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Gründung hauptsächlich die Herstellung einer detaillirten geologischen Karte des gesammten Ländergebiets der Österreichischen Monarchie, die genaue Untersuchung der gesammelten Belegstücke und deren Vereinigung zu einem bleibenden Museum, kurz und gut die Beschaffung einer allgemeinen Grundlage im Auge, welche den dringendsten Bedürfnissen der Agrikultur, der Industrie und des Einzelnen entgegenkommen sollte.

Da diese Arbeiten Hand in Hand mit einander gehen und mehr oder minder gleichmässig mit einander fortschreiten, so würde demnach die ganze Aufgabe der Geologischen Reichsanstalt dann vollendet sein, wenn die geologische Detail-Karte des Kaiserreichs vollendet wäre.

Wie wir oben sahen, liegen uns bis jetzt solche DetailKarten nur von einem kleineren Theile des Staates vor, während von fast ganz Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien, Slavonien, Venedig, Dalmatien, der Militär-Grenze, Galizien, Tirol und Vorarlberg nur geologische Übersichtskarten vorhanden sind.

Nach einem ungefähren Überschlage lässt sich die zur Detail-Aufnahme des ganzen oben genannten Terrains nöthige Zeit, vorausgesetzt, dass stets mit gleichen Mitteln und gleicher Anstrengung wie bisher gearbeitet wird, auf mindestens noch weitere 40 bis 45 Jahre angeben. Allein Ungarn, mit welchem im laufenden Jahre der Anfang gemacht wurde, erfordert einen Zeitraum von 20 bis 22 Jahren, Siebenbürgen, eine wahre Schatzkammer für geologische Forschungen, 6 bis 7 Jahre u. s. f. Wenn so dieses Ziel, eine geologische Detail-Karte des ganzen Reiches, erreicht wäre, könnte man mithin die Aufgabe als gelöst ansehen und die Geologische Reichsanstalt aufheben.

Nun aber entsteht die Frage, ob diess gegenüber der Praxis gerechtfertigt sein dürfte, ob dann diese Grundlage schon allen Bedürfnissen genügen wird. Die Praxis beruht im Wesentlichen auf einer Anwendung der Wissenschaft in ihren Lehren und Erfolgen und stellt, je weiter sie selbst vorschreitet, um so häufigere und schwierigere Fragen an sie. Wird diess jemals ein Ende nehmen? Wohl kaum, sicher aber nicht in den nächsten Jahrzehnten.

Was die Geologische Reichsanstalt für den Praktiker, den Bergmann, den Hüttenmann, den Techniker, den Industriellen ist, das haben wir oben zu zeigen versucht. Sie ist ein Central - Institut, an welches er sich wenden kann, wo ihm seine Fragen bereitwillig beantwortet werden und Untersuchungen, deren er bedarf, kostenfrei gemacht werden.

Betrachten wir die zahlreichen Analysen der Erze und die Hunderte von Werthbestimmungen, an Kohlen aus allen Theilen der Monarchie angestellt, die detaillirten Untersuchungen der Heilquellen, welche sämmtlich aus dem Laboratorium dieser Anstalt hervorgingen, und der Vortheil eines solchen Staats-Institutes liegt auf der Hand. Noch liessen sich viele Einzelnheiten in anderen Richtungen aufzählen, wir könnten auf die Untersuchungen der Salz-, Kohlen- und Eisenlagerstätten hinweisen oder auf die Enthüllung der verwickelten Gangverhältnisse der Erzbergbaue aufmerksam machen, wie sie z. B. erst noch im vorigen Jahre bei den Kärnthner Bleierz - Ablagerungen Statt fand, doch glauben wir, dass schon aus dem eben Gesagten klar wird, wie recht eigentlich die Geologische

Reichsanstalt es ist, welche der Praxis die Errungenschaften der Wissenschaft zu Theil werden lässt und nutzbar macht.

Aber sie soll nicht bloss diesen Zweck verfolgen, sie soll mehr sein und auch die Wissenschaft mehr und mehr ausbilden.

Österreich hat als Grossmacht und als derjenige Staat, dem die Kultivirung der Völker des Ostens von Europa und nach und nach auch des mittleren Asiens durch seine geographische Lage wie durch seine politische Stellung zu Theil geworden ist, die Pflicht, die Wissenschaft zu pflegen und auszubilden und so schon durch sein moralisches Übergewicht in jener Richtung zu wirken.

Die grossartigen Fortschritte, welche die Naturwissenschaften namentlich in der neueren Zeit gemacht haben, zeigen uns deutlich, dass wir es in ihnen nicht mit abgeschlossenen Wissenschaften zu thun haben, ja wir sehen daraus, dass sich mit jeder neuen Errungenschaft neue Gesichtskreise und neue Felder zur Erforschung darbieten. Wenn aber so noch kein Zweig der Naturwissenschaften seinem Ziele auch nur nahe ist, um wie viel mehr gilt diess von der Geologie, der Wissenschaft, welche die Zusammensetzung, den Bau und die Bildung unserer Erde zu erforschen trachtet und mithin einer Kombination der Erfahrungen aller Naturwissenschaften bedarf!

