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Äquator hin) die hierzu erforderlichen Erfahrungen gemacht hat und in jeder Hinsicht eine geeignete Persönlichkeit zur Ausführung dieses Planes zu sein scheint. Petherick's nächstes Ziel wird sein, ein ausreichendes Dépôt von Nahrungsmitteln zu Gondokoro zu errichten unter Bewachung seiner eigenen Leute, um die Speke'sche Expedition mit den nöthigen Subsistenzmitteln zu versehen und zugleich vor Gewaltthätigkeiten zu schützen; zweitens will er versuchen, an der Erforschung der bis jetzt noch unbekannten Gebiete zwischen Gondokoro und dem Victoria-Nyanza selbst thätigen Antheil zu nehmen und dabei mit Captain Speke sich zu vereinigen, um diesem bei der Reise durch die feindlichen Volksstämme jenes Gebietes, mit denen er zum Theil schon bekannt ist, beizustehen. Selbst wenn sich beide verfehlen sollten, würde doch schon Petherick's Anwesenheit im Lande voraussichtlich Captain Speke von Nutzen sein. Petherick denkt Gondokoro im November 1861 zu erreichen und die südlich davon gelegenen Landschaften bis März 1862, wo der Eintritt der Regenzeit weitere Unternehmungen verhindern wird, zu bereisen; im August 1862 will er sodann seine Explorationen wieder aufnehmen und bis Februar 1863 fortsetzen, so dass er um diese Zeit wieder nach Gondokoro zurückkehren würde. Da die Britische Regierung diesem Unternehmen keine pekuniäre Unterstützung gewährt, so hat die Geographische Gesellschaft zu London eine Subskription eröffnet, deren bisheriger Fortgang wohl erwarten lässt, dass man die erforderlichen 2000 Pfd. Sterling zusammenbringen wird. Am 2. Januar d. J. waren bereits gegen 1000 Pfd. Sterling gezeichnet.

3. Von Norden her streben ausserdem G. G. Miani und G. Lejean demselben Ziele zu. Giovanni Miani, ein Venetianer von Geburt, der sich gleich vielen anderen Italienern in den Nil-Ländern und namentlich in Chartum seit langer Zeit aufgehalten und auf verschiedene Weise sein Glück versucht hat, machte sich zuerst durch seine grosse, vielfach abenteuerliche Karte des Nil 2) bekannt, die er im Jahre 1857 in Frankreich herausgab, wohin er gekommen war, um eine Expedition zur Auffindung der NilQuellen zu organisiren. Es gelang ihm nach vielen Schwierigkeiten, eine Anzahl Begleiter (Capitaine Peghoux, Maler Antoine Dumas, Georges Poussel und einige Andere) und die nöthigen Mittel zu finden, verliess mit diesen am 27. März 1859 Marseille und reiste den Nil hinauf nach Chartum; hier aber trennten sich die Mitglieder der Expedition in Folge von Uneinigkeit. Einige kehrten nach Frankreich zurück, Andere versuchten unter Peghoux' Leitung mit Ausschluss Miani's das Unternehmen fortzuführen und kamen den Weissen Nil eine Strecke weit hinauf, aber der Maler Dumas und der Dolmetscher Georges Bertrand starben und Peghoux sah sich zur Umkehr genöthigt, er kehrte allein nach Europa zurück. Inzwischen gelang es Miani mit Hülfe des Maltesers Andrea Debono (LatifEffendi), der im Jahre 1853 auf dem Weissen Flusse bis oberhalb der Katarakten von Makedo gekommen war, eine neue Expedition zu organisiren; er brach im Dezbr. 1859 von Chartum auf und versuchte, in Gondokoro angekommen,

1) S.,,Geogr. Mitth." 1860, S. 114.

2) S.,,Geogr. Mitth." 1858, S. 561, Nr. 55.

