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Urkundenmateriale sich ein klares Bild über die Ländertheilung zu verschaffen suchen. Daß Karl überhaupt keine Theilungsurkunde ausgestellt habe, wird eigentlich von Niemandem behauptet. Palacký 1) sagt: „Karls Vaterschwäche trat bald darauf (Juli 1376) auch in der Bestimmung hervor, wie er seine Länder unter seine Söhne theilte. Obgleich die Theilungsurkunde sich nicht erhalten hat und daher Vieles in den nachmaligen Verhältnissen dieser Söhne untereinander dunkel bleibt, so steht doch so viel fest, daß er eine wirkliche Ländertheilung vornahm." Lindner 2) meint: Ob Karl wirklich in einer besonderen Urkunde über alle seine Länder zugleich verfügt hat, bleibt zweifelhaft, doch ist es wenig wahrscheinlich, da sich nirgends davon eine Spur erhalten hat." Die Lausitzischen Geschichtschreiber, die bei der Beurtheilung des dem Herzog Johann von Görlig zugewiesenen Besigstandes Mangels einer klaren Theilungsurkunde in besonderes Gedränge gerathen, stellen mehr oder weniger beachtens. werthe Vermuthungen an. G. Köhler 3) schreibt: Lange hat man vergeblich nach der Urkunde gesucht, wodurch Kaiser Karl IV. seine Länder unter seine Söhne getheilt hat. Niemand, der mit des klugen berechnenden Karls Charakter bekannt ist, möchte glauben, daß er die legtwillige Disposition vergessen habe. Dennoch fehlt uns die Theilungsacte 2c." Köhler weist dann auf spätere Urkunden hin, aus denen hervorgehe, daß eine Theilungsurkunde unzweifelhaft vorhanden gewesen sei, und stellt die leise Vermuthung auf, daß der Kaiser, als ihm 1377 noch ein Sohn geboren. wurde, die betreffende Theilungsurkunde vielleicht selbst vernichtet und keine neue dafür gegeben habe. 4) Schelt 5) dagegen bemerkt: Im Uebrigen mag der ganzen Theilung der völlige definitive und urkundliche Abschluß gefehlt haben, indem die Staatsweisheit Karls die Reichseinheit und seine Vaterliebe und Gefälligkeit gegen die Kaiserin, seine Gemahlin, das Einzelwohl un die mögliche Gleichstellung seiner Söhne erwog und in Einflang zu bringen suchte, bis daß der Tod ihn überraschte." R. Gelbe scheint in seiner trefflichen Arbeit über Herzog Johann von Görlig") der von Schelt ausgesprochenen Anschauung zuzustimmen.

1) A. a. D.

2) K. a. D.

3) Neues Lauf. Magaz. XVIII. S. 97 und S. 100 Anmerk.

4) Neues Laus. Magazin XVIII. S. 100 Anmerk. Betreffend die Geburt dieses Sohnes Karls IV. in Tangermünde, der bald wieder gestorben fei, führt Köhler als Beleg eine Stelle aus den Görlizer Rathsrechnungen an. Die späteren Lausitzer Geschichtschreiber reflectiren nicht darauf.

5) Neues Laus. Magaz. LXVII. S. 12.

6) Neues. Laus. Magaz. LIX. S. 6.

Bei dem angedeuteten gegenwärtigen Stande der Forschung wird man meine Ueberraschung begreiflich finden, als ich bei der Durchsicht eines Saazer Formelbuches auf den vollen Wortlaut einer Erbtheilungsund Erbfolgeordnungsurkunde Karls IV. vom Jahre 1876, December 21, stieß. Indem ich dieselbe hiemi zur Veröffentlichung bringe vermeide ich es geflissentlich, auf den fachlichen Theil derselben einzugehen und Untersuchungen darüber anzustellen, inwieferne die bisherigen Annahmen über die Ländertheilung Karls IV. ihre Bestätigung, Ergänzung oder Richtigstellung erfahren. Es gebricht mir dermalen an Zeit, diese Prüfung, welche ein gründliches Eingehen auf die leßten Regierungsjahre Kaiser Karls, sowie auf die Zustände nach seinem Tode erfordern, vorzunehmen. Wohl aber fühle ich mich verpflichtet, einige Bemerkungen. über die aufgefundene Urkunde anzuführen, die für die Beurtheilung des formalen Werthes derselben nothwendig erscheinen.

