Imágenes de páginas
PDF
EPUB
[merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][merged small][ocr errors][merged small]

Die Fanning-Insel von England in Besitz genommen.

Die inmitten des Grossen Oceans, nach Captain Hooper (1857) unter 3° 49' N. Br. und 159° 20' W. L. v. Gr. gelegene Fanning - Insel ist Nachrichten aus Honolulu zufolge am 8. Februar 1861 vom Englischen Dampfschiff ,,Alert" im Namen der Königin in Besitz genommen worden. Unter Kanonendonner und Gewehrsalven wurde die Britische Flagge aufgepflanzt und die ganze Schiffsmannschaft wohnte der Ceremonie bei. Der Hafen ist „English Harbour", die Landzunge, auf der sich die Niederlassung befindet,,,English Point" benannt worden. Auf der an Trinkwasser und Kokospalmen reichen Koralleninsel hatte sich vor mehreren Jahren ein Engländer niedergelassen, der mit Hülfe von Eingebornen der benachbarten Inseln und einigen Weissen Kokospflanzungen anlegte und einen bedeutenden Gewinn aus denselben zog, und schon vor einigen Jahren ging das Gerücht, sie sei in den Besitz der Englischen Krone übergegangen. (S.,,Geogr. Mittheil." 1859, S. 176 und Tafel 8.)

Die Inseln Neu-Amsterdam und St. Paul 111 Jahre früher entdeckt als bisher angenommen.

In unseren Notizen 1) über die Entdeckungsgeschichte und Namensverwechselung der Inseln St. Paul und NeuAmsterdam im südlichen Indischen Ocean hatten wir erwähnt, wie aus dem 1854 zu Amsterdam wieder aufgefundenen Logbuch des berühmten Seefahrers van Diemen hervorgehe, dass eine der beiden Inseln schon vor van Diemen's Reise (1633) auf den Karten verzeichnet gewesen sei. Herr Hauptmann W. Wiesen in Egestorf macht uns nun auf eine Stelle in A. J. v. Krusenstern's ,,Beiträgen zur Hydrographie der grösseren Oceane" (Leipzig 1819, S. 38) aufmerksam, wonach wahrscheinlich die Insel Neu-Amsterdam zuerst entdeckt worden ist, und zwar schon am 18. März 1522 durch Sebastian De El Cano. Es heisst nämlich dort: ,, Aus der Kurs - Linie des Sebastian De El Cano, nach dem Tode Magellan's, die ich von Espinosa's Karte entlehnt habe, sieht man, dass er der erste Ent

1) S.,,Geogr. Mittheil" 1855, S. 56, und 1858, S. 26.

decker der von den Holländern im Jahre 1697 gesehenen Insel Amsterdam gewesen ist. Espinosa hat, wahrscheinlich aus den Tagebüchern des Schiffs Victoria, angemerkt, dass man den 18. März 1522 eine sehr hohe Insel im 38. Grad der Breite sah, die ungefähr 6 Leag. im Umfang hatte. Nach neueren Beobachtungen liegt sie in 37° 52′ S. und in 77° 52° 0., ist hoch und kann in einer Entfernung von 50 bis 60 Meilen gesehen werden. Die Insel St. Paul liegt genau im Süden von Amsterdam in 38° 47′ S.”

Mehrere andere Citate aus älteren Werken und Karten, die Herr Hauptmann Wiesen für uns zusammenzustellen die Güte hatte, beweisen übrigens, dass die Gelehrten früher nicht darüber in Zweifel waren, dass Amsterdam die nördliche und St. Paul die südliche Insel ist, da Forster sowohl wie La Billardière die Sachlage genau kannten. Eine dritte Erwähnung der Inseln vor Van Vlaming (1696) dem ihre Entdeckung bis auf die neueste Zeit zugeschrieben wurde, findet sich in der ,,Allgemeinen Historie der Reisen zu Wasser und zu Land" (Thl. 10, S. 18) bei Gelegenheit von Tachard's zweiter Reise 1687: „Das Französische Geschwader hatte viel von den Nordost-Winden auszustehen, bis den 18. des Heumonates, da es 36° 53' S. Br. und 88° 8' der Länge viel Seegras und Trombes, wie das beim Kap, nebst vielen Vögeln antraf, daher man urtheilte, man sei dem Eilande Amsterdam nahe, diess ist mehr als 1000 Meilen vom Kap."

