Imágenes de páginas
PDF
EPUB

obwohl man es nie aus den Augen verlor. Am 8. Januar 1851 wurde zu Brisbane die erste öffentliche Demonstration zu Gunsten der Trennung gemacht, zahlreiche darauf abzielende Petitionen gelangten seit jener Zeit wiederholt an die Englische Regierung und in einer Parlamentsakte von 1855 wurde derselben auch das Recht ertheilt, den nördlichen Theil von Ost-Australien vom 30. Parallel an von Neu-Süd-Wales abzutrennen, sobald es die dortigen Ansiedler wünschen sollten. Trotz dem ziemlich zähen Widerstand, den Neu-Süd-Wales leistete, wurde denn auch im Juli 1856 die Errichtung der neuen Kolonie beschlossen, man wählte aber nicht den 30. Parallel als Grenze, sondern verlegte die letztere, ungeachtet lebhafter Protestationen und nur gestützt auf das Resultat einer Art Abstimmung der Bewohner, nach dem Vorschlag des GeneralGouverneur Sir William Denison um ein bis zwei Grad nördlicher, so dass der Clarence-Distrikt und die Weidebezirke von Gwydir bei der alten Kolonie verbleiben.

Diese im Juli 1857 sanktionirte Grenzlinie beginnt an der Seeküste bei Point Danger (28° 6' S. Br.), folgt von da der Wasserscheide zwischen den Gewässern des Tweed, Richmond und Clarence River einerseits und denen des Logan und Brisbane River andererseits westlich bis zu der grossen Wasserscheide zwischen den nach der Ostküste verlaufenden und den in den Murray sich ergiessenden Flüssen. Auf dieser Wasserscheide geht sie südwärts zu dem Höhenzug, welcher die Gewässer des Tenterfield Creek von denen des Hauptquellstromes des Dumaresq River trennt, und auf jenem Höhenzug westlich bis zum Dumaresq. Ferner verläuft sie längs des letzteren Flusses, der lokal unter dem Namen Severn bekannt ist, abwärts bis zu seiner Vereinigung mit dem Macintyre River und an diesem, der weiter unten den Namen Barwan annimmt, abwärts bis zum 29. Parallel S. Br. Von da folgt sie diesem Parallel bis zum 141. Meridian Östl. L. v. Gr., welcher die Ostgrenze von Süd-Australien bildet. Alles Land nördlich von dieser Linie und östlich vom 141. Meridian nebst allen anliegenden Inseln, also ganz Nord-OstAustralien mit Einschluss der Halbinsel York, bildet die neue Kolonie, die offiziell den Namen Queensland führt 1). Der Akt der Trennung geschah am 3. Juni 1859, 6. September wurde Brisbane zur Hauptstadt erhoben und am 10. Dezember kam der erste Gouverneur von Queensland, Sir G. F. Bowen, daselbst an.

am

Das Bild der politischen Eintheilung Australiens auf der Karte gewinnt hierdurch ein sehr wesentlich verändertes Aussehen. Im J. 1830 wurde als Westgrenze von NeuSüd-Wales der 129. Meridian Ö. L. v. Gr. bestimmt und im folgenden Jahr auch als Ostgrenze von West-Australien angenommen. Dadurch zerfiel der Kontinent in eine grössere östliche und eine kleinere westliche Abtheilung. Von dem ungeheueren, zu Neu-Süd-Wales gehörigen Gebiete wurde aber im J. 1834 das jetzige Süd-Australien zwischen 132 und 141° Östl. L. und von der Südküste bis zu 26° S. Br. abgetrennt und eben so im J. 1851 die Kolonie

[blocks in formation]

