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Eberlin zur Erinnerung an das Vorkommnis aufschreiben,,Matheuss Walbaum hab seine Zeit wider Handwerksordnung bey dem Sigkman gestört und für sich selbs gearbeit, und Sigkman hab sich understanden, dess Walbaums Zeit halben ein Handwerk zu betriegen, das sol zu gedechtnus aufgehoben werden" 47). Georg Bernhardt aber, dem hauptschuldigen ward trotz lebhaften Sträubens und trotz mehrerer dringlicher Fürschreiben von Herzog Wilhelm die ungewöhnlich hohe Geldbusse von 60 fl. auferlegt, doch gestattete man ihm, zu Ehren des Herzogs, die begonnene fürstlich bayerische Arbeit zu vollenden 48).

Im Verlaufe des Streites, den er in jener Angelegenheit mit den Vorgehern der Goldschmiede, von denen er als Kaufmann eine Strafe nicht anzunehmen brauchte, vor dem Rathe zu führen hatte 49), kommt noch ein Umstand zum Vorschein, der uns in Bezug auf Jörg Sigman etwas Neues bietet, nämlich, dass auch der Silberhändler Bartholme Vesenmair, welcher ebenfalls vielen Augsburger Herren ihren Bedarf an Goldschmiedewaaren in Augsburg vermittelte, bei den beiden gleichen Meistern, Christoph Beheim und Jörg Sigman, und unter ähnlichen ordnungswidrigen Bedingungen arbeiten liess. Auch hiefür erhielten Meister und Gesellen ihre Strafe, Vesenmaier aber ging frei aus, es konnte ihm, wie es scheint, nichts direkt Straffälliges nachgewiesen werden 5o).

47) Beschliessliche Antwort der Vorgeher auf M. Walbaums vermeinten Gegenbericht d. d. 5. März 1588, Goldschmiede-Akten.

48) Georgen Bernhart ist zu underthenigen ehre Herzog Wilhalmen in Baiern und gar zu kainer gerechtigkait vergünt worden, die Fürstlich Bairische angefrümbdte arbait, allein für ein Zeit und nit sein lebenlang, mit seiner selbs aignen hand, oder aber durch redliche maister alhie und nit mit gesellen oder Störern zuverfertigen und ausszumachen, mit disem anhang, das er seiner vorigen verhandlung halben um 60 fl. gestrafft und sich fürderhin bei ernstlicher straf aller störerei und vorthailhaftigen gesuchs bemüessigen soll. Decretum in Senatu 6. Junii 1587. Bestätigt wurde das Urtheil durch Ratsschluss vom 6. Aug. 1587.

49) Goldschmiede-Akten 1586, December 6. bis 1587 Aug. 6.

50) Gegenbericht Georgen Bernhardts, 19 Febr. 1587 . . . . . Und ist mir diser so heftige anzug und verclainerung gegen E. H. etc. umb sovil beschwerlicher zu vernemmen, das Bartholome Fesenmayr . . . . bey zwayen Maistern, also vermeltem Sittman und insonderheit Christoffen Behaim, gleichergestalt arbeit (als wie ich mit dem Sitman gehandlet) angedingt und machen lassen. Desswegen dann beede Maister sambt ihren Gesellen, dazuemahl villeicht fürnemblich der uhrsachen, das sie respective mit ainander der Cost halber wider die ordnung pactiert, gestrafft, aber er, Fesenmair dessen, wie billich, von den Supplicanten überig und

Am schlimmsten fuhr übrigens bei dem Handel Matthäus Walbaum selbst. Er trat, nachdem er von Sigman geschieden, in den Dienst des Goldschmids Isaac Sall 51) und kam anfangs 1588 mit dem Gesuche ein, zu den Meisterstücken zugelassen zu werden, da er gerade Gelegenheit habe, eine Goldschmiedstochter zu heiraten. Ein Goldschmiedeges elle, der eine Meisterstochter oder Witwe ehelichte, brauchte nur vier Jahre in Augsburg gedient zu haben und Walbaum stand bereits am Ende des sechsten; allein seine Bitte ward ihm abgeschlagen, da ihm die Zeit, die er bei Chr. Beheim und J. Sigman gestümpelt und gestört habe, nicht angerechnet werden könnte 52). Er musste noch zwei Jahre warten und durfte erst 1590 heiraten und Meister werden 5).

