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land oft von terrassenartigen Absätzen gebildet, gewöhnlich bestehend aus hart zusammengepacktem Grus und Sand mit eingebetteten rund geschliffenen Steinen. Die Vegetation auf diesen Absätzen ist äusserst arm und besteht fast ausschliesslich aus dünn und vereinzelt stehenden Individuen von Saxifraga oppositifolia, S. cernua, S. caespitosa, Papaver nudicaule, Drabae, Alsine rubella, Carex misandra. u. s. W. Bei näherer Untersuchung findet man auch die eine oder die andere verbreitete Moosart und die grösseren Steine sind gewöhnlich mit crustaceischen Flechtenarten bedeckt; vergeblich aber sucht das Auge hier einen grünen Fleck, um darauf ruhen zu können. Der Boden sieht, so weit das Auge reicht, grau und öde aus. Bisweilen ist das eigentliche Küstenland eine sich sanft neigende Ebene von bedeutendem Umfang oder es giebt auf den Absätzen einen ebenen und horizontalen Boden, auf welchem das von den Bergen herabkommende Schneewasser langsam hinfliesst und Schlamm und Lehm absetzt, wodurch sumpfige Stellen mit einer reichen Moos vegetation entstehen. An solchen Stellen wachsen Eriophorum, Juncus, Dupontia, Saxifraga Hirculus, S. rivularis u. a.

,Näher an dem Fusse des Berges wird der Boden abhängiger und hinlänglich feucht erhalten von dem stets herabrinnenden Schneewasser. Hier wirkt die Sonnenwärme stärker als anderswo wegen des abschüssigen Bodens und der steilen Bergwand, welche ausserdem gegen kalte Winde schützt; das Wasser führt eine Menge aufgelöster organischer Stoffe von den Seiten der verwitternden Felsberge zum Verbrauch der an dem Fusse derselben befindlichen Pflanzen mit sich, kurz Alles ist geeignet, hier die relativ reichste Vegetation ins Leben zu rufen. Bildet dann der darüber befindliche Berg den Brutplatz für Tausende von Vögeln), welche jährlich zur Düngung des unterhalb befindlichen Bodens beitragen, so wird man hier nicht weniger von der bunten Mannigfaltigkeit der Vegetation als von der ausserordentlichen Üppigkeit und Frische derselben überrascht. Hier wird Ranunculus sulphureus über einen Fuss hoch, unter Cochlearien und Cerastien kann man bis an die Kniee waten; Saxifraga nivalis, S. hieracifolia, Pedicularis und Oxyria wachsen weit über ihr gewöhnliches Maass; Luzula hyperborea, Alopecurus und Dupontiae steigen dicht empor aus dem Moosbett, welches eine um den Fuss des Berges ausgebreitete grüne Matte bildet, und erreichen eine ungewöhnliche Üppigkeit; Poa cenisia und Poa stricta gedeihen ausserordentlich gut und sind in ihren luxuriirenden Formen schwer zu erkennen. Und dennoch bilden nicht die Gräser, auch nicht die übrigen phanero

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gamen Pflanzen hier die grüne zusammenhängende Matte, sondern es sind einige wenige Arten von Moosen, besonders aus den Geschlechtern Hypnum und Aulacomnion. Nur an den Fjorden der Süd- und Südwestküste sollen wirkliche Grasmatten vorkommen, an den von mir besuchten nördlichen Küsten habe ich aber nirgends solche gesehen.

,,Dergleichen Oasen in der kalten Wüste von Schnee und Gestein unter 80° N. Br. sind keineswegs allgemein, sie kommen nur vor, wo die Bergart Granit, Gneis oder Schiefer ist. Die nördlichste, welche ich sah, befand sich an der Nordseite der Brandywine-Bai (80° 24′ N. Br.), unterhalb eines von Procellaria glacialis, Uria Bruennichii und U. Grylle bewohnten Granit- und Hyperitberges. Der mittlere Theil der Westküste des Nordostlandes und die Eilande in dem nördlichen Theil der Hinlopen - Strasse, welche aus sedimentärem Kalk ohne Petrefakten bestehen, hatten beinahe gar keine Vegetation. Hier war selten ein Papaver, eine Saxifraga cernua oder eine Cochlearia zu finden, obgleich diese Pflanzen ein äusserst genügsames Leben führen und noch da gut gedeihen, wo keine andere mehr fortkommt. Merkwürdig war der beinahe gänzliche Mangel an Flechten, welche doch sonst die ausdauerndsten unter Flora's Erzeugnissen sind und zu ihrem Gedeihen nicht viel mehr brauchen als Luft, Wasser und ein wenig Sonne. Ein grüner Fleck von Moosen war auf diesen weissgrauen Feldern von zertrümmertem Kalk nicht zu sehen, so weit das Auge reichte 1).

