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sich unter den kalten Winden des Winters namentlich der Südwestwind bemerklich (dieser kommt aber vom Kältepol), dagegen unter den wärmeren ist dann namentlich der Nordwestwind zu bezeichnen. Aber eine besondere Beachtung verdient der Nordostwind, weil er Beweise von kontinentaler Eigenschaft enthält; er bringt im Winter tiefere Temperatur, höheren Barometerstand und heiteren Himmel, zum grossen Unterschiede vom Nordwestwind, welcher dann trüben Himmel, Schneefall und also auch höhere Temperatur bringt; der Nordostwind kommt demzufolge sehr wahrscheinlich aus einer Gegend, wo einigermaassen Kontinentalität besteht. Diess stimmt mit zwei möglichen Erklärungen überein; entweder äussert sich hierin schon die Wirkung des Amerikanischen Winterkälte-Pols, der, wie früher angegeben ist, noch westlich von BanksLand und Prince Patrick sich fortsetzen könnte und mit ihm der arktische Archipel, oder auch bewährt sich eine näher liegende grössere Landbildung, welche nordöstlich von Nischne Kolymsk und nordwestlich von der BeringStrasse, gegenüber dem Kap Yakan, von den Tschuktschen schon lange als das Land,,Titijen" bezeichnet, von Wrangell nicht bezweifelt und von Kellett unfern der neu entdeckten Herald-Insel (bei 72° N., 176° W.) wirklich erblickt ist. Es ist aber nicht anzunehmen, dass diese Landbildung bis zum Pol der Erdachse sich erstreckt, da wir sonst auf der Melville-Insel nicht auch aus Nordwest oceanische Winde und die anderen Zeichen milderen Klima's an der Nordwestseite des Amerikanischen Archipels so übereinstimmend berichtet gefunden haben würden. In Nischne Kolymsk ist noch als bemerkenswerth hervorzuheben, dass auch hier ein auffallend warmer Wind aus SO. gen O. im Winter sich auszeichnet, der auch das Barometer fallen macht, also wie in Grönland und Island, so dass hier vielleicht die beiden Passate sich darstellen, aber in der geänderten Richtung, der Polarstrom als SW., der Äquatorialstrom als SO. gen 0.

§. 11.

Wir haben nun unsere Umfahrt um die nördliche Circumpolar-Zone beendigt; ihrem Mittelpunkte freilich haben wir uns nur bis 78° N. nähern können und auch diess nur auf einer Strecke des Amerikanischen Theils; für den übrigen Theil sind wir kaum über 71° N. hinaus gekommen. Der Überblick lehrt als Ergebniss, dass alle meteorologischen Erscheinungen Zeugniss abgeben für das Vorhandensein von zwei Winterkälte-Polen und für ein zwischen beiden im Winter befindliches, den eigentlichen Erdpol selbst einschliessendes, wärmeres Gebiet, das nur von überwiegend oceanischer Natur sein kann. Im Sommer ändert sich diese Temperatur-Vertheilung, indem dann eben der zwischenliegende oceanische Raum mit seiner Eisdecke der kühlere wird im Vergleich zu den die solarischen Wärmestrahlen rascher absorbirenden und auch südlicheren Kontinenten.

Genauer bezeichnet bildet der Raum des SommerkältePols ein zusammenhängendes Gebiet, sich kreuzend mit den beiden getrennten winterlichen Temperatur-Polen, etwa in der Richtung von der Bering - Strasse nach Spitzbergen hin, jedoch mit der Besonderheit, dass im Frühling bis zur Mitte des Sommers es sich in zwei Winkel erweitert; der eine befindet sich bei der Hudson - Bai, etwa durch die Winter-Insel repräsentirt, der andere an der Ostseite

von Novaja Semlja; beide entstehen in Folge langsamen Schmelzens dort angehäufter Eismassen und verschwinden daher in der zweiten Hälfte des Sommers, wie die monatlichen Temperaturen unzweifelhaft ergeben. Die Gestalt ist auf der Karte der nördlichen Hemisphäre" in Dove's Klimatologischen Beiträgen 1857 sehr deutlich dargelegt zu finden (freilich ist bei Verzeichnung der Januar-Isothermlinie hier noch nicht eine Trennung ihres Gebiets in zwei völlig geschiedene unternommen, welche uns richtig erscheinen muss).

