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mit Schöpferhand zwischen den beiden Meeren gelegten Hindernisse überwältigen wollen.

In Betreff der zweiten Frage fügen wir nur hinzu, dass bei unserem unansehnlichen Handel mit Persien und der baldigen Eröffnung der Eisenbahn zwischen der Wolga und dem Don den Russen genug Gelegenheit gegeben ist, ihre Fähigkeiten und Mittel mit grösserem Nutzen anzuwenden, als wenn sie dieselben auf das Ausgraben eines Kanals richteten, welcher an die Pyramiden-Arbeiten der Ägyptier und die zahllos in den Steppen des Manytsch sichtbaren Kurgany (tumuli) erinnern würde.

Bemerkungen des Herausgebers.

Der auffallend gehässige und anmassende Ton dieses Berichtes, der fast nur aus uns unbekannten persönlichen Beziehungen erklärbar scheint, überhebt uns der Mühe, alle einzelnen Meinungsverschiedenheiten durchzusprechen, da er von selbst zur Vorsicht gegen die unbedingte Annahme der Kostenkoff'schen Behauptungen mahnt. Vieles erklärt sich schon durch die verschiedene Jahreszeit, in welcher Dr. Bergstraesser's Feldmesser und die Kostenkoff'sche Expedition den Manytsch sahen, denn erstere besuchten ihn sowohl im Sommer als zur Zeit der Frühjahrsüberschwemmungen, letztere dagegen nur am Ende eines ungewöhnlich trockenen Sommers, in welchem zu Astrachan vom 24. Mai bis zum Eintritt des Schneefalles kein Niederschlag erfolgte. Diess musste nicht nur auf die Existenz und Quantität des Wassers in den Flussbetten und See'n der Manytsch-Niederung von dem grössten Einfluss sein, sondern auch auf die Vegetation und auf den Eindruck, den die ganze Gegend auf die Reisenden machte. Sind doch auch andere Theile der Erde aus demselben Grunde oft so verschieden beurtheilt worden, recht auffällig z. B. manche Gegenden Australiens. Dass wir durch Kostenkoff's Reise ein Bild der Manytsch-Niederung oder eigentlich nur des Manytsch unter den ungünstigsten Verhältnissen erhalten haben, ist ein entschiedener Gewinn, denn nur das Zusammenhalten von Licht- und Schattenseiten giebt eine richtige Vorstellung; diess ist aber auch das einzige geographische Resultat der Reise. Wir müssten uns in der That wundern, dass eine wissenschaftliche Expedition, so viel aus ihrem Berichte zu ersehen, keine einzige Messung, keine einzige wissenschaftliche Beobachtung vorgenommen hat in einem Landstrich, wo bei dem Mangel einer regelmässigen Aufnahme selbst in topographischer Beziehung noch so viel zu thun erübrigt, wenn wir nicht die Kürze der Zeit in Betracht nähmen, welche auf die Bereisung des Manytsch verwendet wurde. Die ganze 500 Werst lange Strecke von Modschar nach dem Don wurde in 23 Tagen zurückgelegt und davon gehen noch 7 Tage ab, die nach uns zugegangenen Privatmittheilungen ein Abstecher nach Stawropol in Anspruch genommen haben soll.