Er

zu Wasser den Weissen Nil aufwärts zu verfolgen. erreichte auf diese Weise die Katarakten von Makedo, da aber von hier an die Schifffahrt sehr schwierig und oft ganz unmöglich wird, auch seine Eskorte von 25 Soldaten ihn verliess, so kehrte er nach Gondokoro um, miethete 100 Soldaten und 150 Bari-Neger als Träger und zog zu Lande, östlich vom Nil,,,durch Wälder, Berge, Thäler und feindliche Völkerschaften" gegen Süden, bis er bei dem Orte Madi im Lande der Auidi wieder an den Fluss kam. Madi liegt nach ihm in 2° 30' N. Br. und 30° 20' Östl. L. von Paris am rechten Ufer des Stromes, der seiner Kartenskizze nach von Makedo und dem Berge Logwek an den Namen Kere erhält und sich von Madi bis zum Logwek unter starken Krümmungen zwischen den Bergketten Galopi im Osten und Gniri im Westen hindurchwindet, indem er im Allgemeinen die Richtung von Südost gegen Nordwest einhält. Oberhalb Madi mündet von Osten her der Aúva in den Hauptstrom, welcher letztere etwas weiter aufwärts die Katarakten von Meri bildet und bei dem Orte Galuffi, unfern dieser Katarakten und ungefähr in 2° 12' N. Br. und 30° 40′ Östl. L. von Paris, von Westen kommend sich mit scharfer Biegung gegen Nordwest wendet. Galuffi war der südlichste Punkt, den Miani erreichte; der Mangel an Hülfsmitteln, Krankheit und der Eintritt der Regenzeit nöthigten ihn hier zur Umkehr, doch zog er zuvor einige Erkundigungen über den obersten Lauf des Nil ein. Die Leute von Galuffi berichteten, der Fluss heisse oberhalb der Katarakten Meri und entspringe jenseit Patico, wo das Gebiet der Auidi an das Land der Galla stosse. Dieses Patico liege aber südöstlich von Galuffi (ungefähr in 33° Östl. L.), unweit des Kenia (auf Miani's Karte in 0° 18' N. Br.), und man habe bis dahin folgende Orte oder Landschaften zu passiren: Mogassa, Aimo, Amuju, Okella, Abile, Laderi, Kalulu, Agora, Dadón, Akara. Eine andere, von Galuffi gegen Südwest verlaufende Route führt nach Miani's Karte über Taissi, Pagnaro, Pairo, Paciara und Alu an den Meri (in 1° N. Br. und 30° Östl. L.), der von Patico kommend unter dem Namen Amé nordwestlich fliesst und zwischen Alu und Galuffi einen grossen Bogen gegen West, Nord und Ost beschreibt. Da Miani einer wissenschaftlichen Bildung ermangelt und keine Andeutungen über die Art und Weise giebt, wie er seine Route bestimmt habe, so sind diese Angaben von sehr zweifelhaftem Werth, namentlich was die Positionen betrifft, es kann aber wohl kaum bestritten werden, dass Miani am Weissen Nil eine gute Strecke weiter hinauf gekommen ist als seine Vorgänger, und sehr der Beachtung werth ist die abermalige Hindeutung auf die östlichere Lage der Nil-Quellen, die mit früheren Erkundigungen von anderen Seiten her übereinstimmt und die Unwahrscheinlichkeit der Annahme von dem Ursprung des Nils im Victoria-Nyanza erhöht. Östlich vom Weissen Fluss zeichnet Miani den Giubba und Bondjak, die von Südosten kommend sich 8 Tagereisen östlich von Gondokoro zum Sobat vereinigen. Gegen Westen vom Nil deutet er die grossen Volksstämme Makaraka und Zambara (Niambara auf Poncet's Karte) an, durch deren Gebiet von Süd nach Nord die Flüsse Giei und Ire dem Bahr-el-Gazal zuströmen. Im Sommer 1860 reiste Miani den Nil hinab nach Kairo, wo er so glücklich war, den Vicekönig von Ägypten

für sein Unternehmen zu interessiren und von ihm die Mittel zu einer zweiten Expedition zu erhalten, die er zu Anfang Dezembers angetreten hat. Der Vicekönig gewährte ihm Geld, Waffen und Handelsartikel und gab ausserdem den Befehl, ihn von Chartum aus mit einer Eskorte von 200 Neger-Soldaten zu versehen.

4. Ungleich wichtiger in wissenschaftlicher Hinsicht wird voraussichtlich die vom Kaiser von Frankreich unterstützte Expedition Lejean's werden, eines tüchtigen Geographen, der sich bereits durch seine Arbeiten in der Türkei) einen Namen gemacht hat. G. Lejean begab sich in den ersten Tagen des Jahres 1860 von Paris nach Kairo, ging am 7. Februar von da über Suez nach Sauakin und trat von hier aus am 13. März die Reise nach Chartum an. Über diesen Weg hat er nur eine ganz kurze Relation gegeben (Bulletin de la Société de Géogr. 1860, pp. 87-90). Er erreichte am 27. März Kassala, wo er Herrn Werner Munzinger, den künftigen Begleiter Th. v. Heuglin's, traf, überschritt den damals wasserlosen Atbara einige Meilen unterhalb Sufi, das jetzt 15 Lieues von seinem früheren Platz in der Oase Gedaref liegt, von der Ägyptischen Regierung dahin versetzt, und kam über den Djebel Galo oder Arang im April oder Anfangs Mai in Chartum an. Er wollte sich so bald als möglich nach dem oberen Weissen Nil begeben, die Zustände sind aber gegenwärtig in jenen Ländern der Art, dass es für einen einzelnen Reisenden geradezu unmöglich ist, sie zu betreten. Die Europäischen Kaufleute und Abenteurer in Chartum haben sich durch Gewaltthätigkeiten aller Art, Mord, Diebstahl, Raub von Kindern und Frauen, Niederbrennen der Dörfer, die Negervölker am Weissen Nil zu erbitterten Feinden gemacht, nur mit einer wohlbewaffneten Eskorte von 50 bis 80 Mann dürfen sie sich dahin wagen und trotzdem büssen sie häufig genug ihre gewinnsüchtigen Unternehmungen mit dem Tod oder doch mit schweren Verlusten. So wurden im Anfang des vorigen Jahres von den 155 Mann einer solchen Expedition nicht weniger als 96 von den Negern erschlagen. Lejean fasste desshalb den Plan, sich dem Ziel auf Umwegen zu nähern; bald dachte er daran, östlich über Gedaref und Galabat nach Gondar zu gehen und dann südlich durch Abessinien, Guderu und westlich von Kaffa u. s. w. einen Weg nach dem oberen Nil zu suchen, eine Reise, die für die Geographie der östlichen Hälfte des Nil-Gebiets von der grössten Bedeutung sein würde; bald glaubte er eine westlichere Route durch Kordofan und Fertit vorziehen zu müssen, doch kam er, von einem Ägyptischen Beamten hingehalten, zu keiner Entscheidung, bis er durch neue Geldsendungen in den Stand gesetzt wurde, eine eigene Barke (,,la Bretagne") auszurüsten und zu bemannen, mit welcher er am 28. Novbr. von Chartum aus den Weissen Nil hinauf fahren wollte. Er hatte sich auch auf die spätere Landreise eingerichtet und hoffte den Victoria - Nyanza erreichen zu können, obwohl er Ende Juni wieder in Chartum einzutreffen gedachte.

