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was den ir gemeind damit schaffen tuot, dabi sol es den bestan. Lieben und genedigen Herren als ir uns geschriben habend von eins wortzeichens wägen, da biten wir üch, dz ir als wol tuon wellent, und selb ein worzeichen machint von blig was ir wellent, dz schikkent uns her uf uf unsern kostung, was dz kostet dz wellent wir gern bezalen. Also lieben und genedigen Herren biten wir üch dz ir gedenkend zuo denen sachen ze tuon dz wir eins werdent im land und dz wir sölicher worzeichen über werdent, ir und wir. Geben ze Meils am nechsten sunen tag vor dem nüwen Jar im XXXVI. Jar.

Houbtman und Ratt ob dem Walensew.

Den fürsichtigen wisen Burgermeister und Rat der statt
Zürich unser genedigen Herren und besundern lieben und
guoten fründen etc.
(Besiegelt.)

IV.

Doktor Thomas Murner's *) Streithandel mit den Eidgenossen von Bern und Zürich, mit Urkunden.

Ein Beitrag zur Geschichte der schweizerischen
Glaubensstreitigkeiten im XVI. Jahrhundert,

von

B. HIDBER in Bern,

Archivar der allgemeinen geschichtforschenden Gesellschaft der Schweiz.

Thomas Murner, der heiligen Schrift und beider Rechte Doktor, war geboren (den 24. Dec. 1475) und Bürger zu Strassburg, wo sein Vater, Mathäus, früher Schuhflicker') zu Oberehenheim, Sachwalter war.

Seine Bildung erhielt er besonders durch den berühmten Jakob Locher, im dortigen Franziskanerkloster, in welchem er

*) Ueber ihn siehe nebst vielen andern den gründlichen J. M. Lappenberg: Dr. Th. Murner's Ulenspiegel. Leipzig. 1854. Einzig richtig möchten Murner beurtheilt haben: Lessing, Balthasar und Prof. Dr. Kurz in seiner Ausgabe von Murner's Lutherischen Narren.

Von Murner's noch vorhandenen Schriften sind bei Lappenberg nicht angeführt:

a) Appelation der Doktoren J. Ecken, J. Fabri und Th. Murner wider die Disputation zu Bern. 4. Luzern. 1528.

b) Th. Murners Brieff den gesandten botten der 12 Oertter einer löbl. eidgnoschaft. Luzern. 1526.

c) Instituta Helvetiorum doctore Th. Murnero figurante et memorante. Lucernae. 1526.

Murner's Hand findet sich auch in den Decretis Ord. F. F. Mio. Conv. in der Bürgerbibliothek in Luzern.

1) Leonhard Tremp, Schwager Zwingli's und Rathsherr zu Bern, war Schneider und der letzte Abt zu Trub wurde Seilermeister. Die Arbeit galt nicht für erniedrigend.

Ordensbruder) und schon in seinem 19. Jahre Priester wurde. Sein erstes Werk richtete er gegen die Sterndeuterei, die noch lange, selbst bei angesehenen Personen, in Ansehen stund, so dass der grosse Keppler, um seine Kalender anzubringen, die er aus Noth schrieb, darauf Bezügliches hineinsetzen musste. Bald sah sich Murner in der Welt um, wozu ihm die Einrichtung seines Ordens mit dem steten Personenwechsel in den verschiedenen Klöstern sehr wohl zu Statten kam. Daher kam er seinem Bildungstriebe folgend an viele, selbst entfernte Hochschulen, wie nach Paris, wo er Magister artium und nach Krakau, wo er Baccalaureus wurde und das Recht durch Spielkarten erläuterte. Von seinem Kloster, dessen Schule er unlängst gegen seinen Lehrer Wimpbeling vertheidigt hatte, zum Vorsteher gewählt, zog er sich seiner Verwaltung wegen heftige Vorwürfe zu. Die Untersuchung führte zu keinem bestimmten Endergebniss. Der Verdacht blieb und wurde noch später ausgesprochen, obwohl er sich durch umständliche Beweise (so noch 1515 und im Briefe No. 7 aus Luzern an Herparth Hetter) zu reinigen gesucht hatte. Dann begab er sich nach Frankfurt, in dessen Barfüsser-Kloster, (auch zur oberrheinischen Klosterprovinz gehörig mit Basel, Luzern, Zürich, Burgdorf, Solothurn, Bern und Freiburg), das er wegen Streitigkeiten verlassen musste. Von Kaiser Maximilian, für den er im Schwabenkriege Partei genommen hatte, zum Dichter gekrönt, tritt er eine Reise nach Bologna, Rom und Venedig an, wo ihn Aussagen von Strassburger Kaufleuten hinderten Patriarch zu werden. Als Lesemeister im Franziskanerkloster zu Bern nimmt er 1509 im Jetzerhandel eifrig Partei gegen die dortigen Dominikaner.

Bei wechselndem Aufenthalte liess er nun eine Reihe von Spottschriften gegen Thorheiten und Laster der Menschen erscheinen, wie die Narrenbeschwörung 1512, die Schelmenzunft u. a. m. Besonders heftig griff er die Geistlichkeit an: so in der geistlichen Badenfahrt, mit der er die geistlichen Uebungen verglich.

