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Berge entstanden und sanken ein, Arracan war von verderblichen Erdbeben besucht und in den oberen Provinzen Birma's erzittert alljährlich die Erde so häufig, dass kaum Notiz davon genommen wird. Auf den Ausläufern der Bergketten, auf Laterit-Felsen sind die Häfen Birma's erbaut, auf Laterit-Felsen steht die mächtige Pagode Rangoons, auf Laterit Sittang, der letzte für die Schifffahrt sichere Platz des gleichnamigen Flusses, auf Laterit Koukadut, ein früherer Seehafen, auf Laterit Schuelay am Beling-Flusse und Laterit erscheint in der Nähe Amhersts, am Ausflusse des Salween. Wenn das Delta der noch jetzt in der Regenzeit mit einander kommunicirenden Flüsse, des Irawaddi, Sittang und Salween, erst allmählich gebildet wurde, so erklärt sich die verkürzte Form, die es auf Ptolemäus' Karten unter dem Namen der Aurea Chersonesus zeigt, wo verschiedene der jetzt weit im Inneren liegende Städte der Seeküste nahe gerückt sind. Über die Gründung fast jeder Stadt in Pegu sind alte Schiffersagen im Umlauf, Als noch Alles Meer war und nur die verschiedenen Bergkuppen hervorschauten, liess sich auf einer derselben der Soghee nieder, an den die Anfänge Thatungs, der ältesten Stadt des Landes, geknüpft sind. Als noch Alles Meer war, sah ein Schiff von dem KalaLande sich eine kleine Schlamminsel bilden, wo die Ausländer ihre Zeichen aufsteckten und wo einige Jahre nachher die Eingebornen das später weit berühmte Hansawuddi gründeten. Als noch Alles Meer war, suchten die von Gautama mit seinen Haaren beschenkten Brüder nach dem kleinen Felsen, auf dem die Dagon-Pagoda zu erbauen war. Und dasselbe gilt von den oberen Provinzen. Das Thal Tagoung's, wovon die königliche Race Birma's ihren Ursprung herleitet, wurde drei Mal durch Einwanderer von Misimadetha (die Tithayuza, König von Palibrotha, ausgesandt) besucht, bis es das letzte Mal, nach Abfluss der Wasser, bewohnbar gefunden wurde, eine Legende fast identisch. mit der allmählichen Entstehung der Bergthäler Nepauls. Die Gründung Prome's, der wichtigsten Stadt in der alten Geschichte Birma's, wurde eingeleitet durch fünf Omina: ein Erdbeben, das Verschwinden eines Erdstückes in einem See, das Einsinken eines Berges, das Austrocknen der See in der Nachbarschaft, das Erscheinen eines neuen Flusses, und noch jetzt lässt sich in der Konformation der Berge der alte Lauf verfolgen, den der Fluss früher genommen. Wie mir gesagt wurde, sollte erst kürzlich dort ein Anker ausgegraben sein, die Hügel umher sind alle mit Muscheln bedeckt. In der Nähe Keiktohs steht, jetzt weit im Inland, ein hoher Berg, dessen Pagoda früher als ein Leuchtthurm für die Schiffe in der See gedient haben soll. Zwanzig bis dreissig Meilen unterhalb Prome's springen die Felsen von Akouktoung, die frühere Grenze zwischen Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft VII.