Was die interessante Frage der Bifurkation des Manytsch

anlangt, so nennt Kostenkoff zwar die Nasaroff'sche Darstellung ein Kind der Einbildungskraft, er setzt aber leider nichts Zuverlässiges an ihre Stelle, denn man sieht leicht, dass er sich gerade hierbei unvereinbarer Widersprüche schuldig macht. Obgleich er selbst gar kein Wasser im Kalaus und dem Schara-Chul-Ussun vorfand und daher die Stromrichtungen nicht beobachten konnte, behauptet er zuerst, jedenfalls auf Grund der von ihm eingezogenen Erkundigungen, dass der Kalaus zwar die vor seiner Mündung gelegene Insel auf beiden Seiten umfliesse, aber alles Wasser nach Osten sende; später führt er die Aussage des ,,einsichtsvollen" Batyr Karnejew an, dass das Hochwasser des Kalaus und sogar das des Arguli zum Theil auch nach dem Westlichen Manytsch gehe. Dass diess letztere nur dann Statt findet, wenn der Schara-Chul-Ussun bereits durch die Frühjahrswässer angefüllt ist, bestreiten weder Nasaroff und Sitnikoff noch Dr. Bergstraesser, denn die ersteren besuchten die Stelle eben nur zur Zeit der Frühjahrsüberschwemmung. Ferner sagt Kostenkoff an einer Stelle, die Wasserscheide zwischen dem Östlichen und Westlichen Manytsch werde etwas westlich von der Mündung des Kalaus durch eine Hochebene gebildet, während er gleich darauf erzählt, die Expedition sei von der Mündung des Kalaus ganz unbemerkt ins Bett des Westlichen Manytsch gekommen, so unbedeutend hoch liege hier die Wasserscheide. Es wäre für eine wissenschaftliche Expedition wohl passender gewesen, zur Aufklärung einer so interessanten Frage einige Höhenmessungen und Nivellirungen vorzunehmen, als die widersprechenden Aussagen der Anwohner zu reproduciren.

In ähnlicher ungenügender und doch absprechender Weise behandelt der Bericht, wie man sieht, die Kanalfrage, die uns indess jetzt fern gerückt ist, und die Frage in Betreff der Kolonisationsfähigkeit des Landes; er ignorirt dabei sogar die in mancher Hinsicht günstigen Nachrichten des Herrn v. Baer, auf dessen vortreffliche ,,Kaspische Studien" er sich doch in anderen Punkten beruft. Uns speziell betreffen aber die Anschuldigungen Kostenkoff's hinsichtlich der in den ,,Geogr. Mittheilungen" publicirten Karte der Kuma - Manytsch - Niederung. Der Verdächtigung, als sei diese Karte die Durchzeichnung einer früheren, müssen wir denn doch entschieden entgegen

treten.

Die Karte ist, wie auch ihr Titel besagt, nicht von Dr. Bergstraesser, sondern in der hiesigen Anstalt unter Dr. Petermann's Leitung entworfen, gezeichnet und gestochen worden, und zwar nach sehr verschiedenartigen Materialien, die wir theils schon besassen, theils von Dr. Bergstraesser zugeschickt erhielten. Für den grösseren Theil der Karte, für das in ihren Rahmen fallende Gebiet des Gou

vernements Astrachan mit Ausnahme des Wolga-Delta's, wurde fast ausschliesslich eine riesige Manuskript-Zeichnung im Maassstab von 10 Werst auf den Zoll benutzt, die den Titel führt:,,Karte der Ponto-Kaspischen Niederung, besonders von dem See Manytsch bis zum Kaspischen Meere, aufgenommen auf Anordnung des Staatsrathes Dr. Bergstraesser und Kosten des Finanz-Ministeriums im J. 1858 von den Geometern Nestor und Johann Iwanow und dem Conducteur Nasaroff unter der Leitung des GouvernementsGeometer Popiel." Sie wurde uns von Dr. Bergstraesser zugesendet und wir erkannten sofort die bedeutenden Bereicherungen, die sie namentlich in Bezug auf die östliche Manytsch-Niederung im Vergleich zu allen anderen uns bekannten Karten enthält, denn alle diese Karten und wir sind durch die rühmenswerthe Liberalität des Kaiserl. Russischen Kartendépôts im Besitz einer sehr beträchtlichen Sammlung sind gerade für den südlichsten Theil des Astrachan'schen Gouvernements höchst dürftig. Einige unbedeutende Details wurden einer uns ebenfalls im Manuskript von Dr. Bergstraesser überschickten Übersichtskarte des Gouvernements Astrachan im Maassstab von 35 Werst auf den Zoll (,,nach den Aufnahmen der Geometer N. und J. Iwanow und des Conducteurs Nasaroff im J. 1858") entnommen, ausserdem aber die erst später nachgeschickte Popiel'sche Aufnahme des Maschtück Gol und Huiduck vom Jahre 1859, die uns in einer grossen ManuskriptKarte im Maassstab von 1000 Faden auf den Zoll vorliegt, eingezeichnet, wie dieselbe auch grösser als besonderer Carton auf derselben Tafel 16 reproducirt ist. Dass die Nasaroff'sche Skizze der Kalaus-Mündung (Bifurkation des Manytsch) Original ist, bestreitet auch Herr Kostenkoff nicht.