Victoria zwischen Kap Howe, dem Murray, dem 141. Meridian und der Südküste. Da nun auch der ganze nordöstliche Theil vom 29. und resp. 28. Parallel an und westlich bis zum 141. Meridian von dem Verbande mit Neu-Süd-Wales gelöst ist, so besteht dieses jetzt aus zwei vollständig von einander getrennten Gebietstheilen, dem. eigentlichen Neu-Süd-Wales im Südosten und dem nördlich von Süd-Australien zwischen den Meridianen von 129° und 141° Östl. L. gelegenen Lande, an welches sich der Streifen zwischen Süd- und West - Australien (129° bis 132° Östl. L. und nördlich bis 26° S. Br.) anschliesst. Dieser unbewohnte Streifen Landes, von den Kolonisten in Süd-Australien neuerdings,,No Man's Land" getauft, ist durch seine Lage dem Einfluss der Kolone Neu-Süd-Wales vollständig entzogen und die Regierung dieser Kolonie ermächtigte daher in der Constitution Act von 1855 die Krone, denselben abzutrennen. Da ihn Süd-Australien schon seit längerer Zeit zu annektiren wünschte, so hat die Britische Regierung seit 1859 die Frage in Betrachtung gezogen und aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Erweiterung von Süd-Australien westlich bis an die Grenze von West-Australien in Kurzem vollzogen werden. Dass Neu-Süd-Wales auch den nördlich von Süd-Australien gelegenen Theil seines Gebietes einbüssen wird, sobald der kräftig befürwortete Plan eines abermaligen Kolonisations versuches an der Nordküste zur Ausführung kommt und dort in Folge davon ein selbstständiges Leben erwacht, ist leicht vorauszusehen.

Queensland hat nach unserer planimetrischen Berechnung ein Areal von ungefähr 25.500 Deutschen oder 542.000 Engl. Quadrat-Meilen, es nimmt daher seiner Ausdehnung nach den zweiten Rang unter den Australischen Kolonien ein, und nehmen wir Europäische Staaten zum Vergleich, so zeigt es sich etwa 2 Mal so gross als Frankreich und 5 Mal so gross als Gross - Britannien und Irland. Auf diesem bedeutenden Flächenraum wohnten zur Zeit der Zählung von 1856 nur 17.263 Menschen (abgesehen von den dünn gesäeten Eingebornen), die sich nach den Städten und Distrikten vertheilten wie folgt:

Stadt Brisbane mit Einschluss der Vorstädte und der
Ansiedelung Fortitude Valley

Stadt Ipswich

Stadt Drayton mit Einschluss von Toowoomba
Stadt Warwick

Distrikt East-Moreton mit Ausnahme der Stadt Brisbane

u. 8. W.

4395 Personen. 2459 99

[merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors]

Distrikt West-Moreton mit Ausnahme der Stadt Ipswich 2099 Distr. Western Downs mit Ausnahme der Stadt Drayton 1200 Distr. Eastern Downs mit Ausnahme der Stadt Warwick 890 Distrikt Northern Downs (die Stadt Dalby, erst 1857 angelegt, 109)

Distrikt Maranoa

678

[ocr errors]

500

1309

669 ""

Distrikt Burnett (die Stadt Gayndah 152)
Distrikt Wide Bay (die Stadt Maryborough 353)
Distr. Leichhardt u. Port Curtis (die Stadt Gladstone 224) 615 29

Wenn man den Zeitungsnachrichten aus der Kolonie glauben darf, so ist die Bevölkerung bis Mitte 1860 auf etwa 25.000 Seelen angewachsen, und obgleich diess selbst für Australische Verhältnisse nur eine geringe Zahl ist, denn Süd-Australien hat 118.000, Neu-Süd-Wales 300.000, Victoria 462.000 Einwohner, so übertrifft sie doch schon bei weitem die Einwohnerzahl der seit vielen Jahren bestehenden Kolonie West-Australien (15.000), welcher eben so wie Queensland die Anziehungskraft des Goldes man

5

gelt1), und man hat allen Grund zu hoffen, dass Queensland jetzt, wo es nicht mehr ein äusserstes, ziemlich stiefmütterlich behandeltes Anhängsel von Neu-Süd-Wales ist, sondern eine eigene, für seine Wohlfahrt speziell interessirte Regierung besitzt, rasche Fortschritte machen und sich bald zu einer Bedeutung erheben wird, die den natürlichen Vortheilen seiner geographischen Lage, seiner Bodenbeschaffenheit und seines Klima's entspricht.

