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Golubew's Positions-Bestimmungen in den Russisch-Chinesischen Grenzländern am Ili und Issyk-kul, 1859.

Durch die Güte des Herrn General v. Blaramberg sind wir in der Lage, die Resultate der astronomischen Ortsbestimmungen mitzutheilen, welche der Hauptmann Golubew (spr. Goluboff) vom Kaiserl. Russ. Generalstab im Auftrag des Kriegstopographischen Dépôt und der Russ. Geogr. Gesellschaft 1859 im Siebenstrom - Gebiet und den TransIli'schen Ländern ausgeführt hat (s. ,,Geogr. Mitth." 1860, S. 409, und 1858, Tafel 16). Einen kurzen Bericht über den Verlauf seiner Expedition, die sich östlich bis zur Chinesischen Stadt Kuldscha und dem Buddhisten-Kloster Sumbe, südlich bis an das Westende des Issyk-kul ausdehnte, erstattete Hauptmann Golubew im „,Wjästnik" der Geogr. Gesellschaft zu St. Petersburg (1860, Heft IV, übersetzt in,,Erman's Archiv", Bd. XX, Heft 1) und wir erfahren daraus auch Näheres über die von ihm angewendeten Instrumente und Methoden. Hier mag die Bemerkung genügen, dass die geographischen Längen der Festung Wernoje und der Stadt Kopal (Golubew schreibt Kapal) durch Beobachtung von Monddistanzen und Sternbedeckungen bestimmt und die Längen der übrigen Punkte durch ZeitÜbertragung mittelst der Chronometer an jene beiden absolut bestimmten gebunden wurden, jedoch mit grosser Sorgfalt und sehr befriedigender Zuverlässigkeit. Die Meridiane von Urdschar und Tschugutschak wurden durch den Zeitunterschied gegen Ajagus ermittelt, dessen Position Fedorow im J. 1834 bestimmt hat. Beobachtungspunkte waren in den Ansiedelungen der freie oder Marktplatz, in den Städten die Kirche, in den Chinesischen Grenzstädten Kuldscha und Tschugutschak die Russischen Faktoreien.

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43 52 0 46 59 42 43 15 38 46 45 20 43 7 50 45 47 44

Im Trans-Ili-Lande.

Festung Iliiskoie (das Fort)

78 26 52 76 52 19 76 44 0 76 16 25

74 59 8 74 44 46 73 47 10

9 76 9 35

Festung Wernoje (Kirche)
Festung Kastek (das Fort)')
Mündung des Flüsschens Tub in den
Issyk-kul am Ostende des See's 42 42 32 48 10
Mündung des Flüsschens Kutemalda in
den Issyk-kul am Westende des See's 42 24 13:45 58 1 73 57 27
In der Chinesischen Dzungarei.
Chinesische Grenzstadt Tschugutschak
oder Tarbagatai .
46 44 27 52 18 3 80 17 29
Chinesischer Grenzposten Borochudschir 44 23 8:49 35 11 77 34 37
Stadt Kuldscha (Hoi-juan-tschin) 43 55 49 50 43 20 78 42 46
Buddhisten - Kloster Sumbe am Ufer
des Flusses Alwan oder Sumbe
Vereinigung der Flüsse Karkara u. Keghen 43 1 30 48 53 44
Am link. Ufer d. Flusses Tekes, gegenüb.

.

43 1 32 50 11 31

78 10 57 76 53 10

d. Münd. des Urtun-Mussart in dens. 42 54 31 50 16 39 78 16 5

1) Die Festung Kastek ist auf Semenow's Karte noch nicht angegeben, sie wurde erst später westlich von Wernoje am Kastek, einem Zufluss des Ili, erbaut, um den Pass Suok-tübe gegen Kokand zu bewachen. Sie bildete einen wichtigen Stützpunkt für die Russen, als sie im vorigen Jahre die Kokanischen Festungen Tokmak (7. Septbr.) und Pischpek (16. Septbr.) einnahmen.

