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B. Pfronten-Steinach, die sogenannte untere Ges meinde, rechts der Vils, enthält die Ortschaften:

1. Pfronten Steinach, mit 84 H. und 476 E. Stein. ach, das größte Dorf der Pfarrei, am Achflusse, der an Grund und Boden oft furchtbare Verwüstungen anrichtet, hat eine Kirche Ju St. Michael, in neuerer Zeit verherrlicht durch die Maler- und Bildhauerarbeiten des Pfrontner Künstlers Franz Osterried, jezt in München.

2. Pfronten.Desch, mit 17 H. und 102 E. Koloman.

Kapelle St.

3. Pfronten-Dorf, mit 52 H. und 312 E., wo ehemals das fürstbischöfliche Amthaus stand.

4. Pfronten Heitlern, mit 29 H. und 174 E. Zu den Ortschaften Dorf und Heitlern gehört die Kapelle des h. Leonhard, bei welcher ehemals ein eigener Kapellan aufgestellt war, In dem Hause, das diesem gehörte, wohnt nun der Schullehrer.

Der Pfarrbezirk enthält einen Flächenraum von 18,000 Tag= werken auf bayerischem Boden (den Pfrontnern gehören außerdem noch ausgedehnte Strecken Wiesgründe, Alpen und Waldungen im Achthale auf tirolischem Gebiete), und zählt in seinen 13 Orts schaften 2600 Menschen in 442 Häusern. Nur einige Mühlen ftehen allein, und ein Haus, die Fallmühle, bildet eine wahre Einöde in schauerlicher Einsamkeit.

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3) Berge um Pfronten. In der Pfarrei Pfronten und an ihren Grenzen ragen Vorberge der Tiroler Gebirge zu bes deutender Höhe empor, und geben der Gegend ein erhebendes, großartiges Ansehen. Es steigt im Süden von Pfronten bei Steinach, zur Alpenweide des Viehes benüßt, 4000 Fuß hoch der Breitenberg empor, von dessen Höhe man bei heiterm Himmel und mit gutem Fernrohr den St. Ulrichsthurm in Augsburg erblickt; südlicher noch der höhere Aggenstein. Nordöstlich von diesem schlieBen sich an den Roßberg die Vilser-Berge, westlich von Pfronten aber thronen über der Ebene der Künberg und Edelsberg. Von dem Manzenberge östlich von Pfronten blicken auf schauer lichem Bergvorsprunge die Reste des Felsennestes Falkenstein traurig in die Tiefe.

4) Der Falkenstein. Steile Pfade führen zu dem ungeheuren, schräg in die Tiefe sich hinauslehnenden Felsblocke, deffen Scheitel, an fünfthalbtausend Fuß über der Meeresfläche erhaben,

die Ueberrefte dieser Hochwarte trägt. Die Wände des ehemaligen Gebäudes, das aus einem länglichen, in der Mitte quer getheilten Viereck von kaum 25' Länge und 12' Breite bestand, und Trümmer einer schmalen Mauer, welche ringsherum am Saume des Abgrundes angebracht, den nur wenige Schritte haltenden äußern Bodenraum umzog, sind noch erhalten. Die Burg bildet von Oft nach Weft die Scheidewand zwischen den Waldbezirken Weißenfee und Pfronten, von Nord nach Süden aber den gigantischen Landesmarkstein zwischen Bayern und Tirol, indem des Berges südliche Abdachung in der Tiefe des Vilsthales bereits auf tirolischem Boden endet. Von dem kleinen Vorplaße vor dem Thorbogen des mit Schußscharten versehenen Erdgeschoffes aus entfaltet sich dem Auge eine entzückende Rundsicht gegen Süden über das schöne, von der Landstraße durchzogene Vilsthal und in die Giebelwelt des Hochge. birges; gegen Norden über Hügel und Wälder, über Seen und zahlreiche Ortschaften hinweg in die nebelnden Fernen des Flachlandes 1).

5) Klima. Aus den Klüften der Berge und über die Gründe von Nesselwang wehen kalte Winde und erhalten das Klima von Pforten, wenn auch ziemlich rauh, doch rein und frisch. Ob des langen Winters baut man in Pfronten nur Sommergetreide, und freut sich erst spät der warmen Sommertage, welche die Früchte der Bäume so langsam zur Reife bringen, daß die Johannisbeeren erft Anfangs August genießbar werden.

