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danken und die sich wenigstens in der Afrikanischen Entdeckungsgeschichte einen bleibenden Namen errungen hat, wenn sie auch ihren eigentlichen Zweck verfehlte. Er war in den Stationen Gondokoro und Heiligkreuz von 1857 bis Anfang 1860, wo beide Stationen aufgegeben wurden, thätig und liefert nach eigener Anschauung ,,ein Lebensbild der Neger-Stämme in kurzen Berichten aus seinem Tagebuche". In einfacher, anschaulicher Weise schildert er das materielle und geistige Leben, die Sitten und Gebräuche der vier längs des Weissen Nil wohnenden Nationen, der Schilluk (am westlichen Ufer von 12o bis 9o N. Br.), der Dinka (am östlichen Ufer von 12° bis 6o, am westlichen von 10° bis 5o N. Br.), der Nuer (am Gazellen- und Giraffen-Fluss) und der Bari (von 6o 14' N. Br. südlich bis über Gondokoro hinaus), und giebt dabei manche schätzenswerthe Notiz, so wie auch einige Proben der Dinka- und Bari-Sprache. Am längsten verweilt er bei den Dinka und ihren Unterabtheilungen, deren er von Nord nach Süd folgende aufführt: 1. am östlichen Ufer die Abgalang (von 12o N. Br. bis zum Djebel Tefafan), die Agér und Abugo (vom Tefafan bis zum Fluss Yal), die Dongyol (vom Yal bis gegen den Sobat), die Tuic (zwischen 8° und 70 N. Br.), die Bor (zwischen 7° und 6° N. Br.); 2. am westlichen Ufer die Djangee (am Bahr el Gazal zwischen 10° und 9o N. Br.), die Rek (zwischen 99 und 80 N. Br. am Bahr el Gazal), die Kyéc (von 8 bis 6o N. Br.), die Elyab (gegenüber den Bor unter 6° N. Br.), westlich von den beiden letzteren die Arol, Ghok, Lau, Atuot und Mandari, welche fünf Stämme durch den Jeji-Fluss von den Djur getrennt werden. Diesen Schilderungen voraus gehen allgemeinere Bemerkungen über den Weissen Fluss, seine Nebenflüsse und Uferlandschaften, das Klima, Pflanzen und Thiere, bei deren Beurtheilung man zwar keinen wissenschaftlichen Maassstab anlegen darf, denn der Verfasser rechnet z. B. das Nilpferd zu den Amphibien, die aber doch manches Brauchbare enthalten. So giebt er unter Anderem einen Auszug aus den von den Missionären geführten meteorologischen Tagebüchern und erwähnt, dass der Unterschied zwischen dem höchsten und niedrigsten Wasserstand im Nil bei Gondokoro von August 1857 bis August 1858 nur 5' 4", bei Heiligkreuz im Jahre 1859 etwas über eine Klafter betrug. Die Beschreibung der beiden Missionsstationen ist von mehrfachem Interesse, leider haben sie nach Kaufmann's Bekenntniss trotz der grossen Opfer, die sie kosteten, so gut wie Nichts genützt. Der einzige Nutzen", sagt er,,,der erzielt worden ist, besteht in der Grammatik und dem Wörterbuch der Bari-Sprache und in der Übersetzung der biblischen Geschichte und der Evangelien auf Sonn- und Festtage. Doch dieser Gewinn ist erkauft durch das Leben von fünf Missionären, die in Gondokoro begraben liegen." Das aus gebrannten Ziegeln erbaute Missionshaus zu Gondokoro wurde gleich nach dem Abzug der Missionäre von mohammedanischen Kaufleuten mit 200 Soldaten besetzt und zur Handelsstation eingerichtet. Am Schluss finden wir noch kurze Notizen über die Beri im Osten und über die Yang-Bara im Südwesten von Gondokoro, welche letztere der Missionär Morlang im Jahre 1859 zuerst besuchte. Die Karte, im Maassstab von 1:2.840.000 gezeichnet, hat ihren Werth hauptsächlich in der Abgrenzung der oben genannten Völkerschaften und ihrer Unterabtheilungen, die wir auf den bisherigen Karten nicht so vollständig angegeben finden; freilich ist die Lage, wenigstens in Betreff der geographischen Länge, und die Ausdehnung dieser Stammgebiete sehr unsicher und weicht oft beträchtlich von den Angaben der Poucet'schen und anderer Karten ab. Die Morlang'sche Route von Gondokoro südwestlich nach dem Ire-Fluss (s.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft VIII, S. 319) ist zum ersten Mal auf dieser Karte eingetragen. Lafargue, Ferd.: Lettre à M. Jomard, Khartoum, 15 septembre 1860. (Bulletin de la Soc. de Géogr. de Paris, Mai und Juni 1861, pp. 469-479.)