Die neuesten und gründlichsten Forschungen über die beiden Inseln verdankt man der Novara-Expedition, die im November und Dezember 1857 mehrere Wochen hindurch mit physikalischen, geodätischen und naturhistorischen Beobachtungen daselbst beschäftigt war. Der diese Inseln betreffende Abschnitt in Dr. C. v. Scherzer's Bericht über die Expedition gehört zu den werthvollsten des ganzen Buches, auch sind dort mehrere Ansichten beider Inseln und eine Karte von St. Paul beigegeben. Die Resultate der angestellten astronomischen Positionsbestimmungen haben noch eine kleine Korrektion erfahren 1), wonach das Observatorium an der Nordseite des Einganges zum Kraterbecken von St. Paul, nördlich von den Ansiedlerhütten, in 38° 42' 47" S. Br. und 77° 31' 24" O. L. von Greenwich, der 2784 Wiener Fuss hohe Kulminationspunkt von Neu-Amsterdam in 37° 58′ 30′′ S. Br. und 77° 34′ 44′′ 0. L. v. Gr. zu liegen kommen. Der höchste Punkt des Kraterrandes von St. Paul ist 846, der grösste Durchmesser des oberen Kraterrandes 5490, der kleinste 4590 Wiener Fuss; der grösste Durchmesser des Bassins am Spiegel des Meeres ist 3984, der kleinste 3444 Wiener Fuss. Das Areal der Insel beträgt 2,136 Q.-Seemeilen oder nahezu Österr. QMeile.

Geographische Hiobsposten.

Das Jahr 1861, das mit so glänzenden Aussichten für die Geographie begann, wie kaum eins seiner Vorgänger, hat uns bereits bittere Täuschung gebracht. Mit riesiger Anstrengung sollten die noch unbekannten Theile der Erde erforscht, die wichtigsten Probleme gelöst werden, zwei Expeditionen, darunter eine im grossartigsten Style ausgerüstete, strebten von Amerikanischer und Europäischer 1) Vergl.,,Geogr. Mittheil." 1858, SS. 170 u. 426.

Seite dem Nordpol zu, fünf verschiedene Gesellschaften drangen von Nord und Süd nach den Nil-Quellen vor, ein herrliches Projekt, das ganze Chinesische Reich von Ost nach West bis zum westlichen Himalaya zu durchkreuzen, schien seiner glücklichen Durchführung nahe, Australien sollte auf zwei verschiedenen Routen von der Südküste bis zur Nordküste durchzogen werden, aber ein ungünstiger Stern, so scheint es, waltet über diesen kühnen Unternehmungen, eine Hiobspost folgt der andern.

Die Schwedische Polar-Expedition unter Torrell, die mit ausserordentlichen Mitteln und Kräften ausgestattet war, hat in der Hauptsache ihren Zweck verfehlt. Die Schiffe lagen über einen Monat in der Treurenberg-Bai an der Nordküste von Spitzbergen vom Packeis eingeschlossen und waren auch später durch schlechtes Wetter und allerlei Widerwärtigkeiten in ihren Arbeiten vielfach behindert, die Schlitten-Expedition nach dem Nordpol musste aber des Treibeises wegen ganz aufgegeben werden 1).

Gleichzeitig trifft die Nachricht ein, dass Sarel, Blakiston und Dr. Barton am 23. Juli nach Shanghai zurückgekehrt sind, ohne auch nur den Jangtse-kiang verlassen und die Westgrenze des eigentlichen China erreichen zu können. Sie waren auf dem Flusse bis Ping-schan, zwei Tagereisen oberhalb Siu-tscheu in der Provinz Sze-tschuan, vorgedrungen (20. Mai) und hatten Alles versucht, nach der Hauptstadt Tsching-fu dieser Provinz zu gelangen, der auch dort wüthende Aufruhr machte aber alle ihre Anstrengungen zunichte und sie sahen sich zur Umkehr gezwungen.

Weit trauriger noch lauten die Nachrichten aus Australien. Die mit ungeheueren Kosten ausgerüstete Expedition, welche unter O'Hara Burke's Leitung mit vielen Leuten, Kameelen und Pferden im August 1860 von Melbourne nach dem Innern aufbrach, um einen Weg nach dem Carpentaria-Golf zu bahnen, ist am 17. Juni unter den betrübendsten Umständen zum Theil an den Darling zurückgekehrt. Mit Zurücklassung eines Dépôts zu Menindie am oberen Darling hatte Burke mit mehreren Begleitern am 11. November den Cooper-Creek erreicht, den er zum Ausgangspunkt seiner weiteren Reise machen wollte. Er errichtete auch dort ein Dépôt unter Brahe's Befehl und trat am 16. Dezember mit Wills, King und Gray, so wie mit sechs Kameelen, einem Pferd und Provisionen auf drei Monate die Reise nach der Nordküste an, wobei er sich zunächst nach Sturt's Eyre - Creek (25° bis 26° S. Br. und 1381° Ö. L. v. Gr.) wenden wollte, aber seitdem ist er gänzlich verschollen. Brahe wartete bis zum 21. April auf seine Rückkehr, sah sich aber endlich durch die Krankheit seiner Leute, feindliche Haltung der Eingebornen und Mangel an Lebensmitteln zum Rückzug genöthigt und traf am 29. April zu Bulla, südlich vom Cooper-Creek, mit dem inzwischen von Menindie nachgekommenen Rest der Expedition zusammen. Dieser befand sich in den kläglichsten Umständen, Purcell war am 23. April, Dr. Ludwig Becker, eins der hervorragendsten Mitglieder der Gesellschaft, der

