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dort im Meere lebenden Mollusken identisch zu sein, stimmen so sehr mit den im westlichen Schweden gefundenen überein, dass man glauben sollte, sie stammten aus derselben Gegend, anstatt dass sie durch den Atlantischen Ocean getrennt werden. Auch bei New England scheinen ähnliche Schichten vorzukommen, wenigstens gehört wahrscheinlich das fossile Lager, in welchem Hitchcock Nucula glacialis fand, bestimmt zu einer solchen. Auch auf Spitzbergen habe ich ähnliche Schichten gefunden, beinahe übereinstimmend mit denjenigen in Bohus-Län.

Diejenigen dieser fossilen Bänke, welche zunächst den Gegenstand dieser Abhandlung berühren, sind die Schwedischen. In Bohus-Län sind sie am gewöhnlichsten, besonders auf Tjörn und in der Nähe von Uddevalla. In Halland habe ich sie nie südlicher als bei Warberg gefunden. Die beim Kanalgraben entdeckte Bank bei Åkersvass in West - Gotland, welche von Hisinger untersucht wurde, ist eine der reichsten und interessantesten von allen fossilen Ablagerungen. An mehreren Orten in Dalsland und Wermland finden sich solche ebenfalls und das Reichs - Museum besitzt durch die Fürsorge des Professor Lovén reiche Sammlungen davon 1). Die mächtigsten Schichten, welche ich gesehen habe, sind Kapellbackarne bei Uddevalla, auf welche schon Linné die Aufmerksamkeit lenkte 2). Die Mächtigkeit der Schichten ist sehr ungleich; bisweilen findet man nur sparsam Schnecken unter der abgehobenen Erdscholle, während sie an andern Stellen in Schichten von 40 Fuss Dicke angetroffen werden. Lage über dem Meer ist auch sehr verschieden. So finden sich z. B. in Norwegen Schichten, wahrscheinlich derselben Bildungsperiode angehörig wie die in Bohus-Län, selbst 6- bis 700 Fuss über dem Meere 3), während man sie in Bohus - Län sogar noch 200 Fuss höher über der Meeresfläche findet. Auch findet man fossile Bänke, die noch unterseeisch sind. In Bohus-Län trifft man nämlich bisweilen beim Draggen auf Schnecken, von denen man mit ziemlich grosser Sicherheit vermuthen kann, dass sie von solchen Schichten herstammen. Oft habe ich bei Warberg, an der Stelle, wo jetzt ein Hafenarm angelegt ist, nach starken Stürmen Schnecken gefunden, die augenscheinlich seit langer Zeit todt waren und die man nicht als durch die Wellen dorthin geführt ansehen konnte, während man an anderen Stellen der Küste vergeblich nach ihnen gesucht

Die

1) Während der Zeit, als diese Bänke gebildet wurden, war sicherlich der Wenern eine grosse Meeresbucht von bedeutend grösserem Umfang wie jetzt, aus welcher Zeit wahrscheinlich auch das Walfisch-Skelet herrührt, das vor mehr als 100 Jahren in West-Gotland gefunden und von Emanuel Swedenborg beschrieben wurde.

2) Linné, Westg. Resa, Stockholm 1747, pp. 197 und 198.

3) Keilhau, Om Landtjordens Stigning (in Nyt Mag. f. NaturVidensk., I. Christiania 1838. - Lyell, Manual of Elementary Geogoly, 4th ed., London 1852, p. 114.

hatte, wesshalb es am glaublichsten ist, dass während des Sturmes die oberste Schicht einer unterseeischen Schneckenbank losgerissen wurde und so ihr Inhalt zu Tage kam. Dicht neben vorgenannter Stelle fand man in einem Lehmbett, das während der Hafenarbeiten bei Herausbringung des Schlammes aufgenommen wurde, nicht wenige Exemplare von Nucula glacialis, ganz und gar denjenigen gleich, welche man jetzt an der Ostseite des Atlantischen Oceans nicht eher als bei Spitzbergen antrifft.