Pegu und Birma, in den Irawaddi vor und dann, nach Abtrennung des Bassein - Armes, beginnt das Delta dieses mächtigen Flusses. Rangoon liegt an einem Nebenausflusse, dem Panlang (entsprechend Calcutta's Hooghly am Ganges), und in der trockenen Jahreszeit haben grössere Schiffe einen Umweg zu nehmen durch den China - Bukeer genannten Kanal, um den Hauptstrom zu erreichen. Der Irawaddi ist in der That der Ganges Ultra-Indiens, und sobald die oberen Provinzen des Birmesischen Reiches mit den Englischen Provinzen vereinigt sein werden bis zu den Bergen Assams und bis an die Grenze China's, muss der von dort herabströmende Handel aus Rangoon ein zweite Calcutta machen. Der Handel China's mit Ava ist gegenwärtig durch die Revolutionen unterbrochen, aber seine natürlichen Wege werden stets in der Richtung von Bamo, Theini und Mone laufen, während die künstliche Strasse, die man seit Richardson's Expeditionen von Zimmay nach Maulmein zu eröffnen suchte, nie den darauf gesetzten Erwartungen entsprechen kann. Die Shans von Kianhung und Kiantung treiben, wie ich von Augenzeugen erfuhr, einen regelmässigen Handel mit der 9 Tagereisen im Inneren Yunans gelegenen Stadt Munhlan (dem mysteriösen Esmok, worüber so viel spekulirt und gefabelt worden ist), dürfen aber darüber hinaus nicht das Innere China's betreten, so dass es also das Kiachta des Ostens bildet. Es scheint dem für die Sesatae eingerichteten Emporium an den Grenzen Thina's zu entsprechen, dessen der Periplus der Erythräischen See erwähnt.

Der Irawaddi strömt von den wilden Bergen der Khamti-Shans herab und erreicht die Birmesische Grenze an seinem Zusammenfluss mit dem Mogoung-Flusse, dann wäscht er die Wälle der alten Hauptstädte Tagoung, Amarapoora, Ava, Zagaing, Pagan, Prome und mündet in unzähligen Armen in die See aus. Es ist ein majestätischer Strom, aber seine mächtigen Wasser rollen durch ein bis jetzt nur spärlich angesiedeltes Land. Im Delta wird Reis gebaut und seit dem aufblühenden Handel Rangoons hat die zunehmende Kultur eine grössere Bevölkerung dahin gezogen, aber die oberen Provinzen sind bis jetzt noch nicht von dem elektrischen Funken des Verkehrs. getroffen, um die buddhistische Bevölkerung aus ihrem indolenten Traumleben zu wecken. Nagpie, der Schrecken jedes Fremden in Birma, wird dort für die tägliche Nahrung aus faulen Fischen verfertigt, Tabak für einheimische Cigarren wird hie und da gebaut, in der Nähe der Khyoungs erscheinen zuweilen einige Areca-Palmen, aus dem Saft der Palmyra wird etwas brauner Zucker verfertigt, eine rohe Art Indigo dient zum Färben der Kleider der Eingebornen, aber die einträglicheren Handelsartikel, die Baumwolle, die jetzt in grösseren Mengen gebaut zu werden

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anfängt, Cutch, Petroleum, die Produkte der Silber-, Bleiund Rubin-Minen sind ein Monopol des Königs.