Die hohe Wichtigkeit dieser Bestimmungen für die Geographie von Inner-Asien liegt auf der Hand, sie geben erst die sichere Grundlage, welche den bisherigen Karten jener Gegenden fehlte. In dem ganzen hier in Betracht kommenden Ländergebiete war nur der einzige Ort Ajagus astronomisch festgestellt, denn die wenigen PositionsBestimmungen der Jesuiten-Missionäre aus dem vorigen JahrWie die hundert gaben nur unsichere Anhaltspunkte. Schlagintweit'schen Arbeiten und die auf Tibet ausgedehnte Indische Landesvermessung erwiesen haben, dass das nordwestliche Tibet um 22 bis 25' westlicher liegt, als nach den Bestimmungen der Jesuiten bisher auf den Karten angegeben wurde 1), so stellt sich jetzt durch Golubew's Beobachtungen heraus, dass auch die Dzungarei beträchtlich weiter nach Westen zu liegen kommt, und zwar nimmt die Differenz von Norden nach Süden allmählich zu. Vergleicht man die Lage der Orte auf Semenow's Karte mit den Golubew'schen Resultaten, so liegen auf der ersteren Kopal um 22', Koksu um 30', Altynimel um 36', Iliisk um 40', Wernoje und das Nordostende des Issyk-kul um 46°, das Westende des Issyk-kul um 1° 10' zu weit östlich, eben so auf Chinesischem Gebiete Tarbagatai um 27', Borochudschir um 36', Kuldscha um 27', Sumbe um 42', die Vereinigung der Karkara mit dem Keghen um 1° 16', die Mündung des Mussart in den Tekes um 54'. In den Breiten sind die Differenzen natürlich viel geringer, nur einzelne verdienen besondere Beachtung. Sumbe liegt nach Golubew 15', die Mündung des Mussart 10', das Nordostende des Issyk-kul 4', die Vereinigung der Karkara mit dem Keghen 5', Tschubar - Agatsch 9' südlicher, Kuldscha 6', Altynimel und Iliisk 4' nördlicher als auf den bisherigen Karten. Der Issyk-kul, der also durchschnittlich etwa 1° weiter nach Westen gerückt wird, gewinnt durch Golubew's Bestimmung seiner beiden Endpunkte nicht unbedeutend an Länge, denn diese beträgt hiernach ungefähr 28 Deutsche Meilen, während sie nach Semenow's Karte nur etwa 24 Deutsche Meilen betrug.

Eine Expedition durch China und Tibet nach Indien.

Mitte Februar dieses Jahres ist ein Englisches Geschwader unter Admiral Sir James Hope von Wusung den Yang-tse-kiang hinaufgefahren, um Konsuln in Tschinkiang, Kiukiang (nahe bei der Mündung des Poyang-See's) und Hankau 2) einzusetzen und überhaupt Vorbereitungen zur Eröffnung des auswärtigen Handels auf dem Strome zu treffen. Das Geschwader bestand aus acht Kriegsschiffen, worunter mehrere Kanonenboote; an Bord befanden sich ausser den drei Konsuln und ihren Assistenten Lieut.-Colonel Wolseley, der militärische Rekognoscirungen, Captain Ward mit mehreren Offizieren der „,Actaeon", welche hy

1) Das Westende des Issyk-kul liegt auf den Karten zu der ersten Lieferung von R. und H. v. Schlagintweit's Werk in 74° Östl. v. Gr. oder 71° 40′ Östl. v. Paris, d. i. um mehr als 2 Grad westlicher als nach Golubew's Bestimmung. Da diess jedenfalls mit der Ansicht der Autoren zusammenhängt, dass Turkistan um etwa 2 Grad weiter nach Westen zu liegen käme, als man bis jetzt angenommen hat, so dürfte auch diese Ansicht so lange mit Vorsicht aufzunehmen sein, bis man zuverlässige Daten erhält. Wir verweisen über diesen Gegenstand auf eine Arbeit in einem der nächsten Hefte dieser Zeitschrift.

