Imágenes de páginas
PDF
EPUB

unsere Kleider und unser Schuhwerk während des Gehens wieder vollständig trocken geworden. Wir hielten uns hier nur so lange auf, bis die Thiere gefangen und gesattelt waren, und ritten dann, nachdem wir unsere Begleiter in Alhajuela zurückgelassen hatten, ohne uns aufzuhalten, nach San José, wo wir gegen Mitternacht eintrafen.

Der Vulkan von Poas ist nicht, wie Wagner (a. a. O. S. 262) sagt,,,ein lang gestreckter Trachytkegel", sondern er stellt eine flache Kuppe mit ziemlich ebener Oberfläche dar, auf welcher sich ein kleiner, oben abgestutzter Kegel von geringer Höhe erhebt und an deren Nordabhang der Krater gelegen ist, welcher als ein Auswurfskrater zu betrachten ist, da seine Wände nirgends festes Gestein, sondern nur Schutt und Felstrümmermassen zeigen. Dass sich der Krater am Nordabhange befindet, ist eine Erscheinung, die auffallender Weise auch bei allen übrigen oben genannten Vulkanen gemeinsam angetroffen wird. Im Westen steht der Poas-Vulkan mit den Cerros de Poas in unmittelbarer Verbindung, im Osten ist er vom Barba-Vulkan durch die Einsenkung von Desengaño geschieden und nördlich von demselben liegt der noch gänzlich unbekannte Cerro de Cariblanco. Leider lässt sich über die Gesteinsbeschaffenheit des Poas-Vulkans so gut wie Nichts sagen;

derselbe ist an seinen Abhängen überall dicht bewaldet und der Boden mit einer dicken Humusschicht bedeckt. Nur am Poas-Flusse beobachtete ich das oben erwähnte basaltartige Gestein, auf der Fläche der Kuppe war Alles mit einer Aschenschicht bedeckt.

Als eine interessante meteorologische Erscheinung habe ich ein Phänomen zu erwähnen, welches von Unkundigen öfter für eine vulkanische Eruptions-Erscheinung gehalten wird. Man sieht nämlich bei ganz klarem, wolkenlosen Himmel, meistens in der Morgenstunde zwischen 7 und 8 Uhr, an der Nordseite des Vulkans, an der Stelle, die dem Krater entspricht, plötzlich weisse Wolkenmassen mit ziemlicher Schnelligkeit emporsteigen, die sich von der Oberfläche des Berges ablösen und weiter schweben. Wahrscheinlich werden die über dem Kratersee bei Windstille sich sammelnden Wasserdünste plötzlich durch einen kalten Luftstrom, den der Nordostwind erzeugt, verdichtet. Ausser diesem Phänomen soll jedoch auch zuweilen bei Tage eine dunkel gefärbte Dampfsäule beobachtet worden sein. Ob diese momentan emporsteigenden Dampfsäulen wirklich aus dem Inneren des Vulkans hervorkommen oder ob sie ebenfalls, wie jene andere Erscheinung, meteorologischen Ursprungs seien, wage ich nicht zu entscheiden.

Bergstraesser's und Kostenkoff's Untersuchungen des Manytsch in der PontoKaspischen Niederung.

Staatsrath Dr. Bergstraesser in Astrachan hatte, wie bekannt), seit 1858 das Projekt einer Kanalverbindung zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meere durch die Manytsch-Niederung mit Enthusiasmus und Energie in die Hand genommen, vielfache Erkundigungen eingezogen, Rekognoscirungen und Aufnahmen machen lassen und für das Projekt in Russland wie im Ausland Interesse erweckt. Seinen Bemühungen war es auch gelungen, die Aufmerksamkeit der Russischen Regierung auf die Sache zu lenken, namentlich war das Ministerium der Reichsdomänen auf seinen Vorschlag, die Kuma-Manytsch-Niederung mit Russischen Bauern zu besiedeln, eingegangen und schickte zu näherer Untersuchung eine wissenschaftliche Expedition dahin ab, welche aus dem Marine-Kapitän-Lieutenant (jetzigem Oberst-Lieutenant und Dirigenten des Astrachan'schen Domänenhofes) K. Kostenkoff als Chef, dem Berg-IngenieurKapitän Barbot de Marny als Geologen und dem Lieutenant J. Kryschin als Astronomen bestand. Die Expedition bereiste

1) S. Dr. Bergstraesser's Arbeiten hierüber in ,,Geogr. Mittheilungen" 1859, SS. 339-342, 411-428 und Tafel 16; 1860, SS. 80-81 und 440; 1861, Heft III, S. 117.

