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fast fremder Stamm, die Fungi oder Fundsch, von Süden her hereinbrach und auch hier in den Gegenden des Weissen und Blauen Nil gewaltige Umwälzungen hervorrief. Wir finden aber ferner, dass zu eben jener Zeit oder sehr bald darauf auch im Südost vom Tsad - Becken ein ganz neues Königreich, Bagirmi, von einem aus Südost eingewanderten Stamm gegründet wurde, und ich habe klar bewiesen, dass die Sprache dieses Volkes, das Bágrimma, die innigste Verwandtschaft mit dem Dōr hat, während auch zwischen ihm und dem benachbarten Maba auf der

einen und dem Dinka und anderen verwandten Sprachen am Weissen Nil auf der anderen Seite viele Berührungspunkte sich zeigen. Diese Sprachen aber wiederum, die mit dem Fungi zu einer und derselben Familie zu gehören scheinen, zeigen einige sehr auffallende Berührungspunkte mit dem Galla. In voller Bestätigung dieser Ansicht muss ich noch erwähnen, dass auf vielen Karten des 16. und der folgenden Jahrhunderte die Fundsch eben an der Westseite jenes Quell-See's des Weissen Nil erscheinen, wo jetzt jene eingedrungenen Wahūma- (Galla-) Stämme wohnen."

Ein Pass in den Alpen Neu-Seelands.

(Mit Karte, s. Tafel 13.)

Im Verlaufe seiner neuesten Forschungen in den Südlichen Alpen Neu-Seelands 1) ist es Herrn Julius Haast, Regierungs-Geologen der Provinz Canterbury, während der ersten Monate dieses Jahres gelungen, eine tiefe Einsenkung in der Gebirgskette zu entdecken und durch dieselbe nach der Westküste der Provinz zu gelangen. Diese Entdeckung ist von grosser Wichtigkeit für die Verbindung der Westküste mit den Ansiedelungen im Osten der Südlichen Alpen, über deren ganz in die Provinz Canterbury fallenden Hauptstock nach den bisherigen Erfahrungen nur zwei 7- bis 8000 Fuss hohe Firnsättel führen sollten. Aber auch in rein wissenschaftlicher Hinsicht ist diese neue Expedition Haast's, dem wir den ersten genaueren Einblick in dieses grossartige, an Höhe der Gipfel, an Grösse und Ausdehnung der ewigen Schneeund Eisfelder mit den höchsten Centralstöcken der Penninischen und Rhätischen Alpen wetteifernde Gebirge verdanken, von grossem Erfolg begleitet gewesen, denn sie hat die orographische und geologische Struktur vom südlichen Theile des Hauptstockes, d. h. von dem zwischen Mount Cook und Mt Aspiring gelegenen Theil, zum ersten Mal enthüllt.

Herr Haast hatte die Güte, uns eine Manuskript - Karte über diese Expedition zu schicken, die wir auf Tafel 13 wenig verkleinert und in den Küstenumrissen nach Stokes' Aufnahmen berichtigt vorlegen, indem wir zugleich eine ebenfalls von Herrn Haast eingeschickte Ansicht des nördlich an Mt Cook anstossenden Theils der Centralkette der Südlichen Alpen beifügen. Diese Ansicht giebt eine deutliche Vorstellung von dem Hochalpen - Charakter des Gebirges, indem sie von der Mittel- Moräne des Grossen Godley-Gletschers aus den zackigen Hauptkamm mit einigen

1) S.,,Geogr. Mitth." 1863, Heft VI, S. 214.

der höchsten Gipfel und ihren Schneefeldern und Gletschern überblicken lässt 1).

Nach einem vom 3. März 1863 datirten und in,,The

Lyttleton Times" vom 8. April veröffentlichten Bericht Haast's bildete der Wanaka - See diess Mal den Ausgangspunkt seiner Expedition, auf welcher ihn ausser mehreren untergeordneten Personen Mr. W. Young als Topograph begleitete.