2) S.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft III, Tafel 5.

drographische Aufnahmen ausführen werden, ferner eine Deputation der Handelskammer zu Shanghai, eine Anzahl anderer Kaufleute und der bekannte Konsul Parkes, der jedoch erst in Nanking zur Expedition stiess. Die Chinesischen Zeitungen (wie der „,North China Herald" vom 26. Januar und 28. Februar, der ,,China Overland Trade Report" vom 14. und 28. Febr. und 15. März) sind voll von dem Unternehmen, man verspricht sich viel von den Handelsverbindungen, die mit den Städten längs des grossen Stromes, namentlich mit Hankau, angeknüpft werden sollen, und es sind bereits von England und Nord-Amerika eine Anzahl Flussdampfer abgegangen, welche zum Dienst auf dem Yang-tse-kiang bestimmt sind. Auch sollte schon nach der Rückkehr der Expedition, welche Ende März erwartet wurde, der Dampfer,,Cooper" regelmässige Fahrten zwischen Shanghai und Hankau beginnen. Als ein grosser Vortheil wird dabei das Vorkommen sehr guter Kohlen bei Nanking bezeichnet.

Ein erhöhtes Interesse knüpft sich aber an diese Expedition dadurch, dass sich ihr eine Anzahl Männer angeschlossen haben, welche von Hankau weiter ins Innere einzudringen entschlossen sind. So wollen, wie es heisst, die Herren Simon und Dupins nach einigem Verweilen in Hankau den Yang-tse-kiang hinauf nach Tibet und von dort über Land nach Peking gehen, um im Auftrag der Französischen Regierung die Produkte China's zu studiren, doch ist uns hierüber nichts Näheres bekannt geworden. Besser sind wir dagegen über eine Englische Reisegesellschaft und ihre Pläne unterrichtet. Sie besteht aus Major Sarel vom 17. Ulanen-Regiment, einem kühnen Jäger, der bereits den Himalaya und West-Tibet durchstreift hat, Artillerie-Hauptmann Thomas Blakiston, bekannt durch seine Betheiligung an der Palliser'schen Expedition in Nord-Amerika, wo er die magnetischen Beobachtungen besorgte, und Dr. Barton, einem tüchtigen Arzt, der seine Praxis in Shanghai aufgiebt. Diese drei bestreiten die Kosten; ihre Begleiter sind ein Herr Scherechewsky, der im Auftrag der Amerikanischen Missionsgesellschaft als Dolmetscher mitgeht, vier Chinesen und vier Sikhs vom 11. Pendjab-Infanterie-Regiment. Nach einigen im „,Athenaeum" (23. März u. 13. April) veröffentlichten Briefen Capt. Blakiston's an Major-General Sabine ist die Absicht der Reisenden, den Yang-tse-kiang mit dem Marine-Geschwader so weit hinaufzufahren, als die kleinsten Kanonenboote gelangen können, sodann zu Land aus China über die Gebirge nach Tibet vorzudringen, vielleicht auf der von Abbé Huc bei seiner Rückreise von Lassa verfolgten Route, ferner längs der Nordseite des Himalaya nach den Quellen des Brahmaputra und Sutledj zu gehen und etwa bei Simla herauszukommen. Man hoffte, mit einigen flachen Kanonenbooten unter Capt. Ward den Fluss von Hankau aus weit hinauf befahren zu können, doch erregten die Stromschnellen, die bei Kwei vorkommen sollen, einige Besorgniss in dieser Beziehung; jedenfalls wollten die Reisenden, wenn auch auf Chinesischen Booten, bis Tschung-king in der Provinz Setschuen den Wasserweg benutzen und von dort zunächst nach Tsching-tu, der Sie hofften im Hauptstadt der Provinz, sich begeben. Oktober oder November Indien zu erreichen. Unter ihren Ausrüstungsgegenständen befinden sich kleine Zelte aus Segeltuch, ein in mehrere Theile zerlegtes Boot, mit dem

sie die wenig bekannten Tibetanischen See'n zu befahren gedenken, ein reichlicher Vorrath von Waffen und die erforderlichen Instrumente für geographische Ortsbestimmungen, die Capt. Blakiston anstellen wird, während Dr. Barton für Botanik, Major Sarel für Zoologie thätig sein werden.