Lafargue, Professor an der Veterinärschule zu Abuzabel, der 17 Jahre auf Reisen im Sudan zugebracht hat, berichtet in diesem Briefe über seine interessanten, für die weitere Erforschung der Nil-Arme bedeutsamen Versuche, den Nil mit einem Dampfschiff zu befahren. Er ging mit dem Dampfer des Prinzen Halim-Pascha, der jetzt in Chartum liegt und der Heuglin'schen Expedition zur Disposition gestellt worden ist, im September 1857 von Kairo ab, überwand die Katarakten, ohne dass das Schiff ernstlichen Schaden litt, musste aber des ausserordentlich niedrigen Wasserstandes wegen von Dezember 1857 bis 1. August 1858 in Meraui liegen bleiben und gelangte erst am 21. September desselben Jahres nach Chartum. Von da fuhr er am 22. Oktober den Weissen Nil hinauf, mit zwei grossen, schwer beladenen Booten im Schlepptau, und erreichte am 25. November Gondokoro, indem man etwa eine Woche mit Errichtung eines Postens für Elephantenjäger verlor. Die Maschine wurde mit dem schwe ren und harten Holz des Sudan geheizt, das während der ganzen Reise auf dem Weissen Fluss niemals fehlte und eine eben so starke Hitze wie Steinkohle gab. Der Dampfer legte dabei durchschnittlich in der Stunde eine Lieue, ohne die beiden Boote jedoch 4 Lieues zurück. Die Rückfahrt nach Chartum, ebenfalls mit Verlust einer Woche, dauerte vom 29. November bis 25. Dezember. Die Maschine ist sehr gut und hat 20 bis 25 Pferdekraft. Das Schiff zicht 85 Centimeter Wasser. Lafargue theilt ausserdem noch einiges Nähere über das Schiff mit, fügt einige Angaben über den Handel auf dem Bahr-el-Gazal und über dessen Zuflüsse bei und entwirft den Plan zu einer grösseren, mittelst des Dampfers auszuführenden Expedition zur Erforschung der verschiedenen Arme des Weissen Flusses. Der sogenannte Katarakt oberhalb der Insel Tschanker ist nach ihm kein Hinderniss, er befuhr ihn selbst mit einer Barke vier Mal, ohne an einen Felsen zu stossen.

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nischen Missions-Gesellschaft, Juni und Juli 1861, SS. 186-196 u. SS. 218-226.)

Lesenswerthe Eindrücke eines intelligenten und weit herumgekommenen Missionärs (des Herrn Krone?), der auf einer Reise von China nach Europa sich diese Insel näher ansieht. Unter seinen allgemeineren Bemerkungen sagt er unter Anderem Folgendes: „Die Engländer halten gegenwärtig viele solcher wichtigen Punkte auf der ganze Erde besetzt und gar Mancher gönnt es ihnen nicht. Ich bin aber von Herzen damit zufrieden, wenn ich an solchen Plätzen in fremden Welttheilen die Englische Flagge wehen sehe. Man trifft unter den Englischen Beamten stets brave und gefällige, häufig gottesfürchtige Männer. Dazu kommt, dass unter Englischem Regimente stets eine gewisse Freiheit herrscht, an der alle Ausländer Theil haben. Hätten die Dänen St. Helena, so würden sie gewiss einen tüchtigen Helena-Zoll erheben, und was die Franzosen und Spanier thun würden, will ich lieber gar nicht sagen." Thierry-Mieg, Ch.: Six semaines en Afrique, souvenirs de voyage. 18°, 417 pp. Paris, Lévy. 3 fr.

Ule, Dr. Otto: Sahara und Sudan. Ein Beitrag für die erste Deutsche Expedition nach Inner-Afrika, mit einem Vorwort über den Ursprung des Unternehmens. 8°, 47 SS. Halle, Schwetschke.

Thlr.

Ule, Dr. Otto: Nubien und Abessinien. 1-4. (,,Die Natur" 1861, Nr. 15, 17, 18, 19, 21, 22, 23, 25.)

Viele werden sich noch mit Vergnügen des gehaltvollen Vortrages erinnern, den Dr. Ule im vorigen Herbst zu Gotha, Jena, Halle, Erfurt, Mainz, Wiesbaden und Offenbach hielt und worin er die Zwecke der Heglin'schen Expedition auseinandersetzte und eine anziehende Schilderung der physischen und ethnographischen Verhältnisse Afrika's, so wie insbesondere des Schauplatzes, auf dem sich die Expedition bewegen wird, entwarf. Dieser noch etwas überarbeitete Vortrag ist jetzt im Druck erschienen und wird bei denen, die ihn gehört, so wie bei allen Freunden und Förderern der Expedition warme Aufnahme finden. Ein ganz besonderes Interesse bietet der als Vorwort beigefügte kurze Bericht über die erste Geschichte des Unternehmens, denn darin zeigt Dr. Ule, der ja selbst dem Gedanken an eine Expedition zur Aufklärung von Vogel's Schicksal zuerst öffentlich Ausdruck verlieh und trotz aller Schwierigkeiten und niederschlagenden Erfahrungen unermüdlich für die Ausführung dieses Gedankens thätig war, wie ein fester Wille das wahrhaft Gute und Edle zur Geltung zu bringen vermag. Der Ertrag des Schriftchens ist zum Besten der Heuglin'schen Expedition bestimmt. Gewissermaassen als eine weitere Ausführung eines Theiles jenes Vortrags kann man den interessanten Aufsatz Dr. Ule's über Nubien und Abessinien in seiner Zeitschrift,,Die Natur" betrachten. Die uns bis jetzt vorliegenden Abschnitte enthalten eine kurze Biographie Th. v. Heuglin's, eine historische Skizze der blutigen Eroberung Nubiens durch die Türken und der Gründung Chartums (1823), eine Schilderung von Chartum, eine Beschreibung der äusseren Erscheinung und Lebensweise der Nubier, Araber und Neger nach Brehm und Werne und eine Diskussion der Nachrichten der alten Schriftsteller über den Nil und seine Quellen. Illustrirt ist dieser Aufsatz durch Th. v. Heuglin's Portrait, durch mehrere landschaftliche Ansichten nach Zeichnungen Th. v. Heuglin's und durch eine Kartenskizze des oberen Nil.

