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neen, Tamarix gallica, Chrysanthemum coronarium, das unserem Chr. segetum äusserst ähnlich ist, Seslerien und Setarien bewachsen sind. Hat man die kleine Wüstenstrecke zwischen diesem Kulturland und dem aus einzelnen, aus Palmenhainen freundlich hervorschauenden, Villen bestehenden Ramle hinter sich, so folgt abermals ein solches schmales Kulturland, das ausser mit grossen Hainen von Dattelpalmen mit Weizen, Melonen, Gurken, Lupinen und Ricinus bebaut ist, aber einzelne dazwischen eingestreute Punkte zeigen eine eigene Vegetation. Während die Wegränder das schöne, in der Entwickelung seiner Staubgefässe so eigenthümliche, goldgelbe Hypecoum patens, grosse Büsche von Echium, schöne Juncus, Cyperus, die rosablüthige Tamarix, Caucalis hirsuta und C. glabra zwischen verschiedenen Gräsern tragen, zeigen einzelne wüste Stellen dieses Strichs den schon oben erwähnten kleinen, rothen Klee, Hedysarum Alhagi, Adonis vernalis mit den goldgelben Blüthen und den zart geschlitzten Blättern, kleine Gnaphalium- und Plantago-Arten, Picridium tingitanum, 2 Senecionen, die liebliche blaue Iris Sisyrinchium, weissblüthige Chrysanthemen mit zerschlitzten Blättern, ein niedriges Antirrhinum mit weisser Blüthe und goldgelbem Schlunde, das kleine, zierliche Lepidium squamatum und eine dem Boden dicht aufliegende, kaum 1 Zoll hohe Euphorbia.

Folgt man dem Wege weiter, welcher nach Abukir führt, so passirt man eine Salzwüste, deren Rand von den Dattelhainen und Melonenfeldern des Kulturlandes durch einen kaum 40 Schritt breiten, mit Carex, Cyperus, Juncus und Crambe überwachsenen Strich Sumpflandes getrennt ist, welcher in einzelnen Tümpfeln eine Chara (wahrscheinlich Ch. foetida) birgt. Hierauf folgt eine Wüste, welche auf den ersten Blick nur einzelne Artemisia- und Juncus-Büsche zeigt, während halb vom Sande begraben Silene succulenta kaum einige ihrer saftigen, grauen Blättchen und die schönen hellrosenrothen, Medicago maritima die goldgelben, dicht gedrängten Blüthen über den Flugsand erheben und Cynomorium coccineum seine keulenförmigen, braunrothen, fleischigen Blüthenstände bis 3 Zoll hoch hervorschauen lässt. Daneben findet sich noch der gelbe Astragalus alexandrinus, eine kleine, blaue Matthiola, einige niedrige Tamarix-, Salicornien und Salsola-Arten.

Die von den beiden letzteren gebildeten eigentlichen Salzsteppen beginnen erst etwas weiterhin und reichen mit wahren Wüsten abwechselnd bis zur Maádiéh (Fähre) über den Kanal, welcher den See von Edku mit dem Mittelmeere verbindet. Von hier bis nach Rosette ist vollkommene Wüste, nur gegen Süden erblickt man einen langen Strich Dattelpalmen, aus dem die Minarets von Edku freundlich hervorschauen. Dann folgt aber bis Rosette eine grosse