Wenn es den kühnen Männern gelingt, ihren trefflichen Plan auszuführen, so dürfen wir ausserordentlich wichtigen Resultaten für die Geographie von Central-Asien entgegen sehen. Nach den letzten Nachrichten war das Geschwader, auf dem sie sich befanden, am 20. Februar in Nanking angekommen und von den Taipings freundlich empfangen worden, welche das Versprechen gaben, dass Schiffe unter Englischer Flagge unbelästigt den Strom befahren dürften. Sie berichteten, dass Kiukiang von ihren Parteigenossen genommen sei und die Einnahme von Hankau nahe bevorstehe.

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Tripolis und die Städte an der Kleinen Syrte. Von Alexander Freiherrn von Krafft-Krafftshagen 1). Wenn der Spruch wahr ist, dass diejenigen Völker am glücklichsten sind, welche keine geschichtlichen Überlieferungen aufzuweisen haben 5), so ist den Einwohnern der Drei-Städte-Provinz (Tripolis) ein beneidenswerthes Loos zu Theil geworden, denn in den Jahrbüchern der Geschichte bleiben die Einwohner des Landes an der Kleinen Syrte vollständig unerwähnt. Der Glanz, den die Nachbarländer verbreiteten, der Ruf Carthago's, der Cyrenaica und Numidiens hat nur dazu beigetragen, ihre Dunkelheit noch

1) Kling ist der Name, welchen Malayen und Japanesen der Telinga-Nation Süd-Indiens geben, und scheint eine Korruption oder Abkürzung des Landes-Namens Kalinga zu sein. Da die Telinga die einzige den Völkern des Archipels genau bekannte Nation Indiens sind, so wird der Name bei diesen als allgemeine Bezeichnung für alle Leute aus Hindustan gebraucht. (Crawfurd.)

2) Den Namen Bugi geben die Malayen dem herrschenden Volk auf Celebes, das sich selbst Wugi nennt. Die Bugis sind die unternehmendsten und am meisten fortgeschrittenen unter den eingebornen Stämmen des Archipels. (Crawfurd.)

3) Die Summe wird in ,,Allen's Indian Mail", der wir diese Notiz entnehmen, zu 80.792 angegeben, möglicher Weise ist daher in einem der Posten ein Fehler von 1000.

-

4) Über die Pläne dieses Reisenden theilten wir unseren Lesern früher Einiges mit (,,Geogr. Mitth." 1859, S. 78). Seitdem erhielten wir von ihm gegenwärtige Mittheilung nebst einem Schreiben, datirt aus,,Schloss Krafftshagen bei Bartenstein, 1. März 1861", in welchem er unter Anderem erwähnt: -,,Der Tod meiner Mutter hat mich im vorigen Jahre von Ghadames zurück nach Europa gerufen, nachdem es mir bis dahin nur möglich gewesen war, Fessan (Sokna, Mursuk) und Ghadames (Weg über Misda), so wie den Djebel zu besuchen. Doch hoffe ich in diesem Jahre von Ghadames, wo meine Leute auf mich warten, wenigstens bis Ain-Saleh vorzudringen. Das wird wohl erst im Herbst geschehen, da ich mir vorgenommen habe, im Sommer einige Ausgrabungen in Lebda (Leptis Magna) vornehmen zu lassen." A. P. 5) Heureux les peuples qui n'ont pas d'histoire (D'Aguesseau).

schroffer hervortreten zu lassen; ein einziger hier geborner Mann, Septimius Severus, hat einen Platz in der Geschichte erhalten. Strabo, Pomponius Mela, Plinius und Ptolemaeus nennen uns nur gelegentlich einige Städte dieser Provinz, zuerst die drei Hauptstädte Sabrata, Oëa und Leptis Magna, sodann Pontis, Neapolis, Graphara und Abrotonon. Es ist nicht leicht, die Lage dieser alten Städte mit den gegenwärtigen neuen Örtlichkeiten in Einklang zu bringen.

Häufig schon sind sie der Gegenstand wissenschaftlicher Forschungen gewesen, und obgleich das Material mir keineswegs erschöpft scheint, ist man bei einem konventionellen System stehen geblieben. Man macht aus Sabrata Tripolis Vechia, aus Oëa Tripolis, die Hauptstadt der Provinz, und aus Leptis Magna das heutige Dorf Lebda; die übrigen Orte pflanzt man ein Bischen aufs Gerathewohl.

