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der aber wird der im weiteren Verlaufe unserer Darstellung mitzu-
theilenden Correspondenz fortwährend und von vorneherein gebüh-
rende Rechnung getragen werden müssen. Und hierin der Grund
für die Aufnahme so mancher Thatsache, die ausserdem unerwähnt
bleiben könnte und würde; für die Nichterwähnung so mancher
Thatsache, die objektiv unvergleichlich wichtiger wäre, als viele der
speziellenen. Dieß zur Verständigung.
In Beziehung wird erstlich deren
auf dreigen
Form, dann deren Innhalt und die durch den Innhalt vers
anlaßte Behandlungsweise zu besprechen sein.

§. 1.

Die Correspondenten.

2. Nur wenige Kirchen in deutschen Landen erfreuten sich während des Zeitalters der Reformation einer ununterbrochenen Reihe so trefflicher Oberhirten, als die Kirche von Augsburg. Christoph von Stadion 1517-40, Otto Truchseß von Waldhieß von 2 burg 1543-73, Johann Egolph von Knöringen 1573 — 75, Marquard von Berg 1575-91: lauter Namen, die rühmlich bestehn vor dem Richterstuhl der Geschichte.

Unter ihnen ragt dann wieder besonders hervor Otto Truchseß'), sowohl durch lange "Dauer seiner kirchlichen Amtsverwaltung; als durch Höhe der Geburt und sofort durch Glück und persönliche Ueberlegenheit erlangten äuffern Stellung; wie endlich durch tief in die Zeit eingreifende und weit in die Zukunft wirkende, rastlos und unermüdlich das kirchliche wie politische Gebiet umfassende Thätigkeit.

3.

Er wurde geboren zu Scheer am 26. Februar 1514, zeigte früh Neigung zum geistlichen Stand, besuchte mit trefflichen Anlagen und Vorkenntnissen ausgestattet erst die Akademie zu Tübingen, dann nachdem er Canonifus in Speier geworden, die hohen Schulen zu Dole in Burgund, Padua, Pavia und Bologna in Italien." Im Jahre 1532 entsagte er zu Gunsten feiner Brüder dem väterlichen Erbe, wurde Canonikus und Domdecan zu Trient,

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1) Als Hauptquelle für die Geschichte Cardinal Otto's mer zu betrachten sein: Place Braun, Geschichte der burg. Band 111. S. 358-520:

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lle noch im. von Augs

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und nachdem er sich einer Legation Kaiser Karl des Fünften an seinen Bruder König Ferdinand mit günstigem Erfolg erledigt, ka i, serlicher Rath und Vertrauter (1541), bald darauf (1541 øder 1542) auch. Domherr zu Augsburg. Als folcher reiste er das erstemal nach Rom, wo er sich durch Geistesgaben und sittlich. ernstes Benehmen bei Pabst Paul III. so sehr empfahl, daß ihn diefer zu seinem geheimen Kämmerer ernannte, und sofort mit wichtigen geheimen Aufträgen erst als Internuntius an König Eigismund nach Polen, dann zum Nürnberger- Reichstag von 1543 fandte, um hier die bevorstehende Eröffnungdes Conciliums zu Trient anzukündigen,

Er war kaum zu Nürnberg angekommen, als Bischof Christoph von Stadion starb. Auf König Ferdinands nachdrucksamste Empfehlung ward Otto vom Augsburger Domkapitel zum Bischof von Augsburg gewählt. Das geschah am 10. May 1543. Schon am darauffolgenden 1. Juni bestättigte Papst Paul diese Wahl, dispensirte zugleich den Gewählten vom Defekt in Ansehung seines Alters Otto zählte noch "nicht volle dreissig Jahre und erlaubte ihm überdieß die bisher schon zu Speier, Trient und in der Diöcese Constanz erlangten Pfründen neben dem Bisthum beizubehalten. Otto aber, der bisher nur Dia. kon war, ließ sich unverzüglich zum Priester und Bischof weihen.

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4. Noch im ersten Jahre seiner bischöflichen Amtsverwaltung berief er seinen Clerus zu einer Diöcesansynode, soll dann im folgenden Jahre eine Synode zu Salzburg 2) besucht haben, ward um dieselbe Zeit, nachdem er eine zwischen dem römifchen Stuhl und dem Kaiserhof obschwebende Differenz verglichen, von Pabst Paul (1544) zum Cardinal ̋erhoben, reiste neuerdings auf kurze Zeit nach Rom, und erhielt das Jahr darauf (1545) vom Pabst zum Zeichen besonderer Gunft ausgedehnte Beneficien-Präsentationsrechte. Nebenbei sah er sich bei Reichstagen und andern Gelegenheiten vom Kaiser mit wichtigen und ehrenvollen Aufträgen betraut.

