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von Guggenberg nach diesem Anwesen zu, im Volksmund „Römerweg" bezeichnet, die uns aber bei dem Fehlen jedes Abschlusses und auch in keinem Zusammenhange mit der Richtung Augusta-Campodunum stehend, zu weiteren Forschungen nicht veranlasste, obwohl nicht ausgeschlossen ist, dass diess ein uralter Weg war, der von Guggenberg nach dem Lager Lechfeld bezw. Landsberg und Schongau geführt haben konnte, in Folge seiner grossen Anlage; mit Kempten war er keinesfalls in Zusammenhang.

Als wir dann ohne Rücksicht auf den Wertach-Uebergang weiter suchten und bei Höfen die Fortsetzung der Römerstrasse wieder fanden, sagten wir uns, Hochachtung vor dem Herrn Direktor Raiser, aber hier scheint er uns mit seinem Uebergang über die Wertach bei Schwabmünchen doch auf das Eis geführt zu haben. Wir gingen nun bei der Kirche in Schwabmünchen in südwestlicher Richtung der Staatsstrasse nach Mindelheim entlang nach dem 3 Kilom. entfernten Dorfe Hiltenfingen. Diese Strasse führt im rechten Winkel abbiegend, über die Singold, zieht sich hart am rechten hohen Uferrand der hier ziemlich tief eingeschnittenen Wertach bis zu vorbenanntem Dorfe in südwestlicher Richtung hin und schlägt, indem sie zur Wertach absteigt und die Gennach überschreitet, auf einmal rein westliche Richtung bis zum Flussübergange ein. Bis zum Dorfe Hiltenfingen haben wir ausser der Führung der Strasse am Höhenrand des Wertach-Thales keine Anhaltspunkte, dass hier die Römerstrasse geführt habe; dagegen fanden wir in vorerwähntem Dorfe in einer Parallelstrasse ein sehr gut erhaltenes Steinkreuz, das uns ungemein freute und nach den Gepflogenheiten der bisherigen Forscher, selbst eines Raiser, die sicherste Gewähr bot, dass wir auf richtiger Fährte seien und hier dieses Kreuz abseits von der neuen Staats-Strasse den Abstieg zur Wertach bezeichnet habe umsomehr, da die Lage des Kreuzes mit dem umgebenden Terrain unwillkürlich die Ueberzeugung aufdrängte, dass es nicht von ungefähr hieherkam, sondern schon Jahrhunderte hier gestanden haben dürfte. Herr Direktor Reiser bezw. seine Organe scheinen auf ihrer Forschungsreise den Ort Hittenfingen gar nicht berührt zu haben, sonst müssten sie dieses Steinkreuz gefunden haben und davon wie bei Wörishofen Erwähnung thun.

Zum Flusse selbst führte auch eine schöne, dammartig circa 4-5 m. breite und 0,60-0,80 m. hohe Strasse hin und links und rechts dieses Dammes sind noch Oedungen. Wenn auch nicht verkannt werden darf, dass diese Strasse, die einerseits nach Schwabeck,

andrerseits nach Scherstetten führt, neueren Ursprungs ist, so kann auch nicht in Abrede gestellt werden, dass diese Distriktsstrassen auf römischer Unterlage stehen, umsomehr, da dieses Hermes-Kreuz in Hiltenfingen sichere Anhaltspunkte hiefür bieten dürfte. Nach Ueberschreitung des Flusses trennt sich, wie schon früher erwähnt, die Distriktsstrasse, nordwestlich führt sie nach Schwabeck, südwestlich gegen den Weiler Höfen; beide Strassen sind sehr gut angelegt und erhalten und ziehen sich am Rande moorigen Untergrundes hin. Wir haben das ganze Terrain oft und eingehend untersucht und glauben zuversichtlich nicht blos eine Hypothese aufzustellen, wenn wir behaupten, dass hier der Uebergang der Römer über die Wertach und zugleich die Strassenabzweigung nach Rapis von Campodunum her stattgefunden habe. Man nehme nur das topographische Atlasblatt zur Hand und man wird sofort auf den ersten Blick ersehen, dass auf seine ganze Längenausdehnung das Wertach-Thal bei Hiltenfingen am schmalsten und die Bodenverhältnisse zur Ueberschreitung des sumpfigen Untergrundes die günstigsten sind. Wie man von den betreffenden Strassen mehr oder weniger weit querfeldein geht, stösst man überall auf nassen Boden und ist zur Umkehr genöthigt. Wenn dieses jetzt nach Korrigierung der Wertach und bei der hochentwickelten Kultur unseres Vaterlandes noch der Fall ist, wie muss diess erst zur Römerzeit in dem wahrscheinlich ganz morastigen Thal der Fall gewesen sein. Eine gerade Anlage der Strasse, wie wir sie grösstenteils von den Römern gewohnt sind, war hier ausgeschlossen und die Baumeister der Strasse mussten sich eben den Bodenverhältnissen anbequemen. Sehr interessant ist die Abzweigung der Römerstrasse nach Rapis.