den Manytsch vom Salzstapelplatz Modschar bis zum Don in der Zeit vom 17. September bis 10. Oktober 1860 und erstattete am 1. Februar 1861 in der Geogr. Gesellschaft zu St. Petersburg einen Bericht, der als separate Abhandlung und im Journal des Ministeriums der Reichsdomänen in Russischer Sprache veröffentlicht wurde 1). Vor Kurzem überschickte uns Herr Kostenkoff eine Deutsche Übersetzung dieses Berichtes mit der Bitte, sie in die ,,Geogr. Mittheilungen" aufzunehmen. Obgleich das Kanalprojekt vorläufig aufgegeben 2) und das praktische Interesse somit wegfällig

1),,Abriss einer Betrachtung über den östlichen und westlichen Manytsch" von Kostenkoff, Barbot de Marny und Kryschin. Mit Karte.

2) In einer Entgegnung Dr. Bergstraesser's auf Kostenkoff's Bericht, von der weiterhin die Rede sein wird, heisst es über das Aufgeben des Projektes: ,,Die sämmtlichen von mir eingereichten Papiere über die Möglichkeit einer Verbindung des Kaspischen mit dem Schwarzen Meere waren dem Ministerium der Wege- und Wasserkommunikation zur Berichterstattung an den Kaiser übergeben worden. Von dem Erfolge habe ich nie direkte Kenntniss bekommen, sondern erst vor nicht langer Zeit erfuhr ich, dass die Entscheidung im Journal jenes Ministeriums stehe und dahin laute, dass die Kosten zur Herstellung einer solchen Verbindung allzu gross sein würden, weil man bei dem weichen Steppenboden befürchten müsse, dass das Wasser in denselben einsickern würde, und weil die Waarensendungen über das Kaspische Meer aus Asien allzu gering seien, um eine Vergütung der Auslagen

geworden ist, so haben wir uns doch zur Aufnahme des Berichtes entschlossen, nicht sowohl seines sehr zweifelhaften wissenschaftlichen Werthes wegen, als zu dem Zwecke, unseren Lesern ein Urtheil über die sehr weit auseinander gehenden Ansichten Dr. Bergstraesser's einerseits und Kostenkoff's andererseits zu ermöglichen und der ganzen Frage auch in unserer Zeitschrift einen gewissen Abschluss zu geben.

Der Bericht fällt mit Verdächtigungen und starken Behauptungen unbarmherzig über Dr. Bergstraesser's Ansichten und die auf seine Veranlassung ausgeführten Arbeiten her, wir sind es daher der Sache selbst, wie auch Herrn Dr. Bergstraesser schuldig, zuvor noch diejenigen Dokumente, die der letztere uns nach Publikation seiner grösseren Arbeit in den ,,Geogr. Mitth." (1859, SS. 411-428 und Tafel 16) zur ferneren Erläuterung der Karte und zur weiteren Begründung seiner Ansichten überschickt hat, wenigstens ihrem wesentlichen Inhalt nach abzudrucken. Das hauptsächlichste dieser Dokumente, das Reisejournal über die Boot-Expedition im Jahre 1859, gewährt dem Kostenkoff'schen Bericht gegenüber namentlich dadurch ein besonderes Interesse, dass wir aus ihm den Manytsch zur Zeit der Frühjahrsüberschwemmungen kennen lernen, während ihn Kostenkoff am Ende der trockenen Jahreszeit sah. Da von der Ausrüstung, dem Verlauf und den Hauptresultaten der Boot-Expedition schon in den,,Geogr. Mitth." (1859, SS. 341 und 423-428) die Rede gewesen ist, so brauchen wir hier nur die spezielleren, bisher noch nicht publicirten Angaben des Reisejournals zu reproduciren.

1. Sitnikow's Boot-Expedition auf dem Manytsch im Frühjahre 1859.

Am 4. April 1859 ging die Expedition von Modschar in der Richtung zum Süsswassersee Kökö-Ussun ab, die beiden