Das erwähnte Saazer Formelbuch, dermalen im Besige des Herrn Dr. Joseph Stanka, ist in diesen Blättern) von Herrn Prof. Dr. Wenzel Kazerowsky beschrieben worden. Behufs Verwerthung des Formelbuches für das soeben im Drucke vollendete Urkundenbuch der Stadt Saaz habe ich dasselbe vielfach benüßt und kann den Erörterungen Naperowskis im Allgemeinen nur beipflichten. Der weitaus größte Theil der Eintragungen stammt aus der Feder des Johannes von Sithor, welcher vom Jahre 1386 bis 1411 als Notar und Schulrector in ber Stabt Bay wirkte und im legtgenannten Jahre zum Notar der Prager Neujtabt berufen wurde. Offenbar war das Buch von Sithor zu seinen eigenen Handen noch in Saaz als eine Art Kanzleiihimmel angelegt morben, zu welchem Zwecke er Urfunten ter berichieceniten Materie theils zur Bing, theils in Formelart aufnahm. Wöglicherweise engångte Bitbor join Buch auch während seiner Brager Birkiamten Butors Gintragungen hab correct, in jefter, gu léinliée Hanc'tain feine Bet geholten and Kalea nur wenig längten mitmelen. De Bethun neben Wat sicź mébesondere tund Legleide werot cardanseres Brigadian, Jona mit den Asikainen te delen, som forms Geberg Bula say

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nommen. Ob ihm bei der vorliegenden Urkunde auch ein Originale zur Vorlage diente, wage ich nicht zu behaupten, er müßte denn als Notar der Prager Neustadt in die Kenntniß eines solchen gelangt sein. So viel aber steht fest, daß er mindestens nach einer zu seiner Zeit schon vorhandenen guten Copie seine Eintragung vornahm. Die Sprache, sowie die sonstigen formalen Eigenschaften der Urkunde entsprechen nach meinem Ermessen den Kanzleiverhältnissen Karls IV. Beachtenswerth erscheint mir insbesondere die genaue Datirung, die sich recht wohl in das Itinerar Karls einfügt. Nach Hubers Regesten urkundet Karl vom 27. November 1376. bis zum 3. März 1377 ununterbrochen von Prag aus. Die Theilungsurfunde vom 21. December 1376 steht zeitlich zunächst der Urkunde vom 19. December 1376, 1) durch welche Schuldenverhältnisse Karls zum Markgrafen Johann von Mähren geordnet werden, und der Verleihung des Zinses von Bratonig an eine Prager Kirche vom 24. December 1376.2) Zwischen diesen beiden liegt die Urkunde der Gemahlin des Kaisers, Elisabeth, betreffend die Widmung eines Theiles ihrer Einkünfte zur Pflasterung Prags vom 22. December 3) und unsere Theilungsurkunde vom 21. December.

Im Formelbuche füllt die Urkunde genau die drei beiderseits be= schriebenen Folioblätter 94, 95, 96 an. Eine Absageintheilung ist nicht gemacht, aber von uns beim Abdrucke der Uebersichtlichkeit wegen veran laßt worden. In der Schreibung haben wir nur kleine Veränderungen vorgenommen, indem wir große Buchstaben lediglich bei Eigennamen und bei Beginn eines Absages anwendeten und ferner i und u nur vocalisch, j und v nur consonantisch gebrauchten. Die Interpunction erfolgte nach heutiger Gepflogenheit. Sacherklärungen bedarf es für den Kundigen nicht. Die vorkommenden älteren Formen geographischer Bezeichnungen sind leicht zu lösen. Das etwas fremder klingende die Slowffe mit der Mulrase" erklärt sich mit den Flüßchen Schlaube und Müllrose. (Zu Mulrase vergleiche noch den Müllroser oder Friedrich Wilhelms-Canal, welcher die Spree mit der Oder verbindet.)

1) Huber Reg. 5728 und Additam. I. 7448. 2)aDaselbst 5729.

3) Daselbst S. 500 N. 15.

1

Wir Karl von gotes gnaden Romischer keiser zu allen zeiten merer des reichs und kunik zu Beheim bekennen und tun kunt offenlichen mit disen briefe allen den, die yn sehen oder horen lesen: wan under andern sorgen, domite wir dem gemeinen nucze und den seligen gemach der krystenheit betrachten und besynnen, so czeigen sich der ersten unser vornůnfften augen, wie das wir mit hilfe des almechtigen gotes unsere kind in gemache und in fride ewiklichen seczen. und davon haben wir zwischen in allen und ir aller erben und nachkomen ewiclichen mit wolbedachten mute, mit rechter wissen und mit rate unser getruwer undertanen eyne sulche ordenunge geseczet und gemachet, als man dieselben unsere meynungen von worte zu worte vindet in disen gegenwortigen briefen:

Czu dem ersten wollen wir, das der aller durchleuchtigste furste her Wenczlaw Romischer kunik zu allen zeiten merer des reichs und kunik czu Beheim, unser eldister sun, und seyne leibes erben und erbes erben mannes geslechte ewiclichen haben und besiczen schullen das kunikreiche und die kronen czu Beheim mit der stymme und kůre eynen Romischen kunik kumfftigen keiser zu kyesen, und dorczu alle Pollonische furstentinne und lande und die fursten doselbst mit ihren huldungen, gehorsamen und undertenikeit und mit namen des kuniges eygenschefften zu Polan und zu Slesien, das ist Breslaw, Glogaw, Frankenstein, die Steynaw und der Gor, Budyssyn das land und alle andere furstentynne, lande, herscheffte und alle zugehorungen, die wir bey unsern zeiten und der durchleuchtige Johans erwirdiger gedechtnusse, etwenne kunik zu Beheim, unser vater, zu unserm kunigriche zu Beheim bracht und auch erczewget haben, und auch die furstentunne, herschefte, lande und lute czu der Sweidnicz und zu dem Jawr und andere lande und zugehorungen, die sein muterliches erbe und eigenschefte sein, und auch alle des kunigriches und der kronen zu Beheym beide Behemissche und Merherische fursten, geistliche und werlcliche, die herzogen und die herczogtunne czu Tropaw mit iren huldungen, gehorsamen und undertenicheit, und auch das teyl des landes zu Lusicz, das er zwischen der Sprehe und der Oder dem hochgebornem Johansen, herczogen czu Gorlicz, unserm jungstem sune, als ein kunik zu Beheim oberster lehen herre sulches kutes, zu rechtem furstenlehen geben, vorlihen und gemachet hat, und dorezu alle die herscheffte und landen Strel und Mulberg, und alle graffen, herren, manschaft, slos, vesten, lande und leute und vornemlichen

alle sampt, das wir der egenante Romische keiser und kunik zu Beheym zu Beyern, zu Franken, zu Swaben und in allen dewtschen landen uncz an den Reyn, in der Fogtelande, zu Duryngen und zu Meysen, vernemlichen die losungen der lande zu Sulczpach und Stawfen und die Adelburg mit irer zugehorungen, mit allen fursten, graffen, herren, herscheften, mannen, manscheften, lehen, lehenscheften, slossen, vesten, luten, gutern und allen andern zugehorungen, wie man die genennen mag mit sunderlichen worten, als wir der obgenante keiser und kunik zu Beheim dieselben zu dem kunikriche und der kronen zu Beheim bracht und erzewget haben.

Item der hochgeborne Sigismund, margrafe zu Brandemburk, des heiligen reiches erczcamerer, unser liber zun, sol haben die ganczen marke zu Brandemburk beid, allde und newe, uncz an die Oder und dorczu Oderberk mit der brucken der Oder und dem czolle doselbst, mit allen fursten, geistlichen und wertlichen, graven, herren, freien, slossen, steten, manscheften, ritteren, knechten, landen, luten und allen zugehorungen in aller schicht, als wir der obgenante keiser und kunik zu Beheim die zu dem kunikreiche und der kronen zu Beheim bracht und erczewget haben. und sal der selbe unser sun Sigismund, margraffe zu Brandemburk, und seine erben den hochgebornen Johansen, herczogen czu Gorlicz, unsern jungsten sun, seynen bruder, und seynen erben und erbeserben ewiclichen in irem zolle zu Kustryn und an dem strome der Oder an der schiffungen und kauffmanschaft nicht hindern in dheine weis weder uf woser noch uf lande.

Item der hochgeborne Johans, herczoge zu Gorlicz, unser jungster sun, der obgenante sol haben daz teyl der marken zu Brandemburk, das da liget über der Ader mit nomen Kůstreyn, burg und stet mit der brucken doselbst, also doch, das er und seine erben den obgenanten marggraffen zu Brandemburk, seinen bruder, und seine erben und erbeserben ewiclichen an seinen zolle czu Oderberk und an dem strome an der kauffmanschaft doselbst nicht hindern weder uf wasser noch uf lande. und dorczu seine stat czu Gorlicz und das teyl des landes zu Lussicz anzuheben an der Sprehe, als sie us dem lande zu Budyssyn fleusset uf dem anderm uber gegen Polan. und sal Gorlicz und daselbe teil des landes zu Lusicz uf demselben lande der Sprehe gegen Polan fur sich zucziehen uber dy Oder uncz an die Wurte und hiedissere der Oder bis an die Slowffe mit der Mulrase ein furstentum und eyn

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