Das Wolga-Delta wurde treu von der Nasaroff'schen Karte vom Jahre 1856 (s.,,Geogr. Mitth." 1858, Tafel 5), die uns in der Originalzeichnung durch Dr. Bergstraesser zukam, reducirt, die Kuma-Niederung so wie das Flussbett des Manytsch östlich bis Olon Chuduk aber von der grossen Russischen Generalstabskarte der Kaukasischen Länder im Maassstab von 1:420.000, und zwar von den Blättern D. 2. und C. 1. Makejeff's Karte der Derbetow'schen Ulusse, die sich am südlichen Ufer des Manytsch zwischen dem Grossen Jegorlick und der Tschogra ausdehnen, besitzen wir zwar ebenfalls durch Dr. Bergstraesser's Güte in Kopie, sie wurde aber nicht benutzt, da es uns nur auf den Manytsch selbst ankam und dieser auf der erwähnten Generalstabskarte vom Jahre 1853 mindestens viel detaillirter dargestellt ist als auf der Makejeff'schen. Wunderbarer Weise hat auch der betreffende Theil der Karte des Östlichen und Westlichen Manytsch, entworfen von J. Kryschin 1860 am Maassstab von 42 Werst auf den Zoll", welche dem

Kostenkoff'schen Bericht angehängt ist 1), weit mehr Ähnlichkeit mit der Generalstabskarte und folglich mit unserer Karte als mit der Makejeff'schen, welche doch in dem Bericht als naturgetreuer bezeichnet wird.

Fügen wir noch hinzu, dass die Konstruktion des Netzes und überhaupt die ganze Orientirung auf Grund der in General v. Schubert's ,,Exposé des travaux astron. et géodés. exécutés en Russie" aufgeführten, in den Rahmen. der Karte fallenden Positions-Bestimmungen geschah, dass diess sowohl wie der Anschluss der den Generalstabskarten entnommenen Theile nicht unbedeutende Verschiebungen in der Manuskript-Karte der Ponto-Kaspischen Niederung von Iwanow und Nasaroff zur Folge hatte, dass endlich der Küstenstrich zwischen der Nasaroff'schen Aufnahme des Wolga-Delta und der Generalstabsaufnahme der Kuma im Süden mit grosser Mühe unter Benutzung mehrerer Russischer Karten, so gut es gehen wollte, eingepasst wurde (denn damals besassen wir noch nicht wie jetzt eine Durchzeichnung der ganz neuen, so viel uns bekannt, noch nicht publicirten Aufnahmen der Nordwestküste des Kaspischen Meeres), so haben wir wohl hinlänglich nachgewiesen, dass unsere Tafel 16 unmöglich eine Kopie einer älteren Karte genannt werden kann. Selbst wenn Kostenkoff seine Beschuldigung nur auf den hier hauptsächlich in Betracht kommenden Theil, die östliche Manytsch-Niederung, bezogen haben sollte, so kann sie schon deshalb nicht zutreffen, da die Orientirung in unseren Händen verändert worden und die Popiel'sche Aufnahme des Maschtück-Gol und Huiduck noch in die ManuskriptKarte der Ponto-Kaspischen Niederung von Iwanow und Nasaroff eingezeichnet wurde. Dass die letztere Karte in ihrer ursprünglichen Form Original, nicht Durchzeichnung war, können wir selbst natürlich nicht wissen, eine Entgegnung Dr. Bergstraesser's auf Kostenkoff's Bericht jedoch, welche uns fast gleichzeitig mit letzterem zuging, giebt darüber, wie uns scheint, vollkommen beruhigende Erklä

