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darüber. Nicolas selbst gelangte nicht bis auf die Spitze, beim Rückweg nach dem Badeort Ab Gherm begegneten ihm aber Herr v. Minutoli und dessen Begleiter, und während diese mit ihren drei Hypsometern auf dem Vulkan operirten, machte er gleichzeitige Beobachtungen in Ab Gherm. Daraus ergab sich ein Höhenunterschied zwischen dem Gipfel des Demavend und Ab Gherm von 3686 Meter = 11.347 Par. Fuss. Ab Gherm liegt nach Nicolas' Bestimmung 2950 oder, wie einige Seiten vorher angegeben wird, 2750 Meter über dem Meeresspiegel, die Höhe des Demavend betrüge also hiernach 6636 Meter = 20.429 Par. Fuss oder nach der zweiten Angabe 6436 Meter 19.813 Par. F. Die Angaben seines Instrumentes hält Nicolas für sehr zuverlässig, dagegen differirten die drei Hypsometer der Preussischen Expedition um 4° F. unter einander, im Mittel wurde der Kochpunkt zu 177,3° F. oder 82,72° C. 1) bei einer Lufttemperatur von +5° gefunden.

Dass diese Höhenangabe keine grosse Genauigkeit beanspruchen kann, liegt auf der Hand, sie stimmt gleichwohl ziemlich gut mit den früheren, denn R. F. Thomson fand 1858 barometrisch die Höhe des Demavend zu 20.192 Par. F. und nach Humboldt's Berechnung der Barometer-Messung von Taylor Thomson (1837) bei den Dampflöchern und der Annahme, dass diese etwa 1000 Fuss unter dem Gipfel liegen, würde dieser 19.400 Par. Fuss hoch sein; selbst Lemm's trigonometrische Bestimmung von Teheran aus (1838) kommt diesen Angaben nahe, da er 18.846 Par. F. fand 2). Dagegen hat die Russische Kaspische Expedition unter Kapitän Iwastschinzow, wie in der April-Nummer des,,Morskoi Sbornik" mitgetheilt wird, neuerdings eine trigonometrische Höhenmessung des Demavend ausgeführt, welche ein beträchtlich geringeres Resultat lieferte. Der Berg wurde von zwei Punkten am südlichen Ufer des Kaspischen Meeres aus gemessen, und zwar von der Insel Aschurade in der Astrabad-Bai, wo sich eine Russische Marine-Station befindet, und von der Mündung des Tedjen-Flusses bei Ferahabad, etwa 40 Engl. Meilen westlich von Aschurade. Die Messung ergab vom ersteren Punkte 18.551 Engl. F. 17.406 Par. F., vom letzteren Punkte 18.547,5 Engl. F. 17.403 Par. Fuss, im Mittel also 18.549,2 Engl. F. 17.404,5 Par. Fuss. Diese Zahlen beziehen sich auf den Spiegel des Kaspischen Meeres; da sich dieser nach General v. Chodzko's neuer Berechnung (s.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft V, S. 197) 85,4 Engl. oder 80,1 Par. Fuss unter dem des Schwarzen Meeres befindet, so erhebt sich der Demavend nach Iwastschinzow's Messung 17.405-80=17.325 Par. F. über das allgemeine Meeres-Niveau. Kapitän Iwastschinzow ist überzeugt, dass selbst unter den ungünstigsten Umständen die so erhaltene Zahl höchstens um 130 Engl. Fuss = 122 Par. Fuss irrig sein kann. Diese Bestimmung hat natürlich ungleich mehr Gewicht als die oben angeführten, es bleibt aber immer sehr auffallend, dass die letzteren übereinstimmend ein so bedeutend höheres Resultat ergaben, und künftige genaue Beobachtungen werden den Grund der grossen Differenz, namentlich mit der Lemm'schen Messung, aufzuklären haben.

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1) So steht es gedruckt, aber 177,8° F. sind 80,72° C., eine von beiden Zahlen muss daher falsch sein.

2) S.,,Geogr. Mitth." 1859, S. 59, Anmerkung.

Die vegetabilischen Produkte von Siam.
Nach Sir Robert H. Schomburgk.

Die Erwartung, welche wir vor vier Jahren bei Sir Robert Schomburgk's Ernennung zum Englischen GeneralKonsul für Siam aussprachen, dass er unsere bisher so geringe geographische Kenntniss von jenem Lande beträchtlich erweitern werde '), hat sich glänzend gerechtfertigt; trotz des erschlaffenden Klima's, trotz zunehmender Kränklichkeit und ungeachtet seiner 57 Jahre setzte er neben den Amtsgeschäften seine geographischen Forschungen unermüdlich fort, und obwohl er voraussichtlich das gesammelte Material erst später vollständig verarbeiten wird, so schickte er doch bereits eine Reihe der werthvollsten Abhandlungen über Siam nach Europa. Mehrere derselben haben wir schon kurz berührt 2), nämlich den Bericht über seine Bootfahrt von Bangkok nach Petscha - buri, seine Schrift über den Handel von Siam und den Bericht über seine vorjährige Reise durch Siam und Tenasserim 3), aber schon finden wir eine neue Arbeit von ihm in dem,,Technologist" über die vegetabilischen Produkte Siams, aus der wir hier nach dem ,,Nautical Magazine" (September 1861) einen Auszug geben.