1) Wir haben das vorausgesagt (s.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft IV, S. 156). Wenn auch Schlitten - Exkursionen auf der Amerikanischen Seite der Polar-Region ausführbar sein mögen, von Ost-Grönland, Spitzbergen, Novaja Semlja, der ganzen Sibirischen Küste aus gegen den Nordpol erfolgreich vorzudringen, dazu eignet sich einzig und allein ein zweckdienliches Dampfschiff. A. P.

sich durch seine wissenschaftlichen Arbeiten in Australien und Europa einen Namen erworben hat, am 28. April dem Skorbut erlegen und fast alle übrigen Gefährten waren erkrankt. Unter den grössten Schwierigkeiten gingen die beiden vereinigten Abtheilungen unter Wright's Kommando nach dem Darling zurück, unterwegs starben noch zwei Andere, Patton und Stone, und nur ein glücklich sich einstellender Regenfall rettete die Übrigen. Über das Schicksal Burke's und seiner drei Gefährten hegte man die grösste Sorge; nur auf drei Monate mit Lebensmitteln versehen waren sie schon über ein halbes Jahr verschollen und kaum können sie dem Tode entgangen sein, wenn nicht irgend ein glücklicher Zufall ihnen zu Statten gekommen ist. Das Expeditions-Comité zu Melbourne hat sofort Maassregeln zur Aufsuchung der Vermissten getroffen. Der Dampfer,,Victoria" wurde nach dem Golf von Carpentaria abgeschickt und zu Lande ging am 3. Juli eine Expedition unter A. Howitt's Leitung von Melbourne ab, um über Menindie und den Cooper-Creek den Spuren Burke's zu folgen.

Der unglückliche Ausgang von Burke's Expedition, das Scheitern der kühnen Pläne Torrell's und Blakiston's sind harte Schläge, die uns abermals zeigen, wie das Gelingen grösserer Forschungsreisen auch bei der sorgfältigsten Vorbereitung und umsichtigsten Leitung ausser aller Berechnung liegt. Das Jahr 1861 scheint vorzugsweise ein Unglücksjahr zu sein, selbst anscheinend leichtere Unternehmungen sind vielfach missglückt. So gelang es Wilhelm Heine nicht, von Peking aus auf der von Russen so oft bereisten Strasse nach Sibirien zu gehen, Lejean musste, von Krankheit geschwächt, seine Forschungen in den NilLändern aufgeben und nach Frankreich zurückkehren, aus Miani's zweiter Reise nach dem oberen Weissen Nil scheint Nichts werden zu wollen, Duveyrier war genöthigt, sich von Rhat nach Murzuk und Tripoli zurückzuziehen, Livingstone konnte den Ruvuma nur wenige Meilen aufwärts befahren. In der That setzt Afrika nach wie vor den eindringenden Europäern den starrsten Widerstand entgegen, wohl gelingt es hie und da einem aussergewöhnlich Befähigten, unter günstigen Umständen ein tüchtiges Stück der Wissenschaft zu erobern, dann vergehen aber wieder Jahre, in denen jeder Versuch scheitert. Seit Barth und Livingstone haben Vogel, Neimans, Roscher, Cuny, v. Barnim dort ihren Tod gefunden, v. der Decken konnte trotz energischer Versuche und bedeutender Mittel nur eine kurze Strecke von Kilwa aus auf der Route nach dem Niassa vordringen, Andersson strengte sich wiederholt vergebens an, vom Damara-Lande aus den Cunene zu erreichen, Graf Escayrac's kostspielige Mission löste sich schon in Kairo auf, die Französische Expedition nach Abessinien unter Capitaine Russell kam nur bis Halai, Baikie's Operationen am Niger, die verhältnissmässig leicht schienen, traf Unglück auf Unglück, selbst Livingstone konnte trotz aller Hülfsmittel nur wenig Neues seinen früheren Entdeckungen hinzufügen.

