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diese Erklärung, und die Kurfürsten ausser Sachsen besiegelten dieselbe 1). Der Wortlaut der Urkunde sicherte Wenzel von Luxemburg aufs formellste zu, dass durch die Ueberweisung des Schwertes an den Sachsen für dies eine Mal den von ihm behaupteten Rechten keinerlei Abbruch geschehen solle 2). Nach einer solchen Declaration des Kaisers kann es nicht wundernehmen, wenn später derselbe Streit sich nochmals erneuerte. Bei der Krönung Wenzels zu Aachen, am 6. Juli 1376, als die goldene Bulle bereits über zwanzig Jahre publicirt und Reichsgesetz war, erhob sich wieder der Zank um das Tragen des Reichsschwertes zwischen Wenzel von Brabant und Luxemburg und Herzog Wenzel von Sachsen. Karl IV liess bei dieser Gelegenheit, ohne eine Entscheidung zu fällen, das Schwert durch seinen Sohn Sigismund von Brandenburg tragen 3). So energisch und mit solchem Erfolg vermochte ein Fürst- allerdings ist es der Bruder des Kaisers!

nachträglich sein wirkliches oder vermeintliches Recht1)

1) Regesten Karls IV nr. 2587. Der Urkundenauszug, der in den Publications de la section historique de l'institut de Luxembourg XXIV (1869) S. 45 mitgetheilt wird: L'empereur Charles déclare, que Wenceslas, duc de Luxembourg et de Brabant, a le droit de porter devant l'empereur le glaive de l'empire aussi souvent, que la cour se tient dans le royaume d'Arles ist, wie die angeführten Drucke zeigen, ungenau nach Reg. 2587 gemacht und mit dem falschen Datum Januar 1. versehen worden.

*) Declaravimus et tenore praesentium auctoritate imperiali declaramus expresse eidem fratri Lucemburgi, Lotharingiae, Brabantiae et Limburgi duci et marchioni imperii, in iuribus, privilegiis, sibi et dictis ducatui et marchionatui praesertim circa portationem et tentionem ensis imperialis competentibus, nullum per hoc preiudicium generari vel in posterum illud sibi posse vel debere quovis modo nocere, quod praefatus dux in hac curia nostra ensem ipsum ante faciem nostram gestavit et etiam circa mensem imperialem tenuit coram nobis, praesentium sub imperialis maiestatis nostrae sigillo testimonio literarum.

3) Regesten Karls IV nr. 5686b.

4) Ich vermag nicht zu sagen, worauf eigentlich Wenzel von Luxemburg seinen Anspruch gestützt hat. Nach der Urkunde: auf Brabant und die Markgrafschaft. Aeltere Forscher, z. B. Olenschlager, Neue Erläuterung der goldenen Bulle S. 396, behaupten, Wenzel habe als Herzog von Niederlothringen das Marschallamt im Reiche von Arelat und das Recht des Schwerttragens dann beansprucht, wenn in letzterem ein Reichshof gehalten wurde. Von einer solchen Beschränkung des von Wenzel erhobenen Anspruchs auf Arelat steht aber in der Urkunde Karls IV nichts. Andererseits findet sich in der Urkunde Alfons X von Castilien für Friedrich von Niederlothringen, 1258 März 14., Böhmer Regesten 1247-1813 Reichssachen nr. 69, nichts vom Schwerttragen, sondern es heisst nur, dass der Lothringer als summus senescallus in aula nostra citra Rhenum,debes nobis servire in annalibus festis in primo ferculo eques, und,Et si contigerit ire ad parlamentum cum armis contra regem Franciae, debes nobis facere antecustoMittheilungen II. 3

gegen bestimmt genug lautende Satzungen der goldenen Bulle zu behaupten.

Ein Beispiel, dass denn doch nicht so über die Köpfe der Nichtkurfürsten von Karl IV mit den Kurherren allein die goldene Bulle fertig gemacht worden ist, und dass einem klugen und energischen Fürsten, um sich und seine Rechte gegen wirkliche oder vermeintliche Beeinträchtigungen zu schützen, auch andere Mittel zu Gebote standen als das von Wenzel von Luxemburg angewendete eines nachträglichen Einspruchs, bietet uns, wenn mich nicht Alles täuscht, der Abt von Fulda. Dieser Kirchenfürst Heinrich, der siebente seines Namens war auf dem Reichstag zu Nürnberg anwesend 1) und ebenso auf dem Reichstag von Metz 2).