Bei der grossen Ausdehnung Siams, seiner Lage in den

1) S.,,Geogr. Mitth." 1857, S. 322, wo eine kurze Biographie Schomburgk's gegeben ist.

2) S.,,Geogr. Mitth." 1861, Heft VI, SS. 241 und 242.

3) Aus diesem Reisebericht bringen die,,Proceedings" (Vol. V, No. III) der Londoner Geogr. Gesellschaft, an welche er eingeschickt worden, folgenden Auszug, der aber leider noch dürftiger ist, als die aus den beiden früheren Abhandlungen Schomburgk's.

,,Sir R. Schomburgk verliess Bangkok im Dezember (1859), begleitet von zwei Neffen des Königs, welche die Baptisten - MissionsSchule jener Stadt besuchten. Er fuhr in Barken den Menam hinauf, den er als einen im Allgemeinen einförmigen Fluss beschreibt. Nach drei Wochen (23. Januar 1860) erreichte er Rahaing, den südlichsten der Laos-Staaten, welche von kleinen, an Siam Tribut zahlenden Fürsten regiert werden. Hier verliess er den Fluss, der weiterhin zu seicht wird, und setzte die Reise auf dem Rücken von Elephanten fort, ein Transportmittel, über das sich Sir R. Schomburgk bitter beklagt. Lahong, die befestigte Hauptstadt eines anderen Laos-Staates, wurde in 11 Tagen erreicht, und zwar auf einem bergigen Weg,,,,,dessen Beschaffenheit eine zaghafte Person im höchsten Grade nervös gemacht haben würde. Der Pfad auf und ab über die hohen Berge ist nicht breiter als 5 bis 6 Fuss, mit Felsenleisten, die Stufen gleichen, und oft mit einem Abgrund zur Linken oder Rechten. Die Sicherheit aber, mit welcher der kluge Elephant dahin wandert, flösst bald Vertrauen ein. Er tritt nahe an die Felsenstufe, die er hinabsteigen soll, heran, sondirt mit dem Rüssel ihre Tiefe und setzt vorsichtig einen Vorderfuss hinab; hat dieser festen Tritt gefunden, so folgt der andere Vorderfuss, zugleich schlägt er die Hinterbeine unter und gleitet auf den Schenkeln bis an den Rand der Stufe, wo der erste und endlich auch der zweite Hinterfuss hinabgesetzt wird. Schlüge er nicht die Hinterbeine unter, sobald die Vorderfüsse den Boden der Stufe erreichen, so würde sein Rücken eine solche Neigung bekommen, dass sich Niemand auf ihm halten hönnte; übrigens muss man auch so noch mit aller Kraft sich festhalten.""" Drei weitere Tagemärsche auf ähnlichem Wege brachten die Reisenden nach Lampun und ein vierter durch fruchtbares, trefflich angebautes Land nach Xiengmai, der grössten aller Laos-Städte und von etwa 3 Engl. Meilen Umfang. Sir R. Schomburgk giebt an, dass jährlich für 400.000 Pfd. Sterling Tik-Holz von Xiengmai nach Mulmein ausgeführt wird; es wird den Salwin-Fluss hinabgeflösst und ist als die einzige Quelle dieses Nutzholzes für die Schiffswerften in GrossBritannien zu betrachten. Von Neuem brach er mit 150 Mann und 33 Elephanten auf, ging drei Tage längs der Ufer des Ping-Flusses hinab und von da über die grosse, mit Nadelholz bewachsene Bergkette, welche Siam von den Englischen Besitzungen in Burmah und Tenasserim trennt, und erreichte in 24 Tagen Mulmein."

Tropen und seinen periodischen Regen sind die Produkte des Pflanzenreichs sehr mannigfaltig. Die Stapel-Artikel sind jedoch Reis, Zucker und Pfeffer, von denen der erstere auch in grosser Menge nach China exportirt wird. Man zieht verschiedene Varietäten von Reis, ja Einige rechnen bis vierzig, aber hauptsächlich werden vier Arten gebaut, nämlich der gewöhnliche Reis von weisser Farbe und sehr ähnlich dem von Carolina, der Bergreis, der klebrige und der rothe Reis. Exportirt wird meist die erste Art. Der Reis wird überall auf der ganzen Ebene von Siam gebaut und ist Haupt-Ausfuhrartikel; im Jahre 1858 wurden nicht weniger als 100.000 Tonnen exportirt, vorzugsweise nach China, Nachon-Jaisi und Petrio sind die wichtigsten ZuckerDistrikte, doch wird auch bei Paklat, Bangpasoi, Tschantibon und Petscha-buri Zucker in beträchtlichen Quantitäten producirt. Die Besitzer der Mühlen bauen selten den Zucker selbst, sondern kaufen ihn schon auf den Feldern von den Pflanzern, welchen sie gewöhnlich zu Anfang der Saison Geld vorschiessen, damit sie das Land bestellen können; dagegen müssen die Pflanzer all ihr Zuckerrohr zu einem festgesetzten Preise dem Darleiher verkaufen, obwohl sie auch Interessen nach dem gewöhnlichen Prozentsatz entrichten müssen. Der Anbau des Zuckerrohrs hat bedeutend zugenommen und befindet sich meist in den Händen der Chinesen. Das Auspressen des Saftes und die Fabrikation des Zuckers geschehen auf sehr primitive Weise, ohne irgend eine der neueren Verbesserungen zur Gewinnung der grösstmöglichsten Quantität bei guter Qualität.

