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Pflanzen beschränkt. Über die mühsamen Ausflüge, welche diese beiden eifrigen Naturforscher in das Innere von Chiriqui wirklich ausgeführt, habe ich von ihren dortigen Bekannten sehr bestimmte Mittheilungen erhalten. Ihr Sammeleifer hatte einstimmige Bewunderung gefunden. gegen konnte ich dort nichts Näheres über die Reisen des Herrn Hellert in das Innere der Cordillere von Veragua in Erfahrung bringen. Dieser Herr versicherte in einem an Al. v. Humboldt gerichteten Schreiben, dass er die Cordillere von Veragua an allen Punkten überschritten habe, wo ein Pass existirt. Sonderbarer Weise aber vergass er, diese verschiedenen Pässe selbst näher zu bezeichnen und zu beschreiben, so wie die hypsometrischen und geognostischen Ergebnisse seiner angeblichen Gebirgsbesteigungen mitzutheilen 1).

Der Engländer Wheelwright, welcher diese Gegenden vor 20 Jahren besuchte und der Erste war, der das wichtige Vorkommen guter Steinkohlenlager an der Nordseite von Chiriqui nachwies, versicherte, von den dortigen Eingebornen gehört zu haben, dass die Cordillere von einer tiefen Schlucht durchbrochen werde. Indessen konnte er diese angebliche Depression selbst nicht auffinden. Die Sage aber blieb und verfehlte nicht ihre Wirkung bei den Freunden der Erdkunde in England und Nord-Amerika, welchen es bei jeder geographischen Entdeckung weit weniger um eine wissenschaftliche Bereicherung als um einen praktischen Gewinn zu thun ist.

Der Amerikaner Mr. Norris kam im Jahre 1852 den auf den vagen Äusserungen von Indianern beruhenden Mittheilungen des Mr. Wheelwright durch die bestimmte Angabe zu Hülfe, dass sich die Cordillere an einem Punkte der Provinz Chiriqui bis auf 160 Fuss (nach Augenschätzung) erniedrige. Diese angebliche Entdeckung, welche Mr. Fitzroy in einer Sitzung der Londoner Geographischen Gesellschaft (1853) mittheilte, machte in London und New York bedeutendes Aufsehen, besonders bei denjenigen Personen, die sich mit dem Gedanken der Herstellung eines Inter-Oceanischen Schiffkanals ernstlich beschäftigten. In Folge dieser lockenden Angabe des Mr. Norris bildete sich in New York eine Kolonisations-Gesellschaft, welche drei Ingenieure nach Chiriqui abschickte, um die dortige Cordillere genauer zu untersuchen. Die Beschwerlichkeiten

1) Das Schreiben Hellert's ist abgedruckt in,,Bulletin de la société de Géographie, III. Série, Tom. V. Derselbe Herr versichert auch, 4 Monate im Inneren des Isthmus von Darien zugebracht zu haben und vom Rio Tuira bis zur Mündung des Atrato vorgedrungen zu sein.,,Statt aber" (bemerkt Dr. K. Neumann in einem sehr gut geschriebenen Artikel der Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde),,einen zusammenhängenden Bericht über seine Beobachtungen und Messungen zu geben, publicirte er über seine dortige Reise einige kleine unerquickliche Artikel, die wir können es nicht leugnen erheblichen Zweifeln Raum lassen."

der Reise und anhaltender Regen bewogen diese Männer jedoch, von ihrem Unternehmen bald abzustehen, und es ist uns kein wesentliches Resultat derselben bekannt geworden. Sicher scheint, dass sie keine niedrigere Depression gefunden haben, als den alten Indianer-Weg zwischen David und Boca del Toro und den später von dem Franzosen Morell gebahnten, Legua weiter östlich gelegenen Pass, der vom Boquete des Vulkans abgehend die Senkung der Cordillere in einer Höhe von 1104 Meter überschreitet.

