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Das kompetenteste Urtheil haben ohne Zweifel die Australischen Kolonisten selbst. Hören wir daher, wie sich Mr. Baker über die neuen Entdeckungen ausspricht, ein Süd-Australier, der seit Jahren in der Gegend des Mount Hopeless und des Mount Flint am Torrens-Becken ViehzuchtStationen besitzt. In einer Sitzung der Geogr. Gesellschaft zu London im Februar d. J. sagte er unter Anderem: „Ich vergleiche das Land nicht mit den üppigen Weidegründen Englands, sondern mit jenen Distrikten Australiens, die, einst für ganz werthlos erachtet, jetzt mit Schafen und Rindern bedeckt sind, und indem ich es von diesem Gesichtspunkt aus betrachte, kann ich sagen, dass es weit vorzüglicher ist als viele bereits in Besitz genommene Ländereien. Es wird einen Verkehrsweg nach der Nordwestküste eröffnen und wir hoffen, es wird das Mittel zur dortigen Errichtung einer grossen und blühenden Kolonie abgeben; und wenn kein anderes Resultat als dieses erzielt würde, so bleibt es doch eine höchst wichtige Entdeckung. Ohne sie müsste alles Vieh mit grossen Kosten und grossem Risiko zu Wasser dahin geschafft werden, daher würde die Kolonisation irgend eines Theiles jener Küste unter solchen Umständen eine sehr langsame, kostspielige und wenig lohnende Operation sein. Wo man dagegen eine Verbindung zu Lande hatte, mittelst deren man das Vieh von einer schon besiedelten Kolonie dahin treiben konnte, ist der Fortschritt jeder neuen Kolonie viel rascher gewesen, als die ersten Unternehmer erwartet hatten. Die Entdeckung wird daher, wie ich glaube, die Folge haben, dass alle später etwa an der Nordküste zu gründenden Kolonien mit Vieh versorgt werden; manche Herren in Süd-Australien setzen so grosses Vertrauen in diese Sache, dass vor meiner Abreise bereits eine Gesellschaft theilweis organisirt war zu dem Zweck, eine Schafheerde, eine Anzahl Rinder und 100 bis 200 Pferde von Süd-Australien abzuschicken, um an dem Victoria-Fluss den Kern einer künftigen Niederlassung zu bilden und die Pferde von dort nach Indien einzuschiffen. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass man aus irgend einem von Stuart beschriebenen Theil Central-Australiens ein AckerbauLand machen wird, aber das weiss ich sicher, dass es zur Viehzucht benutzt werden wird, und nimmt man selbst an, dass die Entfernung von einem Hafen zu gross sein würde, um mit Vortheil Wolle zu produciren, so wird es doch die bereits besetzten Weideländereien von der Nothwendigkeit, Rinder zu ziehen, entbinden und uns in den Stand setzen, die Zahl unserer Schafe zu vermehren. wird ein Rinderland werden und so indirekt das Mittel abgeben, um die Wollenzufuhr für den Englischen Markt zu verstärken. Doch diess nicht allein; es besteht kein Zweifel, dass die Fleischpreise in Süd-Australien sehr bePetermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft V.