und Unterhaltungskosten voraussetzen zu können. Diese Gründe lassen sich vollkommen hören und daher habe ich auch die Sache bis auf weitere, günstigere Umstände ruhen lassen, um so mehr, da nach dem Ihnen mitgetheilten Briefe des Stawropol'schen Adelsmarschalls Naidenoff sämmtliche in jene Niederung fallende Flüsse durch die gänzliche Waldausrottung an deren Quellen und Oberlauf wasserärmer geworden sind und an ein regelmässiges Zuströmen von Wasser während des ganzen Jahres nicht zu denken ist. Ein zweiter Brief desselben weist zwar auf leicht zu bewerkstelligende Wasserbauten an den Quellen der Flüsse und deren Oberlaufe hin, jedoch werden sie schwerlich den ganzen Übelstand heben können, besonders wenn man berücksichtigt, dass die meisten der Kaukasischen Flüsse im Gebiete der noch nicht längst unterworfenen Bergvölker entspringen, wo regelmässige Wasserbauten und deren Unterhaltung, so wie Wiederherstellung der Wälder noch lange fromme Wünsche bleiben müssen. Dazu kommt noch die allmähliche, aber anhaltende Versandung der ganzen Nordostküste des Asow'schen Meeres bei Taganrog und Rostow und der ganzen Nord-, besonders Nordwestküste des Kaspischen Meeres, welche Hindernisse schwer oder gar nicht vollständig zu entfernen sein werden, worüber wir jedoch vorerst die näheren Mittheilungen der desfallsigen Expedition, welche von der Geogr. Gesellschaft mit Untersuchung der Ursachen der Versandung des Asow'schen Meeres und der Möglichkeit der Entfernung derselben beauftragt wurde, abzuwarten haben."

Boote wurden auf den Maschtück-Gol gebracht, der in der Mitte eine Tiefe von 10 F. bei einer Breite von 30 Faden hatte und eine Strömung nach Süden zeigte, und kamen am folgenden Tage bei einer Tiefe von 5 bis 8 Fuss und einer Breite von 20 Faden am Ausfluss des Maschtück-Gol aus dem Kökö-Ussun an. Bald nach dem Abgange der Boote von dem Einschiffungspunkte fanden wir zwei kleinere Seitenarme, von denen der nach Osten sich hinziehende dem Hauptbette in ziemlich starker Strömung viel Wasser entzog, weniger der nach Südwesten gehende, welcher sich in eine unabsehbar grosse Ebene ergoss, die unter Wasser stand und aus der die Spitzen eines reichlichen Graswuchses ersichtlich waren. Kurz vor dem Ausflusse des Maschtiück-Gol aus dem See Kökö-Ussun trafen wir eine seeartige Erweiterung des Flussbettes, aus deren Südostende ein anderes mehr flaches Flussbett heraustrat. Das Bett, welches wir vom Abgangspunkte bis zum See KököUssun durchfuhren, hat meistens an seiner Westseite höhere, mehr abschüssige, während es auf der Ostseite flachere, mit Gras bewachsene Ufer hat, so dass ich unwillkürlich an unsere Wolga-Ufer erinnert wurde. Der See Kökö-Ussun liegt in einer sehr bedeutenden kesselförmigen Niederung und hat seine grösste Ausdehnung von Norden nach Süden und seine grösste Breite in der Mitte, von deren östlichem Ende zwei Spitzen tief nach Osten einbiegen. Nach dem Mittagessen fuhren wir in nördlicher Richtung durch den Kökö-Ussun längs seinen hohen Westufern bis zur Mündung des in denselben von Nordwest einströmenden Flussbettes, das eine Tiefe von 6 Fuss und eine Breite von etlichen Faden hatte, eingeschlossen von hohen Ufern. Dieses Flussbett kommt aus einem nördlicheren Theile des See's Kökö-Ussun, der von den Kalmücken als zu demselben gehörig angesehen wird, während die Nogaier ihn für einen besonderen See halten und ihm auch einen besonderen Namen gegeben haben. Nachdem wir auch durch diesen See bis zur Mündung eines neuen, sehr bedeutenden, tiefen und breiten Flussbettes gefahren waren, warfen wir Anker, um, bevor wir weiter gingen, die Gegend näher zu inspiciren. Dieses neue Flussbett mündete in einer fast ganz westlichen Richtung in den oberen Theil des Kökö-Ussun mit einer nicht unbedeutenden Strömung, einer Tiefe von 4 Fuss und einer Breite von mehreren Faden. Die hier nomadisirenden Kalmücken nannten es Manytsch-Bett und gingen einige Werst mit uns am Nordufer entlang, um uns die Gabelung des Bettes zu zeigen. Nach etwa 3 Werst erreichten wir dieselbe. Der nach Norden gehende Arm war sehr breit und tief mit hohen, eingerissenen Ufern, die Kalmücken nannten ihn den Alten oder Hinteren Manytsch, Ara Manza, der sich wieder nach einigen Werst in zwei Arme theile, von denen der nach Nordwesten gehende sich in die Salzpfützen Torz-Chack oder Schobgo-Jarte-Golmud in einer tiefen, zum See Sasta gehenden Schlucht verliere, während der rechte den eigentlichen Ara Manza ausmache; zwischen ihnen liege in einer abgetrennten Niederung der Salzsee Modschar. Die Kalmücken theilten mir ferner mit, dass dieser Nordarm die grösste Masse Wasser führe und nur weniger als die Hälfte in den Kökö-Ussun ströme. Den früher bezeichneten westlichen Arm erklärten sie für den Mailichara'schen. Da derselbe im vorigen Jahre bei der geometrischen

Aufnahme ganz trocken, jetzt aber die ganze Ebene, so weit das Auge reichte, überschwemmt war, so konnten wir uns auch wenig oder gar nicht orientiren. Die Kalmücken versicherten uns, dass wir nur durch den Mailichara'schen Arm zu Wasser in den See Sasta kommen könnten, daher beschlossen wir, den folgenden Tag unsere Fahrt in demselben fortzusetzen.

