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Rücksicht überlegen sind und beugen sich so weit sie müssen, aber auch kein Haarbreit weiter. Ihre Begriffe von Ehre arten oft in Fanatismus aus, sie sind hochmüthig, rachsüchtig und ausschweifend. Indeß werden Prahler, Zänker und Verläumder bei ihnen mit der größten Verachtung behandelt, die leiseste Verlegung der Wahrheit wird mit Strenge bestraft. Sie sind, so weit ihre staatlichen Einrichtungen nicht zur Frage kommen, offenherzig, gastfrei und als Freunde treu bis in den Tod. Ein Japanese bietet einer jeden Gefahr trog, um einem Freunde zu dienen, keine Qual vermag ihn zu zwingen, ein in ihn geseztes Vertrauen zu verrathen, und selbst der Fremde, der bei ihm Schuß sucht, wird von ihm bis auf den legten Blutstropfen vertheidigt. In ihrem Verkehr unter einander und mit Fremden sind sie sehr ceremoniös, ihre Höflichkeit ist sprichwörtlich geworden. Musik, Tanz und Theater sind ihre Hauptbelustigungen. Das schöne Geschlecht genießt bei ihnen sehr viel Freiheit, die es nach den Erfahrungen der Amerikaner und Russen namentlich in den höheren Ständen Fremden gegenüber selten oder nie mißbraucht. Während die Frau an den Ehrenrechten des Mannes theilnimmt und von diesem rücksichtsvoll behandelt wird, ist es ihm doch erlaubt, je nach Geschmack und Vermögen einen ganzen Harem zu halten und außerdem wird von Theehäusern erzählt, die zugleich Erziehungsanstalten für die weibliche Jugend und Lusthäuser sind, eine merkwürdige Erscheinung, die dadurch noch merkwürdiger wird, daß die in diesen Häusern befindlichen Damen an keiner Anrüchigkeit leiden. Die japanesischen Frauen der höheren Stände besigen eine schwer zu beschreibende Grazie, elegante und bezaubernde Manieren. Durch intimen Umgang mit ihnen verfeinern sich die Manieren der Männer und ein japanesischer Gentleman ist in der That ein Mann von gefälligem Benehmen und edlem Anstand.

Verbrechen gegen das Eigenthum fallen sehr selten in Japan vor. Dies hat nicht allein in den strengen, in dieser Beziehung geltenden Gesezen seinen Grund, sondern mehr noch in dem stolzen Charakter des Volkes, in Folge dessen die Japanesen einen Abscheu

gegen Betrug, Diebstahl und Raub haben. Sie unterscheiden sich hierin sehr auffallend von den Chinesen, und wenn ein freier Verkehr mit Japan ins Leben gerufen werden könnte, so würde der Vortheil von dieser Charakterverschiedenheit ein bedeutender sein.

Die ursprüngliche Religion wird Sinsyn genannt, von den Wörtern Sin, die Götter, und Syn, der Glaube, abgeleitet; die Anhänger dieses Glaubens heißen Sintoos. Die Göttin, welche von allen Göttern am meisten verehrt wird, heißt Ten-sio-dai-zin, die Sonnengöttin. Daneben ist der Budhismus, der von China herübergekommen ist, vielfach, wohl noch stärker als der Sinsyn verbreitet.

Anhang II.

Was haben die Nordamerikaner erreicht?

Japan Japan war, wie in der historischen Einleitung dargestellt worden, in früherer Zeit, als es zuerst von Europäern besucht wurde, ein den Fremden offenstehendes Land; diese wurden nicht nur zuvorkommend aufgenommen, sondern es wurde ihnen auch unbeschränkte Freiheit gelassen, das Land zu besuchen, wo sie wollten, und Handel zu treiben, ja es wurde sogar der Ausbreitung der christlichen Religion kein Hinderniß in den Weg gelegt. Der Handel mit den Japanesen blühte rasch auf und gewährte den damit beschäftigten Portugiesen enorme Vortheile, in Goa und noch mehr in Macao wurden ungeheure Reichthümer in Folge dessen aufgehäuft, die Portugiesen siedelten sich in Japan an, heiratheten die reichen Töchter des Landes und die christliche Religion fand eine so ausgebreitete Anerkennung und gewann so viele Anhänger, daß eine Christianisirung des ganzen Volkes in nicht allzu weite Ferne gerückt schien. Daß es anders wurde, haben die Portugiesen verschuldet: die Streitigkeiten der verschiedenen katholischen Priester unter einander, der Uebermuth und die Rücksichtslosigkeit ihrer Würdenträger, die in offene Empörung auszubrechen, die Regierungsform des Landes umzustoßen und die Selbstständigkeit des Volkes zu vernichten drohte, zwangen die Japanesen in gerechter Nothwehr, die Portugiesen aus dem Lande zu treiben. An die Stelle des früheren freien Verkehres für Fremde trat jezt ein entgegengeseßtes

Regierungsprincip, eine systematische, fast vollständige Absperrung der Fremden. Nur die Chinesen und die Holländer haben sich durch Opfer sonst nirgends erhörter Demüthigung und Selbstverleugnung das Recht eines, wenn gleich in vielfacher Weise beschränkten, so doch sehr gewinnreichen Verkehrs bewahrt. Seit 1639, der völligen Vertreibung der Portugiesen, bis auf die neuesten Zeiten hin, also mehr wie zwei hundert Jahre, haben die Japanesen ihr damals angenommenes System aufrecht erhalten und alle Versuche europäischer Nationen, eine Aenderung herbeizuführen, mit Erfolg zurückgewiesen.