Grosse Tik-Wälder finden sich an der Grenze von Burmah. Die Blocke werden, wenn sie trocken genug zum Schwimmen sind, in Flosse vereinigt und auf den Flüssen nach Bangkok geflösst, wo sie gewöhnlich zersägt werden. Die passendste Form für den Export sind 5 Zoll starke Bohlen. Der hohen Preise und Abnahme der Wälder wegen hat jedoch die Zufuhr fast ganz aufgehört, der Baum kostet jetzt volle 50 Prozent mehr als in früheren Jahren. Verschiedene Hölzer, welche die Wälder im Inneren von Siam liefern, könnten von Wichtigkeit werden, wenn ihre Qualifikation für Schiffs- oder Häuserbau oder als Luxushölzer hinreichend bekannt wäre, SO z. B. der Takieng, der nach Grösse und Beschaffenheit ein Rival des Tik-Baumes werden könnte, vor dem er überdiess den grossen Vortheil hat, dass sein Holz durch künstliche Mittel leicht gebogen werden kann. Zum Tannengeschlecht gehörige Bäume sind nicht ungewöhnlich, namentlich an der Ostküste des Golfs von Siam, sie könnten Harz zur Bereitung von Pech oder Theer liefern. Unter den Farbehölzern ist das hauptsächlichste der Sapan (Caesalpinia Sappan), von dem grosse Quantitäten exportirt werden. Er wächst wild in den Wäldern der nördlichen Provinzen Siams und an den Grenzhügeln zwischen diesem Lande und Tenasserim. In den oberen Theilen des Landes und an der Westküste des Golfs von Siam hinab giebt es enorme Wälder dieses Holzes.. Die grösste Zufuhr nach Bangkok kommt von Supang und Bang Tschang, so wie von der Westküste des Golfs. Ein schöner, glänzend gelber Farbstoff wird aus dem Kernholz des Jack-Baumes (Artocarpus integrifolia) gewonnen. Dieses Holz verdient eine genauere Prüfung, ob es nicht ausserdem für den Kunsttischler von Wichtigkeit werden könnte. Eine schöne rothe Farbe erhalten die Eingebornen aus den

Wurzeln der Morinda citrifolia. Das Holz einer Mangle-Art liefert eine rothe Farbe und die Rinde der gewöhnlichen Species (Rhizophora Mangle) wird zum Gerben gebraucht und in kleiner Menge exportirt. Verschiedene Indigo liefernde Pflanzen wachsen wild im Inneren und kürzlich hat ein Britischer Unterthan versucht, den Farbstoff aus diesen Pflanzen zu gewinnen, aber es gelang ihm nicht, die Fabrikation gewinnbringend zu machen, und so hat er die Spekulation aufgegeben.

Harzige Balsame liefern Dipterocarpus trinervis und verwandte Arten. Sie geben dem Tik-Holz eine schöne Politur und vertreten bei Dekoration der Häuser die Stelle der Ölfarben für Verandahs, Fensterladen, Thüren u. S. W. Die balsamischen Harze, welche viele Bäume in den Wäldern Siams liefern, sollen weit mehr Aufmerksamkeit verdienen, als man ihnen bis jetzt geschenkt hat. Unter den zu Geweben verwendbaren Pflanzenfasern ist eine Art Hanf exportirt worden, welcher aus einer Pflanze präparirt sein soll, die im Äusseren einer Nessel gleicht. Man hat ihn wahrscheinlich von der Urtica tenacissima gewonnen, deren Fasern für identisch mit dem berühmten ,,Chinesischen Gras" erklärt worden sind. Der eigentliche Hanf wird ebenfalls gezogen, nicht sowohl seiner Fasern wegen als zum Extrahiren seiner narkotischen Bestandtheile und zur Bereitung des Haschisch der Araber oder Guntscha der Siamesen, der zu demselben Zweck gebraucht wird wie Opium, da er beim Rauchen eine erheiternde Wirkung mit nachfolgender Mattigkeit und Schlaf äussert.

Dem Baumwollenbau hat man nicht die Aufmerksamkeit zugewendet, die er verdient. Kleine Quantitäten werden in dem Laos-Lande producirt, die grosse Entfernung dieses Gebiets und die Schwierigkeit des Transportes aus dem Inneren nach Bangkok haben aber die Entwickelung dieses Handelszweiges verhindert. Die Alluvial-Gegenden Siams würden übrigens eine eben so gute Baumwolle produciren können, wie die Vereinigten Staaten, West-Indien oder Guiana.

A.Lambert's Reise nach Futa-Djallon in Senegambien, 1860.