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1) Es ist diess eine höchst flüchtig gezeichnete Skizze, bei der von eigenen Aufnahmen wenig oder gar nicht die Rede sein kann. Die Kuma ist noch wie auf ganz alten Karten mit einem mächtigen Bogen nach Norden weit über den 45. Parallel hinaus eingezeichnet, die Küste und die untere Wolga nach irgend einer primitiven Karte phantastisch kopirt u. s. w. Überhaupt, wird jeder Sachkenner, der unsere Karte mit der Kostenkoff'schen vergleicht, uns beistimmen, dass letztere in jeder Beziehung ein jämmerliches Machwerk ist, welches als Resultat einer wissenschaftlich sein sollenden Expedition darthut, dass dieselbe nicht gewillt oder auch nicht im Stande war, durch wissenschaftliche Beobachtungen Licht über den Gegenstand zu verbreiten, sondern es nur darauf abgesehen hatte, durch gehässige und persönliche Bemerkungen dem Projekt Opposition zu machen. Wir haben seit einer längeren Reihe von Jahren so oft Gelegenheit gehabt, uns über die ausserordentliche Gründlichkeit und Zuverlässigkeit Russischer geographischer Arbeiten auszulassen, dass wir bei der vorliegenden Sache um so mehr zu bedauern haben, uns dahin aussprechen zu müssen, dass es die erste uns bekannt gewordene Arbeit sei, die dem heutigen hohen Standpunkte Russischer Wissenschaft durchaus nicht entspricht. A. P.

rungen, während wir selbst unserer innersten Überzeugung nach nicht den geringsten Zweifel in die völlige Authenticität und Wahrhaftigkeit der verschiedenen Mittheilungen des Dr. Bergstraesser setzen, was wir durchaus nicht von dem Kostenkoff'schen Bericht und Karte sagen können. Nachdem er das Zeugniss des Herrn v. Baer angeführt, dass noch im J. 1857 überhaupt keine ausführliche und zuverlässige Karte von den südlichen Gegenden des Astrachan'schen Gouvernements existirte (,,Kaspische Studien" V, SS. 173 und 174), fährt er fort: „Als ich im Juni 1858 die Landmesser abfertigte, hatte ich vorher vom damaligen Chef des Domänenhofes und Ober-Dirigenten der Kalmücken-Horden, General Strukow, alle Karten seines Ressorts zur Disposition erhalten und kopirt, doch war die Kuma - Manytsch - Niederung darin ganz falsch dargestellt, wie auch Akademiker Baer fand. Leider war die im Spätsommer 1859 vollendete Karte der Generalstabs-Offiziere Sassonoff und Bragin (,,Rekognoscirungskarte der KalmückenLändereien in den Gouvernements Astrachan und Stawropol, angefertigt vom Kapitän Sassonoff und Lieutenant Bragin im Jahre 1852 bis 1859 incl." Maassstab 10 Werst auf 1 Engl. Zoll), welche Kostenkoff für die der Domänengeometer gehalten haben muss oder doch dafür ausposaunt hat, trotzdem sie klar und deutlich an ihrer Spitze die Aufschrift der Aufnahme jener Offiziere trägt, noch nicht bis zum Süden des Gouvernements Astrachan gelangt, wohin sie erst im Jahre 1859 kamen. Auf dieser Karte ist die Gegend von Olon-Chuduk bis zum See Kökö-Ussun ganz irrthümlich und falsch angegeben, wesshalb Herr General v. Blaramberg, Chef des Kaiserl. Topographischen Dépôt, im September 1859 zu St. Petersburg in meiner Gegenwart den Kapitän Sassonoff zur Rede stellte und ich noch zu dessen Entschuldigung anführte, dass man ohne vorherige Anstalten jene Gegend nur sehr schwer bereisen, noch weniger aufnehmen könne. General v. Blaramberg liess unsere Aufnahme für den Generalstab kopiren, eben so das Kartendépôt des Ministeriums der Reichsdomänen unter dem Oberst, jetzt General, Baron v. Stakelberg und es hat Letzterer auf der oben erwähnten Karte jene Gegend als von meinen Geometern aufgenommen bezeichnet und namentlich aufgeführt, welche Originalkarte sich auch bei Kostenkoff befindet, wie ich selbst gesehen habe. ,,Einen weiteren Beweis, dass meine Geometer wirklich in der angegebenen Zeit jene Gegend aufgenommen haben, gewährt folgender Umstand. General-Major Strukow hatte meinen Geometern einen Cirkularbefehl an die Verwaltungen der Kalmücken-Ulusse gegeben, laut dessen man ihnen die nöthigen Arbeiter zu ihrer geometrischen Auf

