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1) Reise nach Kuara und Donkor, zwei sehr interessanten Landschaften, wo die Quellen des Rahad und Dender sich befinden und von wo ich die von den Negern (Schangalla) bewohnten Gebirge studiren kann. Diese Neger zerfallen in 6 Tribus, 3 im Norden und 3 im Süden des Abai. Die berühmten Zabala mit langen blonden Haaren, die der Missionär G. Beltrame beschrieben und abgebildet hat und die Parkyns nach Hörensagen unter dem Arabischen Namen Abu-Djerid kannte, sind in Kuara wohl bekannt und ich werde versuchen, dieses seltsame Volk zu studiren. Nach den mir zugekommenen Nachrichten könnten Russegger und Tremaux mit ihrer Zeichnung des Abai oberhalb Fazoql Recht haben gegen alle Kartographen.

2) Detaillirte Aufnahme des Tana. Es ist merkwürdig, dass man auf allen vorhandenen Karten so grosse Unterschiede in der Zeichnung des See's findet. Nach meiner flüchtigen Aufnahme des nördlichen und östlichen Ufers kann ich versichern, dass für das Nordufer Bruce allein exakt ist; der Golf, den Rüppell und nach ihm die Deutschen Kartographen im Nordosten des See's angeben, existirt nicht, obwohl der See von den Höhen bei Tschelga aus gesehen diese Form zu haben scheint. Es ist eine optische Täuschung, die sich die Topographen leicht durch die Verkürzung der Perspektive in den Ebenen erklären können. Für den südlichen Theil ist Lefèvre der genaueste von allen.

3) Reise nach Gurague. Diese Provinz gehört jetzt zu den Ländern, welche Theodor II. unterworfen sind. Man gelangt von Ankober aus in 7 Tagen dahin. Sie grenzt an das halb fabelhafte Königreich Zindjero, das wirklich existirt, obwohl es die modernen Karten verleugnen. Der See Zwaye gehört nicht dazu. Die Quellen des Hawasch sind noch unbekannt, denn es scheint erwiesen, dass Rochet d'Héricourt in diesem Punkt das Publikum getäuscht hat.

4) Reise von Massaua zum Langay und zurück über Kassala und Keren. Diess wäre die leichteste, obwohl längste von allen, und würde eine die Augen beleidigende Lücke der Karten ausfüllen. Sie würde die Hydrographie des Barka, Langay und Gasch feststellen, die Richtung und geologische Beschaffenheit der schönen Bergkette des Langay und ihre Grenze gegen die flache steinige Wüste von Berber feststellen und über die ethnographischen Verhältnisse Aufschlüsse geben.

5) Reise in die Kolla, nach Waldubba, Wolkaït, Armetschoho und das Land des Wod Nimr. Dort sind in topographischer wie ethnographischer Beziehung interessante Studien zu machen und ein kleiner autonomer Takruri-Staat, Gadabi, zu untersuchen.

,,Damit haben Sie mein Programm; ich schicke es Ihnen, weil ich mich dadurch gewissermaassen binde. Auf meiner früheren Reise habe ich Vieles angekündigt, was ich nicht ausgeführt, und Anderes ausgeführt, was ich nicht angekündigt hatte, aber jetzt glaube ich mehr Herr meiner Bewegungen zu sein.

,,Zum Schluss bitte ich, alle Reisenden, die Abessinien betreten wollen, zu benachrichtigen, dass dieses Land für alle Europäer ein grosses Staatsgefängniss ist. Man kommt leicht hinein, aber nur, um in die Hände einer vexirenden Polizei und habsüchtiger Beamten zu fallen, bis man die Protektion des Negus erhalten hat, der ohne Unterlass mit Kämpfen an den entgegengesetzten Grenzen des Reichs beschäftigt und daher schwer zu finden ist. Theodor II. erweist sich sehr wohlwollend gegen alle Europäer, aber er kann das gewohnte Misstrauen und die Ungastlichkeit seines Volkes nicht ändern, nur unter seinen Augen ist man vor allen Vexationen sicher. Meiner Ansicht nach ist es leichter, in Marokko zu reisen als in Abessinien."

Übersicht der neuesten bereits im Gange befindlichen oder projektirten
Afrikanischen Reisen.