Im zweiten diessjährigen Hefte der „Geogr. Mittheilungen" (S. 75) wurde eine Reise des Französischen MarineLieutenants Lambert nach Futa-Djallon, dem Quellgebiet des Senegal, Gambia und Rio Grande, erwähnt und die Position der Quellen dieser und einiger anderer Flüsse nach seinen Bestimmungen angegeben. Inzwischen ist sein Reisebericht mit einer Karte und einer Reihe interessanter Abbildungen in „Le Tour du Monde" (Nr. 76 und 77), so wie in der ,,Revue maritime et coloniale" (Juli 1861) erschienen. Obgleich er nicht eigentlich neuen Boden berührt hat, denn eine ganze Anzahl Europäer, wie Watt und Winterbottom 1794, Campbell 1817, Mollien 1818, Gordon Laing 1822, Caillié 1827, Hecquard 1850, bereisten vor ihm dieselben Gegenden und zum Theil auf denselben Routen, und obgleich seine Mission mehr einen politischen und kommerziellen als geographischen Zweck hatte, da er bei den Machthabern von Futa-Djallon dahin wirken sollte, dass der Handel dieses Landes mit den Französischen Posten Kakandy am Rio Nuñez und Senudebu an der unteren Faleme gesicherter und lebhafter werde, so hat doch seine

Reise zur Berichtigung unserer Karten jener Landschaften wesentlich beigetragen. Astronomische Positions - Bestimmungen sind nicht von ihm angestellt worden, dagegen nahm er Peilungen vor und legte seine Route vollständig und, wie es scheint, ziemlich genau nieder, so dass seine Karte wohl Vertrauen verdient. Sie ist wenigstens die erste, welche auf wirklichen Messungen beruht, und es darf uns daher nicht wundern, wenn sie nicht unbedeutend von den früheren Karten differirt. Futa-Djallon kommt nach ihr nördlicher und westlicher zu liegen, als nach den Schätzungen seiner Vorgänger, die Hauptstadt Timbo z. B. liegt nach

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Dadurch wird auch die Lage der übrigen Punkte verhältnissmässig geändert und namentlich erleidet das Flusssystem beträchtliche Korrektionen.

Lambert verliess Saint-Louis am 20. Februar 1860 und kam in den ersten Tagen des März nach Kakandy am Rio Nuñez. Dieser letztere ist nach ihm ein enger, bis etwas über Kakandy landeinwärts sich erstreckender Meeresarm, der nur ein sehr kleines, in der ersten Hügelkette des Inneren entspringendes Flüsschen, den Tiguilenta, in sich aufnimmt. Oberhalb Kakandy, das Lambert am 8. März verliess, steigt der Boden merklich an und das Gebiet des Rio Nuñez wird im Osten durch ein bewaldetes Plateau von 100 bis 150 Meter Höhe eingefasst, das steil nach dem Thal des Cogon oder Kasafara abfällt. Diesen Fluss sucht man vergeblich auf den bisherigen Karten, er gehört nach Lambert's Versicherung weder dem Gebiet des Nuñez noch dem des Rio Grande an, sondern entspringt zwischen dem Tiguilenta und dem Dunso (Nebenfluss des Rio Grande) und ergiesst sich selbstständig ins Meer, indem er zwischen Nuñez und Rio Grande westwärts fliesst. Seinen oberen, von Süd nach Nord gerichteten Lauf fand Lambert 40 bis 50 Meter breit und 30 bis 60 Centimeter tief. Der östlichste Quellfluss des Cogon, der Finton, entspringt unfern Competa, etwa in 11° 16' N. Br. und 15° 11' W. L. von Paris, am westlichen Fusse des 250 Meter hohen Nade-Koba-Passes, über den man ostwärts in das Thal des Tomine gelangt. Dieser Haupt-Quellarm des Rio Grande. hat bis in die Nähe des Nade-Koba-Passes einen westsüdwestlichen Lauf, wendet sich hier aber um den zweigipfeligen Berg Seniaki, an dessen Fuss er sich mit dem Dunso vereinigt, nach Nordwest und bildet dabei einen prächtigen Wasserfall. Sein ganzes Becken ist reich an malerischen Scenerien, das Hauptthal wie die Nebenthäler schneiden tief in eine Granitmasse von gleichförmigem Gefüge ein und werden von senkrechten, 250 bis 300 Meter hohen Wänden eingefasst, welche oft riesenhaften Befestigungswerken gleichen. Aber so schön alle diese Thäler sind, so bleiben sie doch unangebaut und unbewohnt, da sie während der Regenzeit furchtbaren Überschwemmungen ausgesetzt sind. Jede Schlucht ist sodann ein Strom, jedes Thälchen ein bis an den Rand gefüllter Kanal und das ganze Bassin des Tomine ein grosser wilder See. Die Eingebornen geben dieser Gegend den sehr bezeichnenden

Namen,,Donhol", abgekürzt von Dongon-ol, d. i. Land der Gewässer. Ortschaften sind nur auf den Hochebenen zu finden, dort aber liegen sie sehr nahe an einander.

Eine solche, nach Osten sanft geneigte Hochebene trennt den Tomine von dem Thal des Kakriman, den Lambert in 11° 18' N. Br. überschritt. Er ist dort 12 bis 15 Meter breit und fliesst reissend in einem Bette von schwärzlichen Felsen. Von Labe kommend, wo er ganz nahe beim Gambia und Rio Grande entspringt, behält er bis etwa unter 14° 24′ W. L. eine westliche Richtung, wendet sich dann aber gerade nach Süden. Wie Lambert erfuhr, ist er nicht der obere Lauf des Rio Pongo, sondern er läuft parallel mit dem Scarcies selbstständig dem Meere zu und ist daher wohl mit dem Kissi-Kissi der Englischen Karten identisch; der Rio Pongo ist gleich dem Nuñez nur ein Meeresarm, in den sich unbedeutende Bäche ergiessen. Die vom Kakriman und seinen zahlreichen Zuflüssen bewässerten Berge sind zwar sehr steil, bieten aber den Fulah-Hirten ausgezeichnete Triften; die Hochebenen sind trefflich angebaut und man sieht daher wenig Wald in dieser Gegend.

