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(großes Boot von 30 bis 35 Fuß Länge), die in Simoda die „Vincennes“ verlassen hatte, um längs der Küste entlang fahrend, dieselbe zu untersuchen und aufzunehmen. Die zwei Offiziere, die mit dem Boote ankamen, waren gute Bekannte von mir und sehr erfreut, mich hier aufzufinden. Sie hatten viel schlechtes Wetter gehabt, aber doch die ganze Küste aufgenommen und waren von den Japanesen immer freundlich behandelt worden. Erst um Mitternacht verließ ich den Commodore.

Montag, 18. Juni. Der Steamer John Hancock" verließ heute Morgen früh den Hafen, um eine kleine Vermessungstour in der Straße von Sangar zu machen, soll aber in 2-3 Tagen zurückkehren. Wir machten am Bord desselben noch einen Abschiedsbesuch und gingen dann nach der „Vincennes“, um mit dem Purser (Zahlmeister) die Sachen ins Reine zu bringen. Nachdem wir alle auf die „Greta“ Bezug habenden Geschäfte zur beiderseitigen Zufriedenheit beendigt hatten, wurden wir gebeten, zum Commodore zu kommen, der den uns in Hongkong gegebenen Segelbrief indofsirte und uns das Recht ließ, in den japanesischen Häfen, die wir etwa noch anlaufen möchten, die amerikanische Flagge zu zeigen. Wir fanden in der Cajüte des Commodore auch die Passagiere der „Caroline Foote“ vor, denen er alle auf sie Bezug gehabten Verhandlungen mittheilte. Die Amerikaner beschlossen gegen die von Seiten des Gouverneurs ertheilte Weigerung zu protestiren und eine bedeutende Entschädigung zu verlangen, womit sich der Commodore vollkommen einverstanden erklärte, indem er dabei bemerkte, daß, da er nicht zweifle, die amerikanische Regierung werde seine Ansichten über diese Angelegenheit theilen, es sicher sei, daß die japanesische Regierung zur Bezahlung dieser Entschädigungssumme werde gezwungen werden (?!) Als wir bald darauf den Commodore verließen, dankte er mir mit warmen Worten für die vielen ihm geleisteten Dienste und bat mich, die durch ihn gehabte viele Mühe und Umstände als eben so viele dem amerikanischen Gouvernement erzeigte Dienste betrachten zu wollen, in dessen Namen er mir aufs Herzlichste dankte. Um 2 Uhr gingen wir ans Land und rechneten

dort vollends mit den Japanesen für die legten gekauften Sachen ab. Noch einmal werden wir indeß mit ihnen handeln müssen, da uns noch verschiedene Provisionen fehlen, welche die Japanesen allerdings mit Silbermünze bezahlt zu haben wünschen, worauf wir aber, wo möglich, nicht eingehen werden. 2 Fernröhre und 86 Dug. baumwollene Tücher waren das erwählte Equivalent für 295 Doll. Lackwaaren. Gegen 7 Uhr an Bord zurückkommend, verbrachten wir den Rest des Tages mit Schreiben verschiedener für Europa bestimmter Briefe, die wir pr. „Caroline Foote“ über San Francisco nach Hause zu schicken beabsichtigen.

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Dienstag, 19. Juni. Schon um 10 Uhr Morgens gingen wir ans Land, um wo möglich heute Alles abzuschließen, mußten aber bis Mittag warten und endlich unverrichteter Sache an Bord zurückkehren. In einer andern Hinsicht waren wir glücklicher. Ein japanesischer Kaufmann nahm uns mit in sein Haus und zeigte uns dort heimlich eine wunderschöne Pfeife mit broncirten und vergoldeten Verzierungen, wofür er eine Uhr verlangte. Der Capitain gab ihm eine silberne Cylinderuhr. Für eine andere erhielt ich einen Aufsag von Silber mit einem darauf liegenden filbernen Drachen von ausgezeichneter Arbeit. Beide Stücke sind ihrer Arbeit so wie ihrer originellen Ausführung wegen sehr werthvoll. Noch erhielten wir außerdem nach vielem Ueberreden 5 japanesische Dollars, welche an die Europäer zu geben bei Todesstrafe verboten ist, wodurch dieselben um so größern Werth erhalten. An Bord zurückgekehrt, hörte ich, daß der Commodore nach mir geschickt hatte, ich begab mich in Folge dessen an Bord der „Vincennes“, wo ich gebeten wurde, den in englischer Sprache geschriebenen Auszug aus der am Sonntag mit dem Vice-Gouverneur gehabten Unterredung ins Holländische zu übersehen. Diesen Auszug hatte der Commodore heute Morgen durch den Capitain der "Vincennes" ans Land geschickt, der japa nesische Dolmetscher aber denselben nebst dem darauf Bezug habenden Brief zurückgeschickt, mit der ausdrücklichen Bitte, daß ich denselben zuvor ins Holländische übersezen möchte. An dieser langen Uebersegung habe ich bis tief in die Nacht hinein gearbeitet.

