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Schluss: „Nam sicut alium preceptorem eligere non volo, ita nec desidero temporibus vite mee" 1). Eingetheilt ist es in vier Theile.

I. Theil (fol. 1'-80) enthält 179 Briefformeln, von denen die letzten vier von einer anderen, doch gleichzeitigen Hand geschrieben sind, alle aber aus Karl's IV. Kanzlei stammen. Sie tragen zwar kein chronologisches Datum an sich, nennen aber Personen und Umstände so deutlich, dass, wenigstens mehrere von ihnen, mit einiger Mühe in Karl's Regierungsjahre eingereiht werden könnten. Sie sprechen in lateinischer Sprache, sehr wenige in deutscher, über alle nur möglichen Fälle, welche in eines Kaisers und Königs Regierung sich ereignen können, und über die der Regent eine Urkunde auszustellen habe.

II. Theil (fol. 82 ein Blatt leer, bis 119). „Incipiuntur colores verborum et sententiarum". Es ist dies eine ordentliche, förmliche Anleitung zum Briefschreiben, oder die Notariatslehre mit allen technischen Ausdrücken, Erklärungen, Gruss-, Eingangsund Schlussformeln, Titulaturen, Redefiguren etc. für die Diplomatik des Mittelalters von hoher Bedeutung. Unter den Beispielen findet man manches historische Körnchen, z. B. um den Color Notio zu erklären, heisst es: Nocio est color... quum potentiam alicuius notificamus per signa interiora, ut e. g. Marchio Iodocus Morauie est liberalis, fidus, constans, virilis et discretus etc. Ein Blatt leer.

III. Theil (fol. 121-131) gibt uns 60 Briefformeln, welche alle auf Prokop, Jodok und auf seine Verhältnisse zu Sigmund etc. sich beziehen. In welcher Form sie abgefasst sind, hier ein Beispiel: „Iodocus dei gratia marchio Moravie. Tibi commendatori domus in Orlowicz, deuoto nostro dilecto, precipimus seriosius et mandamus, quatenus strenuo Alberto de Cunowitz quatuor marcas grossorum denariorum Pragensium, moravici

1) Ganz abgedruckt in J. W. Hoffmann's Sammlung ungedruckter...... Nachrichten, Dokumente u. Urkunden Thl. 2. S. 1. Halle 1737. 4. Doch ist der von ihm publicirte Collectarius perpetuarum formarum Iohannis de Geylnhusen, gewidmet „Alberto duci Austrie etc." bei gleicher Vorrede (bis auf den Namen, dem der Collectarius gewidmet ist) doch ein ganz verschiedener von unserem Codex.

numeri et pagamenti, de censu, nostre celsitudini debito, in festo s. Michaëlis et in festo beati Georgii quatuor marcas singulis annis donec in nostro servitio fueris dare debeas etc. etc." Oder: Serenissime Domine, mi metuendissime. Presentem literam pro informatione illius provisionis, quam super Olomucensem Ecclesiam Constantiensis Episcopus a Sede Apostolica optinuit, Magnificentie Vestre cum festinatione transmisi, ut, intellecta dispositione huiusmodi, vestra grandis prudentia tam apud Regem, quam apud Sedem Apostolicam vestro Luthomensi (sic) Episcopo consulatur... Qui a Sede sancta revenit portitor, clara voce disseruit, quomodo summus Pontifex vestras literas grate susceperit, et eas cum gaudio personaliter legerit, et domini Regis literas aliis auditoribus pro compendio super informatione commiserit transcurrendas. Deliberet igitur super talibus involutionibus Serenitatis Vestre iam quasi toti mundo nota discretio, et viam directiorem ad terminos optatos Luthomensi (sic) presuli, harum literarum informatione habita, dignetur ostendere, ut ipse conductus uestre gratie propitiationis flamine valeat ad portum sui desiderii feliciter remigare... Ceterum ipse portitor asseruit, quod, si pro una scripsissetis specifice, mox sibi de ipsa Olomucensi Ecclesia provisum fuisset qualicunque difficultate et negligentia non obstante. Et quidquid vestra magnificentia in talibus novitatibus facere dignabitur, super eo me velitis scriptotenus per exhibitorem presentium continuo informare Iodocus. Oder: Amabilis frater, singularis mi amice karissime, intellexi in uestris literis, quod in permutatione illa, quam mecum in beneficiorum translatione consumare proponitis, propter bullarum mearum defectus, aliquod futurum periculum formidatis. Ideo rogito, ut ante nativitatem domini proximam ad videndum bullas meas veniatis in Brunam, nam officialis Olomucensis Episcopalis curie, magister S. et totum Olomucense Capitulum vos super eo informabunt distinctius, quod absque omni formidine mecum poteritis, eo quod mecum est dispensatum a Sede Apostolica, permutare. Ceterum vellem mortem eligere, quam vos defraudare in eo, quia michi in eo magis procul dubio periculum immiineret. Et ego vos in Bruna interim personaliter exspectabo. Insuper misissem vobis transsumptum bullarum, sed