Vallon, Lieut. A.: La Haute Cazamance au-dessus de Séd'hiou. (Bulletin de la Soc. de Géogr. de Paris, Mai u. Juni 1861, SS. 484-487.) Mit zwei Karten.

Die Franzosen haben im Februar d. J. eine militärische Expedition gegen die mohammedanischen Mandingos am oberen Cazamance ausgeführt und dabei die Landschaft Suna am linken Ufer des Flusses, gegenüber der befestigten Französischen Faktorei Sed'hiu (12° 43' N. Br. u. 17° 45′ W. L. v. Paris) unterworfen, was ferner die Unterwerfung der benachbarten Mandingo-Landschaften Balmadu, Yacine und Packao zur Folge hatte. Aufwärts bis Diannah (17° 15′ W. L. von Paris) stehen daher die Ufergegenden des Cazamance jetzt unter Französischer Herrschaft, eine nicht unbedeutende Acquisition, da jene Länder stark bevölkert und reich an Viehheerden, Arachis-Feldern, Palmenwäldern und anderen nutzbaren Produkten sind; zu Sed'hiu wurden schon vor der Eroberung der anstossenden Landschaften jährlich etwa 20 Schiffe befrachtet. Marine-Lieutenant Vallon berichtet kurz über diese Vorgänge und über die Natur der Länder in einem Briefe an D'Avezac und fügt zwei für die speziellere Geographie von Afrika sehr werthvolle Karten bei, von denen die eine den Cazamance von der Mündung bis Diannah nebst dem Cacheo-Fluss, die andere in fünf Mal grösserem Maassstabe die von Parchappe während der Expedition aufgenommene Strecke des Cazamance von Sed'hiu bis Diannah darstellt.

Karten.

Bourrel, Itinéraire du voyage fait en 1860 chez les Brakna par M. d'après les ordres de M. Faidherbe, gouverneur du Sénégal. Paris, impr. lith. Janson. Lange, H. Karte von Afrika nach den neuesten Forschungen mit Angabe der wichtigsten Entdeckungswege. Imp.-Fol. Chromolith. Leipzig, Costenoble. 16 Sgr.

Zum zweiten Band von Andree's ,,Forschungsreisen in Arabien und OstAfrika" gehörig, aber auch selbstständig ausgegeben.

Red Sea, Ushruffi Islands and Reefs, Commander Mansell. London, Hydrographic Office.

Vallon, Carte de l'itinéraire de M. A.

1 s.

(Berichte der Rhei,

de Whydah à Abomey et de Badagry à Abeokuta 1858. Paris, impr. lith. Janson.

1

(Geschlossen am 16. September 1861.)

v. Beurmann's Reisen in Nubien und im Ägyptischen Sudan.

Vorläufiger Bericht 1).

Im Jahre 1835 in Potsdam geboren folgte ich schon in den ersten Jahren meinen Eltern nach Berlin und 1840 nach Posen, wo mein Vater die Stelle eines Ober-Präsidenten bis zum Jahre 1850 bekleidete. Hier genoss ich meine erste Ausbildung auf dem Friedrich-Wilhelm-Gymnasium im Hause des dortigen Direktors Kissling und hauptsächlich in diesen Jahren war es, dass meine Vorliebe für die Naturwissenschaften sich schnell ausbildete und Nahrung fand in den Fussreisen, die mein Pflegevater jedes Jahr in den grossen Ferien mit mir unternahm. Meine Stube war stets angefüllt mit Sammlungen aller Art, mit denen ich mich lieber beschäftigte als mit den Präparationen zu Lateinischen und Griechischen Schriftstellern. Die Folge davon war, dass, als 1850 mein Vater seinen Abschied nahm und auch der Direktor Kissling versetzt wurde, ich dazu bestimmt wurde, von nun an die Königl. Realschule in Berlin zu besuchen, ein Wechsel, der schon längst in meinen geheimen Wünschen gelegen. In Berlin verfolgte ich im Allgemeinen die Richtung, die ich eingeschlagen, doch specificirte sie sich hier mehr und ich legte mich mit besonderer Vorliebe auf die Physik und Chemie. Zum Militär bestimmt ging ich Michaelis 1853 aus Prima ab und trat bei den Garde-Pionnieren in Berlin ein, woselbst ich bis Michaelis 1854 den praktischen Dienst absolvirte, dann in den darauf folgenden drei Jahren die Königl. Ingenieur-Schule besuchte und, in der Zwischenzeit zum Offizier befördert, 1857 zur aktiven Armee und zwar zur vierten Pionnier-Abtheilung nach Erfurt zurückkommandirt wurde. Nach wenigen Monaten jedoch schon erfolgte meine Versetzung nach Luxemburg. Die Barth'schen Reisen hatte ich inzwischen stets mit grossem Interesse verfolgt, und wenn ich auch oft im Stillen gewünscht, ebenfalls einst solche Reisen zu machen, so war ich darüber doch bis jetzt zu keinem festen Entschluss gekommen. Einige Bücher über Afrikanische und speziell Abessinische Reisen fielen mir hier in die Hände und im Verein mit den umgebenden Verhältnissen eines langweiligen Lebens in einer kleinen Garnisonstadt kam es bei mir zu dem festen Vorsatz, mit erster Gelegenheit eine grössere Reise in das