Am Rande des Moorgrundes führt sie auf schönem Damm im festen, gewachsenen Boden ursprünglich in rein nördlicher, dann später in nordwestlicher Richtung um den ganzen Moor-Komplex herum, weiter westlich die Aecker nach dem alten Steuerblatt „Hochstrassenäcker" genannt, durchquerend nach Schwabeck, wo sie in einen tief eingeschnittenen Hohlweg auf das Plateau der alten Römerstadt Rapis führt, von der leider nichts mehr zu sehen ist als Fragmente der Burg Schwabeck, die sicher auf römischem Untergrund erbaut gewesen sein dürfte, und ziemlich erhaltene Reste einer Schanze auf der sogenannten Haldenburg, die jedoch sehr ausgedehnt sind und auf ihre ehemalige Grösse schliessen lassen. Uebrigens ist dieser Ort so eigenthümlich an den Berg angelehnt und die Gärten und Wiesen so terrassenförmig situiert, dass sich einem unwillkürlich

die Meinung aufdrängt, dass hier durch Grabungen bei Neubauten sicher Reste der alten Stadt Rapis zu Tage gefördert werden müssten. Die in dem Steuerblatte vorgefundene Bezeichnung,,Hochstrassenäcker" war für uns ein sicheres Moment, dass hier eine alte Strasse geführt haben musste.

Da jedoch die Strassenrichtung Rapis-Augusta, als noch nicht festgestellt, nicht in den Rahmen meines heutigen Vortrages gehört, so will ich nach dieser kurzen Schilderung der Strassengabelung nach Schwabeck zu unserer, von jetzt an nach Ueberschreitung des Flusses einzigen Strasse bis Türkheim bezw. deren Beschreibung übergehen. Bis zu dem Weiler Höfen ist nach Ueberschreitung der Wertach an der neuen, ziemlich breiten, dammartigen Distriktsstrasse nach Scherstetten kein Merkmal der Römerstrasse nachweisbar; es muss eben angenommen werden, dass hier der schon von den Römern herrührende Damm als Unterlage der neuen Distriktsstrasse dienen musste und diess um so mehr, da wegen des moorigen Untergrundes einerseits und der Nähe des Wassers andrerseits nicht viel Spielraum blieb, die alte Römerstrasse wo anders zu suchen.

Anders verhält es sich ausserhalb des Weilers Höfen, die Distriktsstrasse führt in rein westlicher Richtung an den linken Höhenrand des Wertach-Thales in den Wald, die sogenannte Staudengegend, während nun die Römerstrasse eine rein südliche Richtung einschlagend vollkommen gut erhalten als Ortsverbindungsweg zwischen den Dörfern Siebnach und Ettringen dienend, zu Tage tritt und ohne jeden Zweifel als die alte Römerstrasse erkannt werden muss, indem zu Ortsverbindungswegen von unsern Gemeinden keine 5 m. breiten Strassen auf Dämmen, deren Höhe zwischen 0,50 und 1,0 m., je nach Abnutzung, beträgt, angelegt werden. Die Strasse führt in ganz geringen Schlangenwindungen, die auf der Karte nicht zum Ausdrucke gebracht werden können auf sehr gut erhaltenem Damm, der nur an den Stellen niedriger wird, wo die Ackerfurchen parallel zum Damme stehen, in vorzüglichem Zustande mitten durch das Dorf Siebnach nach Ettringen. Auf dieser ganzen Strassenstrecke ist ausser dem Burgstall auf dem Schlossberg zu Siebnach, einem ehemaligen Schlosse der Grafen von Siebeneichen, wo die Umrisse des Schlosses mit den beiden Gräben, jedoch ohne jede Spur eines Mauerwerkes, noch gut kenntlich sind, nichts von Belang. Bei dem Dorfe Ettringen verliert sich der Damm, ausserdem biegt der Weg mit einer kleinen Schwenkung nach Osten in das eigentliche Dorf ein, während die Römerstrasse die gerade Richtung einhält und

