Imágenes de páginas
PDF
EPUB

O Roma nobilis, orbis et domina,
Cunctarum urbium excellentissima,
Roseo martyrum sanguine rubea,
Albis et virginum liliis candida,
Salutem dicimus tibi per omnia,
Te benedicimus, salve, per saccula!

Anonymus.

A. Privat-Bibliotheken und Archive.

I. Biblioteca Vallicelliana.

Ihre Geschichte.

Ihre Kataloge.

Auszüge aus denselben.
Näher untersuchte und beschriebene Codices.

Diese Bibliothek, besonders reich an kirchengeschichtlichen Handschriften, gehört der vom hl. Philipp Neri (geb. in Florenz 1515, in Rom den 26. Mai 1595) 1) gestifteten Congregation dell' Oratorio, aus welcher Baronius und Raynald, die unsterblichen Verfasser der Kirchen-Annalen, hervorgingen, und die fortzusetzen sich P. Augustinus Theiner, Priester derselben Congregation, zur Lebensaufgabe gestellt hatte 2). Sie wird Biblioteca Vallicelliana von der Kirche Sta. Maria in Vallicella genannt, die im gewöhnlichen Leben nur den Namen: „chiesa nuova" führt. Ihre literarischen Schätze stammen aus verschiedenen Zeiten her, ') Sein Leben wurde beschrieben von Ant. Gallonio, seinem Schüler und Augenzeugen, unter dem Titel: Vita beati P. Philippi Neri in annos digesta". Romae 1600. 4., dann Mainz 1602 in 8. Ein Muster von Authenticität.

[ocr errors]

2) Cesare Baronio di Sora (geb. 1538, † 30. Juni 1607), Nachfolger des hl. Philipp Neri in der Oberleitung der Oratorianer und Card. Biblioth. S. R. E. schrieb die Annales eccles. in 12 Bänd. fol. bis zum J. 1198; Rinaldi Odoric (geb. 1595, † 22. Jänner 1671) ebenfalls Oratorianer, setzte sie in 10 Bänden fort, und Laderchi Jacob († 25. April 1738) aus derselben Congregation, fügte noch 3 Bände hinzu. Am kritischesten arbeitete Rinaldi, am ungenügendsten Laderchi; dem Baronius ist nicht überall zu trauen. Die Kölner Ausgabe von 1733 ist so voll Fehler, dass sie völlig unbrauchbar erscheint. Die beste Ausgabe der gesammten Annalen ist die vom J. 1738 in 43 Bänden, zugleich mit Mansi's Noten, Pagi's Kritik und einem General-Index. Die Fortsetzung wird durch Augustin Theiner in Paris erscheinen.

waren gewiss schon 1596, wie dies aus einem Decrete S. Congreg. Indicis, ddo. 3. August 1596 erhellt, also gleich nach dem Tode des hl. Philipp Neri, ziemlich bedeutend, sehen aber als ihren Stifter den „virum clarissimum, Achillem Statium Lusitanum" an, „cuius liberalitate ac munificentia pluribus et pene insignibus Codicibus bibliotheca dotata fuit" 1). Da aber der Stifter in seinem Testamente die Clausel machte, dass von den geschenkten Mss. und Büchern nichts verkauft oder eingetauscht werden dürfe, den Vätern des Oratoriums aber viele der Bücher als unbrauchbar sich herausstellten, so baten sie schon im J. 1605 den damals regierenden Papst Paul V. um die Erlaubniss, einiges aus dieser Schenkung zu verkaufen, und für das erlöste Geld anderes brauchbareres anschaffen zu dürfen, was ihnen auch durch ein Rescript vom 24. October des genannten Jahres zugestanden wurde. Und damit diese Bibliothek vor Verschleppung sicher bleibe, excommunicirte Papst Innocenz X. durch das Breve ddo. apud sanctam Mariam Majorem sub annullo piscatoris die XI. Sept. 1647, pontif. an. 3. alle, qui libros, quinterna folia, sive impressa, sive manuscripta e dicta bibliotheca sine speciali dictae Congregationis licentia extrahere seu exportare . . . audeat seu praesumat“.

"

Unter ihre Wohlthäter zählt sie noch bei Lebzeiten des hl. Philipp Neri den Abt von St. Eutyches, Jacob Crescentius, welcher mit Bewilligung des Papstes Clemens VIII. aus seiner Klosterbibliothek der Congregation einige Pergament-Codices, darunter zwei Bibeln in gr. fol., dann Homilien, Missale, Breviarien, den Isidor hispal. Gregorii M. discursus moral. u. s. w. geschenkt hatte. Im J. 1604 erscheint weiter als ihr Wohlthäter der Oratorianer Franciscus Bozius 2), dann Rosato Caravaggio, 1605 P. Antonius 1) Achilles Statius, eigentlich Achill Estaço genannt, ein Portugiese von Geburt (geb. 1524, † 1581), ist als Philolog hochberühmt. Seine bei Paul Manutius publicirten Werke haben noch immer Werth und es würde sich lohnen, des Gelehrten hinterlassene und in der Bibl. Vallicell. und Angelica in Rom aufbewahrten Mss. in philologischer Hinsicht durchzusehen.

2) Von ihm ist das bizarre Werk: „De temporali ecclesiae monarchia,“

Köln 1602, 4., welches Wilh. Barclay so treffend widerlegt hatte.

