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Nebeln, Stürmen und Eis eintretende Herbst ihr das Zeichen zur Rückkehr nach dem Festlande Europa's giebt.

Das Missglücken sämmtlicher bisherigen Versuche, an den Nordpol zu gelangen, muss uns auch diess Mal vor allzu kühnen Hoffnungen warnen, aber wenn auch dieses Ziel nicht erreicht wird, so dürfen wir doch mit Sicherheit eine ausserordentlich reiche wissenschaftliche Ausbeute von einer Expedition erwarten, die ausgezeichnete Kräfte aus allen Branchen der exakten Wissenschaften in sich vereinigt und sich ein Feld gewählt hat, auf dem für Topographie, Naturgeschichte und besonders für physikalische Geographie so reiche Früchte ihrer warten, wie in wenig anderen Theilen der Erde.

Grosses Vertrauen setzen wir in den Begründer und Leiter der Expedition, Adjunkt Otto Torell, den wir persönlich kennen zu lernen das Vergnügen hatten. Er ist ein überaus energischer, kenntnissreicher, kräftiger junger Mann, der durch Schrift 1) und That seine Befähigung zu solchen Unternehmungen wiederholt dargethan hat.

Im

Torell hat bereits drei Reisen nach den Polar-Ländern ausgeführt: die erste, im J. 1857 unternommene, galt Island, wohin Torell von Magister Olsson Gadde begleitet wurde. Während einer Dauer von drei Monaten durchkreuzte er diese Insel, beobachtete auf mühsamen, gefährlichen Wanderungen die Phänomene der Gletscher und sammelte an den Küsten Seethiere in grosser Menge. Jahre 1858 war er bereits im Mai mit Professor Nordenskjöld in Hammerfest, um nach Spitzbergen abzugehen. 2 Monate lang besuchten sie auf der Westseite des Landes nach einander Hornsund, Bellsund, Is-Fjord, Amsterdam Island und Cloven Cliff (79° 51′ N. Br.), wo reiche Beobachtungen gemacht und viele zoologische, botanische und geologische Schätze gesammelt wurden. Im folgenden Jahre, Ende Mai 1859, war Torell wieder auf einem Schiffe des Grönländischen Handels-Etablissements in Kopenhagen mit Kapitän Amondsen unterwegs nach Nord-Grönland, wo er am 10. Juli Egedes Minde erreichte und darauf Godhavn, Omenak und Upernavik, die nördlichste Kolonie, besuchte. In Folge der Fürsprache des Schwedischen Ministers der auswärtigen Angelegenheiten von den dortigen Dänischen Behörden, zumal dem Inspektor Olrik, mit besonderer Zuvorkommenheit unterstützt, konnte Torell auch hier höchst befriedigende Resultate erzielen. Es gelang ihm, das BinnenEis Grönlands zu besteigen, welches wie ein einziger unermesslicher Gletscher dieses Land überdeckt, und an der Küste stellte er umfassende Untersuchungen des Meeresbodens an bis auf 280 Faden Tiefe. Die Vorbereitungen für die diessjährige Expedition führten Torell im J. 1860 nach Kopenhagen, Gotha, London und gegen Ausgang des Sommers nach Norwegen, wo er sich unter Anderem mit Beobachtungen der Gletscher beschäftigte und in Tromsö und Hammerfest bei den heimkehrenden Spitzbergen-Fahrern Auskunft suchte.

Als besonderes Glück muss es auch erachtet werden, dass der Unternehmer einen Mann wie Carl Petersen gewinnen konnte, der die Kunst, im hohen Norden zu reisen, aufs Gründlichste versteht und in allen Wechselfällen des arktischen Lebens erprobt ist. Er begleitete bekanntlich

1) Siehe u. A.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft II, SS. 49-67. Petermann's Geogr. Mittheilungen. Heft IX, 1861.

Penny, Kane und McClintock auf ihren Polar-Reisen. Auch Anders Jacobson ist wieder mit, als ,,Draggmeister" enrollirt, in welcher Eigenschaft er nun schon 30 Jahre lang im Dienst der Wissenschaft steht. Der Alte ist noch eben so tüchtig wie früher und sagte, dass er noch niemals eine Reise mit so vieler Freude angetreten habe wie die gegenwärtige.

Charakter der Vegetation bei Mogador.