Obgleich ich weiss, welchen Respekt man immer einer gelehrten Behauptung schuldig ist, die durch jahrelange Anerkennung zur Rechtskraft gekommen, so glaube ich doch triftige Gründe zu haben, um einige Änderungen vorzuschreiben. Die Überlieferung legt den Ruinen von Sabrata den Namen Alt-Tripolis (Tripolis Vechia) bei, das heutige Tripolis ist also im Vergleich mit dem alten ' eine neue Stadt. Wenn aber zwei Städten missbräuchlich der Name der ganzen Provinz Tripolis beigelegt wird, kann diess nicht dem blossen Zufall zugeschrieben werden. Jedenfalls finden wir hier die Spur der Benennung für einen ganzen Komplex, einer Benennung, welche fremde Eroberer verfälscht und verstümmelt haben.

SO

Es gab eine Altstadt der Tripolis und eine Neustadt der Tripolis; daraus hat man Tripolis Vechia, Alt-Tripolis, und Neu-Tripolis gemacht, das letztere ist allein übrig geblieben und Tripolis (Tarabolus il Gherb) geworden.

Ich erkenne daher in dem heutigen Tripolis der Barbarei nicht Oëa, wie man es allgemein annimmt, sondern Neapolis, die Neustadt der Tripolis. Ein Text des Ptolemaeus, den man nur sehr oberflächlich mit einer Variante bekämpfen kann, die sich in einem einzigen Manuskript 1) befindet, giebt meiner Behauptung eine entschiedene Stütze. Als der schlagendste Beweis für meine Annahme dienen aber die Maasse, welche in der Reiseroute des Scylax angegeben sind. Sie bestimmen ausserdem mit unwidersprechlicher Genauigkeit zwei andere Punkte. „Nach Neapolis", sagt er, ,,eine Tagereise weit Graphara, nach Graphara eine Tagereise weit Abrotonon." Er reist von Westen nach Osten. Wenn wir nun von Tripolis aus diese Richtung verfolgen, gelangen wir am Abend des ersten Tages nach der Burg Djafara (Casr Djafara), von da erreichen wir in demselben Zeitraum einen Hügel, der mit unförmigen, halb im Lande vergrabenen Ruinen bedeckt ist. Der Ort heisst Bartum (h). Am Fusse des Hügels liegt ein kleiner Salzsee. Ich erkenne hier Abrotonon um so mehr, als dieser Punkt ganz mit der Beschreibung Strabo's übereinstimmt und ein See hier an der Küste zu selten ist, um auch nur einen Augenblick in Zweifel gerathen zu können.

Es bleibt uns eine Schwierigkeit: wenn Tripolis auf der Stelle von Neapolis steht, wo bleibt das arme Oëa, welches von Geographen und Archäologen Gnaden seit

1) In codice Palatino Cellarius Geograph. Lib. IV, Cap. 3.

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bare und schöne Oase, in der sich drei Dörfer befinden, welchen eine Zauya oder Muselmännische Hochschule, die im Lande sich eines grossen Rufes erfreut, als Mittelpunkt dient. Diese Lehranstalten führen ausser der allgemeinen Bezeichnung Zauya immer den Namen des Heiligen, welcher für ihren Stifter gilt; ich nenne nur die Zauya Sidi Salam, die Zauya Ferdjami, die Zauya Abd el Saïd. Hier finden wir ausnahmsweise eine Schule, welche die Zauya Zauya heisst. Wir können unmöglich annehmen, dass dieser Pleonasmus sich nur zufällig eingeschlichen hat. Die Oase muss vor der Erbauung der Schule doch auch schon einen Namen gehabt haben und es ist nicht anzunehmen, dass dieselbe schon früher lucus a non lucendo - Zauya geheissen habe, eben weil sie keine Zauya besass. Eher möchte ich einen mit Zauya ähnlich klingenden Namen suchen, der in späterer Zeit entstellt worden ist. Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich die Oase Oëa nenne. Überall, wo die Bekenner des Islam die Griechische Herrschaft verdrängten, überall, wo die Dialekte Mohamed's die Sprache Homer's ersetzten, finden wir, dass die Eroberer die Präposition, welche die Eingebornen, um die Richtung eines Ortes zu bezeichnen, an ihr Ohr klingen liessen, den Orts-. namen selbst vorgesetzt haben. Oëa gehörte nach Byzanz. Die Griechen sagten: Wir gehen nach der Stadt: is tin polin; dieser Weg führt nach Athen: is Athinas, nach Atalia: is Atalian, nach Oëa: is Oëa. Unbekannt mit der grammatikalischen Analyse sprachen die Fremdlinge nach und sagten Istambol, Setina, Satalia, Soëa. Dieses Soëa aber glich in seiner vulgären Aussprache dermaassen einem Worte, welches in der Sprache der Eroberer einen Sinn (Zauya, Schule) hatte, dass Soëa schnell in Zauya umgeändert wurde, und Zauya ist es bis auf den heutigen Tag geblieben.