Schiffe aus der See können sich der Mündung des Flusses nur langsam und vorsichtig nähern. Das Land ist niedrig und eben mit dem Meere. Keine Landmarke, keine hohe Spitze oder Vorgebirge dient als Leiter. Das Senkblei nur und die Richtung der Fluth geben einen Anhalt, bis das Wachtschiff erreicht ist oder sein Feuer Nachts erscheint. Dort ist die Station des Lootsen, der dann das Kommando übernimmt. Das erste Land, das sichtbar wird, ist ein bewaldeter Punkt, Elephant-Point, wo der ZollOffizier an Bord kommt. Von dort aufwärts sind die Ufer mit dichtem Jungle und Mangrove-Swamps bedeckt, durchschnitten von einem Labyrinth von Kanälen, ähnlich den Sunderbunds, bis die sogenannte Silberne Pagoda, die Pagoda Syriams, des alten Portugiesischen Hafens, wo der Abenteurer Philipp de Brito sich die Königskrone aufsetzte, in Sicht kommt. Nach einer neuen Wendung des Flusses erspäht das Auge die vergoldete Spitze der grossen Pagoda Rangoons, der Pagoda Sehuedagon, und sieht den ersehnten Hafen vor sich. Von Rangoon aufwärts sind die Ufer verhältnissmässig wohl angebaut, aber niedrig und in der Regenzeit überschwemmt. In der Nähe des Dorfes Yandoon mündet der enge Nebenarm in den breiten Hauptstrom des Irawaddi aus, der aber dort gleichfalls zwischen niedrigen und lehmigen Ufern fliesst. Im Osten erscheinen zuweilen am Horizonte die Bergreihen der PeguYoma und oberhalb der Austrittsstelle des Bassein-Arms im Westen die der Aracan-Yoma. Man passirt nach einander die Städte Donnabew, Henthada und Myanoung, die alle seit der Englischen Besitznahme die Zeichen eines zunehmenden Verkehrs tragen. Durch die in Grotten und buddhistische Figuren ausgemeisselten Felsen von Akouktoung, an denen die Bootsleute nur unter Vornahme einiger abergläubischer Ceremonien (ähnlich denen am Devilrock im Gambia) vorüberzufahren wagen, verengt sich der Lauf des Flusses und die von dort an hügeligen Ufer gewinnen an wechselvollen und pittoresken Ansichten, je mehr man sich Prome nähert, dessen Scenerie mehrfach mit der des Rheins verglichen worden ist. Die Stadt liegt in dem Recesse dunkelbelaubter Hügel, an deren Fusse die reich vergoldete Pagoda aufsteigt, und auf der anderen Seite tritt eine Reihe dicht bewaldeter Berge an den Fluss heran, unter denen der Kegel des Poeootaun hervorsteht, von dem herab Gaudama einst die künftige Entstehung der umliegenden Königreiche und Hauptstädte prophezeite. Von Prome gelangt man nach Thayetmyo, der Grenzstation des Englischen Gebiets, die von dem gegenüberliegenden Meaday dorthin verlegt worden ist, mit dem Zollhaus. Der Englische Grenzstein ist etwas weiter, aber zwischen

ihm und dem Birmesischen ist etwa 2 Meile lang herrenloses Gebiet und so natürlich der Tummelplatz aller Räuber und Banditen. Seit dem letzten Kriege ist nie ein eigentlicher Friede gemacht worden, und als der neue König, der durch eine Palast-Revolution auf den Thron gehoben war, Anerbietungen zu Einstellung der Feindseligkeiten machte, blieb jede Partei im Besitz des gerade okkupirten Gebiets, ohne die respektiven Grenzen genauer zu reguliren. Früher war dieser Theil des Irawaddi in den Händen von Fluss-Piraten, die manches reich beladene Boot zu ihrer Beute machten und die Mannschaft massakrirten, aber in der letzten Zeit hat man wenig davon gehört. Die erste Stadt im Birmesischen Gebiet ist Menhla, der Sitz des Gouverneurs und des Zolleinnehmers, ein gut bevölkerter Platz in einer sandigen Ebene, geschmückt durch die Pagode von Maloon, die zu Ehren Bandoola's errichtet wurde, des berühmten Generals in dem ersten Birmesischen Kriege. Die Ufer weiter aufwärts verlieren die tropische Vegetation des Südens und zeigen entweder Klippen rothen Sandsteins oder wellenförmige Sandsteinhügel, von Ravinen durchschnitten, mit niedrigem Busch werk oder Cactus. Man passirt nach einander die Städte Mengoon, Magwe, dessen prächtige Pagoda den Uferrand krönt, Yenangoung, wo das Birmesische Petroleum gewonnen wird, Sillehmyoh mit dem alten Krater des Paopa-daung in der Ferne und die ausgedehnten Ruinen Pagans, der alten Hauptstadt des Landes vom 9. bis 13. Jahrhundert, in den Zeiten seiner weitesten Macht und Grösse. Die Ufer werden dann niedrig und flach, besonders am Zusammenfluss des Kyendwen mit dem Irawaddi, aber bald springen die kühnen Felsen von Tsagaing (Gneis, Hornblende, Kalkstein) in den Fluss vor und man findet sich in der Einsamkeit des alten Ava, durch dessen Name Birma zuerst in Europa bekannt wurde, und wandert in der Stille seiner dunkeln Baumgänge, seiner verwilderten und mit Ruinen bestreuten Strassen, seines verfallenen Palastes, seiner bemoosten Mauern und Thürme. Weiterhin liegt Amarapoora, gleichfalls einst die dicht bevölkerte und reich geschmückte Hauptstadt eines weiten Reiches, gleichfalls jetzt in Trümmern, und dann erscheint zurück in der Ebene am Fusse eines Hügels das jüngste Kind Königlicher Laune, Mandalay oder Pattaniapoora, wo gegenwärtig die Residenz aufgeschlagen ist, eine Residenz mit Gold und Purpur verziert, die aber trotz all' ihres Glanzes nur das Ansehen einer Kollektion von Zelten trägt, die morgen wieder abgebrochen und neu versetzt werden mögen. Die einzigen dauerhaften Steingebäude im Lande sind die Khyoungs oder Klöster und für sie allein bebaut der buddhistischen Religion gemäss der Landmann sein Feld, sucht der Kaufmann nach Gewinn, sammelt der König den Tribut seiner