Es ist indessen nicht bloss das Vorkommen derselben Species, welches dazu berechtigt, die fossile Fauna von Bohus-Län für identisch zu halten mit einer von den noch in der arktischen Region lebenden; auch die Übereinstimmung in dem gewöhnlichen Habitus und der relativen Menge der Individuen führt zu demselben Resultat. Während z. B. Mya truncata und Saxicava noch an der Küste von Bohus-Län leben, aber, besonders die erstere, ausserordentlich selten, trifft man sie in einem ganz andern Zahlenverhältniss und von bedeutend ungleicher Grösse in den fossilen Schichten, welche gewiss zu mehr als 10 aus diesen beiden Arten bestehen. Die lebendige Saxicava erreicht selten mehr als 3 oder 4 der Grösse der fossilen; in ihrem Habitus ist die lebendige Form dünnschalig, die Schale der fossilen dagegen mehrfach dicker. Vor einigen Jahren äusserte ein erfahrener Malakolog, dass er die dickschalige Saxicava für eine ausgestorbene Varietät halte, denn obgleich man vom Eismeere her grosse Exemplare erhalten könne, so seien sie doch stets dünnschalig. Auf Spitzbergen fand ich indess noch lebende und ganz allgemein gerade dieselbe dickschalige Form, welche für die Schneckenbänke charakteristisch ist.

Mya truncata kömmt in zwei verschiedenen Formen vor, welche von mehreren Autoren für verschiedene Arten gehalten werden. Die eine, die rechte Mya truncata, dünnschalig, findet sich noch lebend bei England, wenn auch spärlich, und abgelagert in posttertiären Schichten auf Sicilien, obgleich nicht mehr lebend im Mittelländischen Meere; sie nimmt indessen gegen Norden an Menge und Grösse zu, so dass sie endlich im Eismeere die vielleicht gewöhnlichste von allen dort vorkommenden Schnecken ist. Die zweite Form (Mya Uddevallensis) ist auch in den fossilen Schichten von Bohus-Län, findet sich aber erst lebend im Eismeere wieder, dort aber selbst bis Canada. Auf Island ist sie nicht selten, auf Spitzbergen scheint sie am grössten zu sein und findet sich dort sowohl lebend wie auch fossil in grosser Menge.

Astarte corrugata kommt zu Tausenden in den fossilen Betten von Bohus-Län vor, so wie in der entsprechenden Formation in England, Schottland und Irland. Eben so wie die beiden vorherigen findet man sie gewöhnlich noch

mit beiden Schalen zusammensitzend, wie im lebenden Zustand. Auf Tjörn habe ich sie in Menge auf den unter Reparatur befindlichen Wegen angetroffen, denn dort ist es gebräuchlich, die Wege anstatt mit Kies mit den Überbleibseln der arktischen Fauna zu belegen. Diese Art ist eine besonders charakteristische Eismeer-Schnecke und findet sich in Skandinavien nicht südlich von Finmarken, obgleich sie bei Amerika von den kalten Meeresströmungen weit südlicher mitgeführt wird. Am gewöhnlichsten scheint sie in Finmarken und auf Nord-Island, wahrscheinlich auch auf Grönland zu sein. Obgleich ihre Grenze gegen Norden nicht gefunden ist, merkt man doch bei Spitzbergen ihre Abnahme bedeutend.

Pecten islandicus ist wiederum eine Schnecke, die ihre Heimath im Eismeere hat, obgleich sie sogar bis zum Christiania - Fjord herab gefunden wurde. In Bohus - Län und England wird sie nicht lebend angetroffen, sie findet sich aber zahlreich fossil in den Bänken beider Länder. In den Betten des Clyde ist sie mit beiden Schalen zusammensitzend gefunden. Auch in Canada und Russland ist sie fossil. Nördlich des Polarkreises wird sie allgemein. Die grössten Exemplare, die ich gesehen habe, waren vom Varanger-Fjord, gesammelt von Nylander und Gadd. Man findet sie bei Spitzbergen sogar bis zum 80. Grad, sie ist dort aber nicht so allgemein wie in Norwegen und Finmarken. An Amerika's Ostküste erreicht sie Kap Cod.

