Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg. Neunzehnter Jahrgang. Augsburg, 1892. In Commission der J. A. Schlosser'schen Buchhandlung. (Ludwig Schulze.) 67 Inhalt. Die Goldschmiedskapelle in Augsburg und die darin neuaufgefundenen Wandmalereien. Von Fr. Drechsel, Pfarrer bei St. Anna Seite Die Teurung zu Augsburg in den Jahren 1570 und 71, in Versen beschrieben von Barnabas Holzmann, Maler und Bürger zu Augsburg. Mit Einleitung und Noten von Max Radlkofer 4. Die Vikarierbruderschaft bei St. Moriz, ihre Gründung, Verfassung und ihr ältestes Anniversarienbuch. Von Dr. Alfred Schröder . 88 5. Wie man von Augsburg aus vor hundert Jahren auf Reisen ging. 6. Zur Geschichte der Kreuzmühle in Augsburg (1421-1653). Von 7. Urkundliche Nachrichten über den Augsburger Goldschmied Jörg 8. Biografische Mittheilungen über das Leben der Künstler Franz Thomas und Josef Karl Weber von Augsburg. Ein Beitrag zur Künstler- geschichte der Stadt Augsburg. Von Franz Thomas Weber . 181 9. Miscelle. Der Ursprung des Namens,,Ketzergässchen" A 231-241 I. Die Goldschmiedskapelle in Augsburg und die darin neuaufgefundenen Wandmalereien, Von Fr. Drechsel, Pfarrer bei St. Anna. I. Die Geschichte der Kapelle. An die nördliche Langseite der prot. Kirche zu St. Anna in Augsburg ist eine Kapelle im spätgothischen Stile angebaut, welcher das von 4 kleinen spitzen Aufsätzen flankierte Türmchen ein auffallendes, zierliches und anmutendes Gepräge gibt. Sie ward bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts die ,,Hirn'sche" oder „Eloyskapelle", in der neueren Zeit gewöhnlich die Goldschmiedskapelle genannt Die Stifter derselben waren die Krämerseheleute Conrad und Afra Hirn, und die Kapelle war von denselben A. 1420 den Frauenbrüdern oder Carmelitern, welche damals die Kirche von St. Anna im Besitze hatten, übergeben worden. Die Originalurkunde, in welcher der Carmeliterprior Brümster die gestiftete Capelle entgegennimmt, ist im städt. Archiv noch vorhanden und vom Donnerstag nach Michaelis, d. h. vom 1. Oct. 1420 datiert. In dieser Urkunde wird bestätigt, dass der ,,Ehrbare und fromme Mann Conrad Hyrn, der Kramer, Bürger zu Augsburg und Frau Afra, seine eheliche Wirtin, aus besonderer Andacht. . eine Kapelle in unseren Kirchhof, als man vorne hinein geht, auf ihre eigene Kosten mit unserer Gunst und guten Willen gezierlich haben gebauet . . . Es soll auch die obengenannt Kapell hiefür ewiglichen an Lichten, Traufen und an dem Eingange in aller Masse bleiben, als es jetzt alles und jegliches vollkommlichen gemacht ist und geordnet."* Es ist also zweifellos, dass die Kapelle im Jahre 1420, dem Pestjahre Augsburgs, schon stand, und es ist wahrscheinlich, dass schon von diesem Jahre an die gestifteten Gottesdienste in derselben abgehalten wurden, dass sie also auch damals schon mit Gemälden *) Vergl. VI. Jahrgang 1. Heft: „Beiträge zu der Geschichte des CarmeliterKlosters und der Kirche zu St. Anna, II. die Hirn'schen Stiftungen" von Dr. Eberhard Schott. |