Vasallen. Sobald der Birmese eine Summe Geldes beisammen hat, giebt er es über zu den Priestern in der Form von Provisionen, Kleidern oder Bauwerken und der König verschwendet den grössten Theil der Revenüen für dieselben Zwecke, denn je rascher alles Werthvolle, Alles, was an die Erde bindet, amortisirt wird, desto rascher wird das Ziel des Neibban erreicht werden. Das Quadrat des Palastes ist ein Konvolut von Häusern, Gärten, See'n, künstlichen Bergen, Kasernen u. 8. w. und von einer hohen Mauer umgeben; dieses Quadrat steht in dem der eigentlichen Stadt, hauptsächlich von Beamten und Hofdienern bewohnt, das gleichfalls von einer hohen Mauer und mit einem Graben eingefasst ist, und ausserhalb desselben breiten sich die weiten Vorstädte aus, deren Strassen alle in rechten Winkeln ausgelegt sind, wo Kaufleute, Handwerker und die grosse Masse des Volkes zusammen leben. Wenn man von dem nahe gelegenen Hügel auf Mandalay niederblickt, schimmernd in dem Glanze seiner goldbedeckten Pagoden und Klöster, glaubt man Indra's Trayastrinsha oder den heiligen Garten Irans vor sich zu sehen, der in seiner viereckigen Form das Centrum bildet, wie jene Stadt den Brennpunkt des Reiches. Dorthin strömt Alles, was das Land ringsum producirt, und häuft sich an, um dem Himmel dargeboten zu werden. In den Vorstädten steht das Viereck der Stadt, in diesem das Viereck des Palastes und in diesem eine hohe Thurmspitze, den Wohnplatz des Königs andeutend, und diese Thurmspitze bildet die Achse, um die sich das Wohl und Wehe von Millionen dreht. Aber diese unbedingte Macht eines Einzelwillens scheint auch in Birma sich ihrem Untergange zu nähern und die Zeit wird nicht ferne sein, wo die Fortschritte der Anglosächsischen Kultur die Überreste des Birmesischen Reiches verschlingen werden. Eine Vorah