Die Zeit seines Aufenthaltes in Chartum benutzte Lejean

1) Seine bedeutendste Arbeit über die Türkei ist seine ethnographische Karte dieses Landes, die nebst einer Abhandlung in den letzten Tagen als Extraheft dieser Zeitschrift erschienen ist.

dazu, Erkundigungen über die oberen Zuflüsse des Nil einzuziehen und namentlich die Erfahrungen der Europäischen Kaufleute auszubeuten, die oft weit nach Süd und Südwest vorgedrungen sind. So war er im Stande, einige recht werthvolle Notizen und Karten nach Paris zu schicken, wie z. B. über Debono's Reise auf dem Nil oberhalb Gondokoro im Jahre 1853 (Bulletin de la Soc. de Géogr. 1860, pp. 93-98), über Angelo C. Bolognesi's Reise auf dem Keilak im J. 1856 (ebenda, S. 91), besonders aber über die grosse, von ihm reducirte und im Bulletin de la Soc. de Géogr., Octobre 1860, publicirte Karte der Gebrüder Poncet, welche das Nil-Gebiet zwischen 4° und 14° N. Br. und zwischen 21° und 33° Östl. L. von Paris umfasst und namentlich im Westen des Weissen Flusses und im Süden vom Bahr-el-Gazal ein ganz neues Gebiet erschliesst, indem sie die Erkundigungen und eigenen Erfahrungen der Europäischen Händler, welche dort seit längerer Zeit eine Reihe von Etablissements haben, zum ersten Mal zusammenstellt. Ausserdem machte Lejean einen Ausflug nach Kordofan bis zu den Haraza-Bergen, wo sich interessante Zeichnungen aus der vor-islamitischen Zeit auf einem Granitfelsen finden 1).

K. v. der Decken's Reise nach den Ost-Afrikanischen See'n Herr Karl v. der Decken, welcher sich auf Dr. H. Barth's Anrathen mit Dr. Roscher zu einer grösseren Expedition ins Innere von Afrika vereinigen wollte und im April 1860 nach Zanzibar abgereist war, hat seine Pläne auch nach dem Tode Roscher's nicht aufgegeben, er wird vielmehr das Unternehmen unseres unglücklichen jungen Freundes weiter zu führen suchen, indem er sich zunächst nach dem Nyandja begiebt. Wie der Britische Konsul in Zanzibar, OberstLieutenant Rigby, meldet, sollte er an die Häuptlinge von Nussewa und Hingomanje (Kingomanja?) Belohnungen für ihre Hülfleistung bei Ergreifung der Mörder Roscher's überbringen. Diese letzteren wurden bekanntlich nach Zanzibar geschafft und haben dort am 23. August vorigen Jahres ihr Verbrechen mit dem Tode gebüsst.

Ein neues Afrikanisches Werk von Dr. Ferdinand Werne. In gegenwärtiger Zeit, wo man mit so grosser Anstrengung unsere Kenntniss der Regionen am Oberen Nil zu erweitern sucht, muss ein neues Werk von einem Manne, der eine unserer Haupt-Autoritäten über diese Regionen bildet, doppelt willkommen sein. Ferdinand Werne begleitete die erfolgreichste der drei Ägyptischen Expeditionen den Bahr-el-Abiad hinauf (1840 und 1841) und gab im Jahre 1848 bei G. Reimer einen Bericht heraus, der nicht bloss der ausführlichste über diese Expeditionen, sondern noch jetzt das Beste ist, was man überhaupt über

1) Auch der französische Arzt Dr. Peney in Chartum, welcher schon zu Anfang des vorigen Jahres mit A. de Malzac nach dem Oberen Nil reisen wollte und sich nach Malzac's Tode einer anderen Gesellschaft angeschlossen hatte, beabsichtigte im Spätsommer 1860 den Weissen Nil hinaufzufahren, um mit 100 Mann Eskorte in die Gegenden zwischen Gondokoro und dem Victoria-Nyanza vorzudringen. Er hoffte einige astronomische und meteorologische Instrumente aus der Hinterlassenschaft der d'Escayrac'schen Expedition mitnehmen zu können. Ob er sein Projekt ausgeführt, ist uns nicht bekannt geworden.

den Oberen Nil besitzt. Auch die das Werk begleitende Karte über den Lauf des Weissen Nil ist noch die genaueste, die existirt. Werne's zweites Werk betraf seine Reise von Sennaar nach Taka, Basa und Beni Amer, welches 1851 in Stuttgart erschien und eine der Hauptquellen für die Region zwischen Chartum und dem Rothen Meer bildet, wie auch das dritte, welches 1852 bei Duncker in Berlin erschien und den Titel trägt:,,Reise durch Sennaar nach Mandera, Nasub, Cheli im Lande zwischen dem Blauen Nil und dem Atbara." Obgleich der verdiente Reisende und Autor, der sein Vermögen und seine Gesundheit dem Reisen in Afrika geopfert hat, seit einer Reihe von Jahren sehr leidend ist 1), so hat er sich dennoch daran gemacht, ein voluminöses Werk zu bearbeiten, welches unter Anderem das Gesammtresultat seiner vieljährigen Reiseerfahrungen enthalten wird. Wir freuen uns, die Freunde Afrikanischer Geographie schon im Voraus auf dieses neue Werk von Ferdinand Werne aufmerksam zu machen.