Am 6. April begannen wir unsere Fahrt mit Tagesanbruch, anfänglich bei einer Tiefe von 6 Fuss, die jedoch nur ungefähr 3 Werst blieb, dann kamen wir in die grosse Überschwemmungsstelle, die nur 3 und 2 Fuss Tiefe hatte. Gegen die Mitte dieser unabsehbaren Wasserfläche musste eine Tiefstelle sein, welche uns die Kalmücken als einen Liman, Gilun Nur, bezeichnet hatten, aus dem wir in den See Maili-Chara gelangen würden. Diesen Liman erreichten wir auch, indem wir genau der Angabe der Kalmücken folgten, bei einer Tiefe von 3 Fuss. Aus demselben suchten wir mit dem kleinen Boot das Flussbett zum See MailiChara, das wir auch bald fanden. Ehe wir jedoch denselben erreichten, geriethen wir auf eine Sandbank von Werst Breite, über welche wir die Boote nur mittelst Ausladens des Gepäckes auf ein eilig hergestelltes Gerüst brachten. Hinter dieser Stelle fanden wir am 7. April wieder das Flussbett in einer Tiefe von 5 Fuss mit nicht unbedeutender Strömung nach Osten, bei mehr flachen, begrasten Ufern, wie nach den aus dem Wasser hervorragenden Gras- und Rohrspitzen zu schliessen war. Nach einem Wege von etwa 3 Werst kamen wir in den See Maili-Chara, von dem man jedoch keine Spur sah, und nur nach der Tiefe von 10 und mehr Fuss schlossen wir, dass wir in demselben angelangt seien. Auch sahen wir durch das Fernrohr die nördlichen, vom vorigen Jahre her bekannten Stellen. Von hier nach Südwest zu hatte die Überschwemmungsstelle eine noch viel bedeutendere Ausdehnung; es waren keine trockene Stellen, weder mit blossen Augen noch durch das Fernrohr wahrzunehmen, dass wir hier keine Beobachtungen anstellen konnten, ob Seitenarme auslaufen oder nicht. Zu diesem Zweck liess ich das kleinere Boot erleichtern und schickte gleich nach dem Frühstücke Herrn Nassaroff, den Steuermann Matwejeff und die nöthigen Ruderer mit der Weisung aus, nach Süden so weit als möglich vorzudringen. Unterdessen ging ich mit Herrn Iwanow im Kutter bis etwa in die Mitte der Überschwemmungsstelle, wo wir anhielten, um das kleine Boot abzuwarten. Bald nach dessen Ankunft schlug der bis jetzt günstige Wind nach Nordwest um, wurde sehr heftig und hielt uns die drei folgenden Tage auf dieser Stelle fest.

[ocr errors]

Herr Nassaroff erstattete mir unterdessen folgenden Bericht über seine Fahrt: „Das entladene Boot glitt unter starkem Ruderschlag der munteren Kalmücken rasch über die Wasserfläche dahin. Ich nahm zuerst meine Richtung nach Südost, weil ich hier im vorigen Jahre ein Flussbett aufgenommen hatte, das eine südlichere Richtung zum KököUssun hatte als das, durch welches wir gekommen waren, und in dessen Südende münden musste; bald auch fand ich es, jedoch sehr seicht und fast gänzlich verwachsen. Ich vermuthe, dass es früher das hauptsächlichste Bett war, denn es war sehr breit und zeigte noch jetzt, dass die Ufer vor Zeiten mussten stark angegriffen worden sein,