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In der goldenen Bulle Cap. III wird entschieden, in welcher Rangordnung die drei geistlichen Kurfürsten ihre Plätze beim Kaiser einzunehmen haben, ut. . inter venerabiles Maguntinensem Coloniensem nec non Treverensem archiepiscopos, sacri imperii principes electores, omnium litium et suspectuum, que et qui de prioritate seu dignitate sessionum suarum in curiis imperialibus seu regalibus suboriri valerent in posterum, perpetuis in antea temporibus amputentur, wie denn nach A. B. Cap. XXI wirklich in früheren Zeiten Streitigkeiten über diesen Punct stattgefunden haben sollen: super qua priscis audivimus temporibus pluries discrepatum 3). Geordnet wurde durch die goldene Bulle der Rangsitz der drei geistlichen Kurfürsten in der Weise, dass der von Trier den Platz dem Könige gegenüber erhält, die Erzbischöfe von Mainz und Cöln aber die Plätze unmittelbar rechts und links neben dem Kaiser bekommen. Und zwar gebührt der im Range höhere Platz zur Rechten des Kaisers dem Erzbischof von Mainz dann, wenn ein Reichstag in seiner Dioecese oder Provinz oder ausserhalb derselben in seinem Erzkanzlersprengel für Deutschland (in toto cancellariatu Germanico), ausgenommen die Cölner Provinz abgehalten wird, während der Cölner Erzbischof diesen Platz einzunehmen hat, wenn der betreffende Reichstag in seiner Dioecese oder Provinz oder in ganz Italien und Gallien stattfindet.

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diam in eundo, et retrocustodiam in redeundo... Et si contigerit nos ire ad praelium citra Rhenum, debes habere primum conflictum et debes nobis facere antecustodiam in eundo et retrocustodiam in redeundo.

1) Seine Anwesenheit hier am 12. Januar 1856 ergibt sich aus Regesten Karls IV nr. 2407.

2) Heinrich von Fulda ist Zeuge am 27. November, 6. 26. und 27. Dezember: Regesten nr. 2528. 2588. 2558. 2561.

3) Dass die goldene Bulle in dieser Beziehung nicht Unrecht hat, zeigt Ficker Vom Reichsfürstenstande § 115. 128.

Durch diese definitive Vergabung der höchsten Ehrensitze zunächst dem König oder Kaiser wurde ein Anspruch beseitigt, den wiederholt die Aebte von Fulda auf einen der höchsten Ehrenplätze geltend gemacht haben. Das erste Beispiel, dass ein solcher Anspruch von Fulda erhoben wurde und Streit dadurch entstand, hätten wir, falls der betreffende Bericht Glauben verdiente, schon während der Regierung Kaiser Heinrich III. Den Bericht gibt uns Wilhelm von Malmesbury 1): At quia nihil constans est in humanis gaudiis, quoddam triste portentum tempore eius (Heinrich III) accidit, quod non tacebo. Fuldense coenobium est in Saxonia, sancti Galli corpore insigne et praediis ditatum permagnificis. Eius loci abbas sexaginta milia bellatorum 2) imperatori praebet in hostem habetque ex antiquo privilegium, ut in praecellentibus festivitatibus ad dextram eius consideat. Hic ergo Henricus pentecostem apud Mogontium celebrabat. Paulo ante missam, cum sedilia pararentur in ecclesia, inter cubicularios archiepiscopi et abbatis iurgium agitatum, utrorum dominus iuxta caesarem sederet, illis praerogativam antistitis, istis priscum morem referentibus. Ubi verbis parum ad concordiam proceditur - ut habent Germani idemque Teutones indomitum animum ad pugnam ventum; itaque pars sudes arripere, pars saxa iacerunt, pars enses evaginare, postremo quicquid primum ira invenisset, eo pro armis uti; ita furore per ecclesiam grassante pavimentum sanguine inundavit. Sed statim episcopis convolantibus pace inter reliquias dissidentium statuta, templum purgatum, missa festivis clamoribus acta. Cum vero, mira subiciam, sequentia cantitata et versu: Hunc diem gloriosum fecisti, chori conticuissent, vox ab aere late insonuit: Hunc diem bellicosum ego feci welchen Hohn des Bösen der Kaiser dann zu Schanden zu machen sucht, indem er das ganze zubereitete Festmahl an die Armen vertheilen lässt.