Wie zu erwarten war, hat die ruhmwürdige Entdeckung von Speke und Grant das Interesse an der Erforschung Afrika's aufs Neue mächtig angeregt; weit entfernt, sich mit der nun festgestellten Thatsache zu begnügen, dass der Nil seinen Ursprung zunächst aus dem grossen Binnensee von Ukerewe nimmt, dringt man von allen Seiten darauf, auch die letzten Zweifel über die Nil-Quellen zu lösen, namentlich die Zuflüsse jenes See's, die nur erst dunkel angedeuteten benachbarten See'n und die im Osten des Nil-Quellen - Beckens aufsteigenden Gebirge mit ihren vulkanischen Schneegipfeln zu untersuchen, denn bei aller Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft IX.

freudigen Anerkennung des Speke'schen Erfolges muss man sich eingestehen, dass zu einer vollständigen Erkenntniss des Quellgebiets noch viel fehlt. In diesem Sinne liess auch der Herausgeber dieser Zeitschrift vor Kurzem eine Aufforderung an Österreich ergehen, die weitere Erforschung des Nil-Quellen-Beckens in die Hand zu nehmen. Er führte darin aus, wie Österreich ganz besonders berufen scheine, eine Expedition zu diesem Zweck auszurüsten, und wie es zunächst nöthig sei, das gewaltige Wasserbecken des Victoria Nyanza oder Ukerewe seiner ganzen Peripherie nach zu bereisen, um seine Hauptzuflüsse ken

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nen zu lernen, dann diese zu verfolgen, ihre Beziehungen zu den Schneebergen festzustellen und somit die letzten und eigentlichen Nil - Quellen ans Licht zu ziehen. Es wurde dabei erwähnt, dass bei einem solchen Unternehmen auch die Dienste des Herrn Miani, der im Jahre 1860 von Norden her am Weissen Fluss bis 31° N. Br. hinaufgegangen war, Verwendung finden könnten.

Nun finden wir im ,,Osservatore triestino" vom 5. und 17. August d. J. einen ,,Appello alla nazione inglese" und einen zweiten Brief an Sir Roderick Murchison mit der Überschrift:,,L'albero Miani trovato nell' Africa centrale dai signori Speke e Grant" von Miani, worin er wie in seinem früheren Protest (s.,,Geogr. Mittheilungen" 1863, Heft VII, S. 274) verschiedene Differenzen zwischen Speke's Aussagen und seinen eigenen Erkundigungen hervorhebt) und am Schluss bekannt macht, er unternehme unter den Auspicien des Kaisers von Österreich eine wissenschaftliche Expedition nach dem oberen • Weissen Nil und werde von zwei Offizieren des MilitärGeographischen Instituts und der Österreichischen Kriegsmarine begleitet, welche die von ihm angegebenen astronomischen Positionen rectificiren sollen. In einem Privatbrief vom 12. August meldet er uns zwar, dass er vorerst nur im Allgemeinen ein Versprechen des Kaisers habe, ihn bei seinem neuen Unternehmen zu unterstützen, aber es scheint hiernach doch sicher, dass von Seite Österreichs in dieser Sache Etwas geschehen soll.

Inzwischen ist bekanntlich der Englische Reisende Samuel W. Baker bemüht, den nordwestlich vom Ukerewe gelegenen See Luta Nzige und seine angebliche Verbindung mit dem Nil zu untersuchen (s.,,Geogr. Mitth." 1863, Heft VI, S. 229), und von Osten gelingt es vielleicht dem Baron von der Decken und seinem Begleiter Dr. Kersten, den Riesenvulkan Kenia und seine hydrographischen Beziehungen zu dem Baringo und Ukerewe zu erforschen, wenn sein Plan, den von jenem Vulkan herabkommenden, in den Indischen Ocean mündenden Dana-Fluss mit einem Dampfer aufwärts zu befahren, sich als ausführbar erweist

1) Auch diese Differenzen beruhen jedoch meist auf falschen Voraussetzungen Miani's, namentlich auf seiner Annahme, dass er südwärts bis zum 2. Breitengrade vorgedrungen sei, während doch schon Peney nachgewiesen hat, dass Miani's Route viel zu lang gestreckt, seine Positionen also viel zu südlich angesetzt sind, und Speke den Baum in Galuffi, in welchen Miani am 28. März 1860 seinen Namen einschnitt, d. i. den südlichsten Punkt, den Miani erreichte, unter 31° N. Br. fand.