nung lebt im Volke, denn schon haben sie im Zwiespalt mit den Traditionen früherer Königssitze die neue Hauptstadt von dem Flusse fort ins Innere gerückt. Auf Mandalay's Hügel sitzt ein Gaudama mit dem ruhigen und unbewegten Ausdruck seines Gesichtes auf die Residenz niederblickend. Sie nennen ihn den Biadeit-Paya, denn dort, heisst es, stand einst Bhagavat und prophezeite, dass in späteren Generationen ein königlicher Palast die Ebene unter ihm überblicken würde. Aber auf der anderen Seite von Mandalay's Hügel, den Bergen zugewandt, sitzt ein anderer Gaudama, mit seinem unbewegten und ruhigen Gesichte nach den Bergen blickend, den Bergen der Shan-Völker, vielleicht der künftige Zufluchtsort für die königliche Race Birma's. Der Buddhist sieht den bunten Wechsel geschichtlicher Ereignisse seinem Auge vorüberfluthen, aber er sieht ruhig und unbewegt zu, wie sein Gott, denn Jahrhunderte und Jahrtausende sind

nur ein schwacher Tropfen in der Unendlichkeit seiner Kalpen.

Von Mandalay passirte ich die Wasserscheide zwischen dem Irawaddi und dem Sittang oder Pounloung und erreichte den letzteren bei einem Zinsowa genannten Dorfe in der Nähe der durch ihre Teak-Waldungen bedeutenden Stadt Ningyan. Der Fluss tritt dort aus den Shan-Bergen hervor und ist, wie mir gesagt wurde, nur für eine halbe Tagereise weiter aufwärts schiffbar. Seine Quelle ist nördlich von dem Nyoung-yuwé-See. Nach der Birmesischen Tradition, die stets vier Flüsse zusammengruppirt, strömt

aus einem Elephanten-Rachen mit drei Gefährten, die respektive in dem Rachen eines Tigers, einer Kuh und eines Drachen ihren Ursprung nehmen. Es ist ein verrätherischer Fluss, voll von Sandbänken, Wasserschnellen, Landfällen, der durch ununterbrochenen Jungle dahin fliesst, aus dem man Tage lang nur das unheimliche Gestöhn der Waldvögel vernimmt oder das Geheul der wilden Bestien. Der Strom ist reissend und schiesst die Felsen oft einer geneigten Ebene gleich nieder, so dass man wie auf einer Rutschbahn hinunterfährt. Die Birmesische Grenze wird bei Maiho passirt und man erreicht die Englische bei dem Dorfe Myohla, wo sich eine Polizei-Station befindet. Von dort bis Toungoo werden Häuser und Dörfer häufiger, aber trotzdem bleibt der allgemeine Eindruck des Flusses der einer undurchdringlichen Wildniss, die noch die Hand des Kultivators erwartet, um sie bewohnbar zu machen. Toungoo ist die erste Stadt von Bedeutung an dem Flusse, die erreicht wird, und ist der Sitz des Englischen Deputy Commissioner. Seine alten Mauern erheben sich stolz zwischen den dichten Wäldern, die sie umgeben, und erinnern an vergangene Zeiten, wo mächtige Könige von dort zu Kriegen und Eroberungen auszogen. Die weiten TeakPflanzungen der Umgebung haben seit dem zunehmenden Herabflössen des Holzes ein reicheres Leben nach Toungoo gebracht, dessen Einfluss sich schon in den einheimischen Klassen der Bevölkerung fühlbar macht. Von Toungoo abwärts sind die bewaldeten Lehmufer des Flusses alljährlichen Überschwemmungen während der MonsunRegen ausgesetzt und alle Dörfer stehen dann in einem tiefen Moraste. Der Fluss windet sich in unaufhörlichen Krümmungen bis nach Shoay-gheen, einer malerisch im Kessel wellenförmiger Hügelreihen gelegenen Stadt, die indess gleichfalls während der Regen in ein Venedig verwandelt wird, so dass man in den Strassen mit Booten zu fahren hat. Die Höhen, die sich hinter der unteren Stadt erheben, bieten jedoch einen frischen und trockenen Aufenthalt und dort finden sich die Wohnungen der Beamten so wie die Baracken der Truppen, die früher dort stationirt waren, jetzt aber meist zurückgezogen sind. Shoay