Noch liegt die Zeit in weiter Ferne, in welcher die Aufgabe der Geologie als Wissenschaft gelöst sein wird, und noch lange müssen die Staaten den Fortschritt derselben unterstützen; sicherlich aber wird dieser Zweck durch ein Institut wie die Geologische Reichsanstalt am besten erreicht.

Wir haben vorhin einige Andeutungen über die Leistungen der letzteren für die Praxis gegeben und wollen nun in Kurzem einige der hauptsächlichsten Erfolge auf dem Gebiete der Wissenschaft ins Auge fassen, um darzulegen, dass auch in dieser Richtung die Geologische Reichsanstalt schöne Erfolge erzielt hat.

Wir sahen oben, dass auf der geologischen Karte der Österreichischen Alpen an die Stelle des Alpen - Kalkes, unter welchem Namen man noch am Ende der vierziger Jahre Alles zusammenfasste, was Kalk ist und in den Alpen auftritt, gegenwärtig eine ganze Reihe von verschiedenen Gesteins - Ablagerungen getreten ist. Man hat darin die Äquivalente aller jener Formationen, welche in den leichter zugänglichen und besser charakterisirten Schichten-Systemen des mittleren und nördlichen Deutschlands längst schon aufgefunden worden waren, wieder erkannt, obgleich ihr paläontologischer Charakter wesentlich modificirt erscheint und das Gestein einen ganz verschiedenen Habitus besitzt.

Es erforderte diess eine riesige Arbeit, aber der Erfolg war auch ein grosser und von weit tragender Wichtigkeit. Die geologischen Aufnahmen der Regierung in VorderIndien haben gezeigt, dass ein Theil dieser in den Alpen vorhandenen Formationsglieder am Himalaya mit fast unverändertem Charakter wieder auftritt; dass ein anderer Theil unter den jungen Tertiär- und Diluvial-Ablagerungen in Ungarn verborgen liegt, lässt sich mit ziemlicher Bestimmtheit sagen, woraus denn nicht ohne Wahrscheinlichkeit der Schluss gezogen werden kann, dass ein gewaltiges

Meer einst den südlichen Theil von Europa und Asien gleichzeitig bedeckte und seine Sedimente überall gleichmässig absetzte.

Das Studium der Ebenen nördlich von Wien und des ganzen Ungarischen Flachlandes zeigt uns, dass beide einst gleichzeitig Meeresbecken waren, welche durch einen schmalen Arm zusammenhingen, dass der erstgenannte Theil sich später hob und trocken gelegt wurde, während Ungarn noch lange Zeit ein Meeresbecken blieb, bis auch dieses gehoben, in einen Binnensee mit süssem Wasser verwandelt und endlich ausgetrocknet wurde, und dass dann, wie uns die neuesten Ergebnisse der geologischen Forschungen lehren, lange vor dem Anfange unserer historischen Überlieferungen der Mensch bereits ein Bewohner unserer Erde wurde.

Somit, sehen wir, liegt in der Geologie, der Geschichte unserer Erde, der Anfang der Geschichte der Völker und sie ist mithin eine historische Wissenschaft in des Wortes vollster Bedeutung.

Solche Errungenschaften des menschlichen Geistes, wie wir sie in der neueren Geologie vor uns sehen, sind aber wohl das beste Mittel, um zur Förderung dieser Wissenschaft anzuspornen, und Jeder, der nur einigermaassen den Umfang derselben kennt und beurtheilen kann, weiss, wie viel Arbeit noch aufgehäuft liegt, welche gewichtige Fragen noch unerörtert sind und wie durch die jetzigen Arbeiten der Geologischen Reichsanstalt nur eine Grundlage gebildet und Material gesammelt werden kann, dessen eigentliche Verwerthung für die Wissenschaft erst dann erfolgen kann, wenn durch die Vollendung jener ein Überblick ermöglicht ist.

Dann aber wird Österreichs Geologie, wie es sich schon jetzt zeigt, durch den ganzen geographischen Charakter dieses Landes maassgebend sein für die geologische Betrachtungsweise der noch unerforschten Theile Asiens und aller Wahrscheinlichkeit nach auch anderer Welttheile.

Darum ist es aber eine grosse Pflicht für Österreich, die Geologie auch ferner zu pflegen 1).

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und Massengesteine.

Krystallinische Schiefer

Jüngere

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43) Obere Silur-Formation (Böhmen); Grauwackenkalke (Alpen). 44) Untere Silur-Formation (Böhmen); Grauwacke (Alpen).

II. Eruptiv- und Massengesteine.

45) Urthonschiefer.

46) Talk- und Chloritschiefer.

47) Hornblendeschiefer.

48) Körniger Kalk und Kalkglimmerschiefer.

49) Glimmerschiefer und Gneis.

50) Central-Gneis.

51) Granit. 52) Syenit.

53) Grünstein. 54) Serpentin.

55) Quarzporphyr.

56) Augitporphyr und Melaphyr.

57) Trachyt (Quarztrachyt und Trachyt). 58) Phonolith.

59) Basalt und Dolerit.

(Geschlossen am 19. November 1863.)