Leider scheint der Eifer den Herrn Miani in seinen Angaben und Behauptungen überhaupt zu weit zu führen, wie wir noch bei der Korrektur dieses Blattes eine solche Angabe zu rügen gezwungen sind: er behauptet nämlich in seinem in der Wiener Zeitung vom 20. August publicirten Briefe, datirt vom 13. desselben Monates, dass der Herausgeber dieser Zeitschrift die Absendung einer neuen Expedition deshalb für nöthig halte, damit die Entdeckung der Speke'schen Expedition verificirt werde. Unseren Lesern brauchen wir nicht auseinanderzusetzen, dass wir die Speke'schen Entdeckungen selbst nicht in Zweifel ziehen, sondern sie um neue vermehrt zu sehen wünschen.

(s.,,Geogr. Mitth." 1863, Heft VIII, S. 313). Hätten wir nicht hundertfältig die Erfahrung gemacht, dass sich bei Afrikanischen Expeditionen der Erfolg jeder menschlichen Berechnung entzieht, so könnten wir uns der Hoffnung hingeben, schon durch diese drei, von einem Italiener, einem Engländer und einem Deutschen geleiteten Unternehmungen alle wesentlichen Fragen in Bezug auf die drei See'n Ukerewe, Luta Nzige und Baringo und ihre Quellflüsse erledigt zu sehen, doch halten wir es für wahrscheinlicher, dass erst eine viel längere Reihe von Expeditionen dieser Aufgabe vollständig gewachsen sein wird. An Muthigen wird es nicht fehlen, die da eintreten, wo ein Vorgänger den Umständen hat weichen müssen oder dem tückischen Klima erlegen ist. Diess verbürgt uns die bedeutende Anzahl von Reisenden, die gegenwärtig in Afrika verweilen oder dahin zu gehen im Begriff stehen, und besonders sind es unsere Landsleute, die unbeirrt von dem traurigen Schicksal eines Vogel, Roscher, Freiherrn v. Barnim, v. Harnier, Steudner auf dem gefährlichen, aber um so ruhmvolleren Forschungsfelde Afrika's Lorbeeren zu pflücken streben.

Im Nil-Gebiet weilen von namhafteren Reisenden noch Th. v. Heuglin, der am 4. Juni, von einer heftigen Dysenterie zurückgehalten, noch am See der Rek sich befand, aber der Tinne'schen Expedition, die zehn Tage zuvor westwärts in das unbekannte Innere, zunächst nach dem KosangaGebirge, aufgebrochen war, so bald als möglich folgen wollte (s. Seite 355 dieses Heftes), und Petherick, von dessen Gemahlin wir gewiss eine interessante Beschreibung der höchst gefahrvollen Landreise zu erwarten haben, die beide von Gog am Weissen Nil (63° N. Br.) südlich nach Jambara ausgeführt haben, ehe sie mit Speke bei Gondokoro zusammentrafen. Sie gingen zunächst westlich nach einem Etablissement in der Landschaft der Rol, wozu sie der vielen Sümpfe und Lagunen so wie bewaffneter Angriffe von Seiten der Eingeborenen wegen nicht weniger als 2 Monate brauchten, und setzten nach sechswöchentlichem Aufenthalt die Reise von dort südwärts nach Petherick's Etablissement unter den Moro am Jeji fort, was wiederum etwa 2 Monate in Anspruch nahm. Sie kamen dabei durch vollständig unbekanntes Gebiet westlich vom Weissen Nil. (S. Athenaeum, 29. August 1863.)

Herr Joh. Dümichen aus Berlin, Schüler von Brugsch und Lepsius, hat im März d. J. Ausgrabungen in Sobah am Blauen Fluss unfern Chartum veranstaltet und darauf von Chartum aus eine archäologische Wanderung nilabwärts unternommen, welche, auf 10 Monate berechnet, gute Resultate verspricht.

Von Schubert, dem ehemaligen Begleiter v. Heuglin's, der am 16. November 1862 mit dem Elephantenjäger

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Übersicht der neuesten bereits im Gange befindlichen oder projektirten Afrikanischen Reisen.