Leda pernula. Von dieser Muschel habe ich nur ein einziges fossiles Exemplar gesehen, von Hisinger bei Åkersvass gesammelt. Lebendig ist sie dagegen allgemein von Cullen. bis Spitzbergen. Im Meere bei Gross-Britannien findet man sie nicht mehr, allgemein aber in den fossilen Bänken dieses Landes. Mit der Tellina calcarea ist dasselbe der Fall, nur dass sie keineswegs selten in den fossilen Schichten von Bohus-Län vorkömmt.

Cardium groenlandicum ist eine von den Arten, welche am deutlichsten die Richtung der arktischen Meeresströmung angeben. Von Nowaja Semlja bis zum Varanger-Fjord, bei Spitzbergen, Island, Grönland, sogar bis Massachusetts trifft man sie im Bereich des Polarstroms. Nirgends in Finmarken ausser am Varanger-Fjord gefunden, hat man sie erst in England fossil; bis jetzt wenigstens ist sie in den. Schwedischen Bänken nicht entdeckt.

Arca glacialis. Im Jahre 1850 begleitete ich Professor Lovén auf einer naturhistorischen Reise im ChristianiaFjord und in Bohus-Län, während welcher durch Draggen einige halbe Schalen ohne Epidermis von einer Arca erzielt wurden, welche früher in Skandinavien nicht gesehen worden. Auf Spitzbergen fand ich einige Exemplare von einer Arca, welche sich bei näherer Untersuchung als die richtige, durch Gray von Parry's erster Reise beschriebene,

später fast vergessene und verwechselte Arca glacialis erwies und, was am bemerkenswerthesten ist, vollkommen übereinstimmend mit der vorerwähnten, die von den WäderInseln herstammt. In den von Nylander und Gadd gemachten Sammlungen vom Varanger-Fjord befand sich dieselbe Arca mit Thier. Endlich fand ich auch bei erneuerter Durchforschung der Sammlungen im Reichs-Museum einé besonders wohl erhaltene Schale dieser Arca, gesammelt in Tusendalersbacken in Dalsland, demnach mehrere Meilen landeinwärts in einer bedeutenden Höhe über dem Meere. Noch lebendig bei Melville Island, Spitzbergen und Varanger-Fjord, trifft man sie sonach fossil in Skandinavien, sowohl in noch unterseeischen Bänken als auch in den nunmehr weit entfernt und hoch über dem Meere befindlichen.

Weit häufiger als die vorhergehende ist Terebratella spitzbergensis in unseren fossilen Bänken. Lyell fand und zeichnete in seiner Arbeit über die Hebung Skandinaviens nur die Schale einer Terebratella ab, ohne einen Artnamen anzuführen. Hisinger nennt sie unrichtig Terebratula caput serpentis. In den ,,Annuals and Magazine of Natural History" (Vol. VI, p. 442, London 1855) beschreibt Davidson unter dem Namen Terebratella spitzbergensis eine Schnecke, die Professor Goodsir von Spitzbergen bekam. Ich selbst fand sie dort, aber spärlich, und anderswo ist sie meines Wissens nicht gefunden. Das im Reichs-Museum aufbewahrte Exemplar einer in Bohus - Län gefundenen fossilen Terebratella, deren beide Schalen übrig geblieben, lässt indessen keinen Zweifel an der Identität der fossilen und der lebenden Art.

Von seiner ersten Reise (nach Melville Island) brachte Parry Yoldia arctica mit, welche als fossil von Englands Bänken durch Brown unter dem Namen Nucula truncata beschrieben wurde. Nach Portland in Nord-Amerika, wo sie ebenfalls fossil gefunden wurde (von Hitchcock) hat sie noch einen Namen, N. portlandica, erhalten. Lebend ist sie auch an mehreren Stellen in der arktischen Region während der Franklin - Expeditionen angetroffen worden, ferner von Mörch und Beck als Grönländisch angeführt und von mir bei Spitzbergen gefunden. Als noch lebend ist sie demnach nur bekannt in dem kälteren Theile des Eismeeres, nicht so weit herunter wie bis Island und Finmarken. Hisinger fand sie dagegen fossil bei Åkersvass, mit beiden Schalen zusammensitzend, und ich habe sie selbst im Schlamm bei Warberg gesammelt, die Exemplare von diesen beiden Orten mit erhaltener grünlicher Epidermis, wodurch die vollkommene Gleichheit mit der Spitzbergischen noch auffallender ist. Eine andere Form derselben Art, welche indess wahrscheinlich nur eine Varietät ist, findet sich im Reichs-Museum aus Dalsland und Wermland mit noch zusammensitzender Schale. Diese scheint