besonders das südliche, während das nördliche einen flachen, lang gestreckten Hügel (Bugor) bildete. Von hier nahm ich aus der Überschwemmungsstelle eine südliche Richtung, wo die Tiefe sehr abwechselnd war, meistens nicht über 2 Fuss, öfter auch weniger; zuweilen traf ich auch blinde Flussbetten, die tiefer waren, jedoch keine oder eine kaum bemerkbare Strömung hatten. Weiter vordringend gegen Süden traf ich den See, welchen ich im vorigen Jahre als zwei getrennte, von Norden nach Südwest gestreckte See'n aufgenommen hatte. Jetzt bildeten sie einen langen zusammenhängenden See mit einer Insel in der Mitte, die. jedoch nur durch die hervorragenden Rohrspitzen zu erkennen war. Das linke, nämlich das Ostufer war etwas hoch und auf mehrere Werst nach Süden bei einer Breite von einer halben Werst nicht überschwemmt. Auf diesem Rücken standen zwei Kalmückische Filzhütten und in ihrer Nähe weidete eine kleine Viehheerde. Im vorigen Jahre war hier keine lebende Seele zu treffen, daher ich auch den Namen des See's nicht hatte erfahren können. Ich liess anlegen und mit Hülfe unserer Kalmückischen Ruderer erfuhr ich, dass dieser See der grössere Maili-Chara sei und ein grosses Flussbett aus seinem nördlichen Theile in nördlicher Richtung zum zweiten kleineren See Maili-Chara gehe, durch welches wir gekommen sein müssten; ein anderes, breites, jetzt gänzlich seichtes, früher aber sehr wasserreiches Bett gehe direkt zum See Sasta, durch das wir aber schwerlich ohne Hinderniss in denselben kommen würden, also lieber das nördliche Bett in der grossen Überschwemmungsstelle wieder einschlagen sollten. Aus dem südlichen Ende des grossen Maili-Chara gehe ein geräumiges Flussbett zum Fluss Kuma, erreiche denselben jedoch nicht vollständig mehr, weil ein breiter Sandhügel sich fast quer in demselben angehäuft habe, daher das Wasser sich in einem grossen Liman verliere, früher aber müsse dieser Arm ungleich stärker gewesen sein und fast alles Wasser aus dem Sasta zur Kuma in einem tiefen und breiten Bette geleitet haben. Den jetzigen geringen Wasserstand in den südlicheren Flussbetten schrieben sie dem Umstande zu, dass das meiste Wasser nun in den nordöstlichen Ara Manza und die Salzpfützen Torz-Chack ströme, während früher die grösste Masse Wasser nach Süden zur Kuma und nach der Versandung des Flussbettes zum KököUssun und in den Maschtück-Gol gegangen sei. Die starke Strömung in den Ara Manza legten sie dem Umstande zur Last, was auch sehr viel Wahrscheinlichkeit hat, dass die östliche Manytsch-Strömung, die früher zum Huiduck ging, jetzt äusserst selten über die Abdammungsstelle oder, wie sie es nannten, über den Salzweg in den Huiduck dringe, wesshalb das Wasser bald nach der Füllung des Flussbettes des Maschtück-Gol eine rückgängige Bewegung mache und in den Ara Manza ströme. In wie weit diese letztere Behauptung der rückgängigen Strömung wahr sei, kann wohl nur in der Folge durch genaue Beobachtungen festgestellt werden, ich erwähne sie nur, weil die Kalmücken mir diess als unverbrüchlich versicherten und alle ihre anderen erwähnten Aussagen richtig waren." Ich füge noch die spezielle Ansicht des Herrn Nassaroff zu, wie er mir solche bei unserem längeren Verweilen an hiesiger Stelle mittheilte. Die Menge reissender Bergflüsse und anderer Wasserläufe, welche in die Manytsch-Niederung strömen, wie wir solche im ver

gangenen Jahre aufgenommen haben, führen hierher ihre Erd- und Schlammtheile und bilden zwischen den See'n Sasta und Kökö-Ussun ein wahres Delta-Land voll Kanäle, von denen fast alljährlich welche verschüttet und neue gebildet werden, je nach der Masse der Sedimente und der Hauptrichtung der Strömung, daher nach Überschwemmung dieses Delta's schwer zu bestimmen ist, welches die fahrbaren Flussbetten sind.

Nachdem der Himmel sich aufgeklärt hatte, gingen wir am 11. April mit Tagesanbruch gekräftigt und erfrischt an die Arbeit. Die ausgesteckten Messstäbe zeigten keine Veränderung des Wasserstandes, während wir doch befürchten mussten, dass der heftige Nordwestwind mehr Wasser nach Osten getrieben habe. Da wir an diesem ganzen Tag kein eigentliches Flussbett trotz des angestrengtesten Suchens finden konnten, so kamen wir nicht viel vorwärts, geriethen hier auf erhöhte, dort auf Sandstellen oder in dichte Rohrplätze und irrten auch am folgenden Tage in der weiten Wasserfläche umher, bis endlich einige unserer Kalmücken einen Ausgang fanden. Da diese Stelle eine Tiefe von nur 11⁄2 Fuss hatte, so musste der Kutter wieder ausgeladen werden, und bis wieder Alles in Ordnung gebracht war, trat die Nacht ein. Eine Rekognoscirung im kleinen Boote belehrte uns am 13. April, dass wir trotz aller Irrfahrten in der Nähe des Sasta-See's seien, wir konnten jedoch keinen so tiefen Durchgang entdecken, dass der Kutter unentladen in den See hätte einlaufen können. Einige unserer Kalmücken hatten am Abend einen starken Anfall von Wechselfieber, so dass wir den 14. April vor Anker liegend zubringen mussten. Der Wasserstand blieb unverändert. Die ganze vom Kökö-Ussun bis hierher zurückgelegte Strecke zeigte fast nur unabsehbare Überschwemmungsstellen, aus denen nur hie und da die Kämme der Hügel hervorragten. Der Boden war durchgängig schlammig und trübte das Wasser selbst beim Einstecken der Ruder. Das Wasser war auch nicht so rein und klar als im Flussbett Maschtück-Gol.