Es

deutend heruntergehen werden, und ich bin überzeugt, dass wir unser Hornvieh, anstatt wie bisher einzusieden, um das Talg nach England zu schicken, lebendig hierher senden werden, und zwar zur Hälfte des Preises, den man hier gegenwärtig dafür zahlt. Das Haupt-Interesse, welches ich an der Sache nehme, erwächst aus dem Glauben, dass Stuart's Entdeckungen aller Wahrscheinlichkeit nach einen weiten Landstrich eröffnen, die Bildung neuer, blühender Kolonien zur Erleichterung der übervölkerten Theile dieses Königreichs veranlassen und dadurch ein Mittel abgeben werden, unseren Mitmenschen Gutes zu thun. Ich sage diess, weil auf Jeden, der gleich mir viele Jahre von England abwesend war und in einem Lande gelebt hat, WO Armuth unbekannt ist, die Armuth und das Elend, dem man in den Strassen Londons täglich begegnet, einen starken Eindruck machen und auf Auswanderung und Besitznahme neuer Länder als das einzige dauernde Hülfsmittel hinzuweisen scheinen. In Australien hat sich fast jeder neue bereiste Landstrich als besser erwiesen, als Anfangs vermuthet wurde. Ich kann mich erinnern, wie unser früherer Gouverneur, Oberst Gawler, seine erste Exploration unternahm, nicht weit von den angesiedelten Distrikten nach Osten zwischen der Burra-Burra und der NordwestBai. Ich erinnere mich, welch grosse Gefahr er bei dieser Gelegenheit lief, sein Leben zu verlieren, und wie vielen Schwierigkeiten er und seine Begleiter begegneten. Wäre Oberst Gawler jetzt dort, so würde er es für keine grössere Sache halten, über jenes selbe Land zu reiten, als diesen Abend zu dieser Versammlung zu kommen; so wenig Schwierigkeiten bietet eine Reise, wenn man eine genaue Kenntniss des Landes besitzt. Wenn Jemand zum ersten Mal ein Land bereist, hat er wenig oder keine Zeit, es zu untersuchen. Ich verwundere mich nur, dass Stuart mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln so viel Wasser und so viel Erleichterungsmittel der Reise auffinden konnte, als er gethan hat. Wenn ich daher sehe, dass jenes von Oberst Gawler bereiste Land jetzt besetzt und als gut erkannt ist, dass das Land, welches Captain Sturt durchzog und von dem er keine sehr günstige Meinung verbreiten konnte, eine grosse Menge Wolle ausführt und prachtvolle Heerden ernährt; wenn ich sehe, dass sich die Besiedelung am Darling nach allen Richtungen ausbreitet und wahrscheinlich in kurzer Zeit bis zum Cooper Creek vorschreiten wird, einschliesslich der Barrier-Berge und vielen ehemals für unbrauchbar gehaltenen Landes; wenn ich die Beschreibungen, die von jenen Landstrichen gegeben wurden, mit den jetzigen Resultaten vergleiche und dann Stuart's Entdeckungen, das Wasser, das er fand, u. s. w., betrachte: so bin ich überzeugt, dass sein Land ein gutes Weideland abgeben wird."

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Am 1. Januar d. J. hat Stuart vom Chambers-Creek aus seine neue Expedition nach der Nordküste angetreten. Er hat 11 Mann und 50 Pferde bei sich, die Provisionen (für jeden Mann 7 Pfd. Mehl, 1 Pfd. Zucker, 2 Unzen Thee und 2 Pfd. getrocknetes Rindfleisch per Woche) sind

für 30 Wochen berechnet und man hofft im Juni oder Juli nach Süd-Australien zurückzukehren. Möchte er vor ähnlichen Leiden, wie auf seiner letzten Reise, bewahrt bleiben und möchte es ihm gelingen, sein ruhmwürdiges Ziel zu erreichen!

Der achte Census der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, 1860, und die neuen Territorien Colorado, Nevada und Dakota.