Schon im Jahre 1837, als man ausser der Küstenlinie nur kleine Theile im Süden der Kolonie durch die Forschungen von Oxley und Cunningham kannte, schrieb Direktor Meinicke in seinem Werk über das Festland Australien:,,Die Nordostküste Australiens muss einst ein Mittelpunkt für den Verkehr zwischen Indien und dem Stillen Ocean werden, und wenn Sydney Nebenbuhler zu fürchten hat, so wird es hier und an der Nordküste sein"; und an einer anderen Stelle: ,,Flinders vergleicht die Nordostküste treffend mit der Küste von Florida, obschon das Australische Küstenmeer die bedeutendsten Vorzüge vor dem Floridanischen besitzt und in demselben Maasse für die Kulturverhältnisse fördernd sein wird, wie jenes hemmend ist. Denn wenn man die leichte Zugänglichkeit dieses Meeres durch die vielen Strassen, die jetzt verhältnissmässig sichere und bequeme Beschiffung, die vielen Busen und Baien bei einem schon so ruhigen Meere, das fast in allen Theilen selbst ein Hafen ist (denn jede Insel giebt Schutz gegen die Seewinde), bedenkt, damit die freilich noch sehr unvollkommen untersuchten, zum Theil nur erst geahnten Vorzüge des Küstenlandes, dessen hohe, granitische Berge mit dichten, feuchten Wäldern bedeckt sind und gar Nichts mit den übrigen dürren und wasserlosen Küsten Australiens gemein haben, verbindet, endlich die aus der Weltstellung und der Lage der Küste zum Korallenmeer hervorgehenden Verhältnisse erwägt, so kann man nicht zweifeln, dass dieser Theil Australiens zur Aufnahme einer höheren Kultur durch Europäische Kolonien vor vielen anderen sehr geeignet und unter den Ländern, die im Mittelpunkt der Ocean-Hälfte liegen, zu einer bedeutenden Rolle bestimmt ist."

Die späteren Forschungen von Leichhardt, Mitchell, Kennedy, Gregory u. A., denen wir eine verhältnissmässig vollständige Kenntniss gerade dieses Theils von Australien verdanken, bestätigten die hier ausgesprochenen Ansichten mehr und mehr. Es zeigte sich, dass ein von Nord nach Süd an Breite zunehmender, von der Küste aus 4 bis 6 Längengrade nach dem Inneren sich ausdehnender Gürtel im strengen Gegensatz zu dem öden Sandsteinplateau, welches den grössten Theil des Centrums von Australien einzunehmen scheint, aus Primitivgesteinen, stellenweis von Basalt und Trapp durchbrochen, besteht und dem entsprechend eine ungleich reichere Vegetation trägt. Zwar mangeln auch hier nicht ganz die trostlosen dürren SkrubStreifen, zwar findet sich auch hier das Wasser nicht im Überfluss und die meisten kleineren Flüsse sind nur perio

1) Zwar wurde im J. 1858 zu Bunu-Bunu und später zu Canuna (40 Engl. Meilen von Rockhampton am Fitzroy River) Gold entdeckt und der Fitzroy River und Calliope als Goldfeld proklamirt, dem ein besonderer Beamter vorgesetzt ist, wir finden aber in den Australischen Zeitungen bis jetzt keine Andeutung, welche darauf schliessen liesse, dass jene Entdeckung zur Bevölkerung der Kolonie bisher viel beigetragen habe.

dische wie überall in Australien, aber dabei hat man die üppigsten, bis zu 15 und mehr Deutschen Meilen ausgedehnten Grasländereien von den berühmten Darling Downs über die Maraona-Ebenen bis hinauf zu den Peak Downs und dem Burdekin-Thal; Nutzholz ist reichlich vorhanden, in den südlicheren Theilen der neuen Kolonie finden sich sogar prachtvolle Wälder; die grösseren Ströme, deren es hier ziemlich viele giebt, führen das ganze Jahr hindurch Wasser und sind zum Theil schiffbar; die Fruchtbarkeit des angeschwemmten Bodens in den Thälern, namentlich nahe der Küste, soll eine ausserordentliche sein und, wie es scheint, wird auch das Klima der Kulturentwickelung kein wesentliches Hinderniss entgegenstellen, denn selbst der grössere nördliche Theil der Kolonie besitzt, obgleich unter den Tropen gelegen, ein kühleres und feuchteres Klima als die Ufer des Golfs von Carpentaria und die Nordwestküste, da er ziemlich hoch gelegen und dem fast beständig wehenden Südost-Passat ausgesetzt ist. Die Perioden der Regenzeit sind allerdings weniger regelmässig und diess wird nicht ohne nachtheiligen Einfluss auf den Ackerbau bleiben, aber für Viehzucht eignen sich nach Gregory's Ansicht die nördlichen Gegenden eben so gut wie die schon jetzt mit Vortheil benutzten Ländereien im Süden.