1) Da Herr von Beurmann durch diese in verhältnissmässig kurzer Zeit ausgeführte und ausserordentlich erfolgreiche Reise jetzt zuerst vor die Öffentlichkeit tritt, so ist es von Interesse, Näheres über seine Persönlichkeit zu wissen; unserem Wunsch in dieser Beziehung entsprach daher der Reisende durch die vorangeschickten Notizen. Ein ausführlicher Bericht der Reise nebst Karte für diese Zeitschrift wird A. P. gegenwärtig ausgearbeitet.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. Heft X, 1861.

Innere Afrika's zu unternehmen. Ich ging dabei von der Ansicht aus, dass alle solche Reisen allerdings recht schön und nützlich seien, aber doch sehr unzureichend, da man das Leben der ganzen Natur immer nur von dem individuellen Standpunkte des betreffenden Reisenden aus kennen lerne und nur in den Verhältnissen, in denen er eben im Augenblick seiner Durchreise das Land gefunden. Diesem Übel ist nun aber wohl nur in der Art abzuhelfen, dass man an bestimmten Punkten Stationen einrichtet, wo vier, fünf junge Leute mit einigen Europäischen Dienern ein Paar Jahre lang bleiben, um das Land zu studiren. Nach Verlauf dieser Zeit findet unter den Studirenden ein Wechsel Statt, während die Wirthschaft von denselben gleichsam ansässig gemachten Dienern fortgeführt wird. In kurzer Zeit würde eine solche Station nicht nur bei zweckmässiger Einrichtung sich selbst ernähren, sondern sie würde auch Fonds abwerfen, um theils von ihr aus weite Reisen in das Innere unternehmen, theils feste Filial-Stationen weiter vorwärts gründen zu können.

Von solchen und ähnlichen Ansichten ausgehend beschäftigte ich mich nun mit dem Studium der Arabischen Sprache, die zu solchen Unternehmungen unumgänglich nothwendig ist. Meine Versetzung nach Neisse im Herbst 1858 änderte hierin Nichts, nur gelang es mir, ein kleines Arabisches Kränzchen zu Stande zu bringen, das meine Studien etwas beförderte. Der Italienische Krieg von 1859 und in Folge davon unsere Mobilmachung brachte aber einen grossen Umschwung hervor. Die unentschiedene Haltung Preussens bewirkte, dass ich es vorzog, den lange genährten Plan nicht länger aufzuschieben. Gleich nach der Demobilisirung nahm ich desshalb meinen Abschied aus dem stehenden Heere und ging auf einige Monate nach Breslau, um durch Kollegien in den Orientalischen Sprachen, Astronomie und Naturwissenschaften das noch nachzuholen, was mir fehlte. Im Februar 1860 verliess ich Breslau und begab mich zunächst nach Triest, musste daselbst indess wegen meines noch nicht erhaltenen Passes einen Monat liegen bleiben und ging von dort mit einem Segelschiff nach Alexandrien. Den praktischen Theil der Astronomie hatte ich hier gute Gelegenheit mir einzuüben, da mir während der Überfahrt, die 25 Tage dauerte, die Messungen vom Kapitän überlassen wurden. In Ägypten angekommen wählte ich Kairo zu meinem vorläufigen Aufenthaltsorte und trat dann im Juni die Reise nach den Nil-Ländern an.

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Nubien und der Ägyptische Sudan.

Von dem Wunsche getrieben, zunächst die Zustände des Volkes in Ägypten gründlich kennen zu lernen, machte ich den ersten Theil dieser Reise von Kairo nach Menieh zu Fuss, begleitet von einem Diener und einem Esel, der mein Gepäck trug. Von da ab benutzte ich die Schiffsgelegenheiten, wie sie sich eben darboten und an denen nie auf dem Nil Mangel ist. Die Baudenkmäler des Alterthums besuchte ich so der Reihe nach fast alle, bleibend, wo es mir gefiel, weiter fahrend, wenn ich genug gesehen hatte. So brauchte ich einen vollen Monat bis Korosko. Da mein Hauptaugenmerk auf die Nordgrenze Abessiniens gerichtet war, ging ich hier vom Nil ab, durchschnitt in südlicher Richtung die Nubische Wüste und kam in den ersten Tagen des August in Berber an. Meine ursprüngliche Absicht, über Chartum nach Galabat zu gehen, ward hier durch die Nachrichten, die eine so eben von Chartum angekommene Karawane Arabischer Kaufleute mitbrachte, betreffend die in aussergewöhnlichem Grade grassirenden Fieber, den in Folge davon eingetretenen Tod des Baron Barnim und den Aufstand in Sennaar, dahin abgeändert, dass ich beschloss zu versuchen, ob von der östlichen Seite, d. h. von Massaua her, meinem Plane weniger Schwierigkeiten im Wege ständen. Ich ging desshalb von Berber nach Suakin und schiffte mich auf einer Arabischen Barke nach Massaua ein, ohne indess auch hier den gewünschten Erfolg erreichen zu können. Agha Negussi war vor Theodor geflüchtet und stand in Hamasen, die ganze Gegend ausraubend und plündernd. Theodor selbst wurde tagtäglich erwartet und eine Entscheidung schien für beide Theile eben so wünschenswerth wie nothwendig.