Aber der Handel sucht stets neue Wege des Gewinns und mit neidischem Auge haben schon seit langer Zeit alle übrigen schifffahrttreibenden Nationen die freilich theuer genug erkauften Vortheile der Holländer betrachtet. Vor allen waren es die Nordamerikaner und die Russen, denen eine Oeffnung japanesischer Häfen und eine Fest= segung in Japan zum Bedürfniß geworden; jenen mehr aus rein merkantilischen Gründen, behufs der Beförderung ihres Wallfischfanges in dem Stillen Meere und ihres Handels zwischen Californien und China, diesen mehr aus politischen, um sich wo möglich eine zwischen ihren asiatischen und amerikanischen Besizungen gelegene Position zu verschaffen, die sie zu Herren des nördliches Theiles des Stillen Meeres machen würde. Wie die Russen die Wichtigkeit dieser

Position bereits am Ende des eine Annäherung und spätere Realisirung ihrer Pläne stets im Auge behalten haben, ist in der historischen Einleitung nachgewiesen worden. Für die Amerikaner ist die Erkenntniß ihres Bedürfnisses erst später mit diesem selbst erstanden; aber rascher und weniger scrupolös als ältere Nationen sind sie zuerst ans Werk gegangen, um in möglichst ausgedehntem Maaße das zu erlangen, was sie ihrem Interesse entsprechend und daher für Recht halten.

vorigen Jahrhunderts erkannt und

Durch Vermittlung der Holländer sind die Japanesen beständig in allgemeiner Kunde über die Ereignisse in der übrigen Welt geblieben; im Allgemeinen jedoch nur, denn es hieße die Klugheit der Holländer unterschäzen, wollte man annehmen, daß sie den Japanesen Mehr mitgetheilt hätten, als sie mit ihrem eignen Vor

theil vereinbar gehalten. Andere Nationen, welche lüstern waren, an den Vortheilen des japanesischen Handes theilzunehmen, haben wiederholt die Vermittelung der Holländer angerufen, aber aus nahe liegenden Gründen ohne Erfolg. Als jedoch die nordamerikanische Regierung ihren bestimmten Willen aussprach, mit Japan in nähere Verhandlung zu treten, erkannten die Holländer den Ernst der Sache, und sie mögen jezt die ernstliche Absicht gehabt haben, die Japanesen zu einigen kleinen Concessionen zu bewegen, von denen sie hoffen durften, daß die Nordamerikaner vorläufig wenigstens sich damit begnügen und sie, die Holländer, im Uebrigen im alleinigen Genuß ihres Handels lassen würden. Die Holländer werden ohne Zweifel bemüht gewesen sein, die Japanesen von der ihrem bisher beobachteten System drohenden Gefahr zu überzeugen und ihnen einen Begriff von den Machtverhältnissen der Nordamerikaner beizubringen, und da die Japanesen ein intelligentes Volk sind, so sind sie allerdings zu der Einsicht gelangt, daß sie ihr Absperrungssystem in seiner bisherigen Schroffheit nicht ferner behaupten könnten. Doch ein durch zwei Jahrhunderte aufrecht erhaltenes System und so viele Menschenalter hindurch genährte und groß gezogene Ansichten und Vorurtheile pflegen nicht auf den ersten Anstoß zu fallen; Stolz, ein so hervorragender Zug des japanesischen Nationalcharakters, wird fie verführt haben, die eigne Kraft zu überschäßen, die Macht der Gegner zu unterschäßen; die Erfolge, welche sie bei früheren Versuchen civilisirter Nationen, mit ihnen Verbindungen anzuknüpfen, leichten Kaufs gewonnen, die Geduld und Langmuth, mit der eine europäische Nation die demüthigendstendsten Unbilden ertrug, mögen ihr Selbstgefühl gehoben und die Ansicht gestärkt haben, daß ihrer Klugheit und ihrer Macht gleiche Erfolge neuen Versuchen gegenüber nicht entstehen könnten. Die unter Vermittlung der Holländer geführten Verhandlungen der Nordamerikaner und fast gleichzeitig der Russen denn als jene Ernst zu machen entschlossen schienen, zögerten diese nicht, ihrerseits Schritte zu thun, welche ein einseitiges Festseßen jener zu verhindern bezweckten hatten keine genügende Resultate und die nordamerikanische Regierung beschloß, einen außer

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