Flugsandwüste, bis nach mehreren Stunden in weiter Ferne die mit Dattelpalmen dicht bewachsenen Sandhügel, welche die Stadt umschliessen, auftauchen. Diese Wüste ist so vollkommen eben, so ohne jede auch nur 1 Zoll hohe Bodenerhebung oder Stein, ohne Spur von Vegetation oder thierischem Leben, dass man dem Wanderer als Wegweiser durch diese traurige Strecke 14 Thürmchen oder Pfeiler baute, um ihm das Auffinden der Nil-Stadt zu ermöglichen. Diese ganze Strecke durchreisten wir bei einem. Nordweststurm, der die Brandung des Meeres haushoch emportrieb und mehreren Schiffen den Untergang brachte. Wir und unsere Reitthiere wurden durch den Sturm zum schärfsten Laufe getrieben, während gelbe Sandwolken, kaum auf Minuten von den heftigsten Platzregen und Hagelschauern niedergeworfen, überall um uns aufwirbelten und das Sehen und Athmen bedeutend erschwerten. Durch diese Witterung wurden wir auch verhindert, die bedeutenden Reisfelder unterhalb Rosette zu besuchen und dort zoologische und botanische Sammlungen zu machen. Die Gestade des Mittelmeeres am Nil-Delta sind natürlich flach und sandig, erst westlich von Alexandrien tritt das Land felsig als Sand- und Kalkstein neuester Bildung in das Meer, jedoch so niedrig, dass man die eigentliche Küste nur auf sehr kurze Entfernung vom Meer aus sieht, yon wo sie wie eine weisse Linie über den Spiegel desselben hervortritt. Diese vegetationslose, felsige Küste enthält die sogenannten Katakomben Alexandria's, weite, niedrige Gewölbe, und die sogenannten Bäder der Kleopatra, durch Fluth und Menschenhände ausgehöhlte Löcher und kleine Bassins, in die das Meerwasser freien Zutritt hat und deren Wände mit Patellen und Actinien (A. Mesembryanthemum) besetzt sind, während Ulva (U. Lactuca), Enteromorpha und andere Tange in der ewig bewegten Salzfluth gaukeln.

Von Alexandria aus zieht sich der Damm der Eisenbahn durch den mit Hunderten und Tausenden von Flamingos (Phoenicopterus ruber), Pelekanen (Pelecanus crispus), Löfflern (Platalea), verschiedenen Möven-Arten (Larus), Kiebitzen (Vanellus cristatus und spinosus), Regenpfeifern (Charadrius), Beccasinen (Scolopax) u. s. w. bedeckten See Mariut (Mareotis der Alten) hinein in das fruchtbare Nil-Delta mit den reichen Weizen-, Klee-, Baumwolle-, Reis-, Lein-, Zwiebeln-, Melonen- und Hanf- (Cannabis indica) Feldern, bis man nach ungefähr 5 Stunden durch die weiten, dicht mit herrlichen Früchten und reichen Blüthen geschmückten Orangenhaine, Ölbaum- und Granatenwäldchen der Gärten von Schubra einfahrend in der Ferne die alte Kalifen-Stadt Kairo mit der sie weit überragenden Citadelle und dem noch höheren, mit senkrechten Wänden aus der Ebene aufsteigenden Djebel Mokattam erblickt, während im Westen davon die

Spitzen der Pyramiden über die Häupter der Mimosenwäldchen hervortreten. An diesen Wäldchen (aus Mimosa nilotica) erkennt man überall den Lauf des heiligen Nil und seiner grösseren Kanäle, denn nur an zeitweise überschwemmten Orten gedeiht die Mimose zum schönen Baume. Die Ortschaften, die man im Delta passirt, sind meist mit Dattelpalmen und Sycomoren umkränzt. Geschäftige Fel-、 lahs heben mittelst Schatuf das Fruchtbarkeit spendende Wasser in die jedes Feld vielfach durchziehenden kleinen Kanäle oder ein Pferd, Büffel, Stier oder selbst ein Kameel bewegen mit verbundenen Augen im Kreise gehend eine knarrende Sakieh.

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Das Leben in Kairo Ihnen zu schildern, mag einer späteren Zeit vorbehalten bleiben, nur über die Natur der Gegend will ich mir einige Bemerkungen erlauben.

Der oben erwähnte Djebel Mokattam, der sich ohne Spur von Vegetation 5- bis 600 Fuss senkrecht über die Stadt erhebt, senkt sich nach Osten gegen die Arabische Wüste, während er nach Südwest und Süd das Nil-Thal weithin begleitet. Seine Hauptmasse besteht bei Kairo aus Kreide und enthält ausser ein- und zweischaligen Muscheln Reste eines am Rückenschilde ungefähr 3 Zoll breiten, kurzschwänzigen Krebses (Portunus?), einer Schildkröte, Haifischzähne, so wie nach gütiger mündlicher Mittheilung des Herrn Professor Dr. Reil in Kairo Zähne einer Halicore (?).