nahme geben sollte, und zwar unentgeltlich, gerade weil jene Gegend von seinen Landmessern noch nicht aufgenommen worden war und die betreffenden Ländereien Kalmücken-Land sind. Dennoch verlangte er nach Jahresfrist nach einer specificirten Rechnung 1334 Rubel als Bezahlung der Arbeiter. Diese Arbeiter begleiteten die Geometer von der Südwest - Grenze des Astrachan'schen Gouvernements entlang des Manytsch bis in die Nähe des Modschar'schen Salzstapelplatzes, von da ab bis zum Kaspischen Meere besorgten die Soldaten, Wächter und Kosaken von den Stapelplätzen Modschar und Huiduck sämmtliche Arbeiten. Obige Rechnung kürzte General Strukow bis auf 1017 Rubel, welche Summe am 20. Februar 1861 vom Finanz-Ministerium dem Ministerium der Reichsdomänen ausgezahlt wurde. Die Wirklichkeit der Vermessung an Ort und Stelle kann also keinem Zweifel unterliegen, auch bezeugt diess die Original - Aufnahme, bestätigt in allen Details vom früheren Gouvernements-Geometer Popiel.

,,In der ganzen Strecke der Aufnahme fanden auch die drei Geometerpartien nebst deren Bedienung, deren 9 Pferde, die 24-25 Arbeiter und deren zahlreiche Pferde und Kameele hinreichend Wasser für ihren sechsmonatlichen Bedarf in der heissesten Jahreszeit und genügendes Weidefutter, denn weder die Kalmücken noch sonst Jemand klagte über desfallsigen Mangel, noch viel weniger erkrankte Jemand. Nach meiner Instruktion nahmen die Geometer die Gegend von der Westgrenze des Astrachan'schen Gouvernements bis zum Kaspischen Meere auf und zwar entlang des Flussbettes Manytsch in Parzellen von 10 Werst Länge und 15-20 Werst Breite (s.,,Geogr. Mitth." 1859, S. 421), und nur wo die Niederung sich mehr ausdehnt, von dem See Sasta bis zum Kaspischen Meere, betrug die Breitenausdehnung mehr, da hier das eigentliche Gebiet der Funktionen der Salzdirektion ist und solches noch nicht vollständig aufgenommen worden war. Was nördlicher lag, zur Vervollständigung der Karte aber angeführt werden musste, entlehnten die Geometer älteren Karten, und wenn sich darin Ungenauigkeiten finden, so kann man diess nicht ihnen zur Last legen. Nach diesen vielen und bekräftigten Beweisen der Richtigkeit der Aufnahme meiner Geometer geht deutlich hervor, dass Kostenkoff und seine Kollegen die Sache absichtlich entstellen wollten." 1)

1) Die Entgegnung Dr. Bergstraesser's, aus welcher im Obigen einige Stellen angeführt wurden, ist inzwischen vollständig abgedruckt worden in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 21. September 1861. Sie enthält manchen piquanten Aufschluss über die Arbeiten der Herren Kostenkoff und Collegen und zugleich viel Lehrreiches über die ManytschNiederung, besonders auch in Betreff ihres Salzgehaltes.

A. P.

Beiträge zur Kenntniss der Vulkane Costarica's.

Von Dr. A. v. Frantzius in San José.

III. 1) Dr. v. Frantzius' Besteigung des Vulkans

Irazú, April 1859.