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Kaum je hat man wohl die Ergebnisse der von zehn zu zehn Jahren wiederholten Volkszählung in den Vereinigten Staaten mit so grosser Spannung erwartet als diessmal, wo der Census in die Zeit politischer Umwälzungen fiel, wie sie seit Errichtung der Union nicht vorgekommen waren. Während man dem raschen Anwachsen der Republik im Ganzen, der vergleichsweisen Bevölkerungszunahme ihrer einzelnen Theile und dem Verhältniss der freien Bewohner zu den Sklaven diesseits wie jenseits des Atlantischen Oceans stets ein lebhaftes Interesse zuwandte, handelte es sich diessmal, wo die Republik in zwei Theile zerfallen ist und ein Bürgerkrieg droht, ausserdem noch um sichere numerische Nachweise über die Stärke der von der Union abgefallenen und der bei ihr verbliebenen Gebietstheile, auch war diessmal noch mehr als bei den früheren Zählungen die Ermittelung der Einwohnerzahlen in den freien Staaten im Vergleich zu den Sklavenstaaten und der hierdurch bedingten Vertretung beider beim Kongress von hervorragender Wichtigkeit. Schon seit Ende vorigen Jahres bemühte man sich daher, die Resultate der im Juni vorgenommenen Zählung wenigstens annähernd zu ermitteln, Amerikanische Blätter brachten häufig Schätzungen und vorläufige Berechnungen, doch blieben alle Angaben unsicher, bis Ende März d. J. das Census-Bureau in Washington eine Zusammenstellung der Hauptsummen veröffentlichte. Dem Abschluss der vollständigen Berechnungen darf man erst in Jahren entgegen sehen, denn der offizielle Bericht über den Census von 1850 erschien erst im Jahre 1853; für die meisten Zwecke der Politik wie der Geographie genügen indess schon die Hauptsummen der Bevölkerung. Wir ordnen sie im Folgenden nach den Staatengruppen, mit besonderer Unterscheidung der freien und Sklavenstaaten, so wie der bei der Union verbliebenen und der sieben von ihr abgefallenen südlichen Küstenstaaten, welche sich im Februar d. J. als ,,Verbündete Staaten von Amerika" (Confederate States of America) konstituirt und eine provisorische Regierung unter der Präsidentschaft des ehemaligen Kriegs - Ministers der Union, Jefferson Davis, zu Montgomery in Alabama niedergesetzt haben.

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Schon dieser durchschnittliche Zuwachs von 31⁄2 Prozent jährlich ist ohne Beispiel in Europäischen Ländern, denn die jährliche Zunahme der Bevölkerung betrug z. B. in England (1841-51) 1,13, in Gross-Britannien und Irland zusammen 0,32, in Preussen (1856-59) 1,04, in Frankreich (1851-56) nur 0,11 Prozent; aber das enorme Wachsthum einzelner Staaten, wie Iowa, Texas, Utah, Kalifornien u. s. w., hat wohl kaum auf der ganzen Erde seines Gleichen, wenn wir die Australischen Kolonien ausnehmen, wo sich die Einwohnerzahl in der Periode von 1850 bis 1858 jährlich um 18 Prozent vermehrt hat. Die bedeutendsten Differenzen unter den verschiedenen Staatengruppen zeigen sich zwischen den Neu-England-Staaten und den jenseit des Ohio und Mississippi gelegenen. Die ersteren waren im vorletzten Decennium noch um 22,7, die letzteren erst um 54,4 Prozent gewachsen; beständig wandert die Ackerbau-Bevölkerung von Maine, New Hampshire und Vermont nach den fruchtbareren und milderen westlichen Gegenden und Neu-England würde noch weit mehr hinter der allgemeinen Zunahme zurückbleiben, wenn nicht die Industrie-Staaten Massachusetts, Rhode Island und Connecticut wenigstens mit den mittleren Staaten und GrenzSklavenstaaten ziemlich gleichen Schritt hielten. Das längere oder kürzere Bestehen der einzelnen Theile der Union steht zudem in inniger Beziehung mit ihrem Wachsthum, denn in allen erst seit 1845 gegründeten Staaten und

1) Zu dem Kongress der Verbündeten Staaten schickt nach den Bestimmungen der Konstitution Süd-Carolina 5, Georgia 10, Alabama 9, Florida 2, Mississippi 7, Louisiana 6 und Texas 6 Repräsentanten.

Distr. Columbia

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hier folgen lassen, welche wir dem ,,New York Tribune" entnehmen.

Colorado umfasst Theile von Kansas, Nebraska und Utah, seine Grenzen sind der 37. und 41. Parallel und der 102. und 109. Meridian westl. v. Gr. Das Gebiet enthält etwa 100.000 Engl. Quadrat - Meilen. Die Rocky Mountains trennen es in zwei Theile, westlich entströmen ihnen eine grosse Menge Zuflüsse des Colorado, östlich entsenden sie eine gleich grosse Anzahl bedeutender Zuflüsse zum Arkansas und dem südlichen Arm des Platte. Das Territorium umschliesst die berühmte, an Gold und anderen Metallen reiche Bergbau-Region des Pike-Peak.