Östlich vom Kakriman kam Lambert über eine Reihe von Hochebenen und Thälern, welche bald nach Südwest gegen den Kokulo, einen Arm des Kakriman, und dessen Nebenflüsse, bald nach Nordost gegen die Quellflüsse der Faleme sich neigten. Den hauptsächlichsten der letzteren, den Tene, überschritt er zwischen Kebali und Ditte unter 11° N. Br. und 13° 40' W. L. Ein einfacher Baumstamm genügt hier noch als Brücke. Etwas weiter südlich, nordwestlich von Timbo, entspringt der Bafing, der Hauptarm des Senegal. Indem er zuerst nach Süden, dann nach Südosten, Osten und Norden fliesst, beschreibt er einen grossen Bogen um Timbo herum, wie man diess auch auf den Karten von Mollien, Hecquard und anderen sieht, während Jomard auf seiner Karte zu Caillie's Reise und nach ihm neuere Karten den Bafing südwestlich von Timbo entspringen und gegen Nordwest, Nord und Nordost fliessen lassen, dagegen den Taukisso, einen Zufluss des Djoliba, östlich von Timbo zeichnen.

Nach langem Aufenthalt in Timbo und Sokotoro, dem nordöstlich von Timbo, am Bafing, gelegenen Landsitz des Almamy von Futa-Djallon, trat Lambert am 10. Juni 1860 seine Rückreise an. Er ging nördlich über Labe, durch das Quellgebiet des Rio Grande und westlich vom oberen Gambia und der unteren Faleme nach Senudebu, ziemlich auf derselben Route wie Hecquard. Labe, die grösste Stadt von Futa-Djallon, die etwa 10.000 Einwohner haben soll, während Timbo deren nur 3000 zählt, durfte er so wenig betreten, wie Mollien und Hecquard. Sie liegt nach Lambert's Karte ungefähr unter 11° 22' N. Br. und 13° 43' W. L. von Paris. Etwas nordnordöstlich von ihr erhebt sich der Pik von Tonturu, an welchem die Hauptquellen des Kakriman und Gambia entspringen; ihre beiden Thäler sind, wie die des Senegal und der Faleme, nur durch eine Terrain-Falte getrennt. Der Gambia oder Dimma, wie ihn die Eingebornen nennen, ist hier ein winziges Wässerchen, das man auf einem Baumstamm überschreitet. Viele Zuflüsse des Gambia und Rio Grande entspringen an den nördlicheren Bergen Pellat und Sundumali (11° 46′ N. Br.), von denen der letztere nach Lambert's Schätzung wenigstens

3000 Meter absolute Höhe erreicht, während die durchschnittliche Erhebung des Landes hier etwa 8- bis 900 Meter beträgt. Er gilt für einen der höchsten Berge des Landes, auf seinen höchsten Gipfeln soll zu Ende der Regenzeit Schnee liegen. Die Bergkette, welcher der Pellat und Sundumali angehören, beschreibt einen grossen Bogen um die Quellen des Rio Grande, so wie weiter südlich einen nach Nordost geöffneten Bogen um den obersten Lauf des Bafing. Zwischen diesen beiden äussersten Punkten entspringen alle grossen Gewässer Senegambiens, ja der Zwischenraum, welcher die höchsten Quellen des Senegal und Rio Grande trennt, beträgt nicht einmal die Hälfte dieser Entfernung und von diesem Centralgebirge gehen auf der einen Seite der Gambia und die Faleme, auf der anderen der Tomine, Kakriman und Kokulo aus.

Geographische Literatur.

Vorbericht.

Wie der vergangene Sommer nur wenig wirklich Bedeutendes auf dem Felde der geographischen Literatur gebracht hat, so scheint auch die bevorstehende Winter-Saison nicht eben viel zu versprechen. Unter den vorläufigen Ankündigungen, welche in den Herbstmonaten die literarischen Journale zu füllen pflegen, sehen wir uns diessmal vergebens nach geographischen Novitäten um, selbst Murray, Hurst und Blackett, Longman u. s. w. scheinen kaum etwas dergleichen in Vorbereitung zu haben. Im Grunde wollen wir es nicht gerade bedauern, wenn der Fluth der Reiseschriften etwas Einhalt gethan wird, denn wir können uns nicht verhehlen, dass ein grosser Theil derselben der Mühe des Lesens nicht werth ist und dass die Spekulation der Verleger bisweilen Erzeugnisse befördert, welche der geographischen Literatur nicht eben zur Ehre gereichen; gerade das gegenwärtige Jahr hat uns in dieser Beziehung um manche böse Erfahrung reicher gemacht. Die Wissenschaft geht darum doch in steigender Progression vorwärts und selbst um die Reiseliteratur darf uns im gegenwärtigen Augenblick am wenigsten bange sein, wo wissenschaftliche Expeditionen aus den verschiedensten Gegenden der Erde, reich mit Schätzen beladen, in die Heimath zurückkehren. Die Schwedische Expedition nach Spitzbergen unter Torell ist am 23. September in Tromsö wieder eingetroffen; Dr. Hayes, welcher auf dem von Kane eingeschlagenen Wege nach dem Nordpol vorzudringen hoffte, kehrte am 9. Oktober nach Halifax zurück; Carl Vogt hat seine Isländische Reise beendigt; die Brasilianische wissenschaftliche Expedition nach den Ländern am Amazonen-Strom kam im September nach Rio de Janeiro zurück, nachdem sie zwei Jahre hindurch ihre Forschungen und Sammlungen fortgesetzt hatte; der Geologe Schmidt mit seinen Begleitern Glehn und Brylkin wollte im Sommer dieses Jahres seine Untersuchungen auf der Insel Sachalin und im Küstengebiet des Amur-Landes beendigen; Duveyrier geht nach seinen langen Streifereien in der nördlichen Sahara vorläufig nach Paris zurück; Lejean befindet sich bereits seit einigen Monaten wieder in Frankreich, der zahlreichen kleineren, während dieses Jahres ausgeführten Reisen nicht zu gedenken. Über alle diese Expeditionen stehen, wenn auch erst nach einiger Zeit, umfassende Berichte in Aussicht. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft XI.

