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dung, der älteste Sohn erbt Titel und Vermögen; jene werden, mögen sie auch noch so arm sein, jedoch immer mit derselben Achtung behandelt, die man dem ältesten Bruder zollt; die Töchter, selbst die der höchsten Klassen, erben kein Vermögen, erhalten auch keine Mitgift, vielmehr verlangen die Eltern, wenn ihre Töchter hübsch und liebenswürdig sind, daß der Bräutigam eine oft beträchtliche Summe Geldes an sie auskehre, bevor sie ihre Einwilligung zur Heirath geben. Der Japanese kann nur eine legitime Frau haben, die standesgemäß sein muß und deren Nachkommen nur allein berechtigt sind, Eigenthum, Titel und Ehren zu erben.

Die Bevölkerung Japans ist in acht oder richtiger neun Classen eingetheilt; der Stand erbt vom Vater auf den Sohn fort, indeß kann wegen besonderer Verdienste eine Verseßung in eine höhere Rangklasse stattfinden, ob unter Umständen auch in eine geringere, abgesehen von der gänzlichen Beraubung der bürgerlichen Rechte, muß ich dahin gestellt sein lassen.

Die erste Classe enthält die erblichen Vasall-Prinzen.

Die zweite Classe bilden die Adeligen, die entweder unmittelbar dem Ziogun oder einem Vasall-Prinzen Dienste, besonders militairischer Art, zu leisten haben. Nach der Größe ihres Besigthums richtet sich die Anzahl der von ihnen zu stellenden Mannschaften, die sie aus den auf ihren Gütern wohnenden Vasallen entnehmen.

Die dritte Classe enthält die Priester der beiden in Japan herrschenden Religionsbekenntnisse. Ihre Zahl ist groß und es giebt auch Priesterinnen.

Die vierte Classe enthält die Soldaten, welche Vasallen der in der zweiten Classe stehenden Adeligen sind.

Die fünfte Classe besteht aus Aerzten, Regierungsbeamten und einigen anderen ihnen gleich geachteten Personen.

Die sechste Classe bezeichnet die reicheren Kaufleute. Einzelne und vielleicht gar Viele von ihnen sollen im Besit großer Reichthümer sein, dem Fremden bleibt dies jedoch verborgen, weil sie geseßlich keinen besonderen Luxus treiben dürfen.

Die siebente Classe besteht aus den kleineren Ladenbesizern, umherziehenden Händlern, Handwerkern und Künstlern, welche lettere wohl einen höhern Rang verdienten.

Die achte Classe besteht aus den Bauern und Tagelöhnern.

Außer diesen acht Classen giebt es noch eine neunte, die der Parias oder der von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Zu diesen gehören alle Leute, welche sich mit der Bereitung des Leders und mit dem Lederhandel befassen. Darin, daß die japanesische Religion den Genuß des Fleisches verbietet und Alles für unrein erklärt, was mit getödteten Thieren in Berührung. kommt, ist der Grund der Verachtung dieser Menschenclasse zu suchen. Ob ein Höherer zur Strafe aus der Gemeinschaft der Reinen und Unbescholtenen ausgestoßen werden kann, weiß ich zwar nicht mit Bestimmtheit anzugeben, es ist mir aber wahrscheinlich.

Aus den ersten drei Classen besteht die vornehme und angesehene Gesellschaft; nur ihre Mitglieder haben das Vorrecht, eine Art weiter seidener Hosen und, die Priester ausgenommen, zwei Schwerdter zu tragen; dies legtere Recht theilen mit ihnen die Soldaten. Für die Classe der reicheren Kaufleute ist das Recht, ein Schwerdt zu tragen, ein ersehnter Luxus, das sie durch Bezahlung großer Summen von den Adeligen häufig erstehen.

Die Kleidung der Japanesen ist nach ihrem Range verschieden. Allgemein wird ein weiter bis an die Waden reichender Kaftan getragen, der je nach der Jahreszeit und Witterung von leichterem oder dickerem Stoff ist. Um die Lenden wird eine Schärpe getragen, von Seidenzeug oder geringerer Stoffe, je nach dem Stande und Vermögen. Dieses Kleidungsstück wird bei der Arbeit nie abgelegt, während im Uebrigen Arbeiter häufig ganz nackt gesehen werden. Die Mittelclassen tragen enge, die Vornehmen weite Hosen, die bei feierlichen Gelegenheiten aus kostbaren, mit Gold oder Silber durchwirkten Seidenzeugen verfertigt sind. An den Füßen werden kurze Socken getragen, die für den großen Zeh ein eignes Behältniß haben, um das Befestigen der Strohschuhe zu ermöglichen, die mit zwei, zwischen dem großen und dem zweiten Zeh durchgehenden

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Strohbändchen über den Fuß gebunden werden. Ein kürzerer Kaftan mit langen sehr weiten Aermeln bildet das Oberkleid. Auf den Aermeln, Schultern und auf dem Rücken befinden sich kleine Schilder mit Wappen, entweder mit dem eignen oder mit dem des Vorgesezten. Die Frauen tragen einen längeren Kaftan als die Männer, der bis an die Knöchel herabreicht, bei Vornehmen auch schleppenartig ist, oft mehrere über einander; um den Leib einen Gürtel, der Gegenstand großen Lurus ist. Die Männer scheeren den Obertheil des Kopfes von der Stirne anfangend kahl ab, und binden das Haar nach aufwärts in einen Zopf zusammen, den sie kurz abschneiden und über die kahle Stelle des Kopfes legen. Die Frauen binden das Haar am Scheitel zusammen, flechten es sehr künstlich und zieren es mit bunten Bändern, Nadeln und Kämmen, rasiren auch eine kleine Stelle ab. Sie schminken sich stark. Eine üble Sitte der legitimen Frauen ist die, die Augenbraunen zu scheeren und die Zähne zu schwärzen.

Die Japanesen sind meistens von mittlerer, gedrungener Statur, im Innern des Landes und unter den Vornehmeren findet man auch größere Gestalten. Die Augen sind nicht rund, sondern länglich und schmal. Ihr Haar ist dick, schwarz und glänzend, die Hautfarbe gelb, und desto dunkler, je mehr die betreffende Person sich im Freien aufhält; die Landarbeiter sind häufig fast braun, was daher kömmt, daß sie bis auf den Gürtel nackt im Freien zu arbeiten pflegen; Vornehmere und namentlich vornehme Damen, die sich der Luft wenig aussehen, sind dagegen beinahe weiß. Die Nasen sind breit und stumpf, doch nicht in unangenehm auffallendem Grade, wie denn überhaupt ihr Aeußeres durchgängig einen guten Eindruck macht.

Die Japanesen sind ein intelligentes, gewerbthätiges Volk, wissen von Fremden Nügliches zu lernen, sind gute Diplomaten, wie sie in den Verhandlungen mit den Nordamerikanern gezeigt haben. Sie sind der Verhältnisse in der übrigen Welt nicht unkundig, lassen sich gern davon erzählen, um ihre Kenntnisse zu bereichern. Sie erkennen im Stillen an, daß die Europäer ihnen in kriegerischer

Lühdorf. Japan.

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