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Der Abt Maurus drang auf Erlernung der griechischen Sprache. Der Schulvorstand Werinher las das Griechische nach dem-Ita und Etacismus. In einen Alphabet, das sich in einer seiner Handschriften 7) findet, wird ♬ vita, 5 zita, ʼn ita, ✈ thita, ε é, lafda, σ sima, w otomega genannt. Ebendaselbst 72) wird ein anderes griechisches Alphabet zur Bezeichnung der Zahlzeichen bes nügt; die Aussprache der Buchstaben ist nach dem Etacismus beigefügt. Der Abt Balthasar (1556 – 1568) unterhielt den Wilh. Wisbeck, 73) nachmaligen Professor zu Ingolstadt, långere Zeit. als Lehrer im Kloster. Der lezte Prålat Georg II. ließ seine jungen Geistlichen durch vorzügliche Lehrer in der Mathematik, Physik, Botanik, in den orientalischen Sprachen, in der Diplomatik und der Rechtsgelehrsamkeit unterrichten und legte den Grund zu einer Münzsammlung und einem Kupferstichkabinete. Auch die Aebte Eberhard I., Godhard, Seyfried, Herrand, Heinrich V., und Kaspar fordern von uns den Zoll der Hochachtung für das, was sie für die Schulen thaten. Nebst der Benügung der reichhaltigen Bibliothek stand für die Ausbildung auch eine Sammlung physikalischer Instrumente und ein Naturalien- Kabinet zu Gebote.

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Zur Förderung medicinischer Kenntnisse legte der Schulvorstand Werin her einen botanischen Garten75) an. Ueber das Gedeihen des Studiums der Medicin geben uns' die Chroniken keine genügende Auskunft, nur die Nekrologien führen die Namen von Aerzten und Wundärzten an, und zwar mit rühmenden Prádikaten. Der libellus medicinalis 76) vom J. 1497 nennt einen Joh. Aichenfeld,,,Palpier und Arzt,” ferner Bruder Michael, einen großen Chyrurgus" und als einen solchen auch den Bruder Chrysogonus. Die Bücher medicinischen Inhalts, 281 Werke77), führt der Bibliothekskatalog vom J. 1500 an.

71) Cod. E. 33, p. 72.

72) ib. p. 124.

73) Günth. 11. S. 129.

74) Biographie des Gregor Rottenkolbers 2c, von Günthner S. 10.

75) Pez 111. P. III. p. 644.

76) Cod. germ. 733. f. 17. 31. 33. 53. 114,

77) Cod. bav. Cat. 22.

Auch das Studium der Geographie und Geschichte wurde betrieben. Werinber (Scholasticus) übernahm die Abfaffung 78) einer Karte, die Günthner unrichtig, wie ich wenigstens glaube, für die Peutingerische hålt. Reginfried brachte zwei Weltkarten 9) ins Kloster. Für die Geographie von Bayern liefern die sorgfältig gearbeiteten Urbarien treffliche Beiträge. In dieser Hinsicht machten sich besonders Ellinger) und Kaspar, die mit eigner Hand die Traditionen des Klosters zusammenschrieben, verdient. Ein ungenannter Mönch von Tegernsee schrieb über den Ursprung der Noriker82)

Die Dichtkunst fand nicht minder ihre Bearbeiter. Werinher (Scholasticus) dichtete einen Hymnus zu Ehre der Jungfrau Maria 83) und wahrscheinlich ist er auch der Verfasser der Komödie: Ankunft und Untergang des Antichrists, 84) wenigstens ist diese von seiner Hand geschrieben auf uns gekommen. Mehrere Gedichte Werinhers sind noch ungedruckt. 85) Schon Froumund befang die Tugenden der bayerischen Herzoge und ihre Thaten, und außer diesen sind uns noch sehr gelungene Gedichte von ihm erhalten, die einen Herausgeber erwarten.

78) Westenrieders Beitr. 1. B. S. 115 und E. 33. p. 214; bei Pez Vl. P. II. p. 55 ep. 92. 1504 führt S. 159 eine Mappa mundi an.

79) Günth. 1. G. 189 Nro. 11.

Cod.

Günth. lit. Anst. 1. S. 300.
Der Catalog der Teg. Bibl. vom J.

80) Urbarium illud (id est liber traditionum) quod manu propria (Ellingerus) scripsit. Phoenix Teg. p. 41.

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81) Librum Fandorum monasterii et redituum, jurium et consuetudinum unum de fratribus scribi ordinavit. Privilegia monasterii, quae antecessorum negligentia dispersa fuerunt, diligenter recollegit et in arca speciali sub custodia plurium clavium reposuit. Pez III. P. III. p. 543. Eine dieser Sammlungen ist vielleicht im Cod. 8. enthalten!