Über den Vulkan von Cartago oder Irazú besitzen wir einige Mittheilungen von C. Hoffmann in der „,Bonplandia" (Nr. 3, 1856) und von Al. v. Humboldt, der sich auf Oerstedt's Angaben stützt, im vierten Theil seines,,Kosmos". Da sich jedoch an beiden Orten nicht unbedeutende Unrichtigkeiten finden, so werde ich mich besonders auf die Berichtigung derselben beschränken und nur noch Einiges, was von Anderen übersehen wurde, hinzufügen.

In Begleitung des hier ansässigen Ingenieurs Fr. Kurtze, der auch im Jahre 1855 den Dr. Hoffmann begleitete, begab ich mich im April 1859 nach einem ziemlich hoch am südlichen Abhange des Irazú gelegenen Hause eines als Führer berühmten Mannes Namens Benito Guillen. Wir blieben hierselbst eine Woche, um mit Musse nicht nur den Gipfel des Irazú, sondern auch die ganze Umgegend zu untersuchen. Die Wohnung liegt in dem sogenannten Potrero cerrado, woselbst ich den Barometerstand 261,28 Par. Lin. bei 12,2° R. beobachtete, während ich denselben in Cartago 287,70 Par. Lin. bei 14,0° R. gefunden hatte.

Auf dem Wege nach diesem Hause, besonders beim Hinausreiten aus Cartago, wurde meine Aufmerksamkeit auf die Menge grosser Felsblöcke gerichtet, die hier die ganze Umgegend bedecken und aus einer porösen hellgrauen, zuweilen dunkelgrauen Trachyt-Lava bestehen, welches Gestein vielfach als Baumaterial benutzt wird. Auch hatte ich vorher bemerkt, dass der ganze Untergrund, auf welchem die Stadt Cartago erbaut ist, aus einer ohne Ordnung durch einander geworfenen Schuttmasse besteht, während der Boden der ganzen Ebene von San José von einer auf vulkanischem Tuff aufgelagerten, mehr oder weniger mächtigen Schicht von rother Thonerde gebildet wird, die auf den nicht abschüssigen Stellen mit einer mehrere Fuss dicken Schicht schöner fruchtbarer Dammerde bedeckt ist. Eine Erklärung über den Ursprung dieser gewaltigen Schuttmassen fand ich einige Tage später, als ich von unserem Standquartier aus einen Ausflug nach der nahe gelegenen Laguna del derrumbo machte. nach dieser Lagune zu gelangen, schlugen wir zuerst den Hauptweg zum Gipfel ein, liessen ihn aber bald rechts

Um

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liegen und verfolgten eine nordwestliche Richtung. Zuerst passirten wir eine kleine, mit Mais bebaute Thalebene, auf welcher sich die herabgeschwemmte Humuserde angesammelt hat und dadurch dem Boden eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit giebt. Leider wird der reiche Ertrag dieser Gegend durch einen schädlichen Nager (Geomys bursaria), hier Taltusa genannt, in solchem Grade beeinträchtigt, dass man die Felder von Zeit zu Zeit brach liegen lassen muss, bis sich die hamsterartige Erdratte wegen Mangels an Nahrung nach anderen bebauten Stellen hingezogen hat. Auch in anderen tiefer gelegenen Gegenden, z. B. im Thale von Matina, so wie am Sarapiqui - Flusse, ist dasselbe Thier einer der grössten Feinde der Cacao-Pflanzungen. Die genannten Thalebenen finden sich indessen so vereinzelt und von so geringer Ausdehnung, dass man den Südabhang des Irazú sich keineswegs (s. „Kosmos", 4. Th. S. 539) als ,,in Terrassen getheilt" vorstellen darf. Im Gegentheil besitzt er einen gleichmässigen und sehr geringen Abfall, der mit dem Horizont einen Winkel von nicht mehr als 13° bildet, was die Besteigung dieses Vulkans so sehr erleichtert.