In den Lehrbüchern der Meteorologie findet man allgemein als gültig angegeben, es bestehe in der Vertheilung des Luftdrucks ein Gegensatz zwischen den nordöstlichen und den südwestlichen Winden, indem mit jenen der grösste, mit diesen aber der geringste Barometerstand eintrete, und zwar auf der ganzen gemässigten Zone der NordHemisphäre, mit anderen Worten, die barische Windrose (mit welcher im Allgemeinen auch die thermische übereinstimmt) habe ihre Achse überall auf jener Zone rings um die Erde in der Richtung zwischen NO. und SW., entsprechend den beiden Passaten, deren Funktion sie ist (s. E. E. Schmid, Lehrbuch der Meteorologie, 1860, S. 882 u. a., das neueste und ein gründliches Werk). In so fern diese Annahme in nothwendigem Zusammenhange steht mit dem unzweifelhaften Vorhandensein und mit der allgemeinen Richtung der beiden Hauptströme der grossen atmosphärischen Cirkulation, also mit dem NO.-Passat und dem SW.-Passat oder dem Polar- und dem Äquatorialstrom, soll ihr hier wahrlich nicht widersprochen werden. Allein eine weitere geographische Übersicht lehrt auch bei diesen atmosphärischen Vorgängen, dass unsere Meteorologie noch. immer in Folge ihres Europäischen Ursprungs an Einseitigkeiten und Lokalismen leidet und mehr eine allgemeine geographische oder tellurische werden muss. Jene allgemeine Gültigkeit sehen wir aufgehoben an der östlichen Seite beider Winterkälte-Pole; hier dreht sich die Achse der Barometer-Windrose (wie auch die der thermischen) so, dass sie von NW. nach SO. gerichtet ist. Schon L. Kämtz erwähnt gelegentlich und kurz einiger Beispiele hiervon (s. Lehrbuch der Meteorologie, 1834, Bd. 2, und Vorlesungen über Meteorologie, 1840, S. 330) aus den Vereinigten Staaten, aus dem Gebiete der Hudson - Bai und aus Peking. Auch von Ochoak findet sich diese Thatsache bezeugt von A. Erman (Reise um die Erde im Jahre 1848). Eines der sichersten Beispiele giebt die für Reykiavig in Island berechnete barische und thermische Windrose (s. E. Schmid, Lehrbuch der Meteorologie, S. 876). Vielleicht gehören auch die Faröer noch meteorologisch zum westlichen Winterkälte-Pol, wenigstens stehen sich hier als vorherrschende Winde gegenüber NW. und SO., im Widerspruch mit dem übrigen Europa, wo bekanntlich die. vorherrschenden Richtungen im Mittel des Jahres NO. und SW. sind; aber nicht etwa zeigen noch eine Zugehörigkeit dahin die Orkney-Inseln oder Irland. Wahrscheinlich wird die in Europa vorkommende, als die normale zu bezeichnende Richtung der Windrose auch an der Westseite NordAmerika's sich bewähren, also an der Westseite des westlichen Winterkälte-Pols, d. h. aus NO. wird sowohl die kältere wie die schwerere Luft kommen, aus SW. sowohl die wärmere wie die leichtere. Indessen stehen aus Ame

wie

rika überhaupt wenig Angaben zu Gebote; in Blodget's werthvollem Werke,,,Climatology of the United States" 1857, sind Barometer - Beobachtungen gar nicht enthalten. Diese geographische Änderung in der Stellung der Windrosen-Achse an der östlichen Seite beider WinterkältePole, d. i. beider grossen Kontinente, ist freilich nur für eine Ablenkung der normalen Passate in Folge der bedeutenden Temperatur-Differenz zwischen Land und Meer im Winter zu halten; diese Ablenkung kann daher nur auf die unteren Schichten der Atmosphäre sich erstrecken, denn auch die Cirri - Wolken, diese zuverlässigen Zeugen und Begleiter des Äquatorialstroms, sowohl an der Ostküste Nord-Amerika's wie Nord-Asiens mit der ungestörten Richtung von Südwest heranziehend erblickt sind; aber dennoch muss die senkrechte Höhe der Ablenkung innerhalb der beiden Passate bedeutend sein, weil in manchen Ablenkungen dieser grossen Winde zwar wohl die thermische, nicht aber auch die barische Windrose, d. i. der Luftdruck, der immer einer hohen Luftsäule angehört, sich geändert zeigt.

§. 12.

