Imágenes de páginas
PDF
EPUB

Vorrede

der zweiten Ausgabe.

Nur ungern entschloß ich mich, als ich nach dem Absaß der ersten Ausgabe dieser Schrift zur Veranstaltung ei ner zweiten aufgefordert wurde, aufs neue ein Feld der Polemik zu betreten, das in der lehten Zeit für Wissenschaft und Leben so manche unerfreuliche Früchte getragen hat. Auf der andern Seite aber konnte ich mir nicht vers bergen, daß, wer einmal eine solche Streitfache zu führen in seinem Theile auf sich genommen hat, auch bereit seyn muß, bei gegebener Veranlassung, aufs neue für sie aufzutreten, um sie zu dem Ziele, das möglicher Weise er: reicht werden kann, weiter fortzuführen.

Hiemit habe ich schon ausgesprochen, daß diese neue Ausgabe nicht blos ein neuer Abdruck der ersten ist, son dern eine neue Bearbeitung desselben Gegenstandes. So wenig ich auch Ursache hatte, von den gleich anfangs dar gelegten Grundsäßen, Ansichten und Ueberzeugungen ab: zugehen, und mit der gegebenen Darstellung wesentliche Veränderungen vorzunehmen, so sehr war ich überall auf Berichtigung und Verbesserung bedacht. Die Einleitung ist mit geringer Ausnahme neu hinzugekommen, und in dem ersten Abschnitt besonders die so schwierige Calvin'sche Lehre vom Bösen in einigen Punkten klarer und bestimm:

ter aufgefaßt worden. Ueberdieß ist in den Beilagen nicht nur manches, was bisher nur in Anmerkungen enthalten war, weiter ausgeführt, sondern auch anderes, was zur Erläuterung zu dienen schien, neu hinzugefügt worden. Vorzüglich aber machte ich es mir zur Aufgabe, an die in der ersten Ausgabe gegebene Darstellung alles dasjenige ans zuknüpfen, was theils von katholischer, theils von protes stantischer Seite als neuer Beitrag zur Geschichte dieser neuesten Controverse und als neues Moment zur wissens schaftlichen Bestimmung des Verhältnisses der beiden eins ander gegenüberstehenden Lehrbegriffe hinzugekommen ist.

Wie Mohler selbst meine Gegenschrift gegen seine Symbolik aufgenommen, und welche Wendung er dem Streit gegeben hat, dessen Urheber er schon durch seine Symbolik, ungeachtet des friedlichen Tons, welchen er nun in der Vorrede zur vierten Ausgabe ihr nachrühmt, geworden ist, liegt in der Schrift: Neue Untersuchun: gen der Lehrgegensäße zwischen den Katholis ken und Protestanten. Eine Vertheidigung meiner Symbolik gegen die Kritik des Herrn Professors Dr. Baur in Tübingen. Von Dr. J. A. Möhler. Mainz 1834. Zweite vermehrte und verbesserte Ausgabe 1835. *) vor den Augen des Publikums. Ich sah mich, wie bekannt ist, veranlaßt, diesem nicht blos gegen den Protestantismus, sondern auch gegen mich persönlich gerichteten Angriff sogleich die

[ocr errors]

*) Diese zweite Ausgabe, nach welcher in der vorliegenden Schrift citirt ist, differirt von der ersten nur durch wenige unerhebliche Zusåße.

Schrift entgegenzusehen: Erwiederung auf Herrw D. Möhter's neueste Polemik gegen die protes stantische Lehre und Kirche. Tübingen 183 4. In dieser neuen Ausgabe meiner ersten Schrift habe ich nun die wichtigsten in jener Erwiederung enthaltenen Mo mente zusammengestellt, und die Möhler'sche Polemik sowohl dadurch, als durch anderes, was sich mir bei der wiederholten Beschäftigung mit diesem Gegenstande ers gab, zu widerlegen und ihrem wahren Charakter nach noch vollständiger zu würdigen gesucht.