Die katholische Mission am Weissen Nil aufgegeben. Die viel genannten katholischen Missionsstationen zu Gondokoro und zum Heiligen Kreuz am oberen Weissen Nil sind seit 1859 gänzlich aufgegeben, ein grosser Verlust für die Reisenden, welche sich die Entdeckung der Nil-Quellen zum Ziel gesetzt haben. Gondokoro ist jetzt während zehn Monate im Jahre verlassen und öde, die spärliche Bevölkerung des Dorfes hat sich in die Umgegend zerstreut und nur im Dezember und Januar, wenn die Händler von Chartum den Ort besuchen, etablirt sich daselbst ein Elfenbein - Markt. Auch Don Giovanni Beltrame hat sich mit seinen Gefährten vom Sobat zurückgezogen und selbst die Mission zu Chartum ist in so fern aufgegeben worden, als Provikar Kirchner die Hauptstation hinab nach Schellal, gegenüber Philä, verlegt hat, wo das Klima besser ist und der Vicekönig von Ägypten der Mission mehrere Morgen Landes geschenkt hat.

Burke's Expedition durch den Australischen Kontinent.

Wie Dr. Ludw. Becker vor Jahresfrist in dieser Zeitschrift (1860, SS. 46 und 79) berichtete, ging man in Melbourne schon seit längerer Zeit mit dem Plan einer grossen Exploration des Inneren von Australien um. Ein Privatmann hatte 1000 Pfd. Sterling dazu offerirt, bald brachte man noch weitere 2000 Pfd. Sterl. zusammen, die Regierung der Kolonie bewilligte 4000 Pfd. Sterl. zum Ankauf von Kameelen in Indien, von deren Benutzung in den Wüsten des Inneren man sich viel versprach, es bildete sich ein Comité zur Organisirung der Expedition, und

1) Bei Gelegenheit eines ausführlichen Schreibens, welches Dr. Werne in Bezug auf die v. Heuglin'sche Expedition an uns richtete und wegen seines interessanten und werthvollen Inhaltes in der Brochure,,Rathschläge und Fragen an die Mitglieder von Th. v. Heuglin's Expedition nach Inner-Afrika" (zu haben bei J. Perthes, Preis 10 Sgr.) abgedruckt ist, erwähnte er: Wem einmal der wahre Reisemuth innewohnt, der schreckt vor keiner Gefahr zurück. Auch ich würde mich keinen Augenblick bedenken, mich der Expedition anzuschliessen, allein meine ganze linke Seite ist schon seit mehreren Jahren durch einen Schlaganfall dergestalt gelähmt, dass ich mich nur mit Mühe eine kurze Strecke fortbewegen kann."

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nachdem in der Person des vormaligen Polizei-Inspektors zu Castlemaine, Burke, ein Führer gefunden war, brach die Expedition am 20. August 1860 von Melbourne auf. Als Zweiter im Kommando wurde Landells bestimmt, welcher die Kameele nach Australien übergeführt hatte; zu wissenschaftlichen Mitgliedern erwählte man Dr. Ludwig Becker als Naturforscher und Zeichner, Herrn Wills vom Observatorium in Melbourne als Meteorologen und Astronomen und Dr. H. Beckler als Botaniker und Arzt. Ausser diesen besteht die Expedition aus 25 bis 30 Personen, 25 Kameelen und eben so viel Pferden, sie ist also hinsichtlich der Ausrüstung und der Mitgliederzahl bei weitem die grösste, welche jemals die Erforschung Australiens versucht hat, und wir hoffen aufrichtig, dass der Erfolg ein entsprechender sein möge, obgleich der Beginn nicht gerade glücklich war. Nach längerem Zweifel, ob man den Ausgangspunkt im Süden oder Norden des Kontinentes wählen sollte, entschloss man sich endlich, von Melbourne nordwärts nach dem Cooper-Creek im Nordosten des Torrens-Beckens zu gehen und von da aus im Sommer (dem Australischen Winter) 1861 die Reise nach dem Carpentaria-Golf zu versuchen. Demgemäss zog die Expedition zunächst nach dem Murray und Darling, sie brauchte aber fast 2 Monate, um nach Menindie am Darling zu kommen, indem namentlich die Kameele wiederholt Aufenthalt und Schwierigkeiten verursachten. Zudem sind die Mitglieder der Expedition uneinig geworden, Dr. H. Beckler, so wie Landells, welcher durch seine Kenntniss, mit den Kameelen umzugehen, fast unentbehrlich war, haben ihren Abschied genommen und sind nach Melbourne zurückgekehrt. Burke hat nun in der Nähe von Menindie ein Dépôt errichtet und ist nur mit einer Abtheilung der Expedition, bestehend aus 12 Mann, 16 Kameelen und 20 Pferden, nach dem Cooper-Creek aufgebrochen.

Naturhistorische Expedition nach Neu-Guinea.

Wie der ,,Breslauer Zeitung" geschrieben wird, unternimmt Dr. Agathon Bernstein auf Java, welchem die Breslauer Museen sehr werthvolle zoologische und botanische Sendungen verdanken, im Auftrag und auf Kosten der Niederländischen Regierung eine auf drei Jahre berechnete Expedition zur Erforschung von Neu-Guinea und den Molukken, namentlich mit Rücksicht auf Zoologie. Er wollte sich zunächst nach Amboina begeben und von da Ternate, Halmahera und zuletzt Neu-Guinea besuchen.

Oberst Hitrovo's Reise nach den Küstenländern des Grossen Oceans.

Im Auftrag der Russischen Regierung hat Herr Nicolas Hitrovo, Oberst und Adjutant des General - Gouverneurs von Ost-Sibirien, zu Anfang Juli 1860 eine längere Reise nach China, Japan und Nord-Amerika angetreten, deren Zwecke auf wissenschaftliche und kommerzielle Interessen gerichtet sind. Sein Weg führt ihn über Suez, Bombay, Singapore und Canton nach Shanghai, wo er sich am längsten aufhalten wird, von da nach Japan, Kalifornien, Panama und den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. In Folge sehr gütiger Anerbietungen des Reisenden sehen wir mannigfachen interessanten Mittheilungen entgegen.

