einer Entscheidung entgegensehen müsse, um mit dem Einpacken meiner Sachen beginnen zu können und um überhaupt in die Lage zu kommen, meine schließlichen Entscheidungen zu fassen. Das Laden des Schoners schreitet rüstig fort. Allem Anschein nach wird nicht Alles in den Raum gehen, ich werde daher gezwungen sein, das Deck mit Glaskisten zu beladen. Es ist ein wahres Glück, daß der Zucker und Ginger verkauft find. Freitag, 28. December kam eine Deputation des Gouverneurs früh Morgens an Bord des General Pierce“, nachdem man mich im Tempel Joksensi vergebens gesucht hatte, und offerirte im Namen des Gouverneurs 9 Doll. für die Gewehre, wobei man mir bemerkte, daß nur die Nothwendigkeit sie hierzu verleite, da die Musketen ganz unbrauchbar seien. Um der Sache ein Ende zu machen, erklärte ich, 92 Doll. nehmen zu wollen, welches Anerbieten nach vielem Hin- und Herreden zulezt angenommen wurde. Gleich nach dem Frühstück begab ich mich nach dem Goiooscho, lieferte die Gewehre ab und begann dann mit dem Capitain rüstig das Einpacken unserer gekauften Güter. Auch bezahlte ersterer den Japanesen heute die Summe von 1500 Doll. in amerikanischem Silbergeld, da dies so ausgemacht worden war. So ist denn endlich mit Beharrlichkeit und Ausdauer ein Geschäft zu Ende gebracht worden, dem sich, wie es Anfangs schien, unübersteigliche Schwierigkeiten in den Weg stellten. Ich kannte indeß den Charakter der Japanesen und die Weise, mit ihnen zu verkehren, zu gut, um nicht einige Hoffnung für das Gelingen meiner Pläne zu hegen, und meine Berechnungen haben mich nicht getäuscht. Samstag, 29. und Sonntag, 30. December fuhren wir mit dem Einpacken unserer Güter und dem Beladen des Schiffes fort. Montag, 31. December wurde das Einpacken beendigt und wir sandten die Kisten mit Lackwaaren an Bord. Das Schiff ist voll. Alle werthwollen Sachen und das japanesisché Cargo find im Raum und nur noch eine Anzahl Glaskisten ist übrig, die ich auf dem Deck stehen lassen muß. Dienstag, 1. Januar 1856 brachten wir Alles in Ordnung und machten den „General Pierce" segelfertig. Nachmittags verließen der Zimmermann und ich den Tempel Jofzensi mit unsern Kisten und Koffern und richteten uns am Bord ein. Abends vor Sonnenuntergang gingen wir mit dem Capitain noch einmal ans Land und nahmen von allen unsern Freunden und Bekannten aufs Herzlichste Abschied. Verschiedene Geschenke, die ich mehreren der= selben anbot, wurden auf Befehl des Gouverneurs ausgeschlagen, mir blieb daher nichts anderes übrig, als in Worten für die mir während meines Aufenthalts bewiesene Freundschaft meinen tiefgefühlten Dank auszudrücken, was ich auch that. Obgleich mich der Abschied von Leuten, in deren Mitte ich so lange gelebt und mit denen ich so häufig verkehrt, und die ich achten gelernt habe, ergriff, so gewann doch bald das freudige Gefühl, nun endlich wieder unter civilisirte Menschen zu kommen und Nachrichten von meiner Familie und meinen Freunden zu erhalten, die Oberhand, und ich verließ Simoda mit nichts weniger, als einem traurigen Herzen. Mittwoch, 2. Januar. Morgens 6 Uhr segelten wir mit einer starken Brise aus dem Hafen von Simoda. Wir erreichten Hongkong nach einer kurzen und glücklichen Fahrt, am Montag, den 14. Januar 1856. Und somit schließe ich nun dieses Journal, um es der Deffentlichkeit zu übergeben. Es wird weniger Unterhaltung als Belehrung gewähren, für welchen lezteren Zweck es aber auch einzig und allein geschrieben ist. Ein jeder Leser wird aus meinen persönlichen Erfahrungen ersehen, daß es nicht rathsam ist, Unternehmungen nach Japan zu richten, bevor ein Handelsvertrag mit der dortigen Regierung geschlossen ist. Wie weit namentlich der Vertrag von Kanagawa den Nordamerikanern das Land geöffnet hat, darüber enthalten die vorstehenden Blätter zwar viele nicht zu verkennende Andeutungen, ich werde indeß in