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eas pro tunc in Bruna non habui, nam eas in Olomuc obtineo reservatas. Aus diesem Theile liegen 57 von mir genommene Kopien im Landesarchive zu Brünn.

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IV. Theil (fol. 135-142). Formulae obligationum et privilegiorum," für unsere Geschichte ohne Werth. Noch auf fol. 142 und 143 sind einige deutsche und lateinische Gebete einer dritten Hand, dann einige leoninische Verse und endlich eine Note einer italienischen Schrift sec. XV. „Gisco (Žižka) bohemus, cecus dux hereticorum, in verona (Beraun) civitate bohemie, milites et nobiles quadringentos in uno horreo combussit, inter quos fuit cobli (sic) miles insignis monoculus, qui in foro Iulii bellando perdiderat oculum, et hic multum inproperauit (improbravit) Gisconi, quod talia faceret et libenter martyrium tulit, et tunc quinquaginta doctores et sacerdotes in vna stuba, qua detinebantur, suffocati sunt et inventi sunt mortui manibus elevatis ad coelum etc." Die letzten 4 Blätter (fol. 144-147) nehmen einige Sprüche und leoninische Verse ein. Der Codex scheint schon im 16. Jahrhunderte in die Vaticana gekommen zu sein; er trägt auf dem ersten Blatte die Aufschrift: Inferius in pluteo XI. bibl. magnae reservatur apostolicae also vor den Benennungen, welche jetzt die einzelnen Theile der Bibliothek tragen. Der weisslederne Einband ist aus den Zeiten Pius VI. 1)

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') In der Palatina sind: Nr. 776. Regulae cancellariae imperatoris Karoli V. Nr. 1798. Formulare epistolarum, zum Gebrauche des Pfalzgrafen sec. XVI. Nr. 1801. Berardi Dictamina. Viel über Friedrich II. Cod. bibl. Vatic. Nr. 3977 enthält gleichfalls die Dictamina Berardi de Neapoli, reich an Briefen Innozenz' III. IV. und Anderer, besonders Urban's IV. und Klemens' V. Ein grosser Theil dieser Briefe findet sich auch vor im Cod. bibl. Vallicell. Sig. C. Nr. 49. Als eine Rarität zeigt man dem Fremden das Breviarium Mathiae regis Ungariae a Martino Antonio presbytero pridie Kal. Novemb. 1497. transcriptum. Die daselbst angebrachten Miniaturen, so wie das ganze in Italien, wahrscheinlich in Florenz, wo der König vier Abschreiber unterhielt, zu Stande gekommene, 777 fol. in gr. 4. zählende Brevir geben einen Beweis von der damaligen hohen Vollendung der Schreib- und Malerkunst, und von dem gebildeten Geschmacke des ungarischen Augustus, der einen solchen Codex gewiss um einen enormen Preis hat verfertigen lassen.