Für den ektropischen Theil der Kolonie brauchen wir uns nicht mehr auf die flüchtigen Untersuchungen einzelner Reisenden zu berufen, hier steht uns bereits die Erfahrung der Ansiedler zur Seite; sie hat gelehrt, dass sich hier ein günstiges Klima mit den vortrefflichsten Eigenschaften des Bodens verbindet, um Europäischen Ansiedelungen ein rasches Aufblühen zu sichern, dass namentlich die Downs oder Terrassen-Ebenen des Binnenlandes ausserordentlich günstige Bedingungen für Schafzucht bieten, während die Küstenstriche und Flussthäler für den Anbau subtropischer Nutzpflanzen vorzüglich geeignet sind.

Das rasche Anwachsen der Bevölkerung tritt uns in folgenden Zahlen entgegen: in dem ganzen Gebiet nördlich vom 30. Parallel, worin also auch der Clarence-Distrikt eingeschlossen ist, zählte man im J. 1846 nicht mehr als 2257 Seelen, im J. 1851 war ihre Zahl bereits auf 10.296, im J. 1856 auf 22.232 gestiegen. Die Einwohnerzahl von Brisbane vermehrte sich von 1856 bis 1860 um etwa

60 Prozent, denn sie beträgt jetzt ungefähr 7000; die von Toowoomba ist in derselben Zeit von 265 auf etwa 1400 gestiegen. Dem entsprechend nahm die Produktion zu. Die Ausfuhr aus Queensland betrug im J. 1859 bereits 609.794 Pfd. Sterl. (173.592 Pfd. Sterl. mehr als im Jahre 1858), im ersten Quartal des Jahres 1860: 230.008 Pfd. Sterl. Dabei kommt vorzüglich die Schafwolle in Betracht. Zwischen dem 1. Oktober 1859 und dem 31. März 1860 wurden von Brisbane 8648 Ballen oder 3.026.975 Pfund Wolle im Werth von 264.860 Pfd. Sterl. verschifft, aus den nördlichen Theilen der Kolonie (Wide Bay und Port Curtis) 4730 Ballen oder 1.755.500 Pfd. im Werth von 153.606 Pfd. Sterl., im Ganzen also belief sich der Wollenexport der Kolonie in dem genannten Semester auf 13.3781⁄2 Ballen oder 4.782.475 Pfund im Werth von 418.466 Pfd. Sterl. So erklärt sich, dass die Revenüen der Kolonie schon im ersten Jahr ihres Bestehens auf 160.000 Pfd. Sterl. veranschlagt wurden, wonach

Queensland in dieser Beziehung den 13. Rang unter allen Britischen Kolonien einnimmt.

Neben der Schafzucht dürfte mit der Zeit der Baumwollenbau die meiste Bedeutung für Queensland erhalten. Die Gewinnung neuer Bezugsquellen der Baumwolle ist für England ein so dringendes Bedürfniss, dass diese Frage bekanntlich überall und immer in den Vordergrund tritt, ΠΟ es sich um seine staatsökonomischen und politischen Verhältnisse handelt. Seiner durch die Baumwolle bedingten Abhängigkeit von den Vereinigten Staaten Nord-Amerika's müde sucht England in allen Theilen der Welt nach Ländereien, welche im Stande wären, die ihm so nothwendige Baumwollen-Produktion an Stelle der Vereinigten Staaten zu übernehmen. Dieses Interesse mischt sich in alle Bestrebungen, selbst die religiösen nicht ausgenommen, wie die Englischen Zeitungen, die Reise- und Missionsberichte u. S. w. fast täglich beweisen. Sollte es nun möglich sein, in Queensland ein erhebliches Quantum Baumwolle zu produciren, so wäre diess für das Mutterland wie für die Kolonie von der grössten Wichtigkeit, und es scheint fast, als wenn die Aussichten dazu sehr günstige wären, denn man hat schon seit mehr als 10 Jahren, besonders durch Bemühung des Dr. Lang, in verschiedenen Theilen von Queensland Baumwolle mit gutem Erfolg gezogen und die Proben des Produktes, die der Handelskammer in Manchester vorgelegt wurden, erwiesen sich als ungewöhnlich werthvoll. Bisher wurde freilich dieser Industriezweig nur von einzelnen, meist unbemittelten Personen und mehr versuchsweise betrieben, aber im J. 1860 hat eine aus Bewohnern von Wide Bay bestehende Gesellschaft unter dem Namen Wide Bay Cotton Growing Association" mit einem Kapital von 3000 Pfd. Sterl. Schritte zum Baumwollenbau in grösserer Ausdehnung gethan und zu diesem Zweck 300 Acker Land an den Ufern des Mary, 5 Engl. Meilen unterhalb Maryborough, angekauft und bestellt. Auch von Seiten der Kolonialregierung wird die Sache kräftig gefördert, unter Anderem soll in den nächsten drei Jahren für jeden in Queensland producirten Ballen Sea Island-Baumwolle ein Preis von 10 Pfd. Sterl., in den folgenden zwei Jahren von 5 Pfd. Sterl. und für andere Varietäten der Baumwolle die Hälfte dieser Preise ausgezahlt werden. Dadurch ermuntert werden ohne Zweifel andere Kompagnien sich bilden, um die Millionen Acker Landes längs der Seeküste und den Ufern der Flüsse, die sich nach der allgemeinen Ansicht der Kolonisten dazu eignen, in Baumwollenfelder umzuwandeln, und vielleicht erringt sich so die Baumwolle von Queensland schon in einigen Jahren einen gesicherten Platz unter den Exportartikeln Australiens.

