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des Jahrhunderts des letzteren Sohn, Hans Burgkmeier der Ältere, einer der trefflichsten und fruchtbarsten Maler seiner Zeit, seine Meisterschaft zu zeigen begonnen. In dieser schaffensfreudigen Zeit, der Blütezeit der Augsburger Malkunst, dürfte es geschehen sein, dass bei der Verlängerung der Kapelle, zu welcher sich die Goldschmiede durch die Anlegung ihres Genossenschaftsgrabes veranlasst sehen mochten, der ganze Raum übertüncht und neu ausgemalt wurde. Denn, wie schon erwähnt, zeigten sich über allen älteren Gemälden an allen Stellen der Kapellenwände wie des Gewölbes und der Fensterbogen die Spuren dieser jüngeren Malerei, wenn es auch leider nicht gelang, im älteren Kapellenteile ein grösseres Stück derselben zu erhalten. Selbst in den beiden letzten, neu hinzugefügten Bogen sind die Farben, weil offenbar nur als Leimfarbe. aufgetragen, so wenig mit dem Kalkgrunde verbunden, dass bei der Abnahme der Tünche die obere Farbschicht samt Lasur an der Tünche haften blieb, also nur die Umrisse der Gestalten und die Untermalung erhalten werden konnten. Doch schloss ein Kunstkritiker aus der ausserordentlich sicheren und freien Zeichnung, aus einzelnen originellen Kopfformen und aus den Resten erhaltener Uebermalung, dass Hans Burgkmeier der Aeltere, von welchem auch die Fresken im Fuggerhofe herrühren, diese Bilder 1503 --1507 gemalt habe. Wir haben oben bemerkt, dass die Malerei wahrscheinlich bald nach 1496 entstanden sei. Wir hätten hier also eine Jugendarbeit des 1472 geborenen Malers vor uns.

Zeugnis für die spätere Entstehung der zwei letzten Bogen gibt auch die verschiedene Bemalung der Decke. Denn während unter allen Tünchen die Decke des älteren Capellenteils einen leuchtend roten, mit dunkelroten Streifen umrahmten und mit ebensolchem Masswerk, sowie mit Sternen geschmückten Spiegel zeigt, war an den Gewölben des jüngeren Teiles von roter Farbe durchaus nichts zu finden. Das Deckengewölbe hier hatte von Anfang an einen elfenbeinfarbigen Grundton zwischen ziegelroten Rippen und war mit Blumenornamenten geziert. Es sind also Chor und 2 Bogen mit Malereien aus dem Jahre 1420, 2 Bogen mit Bildern etwa aus dem J. 1500 bedeckt.

4. Beschreibung der einzelnen Bilder des älteren Kapellenteiles von 1420.

Der ältere Teil der Kapelle besteht, wie schon öfter bemerkt wurde, aus dem Chore und 2 Gewölben. Der Chor im gothischen

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Fächerstil überwölbt, ist durch einen starken Gurtbogen von dem nächsten Gewölbe getrennt. In den Chorraum führen 2 Thüren, die eine vermittelt den Aufgang in das Türmchen der Kapelle, die andere den Zugang zu der teilweise (ebenfalls 1420) bemalten kleinen Sakristei. Nach Osten öffnet sich zwischen diesen Thüren eine tiefe Nische, in welcher jedenfalls der Altar stand, und in welcher etwa 3 Meter über dem Boden ein dreiteiliges Fenster eingesetzt ist. Die Pfosten dieses Fensters haben eine ganz eigenartige Bekrönung durch 3 übereinander laufende gegliederte Flachbogen. Ausserdem fällt noch durch 3 spitzbogige lanzettförmige Fenster, eines auf der südlichen, 2 auf der nördlichen Seite, Licht in den Chor.

Es sei hier sogleich angeführt, dass jetzt das grosse Mittelfenster, sowie die beiden kleinen Fenster zur Rechten und Linken mit Glasmalereien geschmückt sind. Die Mittel dazu bot mit hochherziger Bereitwilligkeit eine hiesige Familie, Zeichnung und Ausführung sind von H. Burkhardt in München. Auf dem Mittelfenster ist die Bergpredigt dargestellt, auf den Seitenfenstern je ein Paar der Evangelisten. Die Bilder, deren Farben im wesentlichen nach den Haupttönen der Wandmalerei abgestimmt sind, wirken sehr kräftig. Die Auffassung, wenn auch modern, steht doch nicht im Gegensatze zu den Wandgemälden, da auch auf diesen, wie auf den Fenstern, die Figuren in blauem Lufttone stehen. Die Gestalten auf den Fenstern sind in der Zeichnung sicher, die Gruppierung ist leicht und frei, der Ausdruck edel und gut empfunden.