Der Wanaka-See, grösstentheils in der Provinz Otago gelegen, ist ungefähr 27 Engl. Meilen lang und durchschnittlich 2 Engl. Meilen breit, hat vielfach eingezackte Ufer und zeichnet sich durch seine tiefe Lage vor den übrigen Alpensee'n dieser Gegend aus. Der Hauptzufluss dieses schönen und wahrscheinlich sehr tiefen See's ist der Makarora, der mit dem Wilkin und anderen Armen vereinigt von Norden her ihm zuströmt. Von diesem Flusse aus und zwar durch das Seitenthal des Wilkin, der seine Zuflüsse zum Theil von der nördlichen Fortsetzung des Mount Aspiring erhält, soll nach Aussage der Eingebornen ein Pass nach der Mündung des Awarua an der Westküste führen und auf einigen Karten finden wir diesen Pass auch angedeutet, Haast glaubte sich aber bei Besichtigung des Gebirges zu überzeugen, dass bei dieser Angabe ein Irrthum im Spiel sein müsse, und da er den Hauptkamm an den Quellen des Makarora höchst auffallend unterbrochen sah, so hielt er es für wahrscheinlich, dass die Spalte, welche das Makarora-Thal nebst dem Wanaka-See und Molyneux bildet, sich nördlich durch die Centralkette fortsetzen könnte, und er entschloss sich daher, die Alpen an jener Stelle zu überschreiten. Der Erfolg rechtfertigte seine

1) Andere von Haast aufgenommene Ansichten aus den Südlichen Alpen Neu-Seelands sind unter Anderem publicirt in Heywood's „A vacation tour at the antipodes" (London 1863) und in F. v. Hochstetter's,,Neu-Seeland" (Stuttgart 1863).

Vermuthungen aufs Vollständigste, denn während der Makarora 20 Engl. Meilen oberhalb seiner Mündung von Osten her aus einer tiefen Felsenschlucht hervorkommt, die halb undurchsichtige bläuliche Farbe der Gletscherströme tragend, behält die Spalte ihre Richtung bei und in ihr durchfliesst ein Nebenarm des Makarora, von Haast ,,Fish Stream" benannt, die Hauptkette des Gebirges. Senkrechte Felswände steigen unmittelbar von den Ufern dieses Baches auf, während sein Bett mit riesigen Blöcken angefüllt ist, so dass die Reisenden genöthigt waren, an den Bergen ziemlich hoch emporzusteigen und durch dichtes Gebüsch auf steilen Abhängen ihren Weg fortzusetzen. Als sie nach 3 Engl. Meilen Wegs wieder an den Fish Stream herabkamen, floss er noch immer in einem tiefen Felsenbett, aber von Westen her, und 1 Engl. Meile weiter führte er zu einer 15 Fuss hohen Geröllbank, die quer über die Thal-Spalte gelagert war. Diese Geröllbank bildet die Wasserscheide, denn nördlich von ihr befindet sich eine schwach nach Norden geneigte kleine Waldfläche, in welcher ein kleiner, nach Norden zur Westküste abfliessender Bach entspringt. Nach drei Barometer - Beobachtungen, verglichen mit dem Barometerstand am Meere und in der Höhe des WanakaSee's (974 Fuss), findet Haast die Höhe des Passes über dem Meeresspiegel zu 1612 Fuss, eine ausserordentlich tiefe Einsenkung für ein so gewaltiges Gebirge, welches noch dazu nordwärts von diesem Punkte keine ähnliche Lücke oder auch nur eine brauchbare Einsattelung aufzuweisen und gerade hier zu beiden Seiten der Spalte sehr hohe, mit ewigem Schnee und grossen Gletschern bedeckte Berge hat.

Am 24. Januar trafen die Reisenden auf einen grösseren Strom, nach dem Chef der Expedition,,Haast River" genannt, dessen gekrümmtem Laufe durch das Gebirge sie nun bis an die Meeresküste folgten; Unwegsamkeit, Regenwetter, angeschwollene Nebenflüsse bereiteten ihnen dabei so viele Schwierigkeiten, dass sie erst am 20. Febr. die Küste erreichten und bei eintretendem Mangel an Lebensmitteln so schnell als möglich nach dem Wanaka-See zurückgehen mussten.