Geographische Literatur.

Europa.

1. Stein und Hörschelmann: Handbuch der Geographie und Statistik. Neu bearbeitet von Prof. Dr. J. E. Wappäus. Bd. IV. Der Deutsche Bund einschliesslich der nicht- Deutschen Provinzen Österreichs und Preussens, nebst der Schweiz. Von Prof. Dr. Hugo Franz Brachelli. 2. Lief. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1860.

2. S. Steinhard: Österreich und sein Volk in Bildern und Skizzen. Ein Lese- und Hausbuch für Jung und Alt zur Förderung und Belebung vaterländischen Sinnes und Wissens. 2 Bde. Leipzig, Fr. Brandstetter, 1859/60.

3. Dr. A. Huyssen, Kgl. Preuss. Bergamtsdirektor: Die Ergebnisse des Österreichischen Bergbaues im Vergleich mit denjenigen des Preussischen. (Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 1858, Nr. 1 und 2; 1860, Nr. 37 bis 39.)

4. F. Schaub: Über Ebbe und Fluth in der Rhede von Triest. Mit 2 Tafeln. Separat-Abdruck aus den „,Mittheilungen der K. K. Geogr. Gesellschaft". Wien 1860.

5. Prof. Dr. G. A. Kornhuber: Beitrag zur Kenntniss der klimatischen Verhältnisse Presburgs. Aus dem 8. Jahresprogramm der Presburger Ober-Realschule besonders abgedruckt. Presburg 1858.

6. Prof. Dr. G. A. Kornhuber: Ergebnisse aus den meteorologischen Beobachtungen zu Presburg während der Jahre 1858 und 1859. Aus dem 10. Jahresprogramm der Presburger Ober-Realschule besonders abgedruckt. Presburg 1860.

7. Edmund Frhr. v. Berg: Aus dem Osten der Österreichischen Monarchie. Ein Lebensbild von Land und Leuten. Dresden, G. Schönfeld, 1860.

8. Prof. Dr. C. W. Wutzer: Reise in den Orient Europa's und einen Theil West-Asiens, zur Untersuchung des Bodens und seiner Produkte, des Klima's, der Salubritäts-Verhältnisse und vorherrschenden Krankheiten. Mit Beiträgen zur Geschichte, Charakteristik und Politik der Bewohner. Bd. I. Elberfeld, Baedeker, 1860.

9. Jahrbücher der Königl. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. Heft I. Erfurt, Carl Villaret, 1860.

10. J. J. Egli: Praktische Schweizerkunde für Schule und Haus. Mit einem Titelbild (Rütli). St. Gallen, Huber & Co., 1860. 11. Meteorologiska Iaktagelser i Sverige. Utgifna af Kongl. Svenska Vetenskaps-Akademien, bearbetade af Er. Edlund. Bd. I. 1859. Stockholm, Norstedt, 1860.

12. Alex. Ziegler: Meine Reisen im Norden, in Norwegen, auf den Orkney- und Shetland - Inseln, in Lappland und Schweden. 2 Bde. Leipzig, J. J. Weber, 1860.

13. G. Schweizer: Areal- Bestimmung des Kaiserreichs Russland mit Ausnahme von Finnland und Polen. (Aus dem Bulletin hist.-phil. T. XVI.) St. Petersburg 1859.

14. George Hartung: Die Azoren in ihrer äusseren Erscheinung und nach ihrer geognostischen Natur geschildert. Mit Beschreibung der fossilen Reste von Prof. H. G. Bronn. Nebst einem Atlas, enthaltend 19 Tafeln und eine Karte der Azoren. Leipzig, Engelmann, 1860.

15. Prof. Dr. E. E. Schmid: Topographisch-geognostische Karte der Umgebungen von Jena. Mst. 1:25.000. Jena, Frommann, 1859. Mit Erläuterungen.

16. Lieut. Chr. v. Bechtold: Die Umgegend von Worms. Mst. 1:20.000. In Kommission bei I. M. Rahke in Worms.

17. H. Nicolet: Atlas de Géographie physique et agricole de la France. Paris, Lacroix et Baudry, 1859.

[1. Mit der zweiten Lieferung von Brachelli's ,,Der Deutsche Bund" wird der Abschnitt über Österreich beendet und zwar wird sie grösstentheils von der Topographie der einzelnen Kronländer ausgefüllt, einer Arbeit, die in des Verfassers,,Deutsche Staatenkunde" nicht enthalten war. Wir haben also hier wirklich Neues und Selbstständiges, doch ist diese Topographie noch trockener als der vorausgehende allgemeinere Theil, sie ist ganz nach Art geographischer Lexika behandelt, nur entbehrt sie den Vortheil der alphabetischen Anordnung. Zum Nachschlagen ist sie indessen von Werth, da die politische Eintheilung und die statistischen Angaben dem jetzigen Standpunkt entsprechen.

2. Steinhard's,,Österreich und sein Volk" bildet die Fortsetzung von des Verfassers ,,Deutschland und sein Volk", somit den 3. und 4. Band seiner ,,Volksbibliothek der Länder- und Völkerkunde". Es ist ihm hier noch mehr als in dem ersteren Werke gelungen, die erPetermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft III.

müdende Systematik, die trockene Topographie und Statistik gegen die lebendige Schilderung der hervorstechendsten Charakterzüge in den Hintergrund zu drängen und damit dem Titel gerecht zu werden; er giebt hier wirklich Bilder und Skizzen, an denen sich alle Gebildeteren erfreuen und wie an Beispielen belehren können. Einen wesentlichen Vortheil würde das Buch durch grössere Rücksichtnahme auf Handel und Industrie erhalten haben.