die von Wood abgebildete fossile aus England zu sein, während dagegen Brown's Figur zunächst übereinstimmt mit der bei Spitzbergen lebenden. Vor Belcher's Reise war nur die rechte Yoldia arctica als lebend bekannt. Reeve beschreibt im Appendix zu dieser Reise zwei sehr nahe stehende Arten, von denen ich jedoch vermuthe, dass sie nur sehr stark abweichende Formen derselben Y. arctica sind. Diess möge nun sein, wie ihm wolle, so ist doch anzunehmen, dass es eigentlich der kältere Theil des Eismeeres ist, wo diese Form oder Formen jetzt gedeihen.

Natica clausa ist eine gewöhnliche Art in den fossilen Schichten. An der Ostseite des Atlantischen Oceans ist sie südlicher als bei Finmarken nicht als lebend bekannt, bei Spitzbergen erreicht sie ihre kräftigste Entwickelung, ist übrigens allgemein an allen Küsten des Eismeeres.

Natica Johnstonii, eine noch in England und BohusLän so wie auch bei Massachusetts überlebende Art, verräth doch auf eine besonders in die Augen fallende Weise, dass sie arktisch ist und nunmehr nur in verschrumpfter Gestalt die für ihr Vorkommen zu hohe Temperatur in südlicheren Meeren erträgt. In den fossilen Schichten wird sie nämlich mehrere Male grösser gefunden als die Form, welche noch an den Küsten von Bohus-Län und England lebt. Die im Meere noch lebende nimmt indess gegen Norden beständig an Grösse zu, ist z. B. bei Bergen nur halb so gross wie bei Finmarken und bei Spitzbergen, unter 80°, habe ich sie in derselben Grösse wiedergefunden, die sie im fossilen Zustande hat, deutlich hinweisend auf die klimatischen Veränderungen, die Statt gefunden haben, seitdem die Schnecken in den Schalbänken aufhörten zu leben. Diese Art ist circumpolar. Die grössten Exemplare, welche Middendorff kannte, waren vom Bering-Sund.

So wie die vorhergehende findet sich auch Tritonium norvegicum lebend in England, ist aber wahrscheinlich eine überlebende arktische Art. Sie scheint nämlich an verschiedenen Punkten vorzukommen, wo vorzugsweise solche Seethiere, die sich jetzt nördlicher aufhalten, noch von der Zeit her fortleben, als ein kälteres Klima in Europa herrschte. Als Fossil ist sie selten. Chemnitz führt sie als in Norwegen gefunden an. Bei Spitzbergen trifft man sie lebend, obgleich sehr selten.

Von Tritonium gracile findet sich ein Exemplar in Hisinger's bei Åkersvass gemachten Sammlungen. Tritonium cyaneum ist auch eine hochnordische Art, welche eigentlich dem Eismeer angehört, obgleich sie auch bei Bergen gesammelt ist. Von der Art Tritonium clathratum findet man zwei Varietäten, von denen die kleinere bei England und Skandinavien noch lebt. Die grössere Varietät (ausgezeichnet auch durch ihre verlängerte cauda) wird jetzt nicht mehr südlich vom Eismeer angetroffen. Sie ist nicht Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1861, Heft II.

selten bei Spitzbergen; in Bohus-Län, Dalsland und Wermland findet sich diese Form überall fossil. Tritonium Gunneri, welches bei Finmarken, Island und Grönland lebt, trifft man bei uns nicht fossil, dagegen finden sich fossile Exemplare aus den Clyde-Betten, ganz gleich den lebenden des Eismeeres, abgezeichnet in Smith's Schrift 1). Nach Sars ist es nicht selten in Finmarken, wird aber mehr und mehr pygmäisch, je südlicher es lebt, bis es nach Bergen zu ganz verschwindet.