,,In dem südlichen Theile der Hinlopen-Strasse (79° 30' N. Br.), woselbst die Eilande aus Hyperit und die Küsten aus 1000 Fuss mächtigen horizontalen Kalklagern mit schönen Permischen Petrefakten und von Hyperit überlagert bestanden, war die Vegetation reicher als an der östlichen Seite des nördlichen Theils der Strasse, trat jedoch nirgends so kräftig auf, wie an der Nord- oder Nordwestküste, woselbst Granit, Gneis, Sandstein und Schiefer vorkamen. Hierzu trägt ohne Zweifel das hier während des ganzen Jahres herrschende streng arktische Klima bei. Man sieht zu beiden Seiten der Hinlopen - Strasse über den schroff in das Meer abstürzenden Bergen den ewigen Schnee sich ausbreiten zu einem ungeheueren Meere von

1) Die Ursache dieses gänzlichen Mangels an Vegetation darf nicht in klimatischen Verhältnissen gesucht werden, vielmehr meine ich, dass derselbe einzig und allein von der Beschaffenheit des Erdreiches herrührt, welches hier auf lange Strecken ausschliesslich aus zerfallendem kohlensauren Kalk bestand, vielleicht gemischt mit kohlensaurem Talk, welchem jedoch andere dem Gedeihen der Pflanzen nothwendigere unorganische Stoffe, als Kieselsäure, Alkalien u. s. w, gänzlich fehlten. Dieses erachte ich als bewiesen durch die von mir gemachte Beobachtung, dass überall, wo schieferiger Quarz oder Thonschiefer durch den Kalk brach, eine recht mannigfaltige, wenn auch ärmliche Vegetation entstand. M.

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grosser Mächtigkeit, von welchem Gletscher von enormer Ausdehnung und Höhe ihren Ursprung nehmen und ins Meer stürzen. Massen von Treibeis werden während des ganzen Sommers von einem starken, durch Ebbe und Fluth hervorgerufenen Strome in der Meerenge hin und her geführt und tragen nebst den unglaublichen Massen von Süsswasser-Eis, welche die Gletscher liefern, dazu bei, die Temperatur niedrig zu erhalten. Dass aber unter diesen für die Vegetation so ungünstigen Umständen die Sonnenwärme dennoch im Stande ist, überraschende Wirkungen hervorzurufen, sah ich in der Augusti-Bai, einem Busen oder Fjord, welcher an der Ostseite der Hinlopen-Strasse in den südlichen Theil des Nordostlandes einschneidet. An der nördlichen Küste des erwähnten Busens erhebt sich eine 6- bis 800 Fuss hohe Bergwand von Hyperit, welche zwischen sich und dem Meere einen schmalen Küstenstrich von einigen hundert Ellen übrig lässt. Dieser senkt sich sanft, liegt gegen Süden und wird durch das von dem Berge herabrinnende Wasser feucht gehalten. Grosse Gletscher schieben sich zu beiden Seiten ins Meer hinab und oben auf dem Berge lagern sich ungeheuere Schneemassen, welche niemals aufthauen. Aber nichts desto weniger war der abhängige Strand mit einer grünenden Matte von Moosen überzogen, in welcher Ranunculus sulphureus, Saxifraga Hirculus, die bis in die Provinz Schonen hinabgeht, Saxifraga rivularis, Cerastium alpinum, Pedicularis, Polygonum, Oxyria, Salix polaris, Dupontia Fischeri, Poa cenisia, Juncus u. a. in der vollsten Blüthe und in grosser

Menge standen. Hier blühten auf Grus Saxifraga nivalis, S. flagellaris, S. caespitosa, mehrere Drabae, Cochlearia, Alsine rubella, Arenaria Rossii u. a. m. Kurz die allgemeinsten unter den Spitzbergen'schen Pflanzen blühten hier am 4. August und gediehen ausserordentlich gut auf einem Gebiete von einigen hundert Quadrat-Ellen, das auf allen Seiten von Eis und Schnee umgeben war.