gheen (goldenes Sieb) führt seinen Namen von Goldwäschereien, die dort früher von den Lawas betrieben wurden, von den Birmesen aber nur wenig berücksichtigt sind. Zwischen Shoay-gheen und Sittang, der letzten Stadt von Bedeutung am Sittang-Flusse, sind die Ufer besser angebaut, aber am letzten Platze macht sich in den hohen Fluthen schon die Nähe des Meeres bemerkbar, so wie der Einfluss der Bore, die dem Namen des Sittang-Flusses seinen schlechten Klang gegeben hat und jede Schifffahrt auf dem unteren Flusse unmöglich macht. Wenige Meilen unterhalb der Stadt Sittang geht ein Creek auf dem Weg nach Maulmein ab und etwas weiter abwärts ein mit dem Pegu-Flusse kommunicirender Kanal für die nach Rangoon fahrenden Boote, und da beide Strassen nur während der Höhe der Regen offen sind, wo die Kraft der Bore durch die Gewalt des niederströmenden Wassers in dem angeschwollenen Flusse gebrochen wird, so ist die Gefahr dann geringer, aber man hört dennoch oft genug von Unglücksfällen. Die Bore des Sittang ist nach den Beschreibungen weit furchtbarer als die des Ganges. Die See stürmt unter donnerndem Getöse in einem dichten Wasserwalle den Strom aufwärts und zerschmettert Alles, was in den Weg kommt. Der Sittang mündet in einer geschlossenen Bucht seitlich von dem Delta des Irawaddi und es ist wahrscheinlich in Folge der vor seiner Mündung gebildeten Sandbänke, wodurch die Fluthwellen gestemmt und aufgestaut werden, so wie in Folge der von zwei Seiten dort zusammentreffenden Fluthströmungen, dass die Bore in den Zeiten des Neu- und Vollmondes dort zu Stande kommt. Für Maulmein und besonders für Rangoon bestimmte Schiffe haben sich stets sorgsam vor der Mündung des Sittang zu hüten, denn es heisst, dass noch keines entkommen sei, das einmal in seine Strudel hineingezogen wurde. Die Folge ist, dass die genaue Mündung des Sittang ganz unbekannt ist, da noch kein Survey hat gemacht werden können. Boote der Eingebornen sollen dann und wann in sehr vereinzelten Fällen die Passage wagen, aber immer nur im besten Wetter und während der Viertel des Mondes, und dann gehen sie nicht durch die offene See, sondern über die Watten nach Rangoon. Der ganze untere Lauf des Sittang ist eine terra incognita, der Aufenthaltsort zahlloser Elephanten, Tiger und Rhinoceros, so wie bei Gelegenheit der Versteckplatz von Decoits oder Viehdieben, deren Aufsuchung dem in der Stadt Sittang stationirten Magistrate viele Schwierigkeiten verursacht. An der Mündung des Flusses wird gesagt, dass eine Menge Teakholz sich angesammelt hat, das in Folge der durch die Bore zerschlagenen Flösse dort hinabtrieb.

Während der Regen des südwestlichen Monsun kommunicirt der Sittang-Fluss theils durch Creeks, theils durch