Die grosse Mangelhaftigkeit der hier, so weit es möglich war, gegebenen Vorstellung von den meteorologischen Verhältnissen der Circumpolar-Zone bedarf kaum noch besonderer Erwähnung; es war die Absicht, den Stand der Frage und damit der Schwierigkeiten klar darzulegen; man kann auch Mangelhaftigkeit der Kenntnisse klar und anschaulich darstellen. Sie zu verbessern, giebt es zwei Mittel; das eine besteht in weiterer Benutzung des bereits vorhandenen Beobachtungsmaterials, und vielleicht gelingt diese Anderen besser; das andere besteht in Sammlung neuen Beobachtungsmaterials und hierüber mögen noch wenige Andeutungen geäussert werden, Lücken betreffend an Orten, welche nicht unzugänglich sind, obgleich immer Schwierigkeiten ihrer Ausfüllung entgegen stehen und nicht verkannt werden.

Das Gebiet des Asiatischen Winterkälte-Pols verdient als solches, also in besonderer Hinsicht auf seine wichtige Stellung im allgemeinen geographischen, d. i. tellurischen, System der meteorischen Vorgänge, nähere Beachtung und Untersuchung als andere Orte in dem ausgedehnten Sibirien, in welchem jenes gleichsam den Mittelpunkt bildet. -Da in Spitzbergen noch niemals im Winter regelmässig beobachtet worden ist und seine Lage zwischen den beiden Winterkälte-Polen grosse Ergebnisse verspricht, so muss es als wünschenswerth erscheinen, dass eine wissenschaftliche Unternehmung in einem wohl ausgerüsteten Schiffe nach dem Muster der Franklin-Expeditionen wenigstens ein Jahr lang hier beobachte. Es wäre dann zu empfehlen, die Untersuchungen zu richten auf die Windrosen, auch auf die thermische und barische; auf die submarine Thermometrie; auf die subterrane Thermometrie und das Bodeneis; auf die Landsee'n, die trotz des ewigen Bodeneises fischreich sich vorfinden, im Winter unter ihrer Eisdecke die Wärme bewahren, also auch eisfreie Wandungen haben müssen (Beispiele davon sind gefunden in Boothia, auf Banks - Land, in Sibirien u. a.); auf die Temperatur in senkrechter Höhe während Calmen, mittelst Luftballons zu untersuchen; auf das Vorkommen von Cirri-Wolken und deren Richtung. Im polarischen Kontinent von NordAmerika fehlt es noch an barometrischen Beobachtungen, zumal in Verbindung mit denen der Winde und der Temperatur. Die Schwierigkeiten, meteorologische Beobachtungen anzustellen, werden überall weniger von der Ausführung abhalten, wenn man im Voraus unterscheidet, dass nicht die ganze Reihe der Tage und Stunden gleiche Wichtigkeit hat und gleiche Sorgfalt verlangt; immer muss es nur vorzüglich darauf ankommen, Monate der extremen Jahreszeiten mit besonderer Ausführlichkeit zu beobachten, und dann genügt es auch, nur einzelne zerstreute Tage hindurch zu jeder Stunde den Stand der Instrumente aufzuzeichnen.

Giuseppe Sapeto's Reise in den Ländern der Mensa, Bogos und Habab.

(Mit Karte, s. Tafel 11.)

Durch die seit Kurzem bestehenden näheren Beziehungen zwischen dem Italienischen und Deutschen Buchhandel sind wir mit einem Werke bekannt geworden, das werthvolle Nachrichten über ein sehr interessantes Gebiet Ost-Afrika's giebt, bis jetzt aber ganz unbeachtet geblieben ist. Es führt den Titel: ,,Viaggio e missione cattolica fra i Mensâ, i Bogos e gli Habab con un cenno geografico e storico dell' Abissinia, di Giuseppe Sapeto. Roma, Congreg. di Propaganda Fide, 1857", bildet einen Oktavband von 560 Seiten und zerfällt in vier Abschnitte: eine allgemeine geographische und historische Beschreibung von Abessinien; die Reise des Verfassers in den Landschaften der Mensa, Bogos und Habab im Jahre 1851; naturhistorische Aufzeichnungen; historische und sprachliche Dokumente, Voka

bularien. Der Verfasser, ein Italienischer Mönch, der lange Jahre in Abessinien und den nördlich angrenzenden Ländern als Missionär thätig war, ist ein vielseitig gebildeter, in der Literatur über die von ihm besuchten Gebiete bewanderter Mann und sein Buch verräth viel wissenschaftlichen Sinn. Sein Charakter erscheint zwar in Isenberg's ,,Abessinien" nicht im günstigsten Lichte, doch haben wir keinen Grund, seine Wahrhaftigkeit in geographischen Dingen in Zweifel zu ziehen, auch muss man sich erinnern, dass er ein eifriger Gegner der protestantischen Missionäre war und, wie er selbst sich rühmt, einen grossen Theil der Schuld an der Vertreibung Isenberg's, Krapf's und Blumhardt's aus Adoa trug. Begleitet von den Brüdern D'Abbadie landete er im J. 1838 in Massaua und erreichte