[ocr errors]

Ob sich die wärmeren Theile der Kolonie auch zum Zuckerbau eignen, muss erst die Erfahrung lehren; die allerdings günstig ausgefallenen Versuche des Dr. Gunst in Blackwall am Richmond River beziehen sich nur auf Sorghum saccharatum und Holcus saccharatus (imphee), aber auch hierauf hat die Regierung bereits ihr Augenmerk gerichtet, wie sich denn überhaupt seit der Trennung von Neu-SüdWales ein ungemein rühriges, unternehmendes Leben hier entwickelt hat. Während man sofort zur Hebung der geistigen Kultur für die Gründung von Schulen und Kirchen sorgte, dachte man auch in vielseitigster Weise an

die Förderung der materiellen Interessen. Die wichtige Landfrage wurde in Betracht gezogen, um der Einwanderung möglichst Vorschub zu leisten; zur Erleichterung der Kommunikation wurde im März 1860 eine regelmässige Dampfschiffverbindung zwichen Brisbane und den nördlichen Häfen (Maryborough, Gladstone und Rockhampton) eingerichtet und ein Kapital angewiesen zur Herstellung einer Telegraphenlinie von Brisbane über Warwick nach der Südgrenze zum Anschluss an die nördliche Linie von Neu-Süd- Wales, welche nach Beschluss dieser Kolonie von West Maitland aus über Singleton, Scone, Murrurundi, Tamworth, Bendemere und Armidale fortgeführt werden soll; auch Posten und Strassenbauten erhielten grössere Ausdehnung, zur Verbesserung der Schifffahrt auf den Flüssen wurden einleitende Schritte gethan und die Gesetzgebende Versammlung hat sogar schon ein Comité gebildet, um die Möglichkeit der Gründung einer Niederlassung an der Südostküste des Carpentaria-Golfes und die Ausführbarkeit einer Telegraphenlinie nach der Insel Timor zu untersuchen. Wie sehr das Interesse der Kolonisten an den öffentlichen Angelegenheiten zugenommen hat, beweist auch die Gründung neuer Zeitungen, deren bis Mitte des Jahres 1860 bereits sechs in Queensland gedruckt wurden ').

Über Brisbane in seinem jetzigen Zustand enthält der,,Melbourne Age" eine interessante Korrespondenz: ,,Die Hauptstadt der neuen Kolonie" heisst es dort ,,liegt malerisch an den Ufern eines edlen Stromes, der bei der Stadt, 17 Engl. Meilen oberhalb der Mündung in die Moreton-Bai, Engl. Meile breit ist. Die Stadt wird von Hügeln umringt, auf denen man eine reizende Aussicht auf den Fluss mit seinen Krümmungen geniesst und auf deren Gipfeln hübsche Wohnhäuser rasch erstehen, um der Schönheit der Natur den Schmuck der Kunst beizufügen. In der Ferne erblickt man die hohen Spitzen der Glasshouse-Berge, die ihre kegelförmigen, jähen Häupter hoch über die vorliegenden, am Horizont hinstreichenden Hügelketten erheben und dem Bilde Grösse und Erhabenheit verleihen.