2) Murner will immer nur ein Bruder des heil. Franciscus, nicht aber Mönch heissen.

Hist, Archiv X.

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In Basel trägt er (1519) das Recht vor und erläutert es durch Spielkarten. Er übersetzt Rechtbücher und findet, dies sei ein besseres Werk als Beten und Fasten.

In den nun (1520) um ihn berum überall beginnenden Glaubensstreitigkeiten kam er in eine widersprechende Stellung. Bis jetzt gehörte er zu denjenigen, welche mit aller Geisteskraft die Gebrechen der Kirche, besonders aber der Geistlichkeit auf das Heftigste angriffen ) und nun gesellt er sich zu den Gegnern der Neugläubigen, jedoch möchte er diesen noch immer zugestehen, dass menschliche Missbräuche abzuschaffen seien und die Geistlichkeit verbessert werden müsse. (S. Einleitung zum » Grossen lutherischen Narren.«) Dagegen seie das Messopfer im Evangelium begründet und dessen göttliche Verehrung keine Abgötterei; dann sei es frevelhaft ohne Richterspruch geistliche Stiftungen anzutasten; so was sei Diebstahl. (Beide Sätze stellt er in der Disputation zu Baden zur Verfechtung auf.)

In seiner ersten Streitschrift gegen Luther hielt sich Murner mässig und wünschte nur, dass er die Messe nicht aberkenne; aber auf Entgegnungen wurde er immer heftiger, bis er, auf eine scharfe Weise von Luther hergenommen, alle Schranken der Mässigung und des Anstandes überschritt; dazu hatten mittlerweile auch seine äussern Lebensverhältnisse mitgewirkt. Durch seinen Bischof in Strassburg an den Reichstag in Nürnberg geschickt um Hilfe gegen die übergetretenen Geistlichen zu erlangen, brachte er den Rath zu Strassburg durch seine Anklage so gegen sich auf, dass er sich von Strassburg in aller Eile aus dem Kloster flüchten musste nach Oberehenheim zu seinen Verwandten. Die leidenschaftlichen Anhänger der neuen Lehre drangen hierauf in seine Klosterzelle, nahmen, was ihnen gefiel und zerschlugen Anderes. Besonders wehe that Murnern der Verlust seiner Schrift wegen des Königs von England. Auch zu Oberehenheim von den wüthenden Bauern verfolgt, indem man ihm besonders Abtrünnigkeit von der neuen Lehre vorwarf, floh er in jämmerlichem Aufzuge, krank und elend zu seinen

3) Vergl. Th. Murners Schelmenzunft, XLV. »Der teufel ist Abt. "

geistlichen Brüdern ins Franziskanerkloster nach Luzern. Dort konnte den volksthümlichen Kanzelredner und gewandten Streitschriftenmacher die damalige Regierung sehr wohl gebrauchen zum Kampfe gegen die ihr auch aus materiellen Gründen verhasste neue Lehre; denn schon 1523 schrieb sie an Bern, dessen >> Kätzer und Kätzerei « sei schuld, dass dem Stifte Münster Zinse und Zehnten verweigert werden"). (Bern Staatsarchiv, P. 218. 219. 227.)

Murner war zuerst Lesemeister oder Prof. theol. im Kloster, dann aber auch Pfarrer oder Caplan, wie er sich selbst nannte, in der Kleinstadt, als welcher er den untüchtigen ersten Pfarrer Bodler, von Comthur Schmid zu Küssnacht Bodenleer geheissen), meist ersetzte. Der Zudrang zu seinen Predigten war so gross, dass er auf dem Fischmarkte predigen musste, wo gewöhnlich auch die Fastnacht- und Osterspiele aufgeführt wurden. Um auch schriftlich für den alten Glauben zu wirken und für die Luzerner Regierung, deren Häupter die Schultheissen Hug und Damm (vergl. Anshelm VI. 356 über Damm) sich besonders eifrig für den alten Glauben zeigten, errichtete er eine Druckerei), deren Einrichtung er kannte, weil sein Bruder Beat, Buchdrucker in Frankfurt war. Jedoch entschuldigt er sich in der Ausgabe der Disputation zu Baden der vielen Druckfehler halb, » vss vnerfarenheit min den ich kein trucker bin. «<

Da wurde er nun häufig und heftig angegriffen, weil er in Luzern eigentlich allein von geistlicher Seite den alten Glauben

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4) Ueber damalige Zehntweigerung wurde auf dem Tag zu Baden verhandelt 1524: Vnd alls sich dan ettlich aber lassen mercken den Zehenden nit zu geben wie von allter har, ist ein mandat in das Thurgöw geschriben, dass sie den Zehenden wie von allter har geben, dan welcher das nit dätten vnd solichs vff Inn kuntlich würde man an sinem lib und gutt straffen." Vgl. Cysat Collect. M. 113. P. 81 b. Bürgerbibliothek in Luzern.

5) Vgl. Beiträge der hist. Gesellschaft in Basel. V. 2 92.

6) Es war die erste in Luzern. Vgl. Konrad Scheuber von Göldlin II, 261 zu Beromünster die erste in der Schweiz. II. 187,

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