3. Bergrath Huyssen's lehrreiche Vergleichung der Statistik des Österreichischen und Preussischen Bergbaues stützt sich vorzugsweise auf die amtlichen Berichte des K. K. Finanz-Ministeriums für die Jahre 1855 bis 1858 und auf die fortlaufenden Mittheilungen der vierteljährlich erscheinenden, ebenfalls amtlichen Preussischen Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen. Wir erwähnen daraus, dass Preussen im J. 1858 232.106.056 Wiener Zentner Stein- und Braunkohlen producirte, Österreich nur 51.975.774 W. Z., dass die Eisenproduktion in beiden Staaten ziemlich gleich ist (7.382.311 Wien. Zentn. in Preussen, 5.954.916 W. Z. in Österreich im J. 1858), in der Salzproduktion aber Österreich bei weitem den Vorrang hat (6.012.370 W. Z. in Österreich, 2.348.556 W. Z. in Preussen) und der Gesammtwerth der Bergwerksund Hüttenproduktion im J. 1858 in Österreich 73.055.444, in Preussen 81.593.528 Gulden Konventions-Münze betrug.

4. Der um Nautik und Hydrographie vielfach verdiente Direktor der Marine-Sternwarte in Triest, Herr F. Schaub, legt hier die Resultate der vom 16. Oktober bis 20. Dezember 1859 mittelst eines selbstregistrirenden Fluthmessers am Ende des Molo ,,Sartorio" angestellten Beobachtungen über Ebbe und Fluth im Hafen von Triest vor. Obwohl sie noch nicht als endgültig betrachtet werden können, so geht doch ziemlich daraus hervor, dass die Hafenzeit, d. h. die Zeit, um welche an den Neu- und Vollmondstagen das Hochwasser später als die Mondeskulmination eintritt, für Triest nicht 10" 30", wie bisher angenommen, sondern 9 30 ist und die Höhe der Fluth etwas über 4 Wiener Fuss beträgt.

5, 6. In Presburg sind seit 1851 brauchbare und seit 1856 durch Professor Eschfäller mit Instrumenten der K. K. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus allen Anforderungen entsprechende meteorologische Beobachtungen angestellt worden, die Herr Professor Kornhuber in ihren Ergebnissen mittheilt und erläutert. Die Temperatur beträgt nach neunjährigem Mittel für den Frühling + 7°,93, für den Sommer + 16°,84, für den Herbst + 8°,29, für den Winter — 1°,09, für das Jahr + 8° R., der mittlere Barometerstand 331,91 Par. Linien, die Regenmenge nach vierjährigem Mittel 20,62 Par. Zoll. Ganz besonders dankenswerth sind die beigegebenen graphischen Darstellungen, welche für jedes der vier Jahre von 1856 bis 1859 die täglichen Beobachtungen über Temperatur, Luftdruck, Wasserstand der Donau, atmosphärische Niederschläge und Bewölkung des Himmels enthalten und bei sauberer Zeichnung in ziemlich grossem Maassstabe trotz der zahlreichen Details eine klare Übersicht gewähren.

7. Die sehr zeitgemässe Schrift des Königl. Sächs. Oberforstraths Frhrn. v. Berg, die Frucht einer Reise durch Galizien und Ungarn nach dem Banat, wo namentlich Temesvar, Oravicza und Steierdorf, Weisskirchen, Orsova, Mehadia und die Herkules-Bäder, Karansebes, das Eisenhüttenwerk Russberg, Reschitza und Krassova besucht wurden, ist vorzüglich in socialer und politischer Hinsicht von Interesse, doch verdient sie auch vom geographischen Standpunkt aus Beachtung, da über das Banat verhältnissmässig wenig geschrieben wird und hier viel Lehrreiches, wenn auch in skizzenhafter Form, über Bodenkultur und Volkszustände geboten wird. Am ausführlichsten sind das Volk der Walachen, die Montan-Industrie und das Forstwesen behandelt.

8. Die im Jahre 1856 unternommene Reise des Geheimen OberMedizinalraths Wutzer, Professors zu Bonn, nach dem Orient führte zunächst die Donau hinab und es sind daher Ungarn, die Donau-Fürstenthümer, Bulgarien, die Dobrudscha und das Donau-Delta, die in dem ersten Bande zur Betrachtung kommen. Die unterhaltende Beschreibung der Reise selbst tritt sehr in den Hintergrund gegen die Fülle trefflicher Bemerkungen und eingehender Studien über Geschichte, Politik, Ethnographie und Naturbeschaffenheit der genannten Länder, besonders berücksichtigt der Verfasser auch das Klima und die Krankheiten, denn die nächste Veranlassung seiner Reise war der Wunsch, die Ursachen der furchtbaren Seuchen, welche wiederholt und namentlich während des letzten Orientalischen Krieges so grosse Verheerungen unter den Armeen anrichteten, durch Untersuchungen an Ort und Stelle möglichst aufzuklären. Von einzelnen neuen Nachrichten, die der Verfasser bringt, dürfte die Entstehung einer neuen Stadt, Turn Severin, unterhalb Orsova, auf Walachischem Boden, zu erwähnen sein. Von dem Dorfe Skela Kladowa, dem ehemaligen Haltepunkte der Dampf

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schiffe, ist heute gar nicht mehr die Rede. In Bezug auf den Begriff des,,eisernen Thores" ist der Verfasser der Ansicht, dass man denselben nicht auf die ganze, 12 Meilen lange Strecke der Felsenriffe der Donau ausdehnen könne, sondern dass eigentlich nur das unterste und letzte jener Felsenriffe, nahe oberhalb der Trajans-Brücke, den bezeichneten Namen trage.