,,Obgleich der Brisbane wie alle anderen Australischen Flüsse eine Barre an seiner Mündung hat, welche Schiffe von mehr als 9 oder 10 Fuss Tiefgang nicht kreuzen können, so ist doch die abgelagerte Masse von solcher Beschaffenheit, dass sie durch Baggerung leicht entfernt werden kann und der Luft ausgesetzt so hart wie Stein wird. Man hat daher beschlossen, das Fahrwasser zu vertiefen, bis es die grössten Schiffe aufnehmen kann, und die herausgeschaffte Masse zu Dämmen an beiden Seiten zu benutzen, welche dem Strome die Richtung vorschreiben und ein genügend tiefes Fahrwasser ohne beständige Baggerung sichern sollen. Wie man berechnet, wird eins der wichtigsten Resultate dieses bedeutenden Unternehmens ein solches Einströmen von Seewasser sein, dass der Spiegel des Flusses an dem Kai der Stadt zwei Fuss höher stehen wird als jetzt; ein solches Ergebniss hatte die Stromregulirung des Clyde für Glasgow, da sie der Fluth gestattete,

1) Die älteste ist der ,,Moreton Bay Courier" (seit 1846), darauf folgten die,,Moreton Bay Free Press" (seit 1850), der ,,Ipswich Herald", die ,,Darling Downs Gazette", die,,Wide Bay and Burnett Times" (seit dem 12. März 1860) u. a.

in einem ununterbrochenen Kanal einzuströmen. Da der Fluss von seiner Mündung bis Brisbane breit und tief ist, auch nur wenige unbedeutende Untiefen hat, die sich ohne viele Mühe und Kosten entfernen lassen, so hoffen wir bald Schiffe von 1000 Tonnen Ladung bei unseren Magazinen zu sehen und mit unseren Exportartikeln direkt von hier aus nach Liverpool und London zu segeln.

,,Brisbane ist auffallend still für eine Haupt- und Handelsstadt, es hat Nichts von dem Getöse und Gewühl anderer Häfen. Diess kommt von seiner eigenthümlichen Lage und davon, dass die Stadt Ipswich 50 Engl. Meilen weiter aufwärts am Flusse liegt 1), wohin alle für die Ortschaften des Inneren bestimmten Waaren von Brisbane aus auf Dampfern geschafft werden und wo die Ochsengespanne aus dem Inneren die Landesprodukte zur Verschiffung nach dem Hafen abladen. Die beiden Städte, nach Einwohnerzahl ziemlich gleich, verrichten so die Arbeit, welche gewöhnlich Eine Stadt allein übernimmt, Brisbane besorgt den Export und Import im Grossen, Ipswich den Kleinhandel. Das erstere ist daher zum Wohnen angenehmer, das letztere als Geschäftsplatz geeigneter.

,,Ipswich liegt am Fuss einer halbkreisförmigen Hügelreihe und hat ein weniger angenehmes Klima als Brisbane; im Winter sieht es kalt und ungemüthlich aus, im Sommer ist die Luft schwül und drückend heiss. In Brisbane dagegen ist der Winter wegen der Nähe des Meeres mild und der Sommer nicht so brennend als in Sydney oder Melbourne. Da gegen Westen eine hohe Bergkette vorliegt, sind heisse Winde hier fast unbekannt und, wenn sie eintreten, weder intensiv noch von langer Dauer. Ausserdem wird die Luft des Abends, auch nach den heissesten Tagen, durch erfrischende Seebrisen abgekühlt, so dass wir uns der Nachtruhe erfreuen und daher das Tagewerk aushalten können.

,,Ich habe viele der bedeutendsten Städte in Victoria und die meisten in Neu-Süd-Wales gesehen. Unter den ersteren gab ich Geelong wegen seiner Lage den Vorzug, unter den letzteren gefiel mir Goulburn am besten, aber weder Goulburn noch Geelong kann sich in Bezug auf seine Lage mit Brisbane messen.

ihrer süssen

,,Das Auge erfreut sich hier an einer üppigen tropischen Vegetation, an dem reichen Grün der zierlichen Bananengruppen und an dem ersten Anblick der Ananas. Die gewöhnliche Kartoffel wächst neben Namensschwester (Batate), die einen Ertrag von 40 Tonnen per Acker giebt. Äpfel, Birnen, Pflaumen, Orangen, Zuckerrohr und Wein wachsen in demselben Garten mit Kohl und Radieschen. Die Sea Island-Baumwolle von Amerika, welche dort wegen der starken Winterfröste nur einjährig ist, wird hier perennirend, und ehe viele Sommer vergehen, wird sie eine Quelle unerschöpflichen Reichthums für den fleissigen Ansiedler werden."