Der Haast River kommt wie der Makarora und der dem Hawea-See zufliessende Hunter von den Gletschern des Mount Brewster in der Centralkette. Diesen Berg erstiegen Haast und Young bis zu einer Höhe von 6000 F. und genossen von ihm eine herrliche Aussicht über das Gebirge vom Wanaka-See im Süden bis zu der MoorhouseKette) im Nordosten und dem Küstengebirge im Westen. Dabei erkannten şie deutlich, dass die Alpen von den Quellen des Rakaia bis zum Südende der Moorhouse-Kette

1) Die Moorhouse - Kette erhebt sich dicht neben dem Mount Cook, etwas südlich von ihm.

aus einer Hauptkette bestehen, welche divergirende, allmählich niedriger werdende Ausläufer absendet, dass sie sich aber an dem Südende der Moorhouse-Kette in zwei fast gleiche Arme theilen, von denen sich der östliche am Westufer des Hopkins entlang zum Mount Ward erstreckt und dann in SW. bei W.-Richtung nach dem Mount Brewster hinwendet. An der Westseite des von Haast entdeckten Passes findet man die Fortsetzung des Mt Brewster im Mt Stuart westlich vom Makarora. Der westliche Arm der Alpen nimmt bei den Quellen des Hopkins beträchtlich an Höhe ab, steigt aber später wieder zu bedeutender Höhe auf und bildet eine prachtvolle Kette, welcher Haast den Namen ,,Grey Range" gegeben hat. Sie läuft in südwestlicher Richtung, bis sie der Haast River nach seiner Vereinigung mit dem Clarke durchbricht, welcher letztere mit seinem breiten Thale den Raum oder das Becken zwischen den beiden Armen der Alpen einnimmt. Nach dieser zweiten Unterbrechung erhebt sich der westliche Arm an der linken Seite des Haast River abermals zu bedeutender Höhe, bedeckt mit ewigem Schnee, und beide Arme scheinen sich bei Mt Stuart wieder zu vereinigen, von dem aus eine einzige longitudinale Kette nach dem Mount Aspiring an der Südgrenze der Provinz Canterbury hinläuft, aber es ist dennoch wahr, dass die Alpen südlich von der MoorhouseKette ihre Kontinuität zu verlieren beginnen, indem sie in scharfe pyramidale, selten eine Höhe von 10.000 Fuss erreichende Gipfel mit tiefen, aber meist unzugänglichen Sätteln dazwischen zerfallen.

Die Bergabhänge sind hier an der Westseite der Alpen so steil und die Thäler so kurz, dass sich nur Gletscher zweiter Klasse bilden können. Bis zur Höhe von 4500 F. sind die Berge hier wie an der Ostseite meist mit Wald bewachsen, der in den höheren Regionen nur aus Buchen besteht, tiefer unten aber ausserdem Totara-, Rimu-, MataiBäume und Baumfarne enthält. Offene Grasflächen kommen nur an beschränkten Punkten vor, die Flussthäler sind wild, felsig, reich an Kaskaden und Stromschnellen, die Flüsse, tief und bedeutend, der Haast River z. B. mit einer Breite von 3- bis 400 Fuss giebt dem Molyneux Nichts nach und sein südlicher Mündungsarm erlangt sogar die Breite von 600 Fuss. Die Küstenkette, nördlich vom Haast River 4- bis 5000 Fuss, südlich von demselben 6000 bis 6500 Fuss hoch, ist bis zu den höchsten Gipfeln mit dichtem Wald bedeckt und zwischen ihr und dem Meere breitet sich eine grosse, nur durch einige niedrige konische Hügel unterbrochene Ebene aus, die nicht minder dicht mit Wald bekleidet ist, hier herrschen jedoch unter den Bäumen der Rimu (Dacrydium cupressinum) und Kaikatea (Podocarpus dacrydioides) vor.

Die geologischen Untersuchungen an der Westseite der

Alpen gaben Haast Gelegenheit, seine früher ausgesprochene Ansicht über ihre Struktur in einigen wesentlichen Punkten zu berichtigen. So fand er westlich von dem Spalt in der Gegend des Mt Brewster eine zweite vulkanische Zone, die parallel mit ihm verläuft und aus Grünsteinen, Trapp, Diorit, Diorit - Porphyr in mannigfachen Varietäten besteht. Diese Gebilde haben die SedimentärGesteine durchbrochen, sich nach allen Richtungen durch dieselben in Adern verzweigt und die interessantesten Umwandelungen hervorgebracht. Westlich von dieser Zone folgen metamorphische Gesteine, Glimmerschiefer, Gneiss, und die konischen, aus der Küstenebene aufsteigenden Hügel, von denen der ,,Mosquitoe Hill" 500 Fuss Höhe erreicht, bestehen aus Granit, so dass also die plutonische Zone nunmehr auch hier nachgewiesen ist.