Am 15. April nahmen wir des starken Nordwinds wegen eine südwestliche Richtung, fanden gegen 8 Uhr Morgens mitten im Rohr eine offene, freie Wasserfläche mit ziemlich starker Strömung nach Osten bei 5 und 6 Fuss Tiefe und trafen um 12 Uhr in dem südlichen Sasta-See ein. Dieser See, welcher bei dem geringen Wasserstande im vergangenen Jahre drei besondere See'n bildete, zeigte jetzt beim Hochstande nicht nur einen zusammenhängenden See, sondern die ganze weite Vertiefung war jetzt vollkommen mit Wasser angefüllt und von unserem am südlichen Ende genommenen Ankerplatze waren die nördlichen Ufer selbst nicht mit Hülfe des Fernrohrs zu erblicken; die Breite mag gegen 12 Werst betragen haben, die Länge noch mehr. Im verwichenen Jahre war die Breite eben so bedeutend, wenn man die drei fast getrennten See'n als ein Ganzes betrachtete; die Länge hatten wir auf 7 Werst berechnet, weil wir den nördlichen Theil glaubten zu den Salzpfützen zählen zu müssen, welcher Irrthum davon herrührte, dass wir nicht nivellirt hatten. Jetzt aber erkannten wir deutlich, dass er einen Theil des See's Sasta ausmacht, denn er stand in gleichem Niveau mit dem südlichen Theile und nur aus seinem Nordwestende strömte das Wasser in den Torz-Chack. Bei günstigem Winde aus

Südost gingen wir von der Ankerstelle am Südostende des See's durch die breite und offene Strömung nicht weit von den eigentlichen westlichen Uferstellen des östlichen See's bis zur Einmündung in den Westsee und fanden dabei stets ein Fahrwasser von 2 Faden Tiefe, ja wir konnten sehr oft weder mit dem Messstock noch mit dem langen Bootshaken den Boden erreichen. Da wir an dem Westufer des grossen westlichen Sasta-See's keine unserer Orientirstangen vom vorigen Jahre mehr vorfanden und die aufgeworfenen Erdhügel entweder vom Wasser überschwemmt oder abgespült waren und wir uns daher in der grossen Wasserfläche schwer zurecht finden konnten, so segelten wir zu den zwei kleinen Kalmückischen Häusern, welche auf dem Nordwestufer standen, und warfen dort Anker.

Da am folgenden Tage der heftige Wind die Weiterreise vereitelte, fuhren wir erst am 17. April zum Südende des Grossen Sasta und hier, da der Wind bei unserer Fahrt nach Westen ungünstig war, mit Rudern in das Sastinische Flussbett, das bei der Mündung in den See zwischen hohen Hügelufern eine starke Strömung nach Osten zeigte, eine Breite von 10 bis 12 Faden hatte und in der Mitte so tief war, dass ein Pferd keinen Boden mehr fand. Wir fuhren bis zum Ostende der lang gestreckten Insel, welche im Manytsch-Bette liegt. Hier liess ich Anker werfen, um einige Beobachtungen und Untersuchungen anzustellen. Das Sastinische Bett (diesen Namen führt es bis zur Brunnenstelle Olon-Chuduck, jedoch nicht mit Recht, indem vom erwähnten Ostende der Insel der Manytsch fast durchgängig in seinem breiten und tiefen Flussbette bleibt, und man sollte daher den Namen ,,Sastinisches Flussbett" nur für die Strecke vom Ostende der Insel bis zum See Sasta beibehalten) hat ein hohes nördliches Ufer und wir fanden daher auch im Norden desselben keine Überschwemmungsstellen; das südliche fanden wir zwar auch etwas erhöht, jedoch bemerkten wir ein zweites, fast parallel mit dem Manytsch-Bett laufendes, das ich alsbald in westlicher und östlicher Richtung verfolgen liess. Nach Westen zu ging ich mit dem erfahrenen Steuermann Matwejeff und nach Osten beorderte ich die Herren Nassaroff und Iwanow. Es ergab sich, dass das breite, jedoch nicht tiefe Bett von 1 Fuss Tiefe an allen nicht seeartigen Stellen und gegen 3 Fuss in den muldenförmigen Vertiefungen eine Thalschlucht sein müsse, welche das Wasser aus Regenschluchten von Süden her erhalte, denn wir konnten keine eigentliche Verbindung mit dem Manytsch finden, so weit wir auch bis gegen Ontschik-Chuduck vordrangen. Dasselbe fanden auch die beiden erwähnten Herren gegen Osten zu, sie sahen auch, wie von der Brunnenstelle Tebechta her aus einer Regenschlucht noch jetzt Wasser floss. Die Stelle von Olon-Chuduck nach Süden, entlang der Grenze des Gouvernements Stawropol ), hatte im verwichenen Jahre Herr N. Iwanow aufgenommen und er theilte mit, dass die ganze Strecke eine ziemlich starke Neigung zum Salzstapelplatz Modschar habe und von Regenschluchten fast ganz zerrissen sei, so dass er oft nicht unbedeutende Strecken zu gehen hatte, bevor er zu einem