Mr. James Cook, der einen Theil des Westens zwischen Golfo dulce und der Admirals-Bai zur Auffindung eines Inter-Oceanischen Verbindungsweges untersuchte und darüber in der Berliner Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde (Bd. VI) verschiedene Einzelnheiten veröffentlichte, bezeichnete die Höhe von 3000 Fuss als die niedrigste der von ihm gefundenen Passsenkungen. Die irrige Angabe dieses Mannes, dass der Abstand der Chiriqui-Cordillere vom Atlantischen Ocean doppelt so gross sei als vom Stillen Meere, lässt übrigens auch hinsichtlich der Richtigkeit seiner übrigen Beobachtungen begründete Zweifel zu.

Diese verschiedenen fragmentarischen Mittheilungen über die physisch-geographischen Verhältnisse eines durch seine Weltstellung und Küstenentwickelung höchst beachtenswerthen Theiles von Amerika erschienen bei unbefangener Prüfung dermaassen lückenhaft, ungenügend und widersprechend, dass von Seiten kenntnissreicher Mitglieder der Geographischen Gesellschaften von London, Paris und Berlin der Wunsch einer genaueren Erforschung des Landes und seiner natürlichen Hülfsquellen wiederholt angeregt wurde.

Als der Verfasser der nachfolgenden Skizze im November 1857 zu wissenschaftlichen Zwecken den Staat Panama besuchte, um dort im Auftrage Sr. Maj. des Königs von Bayern verschiedene naturgeschichtliche und geographische Untersuchungen, welche von Dr. Scherzer und ihm in anderen Theilen Central-Amerika's 1853 und 1854 begonnen worden, in südöstlicher Richtung fortzusetzen, wurde er von den Kennern des Landes zu einer Reise nach Chiriqui ermuntert. Man hatte in Panama fast eine übertriebene Ansicht von den Ressourcen dieser Provinz. Damals waren eben die Berichte der Deutschen Methodisten Hornburg und Körner aus David in Nord-Amerikanischen Blättern erschienen, welche in einer Sprache, der man den Ernst der Überzeugung anmerkte, Chiriqui als das günstigste Land zur Einwanderung und Kolonisation empfahlen. Nach fünfmonatlichen Reisen durch verschiedene Theile des Isthmus von Panama im April 1858 in David angelangt, fand ich bei Don José de Obaldia (vormaligem Vice-Präsidenten der Republik Neu - Granada), einem durch Bildung und

Charakter ausgezeichneten Mann, gastfreundliche Aufnahme. Von ihm wurde mir eine handschriftliche Spezialkarte der Provinz nach den Aufnahmen des Oberst Codazzi mitgetheilt, welche der beifolgenden Karte zu Grunde liegt. Im Laufe meiner verschiedenen Ausflüge in das Innere hatte ich Gelegenheit, dieselbe zu ergänzen und einige Unrichtigkeiten hinsichtlich der Hauptrichtung des Gebirgszuges und der hydrographischen Verhältnisse zu ändern.

Mit den Empfehlungen und nützlichen Rathschlägen sowohl des Señor Obaldia als des sehr gefälligen Präfekten Dr. Jované gut ausgestattet brach ich am 8. April 1858 in Begleitung desselben Dieners und Führers, der 10 Jahre früher den Botaniker Warscewicz begleitet hatte, von David in das Innere auf. Wir ritten über Dolega durch die grosse, mit Bauminseln und Gräsern bedeckte Ebene, welche zwischen der Haupt-Cordillere und dem Höhenrücken von San Juan sich ausdehnt. Unser erstes Nachtquartier bezogen wir auf der mittleren Terrasse der Hacienda del Boquete. Eine Reihe grasbedeckter merkwürdiger Stufen, mit einer Unterlage von vulkanischem Tuff bedeckt, fällt dort treppenförmig gegen die Ebene ab. Die oberen Ranchos des Boquete liegen in einer Höhe von 2400 Fuss, fast gleich weit von beiden Oceanen entfernt. Ausflüge sind von dort nach den waldbedeckten Höhen der Cordillere zwar mühsam, doch mit günstigem Erfolg zu unternehmen. Die beiden gangbaren Fuss wege, welche über den Kamm des Gebirges nach Boca del Toro am Karaibischen Meere führen, steigen von dort unmittelbar in vielen Zickzackwindungen empor. Die Wasserscheide ist vom Fusse des Gebirges in 2 Tagemärschen erreichbar.