Haast spricht die Überzeugung aus, dass ein grosser Theil der westlichen Küstengegenden der Provinz Canterbury goldhaltig sei, er selbst hatte weder Zeit noch Geräthschaften, Nachforschungen in dieser Richtung anzustellen, doch fand er im Flusssand wirkliche Spuren des edlen Metalles. Zugleich erwähnt er, dass Goldgräber aus Otago an den westlichen Zuflüssen des Makarora und Wilkin in jüngster Zeit Gold gefunden haben, und aus NeuSeeländischen Zeitungen erfahren wir, dass im nordwestlichsten Theil der Provinz Canterbury, im Taramakau River, vor Kurzem Gold entdeckt worden ist 1).

Unter seinen sonstigen naturhistorischen Funden ist von besonderem Interesse der eines kleinen Apterix (Kiwi) von wahrscheinlich bis jetzt unbekannter Art; von dessen gigantischem Verwandten, dem uns nur in fossilem Zustand bekannten Moa, scheint er Nichts in Erfahrung gebracht zu haben; die neuerdings laut gewordenen Gerüchte, wonach er noch jetzt in den Südlichen Alpen leben soll, beruhen auf sehr unsicheren Daten.

Eine spätere Notiz der ,,Lyttleton Times" (vom 13. Juni 1863) berichtet kurz über die Beendigung der Expedition. Nachdem sie sich am Wanaka - See von Neuem mit dem Nöthigen ausgerüstet hatte, ging sie noch ein Mal den Makarora hinauf, um die geologischen und topographischen Aufnahmen fortzusetzen und in den Flüssen nach Gold zu suchen, und verfolgte den Wilkin bis zu seinen Quellen,

1) S.,,Australian and New-Zealand Gazette" 17. März 1863, p. 180, 4. April p. 230.

die etwa 30 Engl. Meilen von der Mündung in einer äusserst rauhen, mit dichtem Wald bedeckten Gegend liegen. Hier erlebten die Reisenden einen der heftigsten Regenfälle, die sie jemals gesehen, er erhöhte das Niveau des Wanaka-See's innerhalb 24 Stunden um nicht weniger als 4 Fuss. Im Makarora wie im Wilkin fand sich Gold, aber die rauhe Alpen-Natur des Landes erschwert das Aufsuchen lohnender Goldfelder bedeutend.

Nach Wilkin's Station zurückgekehrt wendete sich die Expedition dem Hawea-See zu, wo sie ein von der Station zu Lande hinübergebrachtes Boot erwartete. Der HunterFluss, welcher den Hawea-See speist, wurde bis zu seinen Quellen erforscht, die in einer zur Centralkette gehörigen und von Haast im vorigen Jahr Mount Ward benannten Berggruppe liegen und von denen die drei bedeutendsten aus Gletschern hervorkommen. Das Thal des Flusses ist an beiden Seiten mit dichtem Wald bekleidet und bietet einige schöne Scenerien, seine Erforschung war aber mit grossen Beschwerden verbunden, da die Pferde zurückgelassen und die Provisionen von den Reisenden selbst getragen werden mussten und es ausserdem viel regnete. Goldführendes Gestein fand man nicht, die geologische Bildung des Thales war ähnlich wie in anderen früher von Haast untersuchten und beschriebenen Thälern der Alpen, auch hier folgten Sandsteine und Schiefer von grosser Mannigfaltigkeit einander in endloser Reihe und die Schichten standen fast auf den Kanten.