Der Englische Geistliche und Botaniker R. T. Lowe verweilte im April 1859 einige Tage zu Mogador an der Küste von Marokko, nachdem er mehrere Monate auf den Canarischen Inseln und Madeira zugebracht hatte. Im ,,Journal of the Proceedings of the Linnean Society" (Botany, Vol. V, No. 17) giebt er ein Verzeichniss der von ihm bei Mogador gesammelten Pflanzen nebst einer kurzen Charakteristik der dortigen Vegetation.

,,Der erste Eindruck der Vegetation", sagt er,,,auf das Auge eines frisch von den Canaren oder von Madeira ankommenden Reisenden ist der von etwas ganz Eigenthümlichem. Sie ist vollkommen Europäisch, d. h. Andalusisch oder Spanisch-Europäisch. Man sieht weder eine Palme, noch eine Banane, noch einen Cactus. Die strauchartigen Euphorbiaceen der Canaren fehlen in der unmittelbaren Nähe am Meere eben so wie die strauchartigen Compositen, Labiaten und Cruciferen Madeira's oder die Salsolaceen von Porto Santo. Das Arabische Peganum Harmala L. verdrängt sie alle an der Seeküste und das Aussehen der letzteren ist eben so verschieden von der üppigen tropischen Fülle in der Nachbarschaft von Funchal und in der That der Seeklippen Madeira's im Allgemeinen, die mit natürlichen Dickichten von Arundo Donax L., Colocasia antiquorum Schott, Opuntia Tuna Mill., Cassia bicapsularis L., Pelargonium inquinans L. u. s. w. und einer Menge einheimischer Compositen, Crassulaceen, Campanulaceen, Labiaten u. s. w. bekleidet sind, wie von den rauhen, düsteren, dunkelgrauen und schwarzen, mit Euphorbien bewachsenen Felsen und Klippen der Canarischen Küstenscenerie im Allgemeinen, wie im Besonderen von den kühnen, hellen, blendenden, steinigen Hügeln und Abhängen. an der Küste von Gran Canaria, oder von den flachen, kahlen, sonnenverbrannten rothen und gelben Küsten und Ebenen von Lanzarote und Fuerteventura, die fast kein grünes Fleckchen zeigen. Der gänzliche Mangel aller Bäume in der Nähe der Küste ist ein Charakterzug, den Mogador mit allen Canarischen Inseln, so wie mit Porto Santo und den Desiertas der Madeira-Gruppe gemein hat. Die niedrigen, gleichmässig hohen Sandhügel, welche in der Entfernung von 1 bis 2 Engl. Meilen den flachen Gürtel des am Meere sich hinziehenden Tieflandes begrenzen und, so weit das Auge reicht, parallel mit der Küste nach Nord und Süd sich fortsetzen, sind Anfangs spärlich oder partiell, dann dichter mit niedrigen Dickichten von Retama monosperma L. und Pistacia Lentiscus L. bekleidet, unter die sich einige zwerghafte Argania-Bäume oder Rhamnus-, Vitex-, Ephedra-, Clematis- und andere Sträucher mischen. Im Flussbett sind die häufigsten und charakteristischsten Pflanzen Oleander und Vitex, im Wasser selbst beobachtete ich Potamogeton, Brunnenkresse, Helosciadium u. s. w.

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,,Alles Unkraut trägt in der That den gewöhnlichsten Europäischen Charakter. In der Stadt bedeckt eine gemein aussehende weiss blühende Kamille (Anacyclus clavatus Desf.), die einigen der gewöhnlichen Englischen Arten von Anthemis oder Matricaria gleicht, jeden vernachlässigten Platz, jedes Hausdach und jede Mauer und die Strassen, Wege und Gärten bieten Nichts als das gemeine Unkraut des Kulturbodens in Europa, auf Madeira oder den Canarischen Inseln. Das einzige für einen Botaniker aus Europa, Madeira oder den Canarischen Inseln Auffallende ist eine mit Peganum Harmala L. bedeckte Fläche von zwei oder drei Acker Ausdehnung hinter dem Strand am Südthor der Stadt.

,,Die Retama- und Lentiscus - Dickichte der niedrigen Küstenhügel allein zeigen einige Ähnlichkeit mit manchen Theilen der Canarischen Flora, und zwar nur mit gewissen Regionen in Höhen von 1000 bis 2000 Fuss auf Gran Canaria (El Monte) und der Insel Palma. Die Lorbeer- und Haide-Regionen von Madeira und den Canaren finden hier durchaus keine Vertretung.

,,Die Flora von Mogador hat im Allgemeinen entschieden einen Algerischen Charakter. Mit der Canarischen Flora hat sie, ausgenommen das gewöhnliche universelle Unkraut, Nichts in den allgemeinen und sehr wenig in den einzelnen Zügen gemein, mit Madeira aber, wie mit den tropischen Küstengegenden weiter im Süden, Sierra Leone u. s. w., absolut Nichts."