Neue Karte von H. Duveyrier's Reise.

Die bis jetzt (Ende April) eingelaufenen Nachrichten über Duveyrier's Reise in der Sahara gehen bis zum 26. Januar 1). Er befand sich seit Dezember im Wadi Tichammalt auf dem Wege von Ghadames nach Ghat und wurde dort so lange zurückgehalten, weil in letzterer Stadt grosse Aufregung gegen die Franzosen herrschte. Es war dort das Gerücht verbreitet, der Reisende komme, um mit Genehmigung des Pascha's von Tripoli und des Tuareg-Häuptlings Ichenuchen Ghat Namens der Französischen Regierung in Besitz zu nehmen, und man brachte damit die Bewegungen eines Französischen Truppencorps in der Algerischen Sahara in Verbindung. Die Häuptlinge der Asgar (Duveyrier schreibt Azdjer), sogar Ichenuchen selbst wurden durch dieses Gerücht. misstrauisch und Duveyrier glaubte eine Zeit lang, sich nach Fesän zurückziehen zu müssen. Zum Glück hatte er einen treuen und mächtigen Beschützer an dem Scheich Sidi-Mohammed-el-Bakay, einem Vetter und Schwiegersohn des berühmten Scheich El-Bakay in

1) S.,,Moniteur univ." 20. April 1861.

Timbuktu, des Beschützers von Dr. Barth. Dieser aufgeklärte Mann erkannte die Herstellung von Handelsverbindungen zwischen dem Sudan und Algier für einen grossen Vortheil und hält es für seine Pflicht, nach Kräften dafür zu wirken, auch hegt er gegen die Christen liberale Gesinnungen und unterstützt den jungen Reisenden in jeder Weise. Endlich traf auch ein Brief des Pascha's von Tripoli in Ghat ein, der die Bewohner dieser Stadt vollkommen beruhigte, so dass sie sich dem Eintritt Duveyrier's nicht mehr widersetzten. Der letztere wollte in Folge dessen seine Reise unverzüglich fortsetzen, jedoch nicht direkt nach Ghat, sondern zunächst nach einer westlicheren Gegend der Sahara, wo sich ein Fluss mit Krokodilen vorfinden soll.

Von Wadi Tichammalt aus schickte uns H. Duveyrier eine ausführliche und sehr werthvolle Karte der Sahara zwischen Ghadames, Wargla, El Wad, dem Djerīd und dem. Golf von Gabes, die gegenwärtig zur Publikation in dieser Zeitschrift vorbereitet wird.