Monsignore Biancheri, mit dem ich über meinen Plan einer solchen Station in diesen Gegenden gesprochen und der schon seit längerer Zeit hier lebt und die Verhältnisse gründlich kennt, empfahl mir die Bogos-Länder und demgemäss eine persönliche Rücksprache mit Herrn W. Munzinger als zweckentsprechend. Als es mir nach vielen vergeblichen Bemühungen nun endlich gelungen war, einige Diener und Esel zu einem Ausflug nach Keren zusammenzubringen, da verbreitete sich am Abend vor meiner Abreise die Nachricht, dass Marit, der Statthalter des Agha Negussi in Hamasen, mit 3000 Mann zur Plünderung in die Bogos-Länder eingefallen wäre. Die nächste Folge davon war, dass mir alle meine Diener davon liefen, und nachdem auch der Agent des Englischen Konsulats, Herr Baroni, mir ernstlich abgerathen hatte, auf diesen Ausflug zur Zeit zu bestehen, begnügte ich mich denn damit, einen Brief an Herrn Munzinger zu schreiben, worin ich unter Auseinandersetzung meines Zweckes ihn um seine Ansicht, eventuell um Rath bat. Die Antwort erhielt ich indess diess Mal nicht mehr in

um

Massaua, da ich bereits ein Schiff nach Aden gemiethet hatte, von dort per Dampfschiff nach Sues zurückzukehren. In Kairo angekommen erfuhr ich die zwei Monate vorher erfolgte Abreise des Baron Harnier nach dem Weissen Fluss, eine Reise, die mir von mehreren Seiten als eine wissenschaftliche Expedition geschildert wurde und der mich anzuschliessen ich in Folge dessen grosse Neigung hatte. Gleichzeitig beabsichtigte ich dann auf dem Rückwege, wenn die politischen Verhältnisse sich günstiger gestaltet haben würden, die Nordgrenze Abessiniens kennen zu lernen, um so durch Selbstanschauung die Zweckmässigkeit und Ausführbarkeit einer Station daselbst zu konstatiren. Nach kurzer Ruhe brach ich desshalb von Neuem auf, fuhr mit dem ,,Gabari", einem Türkischen Dampfschiff, nach Suakin und ging dann mit Kameelen über Kassela, Kedaref und Woled Médineh nach Chartum, fand jedoch Herrn v. Harnier bereits nicht mehr und kehrte desshalb auf dem direkten Wege über Gos Regeb nach Kassela zurück. Eines ziemlich starken Fieberanfalles halber musste ich hier zwei Monate verweilen und in diese Zeit fiel es, dass ich von zwei für diese Gegend höchst wichtigen Ereignissen Kunde erhielt. Im Norden der Provinz Wolkait herrscht nämlich seit der Eroberung der Nil-Länder durch die Ägypter ein Schech der Jahlin Namens Mek Wod Nimr (,,König, Sohn des Panthers"). Sein Vater wohnte als Schech des Stammes der Jahlin in der Gegend von Schendy und verbrannte den zur Einziehung der Steuer dorthin geschickten Achmed Pascha in seinem eigenen Hause. Die von den nomadisirenden Stämmen zu gebende Abgabe besteht grossentheils aus Vieh, und als nun die geforderte Anzahl von Seiten der Jahlin zusammengebracht war, wurde sie dem Pascha vorgestellt mit der Frage, ob man auch Futter für dasselbe anschaffen müsse. Auf die bejahende Antwort ward nun das ganze Haus des Pascha bis auf den Eingang mit Heu, Stroh u. s. w. umbaut, bei Nacht, als Alles schlief, auch der Eingang verbaut und nun angesteckt. Achmed verbrannte. Aus Furcht vor der Rache floh nun aber auch der Schech mit seinem Anhang und liess sich in der vom Setit, Bachr Salam und Atbara umflossenen Gegend von Wolkait nieder. Nur wenige Jahlin blieben zurück und unterwarfen sich der Ägyptischen Herrschaft; ein anderer Theil lebt zerstreut wie die Juden und zieht mit Eseln im Lande umher, mit den Bedürfnissen der Nomaden an Zeug, Messern, Spiegeln u. s. w. einen kleinen Handel treibend. Seit dieser Zeit nun beunruhigt der Schech der Jahlin fortwährend die an Abessinien grenzenden Arabischen Stämme, die sich den Ägyptern unterworfen haben, namentlich die Homran, Mana, Helkota, und treibt ihnen ihre Viehheerden weg. Das Geschäft des Vaters ist nach dessen Tode auch auf den Sohn übergegangen,