Hinter den Maisfeldern beginnt die Waldregion; hier mussten wir an einer Stelle, die den Namen Paso del Guaco führt, einen Bach Namens Reventado überschreiten, der aus der Laguna del derrumbo entspringt, bei der Stadt Cartago vorbeifliesst und sich in den Rio Aguacaliente ergiesst. Da wo wir ihn überschritten, besitzt er schönes Trinkwasser, dessen Temperatur 10,8° R. betrug. Von nun an hatten wir beständig zu steigen. Im Anfang fanden wir den Wald ziemlich gelichtet und gelangten, nachdem wir ungefähr 1000 Schritt gestiegen waren, an den sogenannten gepflasterten Weg. Offenbar ist diess ein Werk aus alt-Indianischer Zeit, von Menschenhänden ausgeführt. In einer Länge von ungefähr 50 Schritt erhebt sich dieser ungefähr 6 Ellen breite Weg in der Richtung von Süd nach Nord an einem ziemlich steilen Abhange. Die unbehauenen Steine, meist von 1 bis 2 Fuss Breite und bis 1 Fuss Dicke, sind sorgfältig mit ihren scharfen Kanten in Quefreihen an einander gefügt. Zum grossen Theil ist dieses Pflaster mit Erdreich bedeckt, so dass sein wirkliches Ende nicht leicht angegeben werden kann. Dergleichen gepflasterte Stellen hat man schon an mehreren Orten in Costarica entdeckt, so z. B. nordwestlich vom Irazú am Rio blanco, einem Nebenfluss des Rio sucio, wo Joaquin Mora im Jahre 1820 ein ähnliches Steinpflaster fand. Im Poas - Thal befindet sich ein solches nahe bei der Hacienda von Francisco Otoya. Dass diess Theile eines

längs der ganzen Cordillere sich hinziehenden Weges seien, ist eine zwar beim Volke herrschende, aber gänzlich irrige Annahme. Eher lässt sich vermuthen, dass es Zugänge zu früher existirenden Gebäuden waren, welche eine gottesdienstliche Bestimmung hatten. In der Nähe der genannten Punkte hat man auch andere Überreste aus altIndianischer Zeit gefunden. Diese sogenannten gepflasterten Wege erinnern an den auf Haiti von R. Schomburgk gefundenen Cercado de los Indios (s.,,Ausland" 1851, Nr. 172), Oberhalb des gepflasterten Weges in nordwestlicher Richtung, ungefähr 500 Schritt davon entfernt, liegt eine hübsche kleine Ebene, die sogenannte Savana azul, an deren westlichem Ende sich ein kegelförmiger Berg ungefähr 900 Fuss über der Savane erhebt. Diess ist der Cerro pelon, d. h. der Kahle Berg, weil er an seinem steilen, der Savane zugekehrten Abhange nicht bewaldet ist; er bildet zugleich die westliche Seitenwand der Schlucht, in welcher die Lagune liegt. Die Savane fanden wir mit verdorrtem Grase bedeckt, so dass sie das Ansehen unserer Wiesen hatte, wenn der Schnee geschmolzen ist. In der That war auch hier, wie unser Führer uns mittheilte, der starke Reif, der in diesem Winter sich bis hierher erstreckt hatte, die Ursache gewesen, wesshalb die grüne Grasdecke zerstört worden war. Die Bildung von Reif ist in Costarica von ganz beschränkten Lokalitäten, keineswegs aber von der grösseren oder geringeren Höhe abhängig. Obgleich die der geographischen Breite des Irazú entsprechende Schneegrenze in einer Höhe von 13.500 bis 14.000 Par. Fuss liegen würde, so fällt am Gipfel dieses Berges dennoch zuweilen in den kältesten Monaten, vom Dezember bis Februar, etwas Schnee, der jedoch, wenn gleich in den Schluchten zusammengeweht, nur kurze Zeit den wärmenden Sonnen

strahlen widersteht.

Auf der Savana azul gedeiht die Kartoffel noch ganz vorzüglich gut und in den Jahren, in welchen kein Reif fällt, bleibt auch das Gras während der trockenen Jahreszeit grün.