einem Anhange (II.) diese Frage noch näherer Erörterung unterziehen. Die Erfolge, welche ich erreicht, habe ich in sehr geringem Maaße diesem Vertrage, in viel größerem einer Reihe von Zufälligkeiten zu verdanken, die in dieser Beziehung günstig wirkten und man gönne mir diese Genügthuung für so manche unter drückenden Umständen und Sorgen verlebte Tage die ich zu benußen verstanden habe. Anhang I. Land und Volk. Der er von mir übernommene Auftrag, Japan in Handelszwecken zu besuchen, machte es für mich zu einer dringenden Nothwendigkeit, mich, so viel als irgend möglich, aus den vorhandenen und zu meiner Verfügung stehenden Quellen über Land und Leute zu unterrichten und mich solchergestalt für mein schwieriges Unternehmen vorzubereiten. Was ich in Büchern gelesen, von früheren Besuchern Japans erfahren, was ich endlich selbst zu sehen und an Ort und Stelle kennen zu lernen Gelegenheit gehabt habe, werde ich, soweit ich namentlich bei meinen Standesgenossen dafür ein lebhafteres, ich möchte sagen, geschäftliches Interesse voraussegen darf, zusammenreihen und nachstehend mittheilen. Japan besteht aus vier größeren und einer bisher von Europäern noch nicht gezählten Masse von kleineren Inseln und Eilanden; es erstreckt sich von der südlichen Spize der Halbinsel Corea bið nach Kamschatka hinauf und liegt zwischen dem 129° und 146° östlicher Länge und dem 31° und 46° nördlicher Breite. Die vier Hauptinseln sind Kiu-Siu, Sitkoff, Nipon und Jesso. Alle find in nur geringem Maaße erforscht, nicht einmal die Küsten sind bis jezt auch nur mit annähernder Genauigkeit bekannt und die verschiedenen vorhandenen Charten stimmen nur in wenigen Punkten überein. Die Unbekanntschaft mit den Küsten, wie nicht minder die des Innern, hat zunächst ihren Grund in der Abgeschloffenheit des Landes, aber auch darin, daß der Zugang zu ihnen äußerst schwierig und gefährlich ist. Sie sind nemlich von zahlreichen Felsen und einer sehr seichten See umgeben. Die Seichtigkeit des Wassers zeigt sich auffällig bemerkbar in den zahlreichen Einschnitten und Buchten, mit denen die Südküste ausgezackt ist. Der Hafen von Jeddo z. B. ist so seicht, daß nur sehr kleine Böte sich dem Ufer nähern können, europäische Schiffe müssen weit von der Stadt anfern. Der Hafen von Osakka ist nicht viel besser. Dazu kommen an der japanesischen Küste eine Menge Strudel, von denen manche sehr gefährlich sind. Zwei haben in Sonderheit die Aufmerksamkeit von Seefahrern erregt: der eine, Faisaki genannt, in der Nähe der Simabarra-Bai, der andere, Narroto genannt, an der Südspige der Insel Nipon, zwischen der Bai von Osakka und Mia. Ueber die Lage von Städten und Häfen Japans läßt sich mit Genauigkeit wenig sagen, da fast ein Jeder, der über Japan geschrieben hat, denselben andere Namen beilegt und selten zwei Schriftsteller übereinstimmen. Am meisten bekannt waren bisher Nagasaki, auf der Insel Kiu-Siu, bei der sich die holländische Faktorci Desima befindet, Osakka, Sakai, Miako und Jeddo auf der Insel Nipon. Außer den Holländern, die von Zeit zu Zeit von Desima aus Gesandschaften nach Jeddo senden müssen, hat in dem lezten Jahrhundert kein Europäer Jeddo betreten. Es ist die Hauptund Residenzstadt des Kaiserreiches, die Zahl ihrer Einwohner wird auf 11⁄2 Millionen geschäßt, was von ihrer Pracht erzählt wird, klingt fabelhaft. Unter den zahlreichen Palästen der Stadt wird vor allen der kaiserliche als ein wahres Wunder beschrieben. Darnach ist das ganze Dach mit goldenen Platten in derselben Weise belegt, wie bei uns die Häuser mit Zink gedeckt sind, ebenso die Decke der Halle. In manchen Zimmern sollen massiv goldene Tische stehen und es werden überhaupt die Reichthümer so groß geschildert, daß man nur schwer daran glauben kann. In neuester Zeit haben die Amerikaner, Engländer und Ruffen ein Weniges von dem Lande gesehen; |