9. Ausser einem sehr gelehrten, für die Thüringische Geschichte wichtigen Vortrag über das staatsrechtliche Verhältniss von Erfurt zum Erzstift Mainz von W. J. A. von Tettau (SS. 3 bis 140) enthält dieses Heft eine kurze Aufzählung der in der Umgebung von Erfurt vorkommenden Schmetterlinge von A. Keferstein und A. Werneburg, so wie den Bericht über die Thätigkeit der Akademie im Jahre 1859: Verzeichniss der Vorträge, der neu erwählten Mitglieder und der eingegangenen Geschenke.

10. Zunächst Schulzwecken dienend zeichnet sich dieses fleissige, nicht ganz 200 Oktav-Seiten starke Werkchen hauptsächlich durch die speziellere Berücksichtigung der Erwerbsquellen, Industrie und Produktion, so wie durch anregende Schreibweise und Lesbarkeit vor den meisten Leitfäden der Geographie aus, so dass es auch ausser der Schule Beachtung verdient.

11. Auf Anregung der Königl. Schwedischen Akademie der Wissenschaften und mit Unterstützung von 6000 Reichsthalern jährlich aus Staatsmitteln werden seit 1858 in einer Reihe von Orten Schwedens, meist auf Telegraphenstationen, regelmässige meteorologische Beobachtungen angestellt, deren erste Ergebnisse, die Periode vom 1. Dez. 1858 bis 31. Dezember 1859 umfassend, hier vorliegen. Die Einrichtung der Stationen, so wie die Bearbeitung und Zusammenstellung der Beobachtungen ist Herrn Edlund zu verdanken, der den Tabellen eine kurze Erläuterung in Schwedischer und Deutscher Sprache über die Instrumente und die Beobachtungs- und Berechnungsmethoden vorausschickt. Gegen Ende des Jahres 1859 waren bereits 21 Stationen in Thätigkeit, wovon 2 auf die Westküste (Halmstad und Gothenburg), eine (Wisby) auf die Insel Gottland, 9 auf die Ostküste (Carlshamn, Kalmar, Westervik, Nyköping, Gefle, Hernösand, Umeå, Piteå, Haparanda, also zwischen 56° 10′ und 65° 50′ N. Br.), 9 auf das Innere (Wexiö, Jönköping, Wenersborg, Skara, Linköping, Askersund, Örebro, Carlstad, Westerås, also zwischen 56° 53' und 59° 37' N. Br.) fallen. Weiter nördlich als Westeras besteht mithin im Inneren noch keine Station. Die meisten liegen am Meer oder nicht viel über demselben, die höchste (520 Schwed. Fuss) ist Wexiö.

12. Unser vielgereister Landsmann, Herr Alexander Ziegler, ist durchaus kein gewöhnlicher Tourist, der ein fremdes Land flüchtig besucht, um ein hübsches Buch zu schreiben, er verbindet vielmehr mit einer gründlichen, vielseitigen Bildung ein tiefes Interesse für die Natur und für den Menschen in seiner historischen und socialen Beziehung, und so ist auch die Beschreibung seiner Reise durch Skandinavien und auf den Orkney- und Shetland-Inseln reich an beachtenswerthen eigenen Beobachtungen und tiefer eindringenden Studien. Von besonderer Wichtigkeit sind die Abschnitte über die letztgenannten Inseln, die verhältnissmässig wenig besucht dem Naturforscher wie dem Historiker ein anziehendes Feld bieten.

13. Die Hauptresultate dieser für die Geographie des Russischen Reiches, also eines bedeutenden Theiles der Erde, äusserst wichtigen Arbeit sind zwar bereits in die ,,Geogr. Mittheilungen" übergegangen (1860, SS. 64 und 65), sie enthält aber ausserdem noch vieles Beachtenswerthe, wesshalb wir noch einmal auf sie zurückkommen. Der Verfasser, Direktor der Moskauer Sternwarte, giebt nämlich darin eine vollständige Anweisung für Arealbestimmungen nach Karten mittelst des Planimeters, namentlich mit Rücksicht auf die ungleiche Kontraktion des Papieres nach dem Druck und die periodische Änderung des Feuchtigkeitszustandes desselben, deren Ausserachtlassung Fehler bis zu 12 des ganzen Flächeninhalts nach sich ziehen kann. Es ist diess die erste uns bekannt gewordene ausführliche und gründliche Abhandlung über diesen Gegenstand. Herr Direktor Schweizer bediente sich übrigens des Polar - Planimeters von J. Amsler, Professor am Gymnasium in Schaffhausen, das er wegen der Leichtigkeit der Handhabung, Einfachheit der Konstruktion und des Vermögens, trotz seiner Kleinheit verhältnissmässig grosse Figuren umfahren zu können, anderen Instrumenten dieser Art vorzieht. Ferner führt er die Karten auf, die er seinen Bestimmungen zu Grunde legte, und bespricht ihre Vorzüge und Nachtheile, ein Abschnitt, der für die Kartographie von Russland von Werth ist, und vergleicht endlich vor der speziellen Mittheilung der gewonnenen Resultate nach den einzelnen Kreisen, Bezirken, See'n, Inseln noch die nach dem früheren geometrischen Verfahren erhaltenen mit den jetzigen.