Doch darf man den Muth nicht sinken lassen, ist doch auch so Manches fast unerwartet gelungen. In Nord-Amerika hat Palliser's Expedition unsere Kenntniss des Britischen Gebietes und eines Theils der Felsengebirge wesentlich bereichert, in Süd-Amerika haben v. Tschudi und Burmeister schöne Resultate erzielt, in Australien hat Stuart den Kern des schwer zugänglichen Kontinents erobert, in

Inner-Asien haben die Gebrüder v. Schlagintweit von Süden und zahlreiche Russische Reisende einzeln oder unter dem Schutze der Waffen von Norden her der Wissenschaft weite Gebiete erschlossen, in Japan legte kürzlich der Britische Gesandte Alcock mit dem Niederländischen Generalkonsul de Witt, dem Britischen Konsul zu Nagasaki, Herrn Morrison, einem anderen Gesandtschaftsbeamten und dem Zeichner der,, Illustrated London News" eine Landreise von Nagasaki bis Kanagawa glücklich zurück, in Afrika endlich war es Burton und Speke vergönnt, nachdem auch sie zuvor an der Somali-Küste blutig zurückgewiesen waren und die Tour nach den Schneebergen hatten aufgeben müssen, eine glorreiche Entdeckungsreise nach den vielbesprochenen Binnensee'n auszuführen, Französische Offiziere durchzogen weithin die westliche Sahara und die Quellgebiete des Senegal und Gambia, Duveyrier machte erfolgreiche Wanderungen in der nördlichen Sahara, Italienische und Französische Missionäre setzen sich in Kaffa fest, v. Beurmann wanderte allein und ohne jede Beihülfe durch unbetretene Strecken der Nil-Länder, Munzinger setzte viele Jahre hindurch seine Forschungen in den nördlich an Abessinien grenzenden Landschaften fort, Missionäre und Abenteurer liessen uns einen Blick in die Länder an den westlichen Zuflüssen des Weissen Nil werfen.

Solche Erfolge beleben aufs Neue die Hoffnung, mit der wir die gegenwärtigen Unternehmungen begleiten. Vielleicht gelingt es Dr. Hayes, sich dem Pole um einige Grade weiter zu nähern, als es bisher möglich war, vielleicht löst Stuart die Aufgabe der vollständigen Durchkreuzung des Australischen Festlandes, vielleicht dringt Speke von dem Victoria Nyanza nach dem Weissen Nil vor oder Dr. Peney von diesem zu jenem. Auch fehlt es nicht an neuen, kaum begonnenen oder erst projektirten Reise-Unternehmungen, die einen Ersatz für die gescheiterten zu versprechen scheinen. Frank Gregory trat am 20. April mit James Turner, J. McCourt, E. Brockman und einem Hufschmied eine Reise zur ferneren Erforschung West-Australiens an, deren Kosten die Englische und Kolonialregierung gemeinschaftlich tragen. Die Indische Regierung sendet eine wissenschaftliche Expedition unter Captain Smyth, den Capt. Jerdon als Botaniker und Capt. Basevi als Astronom und Meteorolog begleiten, durch das westliche Tibet nach Yarkand und dem Himmelsgebirge und eine zweite unter Dr. Williams von Assam aus nach der südwestlichen Chinesischen Provinz Yünnan. In China war eine Reisegesellschaft von Canton über Land nach Hankau am Jangtse-kiang unterwegs und einige Missionäre durchzogen den östlichen Theil der Provinz Canton. Baron v. der Decken hat endlich in der Person des Geologen Thornton von der Livingstone'schen Expedition einen Begleiter gefunden, der mit ihm die Reise nach den Schneebergen Ost-Afrika's antreten wollte. Krapf steht auf dem Sprunge, abermals von der Ostküste aus ins Innere von Afrika einzudringen. Graf Thürheim, durch seine Reisen in den Nil-Ländern bekannt, hat sich Süd-Afrika zum Feld seiner ferneren, auch für die Geographie nicht fruchtlosen Jagdtouren auserkoren. Nicht geringe Hoffnungen setzen auch Viele mit uns auf die Expedition, welche Deutschland ausgeschickt hat, um sich über das Schicksal Eduard Vogel's Aufschluss zu verschaffen.

Geographische Literatur.

Vorbericht.