Nach 19tägigen Ausflügen auf den südöstlichen Abfällen des Vulkans und der Cordillere, die ich bis zur Kammhöhe explorirte, wanderte ich mit einem anderen, in Boqueron gedungenen Führer und sechs halb Indianischen Mozos, die mein Gepäck und die naturhistorischen Sammlungen trugen, nach dem südwestlichen Abhang des alten Feuer-Berges, des sogenannten ,,Potrero del Volcan". diesem Punkt ziehen sich die höchsten Berg - Savannen, bandartig den dichten Urwald unterbrechend und durch eine ziemlich breite Waldzone von den Savannen der Ebene getrennt, mit ihrer Gramineendecke bis über 5000 Fuss an den Gehängen des Vulkans hinauf. Von dort, wo einige bewohnbare Hirten-Ranchos stehen, ist mittelst einer fünftägigen Arbeit durch das Waldmesser der CordillerenKamm erreichbar, auf dem man in derselben Weise fortwandern kann. Wenn auch waldfreie Gipfel fehlen, so ist doch kein anderer Punkt des Landes für den Überblick der nordwestlichen Cordillere bis zur Grenze von Costa Rica vortheilhafter gelegen als diese offene Berg-Savanne. Auch zur Einsicht in die geognostische Struktur, besonders

in die Schichtenreihen der vulkanischen Tuff-Formation, aus denen die Stufen des Potrero bestehen, so wie auch zu botanischen Sammel - Exkursionen, zum Studium der vertikalen Vertheilung der Flora und zur Bestimmung der verschiedenen Vegetations-Grenzen erschien mir keine andere Gegend des Landes so günstig wie diese 1).

Nach zwölftägigem Aufenthalt auf dem Potrero und am südwestlichen Abfalle der Cordillere, wo ich neben dem Studium der merkwürdigen Flora auch der bisher noch völlig unbekannten Süsswasser - Fauna von diesem Theil Central-Amerika's meine besondere Aufmerksamkeit schenkte, wurde ich durch das unleidliche Benehmen meiner arbeitsscheuen Mozos gezwungen, nach dem Dorf Boqueron zurückzukehren. Auf den Rath des dortigen Alcalde miethete ich zwei andere Mestizen und vier Indianer der Gegend, welche als Sassaparilla-Sammler und Jäger den zwischen den verschiedenen Zuflüssen des Rio Chiriqui viejo gelegenen Theil gut kannten und gegen Bezahlung einer Summe von 30 Pesos sich verpflichteten, eine gangbare Picadura vom östlichen Hauptarme dieses Flusses bis zur Kammhöhe des Cerro Picacho herzustellen.

Am 10. Juli 1858 überschritt ich von der Nordwestseite des Potrero ausgehend die tiefe Barranca, welche der reissende Bergstrom durch Erosion gebildet hat. Von dort stieg ich mit meinen Leuten durch den nicht ohne grosse Mühe passirbaren Waldpfad bis nahe zur Kammhöhe, die wir am zweiten Tag erreichten. Mit dem Kompass in der Hand liess ich die Picadura bis zu den obersten Zuflüssen des Rio Santa Clara fortsetzen. Die Wasserscheide steigt dort bis zu einer Höhe von 1387 Meter empor. Die Haupt-Cordillere fällt schroff nach Nordosten ab und ist von dem weiter nordwärts streichenden Höhenzug nicht durch ein breites Plateau wie in Costa Rica, sondern durch ein Längenthal geschieden, das die Wasserscheide bildet. Leider liess auch dort der dichte tropische Urwald keine freie Aussicht, weder in nördlicher noch in östlicher Richtung, zu. Oberhalb der Vereinigung der westlichen Haupt-Konfluenten des Rio Chiriqui viejo mit dem Rio Santa Clara überschritten wir mit grosser Mühe den damals stark angeschwollenen Fluss. Die aus der Savanne östlich von diesem Fluss ziemlich übersichtliche GrenzCordillere zwischen Chiriqui und Costa Rica erhebt sich

