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konnte der Vortragende zugleich die ein-
seitigen, unvollständigen und
und tenden-
ziösen Darstellungen früherer Historiker
berichtigen. Der Schluss der Riehl'schen
Novelle ist freie Erfindung des Dichters,
um einen wehmütig rührenden Abschluss
zu gewinnen; in Wirklichkeit ist die
Gräfin Ursula nicht 1630, sondern erst
1638 gestorben. Sie verharrte unan-
gefochten bei ihrem reformierten Bekennt-
nisse, und nur in ihren Todesstunden
erhielt ihr Seelsorger keinen Zutritt; die
Jesuiten blieben betend bei ihr, und auch
ihr Begräbnis fand nach katholischem
Ritus statt.

Herr Amtsgerichtsrat a. D. Düssell:

Nassauische Volkstrachten.

der Frauen, die hier übrigens nicht in einer Haube, sondern in einem blauen gedruckten Kopftuche besteht, keinen konfessionellen Unterschied auf. Die katholische Tracht ist im allgemeinen gleichförmiger als die protestantische. Bezüglich der ersteren ist der Hauptunterschied charakterisiert einerseits durch das mit niederem Boden versehene weisse, mit bunten Perlen, bunter Seide, Goldperlen, Goldflitter bestickte Kommodchen von Piquéstoff und andererseits durch das zierliche mit Sammt bekleidete und mit langen Bandschleifen ausgestattete schwarze Käppchen. Das erstere ist oder war die Tracht der Frauen im ehemaligen kurmainzischen Gebiete, am Main, im Amt Camberg, im früheren Kurtrier am Westrande des Herzogtums und wahrscheinlich auch im Rheingau. Trauer ist das Kommodchen schwarz oder schwarz bestickt und in einigen ehemals kurtrierischen Gegenden unterschieden sich von den Frauen, deren Kappe dort auch nicht mit Bindbändern, sondern durch das sogenannte Ohreisen befestigt wurde, die Mädchen durch blau-seidene, mit Silber- oder Goldspitze besetzte Häubchen, die mit bunten Schleifen und flatternden

Bei

Es ist natürlich, dass die frühere politische Zerrissenheit der Gebiete, die erst mit der Begründung des Herzogtums Nassau zu einem politischen Ganzen zusammenwuchsen, in der örtlichen Verschiedenheit der Volkstrachten, die in jener früheren Zeit sich entwickelt haben, nachwirkt. Fast jedes Ländchen hatte seine Besonderheiten. Wesentlich aber ist der Unterschied, der zwischen den Trachten protestantischer und katholischer Territorien sich zeigt und vornehmlich in der Kopfbedeckung der Frauen zum Vorschein kommt. Fast in allen ehemals katholischen Gebieten schmückt die Bäuerin ihre Haube mit bunter Stickerei, bunten Perlen, Goldflitter und Goldstickerei, während in den protestantischen Landesteilen die Haube nur mit weisser, blauer, schwarzer, auch brauner und sparsamer roter Fadenstickerei und höchstens mit einer vereinzelten schwarzen Perle geziert ist. Nur in den ehemaligen Ämtern Marienberg und Rennerod, deren Bevölkerung teils katholisch, teils evangelisch ist, weist die Kopfbedeckung | Frauen tragen unter dem grauen, dunkel

Bändern geziert waren, in einigen Gegenden, z. B. in der Augst, aber als Haarkranzmützelchen oder Haarnadelsmützchen gerade nur den Haarzopf umschlossen. Die erwähnte andere Hauptform der Kopfbedeckung gehört dem ehemals kurtrierischen Gebiete des Amtes Montabaur, abgesehen von dem Kirchspiel Augst, des Amtes Wallmerod und dem östlichen und südlichen Teil des ehemaligen Fürstentums Hadamar an. Während hier die Kopfbedeckung der Frauen und Mädchen überall die gleiche ist, weist der übrige Anzug Besonderheiten in dieser Beziehung auf. Die