Trichotropis borealis, obgleich in England gefunden, ist doch eine von den Arten, deren eigentliche Heimath der gemässigtere Theil des Eismeeres ist. Sie findet sich bei Skandinavien nicht südlicher als Bergen, ist dagegen allgemein bei Island, nimmt aber wieder ab bei Spitzbergen. Die Sammlungen des Reichs-Museums enthalten ein Exemplar von Tusendalersbacken in Dalsland.

Patella caeca. Diese Art, obgleich auch jetzt bei GrossBritannien und Skandinavien zerstreut, repräsentirt doch (ausser P. rubella) im nördlichen Eismeere diese Gattung. In den fossilen Bänken ist man ebenfalls sicher sie zu treffen.

Margarita undulata ist eine hochnordische Art, welche im Eismeer ihren eigentlichen Aufenthalt hat, obgleich sie. in Norwegen südwärts sogar bis Bergen geht. Bei BohusLän ist sie nunmehr nicht lebend, sondern gehört den Bänken an.

Von der Gattung Piliscus nahm ich von Spitzbergen eine neue Art mit, welche Professor Lovén unter dem Namen Piliscus probus beschrieben hat. Bei Untersuchung der Schnecke, welche Hisinger in der ,,Lethea Svecica" als Capulus hungaricus beschrieben, fand Lovén die angegebene Bestimmung unrichtig und die von Hisinger beschriebene Schnecke war derselben Art, wie Middendorff sie im Ochotskischen Meere gefunden und unter dem Namen Pilidium commodum beschrieben hat. Da indess eine andere Gattung früher Pilidium benannt worden, so hat Lovén diese anstatt dessen Piliscus benannt. In den fossilen Bänken ist Pilidium commodum nicht selten, in Wahrheit überraschend ist es aber, dass sie nur in diesen Bänken und im Ochotskischen Meere beobachtet worden ist.

Scalaria Eschrichtii ward von Lyell in seiner Schrift ,,On the rising of Sweden" abgezeichnet. In den fossilen Bänken von Bohus-Län ist sie nicht besonders selten, im Übrigen nur fossil gefunden in Canada, nach Lyell in Bänken, welche die grösste Ähnlichkeit mit denen in BohusLän haben. Sie ist nur lebend auf Grönland gefunden, von wo sie in Möller's Sammlungen in Kopenhagen vor

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kommt. Eben so wie demnach Piliscus commodus in unseren Bänken ein Repräsentant von Ost-Sibirien ist, Arca glacialis und Terebratella spitzbergensis von Spitzbergen, so ist Scalaria Eschrichtii eine Erinnerung an Grönland.

Da es nicht meine Absicht ist, eine Beschreibung der Fauna der fossilen Schichten zu liefern, sondern nur darzulegen, was sich dem Zwecke dieser Abhandlung anpasst, so übergehe ich die Arten, welche zwar neben den arktischen in den fossilen Betten liegen, dabei aber noch in derselben Menge und Grösse in der Nordsee wie im Eismeere leben. Es genügt zu erwähnen, dass nicht eine einzige dieser Arten auf ein wärmeres Meer hinweist.

Ich kann hier auch nicht, wie interessant es auch sein möchte, nähere Rechenschaft geben über die Schalenschichten der jetzigen Fauna, welche in Bohus - Län und auf dessen Inseln, besonders auf Tjörn, näher an der Meeresfläche gefunden werden. Diese sind gehoben, seitdem die jetzige Fauna herrschend wurde, obgleich sie verschiedene merkwürdige und interessante Modifikationen derselben zeigen. Ihre Höhe über dem Meere stimmt oft mit derjenigen der arktischen Bänke überein, von denen sie indess leicht bei der ersten Untersuchung unterschieden werden können. Dessgleichen musste ich die Schichten von OstseeSchnecken übergehen, welche sich an Schwedens Ostküste finden, weil diese beiden Arten von Ablagerungen für den Zweck der Abhandlung von geringerem Gewicht sind, und ich gehe von den Beweisen, welche die organische Welt für die Annahme eines arktischen Skandinavien bietet, zu denjenigen über, welche die anorganische bietet, nämlich zu den