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Unvergesslich bleiben mir die Tage vom 8. bis 13. Juni, die ich in Monte Casino, in dieser Wiege meines h. Ordens, umgeben von frommen und gelehrten Mitbrüdern, zubrachte. Italiens begeisterter Geschichtsforscher, L. Tosti, empfing mich an der alten Klosterpforte, als ich in Gesellschaft des sinnigen Dichters P. Gallus Morell, Benediktiners von Maria Einsiedel in der Schweiz, von s. Germano aus in dieses wahrhaft königliche Gebäude eintrat. Noch am selben Tage meiner Ankunft war ich durch Don Kalefati in das mit Benediktinerfleiss geordnete und nette Klosterarchiv eingeführt, welches, wie überhaupt alle Klosterarchive im Neapolitanischen, als Staatsgut angesehen und verwaltet wird, und daher mit dem Central-Staats-Archive in Neapel in der engsten Verbindung steht. Hier, in Neapel, liegen die vollständigsten Repertorien aller im Reiche anzutreffenden Archive, und geben somit dem Forscher die Möglichkeit, in Neapel sitzend, den ganzen handschriftlichen Schatz des Königreichs überblicken zu können eine Einrichtung, die Preussen und Frankreich mit so gutem Erfolge durchzuführen streben.

Ueber die Anzahl der M. Casino Mss. und ihre Kataloge gibt Greith in seinem Spicil. Vatic. S. 27. so richtige Kunde, dass wir nichts besseres thun können, als seine Worte zu wiederholen. Er sagt: „Die Handschriften-Sammlung zu Monte Casino enthält im Ganzen 795 Bände, worunter 490 Pergamenthandschriften und 305 Papiercodices sich befinden, die sämmtlich in einem Hauptkataloge von 8 Bänden in fol. beschrieben werden. Die ersten sechs Bände bilden das Inventarium, worin die Mss. von der ersten bis zur letzten Nummer nach ihrem Alter, Inhalt, Verfasser, Schrift u. s. w. bezeichnet und mit bibliographischen Notizen über die Ausgaben, Vergleichungen und Benützungen u. s. w. beleuchtet werden. Der siebente Band enthält einen alphabeti

schen Katalog über das ganze Inventar, und der achte ein Repertorium zu bequemerer Auffindung der Handschriften im Armarium. Von diesem Katalog hat Montfaucon in seiner Bibliotheca (I. p. 215. sqq.) 533 Nummern bekannt gemacht, und was dieser zurückliess, ist in Blume's Bibliotheca Mss. italic. (p. 219-225) nachgenommen worden." Noch umständlicher spricht über M. Casino's handschriftlichen Schätze Blume in seinem Iter italic. Bd. IV. S. 69-85. Als Ergänzung dient Pertz's Archiv V. an vielen Stellen und Mai's Spicil. Roman. Tom. V. p. 221–237, wo ex catalogo Codicum Casinensium", ein ziemlich genügendes Verzeichniss der Handschriften aus den Tagen Paul's II. (1464 bis 1471) anzutreffen ist. Ich richtete mein Augenmerk vorzüglich auf zwei Handschriften, nämlich auf die von Pertz im Archiv V. S. 135-143 angezeigte Vita s. Venceslai, und auf die Vita Passio et Translatio s. Clementis P. M. in der Hoffnung, in dieser letzteren Legende Nachrichten über ss. Kyrill und Method zu finden. Daher

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1. Cod. Ms. Memb. 4. sec. XII. Folia 135. Titel: Tractatus Laurentii et Leonis, Episcopi Ostiensis, monachorum Casinensium. Sig. Nr. 413.

Pertz nennt 1. c. die Schrift, in welcher der gut erhaltene Codex geschrieben ist, die longobardische Minuskel; Bethmann bezeichnet sie als beneventanische Schrift; ich würde sie, da sie hauptsächlich in M. Casino ihre Ausbildung erhielt und fast durch drei Jahrhunderte in ihren Grundzügen sich gleich blieb, die M. Casinesische nennen. Die in M. Casino im 10., 11., ja noch in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts geschriebenen Codices tragen einen unläugbaren Stempel einer und derselben Schule 1). Ja sogar die äussere Ausstattung der Codices, besonders das beliebte Quart-Format, blieb sich durch alle diese Jahr

1) Um annäherungsweise den Charakter dieser Schrift dem Leser vorzuführen, verweise ich auf das facsimile Registri Iohannis pp VIII. welches Palacký seiner ital. Reise beilegte. So wie dieses, so beinahe sind die Codd. in M. Casino aus den obgenannten Jahrhunderten geschrieben.

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