Überschwemmungen des flachen Landes auf der einen Seite mit dem Irawaddi, auf der anderen mit dem Salween, so dass dann eine ununterbrochene Wasserverbindung längs der ganzen Küste Pegu's von Maulmein bis nach Bassein Statt hat, und die Binnenschifffahrt während dieser Zeit ist bedeutend. Auf dem Wege nach Maulmein verliess ich den Sittang-Fluss bei dem Dorfe Wimbbedoh und fuhr einen kleinen Creek aufwärts, der in die überschwemmten Ebenen führte, über welche der Cadat-Fluss erreicht wurde, an dem die betriebsame Stadt Keiketou liegt. Diesen Fluss fuhren wir am nächsten Morgen abwärts und verliessen ihn dann, um über die Kwins (überschwemmten Ebenen) den Huet-tein-Creek zu erreichen und dann den Youngkami-Creek, wo wir die Nacht in einem Dzeat zubrachten. Das ganze Land muss hier früher Meeresboden gewesen sein, denn noch jetzt ist in der trockenen Jahreszeit die Salz-Manufaktur bedeutend, indem die Erde aufgegraben, ausgelaugt und gekocht wird. Am nächsten Morgen langten wir in Kokaduth an, an dem gleichnamigen Flusse, einem nicht unbedeutenden Dorfe am Fusse der Hügelreihe, auf der die heilige Theiketa - Pagoda steht. Der Ort liegt jetzt etwa eine Tagereise von der Mündung des Flusses ins Meer, aber nach einer Tradition des Volkes, wie mir der Goung (Schulze) erzählte, war früher das umliegende Land eine Insel im Meer und Pilgrime, die von Thatung nach Theiketa wallfahrteten, pflegten dort mit ihren Schiffen anzulegen als Halteplatz (Kado), woher der Name Kokaduth abgeleitet sei. Das Festland habe sich in der Zeit von Alompra gebildet, ein Datum, worauf indess nicht viel Werth zu legen ist, da Alompra in Birma und Pegu eine Alles erklärende und entschuldigende Persönlichkeit repräsentirt. Dieselbe Erzählung von dem Anlegeplatz der Schiffe hatte ich jedoch schon ein Paar Tage zuvor von einem Poonghee gehört und es sollen die Überreste eines Portugiesischen Forts an dem Hügelabhang existiren. Von dem Kokaduth-Flusse fuhren wir durch einen überschwemmten Wald, wo es grosse Achtsamkeit erforderte, sich nicht zu verirren, nach Shoay-hlay am Beling-Flusse, einem breiten und tiefen Strome, der indess durch Sandbänke an seiner Mündung für Seeschiffe unzugänglich ist. Vom Beling kreuzt man in 3 oder 4 Tagen über zum Salween-Flusse und fährt dann diesen abwärts nach Maulmein. Ich nahm indess von Shoay-hlay am nächsten Morgen einen Umweg über Thatung, um diese älteste Stadt Pegu's zu besuchen, und hatte von dort während weiterer 3 Tage ein Gewirre von Kanälen, Creeks, überschwemmten Wäldern und Feldern zu passiren, bis ich den Salween erreichte und in die von den Pagoda-gekrönten Hügeln Martabans und Maulmeins umzogene Bai einfuhr. Der Salween ist ein Strom, der an Mächtigkeit

dem Irawaddi sehr nahe kommt, aber sein Lauf geht meist durch die Länder der wilden Karenni, die seine Ufer unsicher machen, und er ist voll von Wasserschnellen und Felsen, die jede Schifffahrt unmöglich machen und ihn nur für das Herabflössen des Teakholzes brauchbar lassen. Die Karens, die die Ufer seines grossen Nebenflusses, des Yonsalen, bewohnen, waren bisher in beständigen Aufständen. begriffen unter ihren Men-loungs (Embryo-Königen), sind aber seit einiger Zeit unter den Einfluss der Missionäre

gebracht und werden seit der Vermehrung der Englischen Stationen an der Grenze bald in eine ruhige und nützliche Bevölkerung verwandelt sein.

Die Mündung des Salween beginnt seit einigen Jahren mehr und mehr zu versanden und der Kanal für die Schiffe bei Amherst ist beständigen Veränderungen unterworfen, so dass es für das alte Maulmein immer schwieriger wird, mit dem neu aufspringenden Rangoon zu konkurriren. Maulmein, September 1862.

Geographische Notizen.