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Der Ogowai, der Hauptstrom in der Westhälfte des äquatorialen Afrika. Nach den Aufnahmen und Forschungen von Lieutenant Serval, Juli bis Dezember 1862.

(Mit Karte, s. Tafel 15.)

Wenn Speke auf seiner Rückkehr von den Quellen des Weissen Nil an Th. v. Heuglin schrieb, in Afrika sei nur noch Ein grosses Problem zu lösen, ein Eindringen vom Bahr el Ghasal oder von Gondokoro nach den Quellen des Congo, so bezeichnete er damit kurz die wichtigste Aufgabe, welche nach der glücklichen Lösung der uralten Nilquellen-Frage der Geographie in den noch unbekannten Theilen Afrika's bleibt, nämlich die Erforschung des Aquatorialgürtels zwischen den Flussgebieten des Benue, des Tsad, des Weissen Nil, des Zambesi und des Congo. Zwar giebt es auch sonst der dunkeln Partien in der Afrikanischen Geographie noch genug, ungeheuere Strecken der Sahara, grosse Staaten des mohammedanischen Sudan, die Gebiete der Galla - Völker im Osten, weite Striche im Innern von Süd- Afrika warten noch des muthigen Mannes, der den Ruhm ihrer ersten Erforschung erkämpft, aber keiner dieser Theile hat für die Erkenntniss des Ganzen eine solche Bedeutung wie jener Äquatorialgürtel, in welchem sich die wichtigsten Fragen über die Bodengestaltung und das hydrographische System des Erdtheils koncentriren. Erst wenn es entschieden ist, ob dort die Muldenform aus Süd-Afrika sich fortsetzt oder eine Hochebene sich ausbreitet oder ein mannigfaltigeres, namentlich auch gebirgiges Terrain sich entwickelt hat und in welcher Weise es in den Flach-Sudan übergeht, können wir eine richtige Vorstellung von der Bodenform Afrika's im Ganzen gewinnen und eben so wird eine klare Einsicht in das System der Afrikanischen Gewässer erst möglich, wenn die Wasserscheiden der gerade im Äquatorialgürtel so zahlreich entspringenden grossen Flüsse und die, wie man annehmen darf, in Menge dort vorhandenen Binnensee'n erreicht und ihrer Lage nach festgestellt sein werden. Die Quellen des Congo sind ein schon seit längerer Zeit vergeblich angestrebtes Ziel, ihnen gesellten sich in neuerer Zeit als Probleme die Quellen des Benue, Schari und Zambesi bei, seit einigen Jahren verfolgt man eifrig die westlichen Zuflüsse des Weissen Nil, endlich haben auch die an der Westküste nahe dem Äquator ausmündenden Flüsse die allgemeinere Aufmerksamkeit auf sich gezogen und es ist nicht unwahrscheinlich, dass man gerade von dort aus zuerst in das Gebiet eindringen wird.

Das weite Ästuarium des Gabun hat den Erwartungen, Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1863, Heft XII.

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Das Verdienst, die ersten Nachrichten über den Ogowai gesammelt zu haben, gebührt dem Engländer T. E. Bowdich, der Ende 1817 einen siebenwöchentlichen Aufenthalt in dem Orte Naängo oder Georgestown am Gabun dazu benutzte, von intelligenten Händlern und zahlreichen Sklaven Nachrichten über die Binnenländer einzuziehen. Wie richtig er diese Nachrichten aufgefasst und kombinirt hat, zeigt am klarsten seine Karte, welche bis auf Du Chaillu bei weitem die beste geblieben ist 1); nur darin liess er sich durch die eigenthümliche Anschauungs- und Ausdrucksweise der Eingebornen zu einem Irrthum verleiten, dass er annahm, der südöstliche Arm des Ogowai (der Rembo N'Gouyai Du Chaillu's) sei die Fortsetzung des Hauptstromes (des Rembo Okanda), welcher nach Abgabe des Assazee (Nazareth) gegen Südosten umbiege und sich in den Congo ergiesse. Im Übrigen stimmen seine Erkundigungen 2) mit dem, was man seitdem durch Du Chaillu und die Französischen Marine-Aufnahmen erfahren hat, sehr befriedigend, ja sie erstrecken sich weiter in das Innere als die neuen Nachrichten. So giebt er folgendes Itinerar:

Wenn man den nordöstlichen Zufluss des Gabun (den Orombo und Como) 2 Tage und 2 Nächte aufwärts fährt, dann am Gebiete der Sheekan (Schekiani) hin zwei weitere Tage über Land geht, so erreicht man Samashialee, die Hauptstadt des Landes Kaylee, das bisweilen auch Kalay genannt wird. Die Kaylees (Bakalai) fabriciren Eisen aus Erz und sind Kannibalen, so dass sich die Anwohner des Gabun nur unter einer starken Eskorte der Sheekans unter sie wagen. Ihr Land ist gebirgig und bewaldet. Nord

1) Siehe die Cartons auf Tafel 8 im Jahrgang 1862 der ,,Geogr. Mittheilungen".

2) Bowdich, Mission from Cape Coast Castle to Ashantee. 4o. London 1819, pp. 428 ff.

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