Reitet man durch die engen Strassen der Stadt hinaus durch Bab el Nasr (das Siegesthor), zwischen den hohen Moscheen und Kuppelgräbern der alten Kalifen, zwischen den östlichen Ausläufern des Mokattam und den westlichen des Rothen Berges, eines kleinen, aus rothbraunem Sandsteine bestehenden Bergstockes, in die vorliegende Wüste, so erreicht man nach ungefähr 2 Stunden einen Theil des sogenannten Versteinerten Waldes. Schon von fern her erkennt man diesen Theil der Wüste an der schwarzen Farbe der bisher gleichmässig gelb gefärbten Sandhügel, erzeugt durch die dicht liegenden, bis 1 Fuss langen braunen Trümmer verkieselten Holzes, die in der Länge von 20 und einigen Stunden in der Richtung nach Sues hin die sandigen Wüstenhügel bedecken. An der Oberfläche dieser Hügel erscheinen häufig schmale Gänge weissen Fasergypses, während Lager von Ostreen (O. Marshii?) und 3 bis 5 Fuss mächtige Bänke anderer versteinerter Muscheln zu Tage treten. Hier in dieser Gegend liess Said Pascha, durch Europäer veranlasst, jedoch vergeblich auf Kohlen graben. Dieser Theil der Wüstenhügel enthält ein schönes, kleines, nach Westen durch senkrechte Felswände geschlossenes Thal, in welchem sich die sogenannte Moses-Quelle, welche Bitterwasser führt, findet; nach ihr führt das Thal den Namen Wadi Musa. Ein einsamer

Feigenbaum steht darin und Schlingpflanzen hängen in der Nähe der Quelle von den Kalksteinwänden herab. Es erstreckt sich circa 20 Minuten von der offenen Wüste westlich hinein in den nordöstlichen Abfall des MokattamGebirges.

Dieser Theil der Wüste ist nicht ohne allen Pflanzenwuchs. Hyoscyamus muticus (H. Datora, Forsk.), Datora der Araber, bildet hier und dort grosse, 2 bis 3 Fuss im Durchmesser haltende Büsche; ein kleines Antirrhinum erhebt seine weissliche, gespornte Blüthe kaum über den Boden und einzelne Salicornien, Salsolen und Chenopodien zeigen sich, während ein roth blühender kleiner Cistus, so wie das stachelige Hedysarum Alhagi, Lunaria scabra, Herniaria lenticulata, Geranium und Diplotaxis in einzelnen Exemplaren auftreten. Die starre Euphorbia retusa bildet bis 2 Fuss hohe Büsche, während die graue Asclepias cordata und die fiederblättrige Cassia sich kaum über den Boden erheben. Die zu Knäueln vertrockneten JerichoRosen (Anastatica hierochuntica), von der Hitze zusammengeballt, rollen vor dem leichtesten Wind auf der glatten Sandfläche dahin. Vergebens suchte ich die sonst in den Wüsten um Kairo so häufige Coloquinte. Verschiedene Heteromeren leben im Schutz und Schatten dieser Gewächse, aber auch die giftigsten Schlangen, wie die Gehörnte Viper (Cerastes cornutus, Vipera Cerastes) und eine zweite, noch unbeschriebene Cerastes-Art, der vorigen in der Farbe ganz ähnlich, aber fast ohne Hornfortsätze über den Augen und mit kurzem, dünnen, schwarzen, scheinbar abgestorbenen Schwanze, liegen unter ihnen, wie unter Steinen, zusammengerollt in träger Ruhe, bis sie gestört zischend emporfahren. Die Zahl der beschuppten Amphibien, der Schlangen und Eidechsen, ist um Kairo überaus gross. In der verhältnissmässig kurzen Zeit unseres dortigen Aufenthaltes haben wir 10 bis 12 Species Schlangen und wohl 15 Arten Eidechsen, beide in zahlreichen Exemplaren, gesammelt. Unter den ersteren haben wir die giftigsten Arten, wie z. B. die oben erwähnten zwei Cerastes, unter letzteren die zwei grossen Arten der Wüste: den dick bäuchigen Dab (Uromastix spinipes), dessen dicker, kräftiger, mit Ringen harter Hornspitzen bedeckter Schwanz eine nicht zu verachtende Waffe ist, da er ihn trotz seiner scheinbaren Unbeholfenheit mit vieler Geschicklichkeit zu gebrauchen versteht, und den noch weit grösseren Psammosaurus griseus, welcher schlank gebaut und mit langem, dünnen Schwanz versehen ist. In seinen Bewegungen ist er äusserst behend. Sein Biss soll sehr schmerzhaft sein, da er bei sehr grosser Muskelkraft der Kinnladen das Erfasste nicht wieder loslässt. Eine dritte grosse Eidechsen-Art gelang es uns nicht zu sammeln, es ist diess der Varran (Monitor niloticus, Varanus niloticus).