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westlich von der Kirche in Mitte des Dorfes mit der Staats-Strasse Mindelheim-Schwabmünchen-Augsburg zusammenfällt. Nur eine ganz geringe Strecke im Dorfe laufen beide Strassen mitsammen, dann trennen sie sich am Südende des Ortes. Die Römerstrasse geht jetzt als Feldweg, jedoch gut erkennbar, wenn auch stark ausgefahren auf die Länge von circa 2 Kilom. schnurgerade und parallel zur Staatsstrasse, von Letzterer nur getrennt durch den sogenannten Mühlbach in der Richtung gegen Türkheim fort. Bei der Abzweigung eines Feldweges nach dem Weiler Berg verliert sich die Römerstrasse in dem gut kultivierten Terrain und verrathen uns nur die in den Feldern massenhaft vorkommenden, grossen Kiesel deren Spur. Bei der Mühle von Türkheim dürfte sie wahrscheinlich in dem Wege zwischen Mühle und einem Stadel auf einen Moment zu Tage treten und dann verliert sie sich bei dem Keller von Türkheim am Fusse des sogenannten Goldberges, vollständig, während die Staatsstrasse von der Mühle in einem grossen Bogen sich dem Markte Türkheim nähert, wo am Nordeingange in diesen Markt jedenfalls Staats- und Römerstrasse wieder mitsammen identisch sein dürften. Nachdem der Gold-Berg vor Türkheim der südliche Ausläufer der wald- und hügelreichen Staudengegend an der Einmündung zweier grosser Thäler, dem Wertach- und Mindel-Thale, von Natur aus ein herrlicher Auslug-Punkt heute noch ist, so ist es nicht mehr wie selbstverständlich, dass die Römer bei ihrer Festsetzung und Ansiedelung im südlichen Bayern diesen Punkt in ihr Befestigungsnetz zogen und so soll hier nach Raiser das grosse castrum-rostrum Nemaviae entstanden sein. Leider ist diese Befestigung bei der Einnahme durch die Alemanen so gründlich zerstört worden, dass keine Spur eines Mauerwerks schon zu Raisers Zeiten in den 30er Jahren unseres Jahrhunderts mehr zu entdecken war, immerhin liess aber das wellige Terrain die ursprüngliche Form der Befestigung noch erkennen; diess war jedoch bei unserer Besichtigung auch nicht mehr möglich.

Nicht die Spur eines richtigen Grabens, oder überhaupt einer Schanzenform war mehr zu erkennen und es würde eine kühne Phantasie dazugehören, wollte man hier die rudera einer römischen Befestigung erkennen; es ist aber auch sehr erklärlich, dass unsere jetzige, nüchterne Zeit bei dem herrlichen Keller mit den üppigen Wiesen und daranstossenden Laubwald die Unebenheiten des Terrains, hervorgerufen durch Böschungen und Gräben im Laufe der Jahrzehnte hinweggeräumt hat. Immerhin dürften die im Keller

selbst massenhaft aufgeschichteten Findlinge und Rollsteine verschiedenen Grösse die einzigen Ueberreste römischer Bauten sein. Glücklicher waren wir bei Besichtigung der Pöneburg am Ludwigsberg in der Nähe der Ziegelei von Türkheim; diess ist eine vorzüglich erhaltene Römer-Schanze, 352' im Quadrat mit Eingängen auf 3 Seiten; auch glaubten wir an einem grösseren Loche am Eingange der rechten Seite die Spuren eines ehemaligen Brunnens vermuthen zu müssen. Die Schanze ist eminent situiert, gegen Osten und Suden scheint sie im Walde gelegen gewesen zu sein, während sie am Auslaufe eines Hügels nach Norden und Westen ziemlich steil abgedacht in die Ebene des Mindel-Thales abfällt. Nach dieser Exkursion vom Gold- und Ludwigs-Berg betreten wir den schönen, reinlichen Markt Türkheim; hier ist unzweifelhaft die Römerstrasse unter der jetzigen Staatsstrasse; beide laufen gemeinsam schnurgerade circa 300 m. bis ausser Türkheim, von wo eine Scheidung bezw. Gabelung der Römerstrasse stattfindet; die eine führt schnurgerade nach Schlingen, Baisweil, Naroë (Obergünzburg), Kempten, auf welche wir nicht kamen, da sie zur Erforschung der Sektion Kempten überwiesen war; die andere führt über Wörishofen nach Baisweil, wo dann beide Römerstrassen vereint nach Kempten gehen. Uns blieb daher nur die kurze Strecke bis Wörishofen zu erkunden. Diese Strasse gleichzeitig Staats- bezw. Distriktsstrasse schlägt nach kurzem Verlassen von Türkheim die westliche Richtung ein bis sie später in die südwestliche übergeht und dieselbe einhält bis zum Eisenbahn-Uebergang der Linie Memmingen-Augsburg, von wo sie dann bis Wörishofen mehr die südliche Richtung verfolgt. Von Türkheim bis zu letzterem Orte sind Römer- und Staats- bezw. Distrikts-Strasse mitsammen vereint, d. h. die Römerstrasse hat als Fundament der modernen Strasse dienen müssen. Wenn bei unseren übrigen Forschungen in Bezug auf den jeweiligen römischen Untergrund unserer heutigen, modernen Staats- und Distrikts-Strassen unsere Behauptungen angezweifelt werden wollten, so ist dies bei der Strasse nach Wörishofen geradezu unmöglich. Die Strasse ist bis zur Bahnüberfahrt, d. i. bis zur Abzweigung zur Station Türkheim als Staatsstrasse nach Mindelheim in einer Breite bis zu 16 m. incl. der beiden Längsgräben, die bis zu 2 m. tief sind, angelegt; der Staat sowohl, wie der Distrikt legen keine so luxuriösen Strassen an und es dürfte wohl zur Evidenz nachgewiesen sein, dass diese Strassenanlage ein Produkt der Römer war; allerdings haben dieselben für gewöhnlich auch keine so hohen Dämme und breiten

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