Nachdem wir bereits im Laufe dieses Jahres das Erscheinen von nicht weniger als sechs ,,neuen geographischen Zeitschriften" in unseren Spalten angezeigt hatten 1), haben wir schon wieder eine, die siebente, zu begrüssen. Es ist diess der in Hildburghausen erscheinende,,Globus, illustrirte Chronik der Reisen und Geographische Zeitung", herausgegeben von H. G. Meyer. Das erste uns vorliegende Heft dieser Zeitschrift enthält bei 32 Seiten Text 16 grössere Holzschnitte, von denen gegen die Hälfte eben so viele volle Seiten in Anspruch nimmt. Es ist hieraus ersichtlich, dass die Holzschnitte die Hauptsache bei dieser neuen Zeitschrift ausmachen, und in der That sind dieselben nicht bloss eine Zugabe zum Text, sondern der Text ist eine Zugabe zu den Holzschnitten. In den öffentlichen Anzeigen, z. B. in der „Köln. Ztg." und in der „Augsb. Allg.” werden die Illustrationen,,Original" genannt, sämmtliche 16 im 1. Hefte befindlichen Holzschnitte sind aber genaue Nachdrücke von Illustrationen in der Französischen Wochenschrift,,Le Tour du Monde" 2), von welcher auch der ,,Globus" auf den ersten Blick wie eine vollständige Deutsche Ausgabe aussieht, wenn es sich bei näherer Einsicht nicht herausstellte, dass der Text, der bloss dazu vorhanden zu sein scheint, eine Erklärung der Bilder abzugeben, viele Abkürzungen u. dergl. erfahren hat. Der Titel „Chronik der Reisen" ist durch den Inhalt nicht gerechtfertigt, da man von einer Chronik etwas Anderes verlangt, als untereinandergewürfelte, auf blosse oberflächliche Unterhaltung berechnete fragmentarische Angaben meist romantischer Art. Die Anzeige, dass der Globus eine ,,Geographische Zeitung" sei und „Kunde von allen wissenswerthen Neuigkeiten und bemerkenswerthen Vorgängen auf dem Gebiete der Länder- und Völkerkunde" bringen soll, wird durch diese erste Nummer eben so wenig bestätigt als die Angabe über die ,,Original"-Illustrationen. Der Globus kann höchstens eine abgekürzte Deutsche Ausgabe des Französischen,,Le Tour du Monde" genannt werden.

In derselben Weise macht sich das Bibliographische Institut in Hildburghausen mit „Meyer's neuestem HandAtlas" breit, der unter Anderem bestimmt sein soll,,,den ganzen gegenwärtigen Bestand der Wissenschaften in sich aufzunehmen". Das uns vorliegende Blatt vom Nordwestlichen Deutschland steht den besseren vorhandenen Karten von demselben Lande in jeder Beziehung weit nach. Das Terrain ist bloss durch einige in der Höhenskala so inkonsequente, undeutlich schraffirte Höhenschichten angegeben, dass die eigentlichen Gebirge, wie der Thüringer Wald, fast ganz verschwinden, während die Ebenen, wie z. B. die Lüneburger Heide, ihre höchst unbedeutenden BodenUnebenheiten viel zu deutlich markirt haben. Die Schrift

1),,Geogr. Mitth." 1861, Heft IV, S. 157; Heft V, S. 203..

2) Um der Wahrheit die Ehre zu geben, dürfen wir nicht verschweigen, dass das erste Heft allerdings auch eine Originalzeichnung enthält, nämlich die Titelvignette, sie ist aber leider gänzlich missglückt, denn der Zeichner wollte, der Schattirung nach zu schliessen, einen Globus als Vollkugel darstellen, hat aber durch Missachtung der Perspektive einen Planiglob in der Projektion einer Hohlkugel zu Wege gebracht.

überall undeutlich und stellenweise selbst für die schärfsten Augen gar nicht zu lesen, das Kolorit klecksig und ungenau. Das ganze Blatt gehört zu den sehr mittelmässigen Produktionen der Kartographie.

Ein ähnliches grossprahlerisches Unternehmen ist der neue Österreichische Schul-Atlas von Kozenn (Olmütz, bei Hölzel), der in den Selbst-Anpreisungen mit dem unverschämtesten Tadel über die besten bisher erschienenen Werke herfällt, über welche das eigene so hoch erhaben sei, während es sich bei einer Prüfung des Atlas ergiebt, dass viele der angeblich neuen Karten vollständige Plagiate von den getadelten Werken sind (s. Näheres S. 406 u. ff.).