Dr. Beke über Massaja's Angaben in Betreff des Sobat. Dr. Beke macht uns darauf aufmerksam, dass Mgr. Massaja's Beschreibung des Barro, welcher der Hauptquellfluss des Sobat sein soll (s.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft V, S. 172), genau auf den Lauf des Godjeb passt, wie ihn Dr. Beke nach Omar ibn Nedját's Angaben im Jahre 1843, also schon vor beinahe 20 Jahren, skizzirt hat (,,Map of the countries south of Abessinia etc." im „Journal of the R. Geogr. Soc. of London", Vol. XVII), während der Baro Dr. Beke's identisch mit dem Berber Massaja's ist. Die von D'Abbadie angefochtene Glaubwürdigkeit Omar's wird dadurch ins günstigste Licht gesetzt.

Die Neger-Republik Liberia.

Einem in Nr. 69 des ,,Moniteur Belge" abgedruckten Berichte des Belgischen Konsulats zu Monrovia entnimmt das,,Preuss. Handels-Archiv" (26. Juli 1861) werthvolle Notizen über die Handelsverhältnisse der am 25. April 1822 am Kap Mesurado an der Pfefferküste gegründeten und am 8. Juli 1847 als souveräner Freistaat konstituirten Kolonie Liberia, des,,Eingangsthors einer beginnenden Civilisation für die schwarze Bevölkerung von Afrika", wie sie C. Ritter nannte.

Das gegenwärtige Gebiet der Republik heisst es in dem Bericht umfasst die Küstenstrecke von der Mündung des Shebar-Flusses im Nordwesten bis zum San PedroFluss im Osten; nach dem Inneren ist die Grenze noch nicht festgestellt. Dieses Gebiet ist in vier Grafschaften eingetheilt: Montserrado oder Mesurado, Grand-Bassa, Sinu und Maryland 1). Es enthält sechs regelmässige Einfuhr

1) Es scheint hiernach, als sei die 1831 auf Kap Palmas gegründete und seit 1854 selbstständige Kolonie Maryland jetzt mit Liberia

und Handelshäfen, nämlich: 1. Robertsport am Grossen Vorgebirge, 2. Monrovia, 3. Marshall am Junk-Flusse (diese drei in der Grafschaft Montserrado), 4. Edina oder Buchanan (in Grand-Bassa), 5. Greenville (in Sinu), 6. Harper (in Maryland). Alle diese Häfen haben sicheren Ankergrund und bequeme Einfahrten, für welche nicht einmal. der Beistand eines Lootsen erforderlich ist. In Monrovia und Harper befinden sich Leuchtthürme, deren Feuer auf 15 Meilen Entfernung sichtbar ist.

Ordentliche Volkszählungen haben noch nicht Statt gefunden; annäherungsweise kann man die eingewanderte oder Ameriko-Liberianische Bevölkerung zu 12.000 Köpfen annehmen, während die Zahl der eingebornen Afrikaner, welche das Gebiet der Republik bewohnen, wiewohl ihre Reihen durch den gerade an dieser Küste lange Zeit in