Ausser dem Brisbane-Fluss, der grösseren Fahrzeugen bis jetzt verschlossen ist, besitzt Queensland nur noch die beiden Häfen Maryborough und Gladstone, in denen sich erst seit wenigen Jahren einiger Verkehr entwickelt

1) Ipswich liegt nicht am Brisbane selbst, sondern an dessen Nebenfluss Bremer, der nur bis nach Ipswich schiffbar ist.

hat.

Grosses Gewicht legt man in der Kolonie wie in England auf die Entdeckung eines schönen, geräumigen, natürlichen Hafens im Hintergrunde der Edgecumbe-Bai (20° S. Br.) durch Captain Sinclaire im J. 1859; er soll die Schiffe der ganzen Welt bergen können, vor allen Winden geschützt sein und in der Mitte bis 10, eine Kabellänge vom Ufer 3 bis 4 Faden Tiefe haben. Wenn sich die Umgebungen dieses Hafens zu Ansiedelungen eignen, so darf man sicher erwarten, dass so wesentliche Vortheile nicht lange ungenützt bleiben werden. Von noch grösserer Bedeutung für den auswärtigen Verkehr der Kolonie, für ihre ganze Weltstellung ist aber Denham's Aufnahme des Korallenmeeres in den Jahren 1859 und 1860, welche die Gefahren dieses Gewässers auf ein sehr geringes Maass reducirt hat.

Henry Mangles Denham, Kapitän des ,,Herald", durch seine ausgezeichneten Vermessungsarbeiten in verschiedenen Theilen des Grossen Oceans wie auch in anderen Meeren berühmt, verwandte die Zeit vom Dezember 1858 bis Oktober 1859 und vom Januar bis April 1860 zu einer gründlichen Aufnahme der sogenannten äusseren, d. i. östlich vom Grossen Barrier-Riff gelegenen, Passage durch das Korallenmeer und entschied dadurch die Frage über die Vorzige dieser Route vor der inneren in endgültiger Weise. Er bestimmte die genaue Position, Gestalt und Beschaffenheit aller Inseln, Riffe und Bänke zu beiden Seiten dieser Passage, wies die Nichtexistenz vieler „Gefahren" nach, die seit langer Zeit auf den Karten figurirten und die Seefahrer schreckten, und lieferte den Beweis, dass durch das Korallenmeer eine freie Passage von mindestens 150 Seemeilen Breite ohne Strömung, mit 5 sicher bestimmten ,,Gefahren" an der Ostseite und 6 dergleichen an der Westseite, den von Australien, Tasmanien oder Neu-Seeland nach Indien segelnden Schiffen offen steht, wenn sie unter 24° S. Br. und 157° Östl. v. Gr. ihre Fahrt beginnend folgenden Kurs einhalten:

1. N. bei W. W. 240 Seemeilen bis zur Breite von 20° S.
2. NW. W. 700 Seemeilen bis zur Breite von 11° 36' S., dem
Parallel der Raine-Insel.

3. W. S. 220 Seemeilen bis zur Raine-Insel auf dem Parallel
derselben.

[merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][ocr errors][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small]
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small]

Durch diese Bestimmungen erleiden die bisherigen Karten des Korallenmeeres sehr bedeutende Veränderungen, fast sämmtliche Riffe und Inseln erhalten eine andere Lage und oft auch eine andere Gestalt, wie z. B. die so auffällige Bampton-Shoal ihre Hufeisenform einbüsst, das Saumarez-Riff die Gestalt eines Hakens, das Osprey-Riff die eines Dreiecks bekommt u. s. w., und, was besonders hervorzuheben ist, eine Anzahl Riffe verschwinden gänzlich von der Karte. Diese sind: auf der Ostseite der äusseren Passage das Young-Riff (auf der Englischen AdmiralitätsKarte Nr. 2385 vom Jahre 1855 in 17° 11' S., 155° 20' Ö.), auf der Westseite: Bougainville-Riffe (15° 14' S., 148° Ö., und 15° 35′ S., 148° 10′ Ö.), Diana-Bank (15° 43' S., 149° 50′ Ö.), Alert-Riff (17° 6' S., 151° 51′ Ö.), David-Riff (19° 20' S., 151° Ö.), Vine's Horse-shoe-Riff (20° 10' S., 152° Ö.), Carns Midday-Riff (21° 58' S., 154° 20' Ö.), Welsh-Riff (21° 15' S., 153° 56' Ö.), Australia-Rock (22° 45′ S., 156° 6' Ö.) und Ferrier-Riff (23° 24′ S., 155° 30' Ö.). Die ganze Ostseite des BarrierRiffs von 21° 6' S. Br. nach Norden zu liegt um 35 bis 40 Seemeilen weiter westlich, als man früher annahm, um eben so viel wird demnach das Riff schmaler.