Glücklicher Weise haben wir jedoch auch Erfreulicheres zu berichten. Ende Juli d. J. ist die letzte Sektion der grossen topographischen Karte des Ätna von Sartorius v. Waltershausen, dieses berühmten, auf langjährigen Forschungen und Aufnahmen beruhenden, mit den grössten Opfern durchgeführten Werkes, im Stich vollendet worden. Von der Britischen Admiralität und dem Russischen Generalstab erhielten wir bedeutende Kartensendungen. Stabskapitän Venjukoff, dem wir die Skizze des Bolor-Gebirges auf Tafel 10 dieses Jahrganges der ,,Geogr. Mittheilungen" verdanken, schickte uns wieder mehrere höchst werthvolle Karten von Inner-Asien, worunter seine Aufnahmen am Issyk-kul aus den Jahren 1859 und 1860 und eine Karte des Gebirgssystems des Thian-schan. Der berühmte AfrikaReisende Francis Galton, der, beiläufig erwähnt, als EhrenSekretär der Londoner Geogr. Gesellschaft von jetzt an die,,Proceedings" dieser Gesellschaft redigiren wird, beabsichtigt, die seit Kurzem aus allen meteorologischen Stationen der Britischen Inseln täglich drei Mal in Greenwich einlaufenden telegraphischen Witterungsberichte graphisch zu veranschaulichen und dadurch ungleich übersichtlicher und nutzbarer zu machen; eine Probe dieser Tafeln mit den zugehörigen Erläuterungen hat er uns gütigst mitgetheilt. Oberst-Lieutenant Sonklar Edler v. Innstädten, der Verfasser des schönen Werkes über die Ötzthaler Gebirgsgruppe (s.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft VIII, S. 321), setzt die Vorstudien zu einem ähnlichen Werke über die Tauern-Kette fort; er hat, wie die ,,Volks- und SchützenZeitung" berichtet, im vorigen Jahre 11 Berggipfel von einer Gesammthöhe von 87.200 Fuss erstiegen und 150 Höhen gemessen und in diesem Jahre eine Gesammthöhe von 70.000 Fuss erstiegen und 250 Höhen gemessen.

Auf alle diese Arbeiten werden wir nächstens ausführlicher zu sprechen kommen, jetzt sei uns erlaubt, über Karte und Werk von Gustav Radde's Reisen in Sibirien und im Amur-Land noch einiges Nähere mitzutheilen.

Die Karte von Gustav Radde's Reisen in Sibirien und dem Amur-Land, über die wir unseren Lesern zu verschiedenen Malen früher Mittheilungen gemacht haben 1), wird noch im November oder Dezember d. J. in dieser Zeitschrift erscheinen. Sie reicht vom Kossogol-See im Westen bis zur Sachalin-Insel im Osten, von 57° N. Br. im Norden bis 43° N. Br. (Victoria-Bai) im Süden und umfasst Trans-Baikalien, das Amur'sche und Küsten-Gebiet, so wie Theile der Irkutskischen und Jakutskischen Gouvernements, der Mongolei und Mandschurei. Sie ist auf die grosse, zur

1) S.,,Geogr. Mitth." 1860, SS. 257, 275,386 u. 482; 1861, S. 261. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861; Heft X.

Zeit noch unpublicirte Karte von Herrn Schwarz, Chef der mathematischen Abtheilung der Sibirischen Expedition 1855-1859, gestützt, mit Benutzung eigener so wie anderer neuesten Beobachtungen entworfen und bildet eine wichtige Bereicherung unserer Kenntniss von diesem Theile Asiens.