verbunden; schon vor mehreren Jahren war von einer Vereinigung beider die Rede, doch konnte man sich damals nicht verständigen, weil Liberia Maryland als Grafschaft einzuverleiben wünschte, während Maryland sich nur unter dem Titel eines Bundesstaates verbinden wollte (s. den Artikel über Liberia im,,Magazin für die Literatur des Auslandes", 15. und 18. Januar 1859). Über die Grenzen von Liberia findet man sehr verschiedene Angaben, auch abgesehen davon, dass Maryland bald dazu gerechnet wird, bald nicht. Gumprecht (,,Afrika”, S. 207) z. B. nennt als Ostgrenze den Cavally-Fluss (7° 31′ W. L. v. Gr.), als Westgrenze Digby am Poor-River (6° 40' N. Br. und 11° W. L. v. Gr.); eine Notiz des ,,Moniteur universel" vom 7. November 1856 nennt den Cavally- und den Shebar-Fluss (7° 23′ N. Br. und 12° 31′ W. L.), welcher der Sherboro-Insel gegenüber mündet, als Grenzen; der erwähnte Artikel im ,,Magazin für die Literatur des Auslandes" lässt Liberia im Nordwesten am Mauna- (soll heissen Manna-) Fluss (6° 55' N. Br. und 11° 29′ W. L. v. Gr.) enden; Wilson (,,Western Africa", 1856, p. 401) nennt Kap Mount und Kap Palmas als Grenzen, eben so Hutchinson (,,Impressions of Western Africa", 1858, p. 44), letzterer fügt aber hinzu, er habe vernommen, dass in den letzten Jahren das Gebiet östlich bis Bereby (4° 39' N. Br. und 6° 55' W. L. v. Gr.) ausgedehnt worden sei; Valdiz (,,Six Years of a Traveller's Life in Western Africa", 1861, Vol. I, p. 304) sagt, die Republik erstrecke sich von Sierra Leone bis Kap Palmas, wogegen sie auf Brossard de Corbigny's Kartenskizze der Afrikanischen Westküste (,,Revue maritime et coloniale", April 1861) auf den kleinen Raum zwischen Kap Mount und dem Cestos-Fluss (5° 26' N. Br. und 9° 34' W. L.) beschränkt erscheint. Auf der Britischen Admiralitäts-Karte,,Africa, Sheet II, from the River Gambia to Cape Lopez and Annobon including the Bight of Biafra, by De Mayne, Owen, Vidal, Denham" (1859) ist die Grenze auch gegen das Innere ausgezogen, sie beginnt im Nordwesten unter 6° 35' N. Br. und 11° 6' W. L. v. Gr. an einem Punkte der Küste zwischen Kap Mount und Kap Mesurado, wenig westlich von der Mündung des Half Cape Mount River, und endet im Südosten bei Wayako, etwas nordwestlich von Grand Sesters (4° 37' N. Br. und 8 181 W. L. v. Gr.); ein nur 1 Naut. Meilen breiter, als Gebiet der Eingebornen bezeichneter Streifen Landes, der von Settra Kru (4° 54′ N. Br. und 8° 50′ W. L. v. Gr.) in nordöstlicher Richtung landeinwärts sich erstreckt, trennt den östlichen von dem westlichen Theil der Republik. Auf den spezielleren Admiralitäts-Karten der Westküste von Afrika, Blatt 9, 10 und 11, sind die Grenzen der verschiedenen Acquisitionen mit eingeschriebener Jahreszahl detaillirt angegeben und die Ostgrenze bei Garraway (4° 30' N. Br. und 7° 57′ W. L. v. Gr.) gezogen, die Westgrenze aber unbestimmt gelassen. In allen diesen Schriften und Karten finden wir also das Gebiet der Republik beschränkter angegeben als in dem obigen Konsulats-Bericht, aber schon Carl Ritter nennt in seinem bekannten Aufsatz über die Begründung und die gegenwärtigen Zustände der Neger-Republik Liberia (,,Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde" I, 1853, SS. 5-49 mit Karte) den San PedroFluss, der östlich vom Tahu-Point unter 4° 43′ N. Br. und 6' 39' W. L. v. Gr. mündet, als Ostgrenze und den Manna als Nordwestgrenze, dort schliesse sich aber noch die Gallinas-Küste und Anderes an. Es scheint hiernach die Republik wenigstens Ansprüche auf den Küstenstrich bis zur Sherboro-Insel zu machen, wenn auch die Ansiedelungen noch nicht so weit nach Nordwesten vorgeschoben sind.

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grösster Ausdehnung betriebenen Sklavenhandel stark gelichtet sind, immer noch 250.000 bis 300.000 beträgt.

Man theilt das Jahr in die trockene und nasse Jahreszeit. Erstere beginnt Mitte November und dauert bis Ende April. Im Januar, Februar und März ist die Hitze sehr drückend; das Thermometer zeigt dann im Schatten 76° bis 90° F., nur die Hochebenen im Inneren haben eine etwas kühlere Temperatur (68° bis 80°). Doch trägt an der Küste die des Nachmittags regelmässig wehende Brise dazu bei, die unerträgliche Hitze zu mildern. Während der Regenzeit ist die Temperatur angenehmer und sind die Nächte in der Regel kalt. Für die Eingebornen ist das Klima gesund, die Europäer sind dagegen bei längerem Aufenthalt hartnäckigen Fieberanfällen ausgesetzt, die besonders beim Wechsel der Jahreszeiten aufzutreten pflegen.