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blauen oder dunkelvioletten Mieder zum Ausgehen einen gesteppten schwarzen oder blauen Kragen, die Mädchen ein buntes Tuch. Auch die Farbe der Schürzen und das am Sonntag und bei kühlerem Wetter über das Mieder getragene getragene Wämschen unterscheidet Frauen und Mädchen, deren Röcke aus dunkelblauem oder schwarzem Dürtig, im übrigen gleichmässig kurz sind, so dass die mit weissen. oder dunkelblauen Strümpfen bekleideten Füsse frei bleiben. Die Kleidung der Braut ist bis auf die blauen Strümpfe schwarz. Ein die Taille umschliessendes rotes oder violettes seidenes Band, der sogenannte Brautgürtel, ein gesticktes weisses Schultertuch, auf dem vorn links und rechts ein Strauss gebackener Blumen befestigt ist, und ein mit Perlenschnüren verziertes Krönchen auf dem Käppchen, sind ihre besonderen Abzeichen. Die Trauerkleidung besteht in einem mehrfach gefalteten, über Kopf und Schulter gelegten weissen Leintuch, Schleier genannt. Im Amte Montabaur findet man auch noch Männer in der alten Tracht mit dem mächtigen,,Seewek" oder,,Siewek" auf dem Kopfe, dem schwarzen oder dunkelblauen Tuchrock, kurzen Kniehosen und Schnallenschuhen, wenn sie in ihrem Sonntagsstaat sind, bei der Arbeit dagegen in blauer Zipfelmütze, der ,,Vögelchesmütze", weil sie mit zwei eingewebten Vögeln geziert ist, und blauem Kittel, der über den Kopf zogen wird. Von den protestantischen Trachten wurde zunächst der heute freilich längst verschwundenen Wiesbadener Volkstracht gedacht. Am auffälligsten ist das über der „Haarank", einer bei den Frauen des blauen blauen Ländchens noch heute begegnenden eigentümlichen Haarfrisur, mit bunten Seidenbändern gebundene Kommodchen von weissem Piqué. Ausser dem Kommodchen,

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von Nastätten und Katzenelnbogen führt es den Namen,,Boitze" und ist bis zu 35 cm Durchmesser breit und hoch. Nördlich der Lahn, in der früheren Grafschaft Holzappel, nennt man es ,,Boweschen". In Wied-Runkel taucht es dann wieder unter seinem alten Namen auf. Hier findet sich auch wohl die alte Männertracht, kurze hirschlederne oder Manchesterhosen von heller Farbe und aufgezogener Hut. Dagegen ist im Nassau-Weilburgischen nichts mehr von der alten, hier manche Eigentümlichkeiten aufweisenden Tracht erhalten. Dasselbe gilt auf dem Westerwald von der Herrschaft Westerburg, dem Banne Maxsayn und dem Hachenburgischen Gebiete. Auf dem östlichen Abhang des Westerwaldes, wo in Eibach die Volkstracht noch häufiger vorkommt, tragen die älteren Frauen auf dem Kopfe eine ge-,,Mutsche", oder bei feierlichen Gelegen

heiten eine ,,Nebelkappe", Hauben von

weissem Piqué mit einer, bezw. drei schwarzen oder braunen Blumen, während die Mädchen ohne Kopfbedeckung, aber in sonst schmucker, bunter Kleidung einhergehen. Auch die jetzt abgelegte Männertracht war von malerischer Wirkung. Im Diezhölzthale ist die Mutsche ein kleines, weisses oder bläuliches, besticktes oder unbesticktes Käppchen,

das quer mitten auf den Kopf gesetzt wird. Die im Leichenzuge mitgehenden Frauen hüllen sich ganz in ein grosses schwarzes Tuch ein. Im übrigen erregen noch die Trachten des blauen Ländchens und des Amtes Kleeberg unsere besondere Aufmerksamkeit. Die Tracht des blauen Ländchens d. h. der westlichen Hälfte der ehemaligen Herrschaft Eppstein zeigt eine Vorliebe für die blaue Farbe, worauf auch der Name „blaues Ländchen“ zurückzuführen ist, während die vormals auch blaues Ländchen benannte Niedergrafschaft Katzenelnbogen aller Wahrscheinlichkeit nach diese Bezeichnung dem blauen, schieferigen Boden der dortigen Gegend verdankte. Im Amte Kleeberg hat sich, freilich auch nur bei den Frauen und Mädchen, die prächtigste aller nassauischen Volkstrachten erhalten. Sie heisst hier wegen der Kürze der Kleider die.

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überdeckt, den ein Hügel aus feiner Thonerde umschloss. Über diesem erst wölbte sich der gewaltige, 23 m im Durchmesser haltende Erdhügel. Ein ausführlicher illustrierter Ausgrabungsbericht erscheint im nächsten Annalenhefte.