der von einem Manne, quasi Minister, Namens Abu Roasch aufs Kräftigste darin unterstützt wurde und von seiner Residenz Maikaba aus sich einen furchtbaren Namen machte. Doch ist mir kein Fall bekannt, dass jemals eine Handelskarawane oder ein Reisender von ihm geplündert wurde, er trieb den Raub stets im Grossen und unter dem Vorwand, die eigentlich ihm gebührende Steuer einzuziehen. Im Februar 1861 hatte Abu Roasch auch einen solchen Streifzug ausgeführt und war im Begriff, mit der reichen Beute heimzukehren, als er von den erbitterten Arabern, die inzwischen Zeit gehabt, sich zu sammeln, in einem Hinterhalt überfallen, er selbst mit einem Neffen des Mek und 15 seiner Leute erschlagen und sämmtliche Beute zurückgenommen wurde. Seine übrigen Begleiter retteten sich durch die Flucht. Die moralische Wirkung dieses Sieges war eine grosse, denn die Kunde davon verbreitete sich auch mit Blitzesschnelle unter den räuberischen Stämmen der Basen, welche die treuesten Bundesgenossen des Mek (wenn er von Ägyptischen Truppen bedroht oder gar verfolgt wurde, zog er sich stets in ihr Gebirgsland zurück, wohin ihm zu folgen sich bis jetzt noch Niemand getraut hat) und dadurch ebenfalls etwas eingeschüchtert sind. Sie sind der gerade Gegensatz des ersteren und erscheinen stets nur in kleiner Zahl bei Nacht, tödten nur aus dem Hinterhalt und verschwinden wieder mit unbegreiflicher Schnelligkeit. Grössere Räubereien sind nie von ihnen zu fürchten, aber wehe dem Einzelnen, der sich in der Nähe ihres Gebiets von den Seinigen entfernt! Am anderen Morgen wird er vermisst und höchstens ein verstümmelter Leichnam gefunden.

Das andere Ereigniss, von dem ich in Kassela Kunde erhielt, war die Vernichtung Agha Negussi's, des Neffen Ubie's, durch Theodor in Hamasen. Agha Negussi, des ewigen Fliehens müde, fasste den Entschluss, eine Schlacht zu wagen, und nahm desshalb eine feste Position ein, in der er den ihm auf dem Fusse folgenden Feind erwartete. Am Abend des folgenden Tages kam dieser auch mit seinem Heere an und wusste sofort geheime Unterhandlungen mit den Generälen Negussi's anzuknüpfen, denen er durch klingende Münze das gehörige Gewicht zu geben verstand. Unter den Soldaten seines Gegners liess er sein Anerbieten auf Generalpardon bekannt machen für Jeden, der bis zum nächsten Sonnenaufgang sich in eines der vier von ihm als Asyle bezeichneten und in der Nähe gelegenen Klöster flüchtete. Jeder Andere aber, gleichviel ob mit oder ohne Waffen in der Hand ergriffen, würde lebendig geschunden werden. Unter den durch Jahre lange stete Flucht demoralisirten Soldaten Negussi's konnten solche Anerbietungen und Drohungen nicht fruchtlos bleiben, um so mehr, als

man wusste, der Kaiser werde unter allen Umständen Wort halten im Guten wie im Schlimmen.

Negussi, von allen diesen Intriguen Nichts ahnend, hatte sich bei Zeiten zurückgezogen, um am anderen Morgen desto fähiger zur Schlacht zu sein. Früh um 2 Uhr stand er auf, um die noch nöthigen Anordnungen zum einzuleitenden Gefecht selbst zu überwachen, doch siehe, sein Heer war verschwunden bis auf wenige Getreue, die einige hundert Mann nicht überstiegen. Voll Verzweiflung floh auch er und lebt nun in der Verborgenheit der Abessinischen Alpen, während der Kaiser die Nachricht von seiner Gefangennahme und Hinrichtung geflissentlich verbreiten liess, um seinen etwaigen Anhängern auch den letzten Rest von Hoffnung zu benehmen. Negussi selbst wird schwerlich je wieder daran denken, die Fahne des Aufstandes zu erheben, ein Anderes aber ist es mit Marit, dem schon oben erwähnten, von ihm eingesetzten Statthalter von Hamasen, der zwar vorläufig flüchtig ist, der aber, falls es ihm gelingen sollte, eine Handvoll Leute zusammenzubringen, da er bei weitem fähiger ist als Negussi und es versteht, durch seine unbegrenzte Freigebigkeit sich zum Abgott der Soldaten zu machen, dem Kaiser bei weitem ernstlichere Schwierigkeiten zu bereiten im Stande sein würde. Hailu (der von Theodor eingesetzte Statthalter von Hamasen) ist zwar mit seinem Sohn je mit einem Heerhaufen ausgezogen, um ihn gefangen zu nehmen, doch dürfte ihr Unternehmen schwerlich mit Erfolg gekrönt werden.