1) Leider hatte der Sturz des Deutschen Kolonisten Marquart (aus Immenstadt in Bayern), der sich mir bei meiner zweiten Reise nach dem Vulkan dienstfertig angeschlossen, das einzige in gutem Zustand befindliche Fortin'sche Gefäss - Barometer, das ich noch besass, unbrauchbar gemacht. So war ich hinfort auf ein Aneroid beschränkt, und als auch dieses bei einem Fall durch Verschiebung des Zeigers gelitten, konnte ich die Kammhöhe des Cerro Picacho nur mit einem Greiner'schen Hypsometer (Thermo-Barometer) bestimmen, wozu ich bei Mangel an destillirtem Wasser für die Beobachtung des Siedpunktes das reichlich fallende Regenwasser benutzen musste.

von der Ebene betrachtet hoch und schroff. Nirgends zeigte sich der Beobachtung des Fernrohrs eine tiefe Depression des Kammes. Keiner von den Indianischen Sassaparilla-Sammlern dieses Grenzgebiets wollte einen niedrigeren Passübergang kennen als den zwischen Dolega und der Lagune von Chiriqui.

Am 27. Juli war ich mit einer ziemlich reichen zoologischen und botanischen Ausbeute in David zurück. Der Einladung des Dr. Venero, eines wohlhabenden HaciendaBesitzers, folgend begleitete ich denselben nach seiner Besitzung Cuchara. Dem dortigen, leider ziemlich kurzen Aufenthalt verdanke ich einige Einsicht in den merkwürdigen Relief-Charakter der südöstlichen Landschaften von Chiriqui. In Begleitung des Dr. Venero bestieg ich mehrere der Trachyt-Hügel, die sich dort in eigenthümlichen Gruppen und malerischen Formen aus der Ebene erheben und von ihren Gipfeln dem Auge ein lehrreiches Panorama darbieten. Zur Orientirung in der so mannigfaltig verwickelten vertikalen Gliederung des südöstlichen Theiles der Provinz und zum Studium der interessanten geologischen Verhältnisse dieser lateralen Hebungen bis zur Steilküste des Stillen Oceans sind die Trachyt-Felsen von Cuchara vorzüglich geeignet. Von dem höchsten der östlichen Hügel übersieht man den ganzen Zug der Cordillere bis über die Grenze von Veragua hinaus. Auch von dort mit einem guten Fernrohr betrachtet liess sich nirgends eine namhafte Passsenkung des Gebirgskammes erkennen, der in der ganzen Längenausdehnung dem Auge von auffallend gleichmässiger Höhe erschien.

Am 10. August 1858 verliess ich David und segelte mit der zwischen Boca Chica und Panama fahrenden Brigg ,,los tres Hermanos" der Küste entlang nach Taboga. Das Fahrzeug, für den Küstenhandel bestimmt, landete an verschiedenen Punkten, zunächst am Hafen der PorcadaInsel, wo es einige Tage verweilte, die ich zu einem Ausfluge nach dem grossen Indianer-Dorfe Remedios benutzte. Am 20. August ankerte das Schiff vor der Insel Taboga im Golf von Panama. Die ganze Reise, an welche sich die erste Anregung zur Entdeckung des bearbeiteten Goldes in den Indianischen Guacos knüpft, hatte 142 Tage gedauert 1).