Nevada ist aus dem westlichen Utah und einigen Gebietstheilen von Kalifornien gebildet, doch wird der Einschluss der letzteren von der Zustimmung Kaliforniens abhängig gemacht. Die Grenze verläuft im Norden längs des 42. Parallels, im Osten längs des 116. Meridians westl. von Greenwich, im Süden längs des 37. Parallels westlich bis zur Wasserscheide zwischen dem Carson-Thal und dem Grossen Ocean, im Westen auf dieser Wasserscheide hin bis 41° N. Br. und von hier gerade nach Norden bis zum 42. Parallel. Das Territorium umschliesst demnach das liebliche Carson - Thal, dessen grosser Mineralreichthum,

namentlich an Silber, und wunderbare Fruchtbarkeit, selbst bei der rohesten Kultur, sich vereinigen werden, um in kurzer Zeit diese Region zu einem reichen und bevölkerten Staat umzuwandeln.

Dakota bildete früher einen Theil des Territoriums Minnesota, wurde aber von ihm getrennt, als dieses zum Staat erhoben wurde; dazu kommt nun jenseit des Missouri ein Theil von Nebraska. Seine Grenzen sind im Norden der 49. Parallel gegen Britisch-Amerika, im Osten die Staaten Minnesota und Iowa, im Süden der Parallel von 42° 30' N. Br. gegen Nebraska, im Westen der 103. Meridian westlich v. Gr. ebenfalls gegen Nebraska. Das Gebiet umschliesst offene Grasebenen, rollende Prairien, eine grosse Anzahl See'n und Teiche und sehr viele werthvolle Flüsse. Das Klima ist im Süden mild, im Norden zwar rauh, doch nicht in dem Maasse, als man nach der hohen Breite vermuthen sollte. Das Land besitzt reichliches Nutzholz und die Thäler sind höchst produktiv. In manchen Theilen giebt es Kohlen in Fülle und andere Mineralien vermehren den Reichthum der Region. Von der Jagd des zahlreichen, wegen seines Pelzes sehr werthvollen Wildes leben viele Indianer, welche den Stämmen der Yankton, Sissiton und Sioux angehören.

Geographische Notizen.

Die neuesten geodätischen Arbeiten des Kais. Russ.

Generalstabs.

Die beiden im Jahrgang 1858 (Tafel 8 und 9) der ,,Geogr. Mitth." publicirten Karten zur Übersicht der bis 1858 im Europäischen Russland ausgeführten topographischen, trigonometrischen und astronomischen Arbeiten liegen uns jetzt vom Verfasser, Herrn General-Major v. Blaramberg, bis zum Jahre 1861 vervollständigt vor, ein abermaliges Zeugniss von dem rüstigen Vorschreiten jener grossartigen Arbeiten. Auf der ersten (topographischen) sind neu aufgetragen:

1) Die kriegstopographische Aufnahme (1:42.000) der Gouvernements Esthland, Poltawa und Charkow, welche 1859 beendigt wurde.

2) Die partielle kriegstopographische Aufnahme (1:42.000) der Gouvernements Kursk (der südliche Theil bis zum Fluss Psiol), Orel (mittlerer Theil), Nowgorod (südwestlicher Theil bis zum Ilmen-See und der Waldai-Höhe) und des Königreichs Polen (zwischen Weichsel, Bug, der Südgrenze und dem Parallel von Iwangorod), welche 1860 in Angriff genommen worden sind. Die Aufnahmen der beiden ersten Gouvernements werden im Herbst 1862, die der beiden letzteren in den Jahren 1866 und 1867 vollendet werden.

3) In Verbindung mit dem Feldmessercorps (Arpenteurs) der Reichsdomänen wurden in den drei vergangenen Jahren beendigt: das Gouvernement Nishnij-Nowgorod und der nordwestliche Theil des Gouvernements Simbirsk.

Auf der zweiten (trigonometrischen) Karte sind neu aufgetragen:

1) Die trigonometrische Aufnahme der Gouvernements Kostroma, Woronesh, Saratow und des östlichen Theils von Simbirsk längs der Wolga hinauf bis in die Nachbarschaft von Kasan, welche Stadt die Dreiecke im Juni d. J. erreichen werden.