am 3. März desselben Jahres Adoa, die Hauptstadt von Tigre. Er wusste sich bei Ras Ubie in Gunst zu setzen und gründete in Adoa nach Vertreibung der protestantischen Geistlichen eine katholische Mission; auch spielte er, wie es scheint, in politischer Beziehung eine nicht unbedeutende Rolle. Nachdem im J. 1840 zwei andere Missionäre, De Jacobis und Montuori, sich mit ihm in Adoa vereinigt hatten, ging er mit dem letzteren nach Gondar, während De Jacobis als Rathgeber Ubie's in Tigre blieb. Nach fünfjährigem Aufenthalt sah sich Sapeto durch Krankheit genöthigt, nach Ägypten zurückzukehren, aber im Jahre 1850 begab er sich aufs Neue nach Massaua, indem er längs der Westküste des Rothen Meeres hinaufreiste 1). Er hielt sich eine Zeit lang in Zalot, östlich von Hamasen und westlich von dem berühmten Kloster Bisan, auf, wo er die reichhaltige Sammlung von Äthiopischen Pergamenten studirte, und ging dann mit dem Missionär Stella, der noch jetzt mit Werner Munzinger in Keren lebt, nach den Ländern der Bogos, Mensa und Habab, die vor ihm kein Europäer besucht hatte. Es war diess gleichsam eine neue Entdeckung, denn in der That kannte man, wie Sapeto sich ausdrückt, kaum den Namen der Habab, die Bogos und Mensa existirten so zu sagen nicht. Durch Munzin- ger's Arbeiten, durch die Nachrichten, welche Th. v. Heuglin von Stella erhielt, so wie durch einige spätere Reisende 2) sind wir zwar während der letzten Jahre über die wesentlichsten Charakterzüge der dortigen Landschaften und Völker unterrichtet worden, es fehlt aber noch viel, bis wir eine irgend korrekte und vollständige Kenntniss derselben besitzen, und es musste jeder neue Zuwachs an glaubwürdigen Nachrichten höchst willkommen sein. Indem wir daher das Sapeto'sche Werk dem Studium der Geographen empfehlen, geben wir einen gedrängten Auszug aus dem zweiten, die an Abessinien nördlich angrenzenden Länder betreffenden Abschnitt, begleitet von einer Karte (Tafel 11), auf welcher wir versuchten, durch Benutzung der vorhandenen Reiseberichte und Karten den gegenwärtigen Standpunkt unserer geographischen Kenntniss von jenen Ländern sowohl wie von den nördlichsten Provinzen Abessiniens zur Anschauung zu bringen 3).

1) Diese Landreise längs der Westküste des Rothen Meeres, die nach einigen Andeutungen Sapeto's sehr wichtige Resultate in Bezug auf alte und neue Geographie gehabt hat, wollte er in einem anderen Bande beschreiben und dann auch eine Karte der von ihm besuchten Länder geben; so viel wir wissen, hat er aber diesen Vorsatz nicht ausgeführt.

2) Ob Stella, neben Munzinger der gründlichste Kenner jener Länder, über seine Forschungen und Erlebnisse etwas veröffentlicht hat, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.

3) Bei dem Mangel an sicheren Positions-Bestimmungen in dem grössten Theile des auf der Karte dargestellten Gebiets und bei den öfteren Widersprüchen in den Angaben der verschiedenen Reisenden ist die Karte nur als eine provisorische zu betrachten, welche der Berich

Seinem Reisebericht schickt Sapeto einige allgemeinere Nachrichten über Land und Leute voraus. Die Länder der

tigung noch sehr bedarf. Sollte die Heuglin'sche Expedition jene Gegenden berühren, so würde die Lagebestimmung einiger Punkte die 'ganze Orientirung voraussichtlich wesentlich ändern und auch im Einzelnen Vieles berichtigen und ergänzen. Keiner von allen Europäern, welche bis jetzt die Länder der Mensa, Bogos und Habab besuchten, hat astronomische Beobachtungen oder auch nur genaue Routenaufnahmen ausgeführt. Für diese Länder sind die Grundlagen der Karte folgende:

Th. v. Heuglin: Die Habab-Länder am Rothen Meere. Mit Karte. (,,Geogr. Mitth." 1858, SS. 370-372.)