1) Die Sorge, die ich für die Erhaltung meiner naturhistorischen Sammlungen hatte, nöthigte mich leider, diese Rückreise nach Panama zur See zu machen und auf den Besuch des südöstlichen Theiles der Provinz Veragua zu verzichten. Auch meine Gesundheit hatte durch Überanstrengung und die fortgesetzten Bivouacs in den feuchten Gebirgswäldern stark gelitten. Ich erholte mich erst wieder, als ich im November 1858 die feucht-warme tropische Tiefregion mit der gesunden trockenen Luft der Hochebene von Tacunga in den Anden von SüdAmerika vertauschte. Durch die Gefälligkeit des dort wohnenden Professors der Chemie Carlo Cassola, eines Schülers des berühmten Boussaingault, erhielt ich in Tacunga zwei gute Fortin'sche Barometer zur Fortsetzung meiner hypsometrischen Arbeiten.

Zwei Jahre nach der Reise des Einsenders, im August 1860, kam eine von der Regierung der Vereinigten Staaten zur Erforschung der Provinz Chiriqui ausgerüstete Expedition in Boca del Toro an. Dieselbe stand unter der Leitung des Kapitäns Engle. Mit den topographischen Arbeiten war Lieutenant St. Clair Morton, mit der Hydrographie Lieutenant Jeffers, mit der geognostischen Untersuchung des Landes Dr. Evans beauftragt. Bis jetzt ist uns über die wissenschaftlichen Resultate dieser Expedition nichts Näheres bekannt geworden mit Ausnahme der fragmentarischen Berichte, welche die Mitglieder derselben an die Regierung zu Washington einsandten und die im ,,New York Herald" vom 8. Dezember 1860 abgedruckt sind.

Während Engle und Jeffers das Doppelbassin des Chiriqui - Golfs untersuchten und durch ihre Beobachtungen die grosse Genauigkeit und Treue der von dem Britischen Commodore Barnett ausgeführten Sondirungen und geodätischen Aufnahmen der Küste bestätigt fanden, unternahm Lieutenant Morton den für den Hauptzweck der Expedition. wichtigsten Theil der Reise in das Innere. Begleitet von seinem Gehülfen Thomas Jekyll überschritt derselbe zwei Mal die Wasserscheide der Cordillere zwischen beiden Oceanen. Er versichert, in einer bisher noch unerforschten Richtung eine vortheilhafte Passsenkung des Gebirges entdeckt zu haben, über welche nach seiner Überzeugung ,,der Bau einer Eisenbahn zwischen beiden Ocean-Häfen zu kommerziellen Zwecken vollkommen ausführbar sei". (That it is entirely practicable to connect the harbors by a line of railroad adapted to commercial purposes.) Leider fehlen in dem Bericht Morton's alle näheren Details über diese höchst wichtige geographische Entdeckung. Nicht einmal die Meereshöhe des Passes ist angegeben, obwohl die Kenntniss derselben vom grössten Interesse für die Sache wäre.

Lieutenant Jeffers reiste mit seinem Ingenieur - Assistenten G. B. Tower von Boca del Toro über Panama nach dem Golfo dulce und untersuchte dort ganz besonders den schönen Ankerplatz des ,,Golfito", von dem er behauptet, dass er noch nie regelrecht aufgenommen worden sei, obwohl auf der Karte von Maury de Lapeyrouse Umrisse und Meerestiefen dieses ,,unübertrefflich bequemen Hafens" (nach Jeffers' Worten) bereits bezeichnet sind.

Der Geolog der Expedition, John Evans, scheint seine Arbeiten hauptsächlich auf die Untersuchung der ausgedehnten Kohlenlager an der Atlantischen Seite des Isthmus von Chiriqui beschränkt zu haben. Seine Ansicht über diese Kohlenlager wie über den Mineralreichthum der Provinz überhaupt lautet eben so günstig wie die Urtheile der übrigen Mitglieder der Expedition hinsichtlich der

ausserordentlichen Schönheit, Grösse, Tiefe und Sicherheit der herrlichen Golfe an beiden Meeren.