Gegen die Mitte des April kehrten die Reisenden nach Wilkin's Station zurück und gingen von da über den Lindis - Pass zu den Quellen des Ahuriri, des südwestlichen Quellarmes des Waitaki, die in Gletschern zweiter Ordnung ihren Ursprung haben. Hier ist die geologische Struktur der Berge ähnlich der am Hunter, von besonderem Interesse waren nur die Überreste eines grossen, jetzt fast trockenen See's, durch welchen der Fluss in langsamen Laufe sich windet. Von alten Moränen umgeben bietet dieses Seebett alle Eigenthümlichkeiten, die nach Haast einige andere Alpensee'n innerhalb einer verhältnissmässig kurzen geologischen Periode zu erwarten haben. In einer Höhe von 3200 Fuss über dem Meere gelagert bestand die Expedition hier einen 2 Tage anhaltenden heftigen Schneesturm, konnte aber dennoch die Untersuchungen beenden. und kehrte von da nach Christchurch zurück, wo sie am 12. Mai eintraf.

Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft X.

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Die nördliche centrale Sahara.

Von H. Duveyrier.

Seit einigen Jahren hat die Geographie des Inneren von Nord-Afrika grosse Fortschritte gemacht. Herr Dr. Barth allein füllte durch seine Entdeckungsreise, die nicht minder als 5 Jahre dauerte, eine sehr bedeutende Lücke in unserer Kenntniss dieser Landschaften aus. Es sei mir hier erlaubt, diesem hoch verehrten Freunde meinen herzlichen Dank auszudrücken sowohl für die Güte, mit der er mich in London empfing, als ich zu ihm kam, um ihm meine Reise- Projekte vorzulegen, als auch für die guten Rathschläge, die er mir gab, um mein Unternehmen zu erleichtern.

Die beigegebene, von Herrn Dr. A. Petermann ausgeführte Karte 1) meiner Reise wurde mit Benutzung einer in Algier von Herrn O. Mac Carthy bearbeiteten Karte gezeichnet. Das Original ist nicht publicirt worden und so liegt hier die erste Karte über meine Reise vor. Des langsamen Fortschreitens meiner definitiven Karte wegen könnte ich jetzt nicht versuchen, etwaige kleine Berichtigungen anzudeuten, doch bin ich überzeugt, dass sie vorläufig ein treues Gesammtbild von der nördlichen centralen Sahara giebt.

Im Folgenden werde ich versuchen, in wenigen Zeilen eine Idee sowohl vom Lande als auch von den Eingebornen zu geben, in ähnlicher Weise, wie ich es vor der Geographischen Gesellschaft zu Paris (November 1862) gethan habe.

Als Grenze für das Gebiet der nördlichen Tuareg (um sie von den Tuareg von Aïr und von den Auelimmiden abzusondern) ist im Norden die grosse, El-'Erg genannte Sandregion anzunehmen. Diese gewellte Sandfläche fängt nahe an der Kleinen Syrte, südwestlich von Gabes an und erstreckt sich fast ohne Unterbrechung bis in die Nachbarschaft von Arguin an den Ufern des Oceans. Also von Ghadāmes im Norden bis zum Brunnen Asiu (auf Dr. Barth's Route) im Süden und von den Oasen des Wadi el Gharbi und des Wadi 'Otba in Fessän bis nach Tuat im Westen dehnt sich das Gebiet der nördlichen Tuareg aus.

Dieses Land liegt im Allgemeinen ziemlich hoch, ein Punkt, auf den ich besonderen Nachdruck lege, weil man früher, sich auf die Natur der östlichen Algerischen Sahara stützend, die ganze Sahara für ein Tiefland hielt. Meine hypsometrischen Messungen kommen in dieser Hinsicht mit denen von Dr. Overweg in Übereinstimmung. Leider sind jedoch bis jetzt die höchsten Punkte der Sahara, nämlich

1) Siehe Tafel 12 im vorigen Hefte.

die Bergspitzen von Watellen und Hikena im Ahaggār und der Adrar im Tassīli, nicht einmal von einem Europäischen Reisenden gesehen worden. Eine Messung der höchsten Gipfel des Ahaggar würde sehr wichtig sein, da diese die Wasserscheide zwischen dem Golf von Gabes und dem Golf von Benin bilden.