Th. v. Heuglin: Graf Ludw. Thürheim's Reise in Afrika, aus dem Tagebuch des Reisenden. (Ebenda 1859, SS. 363-364.)

W. Munzinger: Note géographique sur la carte des lieux situés au nord de l'Abyssinie. Mit Karte. (,,Nouvelles Annales des Voyages", September 1858. S.,,Geogr. Mitth." 1858, S. 409.)

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W. Munzinger: Sitten und Recht der Bogos. Winterthur 1859. W. Munzinger: Die Schohos und die Beduan bei Massua. (,,Zeitschrift für Allgem. Erdkunde", Neue Folge, VI, SS. 89-110.)

W. Munzinger: Ein Jagdausflug von Keren im Lande der Bogos nach dem Berge Zad'amba am oberen Laufe des Barka-Flusses. (Ebenda VII, SS. 141-151.)

(Bereits 1859 hatte Munzinger eine Grammatik des Belen, d. i. der Sprache der Bogos, und ein Wörterbuch desselben mit über 2000 Wörtern fertig ausgearbeitet und war mit einer geographischen Beschreibung und einer Geschichte des Bogos-Landes, ferner mit einer Beschreibung der Länder und Stämme nördlich und westlich der Bogos nebst einer Karte des Gebiets der Maria, der Habab, der Landschaften von Söhel, Barka und Basen, endlich mit einer Ethnographie aller Völker der Nordgrenze Abessiniens beschäftigt, jedoch ist hiervon noch Nichts erschienen.)

A. de Courval: Notice d'un voyage de Messawah au Nil à travers le pays de Barka. Mit Karte. (,,Bulletin de la Soc. de Géogr., November 1858.)

G. Sapeto: Viaggio etc. Libro secondo, pp. 145-262, und Libro terzo, pp. 335-352.

Sapeto's Route wurde nach dem spezielleren Itinerar auf SS. 336-340 seines Werkes konstruirt, sie bildet mit den Karten von Munzinger und Courval und gestützt auf D'Abbadie's Positions-Bestimmung von Ailet bei weitem die wichtigste Grundlage der nördlichen Hälfte der Karte. Graf Thürheim's Route ist nach den Andeutungen seines Tagebuches eingezeichnet, dagegen musste Courval's Route in Ermangelung genügender Angaben des Textes nach seiner Karte eingetragen werden, während Munzinger's Routen ganz weggelassen wurden, da er nichts Spezielleres über dieselben giebt. D'Abbadie's Ortschaftslisten und sonstige Erkundigungen (s.,,Bulletin de la Soc. de Géogr.", Sept. et Octobre 1839, p. 181, und Sept. 1842, pp. 186-204) sind nicht benutzt worden. Von der Umgegend von Massaua würde sich mit Benutzung der zahlreichen Arbeiten von Bruce, Poncet, Salt, Rüppell, Ehrenberg, Isenberg, Krapf, Ferret und Gallinier, Beke, D'Abbadie, Léfèbvre, Combes und Tamisier, Harris, Parkyns, Heuglin, Munzinger, Courval, Sapeto, Katte, Hamilton u. s. w. schon jetzt eine ausführliche und wohl auch ziemlich korrekte Karte entwerfen lassen, doch war hierzu der Maassstab unserer Tafel 11 zu klein und der Zeitpunkt zu ungeeignet, da die Herausgabe von D'Abbadie's Karte bevorsteht. Wir begnügten uns desshalb mit der Einzeichnung solcher Routen, welche eine topographische Verbindung zwischen Massaua und dem Inneren herstellen. Aus demselben Grunde wurden in dem südöstlichen Theile der Karte, südlich von Massaua und östlich von Zalot, ausser Rüppell's Route nach Halai nur D'Abbadie's Positions- und Höhen-Bestimmungen eingetragen. Dagegen bemühten wir uns, durch eine sorgfältige Konstruktion der Hamasen berührenden Routen, namentlich derjenigen A. v. Katte's, die geographischen Angaben über die nördlichsten Theile von Abessinien mit denen über die Grenzländer in Verbindung zu bringen, was bis jetzt nicht versucht worden ist. Die Grundlagen der südlichen Hälfte der Karte sind hauptsächlich folgende:

A. d'Abbadie: Résumé géodésique des positions déterminées en Éthiopie. Leipzig 1859. (S.,,Geogr. Mitth." 1860, S. 243.)

Habab, Bogos und Mensa werden im Osten von dem flachen, sandigen, sehr heissen Küstenland (Samhar) begrenzt, im Westen von Barka, dessen waldreiche Landschaften gute Schlupfwinkel für Elephanten, Büffel, Rhinocerose bieten, im Norden von den Beni-Amer, die sich bis nach Suakin hin verbreitet haben, im Süden von dem Gebirgsland Hamasen. Obgleich fruchtbare Thäler und liebliche Ebenen sich bis in das Gebiet der Mensa, Bogos und Habab hineinziehen, so bieten doch die hohen Berge, die starken, in den Himmel ragenden Bäume den Anblick einer Alpenlandschaft dar. Das Gebirge ist eine Fortsetzung des Abessinischen, aber die Gewässer fliessen nicht, wie in Abessinien, nach West, sondern nach Ost.

Das Land der Mensa zerfällt in zwei Distrikte, die von verwandten, aber einander feindlich gegenüber stehenden Völkerschaften bewohnt werden. Diess sind die Beit-Schakhan im Süden und die Beit-Abrehé im Norden. Die ersteren sind den letzteren an Zahl überlegen; im Ganzen mögen sie 5000 Männer zählen. Sie sind Viehzüchter, ohne gerade zu nomadisiren, und haben zwei Hauptdörfer: Hamm-hamo, welches die Beit-Schakhan bewohnen, auf einer wellenförmigen Ebene an dem 7000 F. hohen Berge Merrara, und Galab, das Dorf der Beit-Abrehé, am Fuss eines steil abfallenden Berges, der in vorsündfluthlichen Zeiten durch eine mächtige Hebung zertrümmert wurde. Von ihm aus eröffnet sich eine schöne, mit Steintrümmern übersäete Ebene. Die Mensa, wie die Bogos und Habab, haben einen Griechischen Gesichtsschnitt, einen leichten, kräftigen und proportionirten Körper, dunkelolivenbraune Hautfarbe, feine Lippen, zurückstehende Backenknochen, ein ovales Gesicht und einen vollen schönen Bart.

Westlich von den Mensa leben die Bogos, die im Westen von den rauhen Bergen von Barka, im Süden von

Th. v. Heuglin's Reise von Massaua über Ailet nach Assus und zurück nach Massaua im August 1857. (,,Geogr. Mittheilungen" 1860, SS. 344-347.)

A. v. Katte: Reise in Abyssinien im Jahre 1836. Mit Karte. Stuttgart und Tübingen 1838. (In Widenmann und Hauff's Reisen und Länderbeschreibungen, 15. Lieferung.) SS. 9-44.

Ferret und Gallinier's Karte.

Combes und Tamisier: Voyage en Egypte, en Nubie etc. Mit Karte. Paris 1846. T. IV, pp. 183-208.

C. W. Isenberg: Abessinien und die evangelische Mission. Mit Karte. Bonn 1844. Bd. I, SS. 197-213.

Léfèbvre: Voyage en Abyssinie. Paris.

Ed. Rüppell: Reise in Abyssinien. Mit Karte. Frankfurt a. M. 1838-40. Bd. I, S. 289 ff. und S. 218 ff.

Die Routen von Th. v. Heuglin, A. v. Katte und Isenberg wurden nach den Reiseberichten neu konstruirt, wobei v. Katte's Breitenangaben ihrer Unzuverlässigkeit wegen (s. Rüppell, Bd. II, S. 413) unberücksichtigt blieben; bei der Konstruktion der Route, welche die Stiefbrüder Combes und Tamisier verfolgten, musste der mangelhaften Angaben wegen ihre eigene Zeichnung auf der von ihnen reproducirten Salt'schen Karte, die auch v. Katte seinem Buche beigegeben hat, zu Rathe gezogen werden. Die Routen von Ferret und Gallinier und von Rüppell haben wir nach ihren eigenen Karten eingetragen. D'Abbadie's Positionen wurden auch für Massaua und Ailet angenommen.