[ocr errors]

1) Laut Ukas vom 8. (20.) März des Jahres 1860 geht die Grenze zwischen den Gouvernements Astrachan und Stawropol nicht mehr von Olon-Chuduck zur Kuma, sondern vom östlichen ManytschFluss, dessen Lauf entlang, zum Flussarm Huiduck. Dr. B.

342

Bergstraesser's und Kostenkoff's Untersuchungen des Manytsch in der Ponto-Kaspischen Niederung:

Durchgang kam. Diesen für Nomaden nicht günstigen Lokalverhältnissen will er es zuschreiben, und gewiss mit Recht, dass er damals in der erwähnten Gegend keine Menschen traf bis in die Nähe von Modschar. Im abgewichenen Jahre hatten wir in diesem Thale nur einzelne seeartige Wasserstellen aufgefunden. Die Insel im Manytsch-Bette, die keinen besonderen Namen führt, ist gleichsam ein lang gestreckter Hügel (Bugor), der das Bett in zwei Arme theilt; der nördliche soll, wie ein Kalmück, der am Nordufer des nördlichen Arms mit seinem geringen Viehstande nomadisirte und hier von seinem Uluss als Wächter der Grasstellen schon seit vielen Jahren zurückgelassen wird, uns erzählte, breiter und tiefer gewesen sein als der südliche, nun aber seit lange schon am Fusse des Bugor immer mehr Sand absetzen und so den Arm (den er auch Ara Manza nannte, wie die Kalmücken überhaupt alle nördlichen Wasserläufe vom Manytsch-Bett aus, von der Mündung des Kala-us an Meere,,,Ara Manza" nennen) verengen, auch verliere er im bis zum Kaspischen Hochsommer früher sein Wasser, habe aber immer gute Brunnen, besonders am Bugor. Ich muss hier erwähnen,

dass beim Abzuge der verschiedenen Nomaden-Stämme in die Hochsteppen jeder Uluss einen oder zwei Wächter zurücklässt, die aus den ärmeren, weniger Vieh besitzenden Familien gewählt werden, um die Grasstellen bis zur Zurückkehr der Horden im Herbste zu bewachen und zu beschützen. Die Insel oder vielmehr der Bugor hatte einen guten Graswuchs, ausser auf seinem Kamm; ob er salzhaltig sei, konnte ich nicht mit Genauigkeit bestimmen, jedoch zeigte er weniger Wermuthsbüschel als die Astrachanischen Bugors. Die Insel hat an ihrer Südseite einen starken Abhang und eingerissene Stellen, welche ganz entsprechend den sogenannten abgerissenen Bugors sind, deren sich viele in der Umgegend Astrachans befinden.