5. Mit unabsehbarem Elend bedrohte der Ausbruch des Sch ma lkalderkrieges (1546) die ganze Diöcese Augsburg. Der für den

2) Ich habe Gründe au der Eristenz dieser Synode zu zweifeln, obwohl für sie ein im Allgemeinen sehr glaubwürdiger Gewähremann steht, Hanfiz, Darum das „foll."

Kaiser glückliche Ausgang desselben gab unserem Cardinal seine Refidenz in Augsburg und einen großen Theil des ehdem von seinen Vorfahren in dieser Reichsstadt behaupteten Einflusses für immer zurück.

Wohl hatte Kaiser Karl verstanden zu siegen; die Früchte des Sieges zu ärndten aber verstand er nicht. Manches geschah, was die Erbitterung seiner gedemüthigten aber nicht vernichteten Feinde nährte, steigerte. Bald trat er mit unseligen Planen hervor, die felbft die treuesten seiner bisherigen Freunde und Anhänger ihm und seiner Politik entfremdeten, auch sie in die Reihen der Opposition drängten. Unter diesen auch Cardinal Otto.

Während der Jahre 1547–49 wurden in den katholisch gebliebenen Theilen Deutschlands fast allenthalben Synoden gehalten. Auch Cardinal Otto veranstaltete 1548 eine solche zu Dillingen und ließ derselben unmittelbar eiue Visitation seiner ganzen Diocese folgen.

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6. Ungleich wichtiger als irgend eine andere seiner Unternehmungen wurde für die Zukunft die Gründung des ClerikalSeminars zu Dillingen, mit welchem schon nach wenigen Jahren eine Art Universität (ungefähr in der Weise der heutigen Lyceen) in Verbindung gesezt ward. Fünf Jahre 1549 nahm die Vollendung dieser für Jahrhunderte wohlthätigen Anstalten in Anspruch. Ausserordentliche Opfer, die Ueberwindung ausserordentlicher Schwierigkeiten forderte das weitaussehende Werk, dessen glückliche Zustandebringung und Sicherung auch für die Zukunft wohl unbestritten das größte und bleibendste Verdienst ist, das sich Otto um seine Diocese erworben.

Doch ehe noch recht der Anfang gemacht war, rief ihn der Tod seines großen Gönners, Pabst Paul III. († 10. November 1549) zum Conclave nach Rom. Während dieser seiner Abwesenheit aus Deutschland starb am 5. März 1550 Herzog Wilhelm der Vierte von Bayern. Deffen einziger Sohn Albrecht, dieses Namens der Fünfte, bestieg den bayerischen Herzogsstuhl.

7. Cardinal Otto stand in diesem Augenblicke in vollester ausgebildetster Manneskraft da. Er zählte sechsunddreissig Jahre. Eine eben so glückliche als glänzende Vergangenheit lag hinter ihm, und er mochte auf dieselbe mit um so mehr gerechtem Stolz zurückblicken, da er deren Glanz nicht dem Glück allein, sondern in viel höherm Maße eigener Thätigkeit und Klugheit zu danken hatte.

Eben war er im Begriffe jenes Werk, das seinen Namen verewigen follte (die Stiftung der Universität Dillingen), feiner Vollendung entgegenzuführen. Die Zukunft mochte bringen was immer, so fonnte sie doch an ihn nur die Forderung stellen, zu wahren das Errungene, weiterhin fortzuschreiten auf der bisher eingehaltenen Bahn. Nichts desto weniger war er- ohne vielleicht dessen klar bewußt zu sein, ja es nur ju ahnen in Beziehung auf seine kirchlichpolitische Stellung an einem bald nur zu fühlbaren Uebergangsund Wendepunkt angekommen. Es galt von nun an allmählig mehr und mehr aus dem bisherigen - wenn dieser Ausdruck nicht zu hart ist - Hörigkeitsverhältniß zum Kaiser herausund sofort selbstständig handelnd aufzutreten, ja selbst Wege einzuschlagen, die denen des Kaisers schroff entgegengestanden; eine Veränderung, beiderseits nicht so fast durch freien Willensentschluß herbeigeführt, als vielmehr lediglich durch den Drang der Ereignisse, und die Verschiedenheit der Ueberzeugungen.