Die beiden anderen Gewölbe sind Kreuzgewölbe mit stumpfen Spitzbogen. Die Quergurten und Rippen sind gleich stark mit einfacher Gliederung und breiten Hohlkehlen. Die Schlussteine (Kringeln) tragen die Wappen der Stifter. Unter jedem Gewölbe ist in die nördliche Wand ein Fenster eingebrochen. Die Wand nach Süden, welche zugleich die Chorwand der St. Annakirche bildet, ist fensterlos, und bietet darum passende Flächen für Gemälde.

Bei der Beschreibung der hier gefundenen Bilder ist vor allem zu berücksichtigen, dass bei ihrer Entstehung der in die Kapelle weit hereinragende Kirchenpfeiler den Raum gleichsam in zwei Teile zerlegte; ferner, dass die Kapelle von zwei Personen gestiftet war, deren jede ihrem Schutzpatrone Ehre erzeigen wollte; endlich, dass die Stifter der Kapelle zugleich auch die Begründer des sogenannten Pilgerhauses waren, in in welchem arme Pilger, die nach Rom, Campostella oder andere Orte wallfahrteten, auf einige Nächte Aufnahme finden sollten. Wie nun auf dem Grabsteine der Hirn'schen

Eheleute zwei Heiligenfiguren eingemeiselt waren, die des Pilgerheiligen St. Jakobus und die der h. Helena, welche das Kreuz in der Hand hält, so finden sich auch, getrennt durch den früheren Pfeiler, zwei Bilderreihen in der Kapelle: die eine gehört dem Pilgergedanken und der Verehrung des h. Jakobus, die andere der Verehrung des Kreuzes und der h. Helena an. Wir dürfen also von Pilgerbildern und von Kreuzbildern reden.

A. Die Pilgerbilder.

vom

1. Der schon erwähnte Kirchenpfeiler teilte die Chore aus gesehen auf der linken Seite befindliche Wand unter dem ersten Gewölbbogen in zwei ungleiche Teile, der grössere Teil der Wandfläche lag nach dem Chore zu. Hier fand sich über den makellos erhaltenen, in altdeutschen Buchstaben geschriebenen Worten: „,Caspar, Melchior, Balthasar, die heiligen drei Künig" eine Landschaft, in deren Vordergrund drei berittene Könige mit ihrem ebenfalls berittenen Gefolge zusammentreffen und sich begrüssen. Die drei Züge entwickeln sich aus drei Schluchten, hinter welchen die stellenweise mit Bäumen besetzten Höhen aufragen. Die höchste Erhöhung ist mit einer Burg gekrönt. Die Landschaft ist ohne Beachtung der Perspektive gemalt. Die Schattierung der gleichförmigen Wassermulden unterbricht den rötlichen oder grünlichen Ton, in welchem die Berge gehalten sind. Die Bäume oben an der Seite der Burg sind an Grösse und im Detail der Ausführung den Bäumen im Vordergrunde ziemlich gleich. Da wie dort sind auf dunklem Grund in Bogenlinien grünlich oder gelblich weisse Lichter in länglicher Blattform aufgesetzt. Ein üppig blühender, steif gemalter Rosenbusch steht einsam an der aufsteigenden Höhe, und ein Bär erscheint über der Schlucht rechts unter den Bäumen.

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Die 3 Könige und ihr Gefolge unterscheiden sich durch drei Farben. Rechts erblicken wir den König und sein Gefolge in weisser Kleidung, der König und sein Zug in der Mitte trägt rotes Gewand, und aus der Schlucht links zieht, der König an der Spitze, die Schaar der matt violetten Ritter. Wenige tragen Rüstungen. Mäntel umhüllen die Gestalten. Hals und Kinn hüllen Tücher ein. Die Kopfbedeckung in Hutform ist in jedem Zuge verschieden. Nur die Könige zur Rechten und Linken erscheinen in pelzbesetzten Röcken. Ein gelber Zackenreif um eine spitzzulaufende Mütze deutet den königlichen Stand an. Die Pferde haben kurze dicke Köpfe, sind aber sonst so gut gezeichnet, als man dies in jener Zeit über

haupt vorstand. Die Ritter tragen Lanzen, über welchen in jedem Zuge ein Banner flattert, das rechts mit einem Halbmond, das in der Mitte mit einem schildtragenden Mohren, das im linken Zuge mit Sternen auf schwarzem Grunde gezeichnet. Die Gesichter der Könige sind von frommem, mildem, tiefem Ausdruck.

Der obere und untere Teil des Bildes war trefflich erhalten; an der Burg, wie auch an den meisten Figuren war sehr wenig nachzubessern. Nur durch die Mitte des Bildes zog sich ein breiter Streifen untilgbarer Kalkreste wie ein Schleier; die Formen waren durch denselben jedoch nicht völlig verdeckt.

2. Dieses Bild stellt also dar, wie die ersten Pilger sich zum Pilgerzuge sammeln, das zweite schmälere Bild in der anstossenden Nischenwand des Chores zeigt dieselben Pilger in dem Augenblicke, in welchem sie, vor Jerusalem angekommen, den König Herodes nach der Geburtsstätte des Messias fragen.

