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gelehrte Anzeigen

Unter der Aufsicht

der königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

Der zweyte Band

auf das Jahr 1820.

FECVNDAT
ET
ORNAT

Göttingen,

gedruckt bey J. C. Baier.

705

Göttingische

gelehrte Anzeigen

unter der Aufsicht

der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften.

71. Stück.

Den 1. May 1820.

Mailand.

Die Armenische Litteratur ist in den leßten Jahren mit mehrern merkwürdigen, zum Theil so gar wichtigen Werken bereichert worden, von denen wir nach und nach eine kurze Rechenschaft vor unfern Lesern ablegen wollen. Billig machen wir den Anfang mit dem unerwarteten Fund einer Armenischen Ueberseßung der Chronik des Eufebius, der langen Ungewißheiten auf einmahl ein Ende macht:

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Eusebii Pamphili Chronicorum Canonum libri duo. Opus ex Haicano Codice a Doctore Johanne Zohra bo, Collegii Armeniaci Venetiarum Alumno, diligenexpressum et castigatum. Angelus Maius et Johannes Zohra bus nunc pri. mum conjunctis curis latinitate donatum, no. tisque illustratum, additis graecis reliquiis ediderunt. Mediolani, regiis typis MDCCCXVIII. XXVIII und 396. groß Quart.

Eufebius sagt selbst in einer unbestreitbaren u (3)

Stelle, daß er eine Chronik in zwey Büchern ges schrieben habe. Von beyden ist nach der Zeit der Griechische Text verloren gegangen: doch bes fißen wir davon eine Lateinische Ueberseßung des Hieronymus, aber nur in Einem Buche. Daß noch ein Buch vorhanden gewesen seyn müsse, ließ sich nicht abläugnen; denn abgesehen von der erwähnten Stelle des Eufebius, kommen auch im Syncell und Cedren Bruchstücke aus EusebiusChronik vor, von denen sich keine Spur in Hieronymus Ueberfeßung findet. Nach der Vermuthung des großen Jofeph Scaliger wären beide Bücher von Hieronymus ins Lateinische überfest worden; aber bioß das erste und größere Buch in zerstreuten und verstümmelten Bruchstücken und das zweyte ganz in den chronologischen Tafeln übrig geblie ben; Ballarfi dagegen fand in feiner Ausgabe der vollständigen Werke des Hieronymus in dem so= genannten Exordium libri von ein paar Seiten und der darauf folgenden Series regum die Lateinische Uebersezung des ersten Buchs, was schwerlich jemand außer ihm wahrscheinlich gefunden haben möchte; Spittler sah das erste Buch für den bloken Brouillon an, den sich Eu febius zur Ausarbeitung der in Hieronymus Uebersegung noch vorhandenen Chronik gemacht has be, und der natürlich nach der vollendeten Aus arbeitung dem Untergang überlassen worden, eine Vermuthung, der doch im Wege stand, daß man einen Brouillon nicht leicht zum Werke selbst, das man daraus ausgearbeitet hat, schlägt, wie dech Eufebius gethan haben müßte, da er selbst (nicht etwa ein Fremder aus Mangel an Genauig keit) von zwey Büchern seiner Chronik redet.

Wir haben geglaubt, dieses vorausschicken zu müssen, um für alle Leser, auch wenn ihnen die Geschichte der Chronologie unbekannt geblieben ist, über das Verdienst dieses Werks, das seine

Herausgeber herauszuseßen nicht für nöthig ers achtet haben, deutlich zu werden. Die vor uns liegende Armenische Ueberseßung löset auf einmahl alle die Räthsel, an deren Lösung sich der Scharfs finn so lange vergeblich müde gearbeitet hat, und erklärt die Resultate der von Hieronymus de Prato über die Chronik des Eusebius angestellten Untersuchungen allein für richtig. Das Exordium libri und die Series regum kennt sie zwar nicht, aber dieses entscheidet noch nichts, weil die Armenische Handschrift gerade da defect ist, wo bey des stehen könnte; dagegen können beyde selbst der Sprache wegen, die für Hieronymus zu schlecht ist, keine Uebersehung von ihm seyn; die Series gleicht ohnehin nur einem späten Register über Die Lateinische Chronik. Nun hat aber auch die Armenische einen weit schicklichern Anfang, als das Exordium libri ware; eine Vorrede vollkom men in der Weise des Eufebius, und enthält eine Chronik in zwey Büchern, die ganz das Lob verdienen, das ihr die Alten ertheilt haben. Man fieht aus dem ersten Buch, daß es das Resultat einer großen Belesenheit in der Lölkergeschichte war, wie sie fich Eusebius in Pamphilus großer Bibliothek erworben hatte. In demselben stellte er alles zusammen, was nicht wohl seinen Plag in und bey den chronologischen Tafeln, dem zweyten Buch, erhalten konnte. Dieses fing er mit Abraham an, weil er Ninus, den Stifter des Affyrischen Reichs, für seinen Zeitgenossen hielt. Es konnte daher nichts darin aufgenommen wer den, was vor dieser Zeit voraus gegangen war, oder in der Geschichte_erzählt wurde: wie die ganze antediluvische Welt, die Fluth selbst, der Thurmbau zu Babel u f, w. Da nun Berosus, Alexander Polyhistor und Abydenus bis in diese hohe Zeiten zurückgingen, aber auch in ihren Nachrichten von dem antediluvischen Reich der Chal

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