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wir ihnen die holländische Uebersehung des Segelbriefs von Commodore Rodgers gaben und außerdem die Charterpartie zeigten. Diese beiden Aktenstücke, die sie sicher nicht verstanden und meine dreiste Erklärung, daß wir alle nöthigen Beweise vorbringen könnten, schienen sie vollkommen zufrieden zu stellen. Um allen Schwierigkeiten wo möglich vorzubeugen und den Weg für unsere Handelszwecke zu ebnen, waren Capitain Thaulow und ich zu dem Entschluß gelangt, den Japanesen als nächsten Zweck unserer Ankunft die Abholung der Russen zu nennen. Wir verfuhren demgemäß und erklärten ihnen, daß wir die Absicht hätten, die schiffbrüchigen Russen abzuholen, diese Absicht indeß nur ausführen könnten, wenn man mir erlaube, mit den am Bord der „Greta" befindlichen Waaren während der Abwesenheit des Capitains auf der Reise nach Kamschatka in Simoda zu bleiben und gegen diese möglichst viele japanesische Artikel einzutauschen. Darauf wurde Antwort versprochen.

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Kurz nach den Japanesen kam ein russischer Offizier an Bord, ein junger Mann von einnehmendem Aeußern, der über die Ankunft der Greta sehr erfreut war und uns sagte, daß er der einzige gegenwärtig hier anwesende Offizier sei und mit 8 Russen einen Tempel in Kakizaki, einem an der andern Seite der Bucht gelegenen Dorfe, bewohne. Er erkundigte sich nach Neuigkeiten, und als wir ihm die Nachricht von dem Tode des Kaisers Nicolaus mittheilten, schien ihn dies sehr zu schmerzen. Auf das Lebhafteste drückte er seinen Wunsch aus, daß wir den Transport der Russen nach einer heimathlichen Küste übernehmen möchten, indem er uns dabei das Drückende und fast Unerträgliche ihrer Lage schilderte. Wie wir nun erwiderten, daß wir nicht abgeneigt seien, ihn und seine Kameraden aus ihrer traurigen Lage zu befreien, daß die Sache aber manche Bedenken habe, da wir dem Eigenthümer unseres Schiffes gegenüber verpflichtet seien, nicht durch menschenfreundliche Gefühle uns leiten zu lassen, sondern seinen Vortheil wahrzunehmen, erklärte er seine Absicht, sofort einen Courier nach Heda absenden zu wollen, um den Lieutenant Pouschkine, den ältesten der in Japan befindlichen Offiziere, von der Ankunft der "Greta" zu benachrichtigen,

der dann direct nach Simoda kommen solle, um wo möglich ein Arrangement mit uns zu treffen. Nach vielen Bitten willigte ich ein, mit ihm zu Abend zu essen, und wir fuhren zusammen nach Kakizaki. Nicht weit vom Landungsplage lag der den Russen eingeräumte Tempel, ein großes, geräumiges und sehr reizend gelegenes Gebäude. Bei unserer Ankunft theilte der Offizier den 8 Russen sofort die erhaltene Nachricht vom Tode des Kaisers mit und Alle ohne Ausnahme fingen an zu weinen und zu schluchzen, so daß mir selbst bei diesem Schauspiel unwillkürlich die Thränen in die Augen kamen. Ein Courier wurde alsbald nach Heda abgeschickt, und darauf aßen wir zu Abend. Es war nach Beendigung des Abendessens schon ziemlich spät, und ich entschloß mich deshalb, die Nacht im Tempel zuzubringen. Des andern Morgens beim Frühstück erkundigte ich mich nach dem Namen meines liebenswürdigen Wirthes und erfuhr, daß ich den vergangenen Abend und die Nacht bei dem russischen Prinzen Etienne Ourouffoff zugebracht hatte.

Donnerstag, 5. Juli. Ich kam gegen 11 Uhr an Bord der „Greta“ zurück. Der Gouverneur hatte auf unsere Mittheilungen vom gestrigen Tage die Antwort geschickt, daß er unsere Waaren während der Dauer unserer Abwesenheit in Simoda in einem eigends dazu eingerichteten Hause aufbewahren wolle, aber nicht erlauben könne, daß ich mit den Gütern in Simoda bleibe. Auf dieses Anerbieten ließen wir uns aber nicht ein und erklärten ganz bestimmt, daß wir ohne die Russen wieder absegeln würden, im Falle mir die verlangte Erlaubniß nicht ertheilt werde; die Ueberzeugung, daß die Japanesen die Entfernung der Russen vor allen Dingen wünschten, befestigte sich nach allen Wahrnehmungen bei uns und wir waren entschlossen, davon den bestmöglichen Gebrauch zu machen.

Kurz vor Tisch kam der Prinz an Bord und aß mit uns zu Mittag. Nach Tisch gingen wir zusammen nach Simoda und besahen den für uns geöffneten Bazar. Die darin ausgestellten Sachen übertrafen alle Erwartungen. Was Japan nur Schönes und Kostbares aufzuweisen hat, war hier vereinigt, nur fanden wir keine

wirklich nügliche Sachen, sondern meist Lack-, geflochtene und mit Perlmutter eingelegte Waaren. Die Preise waren aber auch überaus hoch. Darauf machten wir noch einen Spaziergang durch Simoda und besuchten mehrere Läden, in denen wir uns nach den Preisen der verschiedenen Artikel erkundigten, die wir gerade so theuer wie in Hakodade fanden. Gegen 6 Uhr kamen wir wieder an Bord an. Prinz Duroussoff, der uns den ganzen Nachmittag begleitet hatte, aß mit uns zu Abend und ging erst um 9 Uhr weg, nachdem er uns zuvor auf morgen zum Diner eingeladen hatte. Es ist ein äußerst liebenswürdiger junger Mann von zuvorkommenden und gewinnenden Manieren. Er spricht fertig französisch.

Freitag, 6. Juli. Um 11 Uhr kam Prinz Duroussoff an Bord und benachrigtigte uns, daß die beiden Offiziere, Graf Alexander Moussine Pouschkine und Graf Schilling, lezterer ein aus den Ostseeprovinzen gebürtiger junger Offizier, der fertig deutsch spricht, von Heda angekommen seien, und bat uns zugleich, doch um 1 Uhr ans Land zu kommen. Demgemäß begaben wir uns um diese Zeit nach Kakizaki und wurden genannten Herren vorgestellt. Graf Moussine Pouschkine ist der älteste Offizier und allein vom russischen Admiral ermächtigt, wegen des Transports der Russen zu unterhandeln. Wir speisten zusammen und nach Tisch kamen wir überein, für die Summe von 2000 £ in Wechseln auf Meff. Baring Brothers in London oder Mess. Hope & Co. in Amsterdam den in Japan befindlichen Rest von der Mannschaft der gestrandeten Fregatte „Diana“ nach Port Anian in der Ochotskischen See zu bringen, vorausgeseßt, daß die kaum zu bezweifelnde Einwilligung der japanesischen Behörden zu meiner Landung mit den Gütern und zu einem erweiterten Handelsverkehr ertheilt werde. Die Russen namentlich stellten diese in bestimmte Aussicht und sie wurde dann auch kurz darauf im Allgemeinen gegeben. Wir gingen gegen 6 Uhr an Bord und schlossen dort die, wie die Folge zeigen wird, so unglückliche Charterpartie ab, von der ich eine Copie hier folgen lasse.

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