6) Die Einwohner. Die Bewohner der Pfarrei Pfronten find allemannisch - schwäbischer Abstammung und Sprache; leg. tere von eigenem Accente und ganz eigenthümlichen Ausdrücken 2). Ein festes Anschließen an die Heimat und ihre Angehörigen zeich1)Eine schöne Abbildung der Ruine de Falkenstein findet sich in der Samms Tung malerischer Burgen und anderer geschichtlich merkwürdiger Baudenkmale der bayerischen Vorzeit. Im Auftrage Sr. Kgl. Hoheit des Kronprinzen Marimilian von Bayern, nach der Natur gezeichnet von D. Quaglio. Lithographirt von K. A. Lebfchée. Mit einem geschichtlich erläuternden Terte (welchem obige Beschreibung des Fallenstein entnoms men ist). Lief. I. München 1844. Bl. 4.

2) Einige Eigenthümlichkeiten des Pfrontner Dialekts: Mädchen heißt hier: Föl; eine weibliche ledige Person: (das) Mensch; eine männ= liche ledige Person, gleichviel ob 15 oder 50 Jahre alt: Bue; ruft man den Vater, so heißt es: Vateroz bei der Mutter: Muatero; der Großpater heißt: d'r Aehni; statt Euch sagt man: nib; ftatt blau: blob; ftatt fangen: focha; Katarrh heißt: Nita; Geistlicher: Hear; Kirsche: Kries: per; Sakriftet: Segerer.

net die Pfrontner aus. Selten heirathet eine auswärtige Person in diese Orte herein, selten eine eingeborne hinaus. Vielverzweigte Verwandtschaften find Folge dieser Abschließung. Körperlich kräftig, find die Pfrontner ein aufgewecktes, schlaues, gewandtes, meistens gefälliges und besonders gar sehr redseliges Völkchen, das sich auf seinen Namen nicht wenig zu gute thut.

7) Beschäftigung und Erwerb derselben. Viehzucht, durch eine treffliche Alpenwirthschaft gefördert, Feldbau, dessen Erzeugnisse dem Boden meistens mit vieler Mühe abgewonnen werden müßen, und Gewerbe sind die Quellen, aus welchen die Pfrontner ihren Lebensunterhalt ziehen. Es finden sich Gewerbe aller Art, fogar Gold- und Silberarbeiter. Von dort gingen Mechaniker aus, wie die Gebrüder Haf, und Maler und Bildhauer, wie X. Keller und Fr. Ofterried, zeugen für das Kunsttalent der Pfrontner. Die Pfarrkirche zum heil. Nikolaus wurde, wie sie ist, mit Ausnahme der Glocken, welche von Memmingen kamen, ganz von Pfrontnern hergestellt. Ein weiterer Nahrungszweig für viele Menschen ist die Bereitung und Versendung von Gyps. Den Winter hindurch arbeiten in 13 Gypsmühlen gegen 24 Personen an Bereitung der meistens von Reute hergeführten Gypssteine zu Gypsmehl; gegen 500 Personen küfern dazu Fäffer, und bei 100 Menschen sind beschäftigt mit Fortführen des Gypses nach Kempten zur Weiterversendung auf der Iller. Auch der Gütertransport aus und nach Italien schafft manchen Verdienst. - Während die bewaldeten Berge um Pfronten reichlich Holz liefern, gewinnt man aus dem Moosgrunde bei Berg und Kreuzegg viel Torf.

Indeß gibt es in Pfronten nur gar wenige wohlhabende Leute, aber desto mehr Arme. Noch mehr gehören dem Mittelstande an → einem Mittelstande aber, den man in den wohlhabenden Gegenden Altbayerns nahezu für Armuth halten würde.

8) Seelsorge und Schule. Die Bewohner von Pfronten find, mit Ausnahme von 10 bis 12 dem Mauthpersonale angehörigen Protestanten, sämmtlich der katholischen Kirche zugethan. Die Seelsorge der großen Pfarrei übt ein Pfarrer mit einem Kaplane. Bei der St. Martinskirche in Pfronten Kappel versieht den Gottesdienst ein Beneficiat.

Für den Jugendunterricht forgt die Hauptschule mit einem Lehrer und zwei Adftanten, und die Filialschule in Kappel mit einem Schulverweser.

I.

Pfronten von ältester Zeit bis zum Schlusse des Mittelalters.

1.

Pfronten in der römischen und altgermanischen Zeit.