Eines Skorpions, des grössten, welcher in Unter-Ägypten vorkommt und der sich nur im Versteinerten Walde findet, muss ich noch erwähnen. Er ist 4 bis 4 Zoll lang, von derselben grünlich - gelben Farbe wie die kleineren hier vorkommenden Arten, aber mit vierkantigem, schwärzlichen, dicken Schwanze, starker brauner Giftblase und starkem Stachel. Er scheint sehr selten zu sein, denn wir bekamen nur zwei Exemplare.

Die erste der Exkursionen, welche wir von Kairo aus machten, galt natürlich den Pyramiden, den Gräberfeldern von Saccara, so wie den Kolossen von Memphis beim heutigen Dorf Mettre-Henne.

Über die schöne, leider sehr vernachlässigte Esbekiéh, Kairo's Promenade, die mit vielen Indischen Bäumen, verschiedenen Sycomoren-Arten mit herabhängenden Luftwurzeln und pittoreskem Stamm, der jetzt prächtig grünen Mimosa Lebec, die in kaum 3 Tagen sich in ihr dichtes Sommergewand hüllt, der schönen, reich gelb blühenden Parkinsonia aculeata mit dem grünen Stamm und dem leichten Blattwerk, verschiedenen Maulbeer-Bäumen, brennend rothen Granaten und rosablüthigem Oleander, Hecken von Capparis und Rosen, die wieder von verschiedenen Convolvulus überrankt und festonartig mit den nächsten Bäumen verbunden sind, geschmückt ist und wo die baumartige Ägyptische Euphorbie ihre kahlen Stammglieder emporstreckt, über diesen grossen, herrlichen Platz führt der Weg durch eine breite Allee von hohen Tamarisken und Lebec-Bäumen, zwischen Hecken von dichtem, 10 bis 15 Fuss hohem Arundo Donax, durch Dattelhaine, Schuttfelder der alten Kalifen-Stadt, hinaus nach Fostad oder Alt-Kairo (Masr atiqueh) vorüber an Kasr el Nil, Said Pascha's Kairiner Residenz, durch die Bogen der bedeutenden alten Wasserleitung, vorbei an Ismael Pascha's heiter blickendem Schloss auf der einst paradiesisch schönen Insel Rhoda, wo Moses von Pharao's Tochter gefunden worden sein soll und wo zu Mehmet Ali's Zeit ein botanischer Garten existirte, für Kultur der Pflanzen aller Zonen so günstig gelegen wie kaum ein zweiter der Erde, von dem jetzt aber nur noch traurige Reste geblieben sind, vorüber an Soliman Pascha's Palast in Masr atiqueh selbst, nach der Maádiéh von Djiseh, WO man den Nil oberhalb des Nil-Messers an der Südspitze von Rhoda passirt. Von Djiseh aus zieht sich der Weg durch fruchtbares, reich bebautes Land, bis man in die Wüste eintritt, in der sich auf einem Plateau die Pyramiden erheben. Es ist eine alte Erfahrung, dass, je näher man diesen künstlichen, aus kolossalen Kalkblöcken aufgethürmten Bergen kommt, sie immer niedriger zu werden scheinen. An der grossen Sphinx vorüber führt der Weg hinauf in tiefem Sand an einem neu ausgegrabenen grossen Tempel von Pharao Schafra vorüber zur Basis der