Der Bericht erweckt bezüglich seiner Glaubwürdigkeit ja von vornherein schwere Bedenken. Schannat 3) hat ihn als Mährchen angesehen. Wol mit Recht vermuthet Waitz ), dass Wilhelm von Malmesbury dieselben Vorgänge im Auge habe, die sich Pfingsten 1063 zu Goslar ereigneten, über die Lambert von Hersfeld berichtet 5). Unter dieser Voraussetzung hat der engliche Chronist sich mehrfacher Miss

1) Gesta regum Angl. lib. II. M. G. Scr. X, 467.

2) Um das Richtige zu erhalten, muss man diese Angabe des Engländer wol durch tausend dividiren: s. Jaffé Mon. Bamb. S. 471.

3) Historia Fuldensis II, 70. 4) M. G. Scr. X, 467 Anm.

5) Das, was den englischen Chronisten sicherlich am meisten interessirt hat, das portentum, wie der Teufel sich in seiner Weise als Kirchensänger producirt,

verständnisse und Verwechselungen schuldig gemacht.

ich hebe nur das eine hier hervor, weil es für die hier zu behandelnden Dinge am meisten Interesse bietet, dass er den Streit nach Mainz verlegt und, wol in Consequenz dieses einen Irrthums, den Abt sogar dem Erzbischof von Mainz den ersten Platz streitig machen lässt, während thatsächlich die Praetensionen Fuldas soweit nie gegangen sind.

Zu den ärgerlichsten Scenen führte der von Fulda erhobene Anspruch auf einen besonderen Ehrenplatz auf der im Vorhergehenden bereits erwähnten Pfingstversammlung zu Goslar im Jahre 1063. Schon am Weihnachtsfest war zu Goslar1) ein Streit entstanden zwischen den Leuten des Bischofs Hezil von Hildesheim und denen des Abtes Widerad von Fulda beim Aufstellen der Sitze für die dort versammelten Prälaten vor der Vesper vom Schimpfen kam es zum Prügeln und man hätte zum Schwert gegriffen, wenn nicht Herzog Otto von Bayern, der übrigens für den Abt eintrat, sich ins Mittel · geschlagen hätte. Causa vero, berichtet Lambert von Hersfeld2), talis erat. Consuetudo erat in regno per multos retro maiores observata, ut semper in conventu episcoporum abbas Fuldensis archiepiscopo Moguntino proximus assideret. Sed episcopus causabatur neminem sibi intra diocesim suam post archiepiscopum debere praeferri, animatus wird auch anderweitig nach Goslar verlegt, vgl. Chron. Goslariense ap. Leibniz Scr. Rer. Brunsv. II, 586: Anno gratiae MLVII Heinricus huius filius suscepit Romanum imperium. . . Hic celebravit curiam in Goslaria in festo pentecostes et ipso die orta est maxima seditio hic in monasterio inter principes; et Buggo Halberstadensis episcopus, Deto comes palatinus, qui dedit huic ecclesiae bona in Hanstede (richtig ist Slanstede) et Dedenleve, interempti sunt et alii quam plures, et cantante choro hunc versum: Hunc diem gloriosum fecisti, cantabat daemon in summitate monasterii: Hunc diem bellicosum ego feci. Hier werden mit dem Streit, der während eines Reichstags zu Goslar im Münster ausbrach, Ereignisse aus dem Jahre 1088 Tod Buccos von Halberstadt - confundirt. Ganz ähnlich erzählt den Vorgang die auf ähnlicher Vorlage beruhende Chronik des Stiftes S. Simon und Judas in Goslar, M. G. D. Chron II, 598. Vielleicht darf man einen Hinweis auf die Rolle, die 1063 zu Goslar der Teufel gespielt haben soll, auch erkennen in der Erwähnung der Vorgänge durch Sigfried I von Mainz, in einem 1075, Juli-August, geschriebenen Brief ap. Jaffé Mon. Bamb. S. 97: Recordetur autem sanctitas vestra: quid propter Wultensem abbatem aliquando contigerit Goslariae, quod boni milites in ipsa vespera pentecostes gladio perempti sunt inter septa ecclesiae, perfusa sunt altaria sanguine interfectorum et instigante diabolo totum profanatum est sanctuarium. Et tunc certe omnes convenerant ad curiam sub specie pacis, nisi quod inter eos latebat quaedam simultas quasi doloso cineri subpositus ignis.