Doch ich komme auf unsern Jörg Sigman zurück, über dessen letzte Lebenszeit und Lebensende noch ein paar weitere Nachrichten vorhanden sind.

Er heiratete 1586 zum zweiten Male und zwar Regina Eisenhoferin, Witwe des Uhrmachers Blasi Brantner 54). Im folgenden Jahre scheint er sein Haus am St. Georgengässchen verkauft zu haben, jedenfalls miethete er damals in einem von den Häusern,

unstraffbar gelassen und erkannt worden; welliches uss kainer andern ursach ervolgt, weder (d. i. als) das ine Fesenmayr eben das fürgetragen, das er mit den Maistern selbs und nit mit den Gesellen contrahiert und gehandlet, gleichfalls wie ich auch gethun

51) Isaac Sall, seit 1580 Meister, vgl. Hochzeitamtprotokoll 1580. Jan. 31. p. 209 b.: Isacc Sall, Goldschmid und Barbara Zimmermann (Tochter des 1573 verstorbenen Goldschmieds David Zimmermann), bede ledig und burgere; sein Beistand sein Stiefvatter Christoff Burger, Kantengiesser, ir Beistand ir Stiefvatter Benedikt Gross, Goldschmied.

52) Vgl. Goldschmiede-Akten 1588. Januar 30. bis April 2.

53) Vgl. Hochzeitamtsprot. 1590 April 4. p. 181 a: Matheuss Waltbaum von Kigel uss Hollenstain, goldschmid und Felicitas Zimmermännin, bede ledigstands; seine Birg pro 50 fl. seind Antoni Schweiglin, Isacc Sall, Goldschmidt, uff ir Seiten Benedict Gross und David Zorrer, Goldschmidt, ire Pflegere.

54) Vgl. Hochzeitamtsprotok. 1586 Jan. 19. p. 263 b.: Georg Sickhman, Goltschmid, Wittiber und Regina Eisenhoverin, weil. Blaysy Brantners gewesten Uhrmachers sel. nachgelassne Wittib, bede Burgere; sein Beistand alt Hans Mayr, Weissgerber, uff ir seiten Marx Prügl, Metzger. Über den ersten Mann der Regina Eisenhoferin vgl. Hochzeitamtsprot. 1582 Jan. 28. p. 32 a: Blasius Prantner von Inspruckh, Kleinuhrmacher und Regina Eisenhoverin, Burgerin, bede ledigstands: seine birgen umb die 50 fl. seind Christoph Bertschin, Uhrmacher und Gregori Schör, Maaler, uff ir seit ist Hans Brestlin und Stephan Miller, bed Bierschenken.

die kurze Zeit vorher die Stadt an dem sogenannten obern neuen Gang, jetzt obere Schlossermauer, neu hatte bauen lassen, Nr. 39, = A. 631, eine Wohnung 55) und dort blieb er, wie aus den Steuerbüchern zu ersehen, bis zu seinem Ende wohnen 56).

Im Jahre 1592 wurden ihm vom Rathe Fürschriften bewilligt, näheres ist unbekannt 57), doch muss er um jene Zeit in irgend einer Beziehung zu dem Bischof von Würzburg gestanden haben 58). Am 16. November 1596 ward ihm durch Rathsdekret erlaubt, ohne Aufgabe des Bürgerrechts sich ein Jahr lang ausserhalb der Stadt aufzuhalten 59); wesshalb er in seinem hohen Alter auf so lange Zeit weggieng und wohin er sich wendete, wissen wir nicht; wahrscheinlich war ihm irgendwo eine grössere Arbeit aufgetragen worden. Gegen Ende des nächsten Jahres wurde ihm abermals eine Fürschrift bewilligt 6o).

In den Steuerbüchern finden wir ihn zum letzten Male im Jahre 1600, Rubrik: Am hindern Lech, fol. 75a Nr. 39, im folgenden Jahre steht an seiner Stelle,,Georg Sigmans witib dat 30 d. 6 d. fol. 74d.