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83) Im Anfange des 2ten Buchs nennt sich der Verfasser mit den Worten: Der pfaffe heizet Wernhere, der des lides began. Das Gedicht ist herausgegeben durch Wilh. Detter, der von den 84 Gemålden 6 beifügen ließ. Eine bessere Bearbeitung (jedoch ohne Gemälde) findet man in Hoffmanns Fundgruben der deutschen Sprache, Ilter Theil S. 145. Zur Würdigung rücksichtlich des Kunstwerthes vergleiche man Kugler de Weringero Saeculi Xll. Monacho Teg. et de picturis minutis, quibus carmen suum theodiscum de beata B. V. Mariae ornavit. Berolin. 8.

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84) Ludus paschalis de adventu et interitu Antichristi. Der Codex E. 33, welcher dieses Gedicht (p. 6.) enthält, ist von Wernhers Hand geschrieben. Dasselbe ist abgedruckt bei Pez II. P. III. p. 186 c.

85) Sie finden sich in dem Cod. E. 33.

86) Cod. E. 43. p. 40. et seq.

1

Metellus (1060) besang in seinen Quirinalibus das Lob ́ des heiligen Quirin und in seinen Bukolicis ländliche Scenen. Ihn nennt Welser den ältesten Poeten des Bayerlandes. So fand jeder Zweig des Wissens in diesem Kloster seine Pflege.

B. Die künstlerischen Leistungen Tegernsee's.

Die Ausübung der Künste blieb hinter den Leistungen im Gebiete des Wissens nicht zurück; denn nach St. Benedicts Regel: artes diversae intra monasterium exerceantur, befanden sich auch hier die Künstlerwerkstätten innerhalb des Klosterbezirks. Wir finden in unserer Abtei Schönschreiber, Maler, Vergolder, Musivarbeiter, Erzgießer, Holzschnizer Glasarbeiter, Uhrmacher und alle zum Lebensunterhalte nöthigen Gewerbe.

Tegernsee besaß eigene mechanische Schulen, wie der Umstand bezeugt, daß Abt. Gosbert adeliche Schüler nach Hause schickt, weil er sie in den Künsten hinlänglich geübt glaubt. 2) Abt Kaspar zeigte sich als trefflichen Techniker), indem er eine Wasserleitung baute, die man bis dahin für unausführbar gehalten. Unter Abt Quirin II. wird eines Uhrmacher's Placidus") gedacht. Abt Kaspar suchte für das Kloster die nöthigen Professionisten unter den Laienbrüdern heranzuziehen. Wie gut das Kloster damit versehen war, zeigt das in vieler Hinsicht bemerkenswerthe Registrum ad Vestiarium.“) Daß

87) Metellus Werke in der Handschrift gibt der Bibl. Cat. vom J. 1484 p. 86 b. an. Die Quirinalia fanden sich bei der Klosteraufhebung nicht mehr vor. Im Catalog vom J. 1504 (Cod. 22 p. 40, b.) find sie mit der Bibl. Nummer MM. 43. 47, im Catalog von 1682 C. 10 N. 83. aufgeführt. Abgedruckt bei Canisius. Pinicians Urtheil darüber Günth. 1. S. 274. N. 7.

1) Regula S. Benedicti cap. 66.

2) Dimittimuf illof puerof probandof, si illud opuf adhuc sint edocti uti vobis est honorificum, nobisque necessarium. Cod. E. 43. p. 37 ; Pez Vl, P. 1, p. 123. ep. 3. 3) Oefele T. 1. p. 631.

4) Cod. 3302. S, 182.

4*) Cod. 469.

man, auch in frühester Zeit auf Gewerbserzeugnisse Werth. legte, mag der Umstand darthun, daß, als Graf Thiemo die Be sizungen des Kloster überfiel, er unter Andern auch die Fischerneze) raubte, und der hochverdiente Froum und zwei Briefe an sein Kloster schreiben mußte, um einen Winterrock zu erhalten.") Man findet mehrere Fälle, wo die Aebte zum Unterricht ihrer Mönche auswärtige Meister herbeiriefen. Der Abt Maurus ließ 1515 den Buchbinder Hanns Schinnagl) und 1518 den Maler Michael Winter®), welcher leztere sich dann håuslich in Tegernsee niederließ, in sein Kloster kommen. Der Abt Gregor II. berief, um den Mönch Gloggner in der Lonsepkunst auszubilden, den Kammercompositeur Michl nach Tegernsee. Die Schönschreibekunst und die Miniaturmalerei wurden in der Abtei in hohem Grade geübt. Schon unter Gosbert wurde fie betrieben, da, wie spåter angegeben wird, der Mönch Ad elbert zwei Evangelienbücher zierte. Sie erscheint in unserm Klo, ster früher als die Freskomalerei, von der sie doch eine Tochter ist. Bewunderungswerth sind der Goldgrund und die bunten Leppiche (Nachahmungen der Mosaik), die den Buchstaben zur Unterlage dienen und man müß den Künstlern Dank wissen, daß sie aus der byzantinischen Schule diesen kostbaren Schmuck in unser Vaterland herüberretteten. Abt Seifried 1) war für die Erhaltung dieser Kunst eifrigst besorgt. Kaiser Friedrich I. bestellte in Tegernsee Manuscripte"), weil er die vorzügliche Geschicklichkeit der Mönche hatte rühmen hören. Vielleicht mochte zur

