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allem Graf Martin (1500-1549) zeigten sich conservativer, doch liess auch Martin sich einen Erlass gefallen, dem zufolge das Wort Gottes fortan mehr und reiner verkündet, das Abendmahl in beiderlei Gestalt gereicht, in deutscher Sprache getauft und beim Gottesdienst deutsche Psalmen gesungen werden sollten. Im Jahre 1524 ward Paul Warbecke als Hofprediger nach Harburg berufen, er wurde bald der Mittelpunkt einer ausgedehnten Propaganda für die neue Lehre, der sich auch die Frauen der Grafen Martin und Karl Wolfgang, Anna und Elisabeth von Leuchtenberg eifrig zuwendeten. Anfänglich dachte indes wohl noch niemand an eine wirkliche und dauernde Trennung von der alten Kirche. Erst in den dreissiger Jahren kam, wenigstens in dem Oettingischen Theile des Gebietes, ein entschiedener Zug in die Reform bewegung, insbesondere legte neben den Grafen Karl Wolfgang und Ludwig XV. nun des letzteren ältester Sohn, Ludwig XVI. (1506-1569) einen regen Eifer für die protestantische Lehre an den Tag; während umgekehrt in dem Wallersteinischen Theile Graf Martin fortan sich mit Erfolg bemühte, den Zusammenhang mit Rom zu erhalten. Mit seiner protestantisch gesinnten Gemahlin gerieth er darüber in ein Zerwürfnis, das schliesslich zur Trennung der Ehe führte; dafür aber fand er in seinem Schwiegersohn und Erben er hatte selbst keine männliche Nachkommenschaft dem dritten Sohne Ludwigs XV. von der Oettingischen Linie, dem Grafen Friedrich V. einen geschickten und energischen Helfer.

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Als nach dem für die Protestanten unglücklichen Verlaufe des Schmalkaldischen Krieges die protestantischen Grafen ihr Land verlassen mussten, versuchten die Grafen Martin und Friedrich V. auch in dem Gebiete jener der katholischen Kirche wieder Eingang zu verschaffen; allein Karl Wolfgang kehrte schon 1548 zurück und 1553 wurden Ludwig XV und Ludwig XVI. begnadigt. Das Resultat war am Ende, dass der Oettingische Theil der Grafschaft protestantisch, der Wallersteinsche dagegen katholisch blieb.

In dem vorliegenden Buche gibt uns Dr. Grupp auf Grund eines reichen bisher zum grössten Theile noch nicht veröffentlichten handschriftlichen Materiales, das vorwiegend aus dem Oettingischen und Wallersteiner Archive, dann aber auch aus den Archiven zu München, Stuttgart und Neuburg gesammelt ist, einen eingehenden und ausführlichen Bericht über die angedeuteten Vorgänge. Dass es bei diesem Hin und Her von Protestantisierung und Katholisierung nicht immer säuberlich herging, dass vielerlei Ungehörigkeiten und ärgerliche Dinge geschahen und gar mancher in seinem Gewissen arg bedrängt wurde, ist selbstverständlich; im Grossen und Ganzen aber scheint man sowohl katholischer- wie protestantischerseits nicht mit allzu grosser Härte verfahren zu sein. Viele Glaubenshelden scheinen freilich auf beiden Seiten nicht gewesen zu sein.

Dr. Grupp steht durchaus auf dem Boden der katholischen Kirche und bedauert offenbar, dass die Reformation in dem Lande Oettingen Eingang gefunden; er vertritt jedoch seinen Standpunkt mit löblicher Mässigung und verschliesst sich auch keineswegs der Erkenntnis, dass Reformen in der Kirche damals nothwendig, oder doch höchst wünschenswert waren; nur hätte es seiner Ansicht nach anders gemacht werden sollen.

Übrigens beschränkt sich der Verfasser nicht auf die religiösen Verhältnisse und Angelegenheiten, er bringt nebenher noch vielerlei anderes Detail zur Geschichte der Grafen und der Grafschaft in der ersten Hälfte

des 16. Jahrhunderts. Sehr ansprechend ist eine nach einem Inventar von 1551 herausgearbeitete Schilderung der inneren Einrichtung des Schlosses Harburg um jene Zeit.