Wie so oft gerade die künstlerisch bedeutendsten Meister, so hat es auch J. Sigman nie zu einem grösseren Vermögen gebracht. Er zahlte 1552 eine Vermögenssteuer von 33 Kr., 1565 von 57 Kr., 1588 von 63 Kr., 1594 von 33 Kr. und von 1597 an überhaupt keine Vermögensteuer mehr.

Seine Witwe überlebte ihn eine Reihe von Jahren, ich finde sie noch in dem Steuerbuche von 1615, fol. 44b.

55) Montagsitzprotokoll der Hrn. Baumeister 1587, Nov. 23.: Georgen Sickhman, goldschmid ist der gemach bei obern neuen gang mit Nr. 39 verlyhen. 56) Vgl. Steuerb. 1588, Rubrik: Am hindern Lech, fol. 69 a und 1600. fol. 75 a.

57) Rathsprot. 1592, Aug. 6. p. 199 a: Georgen Sickmann seien die begerte fürschriften bewilligt.

58) Rathsprot. 1592, Okt. 20. p. 219a: des Herrn Bischofs zu Wirtzburg schreiben soll Georgen Sickman fürgehalten werden.

59) Rathsprot. 1596, Nov. 16. p. 30b.: Georgen Sigmann ist, da er zuvor die drey Steuern erlegt, ein Jar lang, wie gebräuchig, ausser der Statt zu wonen erlaubt, vgl. Steuerb. 1596, fol. 100 a.

60) Rathsprotok. 1597, Okt. 16. p. 135a: Georgen Sickmann ist fürschrift bewilligt.

Verzeichnis

der vorkommenden Künstler und Kunsthandwerker, mit Ausnahme Jörg Sigmans.

Bayer Simprecht, Goldschmied 1537.
Beheim, Christoph, Goldschmied 171,
172, 177.
Bernhardt, Georg, Juwelier und Gold-
schmied
17189 173 ff.
Bertschin, Christoph, Uhrmacher 17854.
Brantner, Blasi, Uhrmacher 17854
Burger, Christoph, Zinngiesser 17851.
Eberlin, Ulrich, Goldschmied 173.
Epfenhauser, Christoph, Goldschmied
169, 17032.

Gross, Benedikt, Goldschmied und
Kaufmann
17851. 17853.
Gross, Cornelius, Goldschmied 17186

Helmschmid, Desiderius Colmann, Plattner 151, 152, 159, 16328, 167.

Knoll, Jakob, Goldschmied

Ment, Hans, Goldschmied

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169, 170.

schmied

17851

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1537.

VIII.

Biografische Mittheilungen

über das Leben der Künstler

Franz Thomas und Josef Karl Weber von Augsburg. Ein Beitrag zur Künstlergeschichte der Stadt Augsburg

von

Franz Thomas Weber.

Franz Thomas Weber, Zeichner und Kupferstecher von Augsburg.

Als die Glanzzeit der Augsburger Kunstblüthe längst geschwunden war, erhielt sich doch noch lange hernach ein Abglanz derselben selbst über die Wehen des dreissigjährigen Krieges hinüber und durchschimmerte noch das ganze 18. Jahrhundert bis zum Untergange der Selbständigkeit der alten Reichsstadt. Auf dem Gebiete eigentlich künstlerischer Thätigkeit waren besonders der Kupferstich, die Schwarz- und Radirkunst und die Miniaturmalerei dem Geschmack der Zeit entsprechend, in Augsburg in Schwung; auf dem Gebiete des Kunstgewerbes wurde neben anderen Zweigen die Herstellung von Zeichnungen und Mustern für die in Aufnahme gekommenen verzierten und geblümten Stoffe, namentlich Kattun und Zitz, und das Schneiden der Holzmodel nach denselben besonders lebhaft betrieben. Später wurden diese Stoffe mit Kupferplatten, nicht mehr mit Holzmodeln gedruckt. Nun gingen die Arbeiten auf beiden Gebieten häufig in einander über: der Zeichner (Dessinateur)

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