Allem dreihundert Stücke, nämlich zweihundert Diplome und hundert verschiedene andere Urkunden. Es ist zu bedauern, daß im Ganzen nur zwei arabische Bruchstücke gegeben sind, näm lich ein Stück des arabisch - griechischen Diplomes über ein Geschenk von sieben und zwanzig sarazenischen Sclaven und eilf Ochsen, welche Graf Ruggieri am 12. Februar 1095 der Kirche von Palermo geschenkt; diese siebzehn Zeilen arabischen Tertes sind aber theils so verstümmelt, theils so uncorrect gedruckt, daß kaum etwas herauszubringen. Außer einer vom Jesuiten GiroIamo Justiniani i. J. 1752 gemachten und von Mongitore herausgegebenen Ueberseßung lag noch eine des palermitanischen Orientalisten Abbate Salvatore Morso bei, der aber selbst kein stärkerer Orientalist als der Herr Marchese. Statt die griechische Ueberseßung der arabischen Namen zu berichtigen, schrieb dieselben Morso eben so verderbt hin; man urtheile selbst: apdéep axpap viòs aquer in Morso's Liste Abdeer Acham filius Achmet, μὰρ υἱὸς ἄχμετ soll heißen: Abderrahman, Sohn Ahmed's - Movɣapport' in Μουχαμμοῦτ ̓ (abgekürzt statt лyv, d. i. Jbn), bei M. Muchammut epen Nigziar soll heißen: Mohammed Jbnon - Nisar. Der Neugrieche, dessen ß wie W ausgesprochen wird und der für den Laut unseres B kein entsprechendes Zeichen in seinem Alphabete hat, kann dasselbe nur mit ausdrücken, und schreibt daher ězyv statt Ben oder Jbn. Die Liste Morso's stimmt übrigens in den meisten. Namen mit der griechischen gar nicht überein, und da das Arabische nicht vorliegt, ist weitere Vermuthung unnüz. Beim Diplome Nr. 9, welches über einen Austausch von Quellen ausgestellt ist, wird eben auch nur gesagt: Pergamena in arabico opistografo, ohne Uebersehung des Inhalts. Vom arabisch - griechischen Diplome Nr. 11 find nur die vier Namen der geschenkten Leibeigenen mit arabischen Charakteren geschrieben, aber nicht einmal diese überseßt. Von allen übrigen arabischen Diplomen erfährt der Leser nichts, als eben daß sie arabisch geschrieben seien; solche sind die Nummern 11, 14, 16, 20, 27, mit den zwei obigen also nicht mehr als sieben, von denen der arabische Tert, wenn nicht überseßt, doch abgedruckt worden seyn sollte. Diesen gerechten Tadel ersparten arabischen Tertes verdient das zweite der vorliegenden Werke, nämlich Morso's Beschreibung des alten Palermo, keineswegs, indem derselbe im Gegentheile alle kufische, hebräische, lateinische und griechische Inschriften der alten erhaltenen Denkmale der Stadt in treuer Nachbildung der Schriftzüge auf besonderen Tafeln, dann im Terte die Entzifferung und Uebersehung derselben, und überdieß noch den Grundriß von Kirchen und einen topographischen Plan des alten Palermo gibt. Daß der Herr Abbate Morso kein viel bess serer Orientalist, als der Herr Marchese Villarena, erhellet gleich auf der sechzehnten Seite, wo er den Namen Joaria, des wegen seiner reichen Verzierungen sogenannten Theiles des Palastes, von dem Arabischen Jeher (luogo spazioso) ableitet, während doch die Ableitung von Dschewher (Juwele) so nabe lag; die Araber hießen diesen Theil des Palastes Ds chewherije, d. i. den juwelirten, wie ein solches reichverziertes Gemach ein Franzose noch heute le bijou, ein Italiener giojello nennen könnte; wobei zu bemerken, daß das leßte Wort dasselbe mit dem Arabi schen dschewher, oder wie der Sicilianer es ausspricht, joaria ist. Die große, in einer Kapelle des königlichen Palastes erst im J. 1791 entdeckte arabische Inschrift, welche zwanzig gothischen Rosetten eingeschrieben ist, hätte, wie der Verfasser richtig bemerkt, die beste Aufklärung zu der arabischen Inschrift des an= geblichen Krönungsmantels Carls des Großen gegeben, wenn dieselbe früher bekannt gewesen wäre. Die Inschrift des Krönungsmantels ist zuerst von Murr in seinem Werke über die Merkwürdigkeiten Nürnbergs, dann in seiner Beschreibung der Reichskleinodien 1) und endlich in seinen Beiträgen zur arabischen Literatur (Erlangen, 1803) bekannt gemacht, und von Frähn 2) mit der Beleuchtung der früheren Ueberseßungen von Kehr, Schulze, Nagel und Köhler neu herausgegeben worden. Da diese kritische und wohlbegründete Verbesserung Frähn's dem Verfasser gänzlich unbekannt geblieben, so findet sich die Inschrift auch mit allen Fehlern (deren nicht weniger als ein halbes Dußend) von Murr's und Rosario's Ausgaben abgedruckt. Von den zwan zig Rosetten der Inschrift der königlichen Kapelle ist hier aber nur eine in getreuer Abbildung gegeben, welche (die Jahreszahl ausgenommen) den Schluß der Inschrift des Kaisermantels enthält. Der Verfasser versichert zwar, daß die anderen neunzehn Rosetten oder vielmehr siebzehn, indem die erste und legte fehlt, mit weniger Verschiedenheit fast dieselbe Wunschformel enthalten, was aber bis auf eine genaue Kundmachung derselben dahingestellt bleiben mag. E inutile, sagt er, arrecare tutti gli altri rosoni, che restano dall' una e dall' altra parte, che altro non contengono con poca diversità, che le medesime o simili espressioni, mancando solamente per ciò che ho detto di sopra il principio ed il fine, che 1) Beschreibung der sämmtlichen Reichskleinodien und der Reichsheiligthümer (Närnberg, 1790). 2) Antiquitatis Muhammedanae Monumenta varia im VIII. Bande der Aften der Petersburger Akademie und besonders in zwei Theilen abgedruckt (Petersburg, 1820 und 1822). |