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nomalen in der jährlichen Periode zeigt mit wie ungleicher Geschwindigkeit eine bestimmte Isotherme bei sich ändernder Mittagshöhe der Sonne auf der Oberfläche der Erde heraufund herunterrückt, wie sie an manchen Stellen, wie z. B. bei Neufoundland oft längere Zeit gleichsam gehemmt stehen bleibt, während andere Theile derselben Curve rasch weiter gehen, ja wie im Februar in America eine Isotherme sich noch nach Süden bewegt, während bereits alle andern sich nach Norden hin in Bewegung gesetzt haben. Dies führt zu dem nothwendigen Schlufs, dafs selbst die mittlere Jahrescurve der Temperatur eines bestimmten Ortes nicht nothwendig ein stetiges Steigen in der einen Hälfte zeigen wird, in der andern ebenso ein stetiges Fallen, sondern dafs selbst in einem vieljährigen Mittel, welches wir als normal anzusehen berechtigt sind, es möglich ist in dem steigenden Theil der Curve zu bestimmten Zeiten Rückfälle der Kälte zu finden, in dem abnehmenden Rückkehr der Wärme, dass man mit einem Wort im Herbste einen Nachsommer hoffen kann, während im Frühjahr, wie man sich ausdrückt, eine Schwalbe noch keinen Sommer macht. Aber eben die Anknüpfung dieser Erscheinung an die aus der Gestaltänderung der Isothermen gewonnenen Erfahrungen macht es wahrscheinlich, dafs diese mittleren Anomalien nicht auf der ganzen Erde gleichzeitig auftreten werden, dafs sie im weiteren Sinne des Wortes local sein müssen. Es hiefse sonst, dafs allen in der jährlichen Periode fortschreitenden Isothermen plötzlich Halt geboten würde, wo man billig der Sonne gegenüber fragt, von wem?

Zur Beantwortung der hier sich darbietenden Fragen ist es am bequemsten, die Differenzen der auf einander folgenden fünftägigen normalen Wärmemittel zu bilden, wodurch in der ersten Hälfte des Jahres Rückfälle der Kälte sich als negative Differenzen darstellen, eine in der zweiten Hälfte die Abnahme unterbrechende Temperaturzunahme hingegen als positive. Stellt man auf diese Weise sämmtliche in fünftägigen Mitteln dargestellten Wärme curven zusammen, so sieht man sogleich, dass in der ersten Hälfte des Jahres die negativen Differenzen viel häufiger sind als in der zweiten die positiven, dafs also in jener die Wärme weniger regelmässig zunimmt, als sie in die

ser abnimmt. Zu diesem Ergebniss hatten schon frühere Untersuchungen geführt, und da die dafür im dritten Theile der nicht periodischen Veränderungen gegebenen Gründe sich entschieden bestätigt haben, so mögen sie hier eine Stelle finden.

,,Der Gegensatz einer festen und flüssigen Grundlage der Atmosphäre tritt am entschiedensten unter der direkten Einwirkung der Sonne hervor. Es ist daher klar, dafs wenn die Sonne sich im Winter über der südlichen Erdhälfte befindet, die Wirkung ihrer mehr oder minder scheitelrechten Strahlen über den weit verbreiteten von wenigen Ländermassen unterbrochenen Gewässern gleichartiger sein wird, als in unserm Sommer auf der nördlichen Erdhälfte, wo Festes und Flüssiges in buntem Wechsel auf einander folgen. Mit zunehmender nördlicher Declination der Sonne erhalten wir daher in Hindostan Temperaturen, wie sie von keinem andern Orte der Erde bekannt sind. Die Kraft des NO. - Mousson wird dann vollständig gebrochen und es bildet sich über der compacten Ländermasse Asiens ein grofsartiger Courant ascendant, der, begleitet von einem stark verminderten atmosphärischen Druck mit allen Kennzeichen der Gegend der Windstillen auftritt, den SO-Passat als SW-Mousson bis an den Abhang des Himalaja hinaufzieht und das Hervortreten einer sogenannten subtropischen Zone daher hier verhindert. Diese enormen Modificationen, welche die unsymmetrische Vertheilung des Festen und Flüssigen während unsres Sommers hervorrufen, sind ein Heraustreten aus der natürlichen Einfachheit der Verhältnisse, wie sie eine gleichförmige Wasserbedeckung oder eine symmetrische Landvertheilung erzeugen würde. Herbst nun ist eine Rückkehr in diesen normalen Zustand, der Frühling ein mehr gewaltsames Herausreifsen aus demselben; die Natur schlummert im Herbst ruhiger ein, sie erwacht fieberhaft im Frühjahr, und wenn diesem nicht der Winter zur Folie diente, so würde man gewifs dem Herbst den Vorzug geben. Die Witterung kämpft im Frühjahr lange, ehe sie sich darüber entscheidet, ob sie in südlichen Gegenden höhere Temperatur zu suchen habe, oder dem neuen Anziehnngspunkt folgen soll, der sich für nebenliegende Luftmassen in Centralasien bildet. Je herrlicher der Frühling bei uns erwachte als im Mo