,,Die sämmtlichen in Spitzbergen vorkommenden Pflanzen sind vieljährig und haben eine Tendenz, in kleinen Büscheln zu wachsen. Es ist eine bekannte Sache, dass die Verwesung organischer Stoffe in den arktischen Regionen äusserst langsam geschieht, weshalb mehrjährige Pflanzenüberreste beinahe unverändert stehen bleiben neben den neuen Trieben, welche die perennirende Wurzel hervorbringt. Ein vor einem halben Jahrhundert errichtetes Grabkreuz sieht aus, als wäre es von gestern. Man kann beinahe sagen, dass dort oben Steine und Bergarten schneller verwandelt werden als organische Stoffe. Warum sind denn aber die sämmtlichen phanerogamischen Pflanzen Spitzbergens vieljährig? Die Ursache ist einfach. Es kommt so zu sagen ganz und gar auf Wetter und Wind an, ob eine Pflanze in Spitzbergen Zeit hat, während eines Sommers reifen Samen hervorzubringen. Ohne Zweifel ist dieses in den meisten Jahren der Fall, aber wiederum lässt sich die Möglichkeit nicht leugnen, dass die Samenbildung oft fehlschlagen kann, und in solchem Falle muss jede mit einjähriger Wurzel versehene Pflanze aussterben, während das fortdauernde Bestehen der mehrjährigen Art gesichert ist."

Die Russische Aufnahme des Kaspischen Meeres.
Von Kapitän N. Iwaschinzoff 1).

(Nebst Karte, s. Tafel 3.) 2)

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gegen 40 an der Zahl, sind astronomisch bestimmt und in Bezug auf ihre Länge durch Übertragung der Chronometer auf Dampfschiffe unter sich verbunden. Die Bearbeitung der Materialien dieser chronometrischen Expedition so wie die aus deren Resultaten gewonnenen Ergebnisse werden jetzt zu Ende geführt und dann abgesondert veröffentlicht werden. Ausserdem ist das westliche Ufer untersucht, und zwar von den äussersten nördlichen Mündungen des Terek angefangen bis zur Russisch- Persischen Grenze, d. i. bis Astara, wobei diese ganze Strecke bis zu einer Tiefe von 4 Saschen gemessen wurde; eben so ist das ganze Nord-Persische Ufer von Astara bis einschliesslich zu dem Golf von Astrabad aufgenommen; dieser Golf ist ebenfalls untersucht so wie überhaupt die Rheden und Ankerplätze an dem ganzen westlichen Russischen

Ufer innerhalb der Grenzen der Aufnahme. Die bei diesen Arbeiten gesammelte Masse hydrographischer Nachrichten so wie magnetischer, meteorologischer und anderer Untersuchungen ist sehr bedeutend und wird in der Folge als vorzügliches Material zu der hydrographischen Darstellung des Kaspischen Meeres dienen.

Die Messung der Meerestiefen, welche sich über die Uferuntersuchungen hinaus erstreckt, umfasst gleichfalls eine bedeutende Ausdehnung, wenn gleich dieselbe wegen besonderer Ursachen ) noch nicht die erforderliche Entwickelung erreichen konnte; beinahe der ganze Theil des Meeres um die Halbinsel Apscheron so wie zwischen dieser Halbinsel und Lenkoran ist bis zu einer Tiefe von 25 Saschen gemessen, indem über diese Zahl hinaus kein Grund besteht, das Vorhandensein einzelner Sandbänke und Klippen anzunehmen. Seit dem verflossenen Jahre wurde auch mit der Messung der Meeresmitte begonnen, welche, so viel nach dem Anfange derselben zu ersehen ist, zu interessanten Resultaten bezüglich der Form und der Eigenthümlichkeiten des Grundes des Kaspischen Meeres führen

wird.