Mittwoch, 20. Juni. Um Um 10 Uhr überbrachte ich dem Commodore die ins Reine geschriebene Ueberseßung. Den Nachmittag verbrachten wir am Lande und ordneten dort alle unsere Rechnungen. Als wir nun auch von den Mandarinen Abschied nehmen wollten, wurden wir gebeten, noch einen Augenblick zu warten und dann in ein Nebenzimmer geführt, wo man uns im Namen des Gouverneurs mehrere werthvolle Sachen überreichte, die er uns bat, als ein kleines Andenken von ihm für die viele Mühe und Arbeit, die wir durch das fortwährende Ueberseßen und Verdolmetschen gehabt hätten, anzunehmen. Zugleich erhielt ein Teder von uns einen von seiner kaiserlichen Hoheit dem PrinzGouverneur eigenhändig geschriebenen Brief, dessen Inhalt kurz lautete:

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An Lühdorf

Von Takenowoetsj Simots Kenokami. (Name des Gouverneurs.)

Das Werthvollste unter den uns geschenkten Sachen sind unstreitig zwei in Seidenkrepp gewebte Blumenbouquets, ca. 2 Fuß lang und breit, deren jeder von uns eins erhielt. Alle Offiziere, die in Simoda gewesen sind, erklären einstimmig, noch nichts Aehnliches gesehen zu haben; es scheint, als wenn solche Sachen nicht verkauft werden. Außerdem ließ mir der Prinz-Gouverneur als ein besonderes Zeichen seiner Huld einen kleinen Secretair en miniature von so ausgezeichneter Lackarbeit und so schwerer, erhabener und kunstreich ausgeführter Vergoldung überreichen, daß ich wirklich nicht weiß, wozu ich dieses Kunstwerk verwenden soll. Denn es ist ein Erzeugniß japanesischer Kunstfertigkeit, das wohl für königliche Gemächer paßt, für einen einfachen Privatmann aber, wie ich bin, viel zu kostbar ist. Dieses legtere Stück wurde mir in besonderer Anerkennung meiner fast unaufhörlichen Thätigkeit im Uebersezen (eigne Worte des Gouverneurs) überreicht, für die ich eine solche kaiserliche Belohnung bei Weitem nicht geträumt hatte; eine Chow-Chow-Bor für mich, ebenfalls von ausgezeichnetem Lack und 3 fein gearbeitete Präsentirteller für den Capitain vervollständigten die Geschenke.

Wir baten die Mandarinen, dem Gouverneur unsern aufrichtigen Dank abzustatten und meine speciellen Danksagungen für die mir insbesondere erzeigte Gunst noch hinzuzufügen, wohl wissend, daß eine solche Auszeichnung nur selten Privatpersonen zu Theil wird. Dann nahmen wir von Allen aufs herzlichste Abschied und schien ihnen unsere Abreise sehr nahe zu gehen. Die Ueberzeugung, einen sehr günstigen Eindruck hinterlassen zu haben, ist für uns ein äußerst angenehmes Gefühl. Immer werden, so hoffen wir, die mit uns in Berührung gekommenen Japanesen sich unser freundlichst erinnern.

Abends fuhren wir an Bord der verschiedenen Kriegsschiffe und nahmen von dem Commodore, den Capitainen und verschiedenen Offizieren Abschied. Auch diese sehen uns ungern scheiden und besonders der Commodore hätte gerne gesehen, wenn ich noch einige Tage hier geblieben wäre, da er auch in kurzer Zeit von hier mezzusegeln denkt und bis dahin nicht weiß, wie er mit den Japanesen fertig werden soll.

Diese kurze Uebersicht meines Aufenthalts in Hakodade will ich somit nun schließen. Meine eignen Ansichten über das hier Erlebte und in den verschiedenen Verhandlungen mit den Japanesen Erfahrene werde ich später in einem Anhang zu diesem Journal niederschreiben.

Donnerstag, 21. Juni, nach einem Aufenthalt von 5 Wochen, ging die "Greta" wieder unter Segel und werde ich wohl bald die Fortseßung des Tagebuchs von Simoda aus datiren können.

Lühdorf. Japan.

8

Simoda.

Nach einer langen und beschwerlichen Fahrt erreichten wir Simoda am Mittwoch, den 4. Juli. Diese Reise, die wir in einigen Tagen abzumachen hofften, hat somit 14 Tage gedauert, was wir den anhaltenden Windstillen und contrairen Winden zu verdanken haben. Die Küste war fortwährend in einen dicken Nebelschleier eingehüllt, so daß wir die Sonne nur wenige Tage, den Mond aber gar nicht gesehen haben. Dazu sezte uns ein starker Strom fortwährend auf die Küste und mehrmals waren wir nahe daran, an den felsigen Ufern zu scheitern, deren unmittelbare Nähe wir erst bemerkten, als wir menschliche Stimmen und die Brandung am Strande hörten. Noch bis zum lezten Tage verfolgte uns das Mißgeschick, denn wir mußten in den Hafen hineinkreuzen und warfen erst um 6 Uhr Abends Anker, obwohl wir schon seit zwei Tagen Angesichts von Simoda waren. Ein Lootse, von Commodore Perry angestellt, kam erst an Bord, als wir schon im Hafen waren und wies uns einen Ankerplag an. Kurz darauf erschien das Regierungsboot mit mehreren japanesischen Mandarinen und einem Dolmetscher. Die uns zur Beantwortung vorgelegten Fragen waren gerade dieselben, wie in Hakodade, indeß erklärten wir gerade aus, daß wir keine Amerikaner, sondern Deutsche seien, die temporair unter_amerikanischer Flagge zu fahren, berechtigt seien. Dies konnten die Japanesen schwer begreifen, sie verlangten die Beweise zu sehen, daß wir das Recht hätten, die amerikanische Flagge zu führen, worauf

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