Pyramiden selbst. Steht man nun am Fusse dieser Riesenbauten, so glaubt man sie mit Leichtigkeit ersteigen zu können, so allmählich erscheint die Steigung, doch je höher man daran emporklimmt, desto grössere Proportionen nehmen sie an; blickt man hinab an ihren Fuss, so glaubt man an senkrechter Felswand zu stehen, denn gerade unter sich erblickt man die ausgebreiteten Teppiche mit den darauf ruhenden Gefährten, die schon öfter den steilen Weg über die 3 bis 3 Fuss hohen Stufen geklimmt sind. und nun in stiller Beschaulichkeit den von den Beduinen halb gezogenen, halb gestossenen Reisegenossen in der Höhe nachschauen. Keuchend und erschöpft kehrt man zu ihnen zurück.

Das Plateau, auf welchem die Pyramiden stehen, ist Nummuliten-Kalk. Versteinerte Spatangus und Nummuliten bieten die Beduinen zum Kauf, letztere unter dem Namen ,,Geld der Kleopatra". Auf dem Sande des PyramidenPlateau's in glühender Hitze eilt geschäftig ein schwarz und weiss gezeichneter Käfer, Graphipterus variegatus, dahin, während höchstens eine halb verkümmerte Silene hirsuta ihre blassen Blüthen über den gelben Sand oder zwischen den herumliegenden Kalksteintrümmern erhebt.

Von den Pyramiden hinweg gingen wir weiter, halb in der vegetationslosen Wüste, halb an der Grenze des Kulturlandes. Aus den Sandbergen der Wüste herab zogen Araber mit Heerden von Schafen und Kameelen, während gegen Abend einige Trupps Grauer Kraniche (Grus cinerea) in Begleitung des Numidischen (Grus Virgo) unnahbar für uns den Wüstenhügeln zueilten. An einigen kleinen, halb ausgetrockneten Wassertümpfeln wurden einige Enten und Edelreiher mit schönem Federschopf geschossen. In einem prächtigen Dattelpalmenhaine übernachteten wir bei Abusir; einige Skorpione hatten unter unseren Teppichen Schutz gegen den Thau und die Kälte der Nacht gesucht. In Saccara besuchten wir ein neu von Mariette geöffnetes herrliches Grab, mit auf das Beste erhaltenen und wunderschön ausgeführten Reliefarbeiten, das ganze häusliche Leben und Treiben der alten Ägypter darstellend, geschmückt, besahen dann das kolossale, in den Felsen gesprengte Serapion mit den vielen ungeheueren Granitsärgen der heiligen Stiere (Apis) und ritten dann an der Stufenpyramide vorüber nach den Dattelwaldungen von Mettre - Henne, welche die weiten Schutthaufen und Ruinen von Memphis bergen. Der erste der Kolosse liegt dicht am eben erwähnten Dorf in einer ziemlich trockenen Grube, deren Wände zum Theil mit dem einzigen Moos ausgepolstert sind, das ich bisher auf Afrika's Boden fand; der Koloss liegt auf der Seite, so dass man ihn in seiner ganzen Grösse und in der Schönheit der Arbeit bewundern kann. Der zweite dagegen liegt in einer tiefen, damals mit Wasser

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Die Osterfeiertage benutzten wir zu einem mehrtägigen Ausflug über Hanka nach Belbes, das in dem Vegetationsgürtel liegt, welcher sich mit geringen Unterbrechungen östlich von Kairo durch die Provinz Scherquieh (das Land Gosen) bis nach Palästina hineinzieht. In der von uns durchwanderten Strecke wird ausser zahlreichen Dattelwäldchen sehr viel Weizen, etwas Baumwolle (Gossypium vitifolium), Tabak, rothe Linsen und Erbsen gebaut. Die botanische Ausbeute ergab ausser mehreren schon früher gesammelten Sachen Marsilea aegyptiaca, Erythraea, Alisma natans (?), Cnicus horridus, Orobanche ramosa und O. pruinosa, einige Euphorbien- und Cuscuta-Arten.