Klaincznik aus Krain von Chartum nach dem Lande der Njamjam unter Segel gegangen war, hören wir durch. v. Heuglin, dass er sehr leidend in Kosanga zurückgeblieben sei, während Klaincznik am 1. Juni nach dem See der Rek zurückgekommen war und wahrscheinlich als Führer für die Tinne'sche Expedition engagirt sein wird.

Dass Lejean im äussersten Osten des Nil-Gebiets mit grossen Plänen umgeht und bereits viel gearbeitet hat, bezeugt sein in diesem Hefte abgedruckter Brief.

Ein recht auffälliges Beispiel, wie wenig die häufigen Todesfälle unter den Afrikanischen Reisenden unsere ehrgeizigen und wissbegierigen Landsleute abzuschrecken vermögen, ist das gleichfalls in diesem Hefte angezeigte Projekt des Botanikers Georg Schweinfurth. Er hat die von Dr. Hartmann auf der v. Barnim'schen Expedition in den Nil-Ländern gesammelten Pflanzen bestimmt und beschrieben, und obwohl ihm somit das beklagenswerthe Schicksal des jungen Fürstensohnes recht lebhaft vor Augen stehen musste, siegte doch der Wunsch nach eigener Anschauung der tropischen Pflanzenwelt Afrika's über alle Bedenken und Befürchtungen. Ja wir können gleich ein ganz ähnliches zweites Beispiel hinzufügen. Der Lehrer Carl Mauch aus Ludwigsburg in Württemberg schrieb uns am 7. August d. J., er sei nach Jahre langen Vorbereitungen entschlossen, eine Reise nach dem tropischen Afrika auszuführen, gleichsam zum Ersatz für den verstorbenen Dr. Steudner, und werde noch im August von Triest abreisen.

Im mittleren Sudan, in den Ländern am Tsad-See, hält sich nunmehr seit einem Jahre Moritz v. Beurmann auf, doch haben wir leider noch immer keine Nachricht von ihm, seitdem er am 12. August 1862 beim Brunnen Agadem zwischen Bilma und Bornu dem vormaligen Diener Vogel's, Mohammed ben Sliman, begegnete (s.,,Geogr. Mittheilungen" 1863, Heft VI, SS. 225-228).

Timbuktu von Algerien aus zu erreichen, ist der Plan des Herrn Gerhard Rohlfs aus Bremen, der im vorigen Jahre unter der Maske eines Mohammedaners eine kühne Reise durch die Marokkanische Sahara glücklich zurückgelegt hat. Er ist am 24. August von Blidah abgereist.

Auch sind die Niger-Länder das Ziel verschiedener Französischer Unternehmungen. Während Dr. Baikie noch immer daselbst verweilt, nachdem er in letzterer Zeit einen Ausflug nach Kano gemacht hat, sucht Jules Gérard von Sierra Leone aus die Quellen des Niger zu erreichen und wird Capitaine Magnan auf Kosten der Französischen Regierung versuchen, den Fluss mit mehreren Dampfern möglichst weit aufwärts zu befahren (s. ,,Geogr. Mitth." 1863, Heft II, S. 68); von Westen her aber wird der wieder zum Gouverneur von Senegambien ernannte General Faidherbe einen geordneten Verkehr zwischen dem Senegal und dem

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oberen Niger energisch anstreben, obgleich die Eroberung Massina's und Timbuktu's durch El Hadj Omar, den erbitterten Feind der Franzosen, allen solchen Projekten grosse Schwierigkeiten entgegenstellt.

Im Niger-Delta ist Capitaine Brossard de Corbigny seit Ende vorigen Jahres mit Aufnahmen beschäftigt, die sich auf alle Flussmündungen der Westküste zwischen Volta und Zaire erstrecken sollen; einen Arm des grossen Ogouwai-Delta's beim Kap Lopez hat kürzlich der Französische Dampfer,,Le Pionnier" ziemlich weit aufwärts befahren, und über jene unter dem Namen ,,Gabun-Länder" zusammengefassten Gegenden West-Afrika's werden wir bald auch wieder von Du Chaillu Mittheilungen erhalten, der sich am 6. August d. J. von England aus von Neuem dahin begeben hat.