Oberhalb dieser Savane mussten wir uns, ohne einen Weg zu haben, durch das Dickicht über Felsblöcke und vermoderte Baumstämme hindurcharbeiten, wobei wir von Zeit zu Zeit an kleine kesselartige Vertiefungen kamen mit ebenem, nicht bewaldeten Boden, der ehemals gewiss mit Wasser bedeckt war. Als subalpine Pflanzen fand ich hier einen blau blühenden Gladiolus und einen gelb blühenden Tussilago. Nachdem wir eine ziemliche Strecke bergan gestiegen und noch ein Mal den Bach Reventado nahe an seinem Ausflusse aus der Lagune überschritten hatten, befanden wir uns am Ufer des kleinen Gebirgssee's. Derselbe liegt im Grunde eines von drei Seiten geschlossenen Kessels, dessen gelblich-weisse steile Felswände sich über

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die den See umgebenden dunkelgrünen Urwaldsbäume bis zum Gipfel des Vulkans erheben. Der kaum 200 Schritt lange und eben so breite See enthält in seiner Mitte einige kleine schwimmende Inseln aus einem dichten Geflechte von hellgrün schimmernden Wasserpflanzen und nahe am Ufer ragen hie und da einige herabgestürzte riesenhafte, bereits halb vermoderte Baumstämme aus dem Wasser hervor. Offenbar war dieser Kessel ehemals auch von seiner Südseite geschlossen, so dass er eine weit bedeutendere Wassermasse aufnehmen konnte. Ob derselbe nun ehedem ein thätiger Krater gewesen ist oder nicht, lässt sich nach einer oberflächlichen Untersuchung nicht leicht feststellen. Dass aber die vom See am Abhange des Irazú bis zur Stadt Cartago sich erstreckende und bis in die Nähe des Dorfes Agua caliente reichende Schuttmasse dem Durchbruch und der Entleerung dieses See's zuzuschreiben ist, wird gewiss Niemand bezweifeln, der sich überzeugt hat, dass die Spitze des nach Süden sich herab erstreckenden oben erwähnten Schuttkegels in dieser Schlucht zu suchen ist. Wenn demnach im „Kosmos", auf Oerstedt's Mittheilungen gestützt, Humboldt den Reventado als einen besonderen Vulkan aufführt, so ist diess entschieden unrichtig. Die Schlucht der Laguna del derrumbo 1), aus welcher der Bach Reventado seinen Ursprung nimmt, befindet sich unmittelbar am Westabhang des Gipfels des Irazú und würde immerhin, selbst wenn noch jetzt ein thätiger Krater in derselben vorhanden wäre, nur als eine Seitenöffnung des Irazú betrachtet werden müssen.

Da das Wetter die folgenden Tage hindurch regnerisch war, so konnten wir erst am Charfreitag den Gipfel des Irazú besteigen. Nachdem wir die Eichenregion passirt hatten, wo der Boden überall mit schwarzer Humuserde bedeckt ist 2), kamen wir an den unbewaldeten Gipfel. Dieser bildet nicht, wie Hoffmann angiebt, einen „,Grat", sondern einen nur wenig gewölbten, flachen, von Ost nach West sich hinziehenden Rücken. Auch bildet der Irazú keinen 1000 Fuss hohen Aschen- und Rapillikegel (s.,,Kosmos" a. a. O. S. 539). Dieser flache Rücken, der den Namen Chicoá führt, besteht aus einem gleichmässig feinkörnigen, grauen, vulkanischen Sand, wesshalb diese Gegend sehr bezeichnend nach Analogie des Meeresstrandes auch La playa oder El arenal del volcan genannt wird. Der Sandboden besitzt nur eine spärliche Vegetation; er ist zum Theil von einem hohen, in Büscheln wachsenden feinhalmigen Grase und einer Melampyrum-Art bedeckt, darüber ragen verschiedene baumförmige Arbutus-Arten mit krüppel

1) Die Laguna del derrumbo ist auf einigen Karten mit dem Namen ,,Socorro" bezeichnet, einem beim Volke ganz ungebräuchlichen Namen. 2) Die am höchsten gelegene Quelle, welche wir auf unserem Wege antrafen, zeigte 7,2' R. bei 5,6° R. Lufttemperatur.

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