Das grosse Plateau des Ahaggar, welches als Kern des Tuareg-Landes zu betrachten ist, erhebt sich unter dem Meridian von Setif (Algerien) und einer ungefähren Breite von 24° N. An der höchsten Etage dieses Plateau's, Atakōren-Ahaggar genannt, haben zwei grosse Flussbetten ihren Ursprung. Der Igharghar geht von hier nach Norden und verliert sich nördlich von der Sandregion in den salzigen Niederungen des Wad Righ in der Algerischen Sahara. In alten Zeiten flossen die accidentellen Wasser dieses Stromes durch den Schott Melghigh und den Schott Firaun (Palus Tritonis) nach dem Golf von Gabes, jetzt aber sind diese Schotts oder salzigen Becken ohne Verbindung mit einander und ihr Bett wird nur im Winter durch Regenwasser befeuchtet. Diese Vertheilung einer grossen Niederung in kleinere, unabhängig von einander erscheinende Becken findet hinlängliche Erklärung in dem Vorschreiten der Sanddünen von Ost nach West.

Ein anderes Strombett, Wadi Tin Tarābīn genannt, zieht sich vom Atakōr- en - Ahaggar zuerst nach Südosten und dann nach Südwesten und Süden. Bei Asiu fällt dieses Wadi dem Tafassasset zu und von dort geht es nach dem Niger, in welchen es unterhalb Ssai mündet. Herr Dr. Barth hat dieses Wadi auf seiner Reise durchschnitten und giebt ihm (auf Dr. Petermann's Übersichts-Karte) den Namen Dallul Bosso oder Saberma.

Nordöstlich vom Ahaggar findet sich ein längliches, aber ziemlich breites Plateau, Tassili der Asdjer genannt, das ich selbst in seinen nordöstlichen Theilen durchschnitten habe. Dieses Plateau wird von dem Ahaggar durch die Ebenen von Admar mit der Sebcha von Amadghōr gesondert. Die kleine Bergkette von Anahef, welche Herr Dr. Barth in ihrem östlichen Theile durchkreuzte, erhebt sich in der Mitte der genannten Ebene. Die den ganzen nördlichen Abhang des Tassili schneidenden Thäler verlieren sich in der dem Plateau sich dicht anschliessenden, Ighargharen genannten Niederung, welche nach Nordwesten allmählich in den Igharghar übergeht.

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von den Tuareg besucht, dass ich nur höchst spärliche Information über dieselbe bekommen konnte. Mangel an Wasser erlaubt den Einwohnern der Sahara nicht, das Tassili der Ihaggaren zu besuchen. Der gebirgige Distrikt von Adghagh (Aderár) mit dem von Herrn Dr. Barth zuerst angegebenen Thale von Kidal war von dem Felde meiner Reisen zu weit entfernt, als dass ich ihn auch nur durch Nachrichten hätte kennen lernen können.

Im Nordwesten des Ahaggar erhebt sich ein letztes Plateau, der Muïdir. Die Thäler, welche von demselben herabsteigen, fallen östlich dem Igharghar zu und westlich bringen sie durch unterirdische Infiltration dem Tidikelt (Tuat) den nöthigen Wasservorrath zur Bewässerung seiner Oasen.

Alle Thäler in der Sahara zeigen nur ausgetrocknete Flussbetten, nach dem Regen wird aber das niedergefallene Wasser von dem feinen Sande absorbirt und gegen die Sonne geschützt, so dass Brunnen in diesen Wadis gegraben werden können. Nur nach den stärksten Regenfällen wird die Wassermenge hinreichend, um in den Thälern zeitweilige Bäche zu bilden, was ich selbst so glücklich war in Tichammalt zu sehen. Diess kann aber schwerlich immer so gewesen sein, weil man in der Sahara Thäler von mehreren Kilometern Breite sieht; sicher sind diese Betten durch riesenhafte Strömungen gegraben worden.

Schon seit längerer Zeit ist es bekannt, dass die Sahara viele salzige Niederungen und salzige Becken enthält. Unter diesen will ich nur die am wenigsten bekannte erwähnen, die Sebcha von Amadghōr, welche nordöstlich vom Ahaggar, zwischen diesem und dem Tassili der Asdjer liegt. Sie enthält eine Salzmine, über welche eine alte Handelsstrasse von Wargla (Algerien) bis nach dem Sudan über Asiu führte. In früheren Zeiten wurde hier jährlich ein Markt gehalten, wo die Produkte des Sudans gegen eingeführte Fabrikate der Berberei ausgetauscht wurden. Zugleich kamen die Leute von Süden dorthin, um den Vorrath an Salz für den Sudan zu kaufen.