G. Lejean schreibt uns, dass sein Reisewerk auf Staatskosten erscheinen wird und er die Herausgabe sofort in Angriff nehmen wolle. Im März des nächsten Jahres denkt er abermals nach der Türkei zu gehen, um während eines Jahres seine Arbeiten über dieses Land zu vervollständigen; unter Anderem will er von Dorf zu Dorf die Materialien zu einer speziellen ethnographischen Karte der Umgegend von Adrianopel sammeln, wo die sehr gemischte Bevölkerung besondere Schwierigkeiten, aber auch besonderes Interesse bietet.

Im 3. diessjährigen Hefte der „Geogr. Mitth." (S. 119) wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der berühmte NilFahrer Dr. Ferdinand Werne ein neues Werk über seine Reiseerlebnisse unter der Feder habe. Kürzlich schrieb er uns nun etwas Näheres hierüber: ,,Mit Hülfe eines ziemlich gewandten Schreibers bin ich jetzt mit der Reinschrift eines Werkes beschäftigt, welches zu meinen bereits herausgegebenen Reisen den Anfang macht, einen mehrjährigen Aufenthalt in dem grössten Theile von Griechenland (wo ich schon als Student 1822 war), Konstantinopel, Brussa, Pergamus, Smyrna bis Alexandria beschreibt und in zwei Theilen etwa 80 Bogen umfassen wird. Ich konnte dem Werke ein vollständiges, fleissig geführtes Tagebuch zu Grunde legen. Alsdann werde ich mit Afrika fortfahren, da ich in einigen Monaten mit diesen „Reise- und Lebensfahrten im Griechen- und Türkenland" fertig zu sein hoffen kann."

Der apostolische Provikar von Central-Afrika, Kirchner, hat die sprachlichen Schätze der Missionäre gesammelt (Bari- und Kyec-Sprache), gesichtet und zum Druck vorbereitet. Er ist jetzt in Wien und wird dort die Herausgabe leiten. Derselbe hat, um die Mission vor dem Untergange zu retten, diese im Einverständniss mit dem Papst und der Propaganda dem Orden der Franziskaner übertragen und bereits Ende Oktober sollten 2 bis 3 Dutzend Franziskaner nach dem Sudan aufbrechen, wo sie namentlich die Station ,,Heiligkreuz" am oberen Weissen Fluss wieder besetzen werden, während Gondokoro einstweilen aufgegeben wird. Missionär Morlang befindet sich schon seit dem Januar in Heiligkreuz.

Capt. R. Burton hat so eben den Bericht über seine Reise nach Utah und Kalifornien unter dem Titel „,The City of the Saints and across the Rocky Mountains to California" bei Longman in London erscheinen lassen. Er ist zwar zum Englischen Konsul für Fernando Po an der Westküste von Afrika ernannt, hofft aber dennoch, binnen Kurzem eine neue Exploration von der Ostküste in diesen Kontinent unternehmen zu können.

Aus Russland gingen uns durch die Liberalität des Kaiserl. Kriegskarten - Dépôts wieder mehrere interessante Karten zu, eine vierblätterige Karte des Asiatischen Russlands im Maassstab von 1: 8.400.000, zwei Blätter eines neuen, von dem Dépôt in Angriff genommenen geographischen Atlas und eine Übersichtskarte der bis jetzt ausgegebenen Blätter der grossen kriegs-topographischen Karte vom Europäischen Russland, über die wir weiter unten ausführlicher sprechen werden. Zugleich schrieb uns der Direktor des Depôts, General-Major v. Blaramberg, dass von der Karte des Europäischen Russlands, welche die Geographische Gesellschaft herausgiebt, schon 7 Blatt ganz

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fertig und gedruckt sind, die anderen 5 aber im Anfang des künftigen Jahres erscheinen werden. Auch ist der 22. Band der Mémoiren des Kriegskarten-Dépôts erschienen und enthält unter Anderem die Beschreibung der trigonometrischen Vermessungen längs der Wolga, so wie den Nekrolog des ausgezeichneten Geodäten General - Major v. Wrontschenko. Der im Druck befindliche 23. Band wird den ersten Theil der trigonometrischen Vermessungen des General v. Tenner im Königreich Polen, so wie dessen Nekrolog enthalten. Als Beilage dazu erscheint später der neue grosse Katalog über die geographische Lage von 15- bis 16.000 Punkten, deren Länge, Breite und Höhe bestimmt worden sind.