2) In Finnland hat man im vorigen Jahr eine neue astronomisch - geodätische Vermessung unternommen und solche längs der Küste des Bottnischen Meerbusens bis zur Stadt Uleaborg geführt. Die astronomisch-geodätischen Arbeiten in dem Grossfürstenthum sollen 1864 beendigt werden.

3) Endlich hat man im vorigen Jahre die Triangulation von Cis-Kaukasien in Angriff genommen, um sie von Derbend längs der Küste des Kaspischen Meeres und von Wladikawkas aus nördlich weiter zu führen zum Anschluss an die Triangulation von Neu-Russland und der Wolga bei Kislar, der Sarpa, bei Nowo-Tscherkask und Taman. Diese Vermessungen unter der Leitung des General v. Chodzko sollen 1864 beendigt werden.

Ferner ist auf dieser Karte ein Bogen längs des 52. Parallels von dem Ural-Fluss bis zur Preussischen Grenze angedeutet. Diess ist der auf Russland fallende Antheil an der Vermessung eines Bogens von 69 Längengraden (bis zur Westküste von Irland), zu welcher im Frühjahr 1861 mit vereinten Kräften der Geodäten Gross - Britanniens, Belgiens, Preussens und Russlands geschritten werden sollte. Das nächste Heft der ,,Geogr. Mitth." wird über dieses

grossartige Unternehmen einen Aufsatz aus der Feder des Herrn General-Major v. Blaramberg bringen.

Dem die beiden Karten begleitenden Schreiben entnehmen wir noch folgende interessante Notizen:

,,Bei dem Jahresbericht, welchen der Kaiserl. Generalstab ohnlängst vom General v. Chodzko über seine im Jahre 1860 ausgeführte Triangulation im Daghestan und in Cis-Kaukasien erhielt, befinden sich auch die Resultate seiner Berechnungen über den Niveau - Unterschied des Schwarzen und Kaspischen Meeres. Diese Berechnungen sind auf drei von einander ganz unabhängige Operationen begründet:

1) Die Trans-Kaukasische Triangulation. Durch den Unterschied der Zenith-Distanzen der am Schwarzen Meere bei Poti und Redut-Kale und am Kaspischen Meere bei Lenkoran, Pir-Dagnassi (nordwestlich von Baku) und am Petrowskischen Leuchtthurm bestimmten trigonometrischen Punkte.

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2) Die Triangulation von Neu-Russland und an der Wolga. Durch den Unterschied der Zenith-Distanzen der bei Odessa, Taganrog und an der Mündung der Wolga bestimmten trigonometrischen Punkte.

3) Die Nivellir-Expedition zwischen dem Asow'schen und Kaspischen Meere, durch Geheimrath Wilhelm v. Struve berechnet.

,,Das mittlere Resultat dieser Berechnungen ergiebt 85,4 Engl. Fuss als Unterschied des Wasserspiegels der beiden genannten Meere.

,,Was den neuen Katalog von über 15.000 geographischen Ortsbestimmungen betrifft, so ist derselbe zum Druck fertig. Jetzt beschäftige ich mich mit der Redaktion der Einleitung, welche den geschichtlichen Gang unserer geodätischen und astronomischen Arbeiten, im Laufe dieses Jahrhunderts in Russland ausgeführt, darstellt, die dabei angewendeten verschiedenen Methoden bespricht und die Quellen andeutet, wo die genaue Beschreibung jeder Arbeit zu finden ist, d. h. in welchem Theile der Mémoiren des KriegsKartendépôts solche abgedruckt ist. Diese Einleitung allein wird nicht weniger als 10 bis 15 Druckbogen in 4o umfassen und der ganze Katalog an 60 Bogen. Ich hoffe denselben im Frühling 1862 veröffentlichen zu können."

Ethnographie von Finmarken.