Im Juni wurde bei Dehrn in der Nähe von Steeden an der Lahn, oberhalb des Steinbruchs des Herrn Bergwerksbesitzers Stippler aus Limburg, an der Stelle, wo im Anfang dieses Jahres ein Steinwerkzeug und eine neolithische Gefässscherbe gefunden war (s. Mitteilungen vom 1. April d. J., Sp. 14, No. 2) eine kleine Nachuntersuchung vorgenommen, bei welcher sich in der Nähe der betreffenden Fundstelle menschliche Knochen und weitere verzierte neolithische Scherben fanden. Dadurch wird es höchst wahrscheinlich, dass an der Stelle sich ein neolithisches Gräberfeld befindet, welches vielleicht mit den berühmten, nicht weit entfernten Steedener Höhlen in Beziehung zu bringen ist. Eine umfassendere Untersuchung wird für den Herbst geplant, zu welcher Herr Stippler seine freundliche Beihülfe in liebenswürdigster Weise in Aussicht gestellt hat.

Unter den Erwerbungen ist folgendes hervorzuheben :

A. Vorrömische Periode. Neolithische Scherben und Knochen aus der oben erwähnten Begräbnisstätte bei Dehrn an der Lahn (14819).

Thonurne der Hallstattzeit aus dem oben erwähnten Hügel bei Holzhausen an der Haide (14820). Urnenscherben der La Tène-Zeit aus einer Grube hinter der Dietenmühle bei Wiesbaden (14821).

B. Römische Periode.

Eine grosse Anzahl Sigillatascherben, zum teil früher Zeit, gefunden bei einer Kellerausschachtung in Wiesbaden, Hochstätte 20. Es fanden sich unter anderm

Böden mit Stempel of Calvi (14822 und 14827), Tertius (14823), Ardaci (14824 und 14825), of Cres (14826 und 14829), Secundus f (14831) und rückläufig auf erhöhtem Schild zwischen Verzierungen Primitiv(us) (14836). Grosse Scherbenmassen, grösstenteils dem zweiten und dritten Jahrhundert angehörig, fanden sich bei einer Kellerausschachtung in Wiesbaden, Ecke Langgasse - Kirchhofsgasse. Zu nennen sind die Sigillatastempel Amabilis (14834), Meddic (14835) und Constans f (14835 a).

C. Mittelalter und Neuzeit.

Herr Zais in München schenkte dem Museum: ein kugelförmiges Westerwälder Steinzeugkrüglein (14798), drei Westerwälder Kannen (14799, 14800 und 14810), ein Väschen von weissgrauem Pfeifenthon aus Grenzau (14797) und eine Westerwälder Steinzeugschüssel (14809), eine purpurbemalte Höchster Porzellankanne (14813) und einen blaubemalten Höchster Teller (14814), zwei verzierte Steinzeugscherben (14811 und 14812), ferner Wirkhölzer, Formen und Krugstempel aus Thon, Metall, Holz, sowie andere bei der Westerwälder Thonindustrie verwendete Geräte (14766 bis 14789), vier eiserne Pfeifenformen samt Knopf und Weiserdraht (14790 bis 14795), eine grün glasierte Bodenfliese (14796), zwei Stickereien aus der Kirche von Grenzau (14815 und 14817), eine Holzhauser Puppenform aus Thon (14818) u. a. m., im ganzen 53 Nummern. Herr Amtsgerichtsrat Düssell schenkte drei Westerwälder Steinzeugkannen, No. 14843 mit Darstellung von Landsknechten, 14844 mit Jagdscenen, datiert von 1617 u. 14845 mit Bauernhochzeit und Marke Fl. Herr Schwickerath in Ehrenbreitstein schenkte einen hölzernen Kerzenständerschild aus der Kirche zu Lorch (14846).

Angekauft wurden eine Madonna aus farbigem Steinzeug aus Höhr (14837), eine ebensolche Kreuzigungsgruppe aus Ransbach (14838), ein schön verzierter grauer Krug aus Grenzhausen (14839), ein farbiges Steinzeugseidel aus Hillscheid (14840), ein Topf mit Medaillons aus Grenzau (14841).

D. Das Ethnographische Kabinett

erhielt von Herrn Kaufmann Ritter in Tientsin, einem Wiesbadener, eine Reihe chinesischer kunstgewerblich und kulturhistorisch interessanter Gegenstände zum Geschenk, nämlich: ein eisernes Kanonenrohr von der grossen Mauer (14847), einen Ziegelstein von der grossen Mauer (14848), zwei mit Fabeltieren verzierte, schön glasierte, wohl erhaltene Dachziegel, sowie mehrere Fragmente von solchen von chinesischen Kaiserschlössern (14849 bis 14851), ein Stück Thürbeschlag aus getriebener Goldbronze mit reicher Verzierung (14852), zwei blaue Krystallstäbchen von Fensterverzierungen (14853), eine reich verzierte helmartige Kopfbedeckung in durchbrochener Arbeit (14854), ein Kästchen mit fünf Kupferfläschchen, an denen die stufenweise Entstehung des chinesischen Zellenschmelzes dargestellt ist (14855), ein Plan von Peking (14856) und eine Karte der 18 Provinzen (14857).