Die in der Verlagshandlung von Justus Perthes sich jeden Sommer mehrenden Anfragen nach einer wirklich brauchbaren, auch grösseren Ansprüchen genügenden,,Karte vom Thüringer Wald" machten es derselben unerlässlich, endlich mit der Herstellung einer solchen zu beginnen. Es konnte diess aber auch nicht wohl früher geschehen, da die Hauptgrundlage dieser Karte, nämlich die vom Königl. Preuss. Generalstab besorgte topographische Vermessung von Thüringen im Maassstab von 1:25.000, erst vor wenigen Jahren zum Abschluss gekommen ist. Diese werthvollen Arbeiten, welche sich durch die Aufnahmen des Kurfürstl. Hess. Generalstabs, ebenfalls in 1:25.000, ergänzen, ermöglichten es erst, überhaupt an die Bearbeitung der in Rede stehenden Karte zu gehen. Der Verfasser der Karte, Topograph C. Vogel, welcher bereits früher einen Theil des Thüringer Waldes im Auftrage einer der betreffenden Regierungen Behufs der topographischen Aufnahme rekognoscirte, hat aber ausser den genannten Quellen noch zahlreiche Forst- und Flurkarten, so wie sonstige offizielle Dokumente benutzt und namentlich in den 3 letzten Jahren im Interesse seiner Karte auf allen Theilen des Waldes Nachcroquirungen vorgenommen, die ihn befähigten, dem vorgesteckten Ziele, „eine leicht verständliche, bei möglichster Vollständigkeit noch deutlich lesbare Karte in wissenschaftlicher Bearbeitung zu liefern", möglichst nahe zu kommen. Die Karte, im Maassstabe von 1:150.000, erscheint in 4 Sektionen zum Aneinandersetzen und ist, von den bewährtesten Kräften in Kupferstich ausgeführt, schon ziemlich weit vorgeschritten. Die äusserste Begrenzung bilden, von Norden über Osten nach Süden und Westen gehend, folgende Hauptorte: Wanfried, Mühlhausen, Weissensee, Sömmerda, Weimar, Berka, Tannroda, Rudolstadt, Saalfeld, Gräfenthal, Schleusingen, Meiningen, Wasungen, Salzungen, Lengsfeld, Berka und Gerstungen, in welchem Rahmen der eigentliche Wald mit seinen viel besuchten Bergen und Thälern sich ausbreitet.

EUROPA.

Buys Ballot, C.-H.-D.: Sur la marche annuelle du thermomètre et du baromètre en Néerlande et en divers lieux de l'Europe, déduite d'observations simultanées de 1849 à 1859. 4°, 116 pp. Amsterdam, van der Post.

Besonders wichtig hinsichtlich der Methode für die Berechnung der Normalen. Ausser 12 Holländischen Stationen sind 46 über ganz Europa zerstreute Orte in Betracht gezogen.

Delitsch, O.: Mittel-Europa. Orographisch-hypsometrisch und hydrographisch dargestellt. Erläuterung zu Vogel und Delitsch' Höhenschichten-Wandkarte von Mittel-Europa auf Wachstuch. 8°. Leipzig,

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Karten.

Scheda, Oberstlieut. J.: Neue Karte von Europa. Bl. 9 u. 15. Wien. à 1 fl. 15 kr.

Bl. 9 umfasst den nordwestlichen und mittleren Theil Russlands mit St. Petersburg, Moskau, Nischnij-Nowgorod, Kaluga, Witebsk, Bl. 15 den südöstlichen Theil Russlands mit der unteren Wolga und einem Theil des Kaspischen Meeres. Vogel's und Delitsch's Wachstuch-Wandkarte nach Höhenschichten von Mittel-Europa. Imp.-Fol. Leipzig, Hinrichs. Auf schwarzem

Grund 7, auf blauem Grund 8 Thlr.

(Sektionen

Deutschland, Preussen und Österreich. Baden, Geologische Beschreibung der Gegend von Rastatt und Steinbach). 4°, 69 SS. mit 2 geologischen Karten in Fol., 2 Profiltafeln und einem Plan der Quellen. (Beiträge zur Statistik der inneren Verwaltung des Grossherzogthums Baden, herausgegeben vom Grossherzogl. Handels-Ministerium.) Karlsruhe. Boeckh, R.: Ortschafts-Statistik des Regierungsbezirks Potsdam mit der Stadt Berlin. Bearbeitet im Auftrag der Königl. Regierung. Mit einer histor.-geogr.-statistischen Übersicht. 4°. Berlin, D. Reimer.

31 Thlr. Burnitz, Dr. G.: Die Bevölkerung der freien Stadt Frankfurt und ihres Gebietes. (Beiträge zur Statistik der freien Stadt Frankfurt, herausgegeben von der Statistischen Abtheilung des Frankfurter Vereins für Geographie und Statistik. 1. Bd. 3. Heft. 4o, 80 SS. Frankfurt a. M., Sauerländer 1861.)