Erratischen Phänomenen. In diesem letzten Abschnitt weist nun Torell, welcher die Gletscher sowohl auf den Alpen wie in Norwegen, Island und Spitzbergen studirt hat, durch genaue Vergleichung der einzelnen Erscheinungen nach, dass die Moränen, Felsen - Polirungen, erratischen Blöcke u. s. w. in Skandinavien nur durch die Annahme einer ehemals weiten Ausdehnung der Gletscher über die Skandinavische Halbinsel erklärt werden können. Die Hypothese grosser Wasserfluthen als Ursachen jener Erscheinungen, wie sie namentlich Lefström und Durocher festhielten, sei durchaus unhaltbar, weil die eingegrabenen Furchen die deutlichsten Zeichen tragen, dass sie durch eine lange Zeit hindurch wirkende Ursache entstanden, und weil sich weder an Flussbetten noch am Meeresufer Erscheinungen zeigen, die mit den zurückgelassenen Spuren der Gletscher sich vergleichen lassen.

Die in Schweden vorkommenden geschichteten Geröllrücken mit abgerundeten Steinen hält Torell mit Berzelius und gegen Charpentier und Agassiz keineswegs für wirkliche Moränen, man kann vielmehr ihre Bildung unter

Wasser deutlich erkennen, obgleich sie vielleicht in zweiter Reihe von Gletschern herrühren mögen. „Auf dem nördlichsten Theil Spitzbergens hatte ich Gelegenheit zu sehen, wie die Steine von einem kleinen Gletscherfeld, welches nun den Strand bildete und dem Wellenschlag ausgesetzt war, eben so abgeschliffen waren wie die Geröllsteine in den Schwedischen Rücken, während man einige Fuss höher hinauf das Gletscherfeld in unveränderter Gestalt hatte. Die Steine, welche von einem solchen hinaus in das Wasser geführt wurden, mussten nothwendig rund geschliffen werden. Zugleich senkt sich der mit dem Gletscher-Fluss ins Meer geführte Staub auf diese Steinmassen und so können sich im Laufe der Zeit sicherlich in der Nähe von Gletschern Rücken bilden, die den Ablagerungen gleichen, während man wohl verstehen kann, dass unter und in ihnen Muschelschichten angetroffen werden".

In Norwegen fand man indess alte Moränen von allzu deutlicher Bildung, als dass man sie für etwas Anderes ansehen könnte, wie diess aus den Arbeiten von Esmark 1), Schimper 2) und Forbes bekannt ist. In Gullbrandsdalen sind sie sehr gewöhnlich und besonders deutlich, da sie neuerlich durch Wege-Arbeiten durchgraben worden sind; auch der Fondals-Gletscher, der ehemals eine viel grössere Ausdehnung gehabt hat, ist in dieser Beziehung instruktiv.

Dass auch in Schweden neben den erwähnten Geröllrücken wirkliche alte Moränen vorkommen, hat zuerst R. Chambers 3) nachgewiesen und v. Post's Ansicht, dass die sogenannten Krosstens-bädder in Schweden durch Gletscher entstanden seien, pflichten Erdmann und Torell bei.

Wie in Skandinavien, so findet man auch in GrossBritannien, der Schweiz, in Nord-Amerika und auf Island unmittelbare Spuren von alten Gletschern oder einer vormaligen grösseren Ausdehnung der Gletscher, die auf ein ehemals kälteres Klima hindeuten. Manche Einwände gegen die Annahme einer einstigen Eisbedeckung der Skandinavischen Halbinsel werden auch durch Rink's Untersuchungen auf Grönland widerlegt. Diese zeigten, dass die kolonisirte Strecke von West-Grönland in einer geographischen Breite, welche ziemlich genau derjenigen zwischen Stockholm und dem Nordkap entspricht, auf 2 bis 15 Meilen von der Meeresküşte entfernt, so weit das Auge reicht von einer einzigen zusammenhängenden Eisfläche bedeckt ist, ungefähr 2000 Fuss über dem Meere, gegen welches die ganze Masse langsam vorschreitet, indem sie sich durch die sogenannten Eis - Fjorde hinauspresst und später in der

1) Bidrag til vor Jordklodes Historie, in Mag. for Naturvidensk. 2. Jahrgang, 1. Band, S. 28 ff. Christiania 1824.