Süd-Afrika haben Baines und Chapman jüngst von der Walfisch-Bai bis zur Mündung des Zambesi quer durchreist und der Missionär Hahn kehrt diesen Sommer aus Deutschland zu den Namaquas und Damaras zurück und hat sich mit den nöthigen Instrumenten versehen, um auch für die Geographie des Inneren von Süd-Afrika noch erfolgreicher wie bisher thätig sein zu können.

Von der Ostküste aus wird Baron von der Decken, wie oben erwähnt, den einen oder anderen Fluss hinaufzufahren versuchen und die Zeit bis zur Ankunft des zu diesem Zweck bestellten Dampfers wünschte er durch einen Besuch Madagaskars nützlich auszufüllen. Eben so hat Dr. Schläfli sein Auge auf Madagaskar gerichtet und bekanntlich ist eine Französische Expedition zur wissenschaftlichen und kommerziellen Erforschung der Insel abgegangen, aber es ist zweifelhaft, ob Madagaskar unter den jetzigen Umständen wissenschaftlichen Reisenden überhaupt zugänglich ist; sollte diess nicht der Fall sein, so wollte. sich Dr. Schläfli zunächst nach den Seychellen und später nach irgend einem Theil Ost-Afrika's wenden.

Schon aus dieser kurzen Übersicht der wichtigsten Afrikanischen Reisen neuester Zeit ersieht man, wie eifrig dieses Feld auf allen Seiten bearbeitet wird und welchen grossen Antheil die Deutschen, angefeuert durch das Beispiel eines Barth, eines Vogel und so vieler Anderer, an dieser Arbeit haben 1).

1) Mancher unserer Leser könnte vielleicht in dieser Aufzählung die Fergusson'sche Luftballon-Fahrt von Zanzibar nach dem Senegal vermissen. Dem Kundigen brauchen wir freilich nicht erst zu sagen, was er von Jules Verne's Buch,,Cinq Semaines en Ballon" (Paris, Collection Hetzel) zu halten habe, aus dem zuerst das,,Magazin für die Literatur des Auslandes" und nach ihm viele andere Journale und Zeitungen unter dem Titel,,Eine fünfwöchentliche Luftreise quer über Afrika" einen Auszug brachten; Viele haben sich aber durch die dreiste Berufung auf den Herausgeber dieser Zeitschrift und angebliche Französische Zeugen irre machen lassen, so dass es immerhin nicht schaden kann, wenn wir hiermit ausdrücklich erklären, dass das Ganze ein blosses Phantasiestück ist.

Bericht über die Kaukasische Triangulation im Jahre 1862.

Aus dem Russischen des Capt. Stebnitzkij übersetzt von N. v. Seidlitz.

Die im Laufe der Jahre 1860, 1861 und 1862 gemessene Kaukasisch-Donische Reihe von Dreiecken erster Klasse bildet eine Fortsetzung der Trans-Kaukasischen Triangulation. Dieses Netz erstreckt sich von den ersten Abstufungen der Kaukasus - Kette über das Terek - Gebiet (Terskaja Oblast), das Stawropoler Gouvernement und das Land des Donischen Heeres bis zur Verbindung mit der NeuRussischen trigonometrischen Vermessung bei der Stadt Nowotscherkassk.

Die Kaukasisch - Donische Reihe besteht aus 72 Dreiecken erster Klasse, die sich über eine Landstrecke von 4° 40' Breite und 5° 22' Länge ausdehnen; sie enthält 3 Polygone und 10 Diagonalen.

Im südlichen Theile der Reihe ward die Jekaterinograder Korrektions- Basis vermessen, während sie an ihrem nördlichen Ende mit der Nowotscherkasskischen Basis der Neu-Russischen Vermessung verknüpft wurde.

Vom südlichen Theile der Reihe zweigt sich bei der Stadt Wladikawkas die Tschetschenische Dreieckreihe ab, die mit der Daghestanischen verbunden ist; von ihrer Mitte, nördlich von Stawropol, geht die Kubanische Reihe ab, welche im vorigen Jahre, 1862, bis zur Stadt Jekaterinodar geführt wurde, von wo sie zur Verbindung mit der Krim'schen Triangulation bis nach Kertsch und Taman fortgesetzt werden wird.