Bei der natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens würde das Land mit Leichtigkeit den Getreidebedarf für eine drei Mal grössere Bevölkerung, als die gegenwärtig vorhandene, liefern können, allein so gross ist der Leichtsinn und die Trägheit der Eingebornen, dass ihre gesammte Produktion selten hinreicht, ihnen bis zur nächsten Ernte das Leben zu fristen. Mehr geschieht von Seiten der Ameriko-Liberianer für den Ackerbau, namentlich sind es Reis, Zuckerrohr, Kaffee, Arrowroot und in neuerer Zeit auch Baumwolle, deren Anbau von Einzelnen betrieben wird. Die Kaffeestaude wird in den Wäldern Liberia's wild wachsend angetroffen, die Frucht ist von vorzüglicher Qualität und in einigen Jahren wird Kaffee gewiss zu den hauptsächlichsten Ausfuhr - Artikeln des Landes gehören. Nicht minder sind Boden und Klima dem Gedeihen des Zuckerrohrs günstig. Fast jeder Landwirth hat eine Anpflanzung davon. Im Jahre 1859 wurden zum ersten Mal einige Tonnen Liberianischen Zuckers nach den Vereinigten Staaten verschifft und die Ernte von 1860 schätzt man mindestens um die Hälfte grösser als die vorjährige. Der Reis, die einzige Nahrung der Eingebornen, giebt jährlich zwei Ernten und wächst eben so wohl auf den Hochebenen wie in den Niederungen. Kakao, Arrowroot, Erdpistazien, Indigo sind sämmtlich Produkte, die für Liberia als Ausfuhr-Artikel von grosser Bedeutung werden können. Eben so finden sich verschiedene Medizinal-Pflanzen im Lande vor, insbesondere Drachenblut, Piment, Palma Christi, zahlreiche Arten von Gummi und andere Droguen. Dagegen hat die Baumwollenkultur, obwohl viel Mühe darauf verwendet und der Samen aus den Vereinigten Staaten bezogen wurde, bisher zu keinen irgend nennenswerthen Resultaten geführt.

Der Handel Liberia's ist zwar noch von sehr geringem Umfange, allein er befindet sich auf dem Wege des Fortschrittes. Die Staaten, nach welchen die Handelsbeziehungen der Republik hauptsächlich sich richten, sind GrossBritannien, die Nord-Amerikanische Union und Hamburg. Gross-Britannien liefert den Liberianern namentlich Seidenund Baumwollen waaren, auch Flanell und wollene Hüte, ferner Regenschirme, messingene Kessel, dünne Schüsseln (neptunes) und Pfannen, Kupferbolzen, Messerschmiedewaaren, eisernes Kochgeschirr, lange Pfeifen, Flinten und Jagdgewehre, Flintensteine, Schiesspulver, Porter und Ale, Salz u. s. w. Aus Nord-Amerika kommen Tabaksblätter, Rum, Schweinefleisch, Schinken und Speck, Butter, Mehl,

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Davon kamen auf Gross-Britannien 117.574, auf die Vereinigten Staaten 63.252, auf Hamburg 60.242, auf die Niederlande und Sardinien 38.656 Dollars. Ausser den angeführten Artikeln sind während des genannten Jahres noch kleine Quantitäten Zucker, Syrup, Kaffee, Arrowroot und Ingwer, zum Gesammtwerth von etwa 5000 Dollars, ausgeführt worden. Palmöl ist für die Ausfuhr gegenwärtig der bei weitem wichtigste Artikel, er wird von den Eingebornen in stets wachsender Menge geliefert. Dagegen haben die Zufuhren von Elfenbein sehr abgenommen.

Das Ergebniss der Schiffsbewegung in sämmtlichen Häfen der Republik für das Jahr vom 1. Oktober 1859 bis 30. September 1860 ist folgendes:

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Dr. Livingstone's Fahrt auf dem Rovuma - Fluss in OstAfrika, im Frühjahre 1861.

Im Februar d. J. verliess Dr. Livingstone auf seinem neuen Dampfer,,Pioneer" den Zambesi, um den Rovuma, einen bei Kap Delgado unter 101° S. Br. mündenden Fluss, zu erforschen und auf ihm in das Innere einzudringen; die Expedition ist jedoch wenig erfolgreich gewesen. Wie ein Brief von Charles Livingstone, datirt Johanna (ComoroInseln) 22. April 1861, meldet, ging der „Pioneer" nur etwa 30 Engl. Meilen weit den Fluss hinauf bis zum Dorf des Makonda-Häuptlings Donde. Das Bett des Flusses bildet gleich dem des Zambesi sehr ausgedehnte Sandbänke. Etwas jenseit Donde's Dorf scheint der Rovuma schmaler und tiefer zu werden und er läuft dort zwischen sehr hohen Felsen eingezwängt. Die Eingebornen versichern, dass man den Gefahren dieser Schluchten im Kahn trotzen und so den Nyassa erreichen könne, denn der Fluss kommt