Dem vindelicifchen Volksstamme der Licatier, welche die Hügel und Thäler zu beiden Seiten des Leches inne hatten, mögen die Menschen angehört haben, welche zu jener Zeit unsere Gegend bewohnten, als römische Heere in dieselbe kamen, um die noch freie Alpenkette dem Reiche zu unterwerfen. Daß aber der erobernde Römer wirklich den Boden betreten habe, der heute den Bezirk der Gemeinden von Pfronten bildet, ist, wenn schon durch keine alte Nachricht erweisbar, durch Lage und Umgebung der Orte mit Sicherheit anzunehmen. Denn der Lechschlund war fein geringer Sperrpunkt jener bewundernswerthen, die halbe Welt in eine einzige Stadt wandelnden Befestigungskette Roms, die vom Bodensee an den Lech und den Lech hinab zu jener glänzendften Colonie, zur vindelicifchen Augusta und an den großen Reichs- Limes der Donau zogu 3). Nahe aber am Lechschlunde, an einem Paffe aus dem Gebirge in das tiefere Land lagen die Berghöhen und Thäler von Pfronten; nahe lagen die bedeutenden Römerorte Abodiacum (Epfach) und Campodunum (Kempten), und es mag wohl angenommen werden, daß die Römer von Campodunum her über Neffselwang, Pfronten und Reute die Straße in das Tirol gekannt haben; mehrere Funde römischer Münzen auf den Feldern von Pfronten und der Umgegend sprechen für jene Annahme). Auch mag

3) Frhr. v. Horm a hr, goldene Chronik von Hohenschwangau. S. VIII. 4) Der kgl. bayer. Hofrath v. Ahorner zu Augsburg hatte Kunde sowohl von vier römischen Silbermünzen von Domitian, Hadrian, Heliogabalus und Septimius Severus, welche i. I. 1809 bei Aufwühlung einer Schanze zwischen Pfronten und Füßen in der Nichtung gegen Kempten gefunden wurden, als auch von einer Sammlung von 58 in der Gegend von Füßen und Pfronten gefundenen, von einem Conventualen des Klosters St. Mang gesammelten römischen Kupfermünzen von Agrippa bis Arcadius. (Intelligenzblatt für den Oberdonaukreis v. J. 1829. S. 1169, 1170. Beiträge für Kunst und Alterthum im Oberdonaukreise, von Dr. J. N. v. Raiser, Augsburg 1829. S. 46. 47.) Eine Silbermünze von Trajan op

nicht ohne Grund behauptet werden, daß bei Pfronten damals ein römisches Castrum gestanden sei; die Meinung jedoch, es sei der Name Pfronten aus der Bezeichnung dieses Punktes frons Rhaetiae (secundae) entstanden, läßt sich durch eine geschichtliche Ueberlieferung nicht begründen.

Wie dem Römer, so war auch dem ihm folgenden erobernden Germanen der Lechschlund und seine Umgebung ein Punkt von hoher Wichtigkeit. Denn „nachdem selbst das Gerippe der römischen Grenzwehr verlassen war, empfahl der große Dietrich von Bern jene Clausen seinem Herzoge beider Rhätien, Servatus, und dem Präfekten des Prätoriums, Faustus, zu wachsamer Obhut. Je weiter aber nach Theodorichs Ableben die Oftgothen in die Berge zurück wichen, desto rascher drangen, Hand in Hand, fränkische Hauptleute mit dem Schwert und fränkische Missionåre mit dem Kreuze vor“ 5).

2.

Pfrontens politische Geschichte im Mittelalter. Der Falkenstein. Das Pfarr-Recht.

Nicht ferne jenen alten Tagen, in welchen in diesen Gegenden der heilige Magnus das Ungethüm des Waldes und der Sümpfe, den finstern Urwald und die noch wildern Menschen bes zwang, mag im Thale der Ach und der Vils und an den Abhän ́gen des Aggenstein und Breitenberg jener Landstrich zuerst bebaut worden sein, in welchem heute die Markung von Pfronten sich ausdehnt. Es schweigt zwar jeder geschichtliche Laut über die Entstehung von Pfronten; aber die Erinnerung an den Urzustand jener

timo principi wurde in neuerer Zeit auf einem Acker bei Pfronten ges funden. (v. Raiser Beiträge 1. c. S. 9.) Zu Maria-Hilf bei Hohenfrei. berg fand man im J. 1830 auf einem Acker einen schweren goldenen Ring mit einem auf Onir geschnittenen Hahn und Merkurstab - ein Ueberbleibfel aus Römerzeit (v. Raiser Beiträge 1881. S. 24.); und in demselben Jahre auf eben dieser Stelle den Knopf von dem Handgriffe eines römischen Schwertes (ebend. S. 26.) Noch manche einzelne Römermünze, wie von Diokletian und wahrscheinlich auch von Antonin dem Frommen gab der Boden von Pfronten in neuerer Zeit an das Tageslicht. (v. Raiser, der Oberdonaukreis unter den Römern. I. Augsb. 1830. S. 53.). Auch das benachbarte Nesselwang bietet Münzen und vielleicht noch andere Reste, die vom Aufenthalte der Römer in diesen Gegenden Seugniß geben. (v. Raiser ebend.) 5) Hermayr a. a. D.

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