Eines achttägigen Übungsrittes zu Kameel muss ich noch Erwähnung thun, den wir nach Fayum, jener interessanten Bodeneinsenkung unter das Niveau des Nil, unternahmen. Der Weg führte uns über Saccara hinaus durch die 10 Stunden breite Wüste, in deren Mitte wir unter einem überhängenden Felsblock übernachteten. Diese Wüste ist theilweise Sand-, theilweise Steinwüste. (Ähnliche Felstische treten hier auf wie die sogenannten Gletschertische auf den Gletschern unserer Hochalpen. Hierbei schützt der herabgestürzte Felsblock das direkt unter ihm liegende Eis des Gletschers gegen die verzehrenden Strahlen der Sonne, welche die übrige ringsherum liegende Oberfläche des Gletschers aufthaut, so dass endlich ein Eisstiel dasteht, welcher den Felsblock frei auf seiner Spitze trägt, bis auch diese tragende Eismasse von der Tageswärme so stark angenagt wird, dass sie den Felsblock nicht mehr halten kann und dieser von Neuem auf die Fläche des Gletschers stürzt, wo er bald einen neuen Gletschertisch bildet. Ähnliches scheint hier in der Wüste der Fall zu sein. Der liegende Felsblock schützt den unter ihm liegenden Sand gegen die heftige Einwirkung der über die öde Fläche frei fegenden Winde, während der umliegende eine leichte Beute derselben wird. So entstehen ähnliche Felstische und fallen, wenn der aus Sand gebildete Fuss endlich weicht, freilich in weit grösseren Zeiträumen, als es auf den Gletschern der Fall ist, auf die ebene Fläche der Wüste zurück, wo sich dann derselbe Prozess wiederholen kann. Andere derartige Felstische der Wüste stehen auf steiniger Basis, welche vom Sande, oft weicher als der den Tisch bildende Felsblock selbst, und seltenen Regenströmen an den Rändern abgerieben wird, bis sie zu schwach ist, den auf ihr lastenden Druck des Felsens nicht mehr tragen kann, oder Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft VII.

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bis dieser nach einer Seite hin das Übergewicht bekommt und herabstürzt.)

Gegen Sonnenaufgang brachen wir auf und kamen um 11 Uhr nach dem Städtchen Tamiéh am Joseph - Kanal (Bahr el Jussuf), welcher, hier sehr breit, sich einige Stunden weit zwischen senkrechten künstlichen Alluvialwänden hinzieht und dessen dicht mit Tamarix gallica und mannifera bewachsener Grund einer Menge Wassergeflügel und Wildschweinen Schutz gegen die brennenden Strahlen der Sonne giebt, während in der Nähe der Stadt selbst zahlreiche Büffel sich im Schlamm wälzen und gute Weide finden. Zwischen und auf ihnen sitzt gravitätisch der kleine weisse Kuhreiher (Ardea bubulcus). Um 2 Uhr erhob sich ein furchtbarer Sandsturm, so dass wir froh waren, schon ein Unterkommen, wenn auch in einem Hause ohne Thür und Fenster, gefunden zu haben, doch wurden wir dadurch verhindert, unseren Weg fortzusetzen. Am anderen Tage ritten wir bis zum See von Fayum (Birket el Kerun) durch äusserst fruchtbares Land. Der 15 Stunden lange See ist ringsum von einem mehrere Stunden breiten, mit Tamarix mannifera bewachsenen Sandgürtel umgeben. Am Ufer der breiten Wasserfläche lagerten wir 2 Nächte. Der See ist äusserst fischreich, so dass uns Fischer aus einem benachbarten Weiler in kurzer Zeit 30 und einige der schönsten Fische (Chromis nilotica) zum Verkauf brachten. Ausserdem enthält er noch Binni (Cyprinus sp.) und Synodontes Schaal, dessen junge Exemplare Rüppell als S. maculosus beschreibt.