nach ihrer Behauptung aus dem See. Die Scenerie der Ufer übertrifft an Schönheit die des Zambesi. Eine Stunde, nachdem die Reisenden die Mangrove - Sümpfe verlassen hatten, kamen sie in ein reizendes, ganz mit schönen Bäumen besetztes Land. Nach und nach erhoben sich die Ufer und erreichten eine Höhe von 1000 Fuss. Auf diesen Höhen stand Holz in Überfluss, werthvolle Bäume, wie der Ebenholzbaum und ein dem Acajou sehr ähnlicher. Die Eingebornen sind arme, von den Arabern ausgeplünderte und bedrückte Leute.

Nachrichten von dem Elephanten - Jäger Fr. Green und Vorgänge im Ovampo-Land in Südwest-Afrika.

Über die Landschaften zwischen dem Damara - Land, dem Ngami-See und dem Cunene, welche der Schauplatz der in Andersson's neuem Werke beschriebenen Reisen waren, erhalten wir durch den bekannten Elephanten-Jäger Frederick Green einige interessante Nachrichten.

Andersson war im J. 1859 nordöstlich vom DamaraLand, in 171° S. Br. und 19° Östl. L. v. Gr., an den von Nordwest gegen Südost fliessenden Strom Okavango gekommen (s.,,Geogr. Mitth." 1860, S. 116, ferner zur Orientirung 1858, Tafel 7, und 1859, Tafel 11). Green, der ihm damals von Otjimbingue aus zu Hülfe geeilt war, ging im letzten Winter, wie er an Chevalier Du Prat schreibt, abermals an den Okavango (Okavanajo nach Green), um mit seinem Bruder daselbst Elephanten zu schiessen. Namentlich am Omuramba Ombungu, der etwa 22 Engl. Meilen südlich vom Okavango fliesst, hatte er sich grosse Beute versprochen, und obwohl er seine Erwartungen nicht befriedigt sah, erlegten doch die beiden Brüder innerhalb drei Monaten 42 Elephanten. Die Eingebornen am Okavango, die Ovaquangari, stehen nach Green's Beobachtung den Kafir- und Betschuanen-Stämmen an Tapferkeit weit nach, damals waren sie zudem noch eingeschüchtert, weil eine Räuberbande der Namaqua ihnen kurz zuvor einen Besuch abgestattet, Vieh gestohlen und zwei Männer erschlagen hatte. Jonker Afrikaner nämlich, das berüchtigte Oberhaupt der Namaqua-Hottentotten, hat jetzt sein Hauptquartier in Ondonga, der früheren Residenz des verstorbenen, aus den Reiseberichten Galton's, Andersson's und des Missionärs Hahns wohl bekannten Ovampo - Königs Nangoro, aufgeschlagen und seine Leute plündern die umwohnenden Völkerschaften aus, wie die östlich von den Ovaquangari lebenden Ovambundja, die Ovakuenama, Ovangandyera und andere am Cunene und dessen Nebenflüssen nördlich und westlich von den Ovampo wohnende Stämme.

Vom Ombungu aus hätte Green, wie er sagt, leicht an den Cunene gelangen können, zumal da ihm der Häuptling Chikongo Führer anbot; da jedoch die ungesunde Jahreszeit begann und er keine Lust hatte, sich einem ähnlichen Fieberanfall auszusetzen, wie ihn Andersson 1859 durchgemacht, so widerstand er der Versuchung, hoffte aber in der kalten Jahreszeit den berühmten Strom wirklich zu erreichen.

Das unterseeische Terrain des Rothen Meeres. Der Boden des Rothen Meeres bildet für den oberflächlichen Beschauer ein gewaltiges Längenthal, welches