1) Ein bedeutet, dass die Oberfläche der Riffe u. s. w. mit der des Meeres in gleicher Höhe steht.

Die äussere Passage kann nunmehr von Segelschiffen nach und von Indien je nach den Monsunen, von Dampfern, die hierdurch die Fahrt zwischen Sydney und Singapore um ein Viertel abkürzen würden, zu allen Jahreszeiten benutzt werden, und zwar in ruhigem Wasser, was den Vortheil hat, dass auch kleinere Schiffe als die, welche zur Fahrt durch den Indischen Ocean und um Kap Leeuwin nöthig sind, angewendet werden können. Die Gefahren, welche die nördliche Route bietet, beschränken sich jetzt fast ausschliesslich auf die Strecke zwischen RaineInsel und Booby-Insel in der Torres-Strasse; durch die genauen Aufnahmen aller Untiefen und Riffe ist jedoch auch diese Passage ungleich sicherer geworden und sie wird es noch mehr werden, wenn erst ein Leuchtthurm auf der Raine-Insel den Eingang anzeigen wird. Man braucht übrigens zur Fahrt durch die Strasse nur 36 Stunden und muss höchstens zwei Nächte vor Anker liegen. Noch kürzlich schrieb ein Britischer Seemann, der im Mai 1860 mit einem Schiffe von 19 Fuss Tiefgang von Sydney durch die Torres - Strasse nach Indien segelte und zwar die selten befahrene Bligh's Entrance zur Durchfahrt durch die Strasse wählte an das ,,Nautical Magazine": ,,Ich kann nur mein Erstaunen ausdrücken, dass die Passage für so gefährlich gilt. Nachdem der „Herald" die wahren Positionen der Gefahren im Korallenmeer fixirt hat, braucht man nach Nichts auszuschauen, bis man zum Bramble Cay (an Bligh's Entrance) kommt; kein Theil der Passage durch das Korallenmeer ist enger als der Eingang zum Englischen Kanal. Nähert man sich Bramble Cay, so wird das Loth ein untrüglicher Führer. Mit der nach den Positionen des ,,Herald" korrigirten Admiralitäts-Karte Nr. 2385 und dem von der Admiralität publicirten,,Australian Directory" ist es weniger schwierig, durch Bligh's Entrance zu gehen als von Dungeness zum South Foreland im Kanal von Dover. Nicht viele Schiffe haben die Durchfahrt gemacht, die tiefer gingen als das meinige, und sehr wenige haben noch trüberes Wetter gehabt, dennoch bin ich zu der Ansicht gekommen, dass die Strasse viel weniger gefahrvoll ist als der Englische Kanal."

In Australien und namentlich in Queensland ist man sich des Werthes wohl bewusst, welchen die günstigen Resultate der Denham'schen Aufnahmen für den Verkehr mit den Asiatischen Häfen haben; die Rathsversammlung (Council) von Queensland sprach dem Captain Denham offiziell ihren Dank aus, die Lokalblätter erörtern den Gegenstand nach allen Seiten hin und auch der Vorschlag Denham's, Leuchtthürme auf dem Kenn-Riff und der Raine-Insel zu errichten, wird wahrscheinlich zur Ausführung kommen. Gerade für Queensland aber wird die Route durch die Torres-Strasse vorzugsweise von Nutzen sein, denn von Brisbane nach Ceylon braucht ein Dampfer auf dem Wege durch die Torres-Strasse nur 17, um Kap Leeuwin herum aber mindestens 25 Tage und dieses Verhältniss wird für die nördlicheren Häfen von Queensland noch günstiger, während der Unterschied für Sydney geringer ist. Queensland würde demnach durch Einrichtung einer Postdampfer-Linie durch die Torres-Strasse den Indischen Häfen näher gerückt als Neu-Süd-Wales, Victoria und Süd-Australien und ohne Zweifel wird die neue Kolonie Alles aufbieten, um sich diesen für ihren Handel bedeutungsvollen Vorsprung zu verschaffen.

www.

« AnteriorContinuar »