Diese Berichte, welche auch sonst die Schönheit und die reichen Hülfsquellen der Provinz Chiriqui in einem überaus vortheilhaften Licht darstellen, scheinen in Wa

shington einen tiefen Eindruck gemacht zu haben und mögen wohl den neuesten Plan des Präsidenten Lincoln und des Senators Pomeroy motivirt haben, den Plan einer Massenausfuhr der emancipirten Neger Nord-Amerika's nach Chiriqui.

Die Schwedische Expedition nach Spitzbergen, 1861.

I. Geodätische Arbeiten: Über die Möglichkeit einer Gradmessung auf Spitzbergen.

Eine der Hauptaufgaben, welche die Akademie der Wissenschaften zu Stockholm der Schwedischen Expedition nach Spitzbergen 1) gestellt hatte, war, die Ausführbarkeit einer Gradmessung daselbst zu ermitteln. Es lag nahe, dass man auf ein solches Unternehmen, das schon vor 30 Jahren von Sabine empfohlen und als möglich betrachtet worden war, gerade jetzt seine Aufmerksamkeit richtete, wo die Geodäten eifriger als je bemüht sind, durch möglichst ausgedehnte Meridian- und Parallel-Gradmessungen die wahre Gestalt des Erdkörpers zu bestimmen; denn kaum war der grosse Meridian - Bogen von der DonauMündung bis zur Nordküste von Norwegen beendet 2), so wurde der längste in Europa mögliche Parallelbogen von der Westküste von Irland bis zum Ural-Fluss in Angriff genommen 3) und schon werden Vorbereitungen zur Messung des Bogens zwischen Palermo und Christiania getroffen; Spitzbergen aber ist das am nächsten zum Nordpol gelegene Land, auf welchem eine solche Operation überhaupt möglich sein wird, und daher in dieser Beziehung von grösster Bedeutung.

Von den Mitgliedern der Expedition waren es Professor Karl Chydenius und der Amanuensis am Astronomischen Observatorium zu Lund, N. Dunér, welche mit den vorbereitenden Rekognoscirungen für eine spätere Gradmessung beauftragt wurden. Nachdem sich die Westküste wegen des äusserst coupirten Terrains als sehr ungünstig erwiesen hatte, kamen sie zu der Überzeugung, dass die Gestade des Stor-Fjords und der Hinlopen-Strasse, welche beide. von Süd und Nord in meridionaler Richtung tief in das Land einschneiden, wahrscheinlich am geeignetsten seien, ja sie hatten Grund zu glauben, dass diese beiden Meerbusen mit einander in Verbindung ständen und somit eine bequeme Strasse mitten durch Spitzbergen bildeten. Nach der Angabe eines Schiffers Nilsson, der mit der Expedition zusammentraf, sollte von dem Stor-Fjord eine Meerenge

1) S. über diese Expedition,,Geogr. Mitth." 1861, SS. 156, 201, 350; 1862, S. 193.

2) S.,,Geogr. Mitth." 1857, SS. 315 ff.
3) S.,,Geogr. Mitth." 1861, SS. 209 ff.

in der Richtung von WSW. nach ONO. in den südlichen Theil der Hinlopen-Strasse gehen und daselbst gleich südlich von der Lomme-Bai münden, unter gleicher Breite mit der Südspitze des Nordostlandes (791°); die Meerenge sollte schmal und ganz kurz sein, gleich südlich von ihrer Mündung in den Stor-Fjord sollten die Walfisch- und Seehund-Inseln liegen. Ungefähr das Gleiche sagte der Steuermann auf der Schaluppe,,Magdalena" aus, welcher im J. 1860 den Nilsson auf einer Fahrt durch diese Meerenge begleitet hatte. Darauf hin wurde die Verabredung getroffen, dass Dunér von Westen und Süden her in den Stor-Fjord, Chydenius aber von Norden her in die Hinlopen-Strasse eindringen und sich beide wo möglich vereinigen sollten. Leider konnte aber Dunér nicht zum Stor-Fjord gelangen und Chydenius allein war es vergönnt, den auf ihn entfallenden Antheil der Aufgabe zu lösen. Er rekognoscirte für seinen Zweck und triangulirte in vorläufiger Weise die nördlichste Inselreihe von Ross's Islet (80° 49′ N. Br.) bis zur Hinlopen - Strasse und diese letztere bis zu den Waygats-Inseln (79° 20' N. Br.), bestieg dort mehrere Berge, die meist eine Höhe von 1500 bis 1600 Schwed. Fuss hatten, entdeckte eine gegen Südwest umbiegende Fortsetzung der Lomme-Bai, konnte aber trotz eifrigen Suchens zu Land und Wasser keine Meerenge zwischen der Hinlopen-Strasse und dem Stor-Fjord auffinden.