Auf diese Weise sind gegenwärtig die wichtigsten Uferstrecken des Kaspischen Meeres in den Hauptzügen genau bestimmt, während die westlichen und südlichen Theile desselben, die vorzugsweise von Handelsschiffen befahren werden, in Bezug auf die Lage der Ufer und theilweise der Ufertiefen noch besonders untersucht wurden.

Die allmähliche sehr bedeutende Anhäufung hydrographischer Materialien über das Kaspische Meer musste auf den Gedanken führen, zur Anfertigung und Herausgabe neuer Karten dieses Meeres zu schreiten, und zwar noch vor der vollkommenen Beendigung der ganzen Darstellung desselben. Demgemäss wurde bereits zu Anfang des Jahres 1860 von mir ein allgemeiner Plan eines neuen Atlas des Kaspischen Meeres entworfen, welcher Plan auch damals von Sr. Kaiserl. Hoheit dem General-Admiral genehmigt wurde. Nach diesem Plane wird der neue Atlas aus nachstehenden 22 Hauptkarten in gewöhnlichem grossen Format bestehen.

1. Generalkarte auf 1 Blatt.

2., 3. und 4. 3 Kurskarten für den nördlichen, mittleren und südlichen Theil.

13 Kurskarten für die wichtigsten Punkte des Meeres, und zwar:

5. Die Mündungen der Wolga und das vor denselben liegende Ufer. 6. Von den Mündungen der Wolga bis zu den Mündungen des Terek. 7. Von den Mündungen des Terek bis Petrowsk.

8. Die Halbinsel Apscheron mit den zunächst gelegenen Inseln.

1) Ein Hauptgrund lag in dem Mangel brauchbarer Dampfschiffe; übrigens lässt sich gegenwärtig auch in dieser Beziehung Besseres er

warten.

9. Von Apscheron bis Lenkoran.

10. Der südwestliche Theil des Kaspischen Meeres.
11. Von dem Golf von Astrabad bis zum Grünen Hügel.
12. Vom Grünen Hügel bis zur Insel Tscheleken.

13. Die beiden Golfe von Krasnowodsk und Balchan.

14. Der Golf von Karabugas mit dem ihm zunächst gelegenen Ufer. 15. Die Golfe Kenderli und Alexander-Bai mit den zunächst gelegenen Ufern.

16. Die Tiulenij'schen Inseln mit den Golfen Tiup-Karagan und Kotschak nebst den dieselben umgebenden Ufern.

17. Die Mündungen des Ural mit den gegenüberliegenden Inseln.

5 grosse Spezialkarten der vorzüglichsten Golfe und
Meerengen, und zwar:

18. Der Golf von Astrachan.
19. Die Meerenge von Apscheron.
20. Der Golf von Baku.
21. Der Golf von Astrabad.
22. Der Golf von Tiup-Karagan.

Die 13 Kurskarten werden bezüglich ihres Maassstabes sich so nahe gebracht werden, als diess die Merkator'sche Projektion, nach welcher dieselben entworfen sind, gestattet.

Ausserdem enthält der neue Atlas mehr als 50 Spezialpläne von Rheden und Ankerplätzen; dieselben werden theils auf den Rändern der grösseren Karten, theils auf eigenen Blättern, in diesem Falle mehrere auf Einem Blatte zusammen, erscheinen. Diese Karten werden folgende sein: die Vierhügelrhede, die Insel Tiulenij, der Hafen von Serebriakowsk, der Hafen von Schandrukowsk, die Insel Tschetschen, die Rhede von Petrowsk, der Hafen von Nisow, der Ankerplatz bei Besch-Barmak so wie der Ankerplatz an der Landzunge Kiliasinski, die Felsen,,Zwei Brüder", die Neftian'schen Felsen, die Inseln Bulla, Swinoi, Pogorälaja Plita und der Felsen Kurinski, die Rhede Kurinski, die Insel Sara mit der Rhede, die Rheden von Lenkoran und Astara, die Rhede von Ensili so wie die der Mündung des Sefid - Rud gegenüberliegenden Rheden von Lengerud und Rudessersk; die Rheden von Meschedissersk und Ferahabad, der Ankerplatz beim Silberhügel, der Eingang in den Golf von Hassan-Kuli, der Ankerplatz

der Insel Ogurtschinski, der nördliche und südliche Golf von Tscheleken, die Buchten Murawieff und Soimonoff in dem Golfe von Krasnowodsk, der Eingang in den Golf von Karabugas, die kleine Bucht an der Insel Kara-ada; der Eingang in den Golf von Kenderli, der Eingang in den Golf von Aschtscha oder Bekturli-Ischan; die Ankerplätze an dem Kreidevorgebirge, an der Insel Kulalü, im Golfe von Sarütasch, an der Langen Insel und noch einige Pläne verschiedener Punkte des nordöstlichen Theils des Kaspischen Meeres, welche nicht benannt werden können, so lange nicht die Aufnahmen und Messungen in jener Gegend vollendet sind.