Hamasen, im Norden von den Habab begrenzt werden. Ihr Land, weniger gebirgig und bewaldet als das der Mensa, ist reich an Metallen, selbst an edlen. Gegen Süden erheben sich die Gebirge bis zu den Wolken, während sie sich nach den Habab hin zu fruchtbaren und gut bebauten Ebenen herabsenken bis zu der weiten Ebene von Wasentat, in deren östlichem Winkel das volkreiche Beita-Zabibro liegt. Diese Ebene wird durch den AinSaba getheilt, einen Fluss, der nahe bei Zasega entspringt, Hamasen durchfliesst, das Land der Bogos bewässert, das Gebiet der Habab im Westen begrenzt und die Gegenden bei Tokar befruchtet. Der zur Zeit der tropischen Regen grosse, mächtig angeschwollene Fluss nimmt ab, nachdem er seine Ufer und die Gegenden von Tokar und Trancotat mit Fruchtbarkeit geschwängert hat. Von diesen kommt der beste Mascella (Holcus sorghum) auf die Märkte von Mogarech, Suakin, Aqiq und Massaua. Durch Aufnahme der Gewässer aus den Gebieten der Mensa, Bogos und Habab wird er stark genug, die Wüsten der Mariam-Tsalami und der Hadendoa zu bewässern.

Die Bogos sagen, sie seien aus Hamasen gekommen, ihrer Sprache nach möchten sie aber eher von einer westlichen Völkerschaft in der Nähe des Nil herstammen. Obgleich sie von Anderen fast immer Bogos oder Mogos genannt werden, lieben sie es, sich Bilen und Sanahit zu nennen, und zwar scheinen die östlich vom Ain-Saba wohnenden den Namen Sanahit, die westlich von dem Flusse lebenden den Namen Bilen vorzuziehen. Die Bogos sind Hirten und Ackerbauer zugleich; üppig gedeiht hier Holcus sorghum. Von den Mensa, mit denen sie in Sitten und Gebräuchen übereinstimmen, unterscheiden sie sich durch ihren Dialekt und durch ihre kreisrunden, aus HolcusStengeln erbauten Hütten. Ihr Land hat 25 Dörfer und zahlreiche Pferche auf den Weideplätzen. Ihre Staatseinrichtung ist patriarchalisch. Sie sind seit langen Zeiten unabhängig von den Abessinischen Königen und vom Naib von Samhar, aber seit einigen Jahren haben die Truppen Ubie's das Land verheert und Unordnung und Blutvergiessen verursacht.

Das Land der Habab ist ausgedehnter und bergiger als das der Mensa und Bogos. Im Osten grenzt es an den Fluss Labqa, der zugleich Schutz bietet gegen den verderblichen Wirbelwind der Wüste von Scheb und Messahlit in Samhar. Im Süden erheben sich die steilen und schwarzen Gebirge der Mensa und Bogos, im Westen wird das Land vom Ain-Saba, im Norden vom Meere bespült. Wilde Thiere, so wie Kameele und alle Arten von Hausthieren sind zahlreich, die Bevölkerung ziemlich stark. Das Land zerfällt in drei Provinzen: Tha-Mariam, Atti- Kles und das eigentliche Habab. Die erstere ist nach Süden zu flach

und sehr heiss. Der Labqa umfliesst sie unter verschiedenen Namen. Ungeheuere Granitfelsen bedecken die Ränder ihrer Ebenen, ähnlich wie bei der Ebene von Galab, mit der sie auch in Verbindung stehen und gleiches Alter zu haben scheinen. Hauptort der Provinz ist Af-Abad mit mehr als 6000 Seelen, in einer kreisförmigen Ebene gleichen Namens am Fusse eines steilen Berges gelegen, welcher durch die Granitfelsen, die Tausende von grottenförmigen Höhlen enthalten, ei nen finsteren Anblick gewährt. Eine Stunde gegen Südsüdost davon entfernt liegt der Ort Rairo, gegen Westen finden sich andere Nebenorte, wie Qabr-Gomoh und El Qabon, der westlichste Punkt und Grenzort der Provinz Tha-Mariam.

Die Provinz Atti-Kles begreift die sehr hohe, ungleiche Terrasse von Rora in sich, eine Bergkette, die sich in der Richtung von Süd nach Nord hinzieht. Hauptort ist Dolqa, unüberwindlich, wenn muthige Leute ihn vertheidigen, so dass im Jahre 1850 Naib Hassan-ben-Edrisi, der die Habab mit Türkischer Mannschaft überfallen wollte, vergeblich versuchte, sich dieses Platzes zu bemächtigen, und unverrichteter Sache wieder abziehen musste. Eben solche Punkte zur Abwehr und Vertheidigung bieten die Gipfel von Tzertzera, Laba und Enzelal. Am letzteren Orte fand Sapeto grossartige Trümmer einer Abessinischen Stadt, Plätze, wo Kirchen und Klöster gestanden hatten, und einige Zeilen von Inschriften, welche erkennen liessen, dass diese Stadt im 6. Jahrhundert gestanden haben muss. Die Provinz zählt etwa 8000 Seelen.