Hier steht im Vordergrunde rechts der König Herodes mit seinem Pagen. Hinter ihm eine Gruppe von 3 Schriftgelehrten, hinter diesen die drei wartenden Könige nebst ihrem Gefolge. Links von Herodes kniet ein Diener, der die Schriftrolle, aus welcher man soeben den Geburtsort des Messias ersehen, wieder in ein Kästchen legt. Hinter dem Diener ist über einem Wege ein Felsvorsprung sichtbar, auf welchem die zwei aufgezäumten Pferde des Königs und seines Pagen vor einem Stalle stehen. Hinter dem Stalle ragt über Gebüsch ein mittelalterliches Schloss empor. Drei Höhen, welche türmereiche Städtchen tragen, bilden den Hintergrund. Auf halber Höhe rechts zeigt sich Jerusalem. Von oben aber schwebt ein Engel in rotem Gewande herab und deutet mit der Hand nach der auf der linken Höhe sichtbaren, mit Flammenschein übergossenen Stadt, offenbar, um die Stätte zu bezeichnen, wo Christus geboren sei. Das Bild soll also darstellen, wie Weissagung und Erfüllung zusammentreffen, und die Pilger durch die Kunde von oben wie von unten auf den rechten Weg gewiesen werden. — Ein Stern ist nicht sichtbar, weder auf dem ersten noch auf diesem zweiten Bilde, doch ist die ganze Gewölbdecke mit Sternen übersät, und in der Umrahmung beider Bilder stehen Sterne auf schwarzem Grunde zwischen den, in Vierecke abgeteilten, mit schwarz und weiss auf roten Grund gemalten Ornamenten.

Das Bild wirkt sehr ansprechend. Die farbenreichen Gestalten heben sich kräftig vom Hintergrunde ab und stehen unter sich in ziemlich richtigem Verhältnisse. Die stehende Figur des Herodes.

ist 78 Ctmtr. hoch. Sein Gesicht ist edel aufgefasst, doch fehlt nicht der Zug der Verschlagenheit. Gekleidet ist er in einen prächtigen, langen, roten, durch einen Lendengurt zusammengefassten und mit vollem, rundem Pelz verbrämten Rock, der Page an seiner Seite hält einen weissen, reich gestickten Mantel bereit. Unter den 3 Schriftgelehrten fällt ein jüngerer Mann mit rotem Gewand und roter Kopfbedeckung in die Augen. Die drei Könige sind vollständig kenntlich.

Durch dieses Bild zog sich der erwähnte Wasserriss, welcher die eine Gesichtshälfte des Engels und einige Figuren aus dem Pilgerzuge gestört hatte. Die ganze rechte Seite des Gemäldes war von oben bis unten vollständig erhalten, die Farben der Gewänder noch von ursprünglicher Leuchtkraft; ebenso war auf der linken Seite alles noch deutlich sichtbar bis auf das Königsschloss, von welchem über einem Loch in der Mauer nur die Spuren der Dächer sichtbar waren. Es ist von Maler Weinmayer in trefflicher Weise etwa nach Art der Burgen des Hans Memling wiederhergestellt. Das eigenartige Stallgebäude war ziemlich zerstört; aber die Linien und Farben waren noch soweit vorhanden, dass es ganz getreu nachgebildet werden konnte.

3. Ein grösseres Bild gehört nicht mehr in diese Gruppe; wohl aber eine ziemliche Zahl von Einzelfiguren. Unter den Nischen der zwei lanzettförmigen Fenster auf beiden Seiten des Altars sind nämlich Engel, in den Nischen Heiligenfiguren unter der Tanche hervorgeholt worden. Zunächst dem eben beschriebenen Bilde zeigt sich jedoch neben der Fensterschräge über einen Halbmond ragend der Oberkörper eines Mannes, dessen Hände auf den Rücken gefesselt sind, und dem eine Kette um den Leib geschlungen ist, ohne Zweifel ein Mann in türkischer Gefangenschaft. In gleicher Höhe sind nun im Halbrund des Chores Engel gemalt, welche teils eine Eisenplatte(?), teils einen türkischen Teppich, teils ein Gitter heben, also die von Gott gesandten Befreier der Pilger andeuten sollen.

Auf den Nischenwänden selbst aber zeigen sich die zum Teil reich ausgeführten Gestalten von 4 Pilgerheiligen, durch altdeutsche Schriftzüge bezeichnet als St. Oswaldus, St. Jakobus maior, Josef der Dräumär(?) und St. Nicolaus.

St Oswald, der König von Northumberland, im Mittelalter, namentlich in Deutschland an vielen Orten verehrt, in vielen Sagen, auch in mehreren Dichtungen verherrlicht, galt als ein besonders

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