Die vollständige Herausgabe eines solchen Atlas erfordert jedoch viele Mühe und viele Zeit, während sich das Bedürfniss nach zuverlässigen Karten des Kaspischen Meeres schon jetzt sehr fühlbar macht, insbesondere

seitdem sich die Kriegs- und Privat-Dampfschifffahrt in jenem Meere zu entwickeln begonnen hat. Aus diesem Grunde wurde von mir gleichzeitig mit dem Beginne der Herstellung eines vollständigen Atlas beschlossen, vorläufig einige provisorische Karten der wichtigsten Strecken. des Kaspischen Meeres anzufertigen, so wie ferner eine kleine Generalkarte desselben, welche vorzugsweise für die Dampfschiffe von Nutzen sein dürfte 1). Es ist hier zugleich am Platze, einige Worte über die Art und Weise der Herstellung und der Herausgabe der neuen Karten zu sagen.

Sämmtliche hydrographischen Arbeiten, welche auf den Russischen Meeren ausgeführt werden, werden alljährlich von den Leitern der Aufnahmen bei dem Hydrographischen Departement eingereicht, um dort aufbewahrt zu werden; dann ist es zunächst die Aufgabe der Zeichnungs-Sektion, nach diesen Materialien Kurskarten anzufertigen, welche dann von dem Departement zum Gebrauche auf den Schiffen veröffentlicht werden. Diese Verfahrungsweise ist zwar im Allgemeinen bequem und in Bezug auf entfernte Meere, besonders aber bei jenen sehr nothwendig, deren Atlanten nach verschiedenen Aufnahmen und theilweise nach fremden Quellen bearbeitet worden sind, allein sie verliert diese Vorzüge und führt selbst zu wenig erspriesslichen Resultaten, wenn man dieselbe für unsere zunächst gelegenen Meere anwendet. Wer praktisch mit dem Mechanismus der Anfertigung und Herausgabe von Kurskarten nach den Original-Aufnahmen und Positionsblättern bekannt ist, wird leicht begreifen, wie wichtig es für die Genauigkeit und den Werth der Karten ist, dass deren Anfertigung denselben Individuen übertragen werde, welche an den Arbeiten an Ort und Stelle Theil genommen haben und welchen die betreffende Bedeutung eines jeden Ufer- und Meerestheils bekannt ist. Der Richtigkeit dieser Ansicht wurde bei der Bearbeitung des neuen Atlas in der Weise Rechnung getragen, dass derselbe unter der unmittelbaren Aufsicht und Leitung des Vorstandes der Aufnahme bearbeitet und gravirt wird. Die Herstellung geschieht ausschliesslich durch Offiziere, welche der mit den Aufnahmen betraut gewesenen Kaspischen Expedition angehörten und vollkommen mit dem Charakter und den Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Theile dieses Meeres so wie mit den Erfordernissen der lokalen Schifffahrt bekannt sind. Auf diese Weise steht die Aufnahme des Kaspischen Meeres so wie die Benutzung der aus derselben hervorgehenden praktischen Resultate immerwährend unter der

1) Die Idee der Herausgabe einer provisorischen Generalkarte des Kaspischen Meeres wurde bereits im Jahre 1853 gleich bei dem Beginne der neuen Aufnahme dieses Meeres ausgesprochen und ging von dem Admiral Th. P. Lütke aus, welcher schon damals die Reihenfolge der hydrographischen Arbeiten in ihren Hauptzügen bestimmte.

Kontrole des Hydrographischen Departements, wobei dieselbe von Anfang bis zu Ende ganz in denselben Händen ruht, und zwar solcher Individuen, welche unmittelbar selbst an der guten Ausführung der ganzen Sache Interesse haben und schliesslich mehr als Andere mit derselben vertraut sind.