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denen Wissenschaften zu gewinnen, so wie die Ausrüstung eines weiteren Fahrzeuges zu beantragen, damit nicht nur naturhistorische und physikalische, sondern gleichzeitig auch geographische und astronomische Untersuchungen vorgenommen werden könnten, im Fall die Witterungsverhältnisse solches gestatteten. So nahm die Expedition bald grössere Dimensionen an, sie wurde zu einem Nationalunternehmen, das zwar grösserer Mittel bedurfte, von dem aber auch für die Wissenschaft weit mehr zu erwarten war. Auf Ansuchen der Akademie bewilligte der Staat einen Zuschuss von 12.000 Rdlr., welcher Betrag durch die Gaben einzelner Beförderer und Freunde des Unternehmens, so wie durch die Beiträge mehrerer der Theilnehmer selbst noch weiter vermehrt wurde. Die nöthigen astronomischen und physikalischen Instrumente lieferten die Sammlungen der Akademie und der Universität. Ausser den schon genannten Theilnehmern (Professor Nordenskjöld, Cand. med. v. Goës und Marine-Lieutenant Bertil Liljehöök) vereinigen sich mit Magister Torell noch der Amanuensis am astronomischen Observatorium zu Lund, N. C. Dunér, die Herren Magister K. Chydenius (als Physiker) und A. Malmgren von der Finnländischen Universität Helsingfors, Herr v. Yhlen, ein tüchtiger Zoolog, Kapitän Kuylenstjerna, ein eben so wackerer Seemann als trefflicher Schütze, und Carl Petersen, der bekannte Begleiter Penny's, Kane's und McClintock's.

Professor Nordenskjöld und seine beiden Begleiter, die mit ihm am 25. Februar Stockholm verlassen hatten, trafen in der ersten Woche des März über Land in Drontheim ein, reisten von da am 12. März mit Dampfschiff weiter, gelangten gegen Ende des Monates nach Tromsö und unterhandelten dort wegen Erwerbung eines Englischen jetzt dort liegenden Dampfschiffes, welches kürzlich zur Untersuchung der Trans-Atlantischen Telegraphenlinie über Island und Grönland benutzt worden war. In Tromso wollten sie die Ankunft Torell's, der am 4. April zu Schiff Gothenburg verlassen hat, und der übrigen Mitglieder erwarten, um dann Mitte April vereint nach Spitzbergen abzureisen. Die Rückkehr denkt man im August anzutreten.

Seit Anton Rolandson Martin im Jahre 1758 auf Kosten der Schwedischen Akademie eine Reise in die Polar-Gegenden ausführte, auf welcher er am 28. Juni den 80. Breitengrad erreichte, ist von Schweden kein grösseres derartiges Unternehmen ausgegangen und es gereicht der jetzigen Regierung und dem ersten wissenschaftlichen Institut des Landes zu hoher Ehre, eine so grossartige Expedition ausgesandt zu haben, von der man schwerlich irgend einen materiellen Gewinn erwarten darf, die aber, wenn vom Glück begünstigt, für die Wissenschaft Bedeutendes leisten wird, denn hierfür bürgen die ausgezeichneten Kräfte, welche sich ihr gewidmet haben.

Die grossen Tiefenmessungen im Stillen Ocean. Professor Ehrenberg hat am 10. und 13. Dezbr. 1860 die Resultate seiner Untersuchungen von Schlammproben, die in den Jahren 1858 und 1859 vom Lieutenant Brookes im Grossen Ocean bei Sondirungen heraufgeholt wurden, der Königl. Preussischen Akademie der Wissenschaften vorgelegt. Die Tiefenmessungen sind folgende:

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Die Kölner Zeitung" veröffentlicht (16. April) nach Nachrichten, die 14 Tage neuer sind als unser Bericht (SS. 169 f.), folgende interessante Mittheilung über den Empfang der Deutschen Expedition und speziell des Chefs derselben bei dem Vicekönig von Ägypten: ,,Kairo, 2. April. Am 23. v. M. hat der feierliche Empfang des Königl. Hofund Legationsrathes Th. v. Heuglin bei Sr. Hoheit dem Vicekönig von Ägypten im Schlosse Kabari (Alexandria) Statt gefunden. König-Bey, der Sekretär Said Pascha's, holte v. Heuglin in einer prachtvollen Staats-Karosse aus dem Hôtel Zech ab. Der Chef der Deutschen Expedition für Central-Afrika war in grosser Uniform, dekorirt mit seinen vielen Orden und begleitet von einem Funktionär aus der Gesellschaft. Vom General-Statthalter war nämlich der Wunsch ausgesprochen worden, dass der grösseren Feierlichkeit wegen Alles in Uniform erscheinen solle; er werde die Herren von der Expedition, die keine Uniform besässen, später empfangen. Vier Kavassen zu Pferd mit silberbeschlagenen Stöcken und vier Saise (Vorläufer) eilten dem Staatswagen voraus, welcher direkt nach dem Palaste fuhr. Vor dem Eingang desselben hatte ein Bataillon Kavallerie und ein Bataillon schwarzer Infanterie Spalier gebildet, welche den ausserordentlichen Gesandten Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Koburg-Gotha 1) mit Trommelwirbel