Von dem grossen, ausführlichen Werke desselben Reisenden (in Deutscher Sprache) erscheint der erste Band im Dezember dieses Jahres. Dasselbe wird aus vier stattlichen Quartbänden bestehen, mit vielen Karten, Ansichten und naturhistorischen Tafeln geziert sein und, nach den uns vorliegenden Proben des Textes, der Ansichten und Karten zu urtheilen, eines der schönsten und werthvollsten Werke werden, die je in Russland erschienen sind. Der erste Band wird über 40 Bogen stark sein, 4 Karten und 13 Tafeln enthalten. Eins der Kartenblätter dient zur Übersicht der allgemeinen zoologisch-geographischen Verhältnisse und wird deshalb besonders interessant sein, weil sich am Nordrande von Inner- und Hinter-Asien mit dem 49° und 50° N. Br. in Vegetation und Fauna sichere Abgrenzungen zweier wesentlich verschiedener Reiche der organischen Schöpfung nachweisen lassen und ausserdem die Central-Asiatischen Hochsteppen mit allen ihren Eigenthümlichkeiten an einigen Stellen tief gegen Norden vortreten. Ein zweites Blatt wird das Vorkommen und die mittlere jährliche Ausbeute des Zobels darstellen; ein drittes behandelt das NordostEnde der Hohen Gobi mit den auf Grundlage allgemeiner physikalischer Charaktere dieser Gegend zeitweise Statt findenden Emigrationen einiger Thier-Arten. Ein viertes Blatt ist eine Spezialkarte des vom Amur in seinem mittleren Laufe durchbrochenen interessanten Bureja-Gebirges, in welchem sich Radde vom 24. Juni 1857 bis 10. November 1858 aufhielt und Forschungen aller Art anstellte; in dieser Karte sind die reinen Laubholz-Wälder, die gemischten Wälder, die Prärien und die Sümpfe farbig unterschieden. Bezüglich des zweiten Bandes schreibt uns der energische, ungemein thätige Verfasser: -,,Der zweite Band soll im Februar vollendet sein und dürfte wenigstens eben so stark als der erste werden. Vornämlich wird der geographischen Verbreitung einzelner kosmopolitischer Thier-Species meinerseits alle Aufmerksamkeit zu Theil und der Einfluss allgemeiner physikalischer Momente auf die Abänderungen der Individuen, wo es thunlich, nachgewiesen. So bin ich gegenwärtig mit dem weit verbreiteten Aquila naevia beschäftigt, für den sich eine Synonymie von wohl 25 Namen zusammenstellen lässt. Engländer und Franzosen haben an diesem Vogel eben so viel in Bezug auf Artensplitterung gesündigt als auch manche Deutsche. Können Sie sich z. B. nicht ganz klar vorstellen, wie ein und dasselbe Thier sehr verschieden aussehen muss je nach dem Orte seiner Geburt und des Aufenthaltes? Aq. clanga vom Kaspischen Meere oder aus Nubien oder aus Nepal kann meines Dafürhaltens nie ganz so werden als Aq. clanga aus Pommern. Sehen doch die Menschen, welche viel willkürlicher in ihre Lebensweise eingreifen können, so sehr verschieden von einander aus. Es führt die Erörterung solcher Fragen zu dem in neuerer Zeit wieder vielfach besprochenen Begriff der Species, und zur Ehre der Russischen Forscher muss man sagen, dass sie fast alle das Prinzip des Zusammenziehens

51

befolgen. Dazu bietet ihnen aber auch gerade Russland im weiteren Sinne des Wortes die trefflichste Gelegenheit, weil es so verschiedenartige Klimate und Territorien in sich schliesst. Je länger ich über den Süden Sibiriens arbeite, um so mehr zieht es mich in das Centrum Asiens; gern würde ich mein Leben in die Schanze schlagen, wenn es nach beendetem Werke hiesse: Vom Sajan über das Himmelsgebirge zum Kuenlun! oder vom Himalaja zum Stanowoi!"

Unter den in Justus Perthes' Geographischer Anstalt vorbereiteten selbstständigen Kartenwerken wählen wir heute zunächst zwei Weltkarten zur Besprechung aus, welche unter den Titeln:,,Chart of World on Mercator's Projection, constructed by Herm. Berghaus and F. v. Stülpnagel. 8 Sheets" und,,Allgemeine Weltkarte in Mercators Projektion zur Übersicht der grossen Staaten und ihrer Kolonien im J. 1861. Von Herm. Berghaus. 4 Bl. Fol." in einigen Monaten zur Publikation kommen werden.

Wenn es nach der herkömmlichen Redensart auch nicht durchaus eine fühlbare Lücke oder ein dringendes, längst gefühltes Bedürfniss" war, was die Inangriffnahme der genannten Arbeiten veranlasste, so ist es die Absicht derselben, mit den eben so geschmacklos ausgestatteten als dem Inhalt nach oberflächlichen Amerikanischen Weltkarten oder den in Grösse und Ausstattung zwar stattlichen, aber theils veralteten und meist nur in den Küstenlinien genaueren, das Binnenland aber vernachlässigenden Englischen Track Charts durch gleichmässige, die allgemein geographischen sowohl als die maritimen Beziehungen in Übereinstimmung behandelnde Bearbeitung um den Platz zu werben, den jene seither fast ausschliesslich behauptet.

Die grössere Karte reicht auf 8 Sektionen in gr. Fol. östlich und westlich bis 180°, nördlich bis 80°, südlich bis 60° Br. und misst in der Länge 5 Engl. Fuss bei 3 Fuss Höhe; die andere in halb so grossem Längenmaassstabe, 2 Fuss 6 Zoll lang und 2 Fuss hoch, nördlich und südlich bis 80° Br. reichend, ist eine nach den neuesten Küsten-Aufnahmen und geographischen Entdeckungen umgearbeitete und für allgemeinere Benutzung veränderte und vervollständigte Ausgabe der für speziellere Zwecke im J. 1859 ausgegebenen Allgemeinen Weltkarte und den Sektionen nach dem handlichen Format von Stieler's Atlas derartig angepasst, dass der Äquator und der Meridian von Greenwich die Karte je nach nördlicher und südlicher Breite und Ost- und Westlänge theilen.