Enten, Löffelgänse, Flamingos, Pelekane fielen bei Sonnenuntergang in unserer Nähe ein, von denen mehrere unsere Beute wurden. So wenig ergiebig in botanischer Beziehung die Gegend war, so interessant war sie in Anbetracht der niederen Thierwelt. Hatten wir schon im Bahr el Jussuf bei Tamiéh einige Arten Weichthiere und Schnecken, so wie den schönen grossen Copris Isidis, Ateuchus sacer, der den sein Ei enthaltenden zollgrossen Kothballen mit den Hinterfüssen rollt, während er sich mit den Vorderfüssen gegen den Boden stemmt, und andere Coleoptera gesammelt, so fanden wir ausser diesen am See noch einen prächtigen Chlaenius, Bupresten und Rüsselkäfer. Am Abend bei Laternenschein sammelten wir noch 8 bis 10 Exemplare der grossen gelben Wüstenspinne (Galeodes araneoides), deren lang behaarte Füsse 6 Zoll Spannweite haben. Von den Arabern wird ihr Biss sehr gefürchtet. Ihre kieselharten Mandibeln knirschten auf der Klinge eines vorgehaltenen Taschenmessers, das sie geöffnet an der äussersten Spitze der Klinge lange wagrecht hielt, ohne es fallen zu lassen. Leider hatten wir kein kleines Thier in der Nähe, an dem wir Versuche über die Wirkung des Bisses hätten anstellen können, doch

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werden wir zu derartigen Versuchen wohl noch oft genug Gelegenheit bekommen.

(Auszug aus einem Schreiben von Th. Kinzelbach, Sues 1. Juni 1861.) Ich erlaube mir, Ihnen einige Rechenschaft über meine bisherige Thätigkeit zu geben. In Alexandria blieben meine Instrumente bis zur Abreise in den Douanen und ich konnte nur mit Thermometer, Psychrometer und Aneroid Beobachtungen anstellen; ich machte indessen alsbald die Bekanntschaft des Englischen Negotianten Mr. Thurburn, der ein Liebhaber der Astronomie ist, ein Passage-Instrument bei sich aufgestellt hat und für Alexandrien die Zeit giebt; durch ihn wurde ich dem bekannten Astronomen Machmud Bey in Bulak empfohlen. Meinen Aufenthalt in Kairo benutzte ich, um meine Instrumente zu justiren, das eine und andere zu verbessern und anzubringen, die beiden Hypsometer zu flicken, mir einen Glas-Horizont zu verschaffen (ein Geschenk von Linant Bey), die nunmehrige Verpackungsweise zu arrangiren, meine Uhren zu reguliren, Machmud Bey bei seinen

Beobachtungen auf dem Observatorium zu assistiren, die verschiedenen überschickten astronomischen Bücher zu stu

diren u. s. w. u. s. w. Kurz, ich kann sagen, ich war keine Stunde in Kairo unthätig und es kam mir der längere Aufenthalt daselbst sehr erwünscht. Indessen erst in Ain Musa hatte ich Gelegenheit, unter Verhältnissen, wie sie von nun an am häufigsten vorkommen werden, nämlich auf freiem Felde, im Sandboden, bei ziemlich heftigem Winde und die Sonne über dem Haupte, meine Instrumente, die praktische Beobachtungsweise und mich selbst. kennen zu lernen; ich glaube dabei die nöthigen Erfahrungen gesammelt zu haben, um von nun an zuverlässige Beobachtungen geben zu können 1).

1) Die Publikation der von Herrn Kinzelbach überschickten Beobachtungen zu Ain Musa bleibt einer anderen Gelegenheit vorbehalten.

Was das Schicksal Ed. Vogel's anlangt, so haben die Reisenden bei ihrem Aufenthalt in Ägypten Nichts erfahren können, was ein neues Licht darauf zu werfen im Stande wäre. A. P.

Geographische Notizen.

Gründung einer Geographischen Gesellschaft in Leipzig.