Bei den ausgedehnten hydrographischen Arbeiten, welche von der Regierung der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika unternommen werden, wird bekanntlich bei der Herstellung der Karten ganz derselbe Weg eingeschlagen.

Nach der so eben dargelegten Grundlage wurden im Laufe der beiden letzten Jahre unter meiner Leitung 16 neue Karten angefertigt und gravirt, von welchen 12 die Sammlung der vorerwähnten provisorischen Karten bilden, während die übrigen 4 bereits dem eigentlichen vollständigen Atlas des Kaspischen Meeres angehören. Wir erlauben uns nun, einige erläuternde Worte über eine jede dieser neuen Karten anzuführen, damit der dieselben Benutzende zugleich wisse, nach welchen Materialien dieselben angefertigt wurden, um darnach deren wirklichen Werth beurtheilen zu können.

1. Provisorische Generalkarte des Kaspischen Meeres auf 1 Blatt, mittlerer Maassstab von ungefähr 40 Werst auf den Russischen Zoll.

Die erste Generalkarte des Kaspischen Meeres wurde schon im Jahre 1720 nach der Aufnahme und Orientirung des berühmten Bekowitsch und von Werdens so wie nach der Aufnahme der Lieutenants Koschin, Trawin und Urusoff herausgegeben; es ist diess dieselbe Karte, für welche Peter I. zum Mitgliede der Pariser Akademie der Wissenschaften ernannt wurde. Eine spätere Karte nach der Aufnahme Soimonoff's wurde zugleich mit dessen Atlas im Jahre 1731 gedruckt. Es war diess die erste Karte des Kaspischen Meeres, welche auf wirkliche Messungen basirt war. Sie diente als hauptsächliches Material zu den später unter der Leitung Nagajeff's und Kutusoff's bearbeiteten Karten dieses Meeres; letztere beiden ergänzten jedoch nur diese Karte nach verschiedenen allmählich erfolgenden DetailAufnahmen. Die Generalkarte Kolodkin's unterscheidet sich bereits dadurch wesentlich von den vorausgehenden, dass sämmtliche Ufer auf derselben in das astronomische Netz der Punkte fallen, deren Breite durch den Sextanten und deren Länge durch Übertragung zweier Chronometer auf Schiffe bestimmt wurde. In allem Übrigen war sie jedoch nur wenig besser als die Karte Nagajeff's und erst in der Folge wurden einzelne Theile der Karte durch die Eintragung der Aufnahmen Bassargin's so wie einiger anderer Detail-Messungen bedeutend verbessert.

Ich will hier nicht auf eine genaue kritische Untersuchung aller dieser Karten eingehen, sondern behalte mir eine solche für später bei der vollständigen hydrographi

schen Darstellung des Kaspischen Meeres vor. Ich erwähne hier nur zur Anerkennung der Arbeiten Kolodkin's, dass bei jenen Mitteln, welche ihm bei seinen Messungen zu Gebote standen, so wie bei den Beziehungen, in welche er zu den Lokalbehörden gestellt war, auch jetzt wohl Niemand eine ähnliche ihm übertragene Aufgabe besser und gewissenhafter zu lösen im Stande sein dürfte und dass man die Unvollständigkeit derselben nur jenen Personen zuschreiben darf, welche die Expedition ausrüsteten 1).