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Die,,Sieben Sterne" bei Schaoking in China. Nördlich von der Stadt Schaoking am Sikiang, der ehemaligen Residenz des Vicekönigs von Quangsi und Quangtong, erhebt sich eine Hügelgruppe, welche nach dem Sternbild des Grossen Bären ,,Die Sieben Sterne" benannt wird 1). Diese in mehrfacher Beziehung interessante Gruppe ist in neuester Zeit einige Mal von Englischen Offizieren besucht worden und Lieutenant Oliver, der im März 1861 einen Tag dort zubrachte, giebt folgende Beschreibung davon 2):

Wir verliessen die Stadt durch das nördliche Thor um 101 Uhr Vormittags und erreichten den grössten Felsen der Sieben Sterne, Sam-Sin-Kun, um 11 Uhr. Schon von der Stadt aus hatten wir diese Marmor-Felsen gesehen, sie glichen in der Ferne den Needles der Insel Wight

1) S.,,Geogr. Mitth." 1861, S. 110 und Tafel 6.

2) Proceedings of the R. Geogr. Soc. of London, Vol. VI, No. 5.

auf ebener Fläche und hatten zum Hintergrund eine Kette hoher Berge. Es sind sieben Felsen von schönem Marmor, etwa 200 Fuss hoch. Diese Sieben Sterne sind höchst merkwürdig und ich weiss nicht, wie ich mir ihre Gegenwart erklären soll, da sie mit ihren zerrissenen Spitzen und senkrechten Wänden mitten aus einer grossen Ebene hervorgestossen zu sein scheinen. Wir bestiegen den Gipfel des östlichsten Felsen, der zugleich der grösste ist. Auf ihm befinden sich zwei Buddha-Tempel, in deren unterem eine sorgsam ausgearbeitete Statue des Buddha mit 48 Armen zu sehen ist. An allen Felsen sind Inschriften von riesigen Dimensionen. Wir erreichten den Gipfel des östlichen um 12 Uhr und ich fand daselbst einige Farne.

Darauf gingen wir zu dem Tempel von Kun-Yum-Ngam in dem zweitgrössten, dem östlichsten zunächst gelegenen Felsen. Hier ist die wundervolle,,Höhle der Sieben Sterne". Sie ist zum Theil ausgehauen, um ein Joss-Haus darzustellen, dessen Götzenbilder aus auserlesenen Marmor-Arten bestehen. Zwei Figuren von Kriegern, ebenfalls aus weissem polirten Marmor, stehen dem Altar gegenüber vor dem Götzenbild und erinnern an ähnliche Bild werke in alten Kirchen und Domen zu Hause. Die Stalaktiten in allen erdenklichen Formen, welche das Licht von oben mit zahllosen funkelnden Krystallen reflektiren, bildeten einen schönen Baldachin. Diese Klause, um sie so zu nennen, ist nur der Eingang zu der grossen Grotte, zu der man einige 40 Stufen hinabsteigt. Hier erwartet uns ein herrlicher Anblick. Der ganze Felsen scheint ausgehöhlt zu sein, grosse Krystalle hängen in die Hellung herab, während ihre Wurzeln oben in gänzliches Dunkel gehüllt und nur dann und wann beim Werfen einer Rakete zu sehen sind. Als wir unsere Flinten und Pistolen abfeuerten, waren Donner und Wiederhall grossartig, sie verbreiteten sich mit heiserem Murmeln bis in die Eingeweide des Berges. Die Höhle erinnerte mich sehr an die von Han in Belgien. Der Effekt wurde noch erhöht, wenn unsere Kugeln Krystalle von der Decke abschossen und diese beim Herabstürzen auf die Vorsprünge der Felsen in tausend Funken zersplitterten. Der Buddhistische Eremit machte uns sodann auf einen hohlen Felsen, eine natürliche steinerne Trommel, aufmerksam; stark angeschlagen vibrirte sie und gab in der That einen nicht unmusikalischen Laut, - ein Chinesischer Memnon. Wir zündeten nun zusammengedrehte Bambus-Fackeln an und drangen 14 Engl. Meile

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