8. Werfen wir nun dem eben von Cardinal Otto Gesagten gegenüber einen denselben Zeitpunkt im Auge haltenden vergleichenden Blick auf Herzog Albrecht3) und seine Stellung bei Antritt seiner fürstlichen Regierung: so treffen wir gleichmässig Keime künftigen engen Anschlusses, wie möglicherweise schroffer Scheidung.

Geboren am 29. Februar 1529, stand Albrecht eben in der schönsten Blüthe noch nicht des Mannes-, sondern nur das Jünglingsalters, zählte erst zweiundzwanzig Jahre. Noch

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*) Ueber Herzog Albrechts Regierungsgeschichte find in neuester Zeit mehrere tüchtige historische Arbeiten erschienen. Nachstehende drei (in chros nologischer Ordnung angeführt), namentlich die beiden ersten überragen weit alle übrigen: C. Höfler, Herzog Albrecht der Fünfte im Kampfe gegen die Glaubensspaltung in Bayern in: Repertorium für kathol. Lebeu, Wirken und Wiffen von Besnard (3 Bände, gr. 4. 1841 43) Jahr. gang 1841. Nr. 38-40. C. M. Frhr. von Aretin, Geschichte des bayerischen Herzogs und Kurfürsten Marimilian des Ersten. 8. Pass fau 1812. Bd. 1. S. 62 234. M. Jungermann, Albrecht der Fünfte, der Großmüthige, Herzog von Bayern. Gekrönte Preisschrift. 8. München 1813. Höfler und Jungermann gehen über die zweite Hälfte der Regierung Albrechts von 1564 ab ganz kurz weg; defto reis cher ist dieser interessante Abschnitt bei Frhr. v. Aretin, l.c. S. 146–223 bedacht.

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als Knabe (1537 — 44) der damals durch Berühmtheit ihrer Lehrer ausgezeichneten Universität Ingolstadt zu seiner wissen, das schaftlichen und staatsmännischen Ausbildung übergeben; dann durch Reisen nach Italien für alles Große und Edle im Gebiete der " Kunst begeistert blieb ihm Förderung der Wissenschaft und Kunst, " dieser früh lieb gewonnenen Zwillingsschwestern, theures Anliegen, gleichsam Bedürfniß sein ganzes Leben hindurch.

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Bald schon nach seinem Abgange von der Universität war Herzog Albrecht eine in so jugendlichen Jahren selbst für fünftige Erben fürstlicher Throne seltene Auszeichnung -von Kaiser Karl zum Ritter des goldnen Vliesses geschlagen, und am 4. Juli 1546 mit König Ferdinands Tochter Anna vermählt worden. Inniger, und so lange König, nachmals Kaiser Ferdinand lebte, beinahe unbedingter Anschluß an die österreis chische Linie Habsburg in politischen wie religiösen Angeles genheiten war die Folge hievon.

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9. Und wie ehedem Otto als junger Bischof, so zeigte sich jezt Herzog Albrecht als noch weit jüngerer Fürst des ihm bisher freilich meist ohne sein unmittelbares Zuthun gewordenen Glückes und Glanzes durch persönliche Tüchtigkeit würdig, indem er sne bereits während seiner ersten Regierungsjahre nicht nur der Res gelung der Finanzen und kirchlich-staatlichen Verhältniffe seines Landes wesentliche Förderung zuwandte, sondern auch eine schon08 seit mehr als einem Decennium als unabweisbar nothwendig erachtete neue allgemeine Gesetzgebung für Bayern (Landsordnung von 1553) zu Stande brachte.

In Beziehung auf auswärtige Politik hatte Albrecht, zumal in Rücksicht des Verhältnisses zu Kaiser Karl, der vor Kurzem (1548) das von allen Parteien verabscheute Interim erlassen, und eben mit dem seit Jahren genährten Projekte dereinstiger Uebertragung der deutschen Kaiserkrone auf seinen Sohn Philipp offener hervorzutreten begann, nur auf den Wegen fortzugehen, die bereits sein Vater eingeschlagen. Und hier, in der Opposition gegen Kaiser Karl begegnet uns denn auch das erste gemeinsame politische Zusammenwirken Albrechts und Otto's auf dem Reichstage zu Augsburg 1550 *), im Heidelberger

4) S. Sugenheim, Frankreichs Einfluß auf und Beziehungen zu Deutschland seit der Reformation bis zur ersten französischen Staatsum

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