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such in Augsburg weilte, dem rührigen, der Kunst und Natur stets treu gebliebenen Leben am 25. Oktober 1875 ein Ende. Seinem Wunsche gemäss wurde er in dem Grabe seiner Eltern und Grosseltern im katholischen Gottesacker zu Augsburg bestattet.

In seinen letzten Lebensjahren erlebte er, nachdem schon das erste Erscheinen der Alpenpflanzen und der Münchener Flora in den,,Vereinigten Fraundorfer Blättern" mit warmer Anerkennung begrüsst worden war, die Freude, in dem IV. Bande der Jahrbücher des deutsch - österreichischen Alpenvereins" den Wert seiner Alpenpflanzen" und in den „,Heidelberger Jahrbüchern der Literatur" (Nr. 60 vom Jahr 1870) den der ,,Mineralien" wiederholt ausgesprochen zu lesen. Selbst der Gruss der Dichtung fehlte seinem Wirken nicht, indem Dr. Krakowizer in Steir im Jahre 1871 das Sonett an ihn richtete:

,,Ich kenne einen Alpenpflanzen-Garten,
Zu jeder Jahreszeit mit Blumen voll,
Es blühn darin genau vierhundert Arten,
Die grösste wächst kaum höher als drei Zoll.

Man kommt zu ihm auch ohne Gletscherfahrten,
Wobei schon mancher Wagehals verscholl,
Noch braucht man theure Generalstabskarten,
Dergleichen man auf Alpen haben soll.

Obgleich darin so viele Pflanzen blühen
So hat er nur der Gartenbeete vier
Worin im Jugendbrautschmuck frisch erglühen

Je hundert Pflänzchen hoher Alpen Zier.
Den Garten schufen J. C. Webers Mühen,
Du hast sein einzig Alpenwerk vor Dir!"

IX.
Miscelle.

Der Ursprung des Namens,,Ketzergässchen" A. 231-241 in Augsburg.

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Protestant

Der Name des Ketzergässchens ist nicht, wie oft geschieht, von dem Worte Ketzer = Heretiker und das wäre in unserm Falle abzuleiten. Es wäre doch höchst seltsam gewesen, wenn man in einer Stadt wie Augsburg, wo im 16, 17. und 18. Jahrhundert die Protestanten den grössten und reichsten Theil der Bevölkerung ausmachten, eine Gasse nach einem eben auf die Protesanten gemünzten Schimpfworte genannt hätte. Doch mit derartigen Betrachtungen kommen wir nicht weit. Wenn man Untersuchungen über den Ursprung eines Strassennamens oder überhaupt eines Ortsnamens mit Aussicht auf Erfolg betreiben will, so ist es unerlässlich, soweit wie möglich, auf das älteste Vorkommen und die älteste Form des Namens zurückzugehen.

Ich finde nun die früheste namentliche Erwähnung unseres Gässchens in den Bauprotokollen der Jahre 1553, 1556, 1557, 1559 und 1560, und dort heisst es jedesmal,,in's Ketzers, bezw. Kötzers gesslin" oder auch ,,in des Ketzers gesslin.“ 1)

.

1) 1553 Nov. 1. p. 34a: Hans Ottendorffer hat an seinem Haus bey S. Ulrich ins Ketzersgesslin 1556. p. 206 b: Auf Mittwoch den zwelften Augusti Anno 1556 ist zwischen Matheis Ottendorffer ains und Philip Kasten anders thails bey iren Heusern ins Ketzers gesslin pawens halb gesprochen worden .... 1556, Okt. 29. p. 285a: Spruch zwischen Herrn Ulrichen Fugger und Lienhart Otten

Dies ist für die vorliegende Frage soweit entscheidend : Die Benennung des Gässchens muss von einer Person, namens Ketzer herkommen.