2) On some facts dependent on the erratic phaenomena of Scandinavia, in Edinb. New Philos. Journal, Vol. XL, p. 240. Edinb. 1846. 3) On the glacial phaenomena in Scotland and parts of England, in Edinb. New Phil. Journal, 1853.

Gestalt von Eisbergen sich über den nördlichen Atlantischen Ocean verbreitet. So weit man Ost-Grönland kennt, ist das Verhältniss dort dasselbe. Die Breite des mittleren Grönland ist beinahe doppelt so gross als die von Skandinavien; die dort in unaufhörlicher Bewegung befindliche Eismasse hat demnach eher eine geringere als grössere Neigung, als die Gletschermasse gehabt haben muss, welche Skandinavien bedeckte. ,,Nimmt man hierzu die grosse Übereinstimmung zwischen den in West-Schweden gefundenen Muschel-Schichten und der Mollusken-Fauna, welche gegenwärtig an den Küsten des Landes lebt, das mit ewigem Eis bedeckt ist, so ist schwer zu bezweifeln, dass die in Frage stehenden Länder einmal auch in ihrer physischen Beschaffenheit sich einander geglichen haben."

Was die Ursache der klimatischen Veränderungen betrifft, so neigt sich Torell zu der Annahme, dass einst der Golfstrom eine andere Richtung gehabt habe, wahrscheinlich durch eine ehemalige Senkung von Central-Amerika unter den Meeresspiegel. Für diese letztere spricht die nahe Übereinstimmung der Mollusken - Fauna an beiden Ufern dieses Landes. Eine zweite mögliche Ursache hätte die einstige Existenz eines Landes abgeben können, welches Europa mit Amerika verband, und auch hierfür lassen sich manche Beobachtungen beibringen. Dove's und Hopkins' Arbeiten haben gezeigt, dass der Mangel der warmen, die Westküste von Europa bespülenden Meeresströmungen allein hinreichen würde, damit Europa ein Klima bekäme, wie es die erratischen Phänomene andeuten.

Die Viti- oder Fiji-Inseln im Grossen Ocean.

(Mit Karte, s. Tafel 4.)

Wenn wir unseren Lesern auf Tafel 4 eine Spezialkarte der hauptsächlichsten der Fiji- (Fidschi-) Inseln vorlegen, so geschieht diess in der Voraussicht, dass dieser bedeutende Archipel des südlichen Grossen Oceans binnen Kurzem einen erfreulichen politischen wie kommerziellen Aufschwung nehmen und viel von sich reden machen wird. Wir meldeten vor ungefähr zwei Jahren (siehe,,Geogr. Mittheil." 1859, S. 191-193), dass der König Thakombau der Englischen Krone das Protektorat über die ihm grösstentheils untergebenen Fiji-Inseln angeboten habe, um sich dadurch einer Schuld gegen einige Bürger der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika zu entledigen. Die Englische Regierung scheint sich nun auch mit diesem Gedanken ernstlich zu befassen, denn sie hat im vorigen Jahre den Oberst Smythe nach jenen Inseln geschickt, um über die Angemessenheit der Annahme des Protektorats zu berichten, und es ist kaum zu bezweifeln, dass die lange Reihe der Britischen Kolonien demnächst um eine neue werthvolle

Besitzung vermehrt werden wird. Mit Oberst Smythe reiste der bekannte Botaniker Berthold Seemann nach den Fiji-Inseln und somit haben wir auch neue wissenschaftliche Nachrichten von dort bald zu erwarten; schon seine ersten, bisher veröffentlichten, Briefe 1) enthalten manches Interessante.