1) Giesebrecht Kaiserzeit III, 1068 zeigt, dass Lambert von Hersfeld irrt, indem er den König dies Weihnachtsfest zu Goslar feiern lässt, und verlegt III, 87 die bei dieser Gelegenheit von Lambert erzählten Vorfälle auf eine damals zu Goslar abgehaltene Provincialsynode. 2) M. G. Scr. V, 163.

ad hoc et opum gloria, qua antecessores suos longe supergrediebatur, et temporis oportunitate, quia, rege adhuc in puerilibus annis constituto, singuli, quod sibi animus suggessisset, facere impune poterant. Der Abt beansprucht also den Ehrenplatz zunächst dem Erzbischof von Mainz. Lambert von Hersfeld selbst erkennt, wie seine Schlussbemerkungen zeigen, den Anspruch des Abtes als begründet an und verwirft stillschweigend den Einspruch des Bischofs als unberechtigt. Der Bischof selbst aber bestreitet dem Abt das beanspruchte Recht auch nur in dem concreten Falle, weil die Versammlung in seiner Diöcese gehalten wird, betont also einen vielfach wirklich beobachteten Gesichtspunct1), nach welchem ja auch noch die goldene Bulle in ihrer oben angeführten Bestimmung für den Einzelfall den Rangsitz von Mainz und Cöln regelte. Wie der Weihnachten 1062 entstandene Streit geschlichtet worden ist, wird aus Lamberts Darstellung nicht klar nach der später von ihm bei Erzählung der Ereignisse von Pfingsten 1063 gemachten Bemerkung: episcopus Hildenesheimensis acceptae prius contumeliae memor sollte man meinen, der Bischof habe Weihnachten zurückstehen müssen.

Durch die Scenen, die dann Pfingsten 1063 zu Goslar vorfielen, wurde jenes Vorspiel vom Weihnachtsfest weit übertroffen. Der Streit um den Sitz brach wieder aus, aber nicht wie Weihnachten von ungefähr, sondern mit Vorbedacht von beiden Seiten. Hildesheimer und Fuldaer Dienstleute lieferten sich unter den Augen des jungen Königs in der Kirche ein förmliches Gefecht, bei dem es Todte und Verwundete gab. Leider fehlt in Lamberts von Hersfeld Bericht gerade das, was uns hier besonders interessiren würde, nämlich die Angabe, wie über die Veranlassung des Streites, den Anspruch Fuldas auf den Ehrenplatz nächst Mainz entschieden worden ist. Lambert berichtet nur von einer strengen Untersuchung des Vorgefallenen, bei der sich aber alle Schuldigen der Strafe zu entziehen wussten2).

Ueber den Anspruch Fuldas auf einen ganz besonderen Ehrenplatz kam es dann wiederum zu einem Zwist bei Gelegenheit der Kaiserkrönung Lothars III im Jahre 1133. Ein , vetus auctor domesticus des Klosters Fulda 3) erzählt darüber folgendes: Anno 1133, II

1) Ficker, Vom Reichsfürstenstande § 124.

2) Giesebrecht III, 89 ff. Er findet Lamberts Bericht sehr parteiisch für Widerad. Aus dem Briefe Widerads bei Sudendorf Reg. III nr. 14. auf den Giesebrecht S. 1063 hinweist, ergibt sich nichts thatsächliches.

3) Bei Schannat Hist. Fuld. III, 166, auch bei Schum Vorstud. I. 19 Anm. 3, Waitz Verfassungsgeschichte VI, 247. Harttung, Geschichtliche Aufzeichnungen aus dem Kloster Fulda, Forsch. z. d. G. XIX, 406 glaubt, dass die Nachricht aus den Acta abbatum Fuldensium stammt.

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