Das Gässchen existierte indessen schon, ehe es den Namen ,,des Ketzers Gässlin" erhielt, es scheint ursprünglich,,Baumgartengässlin" genannt worden zu sein. Jedenfalls lief diese Benennung, in Urkunden wenigstens, wenn auch vielleicht nicht im Volksmunde, noch Jahrhunderte lang neben der andern her. In einem Grundbucheintrage vom 10. Oktober 1757 zu dem Hause A. 232 liest man noch:,,die im Baumgartengässle (jetzo auch das Ketzergässlin genannt) gelegene Behausung" u. s. w. In dem heutigen Baumgärtleingässchen, früher gewöhnlich beim oder am Baumgärtlein" genannt welches ja eine, wenn auch nicht ganz direkte Fortsetzung des Ketzergässchens bildet, ist das Gedächtnis des alten Namens bewahrt geblieben.

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Aber woher kommen die Namen Baumgartengässlein und Baumgärtleingässchen? Auch darüber kann kein Zweifel bestehen.

In dem unmittelbar östlich und südlich von St. Ulrich gelegenen Quartier mit dem Ketzergässchen, der Zwerchgasse und zum Theile auch der engen und weiten Kirchgasse (jetzt Milchberg) und mit dem Baumgärtleingässchen bis an den Kitzenmarkt standen, wie aus den Steuerbüchern zu ersehen, noch in den siebenziger Jahren des 14. Jahrhunderts mit Ausnahme des Meierhofs von St. Ulrich, A. 242-43 und 272-78 (jetzt Militärstallungen), nur sehr wenige, vielleicht gar keine Häuser, ganz genau lässt es sich nicht bestimmen. Die Gegend hiess St. Ulrich's Baumgarten oder kurzweg St. Ulrich's Garten. Der südliche Theil zwischen Baumgärtleingässchen und Kitzenmarkt, wo sich jetzt die grossen Militärstallungen, B. 77, befinden, blieb bis in unser Jahrhundert den Konventualen von St. Ulrich als Garten reserviert, daher der Name des Gässchens, am Baumgärtlein. Das Übrige aber ward im Laufe der letzten Decennien des 14. und im Anfange des 15. Jahrhunderts grossentheils über

dorffer ins Ketzersgesslin... 1557, Juli 14. p. 171a: ist Lienharten Ottendorffer in des Ketzers gesslin geschafft worden. . . . 1559, Febr. 22. p. 14b: Hans Ottendorffer ist vor seim Haus ins Kötzers gesslin .. 1560, Nov. 13. p. 127a:

das wir an heut dato zwischen dem wohlgebornen Herrn, Herrn Ulrich Fugger an ainem und dem erbarn Leonharten Ottendorffer, weber, burger zu Augspurg, am andern thail bey iren Behausungen . . . . an der engen Kirchgassen und des Ketzers gesslin zunechst hinden an einander gelegen

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baut. In den Steuerbüchern kommt dort von 1384 an die Rubrik ,,In S. Ulrichs garten", welche die in der Zwerchgasse und weiter die an der Südseite des Milchbergs bis A. 169 hinauf wohnenden Steuerzahler enthält, mit einer Anzahl neuer Häuser hinzu, die während der nächsten Decennien noch beträchtlich wuchs.

Die Erinnerung an den ehemaligen Baumgarten hat sich in Urkunden noch sehr lange erhalten. In dem Koncepte eines von Abt und Konvent von St. Ulrich ausgestellten Zinslehenbriefes vom 6. Nov. 1705 zu dem Hause A. 233 (also im Ketzergässchen) heisst es z. B. . . . . . „,unser und unsers Gotteshauses Haus und Hofstatt hie zu Augsburg hinder unserm Kloster in unserm sogenannten Baumgarten.."); und in dem Grundbuche finden sich aus der zweiten Hälfte des 16, ferner aus dem 17. und sogar aus dem 18. Jahrhundert öfters Einträge zu den anliegenden Häusern mit Bezeichnungen wie,,in St. Ulrich's Paumgarten", „,auf dem Paumgarten in der Zwerchgasse," ,,in der engen Kirchgasse auf St. Ulrichs Paumgarten“, „,im Baumgärtlin das Ketzengässlin" und dergleichen mehr“ 3).