Auf Anregung Dr. H. Lange's traten am 27. Febr. d. J. zu Leipzig die Herren Dr. Ad. Barth, Prof. Dr. C. Bruhns, General - Konsul Clauss, Professor Dr H. L. Fleischer, Dr. H. Lange und Direktor Dr. C. Vogel zusammen, um eine in Leipzig zu begründende Zweigstiftung der Carl Ritter-Stiftung zu besprechen. Es wurde eine nächste allgemeine Berathung auf den 11. März festgesetzt und die drei älteren Herren übertrugen den drei jüngeren (Lange, Barth und Bruhns) die Besorgung der Vorbereitungen und Vorlagen. In der Sitzung vom 11. März waren ausser den sechs Genannten die Herren Oberpostrath J. v. Auenmüller, Banquier E. Becker, Dr. H. Brandes, Professor Dr. J. V. Carus, Kaufmann A. Leppoc, Stadtrath Dr. L. Lippert-Dähne und Buchhändler T. O. Weigel anwesend. Man kam zu der Überzeugung, dass die Stiftung am wirksamsten durch einen Verein getragen und gepflegt werden würde, und so konstituirten sich die Anwesenden als ,,Verein von Freunden der Erdkunde". Nachdem am 23. März die inzwischen durch die Herren Barth, Bruhns, Carus und Lange ausgearbeiteten Statuten genehmigt waren, begann der junge Verein am 1. Mai seine Wirksamkeit mit einem Aufruf zu Beiträgen für die Leipziger Carl Ritter-Stiftung, welchen ausser den oben Genannten noch Prof. H. Brockhaus, General-Konsul A. Dufour-Feronce, Dr. B. W. Feddersen und Oberpostdirektor A. v. Zahn unterzeichnet haben.

Diess ist in Kürze die Entstehungsgeschichte eines Vereins, der für die Förderung der Erdkunde Grosses zu leisten verspricht. Von so ausgezeichneten Fachmännern und einflussreichen Gönnern der Wissenschaft ins Leben gerufen, wird er gerade in Leipzig, dem Mittelpunkt des literarischen Verkehrs in Deutschland, einen überaus gün

stigen Boden für die Entwickelung seiner Verbindungen finden und die gleichzeitige Gründung einer Stiftung, welche die Aufgabe hat, der Erdkunde durch Beförderung von Reisen oder wissenschaftlichen Arbeiten zu nützen, benimmt dem Verein sofort den lokalen Charakter, den er bei einer Beschränkung seiner Thätigkeit auf die Vorträge. in den Versammlungen haben würde, und führt ihn zur thatkräftigen Arbeit auf dem unermesslichen Felde der gesammten geographischen Wissenschaft. Möge ein günstiger Stern über ihm walten! Dann kann es nicht ausbleiben, dass die Erdkunde eine neue kräftige Stütze in ihm findet, dass sie auch in Deutschland mehr und mehr Freunde und Förderer gewinnt und dem hohen Ziele rascher entgegenschreitet, welches dem Geiste ihres unsterblichen Begründers vorschwebte.

Die pflanzengeographischen Verhältnisse Ösells und der benachbarten Eilande.

Von Dr. Arthur Baron von Sass.

Die Flora der Insel Ösell und der benachbarten Eilande enthält nach meinen Untersuchungen, verglichen mit den früher hier angestellten botanischen Forschungen 1), 753 Pha

1) Dr. v. Luce: Topograph. Nachrichten von der Insel Ösel in medizinischer und ökonomischer Hinsicht. Riga 1823. Dr. v. Luce: Nachtrag zum Prodromo florae osiliensis, nebst einem vollständigen Register. Reval 1829. Ledebour: Flora rossica. Fleischer: Flora der Ostseeprovinzen, 2. Aufl., bearbeitet von Prof. Alexander v. Bunge. Mitau und Leipzig 1843. Dr. J. Johnson: Beschreibung der Insel Ösel. In den Abhandlungen der Freien ökonomischen Gesellschaft zu St. Petersburg 1850. - Dr. Müller: Versuch eines Vegetationsgemäldes von Ösel. Im Korrespondenzblatt des Naturforschenden Vereins in Riga, 1851. Wiedemann und Weber: Beschreibung der phanero

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