Am 18. April gingen wir im südlichen, seeartig breiten und tiefen Arm bei starker Strömung weiter, die besonders gegen das Westende der Insel zunahm und uns nöthigte, mehrere Werst am Leitseile zu gehen. Das Südufer hatte gegen 1 Faden Höhe, während das nördliche meistens schroffer und höher war, daher wir uns auch mehr am südlichen hielten. Die Tiefe war durchgängig 4 bis 6 Fuss und die Breite oft bis zu einer Werst. Kalmücken-Ruderer von Da die dem anstrengenden Ziehen der Boote gegen die Strömung, die oft das Reissende einer Wasserschnelle hatte, sehr ermüdet waren, so warfen wir kurz vor dem Westende der Insel Anker, in der Nähe der Brunnenstelle Ontschik oder Ontschingin-Buluck. Der hier als Wächter lebende Turkmane von der Kuma-Niederung erzählte uns, dass der Manytsch zwischen hier und OlonChuduck von seinen Landsleuten früher nach Süden hin sei abgeleitet worden in das Thal, in welchem jetzt Ontschingin-Buluck liegt, dass aber nicht nur die Kalmücken sondern auch die Nogaier sich dagegen aufgelehnt und durch die Behörden sowohl als auch ihre grössere Anzahl seine Stammesgenossen gezwungen hätten, diese Ableitung wieder zu vernichten. Das war also das grosse, breite Thal, das wir gestern in Augenschein genommen hatten. So weit wir hier nur sehen konnten, bemerkten wir eine üppige Grasvegetation, wie wir sie in der Mailichara'schen Überschwemmungsstelle gefunden hatten.

Am 19. April gingen wir wieder zuerst am Ziehseile, bis wir das Westende der Insel passirt hatten, und dann, da der Wind nicht günstig war, mit Rudern in dem sehr breiten und 6 Fuss tiefen Manytsch weiter. Die Breite betrug hier durchgängig mehr als 1 Werst. Gegen Mittag kamen wir zu einer seichten Stelle, welche in einer Breite von 200 Faden das ganze Manytsch-Bett durchsetzte und uns zum Ausladen des Kutters nöthigte. Diess nahm sehr viel Zeit in Anspruch, so dass wir noch vor Olon-Chuduck vor Anker gehen mussten. Das hohe nördliche Ufer war von den Regenschluchten sehr bedeutend eingerissen und die abschüssigen Ufer derselben zeigten an ihrer inneren Seite gar keinen Graswuchs, woraus zu schliessen war, dass das Wasser alljährlich Einrisse mache und viel Erde und Sand ins Manytsch-Bett führe, die sich an ihrer Mündung absetzen. Gegen Abend erhob sich ein starker Westwind mit Regen, der uns verhinderte, weitere Exkursionen an den Ufern anzustellen.

Am 20. April hielt der heftige Wind und starke Regen an und wir konnten erst am Nachmittag des 21. mit Hülfe der Ruder bei einer Tiefe von 5 und 6 Fuss bis nach Olon-Chuduck weiter fahren.

Am 22. April blies ein leichter Südostwind, der uns unter Segel schnell zur Ostspitze der langen ManytschInsel brachte. Hier warfen wir Anker, um zu untersuchen, in welchen Arm, den nördlichen oder südlichen, wir einlaufen müssten. Da nirgends eine Kalmückische Filzhütte zu sehen war, so beorderte ich Herrn Nassaroff, mit dem kleinen Boot den südlichen Arm zu untersuchen, ich selbst mit Herrn Iwanow ging am Nordufer der Insel entlang. Die Insel hat ganz die Gestalt der früher passirten, sie ist ein niedriger Bugor, der an beiden Seitenarmen stark benagt ist. Das hohe Nordufer des nördlichen Armes war selbst vom Kamme des Bugor nicht zu überschauen, doch konnten wir mit Hülfe des Fernrohrs den von der Sonne beschienenen hohen Tscholon-Chamur sehen, gegen Mittag waren wir nach Westen zum Ufer des NordBis armes Ara Manza gegangen, der zwischen hohen, stark eingerissenen Ufern bei einer abwechselnden Breite von 20 bis 40 Faden eine sehr reissende Strömung hatte; wir kehrten, bevor wir an die in der Ferne sichtbaren Regenschluchten des Ulan - Gatalyn gekommen waren,

zurück.

Gegen Abend erst kam Herr Nassaroff und theilte mit, dass er nur in der Mitte des südlichen Armes, da wo der Bugor eine Biegung mache und stark eingerissen sei, eine Sandbank von mehreren hundert Faden Breite gefunden habe, die jedoch bei nur geringer Erleichterung des Kutters ohne Schwierigkeit zu passiren sei, weil das Wasser fast durchgängig mehr als 1 Fuss Tiefe habe. Da wir im vergangenen Jahre bei Aufnahme dieser Stelle im nördlichen, stellenweise eingerissenen und schmalen Bett weniger Wasser als im südlichen Neuen Manytsch gefunden hatten, so wählten wir das südliche und gingen noch vor Nacht unter Segel bis zur Sandbank.

Am 23. April gelangten wir nach geringer Erleichterung des Kutters über die Sandbank und fuhren durch die starke Biegung des Flussarmes bei einer Tiefe von 6 Fuss und einer Breite von 40 Faden unter Segel bis zum Bugor Ulan-Gatalyn.

Am 24. April, dem ersten Ostertage, fuhren wir gegen

« AnteriorContinuar »