Chydenius berichtete über diese Rekognoscirungen ausführlich an die Akademie und diese hat sein Mémoire in ihren Monatsberichten publicirt 1), nebst einer Karte der von ihm rekognoscirten Küsten (im Mst. von 1:400.000), die jedoch meist noch auf den Parry'schen Aufnahmen beruht, während die Aufnahmen der Schwedischen Expedition, gestützt auf zahlreiche astronomische Positions-Bestimmungen, erst noch kartographisch verarbeitet werden. Der Verfasser beschreibt die von ihm besuchten Punkte fast ausschliesslich mit Rücksicht auf ihre Brauchbarkeit zu Basis - Messungen oder Dreieckspunkten, aber von all

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gemeinerem Interesse ist, was er am Schluss über die klimatischen Verhältnisse sagt, die begreiflich bei der Frage über die Möglichkeit einer Gradmessung auf Spitzbergen in erster Reihe in Betracht kommen.

,,Was das Verhalten des Eises betrifft", sagt Chydenius 1),,,so hat man nur Rücksicht zu nehmen auf das Landeis mit den Gletschern, auf das feste Eis in Buchten und längs der Küste, so wie auf das Treibeis, denn das feste Polareis, von welchem so viel geredet worden, hat noch Niemand, nicht einmal Parry, gesehen. Das Landeis hindert die freie Wahl der Punkte, befördert aber die Kommunikation, welche die Gletscher wiederum hindern. Das feste Eis in den Buchten und an den Küsten ist eben nicht sehr hinderlich, ja es kann sogar bisweilen förderlich sein bis zu der Zeit, wo es wegzugehen beginnt; dann aber muss man grössere Vorsicht als zuvor anwenden, wenn man sich auf ihm bewegen will. In der TreurenbergBai (am nördlichen Ausgang der Hinlopen-Strasse, 79° 55' N. Br.) brach das Eis und löste sich allmählich auf während unseres Aufenthalts daselbst, war aber aus dem Inneren des Busens noch nicht verschwunden, als wir von dort absegelten (12. Juli). In dem Meerbusen beim 80. Breitengrade am Nordostlande (ostwärts vom Ausgang der Hinlopen-Strasse) lag es, als wir (Mitte Juli) ankamen, noch bis an die äussersten kleinen Inseln fest und erst am letzten Tage des Juli war der Busen frei, erst da ging das Eis aus einer kleineren Bucht desselben in Nordosten hinweg. Mitte Juli lag noch festes Eis etwa Meile westlich von Low Island (80° 15' N. Br.), so wie zwischen dieser Insel und dem Nordostlande und nach Allem, was ich zu sehen meinte, an der Brandywine Bay vorbei bis hinauf an die nördlichsten Inseln; doch war dieses Eis schon damals schlecht und unsicher. Einige Tage später zerriss der Sturm das Eis bis gegen die Brandywine Bay (80° 22' N. Br.), doch zwischen und neben den sogenannten Seven Islands lag es noch, so wie auch in dem Meerbusen südöstlich von Low Island, woselbst es wahrscheinlich am längsten bei Spitzbergen liegen bleibt. In dem erstgenannten Meerbusen begann das Eis um den 24. Juli sich zu bewegen. Die Buchten an der Hinlopen-Strasse werden erst in der zweiten Hälfte des Juli eisfrei und Lomme-Bai wahrscheinlich früher als die an der Ostseite der Strasse gelegenen. Mitte Juli lag das Eis noch bei den WaygatsInseln, aber der nördliche Theil der Hinlopen-Strasse war