Gegen Ende März war ich inzwischen wieder so weit hergestellt, die Weiterreise unternehmen zu können, und ging nun nach den Bogos-Ländern, wo ich in Keren mit dem Pater Stella und Herrn W. Munzinger zusammentraf. Während eines Aufenthaltes von 10 Tagen, den ich zu Streifereien in die Umgegend benutzte, auf denen Herr Munzinger die Güte hatte mich zu begleiten, hatte ich vollständig Gelegenheit, mich von der Zweckmässigkeit der Lage dieser Gegenden vollkommen zu überzeugen, so wie von der Gutmüthigkeit der Bevölkerung, die Nichts sehnlicher wünscht, als dass sich Europäer unter ihnen niederlassen möchten. Das ehrenhafte und menschenfreundliche Benehmen des Pater Stella, dessen kräftiges Einschreiten einen grossen Theil der Bevölkerung unentgeltlich aus der Türkischen Sklaverei errettet hat, als Ellias Bey von Kassela aus im Jahre 1853 einen grossen Raubzug in das Land unternommen hatte, ist wohl die nächste Ursache hiervon, da die Eingebornen jetzt ihren Schutz gegen die Ägypter in den Europäern sehen. Nachdem ich mich in den Bogos-Ländern genügend orientirt hatte, setzte ich meinen Weg über Massaua fort, von wo ich dann über Djedda und Sues nach Europa zurückkehrte.

Bergstraesser's und Kostenkoff's Untersuchungen des Manytsch in der PontoKaspischen Niederung.

Nachdem wir in den vorhergehenden Abschnitten 1) die letzten durch Dr. Bergstraesser veranlassten Forschungen und Erkundigungen erledigt haben, geben wir den Bericht über die Kostenkoff'sche Expedition und knüpfen am Schluss einige Bemerkungen daran.

5. Bericht über eine Reise am östlichen und westlichen Manytsch, im Septbr. und Oktbr. 1860, von K. Kostenkoff, N. Barbot de Marny u. J. Kryshin.

Die Gegend, in welcher sich der Manytsch befindet, legt dem Forscher an vielen Stellen ihrer Beschaffenheit wegen grosse Hindernisse in den Weg und war noch vor Kurzem eine wahre terra incognita.

Pallas, der diese Gegend durchreiste, sah den Manytsch als einen Fluss an, der nach Westen fliesst und seinen Ursprung an der Grenze des Landes der Donischen Kosaken mit dem Gouvernement Astrachan hat, später aber glaubte er, dass sein Lauf in der Nähe des Kaspischen Meeres beginne.

Parrot spricht in seinen Mittheilungen die Meinung aus, dass der Manytsch eine Strömung nach zwei entgegengesetzten Seiten habe, dass die östliche Strömung durch den See Koikussu (wahrscheinlich Keke Ussun 2)) verlaufe und dass dieses Wasser sich ehemals ins Kaspische Meer ergossen habe, in der deutlich wahrnehmbaren Vertiefung, welche den Beloserskischen Meerbusen erreicht.

Die Reise des Französischen Ingenieurs Hommaire de Hell zum Manytsch ist ohne Erfolg geblieben; seine Beschreibungen sind so abgefasst, wie sie nach Baer's Bemerkung Einer gemacht haben würde, der sie nach Hörensagen zusammengestellt hätte.

Dem Akademiker Baer gebührt die Ehre der ersten allgemeinen Beschreibung des Manytsch, welche der Wirklichkeit entspricht. In seinem Berichte, der im VI. Heft des Bulletin der Geographischen Gesellschaft für das Jahr 1856 erschien, hat Baer bewiesen:

1) dass es ausser dem Flusse Manytsch, welcher beinahe vollständig dem Lande der Donischen Kosaken angehört und nach Westen fliesst (Westlicher Manytsch), noch einen anderen Fluss im südlichen Theile des Gouvernements Astrachan giebt, ebenfalls Manytsch genannt (Östlicher Manytsch), der nach Osten fliesst (er bildet jetzt die natürliche Grenze zwischen den Gouvernements Astrachan und Stawropol);

2) dass die Wasserscheide dieser Flüsse sich ganz in der Nähe, und zwar ein wenig nach Westen, von der Mündung des Flusses Kalaus in den vom Östlichen Manytsch gebildeten See Schara Chulussun befindet;

3) dass das Wasser im Westlichen und Östlichen Manytsch sich nur im Frühjahr hält, wobei diese Flüsse merkwürdiger Weise unter einander bei ihrem Ursprung in Verbindung stehen.

Akademiker Baer hat diesen Scheidepunkt des Manytsch selbst besucht, aber leider fand er damals, im Anfang Mai, wo das Wasser schon zu fallen begann, sehr wenig Frühjahrswasser im oberen Theile sowohl des Westlichen als des Östlichen Manytsch vor. Die Besichtigung des Östlichen Manytsch übertrug er dem Feldmesser Iwanow und Herrn Tscherkassow, welcher schon lange in den Ulussen der Kalmücken diente; diese beiden Beamten begannen ihre Reise von der Salz-Sastawa von Mosharsk(Modschar) und verfolgten den ganzen Östlichen Manytsch bis zur Mündung des Kalaus, wo sie mit Baer zusammentrafen. Ihre Berichte sind in so fern von Wichtigkeit, als sie die ununterbrochene Strömung des Östlichen Manytsch im Frühjahr vom Kalaus beinahe bis zum Kaspischen Meere bezeugen; dagegen findet man aber auch wieder im Berichte des Feldmessers Iwanow. Aussagen, welche einige Zweifel

1) S.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft IX, SS. 338 bis 347. A. P. 2) Die Schreibart Kostenkoff's, welche von der des Dr. Bergstraesser bisweilen differirt, ist in diesem Bericht beibehalten. A. P.