Ausserdem sind in der südlichen Reihe, bis nach Stawropol hin, fast von allen Punkten aus die wichtigsten Schneegipfel der Kaukasus-Kette beobachtet worden, die beiden Gipfel des Elbrus, der Dych-tau (Anonymus der Kaspischen Expedition), der Kaschtan-tau, Kasbek u. a.

An jedem trigonometrischen Punkte wurden hölzerne Pyramiden von etwa 3 Faden Höhe errichtet, die in ihrer oberen Hälfte mit Brettern beschlagen wurden, welche, um' besser gesehen zu werden, mit Kalk geweisst worden sind. Die obere regelmässige Trommel, in der die Balken der Pyramide zusammenkommen, wurde als Beobachtungs-Objekt bei der Messung der Winkel fixirt.

Die Horizontal-Winkel der Dreiecke wurden mit zwei grossen Theodoliten Ertel's (auf denen vermittelst Verniers 4" abgelesen werden) nach der Methode vielmaliger Vermessung, bei ruhiger Abbildung der Objekte oder unbedeutender Schwankung derselben, vermessen. Jeder Winkel wurde mit wenigstens 6 vollen Sätzen gemessen, gewöhnlich war aber die Anzahl der Sätze grösser als angegeben und im Mittel für jeden Winkel 8.

Die Vertikal - Winkel wurden mit zwei Sektoren des Mechanikers Brauer durch nicht weniger als vier Sätze gemessen, wobei der Barometer- und Thermometerstand aufgezeichnet wurde.

Genauigkeit der Winkel- Messungen.

Im südlichen

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der mittlere Fehler eines Winkels

der wahrscheinliche Fehler eines Winkels

1,194"

0,805

Im nördlichen Theile der Reihe, der aus 50 Dreiecken besteht, d. h. von Stawropol bis Nowotscherkassk, ist

der mittlere Fehler des Dreiecks
der wahrscheinliche Fehler des Dreiecks
der mittlere Fehler eines Winkels

1,483"

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1,000

+0,856

0,578

der wahrscheinliche Fehler eines Winkels Vergleich mit der Jekaterinograder und Nowotscherkasskischen Basis. Die Länge der Jekaterinograder Basis, auf das Meeresniveau bei + 13,0° R. bezogen,

4566,9246 Faden,

bei Berechnung aus dem Netze, auf Grund der Schamchorischen Basis der Trans-Kaukasischen Triangulation,

4566,8305 Faden.

Der Unterschied dieser beiden Zahlen ist 0,0941 Faden = 7,90 Zoll, was 0,86 Zoll auf die Werst beträgt.

Diese Übereinstimmung der Zahlen ist völlig befriedigend, besonders wenn man sich erinnert, dass das Dreiecknetz von der Schamchorischen Basis über die Gipfel der Kaukasus-Kette hinübergeht, welche die Grenze des ewigen Schnee's überragen.

Die Verbindung der Kaukasischen Triangulation mit der Neu-Russischen (bei Nowotscherkassk) wurde mittelst der Punkte erster Klasse: Gruschowka, Popowka 1 und ,,Ostende" (B) der Nowotscherkasskischen Basis, ausgeführt, die ein beiden trigonometrischen Arbeiten gemeinsames Dreieck bilden. Die an diesen Punkten angelegten Ziegelstein-Centra der Pyramiden der Neu-Russischen Triangulation wurden völlig unversehrt befunden. Am Westende (A) der Nowotscherkasskischen Basis wurde die Grube, in welcher ein Ziegelstein - Centrum errichtet worden war, umgegraben und die Ziegelsteine zerbrochen auf dem Boden vorgefunden.

Die Resultate der Verbindung beider Triangulationen 1) sind folgende:

Nach der Kaukasischen Triangul.

Benennung der
Punkte.

Zahl der

Sätze.

13

Gruschowka
Ostende der No-
wotscherkass-
kischen Basis 16
Popowka.
13

Beobachtete

Winkel.

Nach d. N.-Russ. Triang.

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13 33 9 29,72 180 0 ε = 0,72 A = Derselbe Unterschied zwischen den korrigirten Winkeln.