Dass der Meridian von Greenwich für die grössere Karte zu wählen war, versteht sich von selbst, aber auch für die andere wurde derselbe beibehalten, da letztere sowohl wie erstere ihrer Art nach eben so wohl See- als Landkarte, und jener Meridian, für die Zwecke der Schifffahrt eigentlich eingeführt, für Angabe maritimer Positionen der gebräuchlichste und wegen der Datumscheide maassgebend ist, indess die Orientirung zu Lande mehr auf Naturgrenzen als auf jene Coordinaten bezogen wird.

Dass bei gleichmässiger Behandlung in maassentsprechender Vollständigkeit auf die Küsten sowohl als auf Ausführung des Binnenlandes Rücksicht genommen ist, bedingt der Zweck beider Karten. Die Zeichnung der Gebirge ist im Verhältniss der absoluten Höhe nach Möglichkeit nuancirt, doch in vorzugsweiser Rücksicht auf Übersichtlich

keit durch thunlichst generelle lichte Haltung nicht zu sehr in den Vordergrund gedrängt.

In der äusseren Ausstattung übereinstimmend unterscheidet in beiden Karten lichtblauer Farbendruck die grossen Wasserflächen (mit Ausnahme der eisumgürteten Polarzone) vom Lande. Während statt des geschmacklos grell grünen, gelben und rothen Flächenkolorits der Amerikanischen Weltkarten die Staatengebiete auf Grund der neuesten Grenzbestimmungen in klaren, durch passende Zusammenstellung nicht zu grell hervorstechenden Farben unterschieden sind, ist die blaue Wasserfläche, auf der sich die farbige Unterscheidung der Inselkolonien und die mittleren Verbreitungszonen des Treibeises deutlich abheben, belebt durch Angabe der Strömungen in der durch den Maassstab und die noch immer engen Grenzen der Beobachtung gestatteten Ausführlichkeit.

Zur Ergänzung der in den Karten enthaltenen Daten durch Angabe der für den Seeverkehr besonders wichtigen physisch-geographischen Hauptmomente sind die leeren Ecken oder ausserhalb der gewöhnlichen Schifffahrtslinien liegenden Oceanräume mit Nebenkarten, die Richtung der Luftströmungen, die Linien gleicher Gezeiten und gleicher Kompassmissweisung (letztere für das Jahr 1858) in allgemeinen, übersichtlichen Umrissen enthaltend, ausgefüllt.

Dass die Rücksicht, die Karten dem gegenwärtigen Stande der Geographie entsprechend zu halten, nicht allein bei Ausarbeitung, sondern auch bei schon vorgerücktem Stich vielfache Änderungen, ja gänzliche Umarbeitung einzelner Sektionen nothwendig machte, bedarf bei dem gegenwärtig raschen Fortschritt geographischer Entdeckungen, der oft die Karten unter den Händen veralten lässt, eben so wenig der Versicherung, als dass dadurch der definitive Abschluss der Arbeit erschwert und verzögert wurde. Doch ist dieselbe so weit gediehen, um die Ausgabe beider Karten auf den Beginn kommenden Jahres bestimmen zu können.

Im Verlag von Justus Perthes wird ferner demnächst erscheinen eine neue, von Dr. A. Petermann besorgte Auflage der Karte von Europa und dem Mittelländischen Meere in 4 Bl., gez. von v. Stülpnagel und Bär". Diese Karte reicht im Süden bis nach Fessan, dem Rothen und Persischen Meer, im Osten bis zum Aral-See. Ausser der vollständigen Darstellung der jetzigen politischen Abgrenzungen in diesem Bereiche, der Eisenbahnen und Hauptstrassen mit den Entfernungen in Geogr. Meilen, der Unterscheidung der Städte in 8 Klassen mit Beisetzung der Bevölkerungszahlen bei allen grösseren Orten, enthält die Karte eine genaue Angabe der Dampfboote-Kurse, die im Mittelländischen Meere nach 9 verschiedenen Nationalitäten bezeichnet sind, je nachdem die Linien von Englischen, Französischen oder anderen Dampfern befahren werden. Mittelmeer sind auch die grossen Sondirungslinien angegeben. In vier Cartons werden die Bevölkerungs-, die ethnographischen und kirchlichen Verhältnisse, so wie die Telegraphenlinien zur klaren Anschauung gebracht. Die Karte eignet sich besonders für Bibliotheken, Bureaux, Comptoirs, überhaupt für den praktischen Gebrauch in kaufmännischen und industriellen Kreisen.

Im

Endlich sei noch erwähnt, dass Dr. M. Block's „Bevöl kerung von Spanien und Portugal" der Veröffentlichung rasch entgegengeht. Nach Inhalt und Form den beiden kürzlich

« AnteriorContinuar »