Der

nat des Gleichgewichts zwischen Ost und West, die Temperatur sich selbstständig steigerte, desto trüber bricht dann plötzlich im Juni unsre Regenzeit herein, wenn die Luftmassen des atlantichen Wasserbeckens die Lücke zu ergänzeu suchen, welche durch die Auflockerung der continentalen Atmosphäre über Asien sich zu bilden beginnt. Ueberwiegt hingegen die Temperatur der südlichen Gegenden, so erinnert der heitere Himmel, dafs wir vorübergehend in die Verlängerung des Passats aufgenommen sind."

In dem eben Gesagten sind die Gründe angedeutet, warum wir grade im Frühjahr so häufig Rückfälle der Kälte wahrnehmen. Diese werden der Vegetation besonders in den Gegenden gefährlich, wo sie Nachtfröste veranlassen in einer bereits vorgeschrittenen Entwickelung der Pflanzen. Es ist daher natürlich, dafs sie eben deswegen in diesen Gegenden eine besondere Aufmerksamkeit erregen, weil sie oft in einer einzigen Nacht Hoffnungen vernichten, welche für eine gesegnete Erndte bereits begründet erschienen. Verbindet sich mit einer solchen Erscheinung noch die Erinnerung an eine bedeutende Persönlichkeit, wie in Beziehung auf Mamertus, Pancratius und Servatius (der 11. 12. 13. Mai) durch Erfrieren der Orangerie von Sanssouci an Friedrich den Grofsen, so erscheint der Glaube an die „, gestrengen Herren" bei uns gerechtfertigt, da selbst ein so grofser Mann sich vor ihnen gebeugt, während man in England nie sie beachtet hat.

Bestimmt man für Jakutzk, Irkutzk, Ust Sisolsk, Archangel, Petersburg, Arys, Danzig, Stettin, Berlin, Prag, Wien, Carlsruhe, Paris, Udine, Brüssel, Utrecht, Leyden, Zwanenborg, Harlem, London, Albany, Toronto und Madras aus langen Beobachtungsreihen die Tagesmittel, so findet man, dafs auf die 31 Tage des Mai in diesen 23 Reihen folgende Rückfälle kommen: 6. 5. 5. 10. 5. 6. 5. 9. 11. 13. (7. 6. 11.) 5. 7. 6. 1. 7. 5. 6. 9. 10. 5. 5. 9. 8. 7. 7. 5. 8. 7. also im Mittel unter 23 Reihen für jeden Tag 7. Man sieht dafs die Tage, um die es sich handelt, die eingeklammerten nämlich, in Beziehung auf Anzahl sich wenig von dem mittleren Werthe der sämmtlichen Tage unterscheiden. Von bestimmten Tagen als solchen kann also hier nicht die Rede sein, man müsste

denn der Natur gradezu einer vorgefassten Meinung zu Liebe Gewalt anthun wollen. Es kann also nur gefragt werden, ob im Allgemeinen um diese Zeit eine Temperaturerniedrigung zu erwarten sei. Um mehr Orte in Betracht ziehen zu können, müssen wir daher zu den fünftägigen Mitteln übergehen, von denen das eine: 11-15 Mai grade bei unsrer Eintheilung jene Tage enthält. Wir finden dabei Folgendes, wo die Buchstaben a. b. zwei vorhandene längere Beobachtungsreihen derselben Station bezeichnen.

Abnahme und Zunahme der Wärme im Mai (R).

| 3—8 | 8—13 |13—18|18—23 | 23-28

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zu

Um die Temperaturabnahmen schärfer hervortreten lassen, sind in der vorhergehenden Tafel dieselben für den Zeitraum vom achten bis zum dreizehnten Mai, d. h. die Unterschiede der Mittel 6-10 und 11-15 eingeklammert. Man sieht sogleich, dass in Russland sie sich nirgends findet, ebenso wenig in Nordamerika, überwiegend aber in Deutschland bis nach Frankreich und England hin. Daraus folgt unmittelbar, dafs das Phaenomen kein kosmisches ist, sondern secundärer Art. Da es an den südlichen Küsten der Ostsee zuerst hervortritt, so fragt sich, ob etwa Temperaturverhältnisse dieses Meeres hier von Einfluss sind. Dagegen sprechen die Beobachtungen von Copenhagen. Vergleicht man nämlich im zwölfjährigen Mittel die Temperatur der Luft, des Meerwassers und des Bodens in 2 Fufs Tiefe, so findet sich

3-8 8-13 | 13-13 | 18-23 | 23-28

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