sich in seiner grössten Ausdehnung von Sues nach Bab el Mandeb erstreckt; der eingehendere Beobachter wird erkennen, dass derselbe eigentlich als aus drei parallel neben einander laufenden Längenthälern bestehend gedacht werden muss. Die Korallenthiere nämlich haben beide Seiten dieses Längenthales bis zu einer bedeutenden Entfernung von den Ufern mit ihren immer noch wachsenden Strukturen ausgefüllt und zwar so, dass sie zwei Ketten von Inseln, Bänken und Klippen bilden, die parallel längs den Küsten sich erstrecken und so das ganze Meer in drei parallele Längen-Einschnitte theilen, von denen der mittlere der breiteste und tiefste ist, die beiden zur Seite und unmittelbar an den Küsten liegenden aber zwei seichtere Kanäle bilden, die bekanntlich das Fahrwasser für die Küstenschifffahrt bilden. Diesen Grundzug der physikalischen Beschaffenheit des Rothen-Meer-Beckens sieht man auch auf ganz alten Karten gut angedeutet, z. B. auf derjenigen ,,von dem Morgenländischen Meere, welche auf Befehl des Gr. von Maurepas 1740 herausgegeben worden". Je besser aber das Rothe Meer bekannt wurde, desto weniger zeigen neuere Karten diese eigenthümliche Bildung. In den Jahren 1830 bis 1834 liess die Ost-Indische Kompagnie durch Elwon und Moresby das Rothe Meer mit grosser Genauigkeit aufnehmen und diese prachtvolle Aufnahme zeichnet sich besonders durch viele Tausende von Lothungen aus, welche ganz hauptsächlich und höchst speziell die Konfiguration des Seebodens in der Nähe der Küsten und Korallenbänke darlegen; es hat sich aber bisher noch Niemand der Arbeit unterzogen, aus dem Labyrinth von Zahlen ein übersichtliches Resultat oder eine klare Darstellung zu gewinnen. Wir selbst haben bloss versucht, die Linie von 40 Faden zu zeichnen 1), welche deutlich zeigt, in welch' enormen Grade die südliche Hälfte des Seebeckens durch die Korallen strukturen verengert worden ist und fortwährend verengert wird. Wir zeichneten auf dem besagten Blatte gerade diese Tiefenlinie, weil bei der Moresby'schen grossen Aufnahme nur in verhältnissmässig wenigen Fällen das Senkblei tiefer als 40 Faden hinabgelassen wurde. Die Tiefe des Haupteinschnittes in der Mitte des Meeres war desshalb bis in die neueste Zeit unbekannt und man nahm im Allgemeinen bloss an, dass seine durchschnittliche Tiefe wenigstens 100 Faden, seine grösste Tiefe einige 100 Faden betragen dürfte.

Erst im Jahre 1858 hat Kapitän Pullen vom Königl. Engl. Schiff,,Cyclops" verschiedene Reihen von grösseren Lothungen in der Mitte des Meeres ausgeführt, die uns zum ersten Male in den Stand setzen, das unterseeische Relief desselben vollständig zu erkennen. Demnach beträgt die durchschnittliche Tiefe in der Mitte des Rothen Meeres 400 bis 600 Faden und steigt an einzelnen Stellen bis 1000 Faden und darüber, und zwar fällt der Seeboden fast überall von etwa 40 Faden auf ein Mal in diese jähe Tiefe oder wenigstens bis zu 2- und 300 Faden ab, so dass man sich im Allgemeinen das ganze auf unserer oben citirten Karte un schraffirt gelassene Gebiet als diese tiefe wannenähnliche Einsenkung des Rothen Meeres zu denken hat. Von Norden anfangend senkt sich das steile südliche Kap der Sinai-Halbinsel Ras Muhammed in unterseeischer

1) Auf der Tafel 15,,,Geogr. Mitth." 1860.

Fortsetzung unmittelbar zur Tiefe von 444 Faden ab; etwa 2 Deutsche Meilen südwestlich davon beträgt die Tiefe 644 Faden; Lothungen von 600 und 500 Faden setzen sich südlich fort bis in die Nähe der Daedalus Shoal, wo sich die Tiefe etwas steigert und 3 Deutsche Meilen nordöstlich von diesem Punkte 759 Faden beträgt, dann wieder mit 600 und 500 Faden abwechselt, bis etwa 25 Deutsche Meilen nordwestlich von Djedda (in 22° 23' Nördl. Br., 37° 33' Östl. L. v. Gr.) die grösste bisher im Rothen Meere gemessene Tiefe von 1054 Faden auftritt. Von hier bis in die Breite des Dahlak-Archipels rangiren die Tiefen noch zwischen 400 und 800 Faden. Hier aber, wo die oben bemerkte auffallende Verengerung des tieferen Mittelbeckens beginnt, nehmen auch die Tiefen plötzlich ab, zeigen in der Breite von Massaua nur noch 298, von Chodeïdeh 211,, von Moka 76 und südlich davon bis Perim nur noch 194, 103 und 93 als die Maxima der bisherigen Lothungen.