Die höchsten Gipfel erheben sich in der von unersteiglichen Gebirgsmassen umgürteten Provinz des eigentlichen Habab, wo der Kantiba Azaz residirt und das mit reichlichem Wasser und grosser Anmuth gesegnete Nacfa liegt. Diese Provinz zählt an 16.000 Bewohner, die sich mit der Viehzucht beschäftigen, wie alle Habab. Sie besitzen grosse Heerden Kameele, die sie theils nach Samhar und Suakin verkaufen, theils schlachten oder zum Transport der Butter und des Holcus nach dem Meere benutzen. Die Butter verkaufen sie in ungeheuerer Menge für hohen Preis nach Massaua, von wo sie nach Arabien versendet wird.

In Gestalt, Gebräuchen u. s. w. gleichen die Habab den Bogos und Mensa, aber der Einfluss des Islam, zu dem sich seit wenig Jahren die Atti-Kles und die Habab, hauptsächlich der Handels-Interessen mit Massaua wegen, hingeneigt haben, verschlechtert ihren Charakter. Habib (wovon Habab die Pluralform), der Stammvater von ThaMariam, der mit den Herrschern an der Meeresküste in Handelsverbindungen stand, gab dem ganzen Stamm den Namen, der nach und nach dem Naib von Arqiqo Tribut bis zu 12.000 Scudi zahlen musste. Die Dialekte der Mensa, Bogos und Habab kann man mit leichter Mühe

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Nach diesen einleitenden Bemerkungen kommen wir zu Sapeto's Reise selbst. Er verliess Massaua am 28. Juli 1851 in Begleitung des Missionärs Giovanni Stella aus Carcare in Piemont und einiger Diener. Der Weg führte westwärts über niederes, steiniges Terrain und darauf über schwarze, von der Sonne durchglühte Tiefebenen, wo die wenigen Akazien und Balsamsträucher fast verdorrt waren, am Abend des ersten Tages an einen Bergstrom, wo statt der zwerghaften Büsche stattliche, lebhaft grüne Bäume emporragten. Die Bergketten wurden ansehnlicher und häufiger, amphitheatralisch erhoben sie sich bis zu den höchsten Gipfeln, die Abessinien im Norden umgeben. Am folgenden Tage gelangten die Reisenden in die ungeheuere Ebene von Assus, Hier war es ihnen zum ersten Mal seit vielen Monaten vergönnt, frisches und gutes Bergwasser zu trinken, Hasen, Wachteln, Pharaohühner und Gazellen gaben ein treffliches Mahl ab und eine herrliche alte Sykomore gewährte weithin Schutz gegen die Sonnenstrahlen.

Die Ebene von Assus beginnt an den Abhängen der Gebirge von Rara, welche die Scheide zwischen der Ebene von Dembih und Hamasen bilden. Von diesen Bergen kommt auch der Fluss, der die Ebene bewässert; er bespült den Fuss des Amba-Derho (Daharay, D'Abbadie) und Dembezan, umfliesst den westlichen Rand der Ebene, geht bei dem volkreichen Dorf Heilat (Ailet), dann bei Gomoh und Assus vorbei und läuft zwischen Sand und Wüsten bis zum Meere, in das er sich 10 Stunden nördlich von Massaua ergiesst. Die Ebene, die nach Süden zu mit Dornsträuchern und Bäumen besetzt ist und angebaut werden könnte, verschmälert sich beim Dorfe Gomoh, wird aber hinter demselben wieder breit, sandreich und trostlos bis zum Meere. Diese ganze ungeheuere Fläche ist ein Tummelplatz für Löwen, Leoparden, Geparden, Hyänen und Gazellen; die letzteren giebt es dort in unglaublichen Massen.

Am 30. Juli betraten die Reisenden die Gebirgspässe des Dembezan, den ganzen Tag kamen sie über Hügel und durch Schluchten, die mit armseligen Bäumen bewachsen waren, und stiegen des Abends nach Beita-Krestian hinab, wo sie gutes Wasser und Futter für die Thiere fanden. Ein frischer kalter Wind erfüllte sie hier mit neuer Lebenskraft nach dem ermüdenden dreitägigen Marsch durch die glühende Wüste. Die Vegetation war von der der Ebene ganz verschieden, an Stelle der wenigen, von der Hitze versenkten Dornsträucher und Gräser zeigten sich stolze Gruppen von Weihrauchbäumen, kandelaberartigen Eu

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