1) Athenaeum 24. Novb., Kölnische Ztg. 31. Oktbr., Staats-Anzeiger für Württemberg 6. Dez. 1860, Athenaeum 26. Jan. 1861. Dr. Seemann landete am 14. Mai 1860, einige Monate vor Smythe, den der Aufstand der Maori einige Zeit in Neu-Seeland zurückhielt, auf Lakemba, wo sich eine Hauptstation der Wesleyanischen Mission befindet, hielt sich dann vier Wochen zu Somo-somo auf der Insel Vuna auf, deren erloschenen, mehrere Engl. Meilen langen und von einem See ausgefüllten Krater er besuchte, begab sich sodann nach Port Kinnaird an der Südost-Seite der Insel Ovalau und machte von da aus mit dem Britischen Konsul

So giebt er unter Anderem Näheres über Thakombau's Entschluss, sich seiner Souveränetät zu begeben, an: „Die

Pritchard einen Ausflug nach Viti-Levu, der grössten Insel des Archipels. Sie kamen am 28. Juni nach Mbau, der Residenz des Königs Thakombau, fuhren sodann auf dem Nakelo-Fluss und einem künstlichen, diesen mit dem Rewa-Fluss verbindenden Kanal nach der Stadt Rewa und dem weiter unterhalb gelegenen Missionsort Mataisuva und von da längs der Südküste von Viti-Levu nach der Mündung des Navua-Flusses (5. Juli). Im Thale dieses Flusses, 3 Engl. Meilen oberhalb der Mündung, liegt die gleichnamige Residenz des Häuptlings Kuruduadua, bei dem sich die Reisenden mehrere Tage aufhielten, um später unter seinem Schutz weiter ins Innere der Insel, zunächst nach Namosi am Waindina, vorzugehen und dadurch die Route MacDonald's (1856) mit der Südküste in Verbindung zu bringen. Am 19. August kamen sie zu diesem Zweck zugleich mit Col. Smythe und dem Missionär Waterhouse, der auch MacDonald begleitet hatte, abermals nach Navua und fuhren am 21. den Fluss hinauf. Sie waren von der reizenden Scenerie entzückt, denn an die Stelle flacher Ufer traten bald kühne, oft bis 700 oder 800 Fuss Höhe aufsteigende Felsen, bei jeder neuen Wendung des Thales sah man Wasserfälle, die aus der Höhe von 100 bis 200 Fuss herabstürzten, und dabei war die Vegetation eine höchst üppige. Der Fluss führte jetzt nur wenig Wasser, so dass die Kähne nur schwer über die zahlreichen Stromschnellen hinwegzubringen waren, in der Regenzeit muss er aber allen Anzeichen nach für Barken schiffbar sein. Am Abend erreichten die Reisenden die auf dem Gipfel eines hohen, steilen Hügels erbaute Stadt Nagadi, über die hinaus der Fluss nur noch wenige Englische Meilen weit befahren werden konnte. Sie mussten daher von dort zu Lande nach Namosi gehen, dessen herrliche Gebirgslandschaft auf Seemann und seine Begleiter einen nicht weniger günstigen Eindruck machte als früher auf MacDonald. Von hier erstiegen sie am 24. August den nahe gelegenen Voma, den MacDonald in seinem Berichte nicht erwähnt, obwohl er nach Seemannder höchste Gipfel auf Viti-Levuvielleicht in der ganzen Fiji-Gruppe" ist.,,Der Aufstieg war steil und erhitzte uns in der That sehr. Unsere eingebornen Führer empfanden diess auch, obgleich sie nicht wie wir durch Kleidung belästigt waren, und um sich abzukühlen, scheuten sie nicht die Mühe, gelegentlich einen Baum zu erklettern und sich oben dem Luftzug auszusetzen. In früheren Zeiten stand ziemlich hoch oben am Berg eine Stadt, von der noch jetzt Spuren zu bemerken waren. Bis dahin kamen wir zwar durch dichten Wald, der eigentliche Urwald begann aber erst, als wir die Höhe von 2500 Fuss über dem Meer erreicht hatten. Als wir in diese Region eintraten, zeigten sich die Bäume ganz verschieden von denen des niederen Landes und dicht bedeckt mit Moosen, Flechten und scharlachrothen Orchideen. Unter den

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