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Stuart's Karte seiner Route durch Australien. Durch die Güte des Gouverneurs von Süd-Australien, Sir Richard McDonnell, sind wir endlich in den Besitz der Originalkarte Stuart's über seine Reise durch Australien im Jahre 1860 gelangt. Sie führt den Titel: „Map of Discovery by John McDouall Stuart shewing his route across and fixing the Centre of the Continent of Australia from March 2nd to August 27. 1860" und ist auf zwei grossen Blättern im Maassstab von ungefähr 1:950.000 gezeichnet.

Man wird sich erinnern, dass unsere eigene Konstruktion der Stuart'schen Route (auf Tafel 8 im V. diessjährigen Hefte der ,,Geogr. Mittheilungen") ausschliesslich auf zwei Positionsangaben und auf dem in Bezug auf Rich

tung und Ausdehnung der einzelnen Wegestrecken lückenhaften, oft undeutlichen Tagebuch des Reisenden beruhte, es war daher vorauszusehen, dass sie von Stuart's Originalkarte in vielen Stücken wesentlich abweichen würde. Bei der jetzt möglich gewordenen Vergleichung ergeben sich nun zwar auch beträchtliche Differenzen, die Übereinstimmung im Ganzen wie in den meisten Einzelheiten ist aber weit grösser, als wir zu hoffen gewagt hatten, namentlich ist die Lage der nördlichen Endpunkte der Route, so wie fast durchweg die geographische Länge der einzelnen Theile der letzteren auf beiden Karten gleich, auch zeigt sich in der gegenseitigen Lage der berührten Punkte, in der Richtung der Wasserläufe und Höhenzüge u. s. w. die befriedigendste Übereinstimmung, wenn wir den südlichsten Theil der Karte ausnehmen. Die Hauptdifferenz liegt in den Breiten, und zwar nimmt sie von Nord nach Süd stetig zu und beträgt im südlichsten Theil einen vollen Grad. Diess erklärt sich dadurch, dass in den uns vorliegenden Abdrücken des Tagebuchs die Breite des Lagers am Neales Creek (20. und 21. März), vermuthlich durch einen Druckfehler, zu 28° 29' statt 27° 29' S. angegeben ist. Es wurde uns zwar bei der Konstruktion wahrscheinlich, dass die Angabe falsch sei, denn es liess sich ein befriedigender Anschluss an die von früher her bekannten Gegenden in der Nähe der Davenport- und Denison-Berge nicht herstellen, das Tagebuch war aber gerade für diesen Theil der Reise zu mangelhaft, als dass wir aus ihm die erwähnte Positionsangabe mit Sicherheit hätten korrigiren können.

Während der höchste Berg der Denison-Kette, Mount Younghusband genannt, fast genau dieselbe Position auf Stuart's Karte wie auf der unserigen hat, kommt das Flussbett des Neales in mehr diagonalem Verlauf zwischen den 27. und 28. Parallel, nordwestlich von der Denison-Kette zu liegen, der Punkt, wo die Route den Frew kreuzt, unter 26° 43' der Stevenson unter 26° 14', Mt. Humphries unter 25° 27', Chambers' Pillar unter 24° 51', der südlichste Übergangspunkt über den Hugh unter 24° 24', die MacDonnell-Kette unter 23° 40', Mt. Freeling in der Reynold-Range unter 22° 32', das ,,Centrum" gerade unter 22°. Eben so drängen sich die Routen vom Centrum gegen Norden in abnehmender Progression mehr zusammen, so dass Mt. Peake unter 21', Mt. Denison unter 21° 50′, Mt. Turnbull unter 21° 21', Mt. Strzelecki unter 21° 12', die Davenport-Range unter 2010, Mt. Figg in der Murchison-Range unter 20° 2°, Mt. Samuel in der McDouallRange unter 19° 42' S. Br. fällt, wogegen von hier an bis ans Nordende der Route die Breiten in Folge der richtigen Positionsangabe für das Lager am Bishop-Creek stimmen.

Reicheres Detail findet sich auf der Originalkarte nicht, im Gegentheil ist manches im Tagebuch und danach auf unserer Karte Angedeutete nicht eingetragen worden, auch fehlt meist die Route der Rückreise, wo sie von der der Hinreise verschieden war. Nur im Süden, bei den Denisonund Davenport-Bergen, sind eine Anzahl Quellen und westlich von den Denison-Bergen ein kleiner See nach den früheren Forschungen Stuart's hinzugekommen.

Von Abweichungen im Einzelnen ist als einigermaassen erheblich zu erwähnen, dass der nördliche Arm des Finke sich in den südlichen Arm desselben am nordöstlichen Fuss

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