14. Das Hartung'sche Werk über die Azoren hat sein Hauptgewicht in der geologischen Abtheilung, welche allgemeine geologische Erörterungen, Berichte über die Ausbrüche und Erdbeben seit Entdeckung des Archipels, eine Bearbeitung der fossilen Reste von Santa Maria von Prof. Dr. Bronn, die spezielle geologische Beschreibung der einzelnen Inseln (fast die Hälfte des ganzen Buches) und ein Résumé der erhaltenen Resultate in Bezug auf Orographie, Geologie und Vulkanismus enthält. Dieser Abtheilung voran gehen der eigentliche Bericht über die im Sommer 1857 ausgeführte Bereisung des Archipels, ein Abschnitt über das Klima, dem die Beobachtungen von Webster zu Ponta delgada auf San Miguel im Winter 1817 auf 1818, von Bullar zu Villa franca und im Thal von Furnas in den Jahren 1838 und 1839, von Blunt zu San Michael 1825 und von Bettencourt zu Horta auf Faial vom November 1857 bis Oktober 1858 zu Grunde liegen, und eine Abhandlung über die Pflanzenwelt der Azoren, hauptsächlich nach Seubert's,,Flora azorica", Watson's, Hunt's und Heer's Arbeiten. Die Fauna ist unberücksichtigt geblieben, da die beiden Zoologen Morelet und Drouet, die mit dem Verfasser gleichzeitig die Azoren bereisten, dieselbe in besonderen Arbeiten behandeln werden. Der Atlas besteht aus einer Karte der Azoren nach Vidal, landschaftlichen Zeichnungen, Abbildungen von fossilen Konchylien und einer grossen Reihe von geologischen und Höhen-Profilen und wird fortan zugleich mit dem Text eine der werthvollsten Quellen für die Geographie und Naturgeschichte jenes Archipels bilden.

15. Die Karte der Umgebungen von Jena von Prof. E. Schmid ist bei weitem die ausführlichste und beste, die wir kennen. Im Maassstab der Original-Aufnahmen des Preussischen Generalstabs angelegt umfasst sie das Saal-Thal von Rothenstein bis zu den Gleiss-Dörfern, reicht westlich bis Isserstedt und Bucha und östlich bis Löberschütz und Drackendorf. Die geologischen Formationen von dem Bunten Sandstein durch die Schichten des Muschelkalks und Keupers bis zum Diluvium und Alluvium sind mittelst Handkolorits sehr speziell angegeben und durch ein Profil erläutert, welches zweckmässig zugleich die Farbenerklärung giebt. Diese Karte muss nicht allein den Studirenden an der Universität Jena bei ihren naturhistorischen Exkursionen von grösstem Nutzen sein, sie wird auch von vielen ,,Philistern" als willkommene Erinnerung dankbar begrüsst werden. Die kurzen Begleitworte enthalten das Wichtigste über die einzelnen Formationen und ihre gegenseitigen Beziehungen, eine Höhentabelle und ein Verzeichniss der Ortschaften mit Angabe der Einwohner- und Häuserzahlen.

16. Die grosse Deutlichkeit, die korrekte und geschmackvolle Ausführung, die wir an Lieutenant v. Bechtold's Plan der Stadt Darmstadt rühmen konnten, zieren auch seine Spezialkarte der Umgegend von Worms. Durch vier verschiedene Farben sind Weinberge, Wiesen, Gärten und Wald ausgezeichnet, das Terrain ist durch Kurven angedeutet, welche aber bei mangelnder Erklärung keinen Aufschluss über die absolute Höhe geben. Als Carton ist ein Plan der Stadt Worms im doppelten Maassstab der Karte beigefügt.

17. Der im vorigen Jahrgange der ,,Geogr. Mittheilungen" (S. 458) kurz erwähnte Nicolet'sche Atlas von Frankreich besteht aus 14 grossen Kartenblättern, grösstentheils deutlich und sauber in Farbendruck ausgeführt, und 9 Bogen Erläuterungen. Den werthvolleren Theil bilden die spezielleren physikalisch-geographischen Darstellungen von Frankreich auf Tafel 3 bis 6, nämlich: Tafel 3. Hydrographische und klimatologische Karte mit Abgrenzung der Flussgebiete, schematischer Übersicht der Flusslängen und der Schiffbarkeit der Flüsse und mit den Temperaturkurven von Grad zu Grad nach Becquerel; Ta 4. Orographische und klimatologische Karte nach Gasparin, Becquerel, Martins und Berghaus (Höhenschichten von 1000 zu 1000 Fuss, Profil und schematisches Höhentableau, Abgrenzung der Region der Herbstregen von der der Sommerregen); Taf. 5. Geologische Karte nach Elie de Beaumont und Dufresnoy mit Eintheilung des Landes in 7 AckerbauRegionen und Angabe der hauptsächlichsten Bodenprodukte derselben; Tafel 6. eine zoologische Karte mit Darstellung der geographischen Verbreitung der verschiedenen Racen der Hausthiere nach Baudement und eine botanische Karte zur Übersicht der Verbreitung der Kulturpflanzen nach Decaisne. Die übrigen Tafeln, drei physikalische Karten von Europa (phytogeographische nach Schouw und Berghaus; klimatologische nach Bella und Grignon; Regenkarte nach Gasparin und Berghaus) und sieben dergleichen von der ganzen Erde (Temperaturkarte mit den Isothermen nach Berghaus und den Meeresströmungen nach Duperrey; pflanzengeographische Profile nach Humboldt; geographische Übersicht des Weinbaues in der Alten Welt nach Plinius, Strabo u. s. w.; geographische Verbreitung des Weines und Weinbaues in der Jetztzeit nach Schouw und Decaisne; geographische Verbreitung der Haupt-Nutz

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