5) Cod. E. 43 p. 120; Pez VI. P. 1. p. 142 ep. 5.

6) Cod. id. p. 61; Pez ib. p. 162. ep. 7.

7) Cod. 3246. f. 12.

8) Westenrieders Beitr. 1. S. 389.

9) Biogr. Gregors 11. S. 10.

10) U16 Kaiser Heinrich IV. einem seiner Klienten die abteiliche Würde übertragen wollte, so fürchtete Seifried, es möchten die Mönche, wenn ihnen ein Vorstand aufgedrungen würde, die Luft zum Schreiben und Malen verlieren, und sagte daher in einer Vorstellung, die er dem Kaiser machte: Si vero istos ullus coenobitas vindicat in servitutem, profecto hoc deficiet omne artificii exercitium, qua posthanc, quos taedet vivere, nullum his desiderium est pingere aut scribere: Pez Vl. P. I. p. 239. ep.4. 11) Audivimus schreibt der Kaiser an den Ubt quod boni sint scriptores in claustro tuo et nos valde indigemus libro Missali ́et Lectionario. Missalem nobis scribi facias et in alio volumine Epistolas et Evangelia secundum ordinem clericorum; Pez. VI. P. 1. p. 409. ep. 4

Schönheit und Dauer der Schrift die von den Tegernsee'r Mönchen verfertigte Dinte 2) beigetragen haben, die von andern Klóstern begehrt wurde. Unter Tegernsee's berühmten Schreibern 12) und Miniaturma lern führe ich zuerst Konrad Sartorius von Monheim († 6. Juli 1531) an. Er schrieb Psalterien ab, wobei er alle Psalmen am Rande mit Malereien umgab, die größ-, tentheils Anspielungen auf ihren Inhalt hatten. Thiere und Pflanzen waren mit wundersamer Wahrheit dargestellt. An diesen Künstler mögen sich die nachstehenden Mönche, mit den Prädikaten anreihen, welche ihnen die Annalen und Nekrologien geben: Antonius Pelchinger, de Hofen, scriptor egregius († 1442); Michael Saxl de Rott, solemnis scriptor; Melchior Hofmair ex Monaco, multorum fratrum institutor; Quirinus Tunzl de Wasserburga, scriptor et pictor venustus; Matheus Prugpeckh de Ellnpach, hic plus omnibus laboravit scribendo und Paulus Wick de Deckingen, der sich in allen seinen Abschriften mit dem Beisaz bemerkbar machte: memento Pauli Wick. Noch sieht man auf der kgl. Hofbibliothek zu München Proben ihrer Geschicklichkeit in der Schreibekunst. Ich führe aus der großen Zahl der Handschriften nurTM die vorzüglichsten an: ein Evangelienbuch mit Uncialbuchstaben aus dem VIII. Jahrhundert, in dessen Deckel eingelassen sich die Kreuzigung von Elfenbein (von ziemlich ungeübter Hand geschnigt) befindet; ein Evangelienbuch von Ellingers Hand mit Miniaturgemålden auf Goldgrund; ein Rhabanus Maurus de laude S. Crucis aus dem IX. Jahrhundert, mit merkwürdigen Gemälden; ein hebräisches Gebetbuch mit herrlichen Miniaturen aus dem XV. Jahrhundert; eine panegyrica Congratulatio ad Maximilianum Emanuelem per Adrianum Waterlos, eine prächtige Handschrift, durchaus mit goldenen Buchstaben geschrieben und auf dem breiten Rande mit goldenen Medaillen geziert); die Regula S. Benedicti mit Minuskelschrift, das Pastorale des Papstes Gregor aus dem VIII. Jahr

12) Audivi, apud vos haberi incanstum, quo pro rogate Dominos, ut ex parte sua quisque aliud mihi transmittant, so schreibt der Mönch H. an seinen Freund, den Scholastiker Wernher. Cod. 33, p. 234.

12) Günth. III. S. 120.

*) Diese zwei Handschriften wurden jedoch nicht im Kloster gefertigt.

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