Das Buch ist leider in seiner ganzen Anordnung etwas formlos und liest sich deshalb nicht gerade bequem, doch wird der Leser durch viele interessante Einzelheiten entschädigt. Beigegeben sind einige hübsche Abbildungen nebst einer Reproduction der Zinkernagelschen Karte des Pagus Retiensis vom Jahre 1802. A. B. Dr. Julius Naue. Die Bronzezeit in Oberbayern. Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen von Hügelgräbern der Broncezeit zwischen Ammer- und Staffelsee und in der Nähe des Starnbergersees. München. Bei Piloty & Loehle.

Unter diesem Titel tritt der bereits durch seine Werke über „Die Schwerter" und über ,,Die Grabhügelfelder zwischen Ammer- und Staffelsee" rühmlichst bekannte Gelehrte abermals vor die Freunde der Vorgeschichte und entrollt auf Grund vieljähriger wissenschaftlicher und praktischer Thätigkeit auf dem Gebiete der Forschung ein Bild jener Zeit, die wir unter dem Namen Bronzeperiode verstehen. Wie nicht anders zu erwarten, bleibt der Verfasser nicht an der Scholle haften, sondern zieht die Forschungen an andern Fundorten alter Kulturperioden in den Kreis seiner vergleichenden Betrachtungen, sodass wir in der Lage sind, ihm auf dem Wege seiner Beweisführung Schritt für Schritt zu folgen und an seinem das gesammte Gebiet umfassenden Wissen Theil zu nehmen. Wer es weiss, wie selten Gräber der reinen Bronzezeit sind, wird staunen, dass der Verfasser das Glück und den Fleiss hatte, 306 Hügelgräber dieser Periode aufzudecken und mit welcher Sorgfalt geschah die Untersuchung auf dem Grabfelde, wie in der Studierstube! Die ungemein klare Eintheilung der einzelnen Zeitabschnitte der Bronzeperiode auf Grund andrer Techniken oder Ornamente wird jeden Leser überraschen. Auf streng wissenschaftlicher Grundlage, mit tüchtigen technischen Kenntnissen gepaart, baut Herr Dr. Naue sein System auf. Es ist unter seiner Hand das Fundprotokoll zu einem grossartigen Zeitenbild herausgewachsen, das in begeisterten Strichen entworfen, eben auch zu begeistern die Macht hat. Für unser Schwaben fällt dabei ungemein viel Anregendes und Hochwichtiges ab; es sei hiefür nur auf das Gablinger Bronzeschwert, den Nordendorfer Bronzezeitfund und den Massenfund von Horgaugreuth, sowie auf das Bronzediadem von Asch verwiesen. Der dem Buche beigegebene Atlas von 50 Blättern, wie die 163 Textabbildungen ermöglichen das volle Eindringen in die vom Verfasser betonten Eigenthümlichkeiten der einzelnen Unterperioden und es wäre ohne die ausgiebige Unterstützung des k. bayr. Staatsministeriums, wie auch ohne die Künstlerhand des Verfassers, der die schönen, ungemein klaren Zeichnungen selbst anfertigte, undenkbar gewesen, das Werk zu dem billigen Preise von M. 27 auf den Büchermarkt zu bringen. Das Werk ist von grundlegender Bedeutung, unentbehrlich für den vorgeschichtlichen Forscher, ein Triumph deutschen Fleisses und deutscher Denkarbeit. Möge es dem Verfasser beschieden sein, die Früchte seiner Studien recht bald auch in Monographien der übrigen vorgeschichtlichen Zeitabschnitte ausreifen zu lassen! J. R.

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des

Historischen Vereins

von Schwaben und Neuburg

für die Jahre 1892 und 1893.

Herausgegeben

vom Verwaltungs-Ausschuss.

Augsburg im März 1894.

Augsburg 1894.

Druck der J. P. Himmer'schen Buchdruckerei.

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