Die unter meiner Leitung bearbeitete Spezialkarte des Kaspischen Meeres gründet sich hauptsächlich auf die astronomischen Punkte, welche von der mir übertragenen Expedition während der letzten 4 Jahre bestimmt wurden. Die Reihe dieser Punkte zieht sich den Ufern entlang um das ganze Meer; nur der nordöstliche Theil desselben, der wegen seiner Seichtigkeit selbst für die kleinsten Barken unzugänglich ist, ist bis jetzt noch nicht bestimmt worden. Im Ganzen sind es 40 astronomische Punkte, von welchen 38 sich auf dem Ufer befinden, während die beiden anderen durch Beobachtungen vom Meere aus bestimmt wurden. Die Breite von 33 dieser Punkte ist durch den Repsold'schen Vertikalkreis, durch die Beobachtung der Polar- so wie der entsprechenden Sterne im Süden in der Nähe des Meridians bestimmt, während sie in Bezug auf ihre Länge unter sich und mit Astrachan durch das Transportiren von 15 bis 20 Chronometern verbunden wurden; die Zeit wurde ebenfalls durch den Repsold'schen Kreis nach der Beobachtung der Sterne in der Nähe des ersten Vertikals bestimmt. Die Hauptpunkte, nämlich Astrachan, die Landzunge von Biriutsch, Tiup-Karagan, Baku und die Insel Gross-Aschur mit dem Golf von Astrabad, sind durch einige Expeditionen mit denselben Chronometern unter sich verbunden. Von den noch übrigen Punkten sind 5 auf dem südlichen Ufer in Bezug auf ihre Breite nach der Beobachtung der Sterne mit dem Universal-Instrument, in Bezug auf ihre Länge durch die Übertragung von 5 Chronometern auf einen Schraubenschooner bestimmt worden. In einer ausführlichen Relation, welche gegenwärtig über unsere chronometrische Expedition ausgearbeitet wird, wird der Grad der Genauigkeit eines jeden der bestimmten Punkte ersichtlich sein; hier muss ich mich jedoch nur auf die Anführung einer Übersicht ihrer approximativen Längen und Breiten beschränken, welche aus der vorläufigen Berechnung der Daten der chronometrischen Expedition gewonnen wurden und die noch nicht ganz von

1) Eine kurze, aber deutliche Übersicht der früheren Aufnahmen des Kaspischen Meeres wurde durch den verstorbenen A. P. Sokoloff im 10. Bande der Annalen des Hydrographischen Departements veröffentlicht.

jenen Abweichungen frei sind, welche möglicher Weise aus der Verschiedenheit in der Abgleichung und den Gewichten der Chronometer so wie durch die Ungleichheit des Gehörs und des Gesichts der Beobachter oder die sogenannten persönlichen Gleichungen entstehen konnten. Nichts desto weniger kann mit Bestimmtheit versichert werden, dass die Abweichung der in diesem Verzeichnisse angegebenen Breiten in jedem Falle nicht über 5 Sekunden im Bogen und die der Längen nicht über Sekunde Zeit beträgt.

Die Wahl der astronomischen Punkte hängt hauptsächlich von der Thunlichkeit und Sicherheit der Landung ab. In dieser Beziehung ist das Kaspische Meer noch schlimmer als das Schwarze Meer; so befindet sich z. B. auf dem ganzen südlichen und südwestlichen Ufer vom Golf von Astrabad bis zu den Mündungen der Kura, auf einer Strecke von 350 Meilen, mit Ausnahme des Golfs von Ensili auch nicht ein einziger nur irgend gesicherter Landungsplatz; aber selbst in den so eben genannten Golf kann man wegen der geringen Breite der Meerenge nicht immer einlaufen, weil dort die Brandung selbst bei einem geringen Wellenschlage sehr heftig ist. Die Uferstrecke von Apscheron bis Tschetschen ist noch weniger zugänglich. In den übrigen Theilen des Meeres giebt es zwar Häfen, doch sind diese im Allgemeinen nur in geringer Zahl vorhanden. Der nördliche Theil hat beinahe allenthalben gesicherte Ankerplätze, derselbe bietet jedoch wegen der am Ufer liegenden Sandbänke grosse Schwierigkeiten für das Landen, während man auf dem nordöstlichen Theile des Kaspischen Meeres zwischen den Mündungen des Ural und der Halbinsel Busatschi nur auf kleinen Booten in Sicht des Ufers gelangen kann. Ausser der Unzugänglichkeit der Ufer waren auch noch einige andere Erwägungen auf die Wahl der Punkte von Einfluss; so befinden sich auf der mehr oder weniger in das trigonometrische Netz fallenden Strecke zwischen den Mündungen der Wolga und Astara die astronomischen Punkte vorzugsweise an jenen Orten, wo das Netz vom Ufer bedeutend entfernt ist. Verzeichniss der astronomischen Punkte, welche am Kaspischen Meere durch die Expedition unter der Leitung des Kapitäns ersten Ranges Iwaschinzoff bestimmt wurden 1).

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