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1) Die auf die Neu-Russische trigonometrische Vermessung bezüglichen Angaben sind dem XIX. Bande der Schriften des KriegsTopographischen Dépôts entnommen.

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In die Zahl der Punkte erster Klasse sind in die Kaukasische Triangulation folgende Punkte der Neu-Russischen Triangulation aus der Bataischen Reihe aufgenommen worden die Stange Biriutschja, die Pyramiden Pawlowka und Kugeï und eben so der Kirchthurm des Dorfes Kagalnik am Asow'schen Meere; aber leider fand sich auf den Stellen der Pyramiden weder eine Spur dieser noch eins der angelegten Centra (übrigens ist es noch fraglich, ob solche auch angelegt worden sind), daher kann von einer strengen Vergleichung der Triangulation nach diesen Punkten auch keine Rede sein; übrigens führen wir die Resultate an: Bezeichnung der Seiten. Logarithmen Seiten in der Seiten. Faden.

Pawlowka Stange Biriutschja nach der Kaukasischen Triangulation

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3,9445713 nach der Neu-Russischen Triangulation 3,9445666

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Was die Länge des Ostendes der Jekaterinograd'schen Basis betrifft, so ist diejenige angenommen, die aus der Berechnung der Trans-Kaukasischen Triangulation folgte; diese Länge gründet sich auf die Vergleichung der Längen der Berge Kasbek und Elbrus (westlicher Gipfel) nach der Trans-Kaukasischen Triangulation und der Kaspischen Expedition), mit anderen Worten: Fundamentallänge der Punkte der Trans-Kaukasischen und Kaukasischen Triangulation ist die Länge der Punkte der Kaspischen Expedition, so wie sie in General Schuberth's Exposé etc. gegeben ist. Indem man auf dieser Grundlage die Unterschiede der Breiten, Längen und Azimuthe für die der Kaukasischen und Neu-Russischen Triangulation gemeinsamen Punkte berechnete, erhielt man folgende Grössen:

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8801,8 8801,7

47

+ 0,1 10442,4 10443,5

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8. Dorf Neu-Bataisk nach d. Kauk. Triang. nach der Neu-Russischen Triangul.

7. Dorf Kagalnik nach der Kauk. Triang. nach der Neu-Russischen Triangul.

23,34

17,26

59°58′ 52,91"

0,75

+ 14,13 47° 4' 44,08" 56°59′ 2,27"

59 10,05 17,16

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- Dorf Kagalnik nach der Kauk. Triang. 4,0351244 (Kirchthurm) nach der Neu-Russ. Triang. 4,0351574 330

Pawlowka-Df. Kagalnik nach d. Kauk. Triang. 3,7031733 (Kirchthurm) nach der Neu-Russ. Triang. 3,7032750 1071

1,1 5048,6 5049,8

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Ausserdem sind durch die Kaukasische Triangulation einige beständige Punkte bestimmt worden, die auch durch die Neu- Russische Triangulation fixirt wurden, wie die neue Kathedrale in Rostow, die Himmelfahrts - Kirche in der Staniza Akssai und die Kirche im Dorfe Batai.

In die Zahl der Punkte dritter Klasse sind in die Kaukasische Triangulation' auch einige Punkte der Kaspischen Expedition der Jahre 1836 und 1837 aufgenommen worden. Zur Berechnung der Längen und Breiten der Kaukasischen Triangulation wurde am östlichen Ende der Jekaterinograd'schen Basis eine astronomisch mit dem Vertikalkreise Repsold's bestimmte Breite angenommen, das Azimuth mit dem kleinen Passage-Instrument Ertel's, und zwar: 43° 49' 7,02" 262 36 55,13 0,87 (Östl. bis westl. Ende der Basis.)

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9. Stadt Rostow nach der Kauk. Triangul. 47°13′ 16,95" 57°22′ 29,98" nach der Neu-Russischen Triang.

2,83

+ 14,12

47,14

17,16

10. Staniza Akssai nach der Kauk. Triangul. 47°16′ 3,10" 57°31′ 56,57" (Glockenthurm der Himmelfahrts-Kirche) nach der Neu-Russ. Triangul. 15 48,82 32 13,69 + 14,28 17,12

Azimuthe.

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