Gegen Ende des 14. und zu Beginn des 15. Jahrhunderts ward jener Baumgarten, wie gesagt, zum grossen Theile überbaut, doch blieben gerade in dem Ketzergässchen, oder wie es damals wahrscheinlich hiess, Baumgartengässlein, noch ziemliche Lücken; die

2) Vgl. Häuser-Akten zu A. 233.

.

3) Zu A. 176 nnd 177, de dato 22. Dezember 1581. ,,auf dem Paumgarten an der Zwerchgasse"

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...

,,in St. Ulrichs Baumgarten"..

in der engen Kirchgasse auf

,,auf dem Paumgarten in der

,,auf dem untern Baumgarten.. ,,auf dem Baumgarten in der

,,in St. Ulrich's Paumgarten ge

,,im Baumgärtlin das Ketzer

,,im Baumgärtle und Ketzergässle"

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im Baumgarten und Ketzer

gässchen.

236, d. d. 1. Febr. 1589. .,,im Paumgärtle das Ketzergässle“ . .

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237, d. d. 5. Mai 1583 . .

,,im Paumgärtle gelegen und ebenso ein Eintrag d. d. 19. April 1639, u. a. m

Steurbücher belehren uns, dass noch während des ganzen 15. Jahrhunderts dort nur wenige und wohl auch nur kleine Häuser standen. Ihre Zahl schwankt auf und wieder ab, zwischen zwei und sechs, sie werden häufig als leer stehend bezeichnet, und in der Regel sitzt in jedem nur ein Steuerpflichtiger. Noch im Jahre 1510 waren es nur fünf Häuser 4), und in dem sogenannten Steuerbuche des Gemeinen Pfennigs von 1497 (Türkenhilfe), worin die Personen nicht wie in den regelmässigen Steuerbüchern nach Rubriken, sondern nach den Strassen und Gassen, worin sie wohnten, aufgezählt sind, werden die wenigen Anwohner des Ketzergässchens einfach denen der weiten Kirchgasse (Milchberg) zugerechnet. ")

Doch wir kommen auf den Namen Ketzergässchen zurück. Wir haben gesehen, dass derselbe von einer Person, namens Ketzer herstammen muss; wahrscheinlich einer Person, die dort wohnte, denn Augsburger Gassen und Gässchen wurden sehr häufig nach einem aus irgend einem Grunde allgemeiner bekannten Anwohner genannt. So hiess z. B. die Kapuzinergasse früher,,des Schongauer's Gasse", die Armenhausgasse,,Philipp Eduard Fugger's Gasse", und das Sachsengässchen hat seinen Namen von der Sächsin, einer wohlhabenden Frau, die dort gegen Ende des 14. Jahrhunderts wohnte; und es wird desshalb noch lange in den Steuerbüchern des 15. Jahrhunderts,,der Sechsin gass" geschrieben.

Finden sich nun unter den Bewohnern des Ketzergässchens solche, welche Ketzer hiessen? Zur Beantwortung dieser Frage müssen uns die Steuerbücher helfen, welche Jahr für Jahr sämmtliche steuerpflichtigen Einwohner der Stadt notieren. Die Steuerpflichtigen unsers Gässchens sind darin unter der Rubrik „Eng Kirch gass" verzeichnet. Diese Rubrik zieht sich, mit Einschluss des sogenannten Sauernkreins Winkels, ) auf der Südseite der engen Kirchgasse [in unsern heutigen Adressbüchern einfach Kirchgasse

4) Vgl. Steuerb. 1510 fol. 22a.

5) Vgl. Band V, p. 24-25.

6) Der Name Saurenkrein's Winkel stammt von einem Hans Saurengrein, der nebst seinen Nachkommen vom Anfange des 16. Jahrhunderts lange Zeit dort wohnte; daher heisst es ursprünglich auch immer,,des Sauerngreins Winkel" vgl. z. B. eine um 1580 verfasste Beschreibung der Steuerbücher, p. 42 und die Grundbuchauszüge und Häuser-Akten zu A. 251-59. In den Stouerbüchern des 15. Jahrhunderts habe ich den Namen Saurengrein noch nicht gefunden.

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