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die Namen stehen zum Beweise da, daß die Bremischen Intelligenzen in Kirchspiele und Kirchen nie und nimmer sind eingeschlossen gewesen, sondern sich innerhalb und außerhalb des Ansg. Kirchspiels gefunden haben. Die Schriften der genannten Männer kann Männiglich in Rotermunds Brem. GelehrtenLexicon angezeigt finden.

Wenn (S. 87) den Pastoren zu St. Ansgarii ein großer Theil des Auftrags, Bremen gegen die holländischen Reformirten zu vertheidigen“ zugelegt wird, so findet sich die Sache in den Acten unders. Da stehen zwei von U. L. Frauen, nemlich Ludewig Crocius und Balth. Willius, und nur ein Pastor von Ansgarii Conr. Bergius, zur Vertheidigung der Lehre von der allgemeinen Gnade Gottes bereit, während der Rector Combach, die beiden Pastoren zu St. Stephani Flocke und Zimmermann, und zu St. Martini Pellinghofen für die Prädestination eiferten.

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c) Wenn endlich die, im Blick auf die andern Kirchspiele auffallende, Vorzüglichkeit der Ansgarii Gemeinde zur Zeit der hierselbst angefangenen Reformation, auch daraus hervorleuchten soll, daß an ihrer Kirche der erste evangelische Prediger angestellt worden, und, bevor dieses geschehen, schon in ihrer Mitte, weil sie die „ausgebreitetste und intelligenteste der damaligen Stadt" war, „und um so tiefer und lebhafter in ihr die Abneigung gegen den römischen Catholizismus, als eine Frucht reiferer Einsichten in das Wesen des Christenthums, mag gefühlt worden sein" ein sogenannter Kirchen- Convent "59)

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59) Ob überhaupt vor der Reformation hieselbft Kirchen - Convente im spätern Sinne des Wortes (S. 92) gehalten worden, mögte schwer zu beweisen sein.

gehalten, wo „für den alten und neuen Glauben gekämpft worden" (S. 75. 76):

nur Selbsttäuschung.

So ist das, genau besehen,

Denn erstlich, die Versammlung der Kirchspielsglieder in der Ansg. Kirche zur Anrichtung einer göttlichen Ordnung nach dem Evangelio, geschah nicht vor der Ankunft des Hinrich von Zütphen, denn wäre das gewesen, dann hätte ja auch nicht, weil die Kirche dabei durch Blut entweiht wurde, bis 1526 (S. 77), ein doppelter Gottesdienst nach protestantischem und katholischem Ritus darin gehalten werden können, sondern nach seinem Weggange, und war also eine Frucht seiner evangelischen Predigten oder derjenigen Intelligenz, die das Kirchspiel durch das Wort Gottes bekommen hatte, welche Frucht zur selben Zeit auch in dem U. L. Frauen und St. Martini Kirchspiel, wo bereits 1524 Jacob Probst und Johann Timann wirkten, und ein Jahr später zu St. Stephani sichtbar hervortrat. Renner, Schene und. Rhiensberg in der Fortsegung, und die (wahrscheinlich) Sparenbergsche Chronik 60) segen die quästionirte Versammlung, welche Dilich mit Unrecht und ohne allen Grund etwas früher stellt, in das Jahr 1525, nachdem „Bruder Henrich, schon am Montage nach dem ersten Advents-Sonntage 1524 von hier gezogen war.61) Das Interdict über die Ansg. Kirche wurde also erst nach dem Vorfall 1525 ausgesprochen, den Sparenberg so erzählt: „De Karcke tho St. Anscharius wordt ock in diffen 1525 Jare wunderlike wyse vam Capittel

60) Die Einsicht dieser so manches Eigenthümliche enthaltenden feltenen Chronik, welche höchstwahrscheinlich die Sparenbergsche ist, verdanke ich der Güte des Herrn Obergerichtsanwalt Thumfener, der fie befißt.

61) Vergl. hiezu Pratje, Brem. u. Verd. Bibliothek. 1. Bandes 2. Stück p. 8- 16.

dem Evangelion inngerümet, leten ere olde papistischen Ceremonien annstaen, und schwegen stille. Dat begaf sick also: Alse dat Caspell tho samende was inn der Karcken St. Anscharius eine godtlike Ordeninge inn allen Dingen na dem hilligen Evangelii Jesu Christi ann tho richtende, wedder der papisten unngodtlicke Larven, daraver 2 Borger desfulven Caspels inn der Karcken, midt harden worden sick dapper angespraken, also dat Dirick Groninck inn tornigen unnd hastigenn mode tho finer Barden grep (de he by sick droch unnd wolde uth der stadt gaen) unnd sleidt enen propperer, 62) der papen frundt, genannt Segebade, den he inn dat Hövet wundede midt dem Orde der Barden. Alse nu solckes vor dat Capittel quem, sin van den oldesten uth dem Capittel ann den orth der Karcken gaen, unnd segen dat versche Blodt, hebben se Interdictum gelecht, se swegen stille, geven Christo finen deneren dat Regemente rouwlicken aver inn de Handt.“

Daß aber, zweitens, grade in der Ansgarii Capelle Hinrich von Zütphen seine Wirksamkeit hieselbst begann, mußte allerdings der genannten Gemeinde lieb und werth sein und sie kann sich des heute noch freuen; allein einen Beweis für ihre, alle andern Gemeinden überragende, Intelligenz, und daß sie sich dadurch an die Spize aller Gemeinden gestellt“ (S. 85), kann es doch unmöglich abgeben. In U. L. Frauen und Martini Kirche konnte Zütphen nicht predigen, denn die standen unter dem Dompropst Franziscus Grambeke, der bis an sein Lebensende

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62) Propperer hat hier die Bedeutung „Balberer", wie Renner den Segebade nennt. Das Brem. Niederf. Wörterbuch hat das Wort Propperer" nicht. Auf das erste e muß der Ton gelegt werden, dann findet man es im Munde des Volks noch für "Barbier."