1) In dem Bericht steht irrthümlich ,,Sr. Maj. des Königs von Sachsen".

und präsentirten Waffen empfingen. Nachdem Hr. v. Heuglin eine kleine Anrede in Französischer Sprache gehalten und das Diplom überreicht hatte, wurde ihm von dem Funktionär das Grosskreuz überreicht, mit welchem er den Vicekönig, der die Generals-Uniform seiner Truppen und einen grossen prachtvollen Diamant auf der Brust trug, dekorirte; in demselben Augenblicke meldete der Donner von 21 Kanonenschüssen der Stadt die Beendigung der Ceremonie. Se. Hoheit hat sich hierauf noch über eine halbe Stunde mit Hrn. von Heuglin, mit dem er, beiläufig gesagt, auf einem fast freundschaftlichen Fusse steht, auf das Lebhafteste unterhalten und seinem Interesse für die bevorstehende Reise v. Heuglin's Ausdruck verliehen. Am 25. März ist die aus fünf Personen bestehende (der Kunstgärtner Schubarth ist in Alexandria unter dem Titel „Jäger" noch für die Reise engagirt worden) Gesellschaft nach Kairo übergesiedelt, wo sie im Hause des Referenten Posto gefasst hat. Hr. v. Heuglin gedenkt von hier aus einige kleine wissenschaftliche Exkursionen zu machen und in circa 14 Tagen über Suez und Massaua nach Chartum zu reisen, von wo aus die eigentliche Reise erst beginnt. Das grössere, für die Reise durch Habesch unnütze Gepäck wird auf dem Nil-Wege direkt nach Chartum expedirt, da es auf den beschwerlichen Gebirgswegen in Abessinien gar nicht fortzubringen wäre."

Geographische Literatur.

Wie die Mehrzahl der gegenwärtig im Gange befindlichen wissenschaftlichen Reisen auf Afrikanischem Boden vor sich gehen, so ist auch die geographische Literatur über diesen Erdtheil unter den neuesten Publikationen vorzugsweise reich vertreten. Valdez' Beschreibung der West-Afrikanischen Kolonien (im vorigen Bericht, Heft IV, S. 167, besprochen), Tristram's Wanderungen in der Algerischen Sahara bis Metlili, Wargla und El Wad, Hutchinson's neues Werk über seine Reisen und Beobachtungen in West-Afrika zwischen dem Senegal und Gabun, Petherick's Schilderung seiner Reisen in den Nil-Ländern verdienen als bedeutendere Erscheinungen besondere Beachtung; ihnen werden sich in nächster Zeit Du Chaillu's Bericht über seine Forschungen am Gabun und Ogobai im äquatorialen West-Afrika (,,Equatorial Africa", London bei Murray) und ein neues Buch von C. J. Andersson über seine letzten Reisen in Südwest - Afrika (,,The Okavango River", London bei Hurst & Blackett) zugesellen, die beide ganz frischen Boden berühren.

Alle diese Werke gehören der Englischen Literatur an, obwohl nur drei von ihnen Engländer zu Verfassern haben. Wir finden diess sehr natürlich, da Reiseschriften beim Englischen Publikum weit leichter Eingang finden als bei irgend einer anderen Nation, aber auffallend ist doch, dass sogar der Bericht über die Novara-Expedition, die erste wissenschaftliche Reise um die Welt, welche ein Deutscher Staat aussandte, zuerst in Englischer Ausgabe zu London erscheinen musste (,,The Circumnavigation of the Globe by the Austrian frigate Novara. By Dr. Karl v. Scherzer." 1st vol. 8o. London, Saunders, Otley & Co. 30 s. Erschienen Mitte April). Es verletzt diess unser Gefühl als Deutsche und muss auf un

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