Die Volkszählung in Frankfurt vom 3. Dezember 1858, die erste nach erweitertem Plane und mit namentlicher Einzeichnung durchgeführte, war nur mit Rücksicht auf die nothwendigsten Punkte verarbeitet und dem entsprechend nur ihren hauptsächlichsten Resultaten nach im 2. Heft der „Beiträge zur Statistik der freien Stadt Frankfurt" (SS. 34-36) veröffentlicht worden; um aber die Erfahrungen bei derselben wo möglich für die bevorstehende Zählung vom 3. Dezember 1861 nutzbar zu machen, hat sich Dr. Burnitz der vorliegenden vollständigen Bearbeitung unterzogen, welcher die Aufnahme-Tabellen beigefügt sind. Wir erinnern bei dieser Gelegenheit an die im 1. Hefte der genannten „Beiträge" (1858) publicirten Nachweise des Dr. Burnitz über die BevölkerungsVerhältnisse Frankfurts aus den Jahren 1817 bis 1855. Czoernig, C. Freiherr v.: Statistisches Handbüchlein für die Österreichische Monarchie. 3. Aufl. Wien.

Dass der Direktor der administrativen Statistik Österreichs mit diesem Handbuch einem wirklichen Bedürfniss entgegengekommen ist, beweist schon der Umstand, dass innerhalb zweier, Monate drei Auflagen nöthig wurden. Es vereinigt mit gedrängter Kürze, Übersichtlichkeit und Handlichkeit die grösstmögliche Zuverlässigkeit, und wesentlich gestützt auf die umfangreichen Publikationen der Direktion der administrativen Statistik, gewährt es den Vortheil, dass die Daten leichter aufzufinden und bis auf die neueste Zeit fortgeführt sind. Auf eine gedrängte Darstellung der neuen Staatsverfassung folgen, stets mit Rücksicht auf die Entwickelung durch eine längere Reihe von Jahren, Tabellen über Ausdehnung, Bevölkerung, Civil- und Strafrechtspflege, Landwirthschaft, Bergbau und Hüttenwesen, Industrie, Handel, Seeschifffahrt, Kommuni kationsmittel, Aktien-Gesellschaften, Nationalbank, Lehranstalten, Sanitäts- und Wohlthätigkeitsanstalten, Sparkassen, Versicherungs-Gesellschaften, Finanzen, Armee und Marine. Egger, Prof. Alois: Geschichte der Glocknerfahrten. 4°, 24 SS. (Im Jahresbericht über das K. K. akademische Gymnasium in Wien für 1860-61. Wien, K. K. Hof- und Staatsdruckerei.)

In anziehender Weise wird hier die Entwickelung unserer Kenntniss vom Gross-Glockner dargestellt und ein Überblick über die wissenschaftlichen und ästhetischen, auf ihn bezüglichen Arbeiten gegeben, nebst einer Schilderung des Verfahrens bei der Besteigung. Am ausführlichsten sind die ersten Versuche der Ersteigung dieses Kulminationspunktes der Ost-Alpen behandelt. Er erscheint zum ersten Mal als „Glöckner mons" auf Holzwurin's Karte von Kärnten in Merian's,,Topographia provinciarum austriacarum" (Frankfurt 1649), aber während die Schweizer und Savoyer Alpen in der Mitte des 18. Jahrhun derts schon viel besucht und genauer beschrieben wurden, lenkten erst Professor Hacquet (1782) und Generalvikar Hohenwart (1793) die Aufmerksamkeit auf den Glockner. Durch sie angeregt unternahm der nachmalige Kardinal Fürst Salm-Reifferscheidt-Krautheim mehrere Versuche zu seiner Ersteigung. Dieser selbst gelangte im August 1799 nur etwas über die Salmshöhe hinaus, Hohenwart aber erreichte am 25. August desselben Jahres die erste Spitze und am 28. und 29. Juli 1800 wurde auf des Fürsten Anordnung von Stanig und mehreren Zimmerleuten ein Kreuz auf dem höchsten Gipfel aufgepflanzt. Hohenwart betrat diesen letzteren am 23. August 1802 und in demselben Jahre erstieg ihn auch Dr. Schultes, der ein vierbändiges Werk,,,Reise auf den Glockner" (Wien 1804), darüber schrieb. Seit 1818 wird der Glockner jährlich von vielen Touristen besucht; die Zahl der in das Glockner-Buch zu Heiligenblut eingezeichneten beträgt zwischen 5000 und 6000, wenn auch nur etwa 70 den höchsten Gipfel erstiegen haben.

Engel, Dr. E.: Der Weinbau im Preussischen Staate. (Zeitschrift des Königl. Preuss. Statist. Bureau's, September 1861, SS. 303—306.) Preussen hat im Ganzen 60.277 Morgen Weinland, von denen im Jahre 1860 auf das Rheinland 46.457, auf Schlesien 5348, auf die Provinz Brandenburg 4448, auf die Provinz Sachsen 3164, auf Posen 860 Morgen kamen. Die Zunahme der mit Wein bebauten Fläche ist seit 1820 nur eine sehr geringe gewesen (von 53.582 auf 60.277 Morgen), seit 1832 hat sie sogar etwas abgenommen, wie auch in Frankreich, wo etwa 133 Mal mehr Grund und Boden im Dienst des Weinbaues steht als in Preussen, die Vermehrung der Weinbaufläche seit 1788 eine kaum nennenswerthe gewesen ist. Nach der Bonität sind die Weinländereien Preussens in 6 Klassen getheilt, von denen die 1. bis 3. nur in der Rheinprovinz vorkommen, während in Posen nur die 6., in Brandenburg und

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