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(† 1536) ein abgesagter Feind der Protestanten blieb ; in der Erzbisch. Cathedrale wurde es ihm natürlich gar nicht verstattet; Stephani lag am Ende der Stadt, deshalb blieb die Ansgarii Capelle, südlich am Chor, nur übrig, die um so eher benugt werden konnte, da das Capitel seine Functionen in der Kirche zu vollführen, Plag genug batte.

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Auch werden, drittens, die Leute, welche den Zütphen in der Herberge zum Strauß am Markte bei Marten Hemeling ansprachen, nemlich der Rathmann Hinrich Efich (v. 1522-1533.)63), die Aelterleute Albert Vulgreve und Joh. Hilmers, nebst Everhard Speckhan und Joh. von Münster, in Renners Chronik mit dem schlichten Namen: fromme Leute" genannt, darauf hören ihn die Bürger" predigen, und nun erst bitten die Kirchspielsgenossen zu St. Ansg., daß er bei ihnen bleiben und fortpredigen möge, welches er verspricht, falls der Nath und seine Ordensobersten in Wittenberg nichts dagegen hätten. Beider Bewilligung erfolgte. Nun lief ihm die ganze Stadi zu, nicht bloß das Ansg. Kirchspiel, wie die ganze Erzählung bei Renner beweiset. Und warum lief man so tapfer? Das eröffnen die Baumeister von Ansgarii dem Rath, als sie wegen Anklage vorgefordert

63) Von diesem Hackern Mann wird noch erzählet, er seie ein großer Eifere bei ergangener Reformation gewesen, und habe als Camerarius diejenigen gestraft, welche zur Meffe gegangen. Er wurde auch Rheder des gemeinen Guts. Als nun Joh. Dove, der vornehmste Aufrührer in dem wegen der Bürgerweide entstandenen Zwiespalt, ihm öffentlich auf dem Rathhause gesagt, er wolle an seiner Statt das gemeine Gut verwalten, antwortete Efich: Man solle den Scharfrichter kommen lassen, und seine, bis auf einen Pfenning zu, abgelegte Rheder - Rechnungen nachsehen; würde sich alsdann befinden, daß er unrecht dabei gehandelt, so möchte man all sein Gut confisciren, und ihm den Kopf abschlagen. Daß heißt ehrlich gehandelt und kräftig geredet!

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werden, also: „Sie wüßten nicht anders, denn daß sie einen frommen und gelehrten Prediger angenommen hätten, der das Wort Gottes lauter und rein lehrte. Wo aber das Domkapitel oder sonst Jemand anders beweisen könnte, daß er wider Gottes Wort oder sonst Keßerei gelehrt hätte: so wollten sie ihn in keinem Wege leiden, wollten aber auch im Geringsten nicht ihn überfallen lassen, noch zugeben, daß ihm Leid widerführe." - Eine unvergleichlich schöne Antwort! Hier hätte ich große Lust, weiter in diese merkwürdige Geschichte, welche unsre Vaterstadt bewegt hat, einzudringen, wenn es der Raum zuließe. Zu einer andern Zeit, bei der Fortseßung dieses Werks, soll es, so Gott will, geschehen. Nur Eins erwähne ich noch, weil Herr Dr. P. glaubt (S. 76) „daß der Rath damals bereits ganz evangelisch gesinnt gewesen. “ Das war er nicht. Ich weiß noch etwas von den Debatten, die auf jene entschiedne Antwort der Baumeister zu St. Ansg. in der Rathsversammlung erfolgt sind. Weit entfernt, daß man auf dem Rathhause sich einer solchen weitaussehenden Veränderung, der man nothwendig entgegen gehen mußte, wenn die evangelische Sache hier ihren freien Lauf behalten würde, beifällig erklärte, traten im Gegentheil die Meisten, als katholisch Gesinnte, dagegen auf, und das Ende der Discussion schien sich zu dem alten Catonischen Ausspruch zu lenfen: Praeterea censeo, ne detrimenti aliquid respublica capiat, Carthaginem esse delendam, d. h. bremisch: Um eines verlaufnen Mönchs willen könne man keine Ursache zum Unfrieden und Kriege geben. Man wankte! Nun erhob sich der wackre Bürgermeister Meimarus von Borken, (Senat. 1504, Bürgerm. 1508, starb 1546 d. 19. Nov.) und ließ sich also vernehmen: „Er hätte keine Lust zum Unfrieden, er wüßte aber gewiß, was der Mönch

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