Der ,,Sk. C." wird aus Christiania vom 23. Febr. 1861 geschrieben: ,,Der Gesellschaft der Wissenschaften zu Christiania ist in diesen Tagen ein Kartenwerk vorgelegt worden, welches einzig in seiner Art genannt zu werden verdient. Der Verfasser desselben, Cand. theol. J. A. Friis, Docent der Lapponischen Sprache an der Universität Christiania, der im J. 1859 in Finmarken und einem Theil von Nordlands Amt ethnographische Untersuchungen angestellt hat, war seit jener Zeit mit der Ausarbeitung von Karten der einzelnen Bezirke der genannten Ämter beschäftigt, welche die Wohnungen aller dort sesshaften Familien enthalten und bei jeder einzelnen Familie angeben, wie weit dieselbe aus Norwegern, Lappen oder Quänern (Nachkommen ehemaliger Einwanderer aus dem jetzt Russischen Finnland) besteht, so wie auch in wie fern ausser der Muttersprache noch irgend eine andere Sprache in der

Familie gesprochen wird, endlich in besonderer Beziehung auf die Lapponischen Familien in wie weit Mann und Frau oder nur eines von beiden die Norwegische Sprache spricht. Als Grundlage seiner Arbeit dienten dem Verfasser die amtlich publicirten Küstenkarten, während ihm für seine speziellen Zwecke ausser seinen eigenen zahlreichen Beobachtungen die Aussagen und Nachweise der Schullehrer und anderer ortskundiger Leute zu Gebote standen. Die derartig ausgearbeiteten Blätter wurden dann je dem Pfarrer der betreffenden Gemeinde zugestellt und von diesem auf das Genaueste revidirt. Die Gesellschaft der Wissenschaften hat beschlossen, das höchst interessante Werk herauszugeben, wenn von Seiten der Regierung zur Deckung der im Verhältniss zu den Mitteln der Gesellschaft nicht unbedeutenden Kosten ein Zuschuss bewilligt wird."

Das allmähliche Sinken des Aral-See's.

In Borszczow's lehrreicher Abhandlung „über die Natur des Aralo-Kaspischen Flachlandes" (Würzburger Naturwissenschaftliche Zeitschrift, Bd. I) findet sich folgende interessante Notiz:

,Was die Lage des Niveau's des Aral-Meeres relativ zu dem des Oceans anbetrifft, so besitzen wir zwei in verschiedenen Jahren angestellte barometrische Messungen, deren Resultate nicht wenig von einander abweichen. Nach den im Winter 1826 von Sagoskin, Anjou und Duhamel ausgeführten Messungen soll das Niveau des Meeres 6,3 Toisen (36,2 Engl. Fuss) über dem Schwarzen Meer und demnach 117,6 Engl. Fuss über dem Caspi liegen. Neueste Messungen, welche im Jahre 1858, während der Reise der letzten Bucharischen Mission, vom Herrn Struve jun. angestellt wurden, gaben eine Erhebung des Niveau's von nur etwa 4,15 Toisen (24,9 Engl. Fuss) über dem Schwarzen und folglich 106,3 Engl. Fuss über dem Kaspischen Meere, d. h. einen Unterschied im Wasserspiegel von 11,3 Engl. F. in 32 Jahren. Wenn dieser Unterschied als etwas gross anzusehen ist relativ zu der kurzen Zeitperiode, so treten einige Thatsachen hervor, welche ihn dennoch zu rechtfertigen scheinen. Vergleicht man nämlich die jetzigen Contouren des östlichen Ufers des Aral-Meeres mit denen, welche auf der im Jahre 1847 aufgenommenen ausgezeichneten Karte des Herrn Butakow aufgetragen sind, so ist man nicht wenig erstaunt, einige von den daselbst angegebenen Inseln und Untiefen nicht mehr auffinden zu können und an der Stelle der ersteren festem Land, an der Stelle der Untiefen aber neu entstandenen kleinen sandigen Inselchen zu begegnen. So sind z. B. die beiden, etwa unter dem Parallel von 44° 30' liegenden, auf der Butakow'schen Karte als Inseln angegebenen Landstücke Altai und Usun-Kair heut zu Tage zu Landzungen geworden, die mit dem festen Lande durch Salzmoore im Zusammenhange stehen. Die Breite des flachen Küstenstriches, der während der zehnjährigen Periode von 1847 bis 1857 vom Meere verlassen worden ist, kann etwa auf 0,3 bis 0,6 Geogr. Meilen geschätzt werden."

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