1) Die Übersetzung aus dem Schwedischen verdanken wir Herrn Dr. Frisch in Stockholm, welcher diese und andere (mineralogische, geologische, paläontologische, magnetische, zoologische u. s. w.) Abhandlungen der Mitglieder der Schwedischen Expedition nach Spitzbergen, so wie die in Aussicht stehende populäre Beschreibung der Reise von Chydenius nebst Karten und Ansichten gleichzeitig mit dem Schwedischen Original in vollständiger Übersetzung herauszugeben hofft. Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft I.

schon einen Monat früher eisfrei und nur bisweilen von Treibeis beschwert.

,,Weil die Kommunikation auf festem Eis sich theils zu Fuss unterhalten lässt, theils zu Boot, wenn man dieses mit Schlitten versieht, so bietet dasselbe kein solches Hinderniss dar wie das Treibeis, welches der gefährlichste hier zu bekämpfende Feind ist. Nimmt man Rücksicht auf frühere gegen Norden gerichtete Reisen in diesen Gegenden, so kam Barentz bis an den 80. Grad, woselbst er wendete, weil sein Kurs nach anderen Gegenden lag, Hudson dagegen wohl nicht so weit, wie er angiebt, aber doch bis an das nördliche Spitzbergen, und Fotherby auf seinen beiden Reisen nach Hackluyts-Headland, und alle diese, so wie auch Poole und Baffin, hatten doch mit Ausnahme Hudson's kein grosses Bestreben, ausschliesslich nordwärts vorzudringen. Damals waren die Zeiten des Walfischfanges dort oben noch in ihrem Anfange, aber schon in den ersten Zeiten und noch mehr späterhin umstreiften die kecken Holländer die nördlichen Küsten und schlugen nach den Verfolgungen der Engländer und der Vertheilung der Jagdplätze ihre Hauptstation in der Nähe des 80. Grades auf Amsterdam-Island und bei Smeerenberg auf. Norweger, Dänen und Biscayer, wie sie genannt werden, hatten ebenfalls ihre Stationen in der Nähe. Dass die Nordküste in diesen Zeiten viel von den Holländern besucht worden ist, davon zeugen besser als alles Andere die Begräbnissplätze, die überall längs der Nordküste angetroffen werden. Unter den späteren bekannteren Expeditionen erreichte die unter Phipps zuerst Moffen, kam dann bis 80° 48' N. Br., besuchte darauf Low Island, drang bis in den Norden des Nordostlandes vor und schickte eine kleinere Expedition nach Walden Island ab. Scoresby kam 1806 bis 81° 12′ 42′′ hinauf und darauf nach seiner Schätzung bis 811°, dem nördlichsten Punkt, den nachweislich irgend Jemand zu Schiffe erreicht hat. Clavering, der Sabine zu seinen Observations-Plätzen führte, kam, während Sabine auf NorwayIsland blieb, zwar nicht weiter als bis 80° 20′, aber die nördliche Küste war gleichwohl erreicht und Buchan, dessen Expedition als misslungen angesehen wurde, kam doch bis 80° 32'. Es gelang darauf Parry, im Norden von Spitzbergen weiter vorzudringen, obgleich auch er etwas von dem Treibeise belästigt wurde, und er kam mit seinem Fahrzeuge bis 81° 5' N. Br. Man kann noch hinzufügen, dass sich vor nicht langer Zeit Russen an der nördlichen Küste aufgehalten haben, wovon ihre Hütten an Röde Bay, Mussel Bay und auf einer der Inseln in dem Meerbusen des Nordostlandes unter 80° N. Br. Zeugniss ablegen. Diess Alles beweist, dass die Nordküste nicht so unzugänglich ist, wie man wohl glauben möchte. Scoresby's Angaben über die Beschaffenheit des Meeres und Eises in

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