Dr. Lehner.

Funde.

(Alle diejenigen, welche selbst Funde machen oder von solchen hören, sind freundlichst gebeten, eine kurze Notiz darüber an Dr. Lehner, Wiesbaden, Friedrichstr. 1 I, gelangen zu lassen.)

Braubach: Als im Laufe des Frühjahrs die Ausschachtungsarbeiten für die neue Post vorgenommen wurden, kam auf der Südseite, parallel der Gerichts

strasse und in unmittelbarer Nähe derselben, altes Mauerwerk zutage in einer Tiefe von etwa 12 m unter Terrain. Bei demselben fanden sich eine Reihe Scherben von La Tène-Gefässen und eine noch erhaltene kleine Schale dieser Periode. Asche und Brandreste zeigten sich ebenfalls in der Nähe des Mauerstückes. Da die Beschaffenheit und Verschiedenheit der Scherben darauf hinweisen, dass es sich hier nicht um Gräber, sondern um einen Wohnplatz handelt, so dürfte dieser ein Rest des ehemaligen Keltendorfes sein, dessen Gräberfeld etwa 100 m entfernt liegt. Über dem Mauerstück lagen aneinandergereiht schwere Wacken, die vielleicht auf einen späteren Wegkörper schliessen lassen.

Dr. Bodewig in Oberlahnstein.

Miscellen.

Zur Geschichte des Grafen Johann von Nassau-Idstein und Wiesbaden.

Graf Johann von Nassau, Sohn des Grafen Ludwig, der alle Besitzungen der walramischen Linie des Hauses in seiner Hand vereinigt hatte, regierte nach des Vaters Tode 1627 anfangs mit seinen Brüdern gemeinsam und erhielt bei der Teilung die Herrschaften Idstein und Wiesbaden. Die durch den Krieg herbeigeführten Leiden und Drangsale der nassauischen Lande hatte er von Anfang an mit angesehen und mit erlebt; sie veranlassten ihn bald nach dem Antritt seiner Regierung (1628, Februar) zugleich im Auftrag seiner Brüder, sich nach Prag, wo der Kaiser eben sich aufhielt, zu begeben, um eine Erleichterung der Kriegslasten und Bedrückungen zu erwirken.

Als der schwedische König bis an den Rhein vorgedrungen war, schloss er sich diesem an und nahm selbst an dem Kriege teil. Dadurch schon dem Kaiser missliebig, verscherzte er vollends dessen Gunst, als er sich weigerte den Frieden von Prag anzunehmen. Schon nach der Nördlinger Schlacht hatte er bei dem Herannahen der kaiserlichen Truppen im Herbste 1634 seine Residenz verlassen und seine Archive geflüchtet; bald finden wir ihn als Flüchtling in Metz, seit 1639 in Strassburg; er war wie andere seines Hauses im November 1635 seiner Herrschaften entsetzt und diese anderweitig vergeben worden, Wiesbaden an den Erzbischof von Mainz, Idstein an Graf Adam von Schwarzenberg.

Aber während er das traurige Loos der Verbannung zu erleiden hatte und oft an den notwendigsten Mitteln Mangel erduldete (er sah sich sogar gezwungen von dem französischen Könige eine Pension anzunehmen), gab er die Hoffnung auf Rückkehr nicht auf und blieb mit seinen angebornen" Unterthanen in Verbindung, ja er vergass nicht, wie er denn ein tüchtiger Verwalter seiner Güter war, aus der Ferne Aufträge über die Pflege der Weinberge zu geben.

Zwei Briefe von ihm an die Gemeindebehörden der Herrschaft Wiesbaden sind im städtischen Archive von Wiesbaden erhalten, in denen er um Zusendung von Geld bittet; nach dem zweiten vom 10. April 1641 wollte er eine Abordnung an den Reichstag zu Regensburg schicken, um für seine Wiederherstellung zu wirken. Einen dritten Brief richtete er am 7. Februar 1645 an die Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen mit der Bitte, sie möge bei dem Marschall von Turenne ihr gutes Wort für die Schonung seiner Unterthanen, die durch den bayrischen Überfall vom 24. Oktober 1644

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