Gallonio 1), 1648 Andreas Brugiotti, 1658 P. Sebastian Venturelli und 1689 Antonino Carli 2). Der Oratorianer P. Giacomo Volpini († 1606) vermachte der Bibliothek ein jährliches Legat von 60 Scudi Rom., welche bis zum heutigen Tage für selbe verwendet werden. Doch den grössten Werth erhielt diese Bibliothek erst durch die handschriftlichen Sammlungen der Kirchenschriftsteller Baronius und Raynaldus. Diesen standen nicht nur das geheime päpstliche Archiv, sondern alle literarischen Schätze Roms und Italiens offen, und welchen Gebrauch sie davon machten, zeigen ihre Annales eccles., welche bis zum J. 1572 reichen. Zwar ist der grössere Theil ihres handschriftlichen Nachlasses in den Annalen, so weit selbe reichen, verarbeitet, aber welch' kostbare Hinweisungen auf Archive und Bibliotheken, auf wichtige Documente und ihren Inhalt findet nicht da der aufmerksame Forscher! Wie viele ganz brauchbare Copien, für welche er, um sie aus dem geheimen päpstlichen Archive zu erhalten, hohe Taxen zahlen müsste, kann er hier nicht benützen! Erstrecken sich ja die verschiedenen hier aufbewahrten Copien aus den päpstlichen Regesten und Mss. bis in das XVII. Jahrhundert! Ja, ich behaupte, dass man aus einem fleissigen Studium dieser Collectaneen und Copien eine ziemlich genügende Uebersicht der hermetisch verschlossenen Schätze des unzugänglichen päpstlichen Archivs gewinnen könne. Und wie genau und gewissenhaft, besonders Raynald, copirte und anmerkte, davon habe ich Gelegenheit gehabt, mich zu überzeugen 3). In neuerer Zeit machte G. H. Pertz, wie dies der

1) Gallonio († 1617) ist unter andern der Verfasser des selten gewordenen Werkes: „Trattato degli instrumenti di martirio e delle varie maniere di martirizzare" etc. Roma 1591. 4. mit Kupferstichen nach Giov. de Guerra. Lateinisch erschien es Romae 1594 mit Holzschnitten, dann zu Paris 1659 und Antwerpen 1660 in 12. 2) Nachrichten über andere Wohlthäter der Bibliothek findet man in der Academographia, Tract. XIII, cp. 11, Roma 1698, von Carlo Bartolomeo, besonders pg. 124, und nach diesem bei Mabillon: „Iter italic., sive Museum italic." Tom. I. Paris 1687. 4. pg. 67. 3) Im Jahre 1838 wurde eine Revision der Mss. dieser Bibliothek vorgenommen und auch eine genaue Uebersicht der durch die Franzosen

V. Band des Archivs der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, Hannover 1824, nachweist, von dieser Bibliothek den ausgiebigsten Gebrauch; im genannten Werke nennt er

zur Zeit ihrer Herrschaft in Rom verschleppten Mss. und Bücher entworfen, aber auch bei der Gelegenheit eine oberflächliche Geschichte der Bibliothek unter dem Titel: „Stato della biblioteca Vallicelliana" zusammengestellt. Doch nicht diese Arbeit, sondern die zur genannten Geschichte gehörigen Originalacte, welche unter der Signatur P. 204 und 206 liegen, habe ich für den obigen Aufsatz benützt und dadurch jenen Artikel berichtigt, den Dr. Friedrich Blume, gestüzt auf Mabillon's Iter italicum. I. pag. 67-69, in seinem Iter italicum, Band 3, S. 161 sqq. über die Bibliothek niedergelegt hatte. Ueber den Erwerb des Beda de circulo lunari et de sex aetatibus mundi, cod. s. VIII, mit einem alten Martyrologium, von welchem Mabillon 1. c. und nach ihm Blume behaupten, dass er bei einem Brande einer Bibliothek zu Lyon gerettet und von Jo. Boscius Coelestinus erkauft worden war, liest man in einer von den Oratorianern an den Papst gestellten und vom Cardinal Baronius unterzeichneten Bitte, ohne Erschwerung ihres Gewissens den geschenkten Beda etc. behalten zu dürfen, folgendes: Don Giovanni a Bosco, Celestino (also ein Coelestiner-Mönch), ha donato alla nostra libraria due tomi manuscritti, da lui compri da un heretico, che gl' haveva ritolti dall' incendio della libraria di Lione, che fù da gl' heretici abbrugiata; uno di quali contiene alcuni opusculi di Beda, l'altro Claudio sopra S. Mattheo. Hora perche pare, che non senza qualche scrupolo possino da noi ritenersi, si per esser libri spettanti a dita libraria, come per esserci stati da religioso donati e supplicamo" etc. Als Bibliothek für ältere Theologie und Geschichte ziemlich gut vertreten, ist sie, mit Ausnahme der vaticanischen, in Rom wol die älteste, denn die Angelica bei den Augustinern, wo sich die Mss. des Lucas Holstenius, ersten Custos der Vaticana, befinden, entstand erst 1621, die Barberina 1623, dann die Chigiana, die des Collegio Romano, die Alessandrina im archiginnasio della Sapienza oder der römischen Universität 1666, die Casanatense 1700, die Corsiniana 1754 und noch später die Lancisiana im Hospital Sto. Spirito in Sassia. Die Bibliothek von S. Paul (aus S. Calisto übertragen), so wie die der Cisterciten von Sta. Croce in Gerusalemme sind sehr unbedeutend. Ihre Mss., namentlich die von Sta. Croce, sah ich nicht. In S. Paul ist die berühmte Bibel mit dem Bildnisse Karls M. Sieh. Greith's Spicileg. Rom. über diese genannten Bibliotheken.

« AnteriorContinuar »