. Als neuer Gegner aus der katholischen Kirche, wel: cher sich gleichfalls meine erste Schrift zum besondern Ge: genstand seiner Polemik ersehen hat, hat sich der Wiener Weltpriester Anton Günther erhoben in der Schrift: Der lehte Symboliker. Eine durch die sy m2 bolischen Werke Doctor J. A. Möhler's und Doctor F. C. Baur's veranlaßte Schrift in Briefen. Wien 1835. So viel abstoßendes die be kannte nach Jean Paul'scher Genialität haschende Mas nier dieses Schriftstellers hat *), und so verdrießlich das Geschäft ist, durch eine Schrift, in welcher in Brie

*) Mit welchem Wiß und guten Geschmack Günther' auch in der genannten Schrift Jean Paul nachstrebt, mag schon dieß zeigen, daß er S. IV. mich als Bauer mit der Fuhrmannspeitsche zuerst auf dem Kampfplaße sich einfinden läßt, und um dieß recht anschaulich zu machen, meinen Namen wiederholt,,Bau'r schreibt, während da gegen Marheinecke, als Großwürdenträger in der protestantischen Kirche, ohne Anstand mit der Reitpeitsche, dem Instrumente Ludwigs XIV., auf derselben arena fich eingefunden haben soll.

[ocr errors]

fen und Postscripten, Seitensprüngen und Effekt machenden Kunststücken verschiedener Art alles so bunt durcheinander: läuft, sich hindurchzuarbeiten, um den wissenschaftlichen Gehalt herauszufinden, so habe ich mich doch nicht abhal ten lassen, dem Gange des Verfassers mit aller Aufmerks samkeit zu folgen. Wie er selbst in der Vorrede S. V. als Hauptgrund, warum er sein Augenmerk auf meine Schrift geworfen habe, angibt, daß er den Calvinismus für das durchgeführte Lutherthum anzusehen nicht erst seit gestern gewohnt sen, so ist mir dagegen,,der lehte Symboliker" als der Repräsentant des in den entschiedensten Dualismus auseinandergehenden Katholicismus besonders merkwürz dig geworden. Die wissenschaftliche Bedeutung der Gün ther'schen Schrift besteht darin, daß, während Mdh ler sich so viel möglich auf eine symbolische Exposition des katholischen Dogma's für den Zweck seiner Polemik be schränkt, Günther um so mehr die Spekulation zu Hülfe nimmt, um auf die eigentlichen Principien des Katholicis mus zurückzugehen. Je reiner auf diese Weise die Prinz cipien des Katholicismus hervortreten, desto entschiedener steht der eine Standpunkt dem andern entgegen. Da mei ne Untersuchungen es sich von Anfang an zur Aufgabe mach ten, den Gegensaß des Katholicismus und Protestantismus bis auf seine lehten Principien zu verfolgen, so durfte ich um so weniger unterlassen, die Resultate dieser Schrift mit aller Schärfe ins Auge zu fassen. Wenn der Verfass ser selbst Vorr. S. I. seinen Standpunkt als die Stellung über den Freitenden Parteien bezeichnet, zu der jeder sich erschwingen sollte, der in unsern Tagen gesonnen sen, et was zur Vermittlung der confessionellen Gegenfäße beizus

tragen, wozu der erste Beitrag sey, daß die Glieder des Gegensates sich selber durchsichtig werden, so kann ich nicht läugnen, diese Durchsichtigkeit des Katholicismus in seiner Schrift gefunden zu haben, und gestehe zugleich gern, daß mich eben diese spekulative Tendenz mit derselben in höherem Grade wieder ausgeföhnt hat, als ich nach so manchen störenden Eindrücken anfangs für möglich hielt,

Diese Anerkennung spreche ich um so gerner aus, wenn ich bedenke, welche Gegner ganz anderer Art der: felbe Streit noch hervorgerufen hat. Kaum könnte ich mich entschließen, von einer in jeder Beziehung so unwürdigen Schrift, wie die unter dem Titel: Möhlers Symbolik und ihre protestantisch symbolis schen Gegner. Mainz 1835. erschienene ist, Kennt niß zu nehmen, wenn sie nicht gleichwohl ein bemerkens: werther Beitrag zur Selbstcharakteristik einer gewißen Classe katholischer Theologen wäre. Wer sich von dem bigotten Fanatismus, der wissenschaftlichen Beschränkt: heit, und dem ganzen niedrigen Stande der Bildung dieser Classe katholischer Theologen eine angemessene Vor: stellung machen will, nehme diese gemeine pöbelhafte Schrift zur Hand. Der größte Theil dieser, wie auch der Titel sagt, aus dem ,,Katholiken" besonders abge: druckten Schrift ist gegen Marheinecke und Niksch gerichtet, als diejenigen Theologen, welche Möhler selbst in der Vorrede seiner Schrift gegen mich einer ferneren Replik für würdig gehalten habe. Dieser Bundesge: nosse ist also gemeint, wenn Möhler in der Vorrede zu seinen neuen Untersuchungen S. IV. bemerkt, daß ihm besonders wichtig wäre, gegen Dr. Marheinecke

« AnteriorContinuar »