Das Klima der Centralen Sahara ist eher gesund als dem Menschen nachtheilig, jedoch machen hier die tief gelegenen Oasen-Länder eine Ausnahme. Die Luft auf den Plateaux ist besonders sehr gesund und stärkend. Der Höhe der Plateaux wegen ist es dort im Winter ziemlich kalt, wird aber sehr heiss im Sommer. Ich beobachtete als Extreme -2,1° (Celsius) in Timellulen am Morgen des 18. Dezember 1860 und zwei Mal + 44,6° in Mursuk, den 5. und den 26. Juli 1861 Nachmittags. Herr Lieutenant J. Auert hat während 44 Monate drei Mal täglich Beobachtungen in Tuggurt angestellt, und obgleich ich glaube, dass sein Instrument nicht vor dem Einfluss der Stadt geschützt war, so sind seine Beobachtungen doch sehr inter

essant. In der Periode von 1855 bis 1859 hat er ein Minimum von +2° und ein Maximum von + 51° C. gehabt. Der Boden der Sahara ist aber noch viel grösseren Temperatur-Unterschieden ausgesetzt. Ich beobachtete an einem leicht mit Sand überdeckten Thermometer zwischen Ghadames und Rhat den 22. Januar 1860 ein Minimum von · 4,75° und in Mursuk den 20. Juli ein Maximum von 66,4° in der Sonne. Solch ein Unterschied in den Temperaturen des Bodens mit dem Mangel an Wasser erklärt zur Genüge, wie das Leben in der Sahara so spärlich ist, wie die Species der Pflanzen und Thiere relativ so beschränkt an Zahl sind.

Um von den klimatologischen Verhältnissen zu den Produkten des Landes überzugehen, so ist der Mineralreichthum desselben nicht bedeutend. Eisen, SchwefelAntimon, Alaun, Salpeter, Natron und Salz finden sich theils auf den Sandstein - Plateaux, theils in den kahlen Ebenen, in den Sanddünen und in den eigentlichen Schotts oder Sebchas. Im Norden des explorirten Gebiets bis südlich von Ghadames ist die Dolomitische Formation vorherrschend, dagegen bestehen die südlicheren Plateaux aus Sandstein. Im Alluvial-Boden der Thäler des Tassili habe ich Rollsteine aus vulkanischen Gebilden gefunden und es beweist diess die Existenz von alten Vulkanen im höheren Theile des Tassili; dasselbe würde auch nach den gesammelten Erkundigungen für die Gipfel des Ahaggar gelten. Ältere Gesteine, wie Basalt und gefärbte Phylladen, erscheinen, die ersteren in der Berggruppe der Sōda südlich von Sokna, die anderen aber im Thale von Rhat.

Gewächse und Thiere, welche diese Wüsten beleben, sind zwar nicht sehr zahlreich, aber wegen der relativ grossen Unterschiede im Niveau des Landes etwas mannigfaltiger, als man geglaubt hat. Ich habe in meinem Herbarium mehr als 200 Species zurückgebracht. Die Sandregion bietet dem Auge oft grüne Striche, nämlich in den niedrigen, Wasser - haltenden Theilen derselben. Wenn man dann diese Sanddünen hinter sich hat, so ist das Land auffallend kahl bis zu dem Plateau des Tassili. Hier kommen in neuen hypsometrischen Verhältnissen Gewächse vor, die dem Europäischen Ufer des Mittelmeeres eigen sind, während unweit davon, aber in tieferen Theilen der Wüste die ersten Vertreter der tropischen Flora auftreten.

Unter derselben Breite trifft man die Salvadora persica, die Tamarix ethel, die Balanites aegyptiaca, einige Acacien, unter denen zwei Gummi liefern, eine Thuja und auch, obwohl ganz einzeln, die Olea europaea (nämlich in Tessaua). Auch ist die Calotropis procera zu erwähnen, eine grosse, grüne tropische Pflanze mit breiten Blättern.

Ausser dem Kameel, dem Pferde (höchst selten), dem Esel, dem Hunde, dem Haarschaf und der Ziege haben

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