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erwecken; so z. B. sagt er, dass der Manytsch an einigen Stellen östlich von den Olon-Chuduki beim Austreten eine Breite von 150 Werst einnehme, es fragt sich aber, auf welche Weise diese grosse Breite bei ihrer schnellen Durchreise hat bestimmt werden können. Wenn diese Breite in der Wirklichkeit Statt fände, so müsste dieses Wasser wenigstens bis zum Orte Jaschkoll reichen, was niemals Statt findet und auch nicht Statt finden kann, denn wenn ein so hoch gelegener Ort wie Jaschkoll von dem Austreten des Manytsch erreicht würde, so müssten alle Häuser der Salz-Sastawa von Mosharsk unter Wasser stehen und das Wasser sich gerade ins Meer ergiessen. Über die Unwahrscheinlichkeit einiger anderer unter ihren Angaben soll weiter unten die Rede sein.

Obgleich Akademiker Baer in seinem oben erwähnten Aufsatze, das allgemeine Interesse auf die Wichtigkeit der näheren Kenntniss der Manytsch-Niederung lenkend, vollkommen bewiesen hatte, dass die Annahme der leichten Ausführbarkeit einer Vereinigung des Azow'schen und des Kaspischen Meeres durch den Manytsch eine ganz unbegründete ist, so scheint es doch dessenungeachtet, dass Herr Tscherkassow und Herr Bergstraesser, Direktor der Astrachan'schen Salzverwaltung, diese Annahme für begründet ansehen, so dass ersterer im Jahre 1858 auf eigene Kosten eine kleine Reise in die Steppen unternahm, und letzterem glückte es sogar im Jahre 1858, beim Finanz-Ministerium drei Feldmesser-Abtheilungen zu erbitten, um den Manytsch in den Grenzen des Astrachan'schen Gouvernements aufzunehmen.

Herr Tscherkassow hat die Früchte seiner neueren Untersuchungen über den Manytsch zugleich mit den Erinnerungen aus seinem Dienste in den Steppen und ohne alle Unterscheidung vermischt mit den Mittheilungen der Kalmücken in einer besonderen Abhandlung:,,Beschreibung des Astrachan'schen Gouvernements in statistischer und landwirthschaftlicher Hinsicht" (1859), dargelegt. Die kritische Behandlung der Data fehlt ihr ganz und diese setzen Einen dermaassen in Verwunderung, dass wir es für gut halten, uns nicht weiter dabei aufzuhalten 1). Als Beleg dafür, wie gross die Einbildungskraft des Herrn Tscherkassow ist, führen wir seine Behauptung an, dass der Don sich nicht ins Azow'sche Meer ergiesse, sondern sich nach der Manytsch-Niederung richtend mit der Kuma sich vereinige und die Kalmücken-Steppe nördlich bis zu den See'n der Ssarpa durchschneidend in der Nähe von Astrachan in die Wolga einmünde. Als Beweis, wie genau Herr Tscherkassow in seinen Berichten ist, mag bemerkt werden, dass der am Manytsch gelegene bekannte Ort Ontschigin Buluk bei ihm nicht östlich, sondern westlich von den Olon Chuduki (S. 24 der Beschreibung des Gouvernements Astrachan) angezeigt wird.

Die Untersuchungen der von Herrn Bergstraesser abgeschickten Feldmesser haben nicht allein zu keinen neuen Resultaten geführt (wie aus Herrn Bergstraesser's eigener Abhandlung, Marine-Journal 1859, Nr. 11, zu ersehen ist), da sie nur das wiederholten, was über den Östlichen Manytsch seit der ersten, durch Baer veranlassten Besichtigung bekannt war, sondern manche Punkte sind von ihnen ganz entstellt worden; so z. B. hat Herr Bergstraesser, sich auf diese Untersuchungen berufend und sich mit den Meinungen Baer's nicht begnügend, angefangen, die Bildung der westlichen und östlichen Strömung des Manytsch dem Umstande zuzuschreiben, dass der Kalaus sich bei seiner Mündung an einen Bergrücken, welcher unter einem spitzen Winkel bis an die Strömung des Flusses reicht, stossen und sich dadurch in zwei Arme theilen soll, von denen der eine nach Osten, der andere nach Westen fliesst.

Die von Herrn Bergstraesser entworfenen Karten haben eine so auffallende Ähnlichkeit mit älteren Karten und zwar namentlich mit der Rekognoscirungskarte der Länder der Kalmücken, welche sich im Astra chan'schen Domänenhofe befindet, ihre Unrichtigkeiten sind so gewissenhaft wiederholt, dass wir glauben, ein vollkommenes Recht zu haben, den Eifer der Feldmesser des Herrn Bergstraesser zu bezwei feln. Es scheint uns sogar, dass beim Entwerfen dieser Karten durch

1) Baer (im Bulletin der Geographischen Gesellschaft, S. 239) spricht auch von der Unzuverlässigkeit der Berichte des Herrn Tscherkassow.

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